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Der f a r seine direkte Sprache bekannte Prdlsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, hat deutliche Worte f a r die Situation des Schulsports in Deutschland gefunden` Anlafllich der Sitzung der gemeinsamen Kontaktkommission von DSB und Kultusminister- konferenz in Celle wies er auf eine .Negativentwicklung ohnegleichen" hin und verband die- sen Hinweis mit der Frage an die Kultusminister, ob sie sich noch dem zweiten Aktionspro- gramm far den Schulsport verpflichtet fahlten. Ursache fa r die zum Ausdruck gebrachte Sorge um den Schulsport ist eine Entwicklung~ in der deutlich wird, daft ein in Jahrzehnten in mahsamen Verhandlungen und mit vielen gesell- schaftlichen Gruppen erreichter Konsens zu zerbrechen droht. Urspranglich hatten politische Parteien, Kultusminister, Eltern, Verbande, Kirchen, Gewerkschaften zusammen mit dem Deutschen Sportbund eine schulpolitische Position entwickelt und vertreten, die in drei ge- meinsamen Erklglrungen, die yon den Kultusministern der L#nder, den kommunalen Spitzen- verbilnden, dem Bundesminister f a r BiMung und Wissenschaft und dem Deutschen Sport- bund unterschrieben worden waren, dokumentiert wurden. In diesen Erklarungen wurde eine gemeinsame Auffassung zu Ziel, lnhalt und Umfang des Schulsports zum Ausdruck gebracht, die aus der Sicht des Sports, der Sportlehrer- und Sportarzte-Verbllnde zwar nicht optimal war, aber als ein ailes in allem tragfdhiger Kompromifl angesehen werden konnte. Zug um Zug wird jedoch diese gemeinsame Vereinbarung inzwischen unterlaufen oder gar nicht mehr eingehal- ten." Far ganze Jahrgangsstufen wird die dritte Sportstunde gestrichen, fachfremder Unterricht wird geduldet, sogar eingeplant; auflerunterrichtliche Sportangebote werden massiv gekf~rzt; von den zahlreichen an den Universitdten ausgebildeten Sportlehrern und Sportlehrerinnen f indet kaum einer oder eine einen festen schulischen Arbeitsplat~ Die Sportwissenschaft ist yon dieser Situation des Schulsports mehrfach betroffen." Ihren Aus- und Aufbau, ihre gesamte Entwicklung verdankt sie letztendlich der hohen Lehrernachfrage in den 60er und 70er Jahren," und ein wesentlicher Teil ihrer Existenzsicherung wird auch kanf- tig davon abhdngen, ob und wieviel ausgebildete Sportlehrerinnen und Sportlehrer nachge- fragt werden. Zugleich entlilflt sie - - trotz groflen Bedarfs - - die Mehrzahl ihrer gegenwgtrtigen Absolventinnen und Absolventen in die Arbeitslosigkeit, Und schliefllich." Ein wesentliches Element ihres Selbstversttlndnisses als Wissenschaft heiflt auch Verantwortung f t lr die Jugend im Sport und f f lr deren gesundheitliche und sportliche Bildung in und auflerhalb der Schule zu tragen` Wie kann sie diesem Doppelspagat gerecht werden? Ober den Kongrefl des Deutschen Sportlehrerverbandes im MClrz in Leipzig, auf dem nach- dracklich auf diese Situation des Schulsports in Deutschland hingewiesen wurde, liegt der Sportwissenschaft kein eigener Bericht vor. Aber wenigstens an dieser Steile soil an diesen Kongrefl erinnert werden. Auch wenn sich die Sportwissenschafts-Verbitnde und die Sportleh- rerverbllnde in den letzten Jahren organisatorisch auseinanderentwickelt haben - - in diesem Punkt tragen sie weiterhin eine gemeinsame Verantwortung. Hajo Bernett schreibt in diesem Heft zum Thema .Neue Aspekte der Zeitgeschichte des Sports" Alfred Rittten und Andreas Hohmann gluflern sich zur Frage.Wissenschaftliche Trai- ningsberatung - - ein interdiszipliniires Konzept" dazu Forschungsberichte von Lydia Riepe zur Frage. PrOsentationsmedien als Lernhilfen f a r Sportspieler - - ein Zugang zum Verstitnd- nis" sowie von Walter Brehm und Juliane Eberhardt zum Thema.Drop-out und Bindung im Fi tnef l -Studio"-- dieser Beitrag setzt den yon Iris Pahmeier in der ,,Sportwissenschaft" 2/1994 vert~ffentlichten Beitrag ,,Drop-out und Bindung im Breitensport" fort. Auflerdem - - wie immer - - Besprechungen, Berichte und .Sportwissenschaft aktueil"

O.G.