93 RAAbits Geschichte Februar 2016
Reihe 37
S 1Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
I/H1
Was passiert jetzt mit Deutschland? – Die Beschlüsse
der Potsdamer Konferenz 1945
Ein Gruppenpuzzle zum Potsdamer Abkommen
Katharina Henzel, Münster
Klassenstufe: 9./10. Klasse
Dauer: 2–4 Stunden + LEK
Aus dem Inhalt: die „5 Ds“ des PotsdamerAbkommens (Dezentralisierung, Demokrati-sierung, Demilitarisierung, Demontage, De-nazifizierung), Grenzfestlegungen, Umsied-lung/Vertreibung
Kompetenzen:
– Informationen aus Textquellen entneh-men und unbekannte Begriffe klären
– einen Überblick über politische, wirt-schaftliche und territoriale Regelungendes Potsdamer Abkommens erstellen
– zentrale Beschlüsse der Potsdamer Kon-ferenz wiedergeben und erläutern
– die Bedeutung des Potsdamer Abkom-mens für die Teilung Deutschlands 1949diskutieren
Im Sommer 1945, also vor gut 70 Jah-ren, berieten die Vertreter der drei Sie-germächte USA, Großbritannien undUdSSR auf der Potsdamer Konferenzüber die Zukunft Deutschlands nachdem Zweiten Weltkrieg. Ihre Schülerin-nen und Schüler setzen sich im Rahmeneines Gruppenpuzzles mit den wirt-schaftlichen, politischen und territoria-len Bestimmungen des Potsdamer Ab-kommens auseinander und erstelleneinen Überblick über zentrale Beschlüs-se der Konferenz.
Auf dieser Grundlage diskutieren sie dieFrage nach der Bedeutung der Potsda-mer Beschlüsse für die doppelte Staats-gründung im Jahr 1949: Wurde die Tei-lung Deutschlands bereits 1945 inPotsdam beschlossen?
© akg im
ages/Mondadori Portfolio
Die „Großen Drei“ (Winston Churchill, Harry S. Truman, Josef Stalin) während einer Verhandlungspause vor dem Schloss Cecilienhof in Potsdam.
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Didaktisch-methodische Überlegungen
Einbettung der Reihe und Voraussetzungen in der Lerngruppe
Vor Beginn dieses Gruppenpuzzles sollten Verlauf und Ende des Zweiten Weltkrieges imUnterricht behandelt worden sein. Zudem sollten sich die Schülerinnen und Schüler mit derdeutschen Niederlage bzw. Befreiung am 8. Mai 1945 beschäftigt haben. Mit der Themati-sierung der deutschen Nachkriegssituation 1945 und der politischen sowie wirtschaftlichenEntwicklung im Nachkriegsdeutschland knüpft diese Reihe nahtlos an das Ende des Zwei-ten Weltkrieges an.
Da der Schwerpunkt der Einheit auf der exemplarischen Auseinandersetzung mit Deutsch-land als Schauplatz des internationalen Ost-West-Konflikts liegt, bereitet die Reihe auf einesich anschließende Unterrichtseinheit zum Thema „Kalter Krieg“ vor.
Reduktion und inhaltliche Schwerpunkte
Die Entscheidung, den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz eine eigene Unterrichtsreihezu widmen, beruht auf der besonderen Bedeutung des Potsdamer Abkommens für dienachfolgenden vier Jahre. Insbesondere die Beschlüsse, die mit den Schlagworten „Demo-kratisierung“, „Entnazifizierung“, „Entmilitarisierung“ und „Dezentralisierung“ zusam-mengefasst werden, bildeten die Basis für die weitere Entwicklung in den Besatzungszonen.Erst in einer nachfolgenden Unterrichtsreihe soll nach der Umsetzung der Beschlüsse ge-fragt werden. Dafür ist ein sicherer Umgang mit den Beschlüssen selbst sowie mit den indiesem Zusammenhang relevanten Fachbegriffen notwendig, was durch das Gruppen-puzzle gewährleistet werden soll.
