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Biographische Skizzen yon Car l F r i e d r . v. L e d e b o u r m~d yon Z u c c a r i n i finden sich in v. M a r t i u s Erinnerung an Mitglieder der math.-phylosophischen Klasse der kOnig. Baier'schen

Akademie der Wissenschaften zu Mtincben. Jede vorgetragen in der i~ffentlichen Sitzung zur Feier des Akademie-Secular-Festes am ~9. Miirz 1859.

Vereine, Gesellschaften, AnstaJten.

In der Sitzung der k: k. zool.-botanischen Gesellschaft am 8. August besprach O. L. G. R. N e i I r e i c h die Vegctations-Verh~ilt- nisse der aafzulassenden Festungswerke Wiens (Bastei, Stadigraben, Glacis, Linienwall), welche dtlrch das massenhal'te Aufireten einiger sonst in Deutschland sellener Pfianzen (Atriplex laciniata, Podo- spermum Jacquinianum, Salvia sylvestris, Lepidium Draba) so wie durch das obschon manchmal nur vereinzelte Vorkommen panno- nischer Gewiichse (Crepis setosa, Xanthium spinosum, Lepidiura perfoliatum, Cerastium anomalum, Astragalus s~tlcate~s u. s. w.) in pflanzengeographischer Beziehung you hi~herer Bedeutung erscheinen und besonders ftir die Zukunft, wenn diese Flora den Streichen der Kultur erlegen sein wird, wehmiithige Erinnerungen erwecken diirften. Dcr Sprecher geht hierauf zu einer pfianzengeschichtlichcn Rchilderung der Festungswerke yon Wien tiber, zeigt deren ~he- malige viel griissere Ausdehnung und ihre der Entwicklung des Pflanzenlebens welt mehr zusagende Beschaffenheit, da besonders die frtihern aus Erde gebildetcn breiten Brustwehren einen grossen Pfianzenr~ichthum beherberg[en, und die Wien noch wasserreich und Inselu bildend eine stattliche Smnpfflora nach sich zog. Durch die yon Napoleon im Jahre iS09 befohlerm Sprengung eines grosscn Theils der Festungswerke erlitt die Flora Wiens die erste gewal- tigc Umwfilzung, noch nachtheiliger wirkle abet auf dieselbe der in den ,lahren IS lT- -~6 nach einem veriinderten S~-steme ausge- ffihrte Wiederaufbau ein, da alle Vor- und Erdwerke beseitigt, die Brustwehren sfimmtlich abgetragen, der Stadtgraben tiberal[ trocken gelegt und die Glacisrfiumc jenseits der Esplanadestrasse nach und nach verbaut wurden. So sank die Vegetation mit jedem Jahrzehent auf ein geringeres Mass herab, undes ist in der That staunenswerth, wie Bin SO trockener~ alien erdenklichen Unbilden ausgesetzter, yon der Kultur mehr misshandelter als befruchteter Boden wenigsiensim Fr[lhlinge und in nassen Jahren eine solche Menge gese!tig wach- sender Pflanzen und einen theilweise tippigen Graswuchs hervor- bringen k(inne. Der Vortragende kommt nun auf die eigentliche Vegetationsbeschaffenheit der Festungswerke Wiens, so wie sie bis zum Jahre t858, in welchem die Demolirung beganu, bestanden stud. Indem er deren Flora in jene tier Basteien, des Stadtgrabens, des Glacis und der Linienwiille eintheilt~ schickt er yon jedem diescr

