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10. JULI 2016 NR. 27 SEITE 57 FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG W ohnen H amburg hat 2500 Brücken, aber nur eine bietet diesen Ausblick: Auf einen Kanal, ge- säumt von hohen Laubbäu- men, auf dem sich nicht nur Stehpaddler und Enten tummeln, sondern auch neun Häuser schwimmen. Immer wieder blei- ben Passanten auf der Brücke stehen, die über den Eilbekkanal verläuft, um einen Blick auf die Szenerie zu werfen: Auf das alte DDR-Wohnschiff „Peißnitz“, an des- sen Deck eine gutgelaunte Hochzeitsge- sellschaft feiert. Auf das elegante Holz- haus „Traumfänger“ mit seinen abgerun- deten Ecken und das futuristische Büro- schiff zwei Liegeplätze weiter, dessen me- tallische Fassade sich silbrig im Wasser spiegelt. „Das ist schon schick“, sagt eine Radfahrerin, die extra abgestiegen ist und auf den „Traumfänger“ weist. Ihr Be- gleiter nickt: „Stimmt, aber das hat be- stimmt eine Million gekostet“, mutmaßt er. „Außerdem kriegt man das Ding im Winter nicht warm und im Sommer stinkt der Kanal.“ Dann steigen die bei- den wieder auf und radeln weiter. „Ein schwimmendes Haus ist genauso gut gedämmt wie jeder andere Neubau, und einen unangenehmen Geruch habe ich im Sommer nie bemerkt“, sagt Jörg Niderehe. Der Architekt muss es wissen, denn er hat den „Traumfänger“ nicht nur gebaut, sondern auch jahrelang auf ihm gewohnt, bis seine Freundin und er sich vor ein paar Monaten trennten und er wieder an Land zog. Gekostet hat das Haus mit 450 000 Euro auch deutlich we- niger als eine Million. Wenn Niderehe über das Wohnen auf dem Wasser spricht, räumt er erst ein- mal mit ein paar Vorurteilen auf: Zum Beispiel der Vorstellung, man könne mit einem Hausboot einfach überall anlegen, wo es einem gefällt. Oder damit, dass das Genehmigungsverfahren genauso schnell geht wie bei einem Einfamilien- haus im Neubaugebiet. Doch vor allem schwärmt er von dieser Art zu leben: „Ein riesiges Geschenk“ sei es gewesen, dass seine damalige Freundin und Büro- partnerin Amelie Rost und er 2006 in ei- nem Architekturwettbewerb einen von zehn Liegeplätzen auf dem Eilbekkanal gewonnen hatten und dann mit ihrem schwimmenden Zuhause dort andocken durften. „Wenn ich das Schiff betreten habe, war ich in einer anderen Welt“, er- zählt der Planer. Auf dem Kanal lebe man in der Großstadt inmitten der Na- tur – mit Enten, die im Blumenkasten auf dem Oberdeck brüten, und Schwa- nenfamilien, die am Schlafzimmerfenster vorbeiziehen. Aber auch auf einem Un- tergrund, der niemals vollkommen ruhig ist. „Es ist immer etwas Bewegung auf ei- nem Hausboot“, sagt Niderehe und zeigt an die Decke, wo ein paar Pendelleuch- ten kaum merklich, aber stetig wackeln. Jetzt schläft Niderehe zwar nicht mehr auf dem Wasser, dafür arbeitet er dort. Seit ein paar Wochen ist er mit sei- nem Architekturbüro auf das Hausboot „Lore“ am Viktoriakai-Ufer gezogen. Ein knappes Dutzend Häuser schwim- men auch hier in Hammerbrook. Die Nachbarschaft ist jedoch weniger lieb- lich als am Eilbekkanal. Anstatt bürgerli- cher Stadtvillen umgeben große Straßen und Gewerbebauten die Hausboote. Auf Wasserhöhe hört man von den Autos, die drei Meter über einem über die Brü- cke brausen, allerdings nicht viel. Und auch die Blesshühner lassen sich weder von den neuen Nachbarn noch vom Bü- rohund beim Tauchen stören. Ein paar Dutzend Lieger, wie die be- wohnten Schiffe offiziell in Hamburg heißen, gibt es mittlerweile auf den Was- serflächen der Hansestadt. Die Grenze zwischen Boot und schwimmendem Haus ist fließend. Von veritablen Villen bis zu abgetakelten Barkassen ist alles da- bei – und nicht jede schwimmende Un- terkunft ist