Der Vertragstext des Potsdamer Abkommens steht daher im Mittelpunkt der Reihe. Nur amRande kann thematisiert werden, dass das Beschlussprotokoll in vielen Punkten diploma-tisch vage Kompromiss-Formulierungen enthält, hinter deren scheinbarer Einmütigkeit sichunterschiedliche, zum Teil stark divergierende Interessen verbergen. Ebenso kann nichtausführlich darauf eingegangen werden, dass die Realität im Europa der Nachkriegszeitzum Teil eine andere war als die, die sich in der wohlformulierten Vertragssprache abzu-zeichnen scheint. (So akzeptiert etwa der Beschluss der „Überführung der deutschen Be-völkerung“ aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn, die „in ordnungsgemäßer undhumaner Weise“ erfolgen solle, de facto eine bereits laufende, gewaltsame Vertreibung.)Auf diese Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, zwischen Vertragstext und historischerRealität wird in dieser Reihe nur in Form eines Ausblicks eingegangen.
Der Aufbau der Reihe
In der ersten Stunde der Reihe wird mithilfe einer Bilderfolge (M 1) die Frage aufgeworfen,ob ein Zusammenhang zwischen der Potsdamer Konferenz 1945 und der Teilung Deutsch-lands durch die doppelte Staatsgründung 1949 besteht. Auf dieser Grundlage entwickelndie Schülerinnen und Schüler die Leitfrage der Reihe, beispielsweise: „Wurde 1945 in Pots-dam bereits die deutsche Teilung beschlossen?“ Anschließend erläutert die Lehrkraft denAblauf des geplanten Gruppenpuzzles (M 2). Die Lernenden bilden Stammgruppen für dasGruppenpuzzle und erhalten einen Informationstext (M 3) sowie einen Auszug aus den ein-leitenden Passagen des Potsdamer Abkommens (M 4).
In der zweiten und dritten Stunde bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf ihre Rolleals Experten vor, indem sie die zentralen Ergebnisse der Potsdamer Konferenz (in den Be-reichen „Grenzen“, „Wirtschaft“ und „Politik“) erarbeiten: Sie analysieren zunächst in Ein-zelarbeit einen Auszug aus dem Potsdamer Abkommen (M 6, M 8, M 10) und treffen sichdann in Expertengruppen mit anderen Lernenden, die den gleichen Themenschwerpunktbearbeitet haben. In diesen Expertengruppen tauschen sich die Schülerinnen und Schülerüber ihre individuellen Ergebnisse aus (M 14–M 16), bündeln und strukturieren die Informa-tionen mithilfe von Fachbegriffen (M 13) und bereiten die Präsentation der Ergebnisse fürihre Stammgruppe vor (M 17).
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S 3Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
I/H1
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Reihe 37 Verlauf MaterialS 1
Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
Materialübersicht
Stunde 1 Nach dem Krieg: Was passiert jetzt mit Deutschland? – Formulierung der Leitfrage und Erarbeitung erster Informationen in den Stammgruppen
M 1 (Bd) Potsdamer Konferenz 1945 – doppelte Staatsgründung 1949
M 2 (Bd) Das Gruppenpuzzle – Ablaufplan
M 3 (Ab) Was soll mit Deutschland geschehen? – Die Potsdamer Konferenz
M 4 (Ab) Das Potsdamer Abkommen – Ziele der Alliierten
Stunde 2 Das Potsdamer Abkommen unter der Lupe – Experten arbeiten allein
M 5 (Ab) Was ist das für ein Text? – Steckbrief zur Quellenanalyse
M 6 (Tx) Das Potsdamer Abkommen – territoriale Beschlüsse
M 7 (Ab) Die territorialen Beschlüsse – ein Glossar
M 8 (Tx) Das Potsdamer Abkommen – politische Beschlüsse
M 9 (Ab) Die politischen Beschlüsse – ein Glossar
M 10 (Tx) Das Potsdamer Abkommen – wirtschaftliche Beschlüsse
M 11 (Ab) Die wirtschaftlichen Beschlüsse – ein Glossar
M 12 (Tx) Wichtige Begriffe – Tippkarten
Stunde 3 Das Potsdamer Abkommen unter der Lupe – Experten besprechen sich
M 13 (Ab) Das Potsdamer Abkommen – Begriffe zum Zuordnen
M 14 (Ab) Die territorialen Beschlüsse – Experten besprechen sich
M 15 (Ab) Die politischen Beschlüsse – Experten besprechen sich
M 16 (Ab) Die wirtschaftlichen Beschlüsse – Experten besprechen sich
M 17 (Ab) Vortrag der Experten – Formulierungshilfen
Stunde 4 Die Beschlüsse auf einen Blick – Erstellung einer Übersicht in den Stammgruppen und Diskussion der Leitfrage
M 18 (Ab) Das Potsdamer Abkommen – eine Übersicht der Beschlüsse erstellen
M 19 (Ab) Das Potsdamer Abkommen – die Beschlüsse im Überblick
Lernerfolgskontrolle
M 20 (Ab) Die Beschlüsse von Potsdam – kennst du dich aus?
