151019 OTZ Kultur Martha Premiere Gera

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Die Theaterleitung schwitzteBlut bei vier Umbesetzungenkurz vor der „Martha“-Premiereim Theater Gera. Das Ensemblesiegte auf ganzer Linie.

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Ostthüringer Zeitung Kultur OCKU Montag, . Oktober

Haydn und dieNachwelt

Konzert-Kritik

Dietmar Ebert über das Konzertder Jenaer Philharmonie amFreitag

Der junge italienischeDirigentAndrea Sanguineti, seit 2013Chefdirigent amGerhart-Hauptmann-TheaterGörlitz-Zittau, leitete die Jenaer Phil-harmoniker gleichermaßentemperamentvoll und subtil.Unter seiner Stabführung er-klangen die acht Variationenund die finale Passacaglia überdenHaydn zugeschriebenenChoral „St. Antoni“ von Johan-nes Brahms so durchsichtig unddifferenziert wie nie zuvor inJena.Das Ensemble „Klang-Es-

senz“ brachtemitMarius Sima(Violine), AlexanderWegelin(Violoncello), Jörg Schneider(Oboe) undChristophKnitt (Fa-gott) BohuslavMartinůs seltengespielte „Sinfonia concertantein B-Dur“ technisch perfekt,ausdrucksstark undmit großerMusizierfreude zuGehör .DieSolo-Instrumente sind die glei-chenwie beiHaydn, doch beiMartinů stellt sichHarmonienur zögernd ein. „Querschlä-ger“ imStreichorchester, dasdurchKlavier (Camelia Sima)und je zwei Klarinetten undHörner verstärktwird, führendieHörer bisweilen in die Irre.Doch stets finden die Solo-Inst-rumente im spielerischenDia-log unter einander undmit demOrchester zu einer „Klanges-senz“ von schwer errungener,kostbarer Schönheit. Bravo!Unter Andrea Sanguinetis

energischer und einfühlsamerLeitung gelang dem JenaerOr-chester durch hochkonzentrier-tes Spiel allerMusiker einespannungsvolle und sehr anrüh-rende Interpretation von JosephHaydns letzter Sinfonie inD-DurHob.1: 104. Er arbeitete diestrenge Struktur der „Salo-mon“-Sinfonie klar heraus undließ einen „Haydn-Klang“ hö-ren, der vomwarmenTon derStreicher,Holzbläser undHör-ner lebte,markant abgerundetdurch Trompeten undPauken.DasKonzert zeigte eindrucks-

voll, wie lebendigHaydnsMu-sik ist undwie sehr sie spätereKomponisten inspiriert hat.

a Redaktion dieser Seite:UlrikeMerkel und TheresaSchödensack

Jubiläumsgala mit einem Versprechen

Von Theresa Schödensack

Gera. „Unsere Stadt braucht dasTheater, aber viel wichtiger ist,das Theater braucht die Bürge-rinnen undBürger dieser Stadt.“Mit diesen emotionalen WorteneröffneteHelgaKlinger, dieVor-sitzende der Gesellschaft derTheater- und KonzertfreundeGera e.V., am Samstag die Fest-veranstaltung zum 25-jährigenBestehen des Vereins, im Kon-zertsaal der Bühnen der Stadt.Sie erinnerte neben der Histo-

rie des Vereins vor allem daran,dass erneut Kürzungen insHausstehen, gegen die man etwasunternehmen müsse. „Struktur-änderungen dürften nicht im-mer nur Geldsparmaßnahmennach sich ziehen, betont HelgaKlinger.Ihren mit Bedacht gewählten

Worten folgte unter der souverä-nen Leitung von Generalmusik-direktor Laurent Wagner eineOuvertüre aus „Der Freischütz“,von Carl Maria Weber. Die73 Musiker ergaben zusammenein klanggewaltiges Ganzes undließen keinen Zweifel daran,dass es undenkbar wäre, das Or-

chester, wie geplant, um 16 Stel-len zu verkleinern.ZuGastwaren außerdemVio-

la Hahn, Oberbürgermeisterinder StadtGeraundBabetteWin-ter, Staatssekretärin für Europaund Kultur, welche stellvertre-tend für Kulturminister Benja-min-Immanuel Hoff erschienenwar. „Es ging niemals um dieSchließung von Sparten“, sagt

die Staatssekretärin in ihrer Re-de und fügt einVersprechenhin-zu: „Ich sichere Ihnen heute zu,das Theater Gera-Altenburg istund bleibt ein Fünf-Sparten-Theater, von Seiten des Freistaa-tes Thüringen.“Das war der Startschuss für

