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Page 1: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten?

Prof. Dr. Jürgen Beckmann

Universität Potsdam

Arbeitsbereich Sportpsychologie

Page 2: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Wo kann die Sportpsychologie ansetzen?

Unterstützung bei der TalentselektionDiagnose von allg. psychologischen

LeistungsmerkmalenStärken-Schwächen-AnalyseEntwicklung der RahmenbedingungenEntwicklung der PersönlichkeitEntwicklung spezifischer Fertigkeiten

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Psychologische Parameter für die Talentauswahl

Leistungsmotiv (sportspezifisch)Willensmerkmale

Handlungskontrolle Volitionale Komponenten

Allg. Persönlichkeitseigenschaften Psychische Stabilität Sozialverhalten

Sportartspezifische Erfordernisse Aufmerksamkeitsaspekte Koordinative Aspekte

Page 4: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Wozu psychologische Diagnostik?

Zeitmangel (Sack, 1980, Tschiene, 1979)

Verletzungen (Sack, 1980, Kröger, 1987)

„Doppelbelastung“ (Brettschneider & Richartz, 1996)

Fehlende soziale Unterstützung

(Gabler, 1981, Singer, 1993)

Persönlichkeits-faktoren

z.B. Motivation (Alfermann, Sichart & Dlabal, 1993; Sack, 1980)

z.B. Dropautproblematik

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Selbstblockierung

( Zeit: n.s., 2= .04; Dropout: n.s., 2= .03; Zeit x Dropout: *, 2= .07)

20

25

30

35

40

45

T1 T2 T3 T4

Messzeitpunkt

Ska

len

we

rt

LeistungssportlerInnen (n=23)Dropouts (n=18)

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Nichtumsetzen von Vorsätzen

0

1

2

3

4

5

6

7

T1 T2 T3 T4

Messzeitpunkt

Ska

lenw

erte

LeistungssportlerInnen (n=23)Dropouts (n=18)

( Zeit: n.s, 2= .03; Dropout: n.s., 2= .05; Zeit x Dropout: *, 2= .09)

Page 7: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Es kann ein Zusammenhang zwischen der volitonalen Entwicklung und dem Dropout nachgewiesen werden.

•Ursachen für ungünstigere volitonale Entwicklung ? (evtl. Frustrationen)

Fazit

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Eine zentrale psychologische Leistungsvariable im Sport: Volition

- Prozesse der willentlichen Handlungskontrolle- Sie wird auch als Fähigkeit zur Selbstregulation

bezeichnet. (nach Kuhl, 1983)

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Volitionsentwicklung

Ziel des Entwicklungsprozesses ist eine „nicht entfremdete Persönlichkeit“ mit effizienter Selbstregulation, Selbstständigkeit und Eigeninitiative.

(nach Kuhl & Beckmann, 1994)

Page 10: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Volitionsentwicklung und Sport

Sie ist ein Baustein für die Herausbildung von selbstbestimmten, mündigen Athleten.

Voraussetzung sind günstige Sozialisations- bedingungen im und durch den Sport.

Die Entwicklung im Nachwuchsleistungssport hängt von den Bedingungen in modernen Verbundsystemen mit Schule,Training und Internat ab.

Page 11: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Fragen des Praktikers

Diagnose von Dispositionen als Selektionskriterium

Diagnose von Dispositionen prozessbegleitend als Input für Trainingsplanung und -steuerung?

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Handlungskontrolldispositionen in Handlungskontrolldispositionen in verschiedenen Leistungsklassenverschiedenen Leistungsklassen

Leistungsklasse

Freizeit Landesverband Nationalmannschaft LOM/LOP 14,3% 31,4% 2,4%

HOM/LOP 28,6% 8,6% 14,3%

HOM/HOP 28,6% 22,6% 28,6%

LOM/HOP 28,6% 37,1% 54,8%

nach Beckmann, 1987

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Handlungskontrolldispositionen und Leistung

Nationalmannschaft Landeskader nach Beckmann, 1987

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Volitionsstrategien in verschiedenen Klassenstufen

(Querschnitt Internatsschüler)

5

6

7

8

9

7 8 9 11 12

Selbstbestimmtheit

ängstl. Selbstmot.

pos. Selbstmot.

