Download - wirklichexplodierte Wo dieMunitionsfabrik · 2020. 8. 17. · SONNABEND,22. OKTOBER2016 RENDSBURG 29 RENDSBURG. Alfred „Ali“ Guddräumtaufmiteinergän-gigen Ansicht zur Stadtge-schichtevonRendsburg.Sosei

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  • SONNABEND, 22. OKTOBER 2016 29RENDSBURG

    RENDSBURG. Alfred „Ali“Gudd räumt auf mit einer gän-gigen Ansicht zur Stadtge-schichte von Rendsburg. So seidieMunitionsfabrik derGarni-son1850amheutigenEndederWeißen Brücke explodiert undnicht dort, wo die beiden Pul-verschuppen im Stadtpark ste-hen. In seinem neuen Buchpräsentiert er Belege dafür.Die Festung Rendsburg ist

    der Titel des jüngsten Buchsvon Gudd, dessen Hobby dieStadtgeschichte Rendsburgist. Über Straßen hat er bereitsgeschrieben, auch über Plätze,die Geschichte der Schifffahrthat er durchleuchtet. Die His-torie der Festung „hatte ichbisher noch nicht angefasst“,sagt der 75 Jahre alte, pensio-nierte Beamte aus dem Rends-burger Bauamt, der außerdemder derzeitige Betreuer desSchifffahrtsarchivs in der Kö-nigstraße ist. Die Lücke fülltnun das von Dirk Albers he-rausgegebeneBuch. Eswar ei-

    ne Auftragsarbeit des Verle-gers an den Autor.„Wir müssen darauf hinwei-

    sen, welche GeschichteRendsburg hat“, findet DirkAlbers. „Was liegt da noch al-les im Untergrund, wovon wir

    gar nichts wissen? WelcheSchätze lagern da?“ Guddkennt darauf in seinem Buchviele Antworten, spürt Resteder Bastion Prinz Georg in ei-ner Baugrube neben der Schu-leNeuwerk oderMauern eineraltenKasematte unter derHer-renstraße und Teile der Vertei-digungsanlage unter der Lorn-senstraße auf – nicht, ohne diedazugehörendeGeschichte zuerzählen. Wie breit die Eider

    seinerzeit war, damit Rends-burg auf drei Inseln entstandund die heute nebensächlicheMühlenstraße einst die zentra-le Durchgangsstraße als Teildes Ochsenwegs war, erzähltGudd seinen Lesern.„Ich war so fasziniert von

    dem Buch, dass ich es an zweiAbenden durchgelesen habe.So spannend ist es“, sagt DirkAlbers. Nach der Lektüre istihm klar, „wie gigantisch breitdie Eider war“ und welcheGröße der heutige AltstädterMarkt um1250 hatte. In 19 Ka-piteln auf 100 Seiten nimmtGudd seine Leser mit auf dieReise in die Vergangenheit.Mit Es begann an der Eiderstartet er, schreibt überRends-burg im DreißigjährigenKrieg und setzt Das Ende derFestung an den Schluss.Wo das Laboratorium, die

    Munitionsfabrik der Garnison,seiner Meinung nach wirklichbrannte, enthüllt Gudd im Ka-pitel Über die Explosion desLaboratoriums. Da wird derHobbyhistoriker zumDetektiv,

    bestimmt anhand von in eineralten Buche gefundenen Split-tern deren Flugrichtung, inter-pretiert den Flug eines bei derDetonation unverletzt geblie-benen Hauptmanns undschaut einem Augenzeugen

    beim Blick auf die Feuers-brunst über die Schultern. Undkommt zwangsläufig zum Er-gebnis, dass die gängige Ge-schichte vonderExplosionunddemWiederaufbauder Pulver-schuppen nicht stimmen kann.

    Das Laboratorium müsse amEnde der heutigen WeißenBrücke gestanden haben.

    Wo die Munitionsfabrikwirklich explodierte

    Alfred Gudds neues Buch beschreibt die Festung Rendsburg

    VON HANS-JÜRGEN JENSEN...........................................................................

    Am Ende der Weißen Brücke sei das Laboratorium in Rendsburg 1850 explodiert, sagt Alfred „Ali“ Gudd(rechts). Seine Argumente präsentiert der Hobbyhistoriker in seinem neuen Buch aus dem Verlag vonDirk Albers. FOTO: HANS-JÜRGEN JENSEN

    Wir müssen daraufhinweisen, welcheGeschichte Rendsburg hat.Dirk Albers,Verleger

    2 „Die Festung Rendsburg“,Alfred Gudd, ISBN 978-3-945753-03-3, 19,80 Euro.

    RENDSBURG.Die Christkirchein Rendsburg sei der geeigne-te Ort für die Wanderausstel-lung „Neue Anfänge nach1945?“, findet ihr Pastor Dr.Stefan Holtmann. So habe sieals Garnisonskirche für dieNähe von Staat und Kirchegestanden. „Und in unmittel-barer Nachbarschaft wurdenauf dem Paradeplatz Bücherverbrannt.“ Die Ausstellungbeschäftigt sich mit dem Um-gang der Nordelbischen Kir-che mit ihrer NS-Vergangen-heit.„Die Ausstellung ist wich-

    tig, weil sie uns lehren kann,die Vergangenheit differen-ziert wahrzunehmen“, sagtHoltmann. Sie zeige, wie dieKirche in der Nachkriegszeitmit Schuld umgegangen sei.

    „Das ist ihr schwer gefallen,auch hier.“ Die Ausstellungkönne „uns auch ermutigen,unsere Verantwortung in derheutigen Zeit wahrzuneh-men“. Es gehe darum, „für ei-ne Gesellschaft der Toleranz“einzutreten.In der Christkirche öffnet

    die Wanderausstellung ihr lo-kales Fenster für Hans Tre-

    plin. „Wir haben ihn ausge-wählt, weil er nach dem Kriegder erste Propst in Rendsburgwar“, sagt Holtmann. Treplinwar Pastor in Hademarschenund 1931 Anhänger derNSDAP, die er „vom Herrgottberufen“ sah, „das deutscheVaterland von den gottlosenund kommunistischen Mord-banden zu befreien“. 1934war er dann aber Mitgründerder Bekennenden Kirche, ei-ner Oppositionsbewegunggegen die Gleichschaltung.„Hans Treplin wurde von derGestapo überwacht undmehrfach verhört“, heißt esauf der ihm gewidmeten Ta-fel.Die Nordkirche hat ihre

    Wanderausstellung Anfangdes Jahres in der HauptkircheSt. Jacobi in Hamburg erst-mals der Öffentlichkeit prä-sentiert, sagte Ausstellungs-managerin Marlise Appelgestern in Rendsburg. Nochbis ins Jahr 2018 reise sie wei-ter durch den Norden. Die Ta-feln basieren auf den For-schungen des Historikers Ste-phan Linck, der als Studien-leiter der EvangelischenAkademie derNordkirche zu-ständig ist für Erinnerungs-kultur und Gedenkstätten.Die Christkirche öffnet dieAusstellung am morgigenSonntag um 10 Uhr mit einemGottesdienst. Sie ist bis zum2.November zu sehen. hjj

    Wie Kirche ihreNS-Geschichte sah

    Ausstellung in der Rendsburger Christkirche

    Klaus Appel wirfteinen ersten Blickauf die Wander-ausstellung in derChristkirche.

    FOTO: HJJ

    2 Hans Treplin war nachdem Krieg erster Propst inRendsburg, ihm ist eineInformationstafel gewidmet.