Diplomarbeit
„Wenn es früher dunkel wird…“
Empirische Studie zum Zusammenhang von Suizidalität und Spiritualität bei stationären Psychiatriepatientinnen
eingereicht von
Katharina Maria Dunst
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am Universitätsklinikum für Psychiatrie LKH Graz
unter der Anleitung von Priv.-Doz. Mag. Dr.rer.nat. Dr.scient.med. Human-Friedrich Unterrainer
Graz, April 2015
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Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremdeHilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die denbenutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlichgemacht habe. Graz, am 11.04.2015 Katharina Maria Dunst, eh.
3
Danksagung
Mein erster Dank geht an meinen Betreuer Priv.Doz. DDr. Human-Friedrich Unterrai-
ner, welcher mir mit seiner Fachkompetenz stets zur Seite stand und immer ein offe-
nes Ohr für meine Fragen und Anliegen hatte. Auch bei meinem Zweitbetreuer Dr.
Giupponi aus Bozen möchte ich mich bedanken. Als einer der führenden Suizidfor-
scher Europas konnte er mit seinen Anregungen einen wertvollen Beitragfür diese
Arbeit leisten.
Ebenso geht ein großes Dankeschön an die ÄrztInnen der Universitätsklinik für Psy-
chiatrie am LKH Graz, welche stets bemüht waren, passende Patientinnen für unsere
Studie ausfindig zu machen.
Ein weiterer Dank geht an Mag. Stefan Stefan-Missagli,der mir mit der Entwicklung
seiner Multicenter-Studie zum Thema Suizid und Spiritualität überhaupt erst die Mög-
lichkeit bot, im Rahmen meiner Diplomarbeit an einem so spannenden Projekt mit-
zuwirken. Hier gilt ein großer Dank auch meinerKollegin Katrin Oswald von der Karl-
Franzens-Universität Graz, ohne deren unbeschreiblich große Hilfe, Einsatz und lie-
be Freundschaft ich mit Sicherheit in den schwierigen Zeiten der Datenerhebung das
Handtuch geworfen hätte.
Es ist mir auch ein besonderes Anliegen hier meiner großartigen Familie sowie mei-
nen lieben Freundinnen und Freunden zu danken, welche stets meine Sorgen teilten
und immer bemüht waren mich aufzumuntern. Besonders erwähnt seien hier
Johanna Fiedler, welche als meine Mitbewohnerin sicher am meisten abbekommen
hat und mir mit Rat und Tat zur Seite stand sowie mein Bruder Dominik Dunst, wel-
cher mir den letzten Anstoß zur Fertigstellung gegeben hat.
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Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die häufigsten Todesursachen in Österreich im Jahr 2013. ............ 14
Abbildung 2: A Model of Suicidal Behavior ........................................................... 19
Abbildung 3: Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................. 31
Abbildung 4: Multifaktorielle Genese von Suizidalität ........................................... 35
Tabelle 1: Verteilung der soziodemographischen Daten: Glaubensbekenntnis .... 25
Tabelle 2: Verteilung des Alters ............................................................................ 26
Tabelle 3: Verteilung der soziodemographischen Daten: Ausbildung ................... 26
Tabelle 4: Verteilung der soziodemographischen Daten: Beruf ............................ 26
Tabelle 5: Häufigkeit der ICD 10-Diagnosen ........................................................ 27
Tabelle 6: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken
an den Tod und ans Sterben“ und Religiosität/ Spiritualität .................................. 27
Tabelle 7: Korrelation zwischen psychiatrischen Symptomen und
Religiosität/Spiritualität ......................................................................................... 28
Tabelle 8: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken
an den Tod und ans Sterben“ und psychiatrischen Symptomen .......................... 29
Tabelle 9: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken
an den Tod und ans Sterben“ und den Big Five ................................................... 30
Tabelle 10: Korrelation zwischen psychiatrischen Symptomen und den Big Five 30
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Zusammenfassung
Ziel der Studie: Erforschung des Zusammenhangs zwischen Suizidalität und Spiritualität
unter besonderer Berücksichtigung psychiatrischer Erkrankungen und verschiedener Per-
sönlichkeitsfaktoren und Vergleich mit der vorhandenen Literatur.
Methodik: Erhebung der Daten mittels fünf Fragebögen an 53 Patientinnen der Universitäts-
klinik für Psychiatrie am LKH Graz sowie Literaturrecherche.
Ergebnisse: Negative Zusammenhänge zwischen einzelnen Suizidalität-Items und der Aus-
prägung der Spiritualität, positive Zusammenhänge zwischen psychiatrischen Erkrankungen
und Suizidgedanken sowie signifikante Korrelationen zwischen Persönlichkeitsfaktoren und
Suizidalität.
Schlussfolgerung: Sowohl in der Literatur als auch in der vorliegenden Studie kann die
persönliche Spiritualität als protektiver Faktor gegen Suizidalität interpretiert werden und soll-
te daher in ihrer Bedeutung für die Behandlung psychiatrischerPatientInnen nicht unter-
schätzt werden.
Schlüsselwörter
Suizid und Glaube
Risikofaktoren für Suizid
Religion und Suizid
Spiritualität und Suizid
Religion und Gesundheit
Suizidalität
6
Abstract
Objective: An investigation of the correlation between suicidality and spirituality con-
sidering psychiatric disorders and various personality factors as well as a comparison
with prevailing literature have been done.
Methods: Collection of data was generated with the aid of five questionnaires, asking
53 female patients in the Department of Psychiatry at the LKH Graz. In addition, a
literature review was conducted.
Results: Negative correlation between suicidality items and level of faith, positive
correlation between psychiatric disorders and suicidal thoughts and significant corre-
lation between personality factors and suicidal behaviour have been found.
Conclusions: In both, literature and the present study, personal faith can be inter-
preted as a protective factor against suicidality. Therefore, it should receive attention
in the treatment of psychiatric patients.
Keywords
suicide and faith
risk factor of suicide
religion and suicide
spirituality and suicide
religion and health effects
suicidality
7
Inhalt
1 Einleitung ............................................................................................................................ 8
1.1 Glaube als protektiver Faktor ............................................................................................. 8
1.2 Suizidalität und Religiosität .............................................................................................. 13
1.3 Suizidalität und psychiatrische Erkrankungen .................................................................. 18
1.4 Suizidalität und Persönlichkeit .......................................................................................... 20
1.5 Frauen und Suizidalität ..................................................................................................... 21
2 Methode ........................................................................................................................... 22
2.1 Ziele der Untersuchung .................................................................................................... 22
2.2 Stichprobe ........................................................................................................................ 22
2.2.1 Soziodemographischer Fragebogen ........................................................................ 22
2.2.2 MI-RSB 48 ................................................................................................................ 23
2.2.3 BFI ............................................................................................................................ 23
2.2.4 R-S-T ........................................................................................................................ 23
2.2.5 SCL-90 ..................................................................................................................... 24
3 Ergebnisse ....................................................................................................................... 25
3.1 Statistik ............................................................................................................................. 25
3.1.1 Zusammenhang zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an
den Tod und ans Sterben“ und psychiatrischen Symptomen .................................................. 27
3.1.2 Zusammenhang zwischen psychiatrischen Symptomen und unterschiedlichen
Ausprägungen der Religiosität/Spiritualität.............................................................................. 28
3.1.3 Zusammenhang zwischen Suizidalität und unterschiedlichen psychiatrischen
Symptomen .............................................................................................................................. 28
3.1.4 Zusammenhang zwischen Suizidalität, psychiatrischen Symptomen und den Big-
Five-Persönlichkeitsfaktoren.................................................................................................... 29
4 Diskussion ........................................................................................................................ 32
4.1 Schlussfolgerung .............................................................................................................. 34
5 Literatur ............................................................................................................................ 37
8
1 Einleitung
Die Brisanz von Gesundheits- und Krankheitsprävention nimmt in der heutigen
Zeit stetig zu. In Zusammenhang damit entstanden bereits zahlreiche Arbeiten,
welche auf eine salutogene Wirkung des Glaubens hinsichtlich bestimmter Er-
krankungen hindeuten. Somit gewinnt die Erforschung der Wirkung von Religiosi-
tät und Spiritualität im Bereich der präventiven Medizin zunehmend an Relevanz.