VCQ-Werte

Klassenstufe

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Entwicklung ‚Mit Freunden zusammen sein‘ (aus: sozial-kreativem Bereich)

4,18

4,59

4,5

4,28

T1 T2

4

4,5

5

Item

mitt

elw

ert

HeimfahrerInnen (n=32)

Internatsbew ohnerInnen (n=22)

(Zeit: n.s., 2= .007; Unterbringungsart: n.s., 2= .00; Zeit x Unterbringungsart: *, 2= .073)

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6,33

8,08

8,33

9

7,527,41

6,56

7,01

T1 T2 T3 T4

6

6,5

7

7,5

8

8,5

9

9,5

Ska

len w

e rt e

HeimfahrerInnen (n=29)

Internatsbew ohnerInnen (n=12)

Entwicklung der “Positiven Selbstmotivierung”

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6,17

6,67

7,337,28

6,9

6,38

6,17

5,9

T1 T2 T3 T4

5,5

6

6,5

7

7,5

Ska

lenw

erte

HeimfahrerInnen (n=29)

InternatsbewohnerInnen (n=12)

Entwicklung der “Selbstbestimmung”

Page 18: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Struktur systematischer psychologischer Betreuung

Ebene 3:Krisenintervention

Ebene 2:Fertigkeitstraining

Ebene 1:Grundlagentraining

(Entspannung/Persönlichkeitsentwicklung)

Eingangs-

diagnostik

(Beckmann, 2002)

Page 19: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Am Anfang steht eine Stärken-Schwächen Analyse: z.B. Profil Golf Mental

Emotionale Frustrations- Akzeptanz & Arbeitsein- Grübeln Angst vor übermäßigeStabilität toleranz Gelassenheit stellung Blamage Kontrolle

hoch

mittel

niedrig

Page 20: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Grundlagentraining Fertigkeitstraining Krisenintervention

Atemübungen Zielsetzung Rehabilitation nach Verletzungen

Progressive Muskelentspannung

Selbstgesprächs-regulation

Misserfolgsverarbeitung

Autogenes Training Entwicklung des Bewegungsgefühls

Psychotherapie

Teambuilding Selbstwirksamkeits-überzeugung

Karriereende

Aufmerksamkeits-regulation

Konflikte

Vorstellungsregulation ...

... ...

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Wie sieht das in der Praxis aus ?

Gruppentermine (z.B. Entspannung)

Einzelgespräche (z.B. Mentales Training)

Trainergespräche

Wettkampfbeobachtung

Monitoring

Fortbildung

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Olympiaförderung Sportpsychologie im Deutschen Leichtathletik VerbandGefördert durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft unter dem Geschäftszeichen 071066/04

Page 23: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Olympiaförderung Sportpsychologie im Deutschen Leichtathletik Verband

7 Athleten und Athletinnen

Alter 18-27, Kader (A, B, C)

Disziplinen: Sprung, Mehrkampf, Sprint

Laufzeit: Oktober 2003 bis August 2004

Page 24: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Monitoring

Erholungs- Belastungszustand

Page 25: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Beispielitem des EBF

In den letzten 3 Tagen/Nächten

... habe ich mich über andere geärgert

0 nie

1 selten

2 manchma

3 mehrmals

4 oft

5 sehr oft

6 immerzu

Page 26: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Beispielitem des EBF

In den letzten 3 Tagen/Nächten

... habe ich mich amüsiert

0 nie

1 selten

2 manchmal

3 mehrmals

4 oft

5 sehr oft

6 immerzu

Page 27: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Wettkampfvorbereitung

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Grundlagentraining

Erlernen von psychoregulativen Verfahren

• Persönlichkeitsentwicklung

• Selbstregulation

• Erholungsbeschleunigung

• Grundlage für Mentales Training

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Entspannungsverfahren

Atmung

Zentrieren

Phantasiereise

Progressive Muskelentspannung

Autogenes Training

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Anmerkungen von AthletInnenOlympiaförderung Sportpsychologie im Deutschen Leichtathletik VerbandGefördert durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft unter dem Geschäftszeichen 071066/04

• „Konnte endlich gut einschlafen“

• „Zentrieren hilft mir im Wettkampf, wenn ich zu aufgeregt bin“

Page 31: Welchen Beitrag kann die Sportpsychologie zur Talententwicklung leisten ?

Fertigkeitstraining

• Selbstgesprächsregulation

„Hoffentlich komme ich da rüber“

„Ich schaffe das nicht“

„Ich werde nicht ins Ziel kommen“

Rationalisierung, Selbstmotivierung, Aufmerksamkeitsveränderung, Problemlösung

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Krisenintervention

• Eingliederung in ein neues Umfeld

• Verletzung

• Sportliche Leistung entspricht nicht den Erwartungen

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Sportpsychologie in der Talententwicklung

Unterstützung bei der TalentselektionDiagnose von allg. psychologischen

LeistungsmerkmalenStärken-Schwächen-AnalyseEntwicklung der RahmenbedingungenEntwicklung der PersönlichkeitEntwicklung spezifischer Fertigkeiten

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Danke für die Aufmerksamkeit !