Leser fragen – Experten antworten
Der Gynäkologe 10•2000764
Frage
■ Wie können die klimakterischen Be-schwerden einer 64-jährigen Patientinmit Hypertonie (Medikation: Diovan®,Wirkstoff Valsartan), kleinem Uterusmyomatosus und Vagina-Sicca-Syndromsowie einem intrazerebralen, nicht ope-rablen Hämangiom behandelt werden?
Ist eine Therapie mit Östrogenen,wie sie momentan durchgeführt wird(0,3 mg konjugierte Östrogene +1 mgNETA) kontraindiziert, insbesondere imHinblick auf ein mögliches Hochrisikofür ein Hämangiom?
Antwort
Aufgrund der klimakterischen Be-schwerdesymptomatik sowie des Vagi-na-Sicca-Syndroms ist prinzipiell eineSubstitutionstherapie indiziert. Diemöglichen Probleme ergeben sich ausden zusätzlichen Erkrankungen der Pa-tientin:
Begleiterkrankung Hypertonie
Bei der Hypertonie, die suffizient mitAntihypertasiva eingestellt ist, bestehtgrundsätzlich keine Kontraindikationgegen den Einsatz von Östrogenen undGestagenen im Rahmen der hormonel-len Substitutionstherapie. Der protekti-ve Effekt von Östrogenen auf das Gefäß-system kann hier sogar günstig wirken.Allerdings ist zu erwähnen, dass dieseSchutzwirkung bei einer Dosis von
0,3 mg konjugierten Östrogenen nichtzu erwarten ist. Hier sind Dosen vonmindestens 0,6 mg konjugierten Östro-genen erforderlich.
Vagina-Sicca-Syndrom
Das Vagina-Sicca-Syndrom kann zwarauch durch eine systemische Therapiemit Östrogenen behandelt werden,suffi-zienter ist aber häufig die lokale Gabevon Östrogenen.Hier orientiert man sicham besten an der klinischen Symptoma-tik durch die eingesetzte Therapie.
Uterus myomatosus
Ein Uterus myomatosus stellt grundsätz-lich keine Kontraindikation gegen eineHormonsubstitution dar. Zwar könnenÖstrogene einerseits das Wachstum vonMyomen begünstigen,andererseits wur-de eine Größenreduktion auch nachGestagengaben beobachtet. Der Einflussvon Sexualsteroiden auf das Myom-wachstum wird häufig überschätzt. Beider hier eingesetzten Kombinationsthe-rapie sind keine Probleme zu erwarten.Eine Überwachung der Myomgrößekann im Rahmen der üblichen Vorsorge-untersuchung sonographisch erfolgen.
Zerebrales Hämangiom
Es gibt keine systematischen Untersu-chungen bei postmenopausalen Frauenzum Rupturrisiko von zerebralen Hä-mangiomen unter einer Hormonsubsti-
tution. Daher kann die Beantwortungdieser Frage nur auf theoretischen Über-legungen basieren. Grundsätzlich kön-nen Östrogene die Neoangionese unter-stützen. Anderseits wurde beschrieben,dass die Neoangionese durch Gestagenereduziert wird.
Derzeit gibt es keine wirksame Stra-tegie zur Behandlung von Hämangio-men, die auf dem Entzug von Sexualste-roiden bzw. der Blockade ihre Wirkungberuht. Es ist nicht zu erwarten, dass diebei dieser Patientin eingesetzte, niedrigdosierte Substitutionstherapie einen un-günstigen Effekt auf das zerebrale Hä-mangiom hat. In jedem Falle sollte dasHämangiom durch geeignete bildgeben-de Verfahren überwacht werden.
Fazit
Insgesamt ergibt sich somit bei dieserPatientin keine Kontraindikation gegeneine niedrig dosierte Hormonersatzthe-rapie.
Leser fragen – Experten antwortenGynäkologe2000 · 33:764 © Springer-Verlag 2000
O. OrtmannKlinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lübeck
Therapie klimakterischer Beschwerden bei Vagina-sicca-Syndrom und intrazerebralem Hämangiom
Prof. O. OrtmannKlinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,Universität Lübeck,Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
Redaktion:K. Diedrich, LübeckM. Ludwig, Lübeck
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