Aufgrund der anhaltenden Aktualität des Themas steht auch die Untersuchung der
Suizidfaktoren immer wieder im Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. So
betont auch eine Arbeit von 2014, welche an drei deutschen Universitätskliniken
durchgeführt wurde, die Bedeutung einer genauen Erforschung der unterschiedli-
chen Risikofaktoren für Suizid bei psychiatrischen PatientInnen.(1) Der Grund für
die Fokussierung auf dieses PatientInnengut liegt in den Ergebnissen der bisheri-
gen Literatur, welche psychiatrische Erkrankungen immer wieder als Risikofaktor
für Suizidverhalten erheben konnten.(2,3)
Die vorliegende Arbeit ist der Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen
Glaube, Suizidalität und. psychiatrischer Erkrankungen gewidmet. Dabei wird auch
die Betrachtung von Persönlichkeitsfaktoren suizidaler psychiatrischer Patientin-
nen miteinbezogen.
1.1 Glaube als protektiver Faktor
Die Frage, ob der persönliche Glaube positive oder negative Auswirkungen auf die
PatientInnengesundheit hat, war in der Vergangenheit häufig Gegenstand wissen-
schaftlicher Debatten. Dabei fand man zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer
wieder andere Antworten auf diese Frage. Auch in der Gegenwart bedarf dieses
Thema aufgrund seiner ungebrochenen Aktualität der Aufmerksamkeit von Wis-
senschaftlerInnen sowie einer differenzierten Betrachtungsweise. Sigmund Freud,
der Begründer der Psychoanalyse, bezeichnete „die Religion als obsessive Neu-
rose, die unausweichlich im Prozess des Erwachsenwerdens hinter sich gelassen
werden müsse“. Freuds Schüler, C.G. Jung, vertrat jedoch eine gegensätzliche
Ansicht. Er war überzeugt, dass die Probleme all seiner PatientInnen im Grunde
auf die Tatsache zurückzuführen seien, dass ihr Leben in religiöser Hinsicht pers-
pektivlos geworden war. Eine Heilung hielt er nur dann für möglich, wenn diese
Menschen die religiöse Perspektivlosigkeit überwinden können.(4)
9
Die Anzahl der Studien zum Thema Glaube und Gesundheit sowie ihre unter-
schiedlichen Ergebnisse zeugen davon, dass die Wissenschaft bis heute zu kei-
nem eindeutigen Ergebnis gelangt ist. Allerdings zeigte die eingehende Beschäfti-
gung mit der vorhandenen Literatur, dass der überwiegende Anteil der Studien
zum Ergebnis kommt, dass sich der persönliche Glaube positiv auf die Gesund-
erhaltung und Genesung von PatientInnen auswirkt. 2001 wurde das „Handbook
of Religion and Health“ von Koenig, McCullough und Larson veröffentlicht. In die-
sem finden sich die Ergebnisse von rund 1.600 Studien zum Thema Religion,
Wohlbefinden und Gesundheit, welche im Zeitraum zwischen 1900 und 2000
durchgeführt wurden. Ausgehend von dieser Sammlung wählte Voltmer einzelne
Themen aus und unterzog diese einer näheren Betrachtung. Dabei kam er zu dem
Ergebnis, dass knapp 80 Prozent der Studien zum Themenkomplex Religion und
Wohlbefinden zumindest eine positive Korrelation zwischen Religiosität und Le-
bensfreude bzw. Wohlbefinden und Ähnlichem aufweisen. Voltmer betont, dass
auch Studien von Kendler und Braam et al. aus dem Jahr 1997 zeigen, dass „eine
deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung depressiver Symptome im
Zeitverlauf bei nichtreligiösen Personen gegenüber Menschen mit einer aktiven
Glaubenspraxis“ beobachtbar ist. In diesem Zusammenhang erscheint der Hin-
weis wichtig, dass nur jene Religiosität eine gesundheitsfördernde Wirkung auf-
weist, die dem inneren Bedürfnis der PatientInnen entspringt (intrinsische Religio-
sität). Religiosität, die nur für die Anerkennung durch andere Menschen ausgeübt
wird (extrinsische Religiosität) zeigt hingegen eher eine gegenteilige Wirkung.(4)
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch aktuelle Studien aus den Jahren
2012/2013, welche von Unterrainer et al. am Universitätsklinikum Graz durchge-
führt wurden. Auf diese Studien, wird in einem der folgenden Abschnitte noch ge-
nauer eingegangen. Der nun folgende Abschnitt ist der Erläuterung einiger Begrif-
fe gewidmet, die für die Thematik der vorliegenden Arbeit von zentraler Bedeutung
sind.
Begriffserläuterung:
Eine intrinsische Religiosität wird von Menschen gelebt, die aufgrund ihrer persön-
lichen Überzeugungen und Ansichten ihr Leben an der Religion ausrichten wollen.
10
Hingegen praktizieren extrinsisch religiöse Menschen die Religiosität in erster Li-
nie um dafür Anerkennung von außen zu erlangen oder einen Gewinn durch so-
ziale Kontakte, die im Zusammenhang mit der Religion entstehen, zu erzielen.(5)
Darüber hinaus ist zwischen positiver und negativer Religiosität zu unterscheiden.
Unter positiver Religiosität versteht man den Glauben an eine wohlwollende göttli-
che Kraft, welche den Gläubigen tröstend und helfend zur Seite steht. Wenn hin-
gegen das Bild von einem strafenden Gott dominiert, der über die Menschen
herrscht, spricht man von negativer Religiosität.(4) Im Zusammenhang mit dieser
Unterscheidung kam eine Untersuchung von Pollner zum Ergebnis, dass ein posi-
tives Gottesbild positiv mit einem allgemeinen Glückgefühl korreliert, während ne-
gative Religiosität einen gegenteiligen Effekt zeigt.(6)
Es gab bzw. gibt immer wieder Versuche die Begriffe Spiritualität und Religiosität
voneinander abzugrenzen. Allerdings herrscht in der wissenschaftlichen Diskussi-
on nach wie vor Uneinigkeit darüber, ob eine scharfe Grenze zwischen diesen
Phänomenen gezogen werden kann, da es teilweise zu Überschneidungen kommt
und sich Spiritualität und Religiosität zum Teil gegenseitig bedingen. Generell ver-
steht man unter Religiosität das organisierte System einer Glaubensrichtung, wel-
ches die Glaubenspraxis in vielen Aspekten beeinflusst bzw. regelt. Glaubens-
praktiken wie beispielsweise (gemeinschaftliches) Gebet, Meditation oder öffentli-
che religiöse Veranstaltungen und ihre Ausgestaltung sind unter anderem Teil die-
ses Systems. Im Gegensatz dazu wird Spiritualität eher als persönlicher Zugang
zum Glauben definiert. Diese individuell vollkommen unterschiedlich ausgestaltete
Glaubenshaltung ist nicht an das System einer Glaubensgemeinschaft gebunden
und kann daher die Grenzen einzelner religiöser Gemeinschaften überschreiten.
Dabei kann es auch zu Überlappungen und Vermischungen der Inhalte unter-
schiedlicher religiöser Lehren kommen. Die Entwicklung des Multidimensionalen
Inventars zum Religiös/Spirituellen Befinden (MI-RSB) stellt eine Weiterentwick-
lung der Spiritual Well-Being Scale SWB-S dar, die 1983 in den USA von Ellison
und Paloutzian entwickelt wurde. Das MI-RSB wurde auch in der im Anschluss
vorgestellten Studie verwendet und trug zur Entstehung des Konzepts religiös-
spirituelles Wohlbefinden (RSWB) bei, welches sowohl religiöse als auch spirituel-
le Komponenten berücksichtigt. Unter RSWB versteht man das Bewusstsein einer
Person über die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Dieses Bewusstsein äußert
11
sich in einem Gefühl der Verbundenheit zu anderen Menschen und der natürlichen
Umgebung sowie zu einer übergeordneten Kraft.(7)
Mit dem MI-RSB in enger Verbindung stehen die Begriffe immanent und transzen-
dent, welche an dieser Stelle kurz erklärt werden sollen. Während der Begriff im-
manent irdische Größen wie Vergebung, Erfahrung von Bedeutung und Sinn so-
wie Hoffnung auf ein besseres Leben beinhaltet, versteht man unter transzendent
eher weiter gefasste Begriffe wie Allverbundenheit, Hoffnung auf ein Leben nach
dem Tod und allgemeine Religiosität. Der immanente Raum kann also mit dem
Bereich der bio-psycho-sozialen Wahrnehmung gleichgesetzt werden, während
der transzendente über diesen hinausgeht hinsichtlich einer spirituellen Wahr-
nehmung.(8)
Nichtreligiöse Menschen scheinen im Laufe ihres Lebens eher depressive Symp-
tome zu entwickeln als Menschen mit einer aktiven Glaubenspraxis, so zitiert zu-
mindest Voltmer Ergebnisse einer Studie aus dem Jahre 1997. Dabei ist allerdings
zu beachten, dass nur der intrinsischen Religiosität ein protektiver Effekt zuge-
schrieben wird. Die Praktizierung extrinsischer Religiosität zeigt eher eine gegen-
teilige Wirkung.(4) Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Grom in Wie gesund
macht der Glaube?:
Die Mehrheit der einschlägigen Untersuchungen belegt, dass Kranke, die an einen gütigen
Gott glauben und bei ihm Halt suchen und damit positives religiöses Coping (Bewältigung)
einsetzen, etwas mehr Lebenszufriedenheit und weniger Angst und Depressivität aufwei-
sen als andere. Sie bewältigen die emotionale Krankheitsbelastung günstiger[…].(5)
Darüber hinaus erwähnt Grom die Ergebnisse einer in den USA durchgeführten
Studie mit über 21.000 ProbandInnen, welche darauf schließen lassen, dass häu-
fige Gottesdienstbesuche einen positiven Einfluss auf eine hohe Lebenserwartung
haben. Zu diesem Ergebnis gelangten auch schon andere Studien, wobei festzu-
halten ist, dass dies vor allem jene Personen betrifft, die sich allgemein in einem
guten gesundheitlichen Zustand befinden. Diesen Studien zufolge weisen Men-
schen mit aktiver Glaubenspraxis ein geringeres Risiko auf, an kardiovaskulären
Erkrankungen zu versterben, da sie seltener an Bluthochdruck leiden. Darüber
hinaus zeigte die Untersuchung ihres Blutes eine geringere Cortisol- und Interleu-
12
kin-6-Konzentration. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass jene Men-
schen Stress besser bewältigen können und insgesamt belastbarer sind.
