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Wohnen

Hamburg hat 2500 Brücken,aber nur eine bietet diesenAusblick: Auf einen Kanal, ge-säumt von hohen Laubbäu-

men, auf dem sich nicht nur Stehpaddlerund Enten tummeln, sondern auch neunHäuser schwimmen. Immer wieder blei-ben Passanten auf der Brücke stehen, dieüber den Eilbekkanal verläuft, um einenBlick auf die Szenerie zu werfen: Auf dasalte DDR-Wohnschiff „Peißnitz“, an des-sen Deck eine gutgelaunte Hochzeitsge-sellschaft feiert. Auf das elegante Holz-haus „Traumfänger“ mit seinen abgerun-deten Ecken und das futuristische Büro-schiff zwei Liegeplätze weiter, dessen me-tallische Fassade sich silbrig im Wasserspiegelt. „Das ist schon schick“, sagt eineRadfahrerin, die extra abgestiegen istund auf den „Traumfänger“ weist. Ihr Be-gleiter nickt: „Stimmt, aber das hat be-stimmt eine Million gekostet“, mutmaßter. „Außerdem kriegt man das Ding imWinter nicht warm und im Sommerstinkt der Kanal.“ Dann steigen die bei-den wieder auf und radeln weiter.

„Ein schwimmendes Haus ist genausogut gedämmt wie jeder andere Neubau,und einen unangenehmen Geruch habeich im Sommer nie bemerkt“, sagt JörgNiderehe. Der Architekt muss es wissen,denn er hat den „Traumfänger“ nichtnur gebaut, sondern auch jahrelang aufihm gewohnt, bis seine Freundin und ersich vor ein paar Monaten trennten under wieder an Land zog. Gekostet hat dasHaus mit 450 000 Euro auch deutlich we-niger als eine Million.

Wenn Niderehe über das Wohnen aufdem Wasser spricht, räumt er erst ein-mal mit ein paar Vorurteilen auf: ZumBeispiel der Vorstellung, man könne miteinem Hausboot einfach überall anlegen,wo es einem gefällt. Oder damit, dass dasGenehmigungsverfahren genausoschnell geht wie bei einem Einfamilien-haus im Neubaugebiet. Doch vor allemschwärmt er von dieser Art zu leben:„Ein riesiges Geschenk“ sei es gewesen,dass seine damalige Freundin und Büro-partnerin Amelie Rost und er 2006 in ei-nem Architekturwettbewerb einen vonzehn Liegeplätzen auf dem Eilbekkanalgewonnen hatten und dann mit ihremschwimmenden Zuhause dort andockendurften. „Wenn ich das Schiff betreten

habe, war ich in einer anderen Welt“, er-zählt der Planer. Auf dem Kanal lebeman in der Großstadt inmitten der Na-tur – mit Enten, die im Blumenkastenauf dem Oberdeck brüten, und Schwa-nenfamilien, die am Schlafzimmerfenstervorbeiziehen. Aber auch auf einem Un-tergrund, der niemals vollkommen ruhigist. „Es ist immer etwas Bewegung auf ei-nem Hausboot“, sagt Niderehe und zeigtan die Decke, wo ein paar Pendelleuch-ten kaum merklich, aber stetig wackeln.

Jetzt schläft Niderehe zwar nichtmehr auf dem Wasser, dafür arbeitet erdort. Seit ein paar Wochen ist er mit sei-nem Architekturbüro auf das Hausboot„Lore“ am Viktoriakai-Ufer gezogen.Ein knappes Dutzend Häuser schwim-men auch hier in Hammerbrook. DieNachbarschaft ist jedoch weniger lieb-lich als am Eilbekkanal. Anstatt bürgerli-cher Stadtvillen umgeben große Straßenund Gewerbebauten die Hausboote. AufWasserhöhe hört man von den Autos,die drei Meter über einem über die Brü-cke brausen, allerdings nicht viel. Undauch die Blesshühner lassen sich wedervon den neuen Nachbarn noch vom Bü-rohund beim Tauchen stören.

Ein paar Dutzend Lieger, wie die be-wohnten Schiffe offiziell in Hamburgheißen, gibt es mittlerweile auf den Was-serflächen der Hansestadt. Die Grenzezwischen Boot und schwimmendemHaus ist fließend. Von veritablen Villenbis zu abgetakelten Barkassen ist alles da-bei – und nicht jede schwimmende Un-terkunft ist legal. Das macht es schwie-rig, eine genaue Zahl zu ermitteln, dochgilt Hamburg in Deutschland als dieHausboot-Metropole. Hinter ihrem ehr-geizigen Plan, den der Senat vor zehnJahren ausgegeben hat, liegt die Stadt je-doch weit zurück. Hunderte schwim-mende Häuser schienen damals mög-lich, das Projekt sollte gleich mehrereZiele auf einmal erreichen: die Woh-nungsnot in der wachsenden Stadt lin-dern, deren Gebiet zu 8 Prozent ausWasser besteht, und unattraktive Viertelwie das im Krieg fast völlig zerstörteHammerbrook aufwerten. Und könnteHamburg, die spröde Schöne, nicht et-was unkonventionellen Charme vertra-gen, wie ihn Amsterdam mit seinen 2500Hausbooten besitzt?

