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gen und verdeckten Bereichen lassensich meist nicht wirtschaftlich und voll-ständig aushärten. Dort, wo UV-Lichtnicht in ausreichender Intensität auf-trifft, härtet der Lack nicht aus. Aus derLiteratur ist bekannt, dass große Kon-zerne an UV-Klarlacken für die Auto-mobilindustrie arbeiten. Eine solchePraxisanwendung ist mir allerdingsnoch nicht bekannt. Wir hingegen set-zen eher auf die Beschichtung kleinerBauteile mit hoher Stückzahl.

Es heißt, dass sich kräftige Gelb-und Orangetöne nur schlecht mitUV-Lacken realisieren lassen.Gleiches gilt für matte Ober-flächen. Gibt es inzwischenLösungsansätze?

Grundsätzlich schneiden UV-Lackehier schlechter ab als beispielsweiselösemittelhaltige Lacke. Das ist nachwie vor so. Die Photoinitiatoren, alsojene Substanzen, die die Polymerisati-on unter UV-Bestrahlung einleiten,absorbieren vor allem im gelben undorange-roten Wellenlängenbereich.Das behindert die Aushärtung. Dochauch hier geht die Entwicklung weiter.Durch neue Rohstoffentwicklungenund neue Lackrezepturen sind in die-sem Farbtonbereich Problemlösungenmöglich. Matte UV-Lacke lassen sichdurch Walzen realisieren. Für dasHeißspritzverfahren gibt es vielver-sprechende Ansätze, mit denen manmattere Oberflächen erreichen kann.An diesen Themen wird mit Hoch-druck gearbeitet.

Gibt es weitere Herausforderun-gen?

Selbstverständlich. Wir verfügeninzwischen über eine breite UV-Lack-Palette, werden durch unse-re Kunden aber immer wieder vor neueHerausforderungen gestellt. So gibt esbeispielsweise noch Haftungs- undBeständigkeitsprobleme, wenn ver-schiedene Metalle in einem Aggregatverbaut und mit UV-Lack beschichtetwerden sollen. Aber – wir entwickelnweiter. Tim Schröder

Keine Frage: UV-härtende Lackesind unerhört schnell. Sie verfes-

tigen sich innerhalb von Sekunden;eine einzigartige Eigenschaft, die dieSubstanzen vor allem für Fließband-produktionen mit hoher Stückzahlgeeignet macht. Der Lackierprozessdauert oftmals inklusive Aushärtungnur knapp eine Minute und ist damitso schnell, dass er sich in die Fließ-bandproduktion einklinken lässt – dieLackierung läuft „in line“ ab.

UV-Lacke wurden in der Vergan-genheit vor allem zur Veredelung vonHolzoberflächen genutzt. Erst seitknapp zehn Jahren gibt es Rezepturen,die auch auf Metalloberflächen haften.Bereits zu Beginn der 1990er Jahrebegann die Schiemann-IndustrielackeGmbH & Co KG in Hannover mit derEntwicklung von UV-Lacken fürMetalloberflächen. 1994 kam derDurchbruch: Das Unternehmen brach-te als erste deutsche Firma für einenAutomobil-Zulieferer einen UV-Lackzur Beschichtung von Hydraulikventi-len auf den Markt.

1994 haben Sie erstmals ein Seri-en-Produkt mit UV-Lack beschich-tet. Wo stehen Sie heute?

Der Markt für UV-Lacke ist stetiggewachsen. In diesem Jahr wird sichder Anteil der UV-Lacke an unseremGesamtumsatz erstmals auf etwa 25Prozent belaufen – nach den lösemittel-haltigen Lacken mit rund 40 und denHydro-Lacken mit rund 30 Prozent.

Wie erklären Sie sich diesenErfolg?

Die Lackierung mit UV-Lacken istverglichen mit anderen Systemen deut-

lich wirtschaftlicher: Sie spart Platz,Zeit und Energie. Eine herkömmlicheAnlage für Lösemittellacke beispiels-weise benötigt inklusive Abdunst-,Einbrenn- und Kühlzone rund 180Quadratmeter, die UV-Anlage gerademal 12 Quadratmeter. Da beim UV-Lack Abdunsten sowie Kühlung ganzentfallen und die direkte UV-Strahlungsehr effektiv ist, spart man eine MengeEnergie. Die Verarbeitung erfolgt inder Regel im Hochdruck-Spritzverfah-ren, bei dem sich der Overspay auffan-gen und wieder verwerten lässt. Da dieSubstanzen nicht flüchtig sind, bleibtder Lack unverändert. Er ist damitrecyclingfähig und bietet theoretischeine hundertprozentige Ausbeute. Dasmacht das UV-Lackieren interessantund den noch deutlich höheren Lack-Preis schnell wett.

Der größte Vorteil liegt aber sicherin der extrem schnellen Trock-nung.

Richtig. Wo es auf schnelle Taktra-ten und hohe Stückzahlen ankommt,eignet sich das Verfahren besonders.Etwa die Hälfte unserer UV-Lack-Pro-duktion geht an die Autozulieferindu-strie. Inzwischen existieren Lacke, mitdenen sich Bremstrommeln und -scheiben, Gehäuse von Elektromoto-ren, Dieselpumpen oder diverseUmform- und Gießereiproduktebeschichten lassen – je nach Bedarfkratzfest, korrosions- oder lösemittel-beständig. Unser Labor stellt dafürLacke nach Maß her. Auch für dieEndloslackierung von Rohren eignetsich das Verfahren besonders gut – beiBandgeschwindigkeiten von bis zu 150Metern pro Minute liegt die Aushärte-zeit unter einer Sekunde.

Trotz der Vorteile machen die UV-Lacke bisher nur ein ViertelIhres Umsatzes aus. Es gibt alsoGrenzen?

Sicher – einfach deshalb, weil sichfür bestimmte Anwendungen her-kömmliche Verfahren besser eignen.Große Bauteile mit Hinterschneidun-

UV-Lacke nach MaßDie Industrie setzt zunehmend UV-Lacke ein. Dietbert Korge, Technischer Leiter bei Schiemann-Industrielacke in Hannover, ziehtim folgenden Interview eine Zwi-schenbilanz und gibt einen Aus-blick auf künftige Entwicklungen.

L A C K E