Glossar
Minimalplan
Wenn Sie nur zwei bis drei Stunden zur Verfügung haben, können Sie das Gruppen-puzzle auch durch eine arbeitsteilige Gruppenarbeit ersetzen: Der Text M 3 dient dannals Grundlage für den thematischen Einstieg (Stunde 1), anschließend wird die Klas-se in drei gleich große Gruppen aufgeteilt, die jeweils einen Auszug aus dem Potsda-mer Abkommen (M 6, M 8, M 10) erarbeiten (Stunde 2). Im Plenum werden die Er-gebnisse ausgetauscht und in einer Tabelle festgehalten (M 19). Auch auf diese Weiseerhalten die Schülerinnen und Schüler die nötigen Grundlagen, um über die Leitfrage(siehe M 1; Hinweise M 1–M 4) zu diskutieren.
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Reihe 37 Verlauf Material
S 5Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
M 4 Das Potsdamer Abkommen – Ziele der Alliierten
Welche allgemeinen Ziele verfolgten die Verbündeten der Anti-Hitler-Koalition mit der Be-
setzung Deutschlands und mit den Beschlüssen, die sie in Potsdam fassten? Hier könnt ihr
eine einleitende Passage des Potsdamer Abkommens lesen, die darüber Aufschluss gibt.
Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin
(„Potsdamer Abkommen“)
vom 2. August 1945
Alliierte Armeen führen dieBesetzung von ganz Deutsch-land durch, und das deutscheVolk fängt an, die furchtbarenVerbrechen zu büßen, die un-ter der Leitung derer, welchees zur Zeit ihrer Erfolge offengebilligt hat und denen esblind gehorcht hat, begangenwurden. Auf der Konferenzwurde eine Übereinkunft er-zielt über die politischen undwirtschaftlichen Grundsätzeder gleichgeschalteten Politikder Alliierten in Bezug auf dasbesiegte Deutschland in derPeriode der alliierten Kontrol-le. […] Der deutsche Militaris-mus und Nazismus werdenausgerottet, und die Alliiertentreffen nach gegenseitiger Vereinbarung in der Gegenwart und in der Zukunft auch an-dere Maßnahmen, die notwendig sind, damit Deutschland niemals mehr seine Nach-barn oder die Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann.
Es ist nicht die Absicht der Alliierten, das deutsche Volk zu vernichten oder zu verskla-ven. Die Alliierten wollen dem deutschen Volk die Möglichkeit geben, sich darauf vorzu-bereiten, sein Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von Neuemwiederaufzubauen. Wenn die eigenen Anstrengungen des deutschen Volkes unablässigauf die Erreichung dieses Zieles gerichtet sein werden, wird es ihm möglich sein, zu ge-gebener Zeit seinen Platz unter den freien und friedlichen Völkern der Welt einzuneh-men.
Aus: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland. Ergänzungsblatt Nr. 1. Berlin 1946. S. 14.
Aufgaben
1. Gib mit eigenen Worten wieder, welches Ziel die Alliierten in erster Linie in Bezug auf
Deutschland verfolgten.
