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Page 1: Toll, schön, wunderbar

Publikation: tbhb Pagina: 18 Ist-Farben: cmyk0Ressort: tb-zo Erscheinungstag: 16. 4. 2012 MPS-Planfarben: cmyk

MONTAG, 16. APRIL 2012 zoom 18

HIN UND WEG

spontanMarkus Bischof lotet in sei-nem Piano Trio die klang-lichen Fähigkeiten seinesFlügels aus. Wie das tönt, istheute in Flawil zu hören. MitMarkus Bischof stehen Diet-mar Kirchner (Kontrabass)und Andreas Wettstein(Schlagzeug) vor dem Publi-kum. Pianist Bischof hat einelange musikalische Reisehinter sich: Erst nach einerklassischen Ausbildung zumPianisten hat er sich demJazz geöffnet, den er nun inberührenden Konzertenzum besten gibt.Mo, 20.00, RestaurantPark, Flawil

merkenWer für einmal nicht nurMusik konsumieren, son-dern selber singen will, istam Mittwoch in George’s Baran der richtigen Adresse. ImRahmen einer Karaoke-Show singen Gäste des Lo-kals für andere Besucher.Auch wer nicht ganz sotalentiert ist wie mancherTeilnehmer einer Casting-show, darf ans Mikrophon.Mi, 20.00, George’s Bar,Herisau

Mit Brian Blade gastiert einJazzschlagzeuger in St.Gal-len, der schon mit HerbieHancock, Wayne Shorter,Bob Dylan und Norah Jonesgespielt hat. Der 42-Jährigekann aber auch singen, wieer auf seinem 2009 erschie-nenen Singer-Songwriter-Album «Mama Rosa» bewie-sen hat. Diese Folk- undCountrysongs sind dennauch am Konzert von Mitt-woch zu hören.Mi, 21.00, Palace,St.Gallen

Bild: Urs Jaudas

NACHTSICHT Samstag, 23.05 Uhr, Carpe Diem, Jazz Meets Salsa, St. Gallen

INTERNETTES

Unkompliziert reisenGestern London, heuteShanghai, morgen Santiagode Chile. Geschäftsreisendetingeln um die ganze Weltund sind meistens in Eile.Was tun, wenn das Meetingbereits in einer halben Stun-de beginnt – aber am ande-ren Ende der Grossstadt?Der Businessmann steht amStrassenrand, wartet auf einTaxi. Die wenigen Gefährte,die vorbeiziehen, sind be-setzt. Und bei der Hotline istkein Mitarbeiter frei. Nurnoch zwanzig Minuten biszur Sitzung… In solchenMomenten hilft das App My-Taxi weiter. Damit lässt sichdas nächstgelegene, zur Ver-fügung stehende Taxi eruie-ren und bestellen.

Ist das Problem mit demTaxi behoben, naht schondie nächste Schwierigkeit.Das Flugzeug ist verspätet.Mit dem App FlightTrack be-

merkt der Reisende solcheZwischenfälle frühzeitig –und er kann einen Terminrechtzeitig absagen oderverschieben. Wer unterwegsimmer wieder E-Mails vonBerufskollegen und Kun-denanfragen beantwortenmuss, freut sich überden Wifi-Finder. Das Appverzeichnet über 500000Wifi-Hotspots weltweit. Sokommt man ums Suchenherum. Und auch um dieRoaming-Gebühren. (dbu)

EINSCHALTEN

Erfindungenohne Nutzen

A nti-Apartheid-KämpferNelson Mandela ist über90. Doch wie alt ist er ge-

nau? Hat man früher nach einemNachschlagewerke gegriffen, sosetzt man sich heute an denComputer und surft im Internet.Nach ein paar Klicks weiss man:Nelson Mandela wird am 18. Juli94 Jahre alt.Viele Menschen kommen heutenicht mehr ohne das World WideWeb aus. Handy, ABS, Airbag,Computertomographie, Herz-schrittmacher: Sie alle sind wei-tere Beispiele für den techni-schen Fortschritt. Doch nicht alleNeuerfindungen haben so gutabgeschnitten. Und eben diesenwidmet sich eine Sendung auf3sat. Moderator Gert Scobel prä-sentiert «Die 20 grössten Fort-schritt-Flops». Dabei handelt essich um Erfindungen, die lautden Zuschauern unnütz sind. Aufder Liste stehen etwa Asbest,Atomkraft, Biosprit, Magnet-schwebebahnen und Wärme-dämmung. Prominente undExperten kommentieren die Er-gebnisse der Zuschauerabstim-mung. Was ist der Preis für Fort-schritt? Auch dieser Frage gehtdie Sendung nach. (dbu)

3sat Die 20 grösstenFortschritt-Flops, heute Mo,20.15

Trendige Mode.

