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Die ,,Haymarket-Trag6die" yon Chicago irn Jahr 1886/87 - nachzulesen in der ZEIT vom 12. Februar 1993 (Nr. 7, Seite 20) in einer Besprechung des Buchs ,,August Hayrnarket 1886/87 ~ yon Heinrich Nuhn -- war fiir die Art~iterbewegung ausgangs des 19. Jh.s ein wiehtiger zeitlicher Bezugspunkt. August Spies, Sohn eines hessischen F6rsters, in Arnerika zum Sozialrevolution,ir geworden, war nach einem einseitigen Gerichtsverfahren und trotz weltweiter Proteste zum Tod dutch Erh~ngen verurteilt worden. Chicago war damals eine Stadt, die zu ~ber 30 % aus B~r- gem deutscher Herkunft bestand. Manche Stadtteite wirkten mit ihren Lokalen, ihren Turn- und Gesangvereinen wie ,ein A bziehbild der A rbeiterkultur im Kaiserreich ~. Viele dieser Turnverei- ne in Nordamerika, deren Gr£cnder oder Mitglieder oft aus politischen Gr~nden Deutschland hatten verlassen m~ssen, hielten nicht nut Erinnerungen an die alte Heimat wach, sondern hat- ten auch rnanchen revolutiongiren Impuls in die neue Heimat mitgebracht. In Deutschland wa- ten zu dieser Zeit die revolutiondren Impulse im Turnen verschwunden. Michael Kriiger befaft sich seit langem mit der Frage, was daf~r die Gr~nde waren, und er versucht dabei herauszufin- den, warum aus dem einst revolutiondren Turnen ein ,reaktioruires MitteH werden konnte. Ei- ner, der dafiir offensichtlich mitverantwortlich gewesen war und politisch die Seiten gewechselt hatt~ war Wilhelm Angerstein, mit dessen Rolle sich dieser Beitrag insbesondere befaft. Sinn-Diskussionen im Sport und fcber ihn haben derzeit Konjunktur. Tagungen zu Sinnfragen werden organisiert, Sinnsuch-Symposien veranstaltet, und der Presse wird ein griffiges Thema zugespielt. Offensichtlich sind ruimlich nicht nur die klassischen Sinnmuster des Sports inzwi- schen unklar geworder6 sondern es hat sich auch ver~ndert, was viele Menschen als Sport wahr- nehrnen, wie sie ihn verstehen und welchen Sinn sie in ihrn finden. Da die alten und grofen Sinnvermittlungs-Instanzen - zum Beispiel die Kirchen - ihre sinnstiftende Kraft verloren ha- ben, wird nun dew Sport zu einer Art Sinn-Supermarkt, in dem man an Sinn finden kann, was einem selbst gerade als passend erscheint. Obwohl auch er sein klassisches Sinnrnonopol verloren hat, bietet er mit seinem Sinnangebot f~r viele offensichtlich (scheinbar) stabile Orientierungen in einer un~bersichtlichen Landschaft widerslyr~chlicher und konkurrierender Sinnmust~ Indi- vidualisierung als Schicksal und Erfordernis -- der Sport liefert ein St~ck weit die Begleitmusik dazu. Matthias Schierz beschreibt ihn deshalb in seinem Beitrag als Sinndefizit-Kompensationsin- s tang .

Dazu zwei Forschungsberichte (Reinhard Winter: ~Zur k6rperlichen und sportrnotorischen Ent- wicklung bei leistungssportlich trainierten Kindern" und Stefan K6nig: ~Entscheidungen im Handball - Oberlegungen zur Untersuchungsmethodik~), Besprechungen und Berichte sowie eine Aufstellung der Dissertationen und Habilitationen des Jahres 1991, wobei man sich ange- sichts der durchaus beeindruckenden Fiille wiinscht, daft Menge und Qualitdt in Obereinstirn- mung stehen. Mit diesem Heft wird an die bis 1976 ge~bte Praxis angekn~pft, als Service f~r unsere Leserinnen und Leser auch Zusarnmenfassungen in franz6sischer Sprache aufzunehmen. - Auch die Auto- renhinweise sind neu. Sie sind am Ende des HqCtes abgedruckt. Urn Beachtung wird gebeter6" und zur Mitarbeit an der Gestaltung der Zeitschrift wird herzlich und emeut eingeladen. O. G.