legal. Das macht es schwie- rig, eine genaue Zahl zu ermitteln, doch gilt Hamburg in Deutschland als die Hausboot-Metropole. Hinter ihrem ehr- geizigen Plan, den der Senat vor zehn Jahren ausgegeben hat, liegt die Stadt je- doch weit zurück. Hunderte schwim- mende Häuser schienen damals mög- lich, das Projekt sollte gleich mehrere Ziele auf einmal erreichen: die Woh- nungsnot in der wachsenden Stadt lin- dern, deren Gebiet zu 8 Prozent aus Wasser besteht, und unattraktive Viertel wie das im Krieg fast völlig zerstörte Hammerbrook aufwerten. Und könnte Hamburg, die spröde Schöne, nicht et- was unkonventionellen Charme vertra- gen, wie ihn Amsterdam mit seinen 2500 Hausbooten besitzt? Doch passiert ist wenig. An mangeln- der Begeisterung für das Wohnen auf dem Wasser kann es nicht liegen. Über- all auf der Welt sind Architekten und Stadtplaner dabei, Visionen von schwim- menden Siedlungen zu verwirklichen. In Asien oder dem Mittleren Osten sind schwimmende Luxusvillen der Extrakick für Superreiche. In Holland gelten Was- sersiedlungen als mögliche Antwort auf den Klimawandel. Denn selbst wenn gro- ße Teile des Landes überflutet werden sollten, treiben die Hausboote auf, an- statt im Wasser zu versinken. Und in London, der Stadt mit den teuersten Hauspreisen in Europa, sind die Kanäle zu einem Überlauf für Bewohner gewor- den, die das Wohnen an Land nicht mehr bezahlen können: Wer sich keinen festen Grund leisten kann, zieht aufs Hausboot. Mehr als 10 000 schwimmen- de Behausungen gebe es, hieß es vor zwei Jahren in einem Bericht der Lon- don Assembly über das Phänomen. Mitt- lerweile dürften es deutlich mehr sein. Dank neuer Technologien sind die schwimmenden Häuser von einer Spiele- rei für wenige Individualisten zu einer greifbaren Möglichkeit für viele gewor- den. Denn in ihnen wohnt es sich so komfortabel wie in einem Neubau an Land. Allein beim Bezirk Mitte, zu dem auch Hammerbrook gehört, gehen 40 te- lefonische Anfragen pro Woche ein, heißt es dort und dass „das Interesse an Hausbooten und schwimmenden Häu- sern sehr viel größer sei als die Möglich- keiten, sie zu plazieren“. Aber gebaut wird kaum. Die große Diskrepanz zwischen Anfra- gen und Aufträgen kennt auch Nider- ehe. Für ihn war der Bau des „Traumfän- gers“ erst der Anfang, seitdem hat er sie- ben weitere Hausboot-Projekte umge- setzt, drei weitere sind in Planung. Doch woran liegt es dann, dass Hamburg nicht schon längst Amsterdam Konkurrenz macht? Und warum passiert in Bremen und Berlin so wenig, wo doch auch gro- ße Teile des Stadtgebiets aus Wasser be- stehen? „Viele unterschätzen, wie kompliziert es ist“, sagt Niderehe. Ein schwimmen- des Haus benötigt nicht nur eine Bauge- nehmigung, auch die Schifffahrts- und Umweltbehörde muss zustimmen. „Es ist, als würde man sich auf einen Acker stellen und dort niederlassen wollen“, be- schreibt der Architekt. Denn auch der Bauplatz auf dem Wasser muss erst er- schlossen werden. Das Boot benötigt An- schlüsse für Strom, Wasser und Gas und einen Zugang über einen Steg. Die Kos- ten dafür können bis zu 100 000 Euro be- tragen, die der Bauherr selbst trägt. Hin- zu kommt, dass nur wenige Gewässer als Standort wirklich geeignet sind. Im Ha- fengebiet etwa darf man nicht wohnen, da lässt die Hafenverwaltung nicht mit sich reden. Doch auch an den meisten an- deren Stellen, die ungenutzt erscheinen, stehen den potentiellen Hausbootbewoh- nern die Interessen von Anwohnern, des Umweltschutzes oder Gewerbetreiben- den entgegen. „Man muss immer abwägen, ob man Wohnraum für wenige auf Kosten der Naherholung für viele schaffen will“, sagt Jörg Knieling, der Stadtplanung an der Hamburger Hafencity Universität lehrt. Von