Download - W ARSTEIN Montag, 17. Juni 2019 È Julian Gockel und Tabea ...

Transcript

» WARSTEIN Montag, 17. Juni 2019

Nordrhein-Westfalen

Noch

Tage!

Mülheimer legen an auf„Hennes, der jecke Narrenaar“

Julian Gockel und Tabea Döben taufen Schützenfestvogelmen traditionell auffädeltenund den Vogel damit deko-rierten. Die blau-roten Kettenstehen für die Vereinsfarbendes Juka-Karnevals und dierot-weiße Kombination ist so-wohl dem Kölner FC als auchder Karnevalsgeselschaft Mü-SiWa gewidmet.

In zwei Wochen, am Sonn-tag, 30. Juni, wird sich dasamtierende Königspaar nocheinmal im Festumzug durchMülheim präsentieren, bevordie Amtszeit zu Ende gehtund der nächste MülheimerKönig am Montag, 1. Juli, un-ter der Vogelstange beimSchießen auf „Hennes“ anle-gen wird.

Zuvor steht allerdings amkommenden Samstag, 22. Ju-ni, um 17 Uhr das Buschauf-setzen im Kalender der St. Pe-ter und Paul-Schützen. Dasdreitägige Fest startet dannam Samstag, 29. Juni, um 17Uhr mit dem Antreten zumKirchgang (17.30 Uhr) undden abendlichen Ehrungen.Am Sonntag, 30. Juni, tretendie Schützen um 14.30 Uhrzum Abholen des noch amtie-renden Königspaares an. Ge-stärkt durch den Frühschop-pen (ab 8.30 Uhr) geht esdann am Montag, 1. Juli, um9.30 Uhr unter die Vogelstan-ge. Nachmittags kann danndas neue Königspaar (16 UhrAntreten) im Festzug bewun-dert werden. jif

prangt. Weil König Julian Go-ckel begeisterter Fan des 1.FC Köln und Mitglied im Fan-club „Kölsche Klüngel Möh-netal“ ist, ist der Holzaar istin diesem Jahr ein richtiger„kölsche Jung“. Parallel zurVorliebe für den rheinischenFußball sind beide Majestä-ten im heimischen Karnevalaktiv. Königin Tabea tanzt inder Juka-Damengarde Bele-cke und König Julian ist inder Prinzengarde MüSiWa ak-tiv. Dazu passen auch die Far-ben der Eier, die die Hofda-

Mülheim – Kurz vor demSchützenfest und im Beiseinseines Hofstaats hat das am-tierende Mülheimer Königs-paar Julian Gockel und TabeaDöben am Freitag den vonBernd Heinze gebautenSchützenvogel getauft.

„Hennes, der jecke Narre-naar“ heißt der außerge-wöhnliche Holzvogel, der indiesem Jahr Geißbockhörnerunter der Krone trägt und ei-nen Fußball als Apfel in denKrallen hält, an dem zudemeine Figur des Kölner Doms

Tabea Döben und Julian Gockel tauften den neuen Mülhei-mer Schützenfestvogel auf den Namen „Hennes, der jeckeNarrenaar“. FOTO: FRENZ Industriegeschichte kombiniert mit Naturkunde vermittelte Ortsheimatpfleger Willi Hecker beim Spaziergang, der mit

40 Interessierten auf eine große Resonanz stieß. FOTOS: INGIRD SCHMALLENBERG

Vom Bunker bis zur VillaAndrang bei heimatkundlicher Wanderung mit Willi Hecker

VON INGRID SCHMALLENBERG

Sichtigvor – Ein Nilpferdske-lett aus Kamerun, MillionenJahre alte Grauwackenbänke,eine schlossähnliche Fabri-kantenvilla mit Wänden ausreinem Marmor und eine ver-fallene Bunkeranlage – wennWilli Hecker zum heimat-kundlichen Spaziergang ein-lädt, jagt eine Sensation dienächste. Zu alledem weiß derOrtsheimatpfleger spannen-de Geschichten zu erzählen,während er die Teilnehmerdurch traumschöne Land-schaften führt. Das hat sichscheinbar herumgesprochen.Am Freitagabend kommenüber 40 Interessierte zumTreffpunkt am Alten Bahn-hof. „Ich freue mich ja“, ge-steht Hecker, „aber ob wir al-le in die kleinen Räume desHauses Dassel passen, müs-sen wir dann sehen“.