Grom liefert drei mögliche Erklärungsansätze, warum religiöse Menschen sich ei-
ner besseren Gesundheit erfreuen. Erstens pflegen diese Personen einen gesün-
deren Lebensstil, d.h. sie rauchen weniger, konsumieren seltener Alkohol, ernäh-
ren sich bewusster usw. Daneben profitieren sie in Krisensituationen vom durch
die Glaubensgemeinschaft gesponnenen sozialen Netz, welches ihnen vielfältige
Formen sozialer Unterstützung bietet. Als dritten Aspekt führt Grom die Tatsache
an, dass religiöse Menschen gerade durch ihren Glauben Unterstützung auch in
spiritueller Hinsicht erfahren, da ihnen die tief verinnerlichten Glaubenssätze als
Orientierungshilfe dienen und entlastend wirken.(9)
Solch sensationelle Untersuchungsergebnisse wie Grom sie vorstellte, konnten in
jüngster Vergangenheit nicht erzielt werden. Jedoch werden zu diesem Themen-
komplex ständig neue Untersuchungen durchgeführt, welche immer wieder span-
nende und für die medizinische Wissenschaft durchaus relevante Erkenntnisse
generieren.
So wurde im Jahr 2010 von Unterrainer et al. eine Gruppe von
ängstlich/depressiven PatientInnen mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen.
Die PatientInnengruppe wies hier geringere Werte in den Bereichen Hoffnung im-
manent (darunter werden irdische Größen wie Vergebung, Erfahrung von Bedeu-
tung und Sinn sowie Hoffnung auf ein besseres Leben verstanden), Hoffnung
transzendent (weiter gefasste Begriffe wie Allverbundenheit, Hoffnung auf ein Le-
ben nach dem Tod und allgemeine Religiosität) sowie dem totalen RSWB-Score
(religiöses/spirituelles Wohlbefinden) auf, als die gesunde Kontrollgruppe. Der to-
tale RSWB-Score korrelierte hier mit allen Indikatoren mentaler Gesundheit posi-
tiv, während er mit allen Indikatoren psychischer Erkrankungen negativ korrelier-
te.(8) In einer Folgestudie von den selben Autoren aus dem Jahr 2012 konnte fest-
gestellt werden, dass sich das Vorhandensein von Werten wie Hoffnung und Ver-
gebung, die durch Religiosität oder Spiritualität gefördert werden, negativ auf das
Auftreten von psychischen Erkrankungen auswirkt. Darüber hinaus zeigte die
Auswertung der Ergebnisse, dass alle transzendenten Dimensionen negativ mit
Suizidalität korrelieren.(7)
13
Eine andere Studie von Unterrainer et al., welche 2013 durchgeführt wurde, ver-
gleicht drei ProbandInnen-Gruppen: ängstlich/depressive Personen, suchtkranke
Menschen und psychische gesunde Kontrollpersonen. Diese Untersuchung zeigte
bei beiden klinischen Gruppen in allen Dimensionen des MI-RSB geringere Werte
im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe. Lediglich die Dimension Hoffnung
transzendent war bei den ängstlich/depressiven ProbandInnen stärker ausgeprägt
als bei der gesunden Kontrollgruppe. Dies könnte als Hinweis darauf gewertet
werden, dass diese Menschen auf ein besseres Leben nach dem Tod hoffen. Ei-
nen zweiten Ansatzpunkt für diese Jenseitsorientierung stellt die Tatsache dar,
dass diese Gruppe bei Hoffnung immanent (dies bezieht sich auf eine bessere
Zukunft in diesem Leben) besonders niedrige Werte aufwies. Daneben zeigten die
Gruppen mit klinischer Symptomatik auch bei den Dimensionen Erfahrung von
Bedeutung und Sinn, allgemeine Religiosität und RSWB deutlich niedrigere Werte.
Die irdischen Werte Hoffnung und Vergebung korrelierten stark mit positiven Per-
sönlichkeitsmerkmalen und einer verringerten psychiatrischen Symptomatik.(7,10)
Angesichts der Brief Symptom Inventory-Ergebnisse (BSI, Kurzform der in dieser
Untersuchung verwendeten SCL) kann zusammenfassend festgestellt werden,
dass der totale RSWB-Score, ebenso wie die einzelnen Werte Hoffnung immanent
und Vergebung eine eindeutig negativ signifikante Korrelation mit psychiatrischen
Erkrankungen wie Ängstlichkeit, Depression und suizidalen Ideationen sowie
Zwanghaftigkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, phobischer Angst, paranoiden
Gedanken und Psychotizismus aufweisen.(7,10)
1.2 Suizidalität und Religiosität
Die psychiatrische Erkrankung der Suizidalität verdient angesichts ihrer ungebro-
chenen Aktualität und der verheerenden Folgen nach wie vor die Aufmerksamkeit
von WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen. Suizidalität wird häufig als
Folge anderer psychiatrischer Krankheiten angesehen. Rund um das Auftreten
und die Entstehung von Suizidalität gibt es noch zahlreiche ungeklärte Fragen und
das Forschungspotential zu dieser Thematik ist noch lange nicht ausgeschöpft.
14
In Österreich nahmen sich im Jahr 2013 rund 1300 Personen das Leben.(8) In Ab-
bildung 1 sind die häufigsten Todesursachen in Österreich nach Alter und relativer
Anzahl im Jahr 2013 abgebildet (die Bezeichnungen der angeführten Todesursa-
chen entsprechen nicht dem Originalwortlaut der ICD-10 – es sind jedoch ausge-
wählte ICD-Gruppen dargestellt).