diesem Konflikt wissen auch die Bewohner des Eilbekkanals zu be- richten. Nicht jeder Hamburger reagier- te anfangs so begeistert auf die schwim- menden Häuser wie die Radfahrerin auf der Brücke. Zu Beginn gab es viel Kritik an der vermeintlichen Yuppisierung des Kanals, an einer unnötigen Privatisie- rung von öffentlichen Gewässern. Knie- ling selbst sieht das nicht so kritisch. Die Hausboote seien zwar keineswegs eine Wunderwaffe im Kampf gegen den Wohnungsmangel, sondern eher eine hochpreisige Nische für eine besondere Klientel. „Aber es gibt nicht die eine große Maßnahme, die Wohnraum schafft, sondern viele kleine“, sagt der Stadtplaner. Dazu gehörten auch die Hausboote. Er hält es für eine spannen- de Herausforderung, nicht nur luxuriöse Einfamilienhäuser aufs Wasser zu las- sen, sondern auch mehrstöckige Woh- nungsbauten wie in Holland, die dann auch noch bezahlbar sind. Fortsetzung auf der folgenden Seite Schwimmende Häuser sollen gegen Wohnungsmangel helfen, triste Quartiere beleben und Holländer vor Überflutung bewahren. Einfach ist das nicht. Von Judith Lembke Blickfänger: So idyllisch wie auf dem Hamburger Eilbekkanal lebt es sich auf Hausbooten nur selten. Foto Hauke Dressler/Look-Foto Auf Wasser gebaut Immobilien bundesweit Industrie • Gewerbe • Logistik • Handel • Wohnen • Freizeit • Forst • Jagd • Landwirtschaft Historische Wohnanlage (5 Mehrfamilienhäuser) 85221 Dachau Hebertshausener Straße 9, 11, 13, 15, 17 Grundstücksgröße: 8.672 m² Wohnfläche: ca. 1.733 m² (24 WE) Denkmalschutz Es wird um Abgabe eines Angebotes gebeten. Verkaufsteam Augsburg Karin Sandner Reinöhlstraße 72 86156 Augsburg Tel.: 0821 44482 - 22 Einfamilienhaus 14193 Berlin Grunewald Richard - Strauss - Straße 20 Grundstücksgröße: 1.599 m² Wohnfläche: 262,2 m² Energie: Bedarfsausweis, Wert: 284,3 kWh / (m² × a), Erdgas, Geb.- Bj.: 1922, H Kaufpreisvorstellung: 2.650.000 € Verkaufsteam Berlin Bettina Meingast Fasanenstraße 87 10623 Berlin Tel.: 030 3181 - 3110 Einzelhandels-/ Gewerbeflächen 87766 Memmingerberg /Allgäu Grundstücksgröße: ca. 16.400 m² Einzelhandelsfläche: ca. 9.700 m² Es wird um Abgabe eines Angebotes gebeten. Verkaufsteam München Sascha Leiber Sophienstraße 6 80333 München Tel.: 089 5995 - 3212 Wohnbaupotenzialfläche – Abriss Altbestand – 14612 Falkensee Spandauer Straße 212 Grundstücksgröße: 1.620 m² Kaufpreisvorstellung: 220.000 € Verkaufsteam Berlin Ute Nißnick Fasanenstraße 87 10623 Berlin Tel.: 030 3181 - 4410 Bebautes Grundstück für Geschosswohnungsbau 01097 Dresden Erna - Berger - Straße 12 Grundstücksgröße: 1.480 m² Kaufpreisvorstellung: 425.000 € Verkaufsteam Dresden Jens Edelmann August - Bebel - Straße 19 / Haus E 01219 Dresden Tel.: 0351 4694 - 180 Baugrundstück 51069 Köln - Dellbrück Hebborner Straße 10 / 12 Grundstücksgröße: ca. 484 m² Kaufpreisvorstellung: 190.000 € Verkaufsteam Köln Benjamin Kramer Deutz - Kalker Straße 7 50679 Köln Tel.: 0221 880498 - 210 Villa in Kurparknähe 32545 Bad Oeynhausen Schützenstraße 7 Grundstücksgröße: 4.710 m² Gebäudenutzfläche: ca. 635 m² Denkmalschutz Kaufpreisvorstellung: 900.000 € Verkaufsteam Dortmund Frank Gößling Ravensberger Straße 117 33607 Bielefeld Tel.: 0521 5256 - 126 Hochbunker in zentraler Lage 47798 Krefeld Deutscher Ring 98 Grundstücksgröße: 1.369 m² Gesamtnutzfläche: ca. 1.965 m² Kaufpreisvorstellung: 220.000 € Verkaufsteam Düsseldorf Nina Riezler Fontanestraße 4 40470 Düsseldorf Tel.: 0211 9088 - 203 Quelle: © Helicolor-Luftbild-Ost GmbH Quelle: © stadtarchitekten Quelle: Luftbild© Drees und Sommer Infra Consult und Entwicklingsmanagement GmbH Quelle: Luftbild© GeoSN 2015, (www.landesvermessung.sachsen.de) Exposés auf www.bundesimmobilien.de