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4 Gebiete eine i~rtliche Beschreibung voraus und schildert dann die Vegetationsverhiiltnisse derselben. Die Basteien bieten dem Botaniker blos einige Flechten und Mauerphanerogamen dar, nur Pertulaca oleracea und Antirrhin~m majus werden als bemerkenswerlh ange- ftihrt. Der Sladtgraben bildet nut einen Theil der Glacisflora, ist an Pflanzen firmer als diese~ und in neuester Zeit sehr herabge- k0mmen, doch wurden ehemals Ceniaurea solstitialis, Helminthia echioides , Glaucium corniculatum , Dianthus superbus daselbst ge- funden. Das auf LiSss und Mauerschutt angelegte Glacis liefert zur Fortificationsflora Wiens den reichsten Beitrag, yon Griisern und ge- wiihnliehen Steppenpflanzen massenhaft bedeckt, tauchen tiberall, bald h~iufig bald sporadisch und vortibergehend, die letzten Posten der pannonischen Flora auf, und finden hier ibre westliche Grenze. Die Linienwfille~ derzeit griisstentheils verbaut, weisen nurmehr Spuren ihrer einst viel ergiebigerenHtige!vege[ation auf, lassenaber noch immer den Zusammenhang mit der Flora des benachbarten Laaerberges erkennen~ wie dies dasVorkommen von Hesperis tristis und Linum austriacum beweist. Ein Verzeichniss der auf den eben besprochenen Festungswerken beobachteten Pflanzen schliesst den Vortrag. Unter diesen sind nebst den bereits erwfihnten E~luisetum ramosum, Stipa capillata~ Eragrostis poaeoides, Lolium ilalicum, Carex stenophilla ~ Kochia scoparia, Plantago maritima, Achillea setacea, Centaurea Calcitrapa, Tragopogon major, Hieracium Pilo- sella-praealt~zm, Ma~:rubium peregrinura, Eryngium planum, An- thriseus vulgaris, Sisymbrium Loeselii et pannonicum, Erysimum canescens ~ Conringia orientalis ~ Alyssum minimum ~ Euclidium sy- riacum, Myagrum perfol/atum, Bunias Erucago, Silene viscosa, Polentilla inclinata, Medicago minima, Trigonella monspeliaca, Astragalus asper besonders hervorzuheben. - - Dr. A. K e rn e r , . welcher "cot mehreren Jahren dutch die Entdeckung eines unbe- kannten Weiden-Bastardes (S. Wimmeri Kern . ) angeregt, dieser Gattnng seither sein besonderes Augenmerk zuwendete, legt nun eine Monographie dernied.-iSsterr. Weider~ nebst den dazu gehSrigell Be"legen fiir das Herbar der Gesellschaft vor. In dieser Monographie werden 20 Arten und 33 Hybrid2n (darunter 5 neue) beschrieben. In der Begrenzung der einzelnen Arten wird sich darin an die Ansichten W i m m e r's gehalten, ausgenommen bei Salix repens und S. rosmarinifolia, welche der Autor als eigene Arten zu be- tl'achten sich geniithigt fand. Der Beschreibung jeder Art werden genaue Messungen beigefOgt. Als wichtiges Resultat dieser Unter- suchungen stellte sich heraus, dass die absolute Masse bei Salix sehr variiren, wfihrend die relativen Griissen-Verh~iltnisse einzelner Theile sehr constant bleiben. Was die Synonymen anbelangt~ so sind yon den iilteren fast nur die Ho st'schen benfitzt da die bei den Autoren herrschende Verwirrung, selbst bei Berufung auf Original- Exemplare as nicht leicht miiglich machte. Von den Namen der neueren Autoren sind nur solche angeftihrt, deren beztigliche Exemplare verglichen werdenkonnten, wie jene ~ e i l r e i c h ' s u n d

Oesterr. Botan. Zeitschrift 1859. 9. Heft. ~

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W i m m er's. Endlieh wurden jene yon F r i e s nach dessert tier- barium normale angeft~hrt. Als Ursaehe der Yerwirrung werden die Bastarde und der Formenreiehthum der einzelnen Arten bezeichnet~ welch' letzterer vorzt'lglieh auch durch die geognostische Unterlage bedingt erseheint, wie dies z. B. bei S. Jllyrsinites und S. Jaequi- niana, bei S. serpillifolia und S. retusa (Sehiefer- und Kalkform) der Fall ist; auch tragen dazu die klimatischen Verhiillnisse bei, Woftir ein Beispiel in S. silesiaca und grandifolia vorliegl, und ein iihnliches in S. repens und rosmarinifolia, yon welchen man erslere im Norden als iiquivalent der stidlichen S. rosmarinifolia betraehten kann. I~achdem der Vortragende die Nothwendigkeil, die Bastards in der systematisChen Botanik zu berticksieh[igen hervorhob~ be- spraeh er die ve~sehiedenen bisher tiblieh gewesenen Methoden zur Bezeiehnung der Baslarde, unter welehen er jene Gr e n i er's als die vorztiglichsts in seiner M0nographie in Anwendung gebraeht hat.

J . J .