Abbildung 1: Die häufigsten Todesursachen in Österreich im Jahr 2013 (11)
Eine Untersuchung von Watzka aus dem Jahre 2012 filterte folgendes Suiziden-
tInnen-Risikoprofil heraus: männliches Geschlecht, problematische Paarbezie-
hung, unbekannte Depression, Alkoholabhängigkeit, Probleme am Arbeitsplatz
bzw. Arbeitslosigkeit und somatische Erkrankungen. Plötzliche ungewollte Verän-
derungen der Lebenssituation wie Verlust des Arbeitsplatzes, PartnerInnentren-
nung und Tod von Angehörigen scheinen ein hohes Potenzial zu besitzen, um
suizidales Verhalten zu generieren. Ebenso wie Unterrainer et al. erwähnt auch
Watzka positive Effekte der Religiosität. Als ausschlaggebende Faktoren sieht er
hier jedoch nicht die bloße Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oder ab-
15
strakte Inhalte des Glaubens, sondern vielmehr spirituelle Ressourcen in der Prob-
lembewältigung sowie die soziale Integration in eine Gemeinschaft.(12)
Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf Durkheim, welcher sich bereits
im 19. Jahrhundert mit dieser Thematik beschäftigte und 1897 ein Werk veröffent-
lichte, in dem er mögliche Auswirkungen der Religion auf das Auftreten von Suizi-
dalität beschrieb. Durkheims Untersuchungen zufolge weisen evangelische Ge-
meinden höhere Suizidraten auf, als ihre katholischen Pendants. Tradition, unhin-
terfragte Dogmen und blinder Gehorsam stellten damals grundlegende Merkmale
des Katholizismus dar. Im Gegensatz dazu gewährte der Protestantismus schon
damals wissenschaftlicher Forschung mehr Freiheit. Daraus ergibt sich eine zwar
begrenzte aber durchaus vorhandene Möglichkeit eine eigene Form des Glaubens
individuell zu gestalten. Gerade in dieser Freiheit sieht Durkheim den Grund für
die höhere Suizidalität unter den Angehörigen des Protestantismus. Denn diese
Freiheit führt auch zu Unsicherheit, da sie den Menschen ermöglicht Bildung durch
Forschung zu erwerben. Gerade diese Möglichkeit und das sich daraus ergeben-
de Wissen führt zu Unsicherheit, da dadurch auch grundlegendste Richtlinien hin-
terfragt werden und ihre Gültigkeit angezweifelt wird. Laut Durkheim könne der
inkonsistente Protestantismus keine schützende und führende Funktion im Leben
der Gläubigen übernehmen, da er auf einem instabilen Gerüst beruhe, welches
ständiger Veränderung unterworfen sei. Darin sieht Durkheim die Erklärung für die
unterschiedlich hohen Suizidraten von KatholikInnen und ProtestantInnen, obwohl
die Inhalte der beiden Glaubenslehren hinsichtlich der Selbsttötung übereinstim-
men. Denn sowohl im Katholizismus als auch im Protestantismus ist Suizid ver-
pönt bzw. verboten und wird mit göttlicher Verdammung im Jenseits bestraft.
Nachdem dieser Glaube in beiden Religionen existiert und weder ProtestantInnen
noch KatholikInnen weniger an einen Gott bzw. das Jenseits glauben, kann dieses
Verbot nicht ausschlaggebend für eine protektive Wirkung hinsichtlich der Suizida-
lität sein. Durkheim kommt zu folgendem Schluss:
„Der wohltätige Einfluss der Religion ist also nicht auf den besonderen Charakter der Heilslehre
zurückzuführen. Wenn sie den Menschen schützt vor dem Drang der Selbstzerstörung, dann nicht
weil sie ihm mit Argumenten sui generis die Achtung vor seiner eigenen Person predigt; sondern
weil sie eine Gemeinschaft ist. Grundpfeiler dieser Gemeinschaft ist die Existenz einer bestimmten
Zahl von Dogmen und Praktiken, die allen Gläubigen gemeinsam, traditionell geworden und damit
16
verpflichtend sind. Je zahlreicher und stärker diese Kollektiverscheinungen sind, desto geschlos-
sener ist die religiöse Gemeinschaft in sich. Umso mehr hat sie Schutzfunktion. Die Einzelheiten
der Dogmen und Praktiken sind sekundär. Das Wesentliche ist die Eignung, einem kollektiven Da-
sein genügend Inhalt zu geben.“(13)
Ein 2008 von Colucci et al. publiziertes Paper zeigte, dass die bis dahin veröffent-
lichten Studienergebnisse teilweise zueinander im Widerspruch stehen. So existie-
ren zahlreiche Studien, welche niedrigere Suizidraten mit religiösen Faktoren as-
soziieren, während andere keine signifikanten Ergebnisse aufweisen oder sogar
zu gegenteiligen Resultaten gelangen. Eine Studie gelangte zu dem Ergebnis,
dass nicht die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft an sich in diesem
Kontext von Bedeutung ist, sondern die Häufigkeit der Kirchenbesuche. Domino et
al. zogen 1993 aus ihren Untersuchungen die Schlussfolgerung, dass je religiöser
Menschen sind, desto stärker sind sie auch davon überzeugt, dass Suizid keine
akzeptable Option darstellt. Aus diesem Grund kann Religiosität als protektiver
Faktor für Suizidalität wirken. Andere AutorInnen betonen, dass der Zusammen-
hang zwischen Religiosität und dem Auftreten von Suizid auch durch andere ver-
änderliche Gegebenheiten beeinflusst wird, wie beispielsweise den Urbanisie-
rungsgrad des persönlichen Umfeldes, die geografischen Gegebenheiten oder die
allgemeine Scheidungsrate etc.
Es konnte aber ebenso festgestellt werden, dass Religiosität suizidales Verhalten
unter Umständen auch verstärken kann. Zum Beispiel zeigte eine chinesische
Studie aus dem Jahr 1996, dass chinesische StudentInnen umso mehr an
Selbstmord dachten, je religiöser sie waren.
Zusammenfassend besteht also durchaus noch Forschungsbedarf auf diesem
Themengebiet. Colucci et al. erläutern in ihrem Werk auch Aspekte, welche in zu-
künftigen Forschungsprojekten Berücksichtigung erfahren sollten. Sie kommen
zum Schluss, dass auch die Rolle der Spiritualität ohne religiöse Einflüsse in die
Betrachtung miteinbezogen werden sollte. Andrerseits wäre es wünschenswert,
dass der Komplexität der einzelnen religiösen Lehren und Gebräuche Rechnung
getragen wird und nicht nur quantitative Angaben wie die Häufigkeit der Kirchen-
besuche Beachtung finden. Ein weiteres Manko vieler bisher durchgeführter Stu-
dien ist das Fehlen von Kontrollgruppen und die mangelnde Erforschung von Un-
17
terschieden, die kulturell oder durch soziale Faktoren wie Geschlecht oder Alter
bedingt sind. Die Tatsache, dass ein Großteil der Studien zu diesem Themenge-
biet in den USA durchgeführt wurde, zeugt von einer mangelnden Sensibilität für
kulturelle Unterschiede und deren Erforschung. Darüber hinaus muss die Wahl der
Methode explizit begründet werden, um so eine bessere Versteh- und Anwend-
barkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Und zusätzlich sollten die gewählten Me-
thoden explizit argumentiert werden können, um die Ergebnisse besser verstehen
und anwenden zu können.(14)
Des Weiteren gelang es Colucci et al., drei wesentliche Theorien zur möglichen
protektiven Wirkung von Religiosität bei Suizidgefährdung zu identifizieren, welche
im Folgenden kurz dargestellt werden sollen.
Integration Theory nach Durkheim (1897/1997)
Wie bereits oben erwähnt stellte Durkheim stellte fest, dass Katholiken im Gegen-
satz zu Protestanten viel geringere Suizidraten aufwiesen und führte dies auf die
viel strengeren Strukturen im Katholizismus zurück, welche auf Tradition, unan-
fechtbaren Dogmen und blindem Gehorsam beruhten. Durkheim sah den protekti-
ven Effekt von Religiosität viel weniger in der inhaltlichen Ausprägung der Glau-
bensrichtung als in den allgemein gültigen Richtlinien, welche eine Gemeinschaft
kreieren, dem/der Einzelnen Sicherheit bieten und in gewisser Weise Integration
und Anerkennung durch deren Einhaltung sichern.(13,14)
Religious Commitment Theory nach Stack (1983)
Auch Stack et al. postulierten, dass der Inhalt des Glaubens kaum eine Rolle spie-
le. Sie gingen aber einen Schritt weiter als Durkheim und behaupteten, dass auch
die Religionsrichtung keine Bedeutung habe. Es ginge lediglich darum, ob man
sich einer Religion zugehörig und ihr verpflichtet fühle. Diese Tatsache allein rei-
che für einen protektiven Benefit hinsichtlich Suizidalität aus.(16)
18
Network Theory nach Pescosolido und Georgianna (1989)
Pescosolido und Giorgiannabeschäftigten sich auch mit Durkheims Theorie. Sie
stellten fest, dass die Unterschiede zwischen den Konfessionen aufgrund vieler
soziohistorischer Veränderungen wie Ökumenismus, Säkularisierung usw. kaum
von Bedeutung sind, man allerdings dennoch einen Einfluss der Religion auf die
Suizidraten beobachten kann. Durkheims als „Gesellschaft“ titulierte Religion wird
von den Autoren mit dem Begriff „Netzwerk“ ersetzt. Im Zuge der Industrialisierung
und Aufweichung der strikten religiösen Strukturen, kam es zunehmend zur Bil-
dung sozialer Netzwerke, welche zwar teilweise auch auf religiösen Gemeinsam-
keiten, zunehmend jedoch auf geographischen und persönlichen Aspekten beru-
hen. Durch den Verlust der stark regulativen und integrativen Funktion von Religi-
on sind Individuen, welche sich selbstständig kein starkes soziales Netzwerk auf-
bauen können, eher von Suizid betroffen. Die Rolle von Religion bei der Verhü-
tung von Suizid hat also einen viel komplexeren Hintergrund, als Durkheim es be-
schrieben hat.(15)
1.3 Suizidalität und psychiatrische Erkrankungen
Auch der Zusammenhang zwischen Suizidalität und psychiatrischen Erkrankun-
gen bedarf näherer Betrachtung. Eine schwedische Studie von 1996 kam zu dem
Ergebnis, dass Personen, welche unter ausgeprägten psychiatrischen Symptomen
(mittels SCL-90 erhoben) wie Depression, Aggressivität, Ängstlichkeit im Sozial-
kontakt, Psychotizismus, generelle Ängstlichkeit usw. leiden, mit höherer Wahr-
scheinlichkeit nach einem missglückten einen weiteren Suizidversuch unterneh-
men.(3)Ebenso konnten psychiatrische Erkrankungen wie Substanzmissbrauch,
ko-morbide Borderline-Persönlichkeitsstörung, bestimmte Persönlichkeitsfaktoren
(z.B.: Impulsivität und Aggressivität) sowie auch das Gefühl von Hoffnungslosig-
keit und die eigene Wahrnehmung einer Depression als potentielle Risikofaktoren
identifiziert werden. Auch sogenannte Life Events, also Lebensereignisse wie zum
Beispiel Arbeitsplatzverlust, PartnerInnenverlust, Verschuldung usw. können als
Trigger fungieren. Hier liegt die Ursache aber weniger in den Ereignissen selbst,
als in der Art, damit umzugehen. Also ob - und wenn ja, wie viele - Gründe jemand
in seiner Existenz sieht bzw. inwieweit die betroffene Person einen Sinn in ihrem
Leben erkennen kann.(2) Auf der folgenden Seite ist eine dieser Studie entnom-
19
mene Grafik abgebildet, welche die zahlreichen unterschiedlichen Faktoren, die zu
einem Selbstmordversuch führen können, darstellt.