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1 0 . J U L I 2 0 1 6 N R . 2 7 S E I T E 5 7 F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U N G

Wohnen

Hamburg hat 2500 Brücken,aber nur eine bietet diesenAusblick: Auf einen Kanal, ge-säumt von hohen Laubbäu-

men, auf dem sich nicht nur Stehpaddlerund Enten tummeln, sondern auch neunHäuser schwimmen. Immer wieder blei-ben Passanten auf der Brücke stehen, dieüber den Eilbekkanal verläuft, um einenBlick auf die Szenerie zu werfen: Auf dasalte DDR-Wohnschiff „Peißnitz“, an des-sen Deck eine gutgelaunte Hochzeitsge-sellschaft feiert. Auf das elegante Holz-haus „Traumfänger“ mit seinen abgerun-deten Ecken und das futuristische Büro-schiff zwei Liegeplätze weiter, dessen me-tallische Fassade sich silbrig im Wasserspiegelt. „Das ist schon schick“, sagt eineRadfahrerin, die extra abgestiegen istund auf den „Traumfänger“ weist. Ihr Be-gleiter nickt: „Stimmt, aber das hat be-stimmt eine Million gekostet“, mutmaßter. „Außerdem kriegt man das Ding imWinter nicht warm und im Sommerstinkt der Kanal.“ Dann steigen die bei-den wieder auf und radeln weiter.

„Ein schwimmendes Haus ist genausogut gedämmt wie jeder andere Neubau,und einen unangenehmen Geruch habeich im Sommer nie bemerkt“, sagt JörgNiderehe. Der Architekt muss es wissen,denn er hat den „Traumfänger“ nichtnur gebaut, sondern auch jahrelang aufihm gewohnt, bis seine Freundin und ersich vor ein paar Monaten trennten under wieder an Land zog. Gekostet hat dasHaus mit 450 000 Euro auch deutlich we-niger als eine Million.

Wenn Niderehe über das Wohnen aufdem Wasser spricht, räumt er erst ein-mal mit ein paar Vorurteilen auf: ZumBeispiel der Vorstellung, man könne miteinem Hausboot einfach überall anlegen,wo es einem gefällt. Oder damit, dass dasGenehmigungsverfahren genausoschnell geht wie bei einem Einfamilien-haus im Neubaugebiet. Doch vor allemschwärmt er von dieser Art zu leben:„Ein riesiges Geschenk“ sei es gewesen,dass seine damalige Freundin und Büro-partnerin Amelie Rost und er 2006 in ei-nem Architekturwettbewerb einen vonzehn Liegeplätzen auf dem Eilbekkanalgewonnen hatten und dann mit ihremschwimmenden Zuhause dort andockendurften. „Wenn ich das Schiff betreten

habe, war ich in einer anderen Welt“, er-zählt der Planer. Auf dem Kanal lebeman in der Großstadt inmitten der Na-tur – mit Enten, die im Blumenkastenauf dem Oberdeck brüten, und Schwa-nenfamilien, die am Schlafzimmerfenstervorbeiziehen. Aber auch auf einem Un-tergrund, der niemals vollkommen ruhigist. „Es ist immer etwas Bewegung auf ei-nem Hausboot“, sagt Niderehe und zeigtan die Decke, wo ein paar Pendelleuch-ten kaum merklich, aber stetig wackeln.

Jetzt schläft Niderehe zwar nichtmehr auf dem Wasser, dafür arbeitet erdort. Seit ein paar Wochen ist er mit sei-nem Architekturbüro auf das Hausboot„Lore“ am Viktoriakai-Ufer gezogen.Ein knappes Dutzend Häuser schwim-men auch hier in Hammerbrook. DieNachbarschaft ist jedoch weniger lieb-lich als am Eilbekkanal. Anstatt bürgerli-cher Stadtvillen umgeben große Straßenund Gewerbebauten die Hausboote. AufWasserhöhe hört man von den Autos,die drei Meter über einem über die Brü-cke brausen, allerdings nicht viel. Undauch die Blesshühner lassen sich wedervon den neuen Nachbarn noch vom Bü-rohund beim Tauchen stören.