ein abwechslungsreiches, abervor allem spannendes Festpro-gramm,welches vonDarstellern

aller fünf Sparten gestaltetwurde.Publikumsliebling 2015, An-

nePreuß, tanztemitLeichtigkeitund bekanntermaßen stimmge-waltig von Oktave zu Oktavemit „Wie nahte der Schlummer“aus „Der Freischütz“. PaulKroe-ger, welcher fürMagnus Piontekeinsprang, verzauberte mit Mo-zarts Arie „Ferrando“ aus „Cosi

fan tutte“ seine Zuhörer. Nichtnur gesanglich gab es viel zu er-leben, auch visuell begeistertendie Darsteller das Publikum.Lutz Grossmann interpretiertemit seinem Puppen-Solo KarlValentins „Theaterzwang“, unddas Thüringer Staatsballett führ-te den Walzer aus Cinderellaauf.Es fällt schwer, einen Höhe-

punkt aus der Veranstaltung zubenennen und dennoch warendie Leistung von Manuel Struf-folino als Charlie-Chaplin-Dop-pelgänger und Philipp Rein-heimer als „Sweet Transvestite“Highlights des Programms.Auch das Udo-Jürgens-Med-

ley, gespielt von Intendant KayKuntze und gesanglich begleitetvon allen Sängern der Gala, warein gebührender Abschlusseines facettenreichen Abendsund konnte nur noch durch dasFinale übertroffen werden –einer Umdichtung des Klassi-kers „New York, New York“von Frank Sinatra in „Gera, Ge-ra“, in das auch das Publikumfreudigmit einstimmte.Die ehemaligen Vorsitzenden

Dagmar Kunze und Karl-HeinzWalther sowie die VorsitzendeHelga Klinger sind mehr als zu-frieden mit ihrer Festwoche.„Unsere Jubiläumsgala hat 431Besucher zu Gast“, sagt HelgaKlinger und fügt freudig hinzu:„Das sindmehr, als wir je zu hof-fen gewagt haben.“

Die ehemaligen Vorsitzenden Dagmar Kunze (links) und Karl-Heinz Walther feiern zusammen mit der Vorsitzenden Helga Klinger Jahre Gesellschaft derTheater- und KonzertfreundeGera. Foto: Theresa Schödensack

DieGesellschaft der Theater-undKonzertfreundeGera e.V.feierte amSamstag ihr -jähri-ges Bestehenmit einer gut ge-launten Festveranstaltung,miteinemabwechslungsreichenProgramm.

Echter Adel, wahre Liebe, alles prima!

VonRolandH. Dippel

Gera. Rapide zwischen Komikund Herzschmerz kippt Fried-rich von Flotows „Romantisch-komische Oper“ aus dem engli-schen Land- und Hofadel. Inentscheidenden Momenten derGeraer Premiere erscheint diejungeQueen Elizabeth II: Regis-seurin Anette Leistenschneiderversetzte den Kurztrip der ange-ödeten Lady Harriet und ihrerGesellschafterin Nancy in diehandfeste Landwirt-Szene der1960er Jahre. Dabei wollte sieauf Spieloper-Witzeleien für das1847 in Wien uraufgeführteStück nicht ganz verzichten,zeigte Etikettenzwänge, ironi-sierte Sehnsüchte sanft mitAmor-Puppe und Marionetten-Doubles.Nach der Pause fand sie zu

besser angemessenen Boule-vardfinessen. Etwa, wenn dieChordamen in großer Beset-zung (sicher einstudiert vonHolger Krause) als weiblicheRobin Hoods aufmarschierenund sich der verliebte Lyonelbeim Tenorhit „Ach sofromm…“ als Freizeitdichter ou-

tet. Pächter Plumkett betet fürseinen Ziehbruder Lyonel dieFamiliengeschichte am Telefonherunter. Beide stecken dabei ineiner britisch-rotenKultbox.Mi-chael D. Zimmermann brezelteHarriet und Nancy für die Mäg-debörse Richmond auf wie zurWies’n-Gaudi. Andreas BeckersBildszenerien mit getürmtenHaut-Couture-Vitrinen, einemnüchternen Junggesellen-Guts-haus und „Queen-Anniversa-ry“-Plakaten bieten weitflächigeSpielanreize.