Musterwohnung.

Shrimps-Salat, wie vom Chefkoch.

Teppich wie aus dem Magazin.

Das UnternehmenIm März 2010 hat ein Trio imkalifornischen Palo Alto Pin-terest (eine Kombination aus«pin» und «interest») aufge-schaltet. Heute zählt das hin-ter Pinterest stehende Unter-nehmen Cold Brew Labs30 Mitarbeiter. Ein Grün-dungsmitglied hat die Firmasoeben verlassen, doch dasscheint der Beliebtheit derPlattform keinen Abbruch zutun. Das Social-Media-Netz-werk gehört laut Experten zuden am schnellsten wachsen-den Web-Angeboten. Inves-toren haben 38 MillionenDollar in die Firma gesteckt.Bisher wirft sie laut «FinancialTimes Deutschland» keinenUmsatz ab. (dbu)

Bilder: pinterest.com

Luxustasche.

Toll, schön, wunderbarAufstrebend Unter den Social-Media-Plattformen gibt es einen neuen Star:

Pinterest.com – eine Internetseite für die schönen Dinge des Lebens. Diana Bula

Schere, Leim und Mode-zeitschriften: Diese Uten-silien hat man als Teen-ager bereitgelegt, um sich

eine Traumwelt zu schaffen. Manschnitt Silhouetten, Gegenständeund Buchstaben aus, versah siemit ein paar Tropfen der weissenFlüssigkeit und klatschte sie aufein Blatt Papier. Fertig war das Kle-bewerk, bestehend aus Visionenund Wünschen.

Gleichgesinnte aus Manila

Solche Collagen haben ausge-dient. Heute bastelt man sichseine Traumwelt im Internet. AufPinterest.com. An virtuellen Pinn-wänden lässt sich alles anbringen,was gefällt. Ein Haarschnitt,Wohndekor, Gerichte, Hotels, Tie-re, Outfits. In einem Selbstversuchbringe ich ein Foto von einer Bast-tasche an. Wenige Minuten späterdrückt jemand am anderen Endeder Welt den Like-Button. Einejunge Frau aus Manila hat Gefal-len an dem Bild gefunden. DiePhilippinin geht noch weiter. Siere-pinnt das Foto – und schonhängt «meine» Tasche auch anihrem Steckbrett.

Die schönen Dinge, die man imInternet entdeckt, mit anderenteilen: Das will Pinterest ermögli-chen, wie es auf der Internetseiteheisst. «Und wenn man ähnlicheDinge mag, findet man sich viel-leicht auch grundsätzlich sympa-thisch», sagt Manuel P. Nappo,Leiter Fachstelle Social Media Ma-nagement an der Fachhochschulefür Wirtschaft Zürich (HWZ).Doch Freunde kann man auf Pin-terest – anders als auf Facebook –keine sammeln. Dafür Followerswie auf Twitter. Stimmt die Che-mie und will man den Kontaktvertiefen, rät Nappo, auf Mail oderFacebook auszuweichen.

Lieber Bilder als Worte

Nappo gehört zur Pinterest-Gemeinschaft. Am Anfang habe ersich schwer getan, Bilder für diePinnwände zu finden. Pinterestsei ein «sehr schönes» Portal. Dawolle er nur «ästhetische, coole»Fotos online stellen, um nicht ab-zufallen, sagt er. Anderen Usernscheint es gleich zu gehen. Zwarfindet man auf Pinterest viele

Fotos von Alltagsdingen, aber nurvon solchen in exklusiver Auf-machung. Designer-Bücherge-stelle, ein Tomaten-Shrimps-Sa-lat. Ein normaler Blattsalat schafftes wohl nicht auf Pinterest.

Und plötzlich sticht das Berg-gasthaus Äscher beim Wildkirchliins Auge. Eine Frau aus Kalifor-nien hat es an ihr Steckbrett gehef-tet. «Da will ich leben», «love it»,«phantastisch» lauten die Kom-mentare. Wenig Worte, viele Bil-der: Die Online-Ästheten setzenlieber visuelle Akzente als verbale.