2. Erläutere, auf welchem Weg dieses Ziel erreicht werden sollte. Welche Zukunftsperspek-
tiven eröffnete das Potsdamer Abkommen der deutschen Bevölkerung?
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ages/Mondadori Portfolio
Teilnehmer der Potsdamer Konferenz 1945: Winston Churchill, Harry S. Truman, Josef Stalin
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Reihe 37 Verlauf Material
S 10Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
M 8 Das Potsdamer Abkommen – politische Beschlüsse
Im Potsdamer Abkommen hielten die Siegermächte des Zweiten Welt-krieges die Entscheidungen für die Zukunft Europas nach 1945 fest, diesie auf der Potsdamer Konferenz getroffen hatten. In diesem Auszuggeht es um die politischen Maßnahmen in Deutschland.
Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin
(„Potsdamer Abkommen“)
vom 2. August 1945
Die Ziele der Besetzung Deutschlands, durch welche der Kontrollrat sich leiten lassensoll, sind:
(I) Völlige Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands […]
(III) Die Nationalsozialistische Partei mit ihren angeschlossenen Gliederungen und Un-terorganisationen ist zu vernichten; alle nationalsozialistischen Ämter sind aufzulösen[…]
(IV) Die endgültige Umgestaltung des deutschen politischen Lebens auf demokratischerGrundlage [ist] vorzubereiten.
Alle nazistischen Gesetze, welche die Grundlagen für das Hitlerregime geliefert habenoder eine Diskriminierung auf Grund der Rasse, Religion oder politischer Überzeugungerrichteten, müssen abgeschafft werden. […]
Kriegsverbrecher und alle diejenigen, die an der Planung oder Verwirklichung nazisti-scher Maßnahmen, die Greuel oder Kriegsverbrechen nach sich zogen oder als Ergeb-nis hatten, teilgenommen haben, sind zu verhaften und dem Gericht zu übergeben. […]
Alle Mitglieder der nazistischen Partei, welche mehr als nominell an ihrer Tätigkeit teil-genommen haben, und alle anderen Personen, die den alliierten Zielen feindlich gegen-überstehen, sind aus den öffentlichen oder halböffentlichen Ämtern […] zu entfernen.[…]
Das Erziehungswesen in Deutschland muß so überwacht werden, daß die nazistischenund militaristischen Lehren völlig entfernt werden und eine erfolgreiche Entwicklungder demokratischen Ideen möglich gemacht wird. […]
Die Verwaltung Deutschlands muß in Richtung auf eine Dezentralisation der politischenStruktur und der Entwicklung einer örtlichen Selbstverantwortung durchgeführt wer-den. […]
Bis auf weiteres wird keine zentrale deutsche Regierung errichtet werden. Jedoch wer-den einige wichtige zentrale deutsche Verwaltungsabteilungen errichtet werden […].
Aus: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland. Ergänzungsblatt Nr. 1. Berlin 1946. S. 14–15.
Aufgaben
1. Lies den Auszug aus dem Potsdamer Abkommen und beschreibe die Quelle.
Tipp: Orientiere dich bei der Beschreibung an den Aspekten des Quellen-Steckbriefes.
2. Lege ein Glossar an, in dem du wichtige Begriffe und Aussagen mit eigenen Worten er-klärst. Markiere die entsprechenden Passagen auch im Text.
3. Unterteile die Quelle in vier Sinnabschnitte, indem du Linien ziehst. Gib jedem Abschnitteine passende Überschrift.
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Gruppe
„Politik“
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Reihe 37 Verlauf Material
S 14
Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
M 12 Wichtige Begriffe – Tippkarten
I/H1
Wer waren die „Großen Drei“?
Der Ausdruck meint die drei Staatsoberhäupter
der Alliierten, die an der Potsdamer Konferenz
teilnahmen:
Winston Churchill (Großbritannien), Harry S.
Truman (USA) und Josef Stalin (UdSSR).
Was sind „Reparationen“?