- - In einer Sitzung der kais. A k a d e m i e tier W i s s e n - s c h a f t e n math.-naturwissenschaftlicher Klasse am t4. Juli legle Prof. U n ge r der Klasse eine fur die Silzungsberichte besfimmte Abhandlungunlerdem Titeh ~Die P f l a n z e n des a l l e n Egyp~ t e n s" vor, und bespricht den Hauptinhalt desselben. Die Zahl der auf alten Mohumenten, auf verschiedenen Kunstgegenst~ndcu u.s .w. abgebiidelen oder in den Grfibern neben den Mumien in natura er- hallenen Planzen~ die eine vollstiindige und sichere Besiimmung zu- lassen, ist nicht gross und belfiuft sich nur auf einige ft'mfzig Arten. Prof. U n g e r hat wtihr(ind seiner vorjfihrigen Reise in Egypten ein besonderes Augenmerk auf diesen Gegenstand gerichtet, und war aueh so gliicklich, Manehes, was bisher noch nicht bekannt war, aufzufinden. Da die meisten dieser Pflanzen zu solchen gerechnet werden m0ssen, dis im Lande nicht einheimisch einen Gegenstand der Kulturbildeten~ so liess sieh aus ihremVorhandensein in Egypten e!~Schluss auf ihre Einftihrung machen~ und es ksnnten zum Theile duch die Wege ausfindig gemacht werden, auf welchen die Ein- ftihrung geschah. Bert'lcksichtigt man, dass die Zeit des Menesreiches 3693 v. Ch. schon die meisten jener Culturpflanzen besass, so muss ihre Einftihrung mit tier Einwanderung der Eg?ptier oder bald naehher im Laufe der Zeit erfolgt sein. Beispielweise sind die Ge- treideartsn, die Dattelpalme, der Flacbs u. s. w. zu nennen. Hierbei liess sieh auch eine andere Frage yon physiologisehem Interesse be- antworten~ niimlich die Frage : ob in so bedeutend langen Zeilriaumen nieht der Arteharakter "einiger Pflanzen solehe Veriinderungen er- litten babe, woraus man auf eine Umwandlung derArt zu schliessen bereehtigt wiire. Prof. Un g er verneint eine solche Umwandlung tier Art aus den vorliegenden Vergleiehungen, ist aber nichls weniger als geneigt, dies als enlsoheidend ft~r die oben ausgesprochene Frage anzusehen. Die Abhandlung wird yon zahlreichen Abbildungen begleitet.

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- - Ia einer Sitzung der kais. A k a d e m i e d e r W i s s e n - s e h a f t e n math.-naturwissenschaftlicher Klasse am 2t. Juli legte J u 1 i u s W i e s n e r Untersuchungen tiber die Lage der charakleri- stischen Riefen an den Pflanzenaxen vor. Die Zahl d e r Charakteri- stischen Riefen~ welche yon einem Blatte ausgehen, 1st so gross, als die Zahl der Insertionen einer solchen Riefe innerhalb eines Blatt- Cyclus und hie gri~sser als 3. Ihre Gesammtzahl an tier Axe ist der Bliitterzahl im Cyklus, ihre Divergenz der einfachen Wirteldivergenz gleich~ welche sich auf das herrschende Stellungsverhiiltniss der Blfitter bezieht. Zwischen zwei - - vertikal sich zuniichstliegenden Bliittern liegen so viele Riefenabstiinde, als Spiralwindungen oder Wirtel in einem Cyklus vorkommen. Beim Aufireten yon zwei charakieristischen Riefen ist der Bogen~ den alas Blatt an der Axe einnimmt, der einfachen, beim Auftreten yon drei charakteristischen Riefen der doppelten Wirteldivergenz gleich, welche sich ~auf das herrschende Slellungsverhfiltniss der Blfitter bezieht. Die Satze gelten far Pflanzenaxen, deren Bliitter in Spiralen oder alternirenden Wirteln stehen, und werden strenge nur bei cons!anter Blfitterdivergenz er- ftillt i jede Schwankung influenzirt auf die Riefenlage, und ist aus derselben bestimmbar. - - J o s e p h B ii h m hielt einen Vortrag fiber die Ursache der Chloroph~/lbihlung in den dem Lichteinfluss entzo- genen Pfianzen und Pflanzentheilen und zeigt, dass in diesen Fiillen die unsichtbaren Sonnenstrahlen die Thfitigkeit der Zellen zur Chlo- rophylbildnng anregen. Hiermit im Zusammenhange bespricht der Vortragende die Krankheit der Bleichsucht der Pfianzen, yon der das Bleichsein nur eine unwesentliche Erscheinung ist~ und finder die Ursache derselben nicht im Lichlmangel, sondern in einem zu geringen Kraftquantum tiberhaupt, das der Ptlanze zugeftihrt wird . - - Die Pfianzen brauchen ein ganz bestimmtes Mass lebendiger Krfifte zum normalen Gedeihen, sowohl ein Plus als ein Minus wirken schfidlich auf dieselben, und hiermit h~ingt deren geographische Verbreitung zusammen.