Sabrina, Donna, Anne – und Jose

Das attraktive und einfach zubedienende Portal spricht mehr-heitlich das weibliche Geschlechtan. Die hohe Frauenquote zähltlaut Nappo zu den Vorteilen vonPinterest: «Frauen sind für die

Kommunikation zuständig. Sieliefern weiche Fakten und Emo-tionales. Männer tauschen sach-liche Informationen aus, was we-niger spannend ist und wenigerneue User generiert.»

Klickt man sich durch die be-liebtesten Pins, tauchen Namenwie Luana, Anne, Vanessa Chris-tine, Sabrina, Donna und Karaauf. Dazwischen gelegentlich einMann, etwa Jose (er mag das Bildvon Natalie Portman), oder Andy(er liebt Highheels an Frauen). Inder Kategorie Männerbekleidunghingegen tummeln sich ganz vielemännliche User. Und sie stehenden Frauen bezüglich modischemGespür in nichts nach.

Inserate sucht man auf Pinte-rest vergeblich. Werbung machendie User selber. Indem sie Fotosvon Artikeln aus Webshops hoch-

laden; dabei entsteht automatischein Link zu jener Seite. Und genauso verdient das kalifornische Un-ternehmen Cold Brew Labs, dashinter dem aufstrebenden sozia-len Netzwerk steht, Geld. Die Mit-arbeiter ändern die Links so ab,dass sie auf Pinterest verweisen.Die Folge: Kauft jemand ein ge-pinntes Produkt ein, erhält dassoziale Netzwerk laut Fachzeit-schriften eine Kommission. Pinte-rest verneint das nicht, kommuni-ziert es aber auch nicht offensiv.

Der Programmcode

Und noch einen Haken hat alldas Schöne. Da die meisten Nut-zer nicht selbstgemachte Fotos,sondern Bilder aus dem Internetverwenden, stellen sich urheber-rechtliche Fragen. Schliesslich hatman den Fotografen vor dem Pin-nen nicht um Erlaubnis gefragt.Pinterest muss deswegen Kritikeinstecken und hat reagiert. Un-ternehmen, die ihre Bilder nichtfür die Steckbretter hergeben wol-len, können einen Programmcodeherunterladen. Gerät man auf dieHomepage eines solchen Anbie-ters, erscheint die Meldung: «Sor-ry, hier gibt es keine pinnbarenFotos.» Und so machen sich dieOnline-Ästheten auf die Suchenach anderen Trouvaillen, mit de-nen sie die Pinterest-Gemein-schaft beeindrucken können.

Schöne Töne

…Es gibt Lieder, die stimmeneinfach, die sind perfekt fürden Moment…

Im Lift der Kantonsschule AmBurggraben teilte mir ein Musik-lehrer unlängst mit, meine «Schö-nen Töne»-Auswahl würde immerabgedrehter. Es sei frustrierend,dass er keinen der Titel mehrkenne… Nun, da hau ich dochgleich noch einen drauf: Auf demposthum erschienenen Doppel-album «Anthology» aus dem Jahr1972 sind diverse eindrücklicheAufnahmen mit dem Slide-Gitar-risten Duane Allman (*1946 inNashville, Tennessee, †1971 inMacon, Georgia) zu hören. EtwaWilson Picketts Version des Bea-tles-Klassikers «Hey Jude» undAretha Franklins energische Inter-pretation des Songs «The Weight».Doch kein Song des Duane-All-man-Doppelalbums hat mich soberührt wie «Please, Be With Me».Scott Boyer hat das Lied geschrie-ben und 1971 mit Cowboy, mitDuane Allman in einem AlternateTake, für das Vinyl-Album «5’llGetcha Ten» eingespielt. Wenigspäter entdeckte ich den Songauf dem besagten Doppelalbum.Boach, wann habe ich diese Schei-be nicht aufgelegt? Ich erinneremich an unzählige Turntable-Si-tuations: An der Heinestrasse, derRosenbergstrasse, der Warten-steinstrasse, der Blumenaustrasse,der Rorschacherstrasse und jetztan der Krüsistrasse… Überall spie-le ich ein- bis zweimal im Jahr die-sen genialen Song: «Please, BeWithMe». Dieser Song hat es mir ange-tan. Für mich ist er unsterblich.Cowboy: «Please, Be With Me»5’ll Getcha Ten, 1971

Florian Vetsch

Hippes Reiseziel: Indien.