Der Ausdruck bezeichnet wirtschaftliche Leistun-
gen zur Entschädigung und Wiedergutmachung,
z. B. Geldzahlungen oder auch Sachlieferungen
(Produkte). Durch Reparationen, die ein besiegtes
Land an die Sieger eines Krieges zahlt, sollen Ver-
luste und Schäden, die durch den Krieg entstanden
sind, ausgeglichen werden.
Was sind „Demontagen“?
Der Abbau von Industrieanlagen (Fabriken) wird
auch als „Demontage“ bezeichnet. Im Potsda-
mer Abkommen wurde festgelegt, dass insbe-
sondere die Sowjetunion einen Teil der Repara-
tionen in Form von Demontagen, also von
Industrieanlagen erhalten sollte, die sie in
Deutschland abbaute.
Was bedeutet „Dezentralisierung“?
Der Ausdruck meint die Auflösung von politischen
oder wirtschaftlichen Zentren und die Abgabe von
Aufgaben an kleinere Verwaltungsbehörden mit le-
diglich regionaler und kleinräumiger Zuständigkeit.
Was zuvor zentral beschlossen wurde, wird nun auf
regionaler oder lokaler Ebene entschieden.
© pixelio/Michael Bührke
© akg images/Mondadori Portfolio
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Reihe 37 Verlauf Material
S 15
Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
Hinweise (M 5–M 12)
Stunde 2: Das Potsdamer Abkommen unter der Lupe – Experten arbeiten allein
Einstieg
Die Lehrkraft schreibt den Begriff „Potsdamer Abkommen“ an die Tafel. Die Schülerin-
nen und Schüler tauschen sich in einer kurzen Murmelphase mit ihrem Nachbarn über den
Begriff aus, aktivieren auf diese Weise ihr Vorwissen und wiederholen die Kenntnisse der
Einführungsstunde. Anschließend werden die Assoziationen im Plenum gesammelt.
Im Anschluss verteilen die Schülerinnen und Schüler die Expertenaufgaben in der Stamm-
gruppe: Wer erarbeitet die territorialen, wer die wirtschaftlichen und wer die politischen Be-
schlüsse? Alternativ kann die Zuteilung auch im Losverfahren erfolgen oder gezielt durch
die Lehrkraft vorgenommen werden. (Auf diese Weise ist eine Differenzierung und leis-
tungsheterogene Zusammensetzung der Expertengruppen möglich).
Erarbeitungsphase
Wenn jeder sein Thema gefunden hat, werden die Arbeitsblätter verteilt. Jeder Experte er-
hält für die zentrale Arbeitsphase der Stunde folgende Materialien:
• den „Steckbrief“ zur Vorbereitung der Quellenanalyse (M 5),
• den jeweiligen Auszug aus dem Potsdamer Abkommen (M 6, M 8 oder M 10),
• das Arbeitsblatt zur Erarbeitung zentraler Inhalte durch die Erstellung eines themati-
schen Glossars (M 7, M 9 oder M 11).
Die Tippkarten (M 12) werden für alle zugänglich ausgelegt (z. B. vorn am Lehrerpult); sie
sollten auch in der Folgestunde, in der die Expertengruppen tagen, erneut ausgelegt wer-
den. Die zentrale Arbeitsgrundlage für die Experten bilden die Auszüge aus dem Potsda-
mer Abkommenmit den entsprechenden Aufgaben dazu (M 6, M 8, M 10). Die übrigen Ar-
beitsblätter dienen zur Unterstützung und Anleitung der selbstständigen Arbeit. In starken
Lerngruppen können diese ergänzenden Materialen auch weggelassen werden.
Die Experten erarbeiten zunächst in Einzelarbeit die Beschlüsse, bevor die Ergebnisse in der
Folgestunde in den Expertengruppen zusammengetragen werden.
Ergebnissicherung
Um die Stunde gemeinsam im Plenum abzuschließen, kann eine kurze Zwischensicherung
erfolgen. Dafür werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Satz „Heute habe
ich gelernt, dass ...“ schriftlich zu vervollständigen.