Ein paar Dutzend Lieger, wie die be-wohnten Schiffe offiziell in Hamburgheißen, gibt es mittlerweile auf den Was-serflächen der Hansestadt. Die Grenzezwischen Boot und schwimmendemHaus ist fließend. Von veritablen Villenbis zu abgetakelten Barkassen ist alles da-bei – und nicht jede schwimmende Un-terkunft ist legal. Das macht es schwie-rig, eine genaue Zahl zu ermitteln, dochgilt Hamburg in Deutschland als dieHausboot-Metropole. Hinter ihrem ehr-geizigen Plan, den der Senat vor zehnJahren ausgegeben hat, liegt die Stadt je-doch weit zurück. Hunderte schwim-mende Häuser schienen damals mög-lich, das Projekt sollte gleich mehrereZiele auf einmal erreichen: die Woh-nungsnot in der wachsenden Stadt lin-dern, deren Gebiet zu 8 Prozent ausWasser besteht, und unattraktive Viertelwie das im Krieg fast völlig zerstörteHammerbrook aufwerten. Und könnteHamburg, die spröde Schöne, nicht et-was unkonventionellen Charme vertra-gen, wie ihn Amsterdam mit seinen 2500Hausbooten besitzt?

Doch passiert ist wenig. An mangeln-der Begeisterung für das Wohnen aufdem Wasser kann es nicht liegen. Über-all auf der Welt sind Architekten undStadtplaner dabei, Visionen von schwim-menden Siedlungen zu verwirklichen. InAsien oder dem Mittleren Osten sindschwimmende Luxusvillen der Extrakickfür Superreiche. In Holland gelten Was-sersiedlungen als mögliche Antwort aufden Klimawandel. Denn selbst wenn gro-ße Teile des Landes überflutet werdensollten, treiben die Hausboote auf, an-statt im Wasser zu versinken. Und inLondon, der Stadt mit den teuerstenHauspreisen in Europa, sind die Kanälezu einem Überlauf für Bewohner gewor-den, die das Wohnen an Land nichtmehr bezahlen können: Wer sich keinenfesten Grund leisten kann, zieht aufsHausboot. Mehr als 10 000 schwimmen-de Behausungen gebe es, hieß es vorzwei Jahren in einem Bericht der Lon-don Assembly über das Phänomen. Mitt-lerweile dürften es deutlich mehr sein.

Dank neuer Technologien sind dieschwimmenden Häuser von einer Spiele-rei für wenige Individualisten zu einergreifbaren Möglichkeit für viele gewor-den. Denn in ihnen wohnt es sich sokomfortabel wie in einem Neubau anLand. Allein beim Bezirk Mitte, zu demauch Hammerbrook gehört, gehen 40 te-lefonische Anfragen pro Woche ein,heißt es dort und dass „das Interesse anHausbooten und schwimmenden Häu-sern sehr viel größer sei als die Möglich-keiten, sie zu plazieren“. Aber gebautwird kaum.

Die große Diskrepanz zwischen Anfra-gen und Aufträgen kennt auch Nider-ehe. Für ihn war der Bau des „Traumfän-gers“ erst der Anfang, seitdem hat er sie-ben weitere Hausboot-Projekte umge-setzt, drei weitere sind in Planung. Dochworan liegt es dann, dass Hamburg nichtschon längst Amsterdam Konkurrenzmacht? Und warum passiert in Bremenund Berlin so wenig, wo doch auch gro-ße Teile des Stadtgebiets aus Wasser be-stehen?

„Viele unterschätzen, wie kompliziertes ist“, sagt Niderehe. Ein schwimmen-des Haus benötigt nicht nur eine Bauge-nehmigung, auch die Schifffahrts- undUmweltbehörde muss zustimmen. „Esist, als würde man sich auf einen Ackerstellen und dort niederlassen wollen“, be-schreibt der Architekt. Denn auch derBauplatz auf dem Wasser muss erst er-schlossen werden. Das Boot benötigt An-schlüsse für Strom, Wasser und Gas undeinen Zugang über einen Steg. Die Kos-ten dafür können bis zu 100 000 Euro be-tragen, die der Bauherr selbst trägt. Hin-zu kommt, dass nur wenige Gewässer alsStandort wirklich geeignet sind. Im Ha-fengebiet etwa darf man nicht wohnen,da lässt die Hafenverwaltung nicht mitsich reden. Doch auch an den meisten an-deren Stellen, die ungenutzt erscheinen,stehen den potentiellen Hausbootbewoh-nern die Interessen von Anwohnern, desUmweltschutzes oder Gewerbetreiben-den entgegen.