Doch passiert ist wenig. An mangeln-der Begeisterung für das Wohnen aufdem Wasser kann es nicht liegen. Über-all auf der Welt sind Architekten undStadtplaner dabei, Visionen von schwim-menden Siedlungen zu verwirklichen. InAsien oder dem Mittleren Osten sindschwimmende Luxusvillen der Extrakickfür Superreiche. In Holland gelten Was-sersiedlungen als mögliche Antwort aufden Klimawandel. Denn selbst wenn gro-ße Teile des Landes überflutet werdensollten, treiben die Hausboote auf, an-statt im Wasser zu versinken. Und inLondon, der Stadt mit den teuerstenHauspreisen in Europa, sind die Kanälezu einem Überlauf für Bewohner gewor-den, die das Wohnen an Land nichtmehr bezahlen können: Wer sich keinenfesten Grund leisten kann, zieht aufsHausboot. Mehr als 10 000 schwimmen-de Behausungen gebe es, hieß es vorzwei Jahren in einem Bericht der Lon-don Assembly über das Phänomen. Mitt-lerweile dürften es deutlich mehr sein.

Dank neuer Technologien sind dieschwimmenden Häuser von einer Spiele-rei für wenige Individualisten zu einergreifbaren Möglichkeit für viele gewor-den. Denn in ihnen wohnt es sich sokomfortabel wie in einem Neubau anLand. Allein beim Bezirk Mitte, zu demauch Hammerbrook gehört, gehen 40 te-lefonische Anfragen pro Woche ein,heißt es dort und dass „das Interesse anHausbooten und schwimmenden Häu-sern sehr viel größer sei als die Möglich-keiten, sie zu plazieren“. Aber gebautwird kaum.

Die große Diskrepanz zwischen Anfra-gen und Aufträgen kennt auch Nider-ehe. Für ihn war der Bau des „Traumfän-gers“ erst der Anfang, seitdem hat er sie-ben weitere Hausboot-Projekte umge-setzt, drei weitere sind in Planung. Dochworan liegt es dann, dass Hamburg nichtschon längst Amsterdam Konkurrenzmacht? Und warum passiert in Bremenund Berlin so wenig, wo doch auch gro-ße Teile des Stadtgebiets aus Wasser be-stehen?

„Viele unterschätzen, wie kompliziertes ist“, sagt Niderehe. Ein schwimmen-des Haus benötigt nicht nur eine Bauge-nehmigung, auch die Schifffahrts- undUmweltbehörde muss zustimmen. „Esist, als würde man sich auf einen Ackerstellen und dort niederlassen wollen“, be-schreibt der Architekt. Denn auch derBauplatz auf dem Wasser muss erst er-schlossen werden. Das Boot benötigt An-schlüsse für Strom, Wasser und Gas undeinen Zugang über einen Steg. Die Kos-ten dafür können bis zu 100 000 Euro be-tragen, die der Bauherr selbst trägt. Hin-zu kommt, dass nur wenige Gewässer alsStandort wirklich geeignet sind. Im Ha-fengebiet etwa darf man nicht wohnen,da lässt die Hafenverwaltung nicht mitsich reden. Doch auch an den meisten an-deren Stellen, die ungenutzt erscheinen,stehen den potentiellen Hausbootbewoh-nern die Interessen von Anwohnern, desUmweltschutzes oder Gewerbetreiben-den entgegen.

„Man muss immer abwägen, ob manWohnraum für wenige auf Kosten derNaherholung für viele schaffen will“,sagt Jörg Knieling, der Stadtplanung ander Hamburger Hafencity Universitätlehrt. Von diesem Konflikt wissen auch

die Bewohner des Eilbekkanals zu be-richten. Nicht jeder Hamburger reagier-te anfangs so begeistert auf die schwim-menden Häuser wie die Radfahrerin aufder Brücke. Zu Beginn gab es viel Kritikan der vermeintlichen Yuppisierung desKanals, an einer unnötigen Privatisie-rung von öffentlichen Gewässern. Knie-

ling selbst sieht das nicht so kritisch.Die Hausboote seien zwar keineswegseine Wunderwaffe im Kampf gegen denWohnungsmangel, sondern eher einehochpreisige Nische für eine besondereKlientel. „Aber es gibt nicht die einegroße Maßnahme, die Wohnraumschafft, sondern viele kleine“, sagt der

Stadtplaner. Dazu gehörten auch dieHausboote. Er hält es für eine spannen-de Herausforderung, nicht nur luxuriöseEinfamilienhäuser aufs Wasser zu las-sen, sondern auch mehrstöckige Woh-nungsbauten wie in Holland, die dannauch noch bezahlbar sind.

Fortsetzung auf der folgenden Seite

Schwimmende Häuser sollen gegenWohnungsmangel helfen, triste Quartierebeleben und Holländer vor Überflutungbewahren. Einfach ist das nicht.

Von Judith Lembke

Blickfänger: So idyllisch wie auf dem Hamburger Eilbekkanal lebt es sich auf Hausbooten nur selten. Foto Hauke Dressler/Look-Foto

Auf Wassergebaut

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