Anschließend werden 3–5 Statements im Plenum vorgetragen. Erst in der Folgestunde tra-
gen die Lernenden ihre Erkenntnisse in den Expertengruppen im Detail zusammen und pla-
nen die Präsentation der Ergebnisse für ihre Stammgruppe.
Erläuterungen (M 5)
Beschreibung der Quelle:
I/H1
Zeit der Entstehung Juli/August 1945
Ort der Entstehung Potsdam
Verfasser der Quelle Die „Großen Drei“ (Truman, Churchill und Stalin), Frankreich
stimmte im Nachhinein zu.
Anlass der Entstehung Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg und die Frage
nach der Zukunft Deutschlands nach dem Krieg
Art der Quelle Es handelt sich um ein Abkommen bzw. Protokoll der Vereinba-
rungen und dementsprechend um eine Traditionsquelle.
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S 18
Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
M 13 Das Potsdamer Abkommen – Begriffe zum Zuordnen
Territoriale, politische oder wirtschaftliche Beschlüsse – zu welchem Bereich gehören die
folgenden Regelungen des Potsdamer Abkommens? Ordnet die Stichworte thematisch zu!
Hinweis für die Lehrkraft
Bereiten Sie für jede Expertengruppe einen Briefumschlag vor, der
kleine Zettel oder Karteikarten mit diesen 8 Begriffen enthält. Die
Schülerinnen und Schüler sollen die Begriffe dann zu Beginn ihres
Austausches in der Expertengruppe sichten und entscheiden, wel-
che Stichworte ihr Thema betreffen. Auf diese Weise unterstützen
Sie die Expertengruppen bei der Fokussierung auf die wichtigsten
Bestimmungen des Potsdamer Abkommens.
I/H1
Demokratisierung Politische Dezentralisierung
Demilitarisierung Denazifizierung
Wirtschaftliche
DezentralisierungGrenzverschiebung
Demontage und
ReparationszahlungenBevölkerungsumsiedlung
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Reihe 37 Verlauf Material
S 21
Klausuren Glossar Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
M 16 Die wirtschaftlichen Beschlüsse – Experten besprechen
sich
Jeder von euch hat sich bereits intensiv mit den wirtschaftlichen Be-
schlüssen der Potsdamer Konferenz befasst. Tragt nun die Ergebnisse
in der Expertengruppe zusammen und bereitet die Präsentation in eurer
Stammgruppe vor.
Aufgaben
1. Vergleicht in der Gruppe eure individuellen Ergebnisse.
2. Ihr erhaltet einen Umschlag mit Stichworten zum Potsdamer
Abkommen. Sichtet die Begriffe und wählt diejenigen aus, die
ihr euren Informationen zuordnen könnt.
3. Haltet die Beschlüsse, mit denen ihr euch beschäftigt habt,
gemeinsam stichpunktartig fest.
1. Beschluss: ___________________________________________________________________
_______________________________________________________________________________
2. Beschluss: __________________________________________________________________
_______________________________________________________________________________
3. Beschluss: __________________________________________________________________
_______________________________________________________________________________
4. a) Diskutiert in der Expertengruppe folgende Frage:
„Gibt es in eurem Auszug des Potsdamer Abkommens Hinweise, die auf die spätere
Teilung Deutschlands in zwei Staaten (1949) hindeuten? Oder gibt es Formulierun-
gen, die eher dagegen sprechen, dass eine solche Zweiteilung zu diesem Zeitpunkt
bereits geplant war?“
b) Schreibt ein gemeinsames Fazit und begründet eure Meinung mit Textbelegen.
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
c) Bereitet euch darauf vor, eure Stammgruppe über die Beschlüsse zu informieren.
Strukturiert den Vortrag mithilfe eurer Stichpunkte.
I/H1
Gruppe
„Wirtschaft“
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Das Potsdamer Abkommen – wichtige Begriffe
Reihe 37 Verlauf Material Klausuren Glossar
S 1
Literatur
Potsdamer Konferenz 1945
I/H1
Alliierte: Ein anderes Wort für den Begriff „Alliierte“ ist „Verbündete“. Der Begriff wird
vornehmlich auf das Bündnis der Siegermächte USA, Großbritannien, Frank-
reich und Russland bezogen, welche im Zweiten Weltkrieg gemeinsam gegen
das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler kämpften.