„Man muss immer abwägen, ob manWohnraum für wenige auf Kosten derNaherholung für viele schaffen will“,sagt Jörg Knieling, der Stadtplanung ander Hamburger Hafencity Universitätlehrt. Von diesem Konflikt wissen auch

die Bewohner des Eilbekkanals zu be-richten. Nicht jeder Hamburger reagier-te anfangs so begeistert auf die schwim-menden Häuser wie die Radfahrerin aufder Brücke. Zu Beginn gab es viel Kritikan der vermeintlichen Yuppisierung desKanals, an einer unnötigen Privatisie-rung von öffentlichen Gewässern. Knie-

ling selbst sieht das nicht so kritisch.Die Hausboote seien zwar keineswegseine Wunderwaffe im Kampf gegen denWohnungsmangel, sondern eher einehochpreisige Nische für eine besondereKlientel. „Aber es gibt nicht die einegroße Maßnahme, die Wohnraumschafft, sondern viele kleine“, sagt der

Stadtplaner. Dazu gehörten auch dieHausboote. Er hält es für eine spannen-de Herausforderung, nicht nur luxuriöseEinfamilienhäuser aufs Wasser zu las-sen, sondern auch mehrstöckige Woh-nungsbauten wie in Holland, die dannauch noch bezahlbar sind.

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Schwimmende Häuser sollen gegenWohnungsmangel helfen, triste Quartierebeleben und Holländer vor Überflutungbewahren. Einfach ist das nicht.

Von Judith Lembke

Blickfänger: So idyllisch wie auf dem Hamburger Eilbekkanal lebt es sich auf Hausbooten nur selten. Foto Hauke Dressler/Look-Foto

Auf Wassergebaut

Immobilien bundesweitIndustrie • Gewerbe • Logistik • Handel • Wohnen • Freizeit • Forst • Jagd • Landwirtschaft

Historische Wohnanlage(5 Mehrfamilienhäuser)85221 DachauHebertshausener Straße 9, 11, 13, 15, 17Grundstücksgröße: 8.672 m²Wohnfläche: ca. 1.733 m² (24 WE)

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Verkaufsteam AugsburgKarin SandnerReinöhlstraße 7286156 AugsburgTel.: 0821 44482-22

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Verkaufsteam MünchenSascha LeiberSophienstraße 680333 MünchenTel.: 089 5995-3212

Wohnbaupotenzialfläche – Abriss Altbestand –14612 FalkenseeSpandauer Straße 212Grundstücksgröße: 1.620 m²Kaufpreisvorstellung: 220.000 €

Verkaufsteam BerlinUte NißnickFasanenstraße 8710623 BerlinTel.: 030 3181-4410

Bebautes Grundstück für Geschosswohnungsbau01097 DresdenErna-Berger-Straße 12Grundstücksgröße: 1.480 m²Kaufpreisvorstellung: 425.000 €

Verkaufsteam DresdenJens EdelmannAugust-Bebel-Straße 19/Haus E01219 DresdenTel.: 0351 4694-180

Baugrundstück51069 Köln-DellbrückHebborner Straße 10/12Grundstücksgröße: ca. 484 m²Kaufpreisvorstellung: 190.000 €

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Verkaufsteam DortmundFrank GößlingRavensberger Straße 11733607 BielefeldTel.: 0521 5256-126

Hochbunkerin zentraler Lage47798 KrefeldDeutscher Ring 98Grundstücksgröße: 1.369 m²Gesamtnutzfläche: ca. 1.965 m²Kaufpreisvorstellung: 220.000 €

Verkaufsteam DüsseldorfNina RiezlerFontanestraße 440470 DüsseldorfTel.: 0211 9088-203

Quelle: © Helicolor-Luftbild-Ost GmbH

Quelle: © stadtarchitektenQuelle: Luftbild© Drees und Sommer Infra Consult undEntwicklingsmanagement GmbH

Quelle: Luftbild© GeoSN 2015,(www.landesvermessung.sachsen.de)

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