Download - Wie Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg vorbereitete

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gefallene oder verschollene Soldaten *durch Luftangriffe undArtilleriebeschuss

Deutschland19800

Polen66000

Sowjetunion1500

Zivilisten*>10000

Zivilisten**16000

Opfer im Krieg gegen Polen

**Exekutionen im Verantwortungsbe-reich der Deutschen Wehrmacht(1.Sept. bis 25.Okt.)

1,5*

1,0*

0,6*

*in Millionen

2500

500

4700

2000

400

3200

SowjetunionPolenDeutschland

Kräfteverhältnis im September 1939

Soldaten Panzer Kampfflugzeuge

Werner von FritschWerner von Blomberg

OstseeOstpreußen

DeutschesReich

Litauen

Danzig

OstseeWehrmachtSchiff

Westerplatte

SMSSchleswig Holstein

Torpedo-Schiffe

FrankreichÖsterreich

Deutschland

Tschechoslowakei

Polen

TödlicherGrößenwahnZWEITER WELTKRIEGMit dem Überfall derdeutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September1939 begann eine Serie regionaler Kriege, die alsZweiter Weltkrieg in die Geschichte einging. Nachfast sechs Jahren Krieg, der am 8. Mai 1945endete, offenbarte die Bilanz die größteKriegskatastrophe der Weltgeschichte:55 Millionen Tote, 35 Millionen Menschen wurdenverwundet, drei Millionen waren vermisst. Wiebereitete Adolf Hitler diesen Krieg vor, der zueiner Neuordnung der Welt unter deutscherVorherrschaft führen sollte?

30. Januar 1933Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler, Chef derNationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), zumReichskanzler. Die NSDAP ist mit 196 Sitzen stärkste Partei imReichstag, kam bei den Wahlen im November 1932 aber nur auf 33,1Prozent (minus 4,1 Prozentpunkte). Nach dem 30. Januar spricht dieNS-Propaganda von „Machtergreifung“. Hitler ist entschlossen, eineDiktatur zu errichten. Er regiert zunächst in einer Koalition mit derDeutschnationalen Volkspartei (DNVP), die bei der Wahl auf 8,3 Prozentgekommen war.

16. März 1935Die allgemeineWehrpflicht wird wieder eingeführt. Sie war seit Endedes Ersten Weltkriegs ausgesetzt. Das „Gesetz über den Aufbau derWehrmacht“ sieht eine Friedensstärke von 550000 Mann vor. DieWestmächte und Italien protestieren zwar, weil Hitler gegen den VersaillerVertrag verstößt, aber Aktionen bleiben aus. Der Militärdienst umfasstseit August 1936 zwei Jahre.

12./15. März 1938Das deutsche Reich verleibt sich Österreich ein. Der gebürtigeÖsterreicher Hitler hat seit 1934 auf einen „Anschluss“ derAlpenrepublik hingearbeitet. Mit der Rückendeckung von ItaliensDiktator Benito Mussolini setzt Hitler die Wiener Regierung unter KurtSchuschnigg unter Druck, damit Arthur Seyß-Inquart, derösterreichische NSDAP-Führer, Innenminister wird. Als die WienerRegierung eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit durchführenwill, lässt Hitler mobil machen und Seyß-Inquart richtet ein„Hilfeersuchen“ an Berlin. Die Wehrmacht rollt in Österreich ein. Unterdem Jubel der Bevölkerung verkündet Hitler am 15. März auf demWiener Heldenplatz „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“.

29./30. September 1938Eine europäische Gipfelkonferenz inMünchen verschafft Hitler freieHand bei der nächsten Osterweiterung. Die Staats- undRegierungschefs von England, Frankreich und Italien gestehenHitler zu, das bis 1918 österreichische Sudetenland aus derTschechoslowakei auszugliedern und Deutschland zuzuschlagen.Hitler erklärt, dass diese seine letzte territoriale Forderung gewesensei. Es wird geglaubt. Als Kopf der „Appeasement-(Beschwichtigungs-)Politik“ gilt Großbritanniens Premier ArthurNeville Chamberlain. „Peace for our Time!“ sagt er nach seinerRückkehr in London – „Friede für unsere Zeit!“

Text: Alexander Michel, Südkurier Konstanz; Infografik: Helen Gruber; Mitarbeit: Romina Birzer; Bilder: Bundesarchiv; Quellen: Friedemann Bedürftig: Lexikon Drittes Reich, Piper-Verlag, München 1997; Wolfgang Benz u.a.: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, dtv, München 1997; www.1000dokumente.de, Peter Doyle: Der Zweite Weltkrieg in Zahlen, Bucher-Verlag 2014

15.-16. März 1939Mit der militärischen Besetzung der „Rest-Tschechei“, die nach derAnnektion des Sudetenlandes übrig geblieben ist, greift Hitler erst-mals nach einem nichtdeutschen Land. Zuerst erpresst er eine Unab-hängigkeitserklärung des slowakischen Landesteils. Dann wird demtschechoslowakischen Staatspräsidenten Emil Hácha in Berlin sozugesetzt, dass er die Souveränität seines Landes per Unterschrift auf-gibt. Am nächsten Tag rollt die Wehrmacht in Prag ein. Dort ist fortan derSitz des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“. Auch Polen undUngarn verleiben sich tschechoslowakisches Territorium ein.