Alliierte
Kommandantur:Als Alliierte Kommandantur bezeichnet man das von den ➝ Alliierten einge-
setzte Berliner Verwaltungsorgan, also die gemeinsame Verwaltung für das in
vier ➝ Sektoren geteilte Berlin.
Alliierter
Kontrollrat:
Der Alliierte Kontrollrat war die oberste Besatzungsbehörde der Siegermächte
in Deutschland. Er bestand aus den Oberbefehlshabern der vier ➝ Besatzungs-
zonen und übte die höchste Regierungsgewalt über Deutschland aus.
Besatzungs -
zonen:
Als Besatzungszonen bezeichnet man die von den Siegermächten besetzten Ge-
biete in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland unter
den Siegermächten (USA, Frankreich, Großbritannien, UdSSR) in vier Besat-
zungszonen aufgeteilt.
Demokratisie-
rung:
Als „Demokratisierung“ werden alle Aktivitäten bezeichnet, deren Ziel der Ab-
bau von totalitären oder autoritären Strukturen ist. Diese sollen ersetzt werden
durch ein demokratisches Staatssystem, in welchem gesellschaftliche Mitbe-
stimmung, freie Meinungsäußerung und Gewaltenteilung normal sind.
Demontage: Als „Demontage“ wird der Abbau von Industrieanlagen bezeichnet; häufig mit
dem Ziel, die Produktionsanlagen an anderer Stelle wieder aufzubauen.
Dezentralisie-
rung:
Der Begriff meint, dass Zuständigkeiten und Rechte von einem mächtigen Zen-
trum auf mehrere kleinere, nur lokal oder regional zuständige Einheiten verteilt
werden. Im Nachkriegsdeutschland wurden die Aufgaben der nationalen Regie-
rung auf die Besatzungszonen sowie auf Länder und Kommunen verteilt.
Ent-/Denazifizie-
rung:
Befreiung der deutschen Politik, Kultur und Gesellschaft von allen nationalso-
zialistischen Tendenzen. Dazu zählte nicht nur die strafrechtliche Verfolgung
von Nationalsozialisten, sondern auch eine Umgestaltung von Erziehung und
Bildung etc.
Ent-/Demilitari-
sierung:
Unter dem Begriff versteht man die Beseitigung oder Zerstörung allen militäri-
schen Potenzials: Waffenlager werden vernichtet oder beschlagnahmt; die Ar-
mee wird aufgelöst.
Oder-Neiße-
Grenze:
Die Oder-Neiße-Grenze ist die 1945 neu gezogene Grenze zwischen Deutschland
und Polen. Das ➝ Potsdamer Abkommen legt diese Grenze vorbehaltlich bis
zum Abschluss eines endgültigen Friedensvertrags fest.
Potsdamer
Abkommen:Das Beschlussprotokoll der ➝ Potsdamer Konferenz wird als „Potsdamer Ab-
kommen“ bezeichnet. Es enthält die Regelungen zur Zukunft Europas und ins-
besondere Deutschlands, auf die sich die Siegermächte im Juli und August 1945
einigten.
Potsdamer
Konferenz:
Auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss
Cecilienhof berieten die Vertreter der Siegermächte über die Zukunft Deutsch-
lands nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Siegermacht Frankreich war an der Kon-
ferenz nicht beteiligt, stimmte aber im Nachhinein den Beschlüssen zu.
Reparationen: Mit Reparationen sind Entschädigungszahlungen (auch in Form von Gütern
oder Gebieten) gemeint, die siegreiche, durch einen Krieg geschädigte Länder
als Wiedergutmachung erhalten.
Sektoren: Wie Deutschland insgesamt in ➝ Besatzungszonen aufgeteilt wurde, so wurde
die Hauptstadt Berlin in vier Sektoren geteilt. Die vier Sektoren standen eben-
falls jeweils unter Kontrolle einer der Siegermächte (USA, Großbritannien,
Frankreich, UdSSR).
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