Abbildung 2: A Model of Suicidal Behavior (2)
Bei den Faktoren, die suizidales Verhalten generieren können, wird zwischen sub-
jektiven und objektive Zuständen unterschieden. Sowohl objektive als auch sub-
jektive Zustände weisen Wechselwirkungen mit den individuellen Charaktereigen-
schaften einer Person auf. Als klassische Risikofaktoren werden psychiatrische
Krankheiten wie Depression und Suchtverhalten klassifiziert. Darüber hinaus er-
höht sich das Suizidrisiko auch bei besonders impulsiven und aggressiven Cha-
rakteren. Hoffnungslosigkeit und die Wahrnehmung der eigenen Depression kön-
nen Suizidgedanken zusätzlich verstärken. Ebenso relevant ist das Auftreten so-
genannter Life Events. Unter diesem Begriff werden einschneidende Erlebnisse
wie Beziehungsende, emotional belastende Todesfälle, massive Schwierigkeiten
am Arbeitsplatz bzw. der Eintritt von Arbeitslosigkeit und Ähnliches subsumiert. Da
Depression
or Psychosis
Life Events
Aggressivity
Suicidal Act
Low Serotonergic Activity
Alcoholism, Smoking, SubstanceAbuse,
Head Injury
Objective
state
Subjective
state
and traits
Hopelessness Perception of Depression
Suicidal Ideation
Suicidal Planning
Impulsivity
20
das Leben aller Menschen auch vom Auftreten solcher Life Events gekennzeich-
net ist, stellt sich hier vor allem die Frage nach den Bewältigungsstrategien bzw.
Ressourcen und danach, ob eine Person auch angesichts solcher Krisen einen
Sinn in ihrer Existenz erkennen kann und wenn ja, wie viele Gründe für ein Weiter-
leben gefunden werden können.
Eine neuere Analyse von Nock et al. aus dem Jahr 2009 zeigte auf, dass zwar
nicht alle SuizidentInnen von einer psychiatrischen Erkrankung betroffen sind,
wohl aber mehr als die Hälfte davon unter einer mentalen Störung leidet.(16) Die-
ser Zusammenhang von Suizidalität und psychiatrischen Erkrankung wurde in der
vorliegende Arbeit ebenso untersucht und analysiert.
1.4 Suizidalität und Persönlichkeit
Das Big-Five-Fünf-Faktoren-Persönlichkeitsmodell ist ein international wissen-
schaftlich anerkanntes Modell zur stabilen Beschreibung unterschiedlicher Persön-
lichkeitseigenschaften (Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaf-
tigkeit und Offenheit für Erfahrungen). In verschiedenen Untersuchungen konnten
bereits Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Big-Five-
Persönlichkeitskonstrukten und Suizidalität aufgezeigt werden. So zeigte bei-
spielsweise eine Studie von Chioqueta und Stile, dass Suizidgedanken positiv mit
Neurotizismus, Hoffnungslosigkeit und depressiven Symptomen korrelieren. Ein
negativer Zusammenhang zeigte sich zwischen Extraversion und Suizidgedanken.
Darüber hinaus wiesendepressive Symptome neben Extraversion einen weiteren
negativen Zusammenhang mit Gewissenhaftigkeit und einen positiven Zusam-
menhang mit Neurotizismus auf.(17)
Untersuchungen von Velting stellten ebenfalls positive Zusammenhänge zwi-
schen Neurotizismus und Intensität von Suizid fest und es konnte auch ein negati-
ver Zusammenhang mit dem Faktor Gewissenhaftigkeit gezeigt werden. Für die
gegenwärtige Studie sind ebenso die Zusammenhänge der Subskalen der Big 5
mit dem ASIQ (Adult suicidal ideation questionnaire) von Interesse. Bei Frauen
zeigten sich positive Zusammenhänge mit Subskalen des Neurotizismus wie
Ängstlichkeit, Aggressivität/ Feindseligkeit, Depression, Ich-Bewusstsein, Impulsi-
vität und Verletzlichkeit. Bei Männern zeigte sich ebenso der Zusammenhang mit
21
Depression. Des Weiteren zeigten positive Emotionen (Subskala von Extraversi-
on) und Aufrichtigkeit (Subskala von Verträglichkeit) negative Zusammenhänge
mit Intensität von Suizid bei Frauen. Die Skalen der Gewissenhaftigkeit korrelier-
ten größtenteils bei Männern und Frauen negativ.(18)
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass in mehreren Studien ein Zu-
sammenhang zwischen Neurotizismus und Extraversion und positiver und negati-
ver Affektivität festgestellt wurde. Es konnte auch immer wieder gezeigt werden,
dass Korrelationen zwischen Depressivität, Ängstlichkeit und Selbstbewusstsein
mit Merkmalen von Suizidalität bestehen
1.5 Frauen und Suizidalität
Eine Studie von Mandelli et al. aus dem Jahr 2013 beschäftigte sich mit den Zu-
sammenhängen zwischen psychiatrischen Erkrankungen (affektive Störungen,
depressive Symptome sowie Suizidverhalten)und Neurotizismus, sozialen Interak-
tionen und stressreichen Lebensereignissen bei Frauen. Die Ergebnisse lassen
darauf schließen, dass vor allem Frauen mit affektiven und depressiven Störungen
zu Suizidgedanken neigen. Es wurde auch festgestellt, dass Frauen, welche mit
Suizidgedanken zu kämpfen haben, höhere Werte bei Neurotizismus sowie weni-
ger Sozialkontakte aufweisen. Hier konnte also die bisherige Literatur bezüglich
Neurotizismus, affektiven Störungen und Suizidalität sowie ein wesentlicher As-
pekt der Network Theory (das soziale Netzwerk ist entscheidend für die Suizidprä-
vention) bestätigt werden.(19)
22
2 Methode
2.1 Ziele der Untersuchung
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 53 Frauen mit depressiven Sympto-
men untersucht und ihre Krankheitsgeschichte in Hinblick auf Zusammenhänge
zwischen Suizidalität, Glaube und bestimmten Persönlichkeitsfaktoren eingehend
betrachtet. Beim Faktor Glaube wurde zusätzlich Augenmerk auf die unterschied-
lichen Inhalte und die Intensität des Glaubens gelegt.