- - Wie uns das yon der Gartenbau-Gesel!schaft in Triest her- ausgegebene undvon dessen Sekreliir Herrn A d o l p h S t o s s i c h trefflich redigirte Journal ,l 'Orlolano:' benachrichtigt, wird am 3. his incl. 6. September alldor| in diesem Jahre die zweite Ausstellung yon Blumen, Frfichten, Gemtisen, Gartengerlilhen etc. statlfinden. ~ Als Priimien sind bestimmt $ goldene Medaillen (far eine Suite Warm- hauspflanzen, ausgezeichnet durch Reichthum an Bl~dhen, oder auch dureh Sehiinheit des Blattes, dann far die reichste sehOnste Suite yon versehiedenen Obslarten) ; dann 7 grosse und 5 kleine silberne Medaillen (ftir eine Gruppe yon ~,1 blfihenden Rosenarten, ftir eine Sammlung yon Petunien, Verbenen und I-Ieliotropien in TOpfen mit mehreren neuen Arten, ffir eine gewiihlte Sammlung yon Coniferen mlt Bertieksiehtigung neu eingeftihrter Arten, ftir die schOnsten Traubenarten, dann Pfirsiehe oder Birnen, for reichste und schi~nste Suite yon essbaren Kirbissen, Kartoffeln, Zwiebeln, Rtiben etc.) ; dann hleine Geldbelriige (ffir Blumen-Bouquels~ for die schwerste,

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grosskSrnige grSsste Traube, Gemtise e t c . ) . - Wir glauben die l' Ortolano" aufinerksam maehe~ Gartenfreunde auf dieses Journal ,

zu mtissen, da dasselbe ausser den in jedeln Monate vorzunehmenden Garten-Arbeiteff besonders sehr werthvolle Daten fiber Garten- und Obstkultur bringt. - - Wit wfinschen dieser erst seit einem Jahre ins Leben getretenen Gartenbau-Gesellsehaft einen den Interessen des Publikums freudigen Erfolg. S r.

L i t e r a r i s c h e s .

- - In Programmen iisterr. Lehranslalten yon diescm Jahre finden sich mitunter Abhandlungen botanischen Inhaltes. Von diesen er- wiihnen wir: -

,Synopsis der in der Umgebung yon Krems wildwachsenden Phanerogamen, nach der Zeit ihrer Florescenz und ihrer Stellung irn nalfirlichen und Sexual-Systeme geordnet." Von Prof. A n t o n T h o m a n n . Programm des k.k. GYmnasiums inKrems. 1859.

,Pflanzengeographische Skizze aus dem siidlichen B0hmen," Ven Prof. R o b e r t K r c j c . Programm der 0ber-Realschule zn Rakonitz. 1859.

,Verzeichniss der Phanerogamen-Pfianzen, welche in der Gegend yon Brixen wild wachsen~ mit Angabe der Fundorte und der Bltithezeit." Von G r e g o r B a c hl e c h n e r: Programm des k. k. Gymnasiums zu Brixen. 1859.

,Die Phanerogamen-Flora yon Bislritz. ~ Von Gymnasiallehrer M. Yl e r z o g. hn Programm des evangelischen Gymnasiums zu Bistritz in Siebenbtirgen fiir das Schuljahr 1858--59. ]~s ist ein systema- tisches Yerzeichniss der im Bistritzer Gebiet vom Gymnasiallehrer H e r z o g selbst beobachteten wildwacl~senden und cu!tivirtenPflanzen mit Angabe des St andortes.

,Die Flora des Fiinfkirehner Pflanzengebietes." Yon M. Im Programm des k. k. Gymnasiums in Ffinfkirchen far das Schuljahr 1858--59. Diese Flora ziihlt 1565 Arten, unter diesen sind 50 Spec., die zu den selteneren Pflanzen Ungarns gehSren,' (besonders Ophrys bicornis, Asplenium septentrionale erwiihnt0 und fiber 52~ die der Pester Flora giinzlich mangeln. BeiXanthium spinosum wird bemerkt, dass nach Angabe eines russischen Arztes aus Berthistew diese Pflanze ein gltiekliches Heilmittel gegen die Wasserscheu sei. -~ Erwtihnt werden die ttH. R i h m e r ~ N o w o t a r s k u and S c h u l z , inderen Garten manche Seltenheiten cultivirt werden. Das noch immer als selbstst~ndige Art zweifelhafte Doronicum Nendtvichii S a d 1., rtach einigen Botanikern nur ein Dor. cordifoliura ist dieser Flora eigen- thtimlich. - - Am Schlusse werden einige Notizen tiber die ange- gebenen Autoren gegeben.

- - Das Bulletin der Naturforseher-Gesellsehaft in Moskau 1859 Nr. I enthalt an Abhandlungen botanischen Inhalts : ,Descriptio Epa"