23. März 1939Der äußerste NordzipfelOstpreußens, dasMemelland,wurde laut Versailler Vertrag 1919von Deutschland abgetrennt und1923 von Litauen annektiert.Etwa die Hälfte der Bevölkerungist deutsch. Am 22. März stelltBerlin ein Ultimatum mit derDrohung eines militärischenEingreifens, sollte Litauen die Rückgabe verweigern. Da England undFrankreich nichts unternehmen, hat Hitler erneut Erfolg und dasMemelland wird wieder deutsch. Kurz darauf kündigt Hitler den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt.

24. August 1939Deutschland teilt mit der Sowjetunion vorab den polnischen Kuchen auf. Zugrunde liegteine 180-Grad-Kehrtwende Hitlers in der Außenpolitik. Er schließt mit Todfeind Stalineinen Nichtangriffspakt auf zehn Jahre. Unterzeichnet wird er von den AußenministernRibbentrop und Molotow in Moskau. In einem Geheim-Protokoll wird eine neue polnischeOstgrenze festgelegt, die Polen erneut teilt. Das Baltikum und Finnland werden imHitler-Stalin-Pakt den Russen, Südosteuropa den Deutschen zugesprochen.

Mem

ella ndOstsee

Ostpreußen

Polen

Litauen

5. November 1937Adolf Hitler spricht bei einer Konferenz vor den Spitzen derWehrmacht und Außenminister Konstantin Freiherr von Neurathüber seine Pläne für einen Angriffskrieg. Deutschland müsse dasProblem seiner „Raumnot“ mit Gewalt lösen. Dies sollte spätestensin den Jahren 1943 – 1945 geschehen. Als Gegner geltenÖsterreich, die Tschechoslowakei und Frankreich. DieSowjetunion und Polen sind nachrangig. Bedenken äußern Neurath,Kriegsminister Werner von Blomberg und Werner von Fritsch,Oberbefehlshaber des Heeres.

Januar 1938Die Bedenkenträger vomNovember 1937 werden vonHitler abserviert. Dazu bietensich ihm Gelegenheiten, die alsBlomberg-Fritsch-Krise indie Geschichte eingehen.Kriegsminister Blombergheiratet im Januar 1938 mit Hitler als Treuzeuge eine Frau, die sichspäter als Prostituierte herausstellt. Er muss gehen. Gegen Fritschwerden homosexuelle Kontakte konstruiert. Hitler übernimmt selbst dasOberkommando über die Wehrmacht.

1. September 1939Da sich Polen Hitlers Forderung nach einer Rückgabe Danzigs undeinem Landstreifen als Verbindung nach Ostpreußen verweigert, greiftHitler zur Gewalt. In den Morgenstunden des 1. September beschießtdas Panzerschiff „Schleswig Holstein“ das Hafenfort Westerplatte inDanzig. Dann fallen 57 deutsche Divisionen in Polen ein. In seinerRede vor dem Reichstag, die vom Rundfunk übertragen wird, legtHitler gegen 10 Uhr vor dem Reichstag die Gründe für den Angriff dar,der angeblich nur zur Verteidigung erfolgt sei. So fällt auch der Satz:„Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! (Jubel) Und von jetzt abwird Bombe mit Bombe vergolten!" (Jubel) Hitler irrte um eine Stunde:Der Angriff auf Polen hatte schon um 4 Uhr 45 begonnen.

Abschluss des Nichtangriffspaktes am24. August 1939Von links nach rechts:Hintergrund:Richard Schulze(Ribbentrops Adjutant),Boris Schaposchnikow(Generalstabschef der Roten Armee),Joachim von Ribbentrop(deutscher Außenminister),Josef Stalin(sowjetischer Diktator),Vladimir Pavlov(sowjetischer Übersetzer);Vordergrund:Gustav Hilger(deutscher Übersetzer), WjatscheslawMolotow(sowjetischer Außenminister)

„Seit 5 Uhr 45 wird jetztzurückgeschossen!“