2.2 Stichprobe
Die Untersuchungsteilnehmerinnen wurden an der Universitätsklinik für Psychiat-
rie am LKH Graz mithilfe der behandelnden ÄrztInnen ausgewählt. Voraussetzun-
gen waren Deutsch als Muttersprache sowie dass sie in Österreich geboren und
aufgewachsen waren, um geographische Streuungen zu vermeiden. Ausschluss-
kriterium waren akute Psychosen im Testzeitraum. Die Teilnahme war unentgelt-
lich, freiwillig und konnte jederzeit abgebrochen werden. Außerdem konnten die
Teilnehmerinnen bei Unklarheiten ständig Fragen stellen. Es wurde jede Teilneh-
merin einzeln in einem ruhigen Raum befragt, in dem die Untersuchungsleiterin
auch immer anwesend war.
Insgesamt wurden den Untersuchungsteilnehmerinnen fünf Fragebögen vorgelegt,
welche im Folgenden kurz vorgestellt werden.
2.2.1 Soziodemographischer Fragebogen
Dieser selbst erstellte Fragebogen enthielt Angaben zu Beruf, Ausbildung,
Familienstand, Alter, Geschlecht, Diagnose und Glaubensbekenntnis sowie die
Möglichkeit zur näheren Definition des persönlichen Glaubens (Atheist, Theist,
Agnostiker usw.). Außerdem wurden zwei sechsstufige Selbsteinschätzungsska-
len zur Religiosität von „nicht religiös“ bis „sehr religiös“ und zur Spiritualität von
„nicht spirituell“ bis „sehr spirituell“ bereitgestellt. Die Begriffe wurden zum leichte-
ren Verständnis für die Teilnehmerinnen mit folgenden Definitionen erklärt: „Reli-
giosität = Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft“ und „Spiritualität = ein
Konzept, welches zusätzlich zur materiellen Welt eine spirituelle Ebene der Exis-
23
tenz miteinbezieht, aus der das Leben hervorgeht; dies muss jedoch nicht unbe-
dingt an ein religiöses Glaubenssystem gekoppelt sein“.
2.2.2 MI-RSB 48
Zur Erfassung des religiös-spirituellen Befindens und der persönlichen Glaubens-
vorstellungen wurde der MI-RSB 48 verwendet. In diesem multidimensionalen
Fragebogen werden zwei Skalen (immanente und transzendente Raum) erhoben,
die jeweils wiederum sechs Dimensionen enthalten. Der immanente Bereich lässt
sich unterteilen in: Hoffnung Immanent (HI – z.B. „Ich blicke mit Optimismus in die
Zukunft“), Vergebung (VE – z.B. „Es gibt Dinge die ich nicht verzeihen kann“) und
Erfahrung von Bedeutung und Sinn (BS – z.B. „Ich habe die Erfahrung der Echt-
heit von Gefühlen gemacht“). Die transzendente Skala enthält die Dimensionen
Hoffnung Transzendent (HT – z.B. „Ich denke oft daran, dass ich die von mir ge-
liebten Menschen zurücklassen werde“), Allverbundenheit (AL – z.B.„Ich habe ei-
ne Erfahrung gemacht, in der meine Person in etwas Größerem aufzugehen
schien“) und Allgemeine Religiosität (AR – z.B. „Mein Glaube gibt mir ein Gefühl
von Sicherheit“). Aus den beiden Skalen lässt sich ein Gesamtscore berechnen,
welcher als RSWB (religiöses/spirituelles Wohlbefinden) bezeichnet wird.(20)
2.2.3 BFI
Die deutsche Version des Big Five Inventory erfasst mittels 44 Items zur Selbstbe-
schreibung die fünf Persönlichkeitskonstrukte Extraversion, Neurotizismus, Ver-
träglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen. Ein fünfstufiges
Antwortformat, welches von Trifft überhaupt nicht zu bis Trifft sehr gut zu (beschrif-
ten mit den Zahlen 0-4)reicht, dient hier zur Selbstbeschreibung.(21)
2.2.4 R-S-T
Der Religiosität-Struktur-Test erfasst die Zentralität des Glaubens. Es werden hier
Items aus den Kerndimensionen Ideologie (Glaube), Intellekt, private Praxis, öf-
fentliche Praxis und Erfahrung verwendet. Das Antwortformat ist hier in fünfstufige
Skalen von gar nicht/nie bis sehr/sehr oft unterteilt. In der vorliegenden Studie
wurde mit insgesamt 23 Fragen die Kurzform verwendet.(22)
24
2.2.5 SCL-90
Die Symptom Check Liste erfasst den aktuellen Stand der psychischen Belastung.
Es gibt insgesamt 90 Fragen, welche neun Skalen und einer Zusatzskala zu-
geordnet werden können und folgende Krankheitsbilder abbilden: Zwanghaftigkeit,
Depressivität, Somatisierung, Ängstlichkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt, Agg-
ressivität/Feindseligkeit, phobische Angst, paranoides Denken und Psychotizis-
mus. Die Zusatzskala beschäftigt sich mit Fragen wie schlechtem Appetit, Ein-
schlafschwierigkeiten, Gedanken an den Tod und ans Sterben usw. Die einzelnen
Items können auch getrennt von einander ausgewertet werden. Für die vorliegen-
de Studie waren vor allem die Items „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“ und
„Gedanken an den Tod und ans Sterben“ von besonderer Bedeutung.(23)
25
3 Ergebnisse
3.1 Statistik
Zur Analyse der Fragestellungen wurden Korrelationsverfahren eingesetzt. Bei
normalverteilten Variablen wurde die Pearson Korrelation eingesetzt und bei nicht
normal verteilten Variablen die Spearman Korrelation. Dafür wurde die Normalver-
teilung mit Hilfe der genaueren Betrachtung der Schiefe überprüft. Dabei zeigte
sich, dass die Items „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an den
Tod und ans Sterben“, Aggression und paranoides Denken nicht normalverteilt
waren.
Bei genauer Betrachtung der Verteilung der soziodemographischen Daten hat sich
gezeigt, dass es sich bei der vorliegenden Stichprobe größtenteils um Frauen rö-
misch-katholischen Bekenntnisses handelt.
Tabelle 1: Verteilung der soziodemographischen Daten: Glaubensbekenntnis
Stichprobe (N=103) Religiosität/Spiritualität
Glaubensbekenntnis röm.kath.: 44 (83%)
o. B.: 8 (15.1%)
sonstige: 1 (1.9%)
Sind Sie religiös/spirituell? Ja: 45 (84.9%)
Nein: 8 (15.1%)
eigene Glaubensdefinition Atheist: 1 (1.9%)
Agnostiker: 15 (28.3%)
Theist: 27 (50.9%)
Deist: 0 (0%)
Pantheist: 10 (18.9%)
Selbsteinschätzung Religiosität M= 2.91, s= 1.40
Selbsteinschätzung Spiritualität M= 3.72, s= 1.68
Anmerkungen. röm.kath. = römisch katholisches Glaubensbekenntnis, o.B. = ohne Bekenntnis,
M=Mittelwert, s= Standardabweichung.
26
Tabelle 2: Verteilung des Alters
Anmerkungen.
M=Mittelwert, s= Standardabweichung.
In den folgenden Tabellen 3 bis 5 sind die Aufteilungen der soziodemographi-
schen Daten von Ausbildung, Beruf und die Häufigkeit der Diagnosen dargestellt.
Tabelle 3: Verteilung der soziodemographischen Daten: Ausbildung
Ausbildung Pflichtschule Matura Lehre Bachelor Master/
Mag.
Doktor
Stichprobe
(N=53)
14
(26.4%)
9
(17%)
25
(47.2%)
1
(1.9%)
4
(7.5%)
0
(0%)
Tabelle 4: Verteilung der soziodemographischen Daten: Beruf
Beruf berufstätig in Ausbildung arbeitslos
Stichprobe
( N=53)
22
(41.5%)
17
(32.1%)
14
(26.4%)
Stichprobe (N=103)
M 41.47
S 13.52
Min-Max 20-68
27
Tabelle 5: Häufigkeit der ICD 10-Diagnosen
ICD10-Diagnosen Häufigkeit
Rezidivierende depressive Störung (F33.x)
Depressive Episode (F32.x)
Bipolare affektive Störung (F31.x)
31
13
9
53
3.1.1 Zusammenhang zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“,
„Gedanken an den Tod und ans Sterben“ und psychiatrischen Symp-
tomen
Die Korrelationsberechnungen zum Zusammenhang zwischen Suizidalität und
psychiatrischen Krankheiten zeigte signifikant negative Ergebnisse zwischen den
Items „Gedanken sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an den Tod und ans
Sterben“ und der immanenten Dimension des MI-RSB. Des Weiteren zeigte sich
ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen „Gedanken sich das Leben
zu nehmen“ und dem RSWB (siehe Tabelle 6).