Doch nach einem kühlenGetränk unter alten Kasta-nienbäumen geht es erstmallos in Richtung Allagen. Na-türlich hat der Wanderführereine Karte für jeden Teilneh-mer dabei. Die wird auf demFahrradweg ausgiebig erklärtund studiert. Dass immer ei-ne Schneise für die vorbeiflit-zenden Zweiräder frei blei-ben muss, bemerken die auf-merksam lauschenden Zuhö-rer oft erst, wenn schrillesKlingeln sie aufschreckt.

So ist es auch, als Heckerhinter dem Tennisplatz aufdie Wirkungsstätte von Vik-tor Röper hinweist. Der Un-ternehmer hatte um 1837 dasHandwerk des Kettenschmie-dens ins Möhnetal gebracht.„Ein irgendwie verrückterMensch“, soll er nach denWorten Heckers gewesensein. Tatsächlich leitete er,um ein Wasserrad betreibenzu können, das Wasser ausder Wanne durch den Hohl-weg, der damals als Dorfwegdiente: „Dann fing er fröhlichan mit der Drahtzieherei.“Das noch gut sichtbare Kanal-bett, beziehungsweise dieehemals zweckentfremdete

Hauptverkehrsader des Or-tes, betrachteten die so aufge-klärten Teilnehmer nun mitanderen Augen. Dabei, so er-fuhren sie, war Sichtigvornur eine Zwischenstation Rö-pers auf dem Weg nach Alla-gen. Bereits mit 25 Jahrenhatte er dort Bauanträge zurErrichtung einer Wasser-kraftanlage mit Staustufezum Betrieb einer Drahtrolleeingereicht. Weil die Hürdenzu groß waren, die Planun-gen zu lange dauerten, wicher nach Sichtigvor aus, ver-folgte sein eigentliches Zielaber unbeirrt weiter und rea-lisierte es mit der Errichtungdes nach ihm benannten Vik-toriawerkes um 1842. „DasHaus Dassel müsste eigent-lich Röper-Haus heißen“, soWilli Hecker, denn der Indus-trielle aus Anröchte hat es er-baut und mit seiner Familieviele Jahre darin gewohnt.

Nach dieser geballten La-dung Industriegeschichtehält Willi Hecker vor denÜberresten eines Bunkers.Laut erinnert er sich, wie erdessen Bau als Schüler beob-achtet hat: „Die Invasion inFrankreich war schon weitfortgeschritten.“ Manch wei-

tere Überraschung wartetnoch entlang der Wegstre-cke. Zum Beispiel die Grau-wackenbänke, die gut sicht-bar aus dem angrenzendenWaldhang herausragen. DerStein ist, so Hecker, viel älterals der Warsteiner Kalkstein.300 Millionen Jahre habe erauf dem Buckel: „Der War-steiner hat nur 90 Millionen.“

Dem Ausflug in die Geolo-gie schließt sich ein fast me-ditatives Intermezzo an. „Wirschlagen uns jetzt in die Bü-sche“, fordert Hecker dieGruppe auf und biegt auf ei-nen dicht bewachsenenWaldweg ab. Im Gänse-marsch, einzeln und meistschweigend, erklimmen dieTeilnehmer unwegsames Ge-lände bis sommerlicher Heu-duft die gemähten Wiesendes Dassel-Parkes ankündigt.

Dort wartet bereits RainerKleeschulte. Er führt dieGruppe fachkundig durchdas heutige „HeimatmuseumHaus Dassel“ und lässt dabeidie Geschichte des einst welt-

bekannten MarmorwerkesRevue passieren: „Wenn Siezufällig mal in New Yorksind, denken Sie daran, dassdie im Empire State Buildingverbauten Mamorplatten ausAllagen kommen.“ In Er-manglung eines Mikrofonsschickt er die vielen Besucherschließlich allein auf Erkun-dungstour, verweist zuvoraber noch auf die unter-schiedlichen Exponate. Unteranderem auf das Nilpferd-Skelett in der oberen Etage.Es stammt aus der Hinterlas-senschaft von Josef Loag. Derwar als Tabakbauer vomMöhnetal aus nach Papua-Neuguinea und später zumAufbau neuer Plantagen nachKamerun gereist und hatteauf abenteuerlichen Wegeneine Vielzahl von Exponatenin seine Heimat geschickt.„Ich sage immer – wir habenhier im Haus Dassel das ge-fährlichste Tier Afrikas“, er-klärt Kleeschulte augenzwin-kernd, bevor sich die Teilneh-mer auf den Weg machen –zunächst durch das Heimat-museum und später dannüber die Fahrradtrasse wie-der zurück zum Ausgangs-punkt.

Auch im und am Haus Dassel gab es vielfältige Informationen und Sehenswertes.

MeditativesIntermezzo

— Anzeige — — Anzeige —