Tabelle 6: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an
den Tod und ans Sterben“ und Religiosität/ Spiritualität
Gedanken sich das
Leben zu nehmen
Gedanken an den Tod
und ans Sterben
RSWB -.34* -.25
IMA -.49** -.33*
TRANS -.21 -.12
RST -.04 .05
Anmerkungen. RSWB = Religiös Spirituelles Wohlbefinden; IMA = Subskala immanent; TRANS=
Subskala transzendent; RST= Index des Religiosität Struktur Tests.
*p<.05. **p<.01.
28
3.1.2 Zusammenhang zwischen psychiatrischen Symptomen und unter-
schiedlichen Ausprägungen der Religiosität/Spiritualität
Die Betrachtung der Zusammenhangsberechnungen zwischen Religiosi-
tät/Spiritualitätund psychiatrischen Symptomen zeigte durchwegs signifikant nega-
tive Ergebnisse zwischen der Dimension immanent und den einzelnen Sympto-
men. Die Krankheitsbilder von Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Depression, pho-
bischer Angst und Psychotizismus zeigten ebenso signifikant negative Ergebnisse
mit der Dimension transzendent, mit RSWB und der Zentralität. Mit RSWB zeigten
sich zusätzlich negative Zusammenhänge mit Unsicherheit im Sozialkontakt,
Ängstlichkeit und paranoidem Denken (siehe Tabelle 7).
Tabelle 7: Korrelation zwischen psychiatrischen Symptomen und Religiosität/Spiritualität
Soma Zwang Unsi. Depr. Angst Aggr. Phob. Paran. Psych.
RSWB -.35** -.35* -.33* -.47** -.30* -.23 -.38** -.30* -.38**
IMA -.37** -.34* -.42** -.49** -.34* -.31* -.37** -.39** -.38**
TRANS -.27* -.30* -.19 -.38** -.23 -.13 -.33* -.22 -.34*
RST -.31* -.29* -.21 -.32* -.23 -.25 -.32* -.17 -.29*
Anmerkung. RSWB = Religiös Spirituelles Wohlbefinden; IMA = Subskala immanent; TRANS =
Subskala transzendent; RST = Index des Religiosität Struktur Tests; Soma = Somatisierung;
Zwang = Zwanghaftigkeit; Unsi = Unsicherheit im Sozialkontakt; Depr = Depression; Angst =
Ängstlichkeit; Aggr = Aggressivität/ Feindseligkeit; Phob = phobische Angst; Paran = paranoides
Denken; Psych = Psychotizismus.
*p<.05. **p<.01.
3.1.3 Zusammenhang zwischen Suizidalität und unterschiedlichen psy-
chiatrischen Symptomen
Wie in Tabelle 8 dargestellt, haben sich zwischen „Gedanken sich das Leben zu
nehmen“ und „Gedanken an den Tod uns ans Sterben“ und den verschiedenen
psychiatrischen Symptomen einheitlich signifikant positive Zusammenhänge ge-
zeigt.
29
Tabelle 8: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an
den Tod und ans Sterben“ und psychiatrischen Symptomen
Gedanken sich das Le-
ben zu nehmen
Gedanken an den Tod
und ans Sterben
Soma. .39** .58**
Zwang. .41** .61**
Unsi. .47** .59**
Dep. .57** .71**
Angst .27* .60**
Aggr. .31* .40**
Phob. .39** .60**
Paran. .43** .38**
Psych. .36** .52**
Anmerkung. Soma = Somatisierung; Zwang = Zwanghaftigkeit; Unsi = Unsicherheit im Sozialkon-
takt; Dep = Depression; Angst = Ängstlichkeit; Aggr = Aggressivität/ Feindseligkeit; Phob = phobi-
sche Angst; Paran = paranoides Denken; Psych = Psychotizismus.
*p<.05. **p<.01.
3.1.4 Zusammenhang zwischen Suizidalität, psychiatrischen Symptomen
und den Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren
Die Analyse des Zusammenhangs zwischen „Gedanken sich das Leben zu neh-
men“, „Gedanken an den Tod und ans Sterben“ und den Big Five ergibt signifikant
negative Zusammenhänge mit Extraversion und Gewissenhaftigkeit. Des Weiteren
ist ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Neurotizismus und den bei-
den Suizidalität Items erkennbar (siehe Tabelle 4).
30
Tabelle 9: Korrelation zwischen „Gedanken, sich das Leben zu nehmen“, „Gedanken an
den Tod und ans Sterben“ und den Big Five
Gedanken sich das
Leben zu nehmen
Gedanken an den
Tod und ans Sterben
Extraversion -.32* -.35**
Verträglichkeit -.26 -.18
Gewissenhaftigkeit -.34* -.36**
Neurotizismus .42** .56**
Offenheit -.14 -.03
Anmerkung. *p<.05. **p<.01.
Aus Tabelle 10 ist ersichtlich, dass die Korrelationsberechnungen zwischen psy-
chiatrischen Krankheiten und den Big Five eine Vielzahl an signifikanten Ergeb-
nissen hervorbrachten. Extraversion korreliert mit allen Symptomen außer Ag-
gressivität signifikant negativ. Ebenso zeigt sich ein signifikant negativer Zusam-
menhang zwischen allen Symptomen und Verträglichkeit. Bis auf die Skala Ängst-
lichkeit zeigen sich signifikant negative Ergebnisse zwischen Krankheitsbildern
und Gewissenhaftigkeit. Neurotizismus korreliert einheitlich positiv mit allen psy-
chiatrischen Symptomen. Der Faktor Offenheit korreliert signifikant negativ mit
Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Ängstlichkeit und phobischer Angst.
Tabelle 10: Korrelation zwischen psychiatrischen Symptomen und den Big Five
Soma Zwang Unsi Depr Angst Aggr Phob Para Psych
Ext. -.30* -.42** -.45** -.50** -.39** -.25 -.35** -.27* -.36**
Vert. -.28* -.30* -.43** -.35** -.32* -.53** -.29* -.37** -.34*
Gewi. -.31* -.35** -.44** -.35** -.25 -.39** -.30* -.35** -.34*
Neur. .58** .60** .60** .74** .58** .45** .58** .45** .59**
Off. -.28* -.34* -.17 -.19 -.28* -.18 -.45** -.16 -.23
Anmerkung. Soma = Somatisierung; Zwang = Zwanghaftigkeit; Unsi = Unsicherheit im Sozialkon-
takt; Depr = Depression; Angst = Ängstlichkeit; Aggr = Aggressivität/Feindseligkeit; Phob = phobi-
sche Angst; Paran = paranoides Denken; Psych = Psychotizismus; Ext = Extraversion; Vert = Ver-
träglichkeit; Gewi = Gewissenhaftigkeit; Neur =Neurotizismus; Off = Offenheit.
*p<.05. **p<.01.
31
Kurzum lassen sich die Ergebnisse wie folgt graphisch darstellen:
Abbildung 3: Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Ausprägungen von Religiosität und Spiritualität (erkennbar an den Skalen im-
manent und transzendent sowie am totalen RSWB-Score) und die Skala zu Extra-
version zeigen negative Zusammenhänge mit Suizidalität. Des Weiteren zeigen
die Suizidalität-Fragen des SCL-90 positive Zusammenhänge zwischen psychiat-
rischen Erkrankungen sowie Neurotizismus und Suizidalität.
32
4 Diskussion
Ungeachtet teils widersprüchlicher Ergebnisse der Literatur in Hinblick auf Zu-
sammenhänge zwischen Suizidalität und Religiosität, kann in der vorliegenden
Arbeit ein ebensolcher festgestellt und persönlicher Glaube als protektiver Faktor
hinsichtlich Suizidinterpretiert werden. Neu war dabei der Ansatz auf unterschied-
liche Inhalte des Glaubens einzugehen. So wurde neben dem RST, welcher die
Zentralität des Glaubens erhob, zwischen immanenten und transzendenten Aus-
prägungen unterschieden, welche durch den MI-RSB berücksichtigt wurden. Hinzu
kommt, dass die vorliegende Stichprobe größtenteils von Frauen gebildet wurde,
welche sich zum römisch-katholischen Glauben bekennen (83 %), was aufgrund
des betroffenen Einzugsgebietes nicht weiter überrascht. Durch die genaue Erhe-
bung der Inhalte der einzelnen, persönlichen Glaubenshaltungen konnte aber
dennoch zwischen verschiedenen Ausprägungen des Glaubens differenziert wer-
den.
Die Selbsteinschätzung von Religiosität und Spiritualität ergab keine signifikanten
Zusammenhänge. Dies könnte u.a. an den unterschiedlichen therapeutischen Er-
fahrungen bzw. Arten der (gelernten) Selbstreflexion liegen, da sich einige Patien-
tinnen zum Testzeitpunkt bereits, teilweise auch zum wiederholten Male, in Thera-
pie befanden.
Der signifikant negative Zusammenhang zwischen totalem RSWB, also dem reli-
giös-spirituellen Wohlbefinden, und den Gedanken, sich das Leben zu nehmen,
kann darauf hindeuten, dass Personen, welche sich in ihrem Glauben wohlfühlen
und diesen in stärkerer Ausprägung leben, weniger daran denken, Suizid zu be-
gehen. Dieses Resultatentspricht auch früheren Untersuchungsergebnis-
sen.(4,7,8,9)
Unter Einbeziehung der zur Beginn vorgestellten Theorien ergeben sich folgende
Schlüsse:
Die Integration Theory nach Durkheim lässt sich zum Teil bestätigen, da die vor-
liegende Stichprobe mit 83 % fast ausschließlich aus katholischen Gläubigen be-
steht und durchaus ein protektiver Effekt festgestellt werden konnte. Jedoch lässt
sich dies nicht auf Besonderheiten des Katholizismus zurückführen, da hierfür eine
33
Vergleichsgruppe mit anderem Religionsbekenntnis fehlt. Durkheim macht auch
eher das starke Regelwerk als die Inhalte des Glaubens für den Schutzeffekt ver-
antwortlich. In der vorliegenden Arbeit konnte jedoch aufgezeigt werden, dass In-
halte sehr wohl von Bedeutung sind, was die unterschiedlichen Ergebnisse in den
Items transzendent und immanent zeigen.
Auch die Religious Commitment Theory nach Stack kann zum Teil bejaht werden:
Zugehörigkeit zu einer Religion kann einen protektiven Effekt hinsichtlich Suizidali-
tät aufweisen, ob die bloße Zugehörigkeit allein jedoch bereits eine Schutzwirkung
ausübt, bleibt äußerst fraglich.
Die Network Theory nach Pescosolido und Georgianna, welche besagt, dass ein
soziales Netzwerk, egal ob durch Religion oder z.B. geographische Lage bedingt,
einen Schutzfaktor bietet, kann weder bestätigt noch widerlegt werden. Denn die
Auswertung der Skalen des RST (Religiosität Struktur Tests), welche nach Häu-
figkeiten von Kirchenbesuchen und Ähnlichem fragen, führte zu keinen signifikan-
ten Ergebnissen. Der Aufbau dieser Fragen hätte jedoch einen möglichen Hinweis
auf das Gemeinschaftserlebnis religiöser Gruppierungen geboten. Weitere Daten
zu sozialen Netzwerken und soziokulturellem Hintergrund wurden dagegen nicht
erhoben, weshalb sich hier keine Aussage treffen lässt.
Es überrascht nicht weiter, dass ein Zusammenhang zwischen Glauben und psy-
chiatrischen Krankheitsbildern besteht, da dies in der vorhandenen Literatur be-
reits festgestellt werden konnte. Entsprechende Forschungsergebnisse von Grom
und Unterrainer et al. konnten hier durchaus bestätigt werden.(7-9)Auffallend ist,
dass in der vorliegenden Arbeit auch der RST Ergebnisse aufweist (negative Zu-
sammenhänge mit Somatisierung, Zwangsstörungen, Depression usw.).Dies kann
als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Zentralität des Glaubens im Le-
ben von Einzelpersonen, hinsichtlich der Gesundheitsprävention, durchaus von
Bedeutung ist. Besonders erwähnenswert dabei ist, dass v.a. immanente Glau-
bensinhalte einen protektiven Effekt aufweisen, wobei in der vorliegenden Studie
erstmals auchder mögliche Schutzfaktor transzendenterInhalte, zumindest bei ein-
zelnen Erkrankungen wie Depression, Somatisierung, Zwangsstörungen, phobi-
sche Angst und Psychotizismus festgestellt werden konnte. Größen wie Verge-
bung, Erfahrung von Bedeutung und Sinn sowie Hoffnung auf ein besseres Leben
34
scheinen hier größere Bedeutung in der Gesunderhaltung des Menschen zu ha-
ben als Werte wie Allverbundenheit, Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und
allgemeine Religiosität.
Der Zusammenhang zwischen Suizidalität und unterschiedlichen psychiatrischen
Erkrankungen ist ebenfalls nicht weiter überraschend, da bereits in der Literatur
Suizidalität mit psychiatrischen Symptomen in Verbindung gebracht wurde, wie
schon in der Einleitung erläutert wurde.(2,3)
Gewissenhaftigkeit und Extraversion zeigen sich hier als protektiv wirkende Per-
sönlichkeitsfaktoren hinsichtlich suizidaler Gedanken, während Neurotizismus eine
gegenteilige Wirkung aufweist. Auch diese Erkenntnis deckt sich mit anderen For-
schungsergebnissen wie man anhand der Arbeiten von Mandelli et al. (Frauen,
welche zu Suizidgedanken neigen, haben höhere Werte bei Neurotizismus) sowie
von Chioqueta und Stile sehen kann, welche positive Korrelationen zwischen Sui-
zid und Neurotizismus und einen negativen Zusammenhang mit Extraversion auf-
zeigen konnten.(17,19)
4.1 Schlussfolgerung
Zusammenfassend ist festzustellen, dass durchaus eineKorrelation zwischen
Glaube, Suizidalität und psychiatrischen Erkrankungen aus den vorliegenden Da-
ten herausgelesen werden kann. Da Religion und Spiritualität auch Ressourcen in
schwierigen Lebenssituationen darstellen, Coping-Strategien liefern sowie den
Sinn des Lebens betonen, können diese sowohl bei psychiatrischen Erkrankungen
im Allgemeinen als auch bei Suizidalität im Speziellen als protektive Faktoren an-
gesehen werden.
Im Folgenden wird eine Grafik angeführt, welche die Erkenntnisse dieser Arbeit
zusammenfassen und die multifaktorielle Genese von Suizidalität darstellen soll.
35
Abbildung 4: Multifaktorielle Genese von Suizidalität
Während die Ausprägung des Glaubens (RSWB), immanente wie auch transzen-
dente Inhalte sowie der Persönlichkeitsfaktor Extraversion eine negative Auswir-
kung auf Suizidalität haben können und somit protektiv wirken, können Neuroti-
zismus, psychiatrische Erkrankungen und auch das Gefühl der Hoffnungslosigkeit
das Suizidrisiko verstärken. Soziokulturelle Umstände wie Alter, Bildung und di-
verse einschneidende Lebensereignisse bedürfen noch weiterer Untersuchungen
in der Zukunft, um deren Einfluss auf Suizidalität genauer zu beleuchten. Ebenso
bedarf die Bedeutung des sozialen Netzwerkes im Sinne der Network Theory in
der Suizid-Präventionsforschung eingehender Betrachtung. Die Kreierung einer
umfassenderen Theory, welche die Faktoren der Regelwerke, Integration in eine
Gemeinschaft, Netzwerk-Bildung und die einzelnen Inhalte einer Glaubensrichtung
berücksichtigt, wäre hier empfehlenswert. Ein Vergleich von Gruppen, welche un-
terschiedlichen Religionen angehören, könnte hier zur genaueren Beurteilung der
drei Haupttheorien ebenfalls nützlich sein.
Im Hinblick auf weitere Studien sollten auch mögliche Wechselwirkungen mit dem
Umfeld näher betrachtet werden. Vor allem knapp zurückliegende, einschneiden-
de Lebensereignisse, welche in der vorliegenden Studie nicht erhoben wurden,
scheinen in der Literatur immer wieder eine Rolle zu spielen.(2,12)
36
Darüber hinaus wäre es interessant, dem Faktor Zeit mehr Beachtung zu schen-
ken. Die Fragen der Symptom-Checkliste bezogen sich auf die letzten sieben Ta-
ge, wobei jedoch der Messzeitpunkt in der vorliegenden Arbeit nicht genau festge-
legt war. So wurden manche Teilnehmerinnen bereits einen Tag nach ihrer Auf-
nahme befragt, andere erst kurz vor ihrer Entlassung. Auch die Medikation wurde
nicht berücksichtigt, welche jedoch eine zusätzliche Einflussvariable darstellen
könnte.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die vorliegende Arbeit, trotz bestehender
Kritikpunkte im Studiendesign, die vorherrschende Literatur teilweise bestätigen
kann. Es bleiben jedoch noch viele offene Fragen zum Thema Suizid und Spiritua-
lität, weshalb weiterhin Forschungsbedarf in diesem Bereich besteht.
37
5 Literatur
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