JugendlicheDynamik undFähigkeit zurModulation

VonVorteil ist die sehr jungeBe-setzung der durch Größen vonEnrico Caruso bis AnnelieseRothenberger verkörperten Par-tien in Gera. Larissa Neudertstrebt zielorientiert ins Fach derlyrischen Koloratur. Harriet aufder Suche nach sich selbst! IhreBlasiertheiten sind Korsett undihre Gefühle für den zumGlückadligen Lyonel vor allem im fei-nen Filigran der Mittellageglaubhaft. Hier siegt Herzens-wärme –wie komponiert.Christel Loetzsch, beim Rol-

lendebüt gepiesackt vom Grip-peteufel, ist als Nancy mehr Lei-densgenossin als Drahtzieherin.

Mit dem früher oft unsensibelgestrichenen Duett Nancy/Plumkett kurz vormHappy-Endnahm es die Regie ernst, zumGlück.

AuchDank des einzig von dervorgesehenen Besetzung übri-gen Baritons Kai Wefer beweg-ten sich zweites und erstes Paarauf Augenhöhe. Als Lady-Vetter

und -Retter Tristan war JacoubEisa endlich nicht der traditio-nelle Grummelbass, sondernstilbewusst schlank bei Stimmeund nur wegen allzu nobler Um-gangsformen mit wenig Glückbei den Frauen. Auf gut geschul-ter Belcanto-Linie, mit stark be-redten Blicken und Dezenz derBewegung umschiffte Sebastia-no Lo Medico alle lauerndenVersuchungen zum tenoralenSchmachtfetzen.Etwas weniger Adrenalin als

am Premierenabend wird die-semEnsemble guttun.Daswich-tigste dabei: Schon war zu hö-ren, dass Thomas Wicklein mitstraffen Tempi weit kräftiger dieAnklänge an Donizetti und Au-ber ausderPartitur herauskitzel-te als die dem Werk zugeschrie-bene Biedermeier-Fadesse.Manche verwaschene Streicher-linie war dabei ein leicht ent-schuldbarer Lampenfieber-Tri-but an dieAusnahmesituation.Eswurde deutlich:Opern Flo-

tows, der immer wieder der Be-häbigkeit seines MecklenburgerAdelssitzes entfloh, brauchen inAufführungen jugendliche Dy-namik und Fähigkeit zur Modu-lation. Beides hatte der AbendmitÜberschuss.

!Wieder auf demSpielplan:Samstag, . Oktober, .Uhr, sowie . November

Szene aus der Oper „Martha oder Der Markt zu Rich-mond“. Foto: StephanWalzl

Die Theaterleitung schwitzteBlut bei vier Umbesetzungenkurz vor der „Martha“-Premie-re im Theater Gera. Das En-semble siegte auf ganzer Linie.

DDR-Witze undder BND

Buch-Tipp

Annerose Kirchner zur DDR-Witze-Sammlung „Ausgelacht“

Die Stasi hörtemit, wenn in derDDRpolitischeWitze erzähltwurden. Je näher das Ende desArbeiter-und-Bauern-Staatesrückte, umso direkter, lauterund pointierter äußerten sichdie Bürger, denn die harte straf-rechtlicheVerfolgungwie einstin den 1950er, 1960er Jahrengriff längst nichtmehr.Aber auch derwestlicheGe-

heimdienst hörtemit undschickteWitz-Spione in dieDDR.Das klingtwie ein Scherz,ist aberwahr.Die „OperationDDR-Witz“ zählte zu denStaatsgeheimnissen der BRD;erst im Jahr 2009wurden durchdenBNDdie diesbezüglichenAkten frei gegeben.Darüber berichten dieHe-

rausgeberHans-HermannHer-tel undHans-WilhelmSaure ineinem zeitgeschichtlichenEs-say.Dieser bemerkenswerteText bildet denAuftakt derSammlung „Ausgelacht. DDR-Witze aus denGeheimakten desBND“ (Ch. LinksVerlag, Berlin,144 Seiten, 10Euro).Hertel undSaure, beide kompetenteKen-ner derDDR, zeigen auf, dassder BNDmehr als 400 politi-scheWitze aus derDDRopera-tiv zusammentrug, direkt vorOrt, aber auch in Flüchtlingsla-gern und unter einreisendenDDR-Bürgern.DieWitze-Aktenwurden sogar bis ins Bundes-kanzleramt geschickt.Ob inOst oderWest – diese

oft umwerfend subversivenWit-zewaren ein Stimmungsbaro-meter im „real existierenden So-zialismus“.Wie dieAnspielungauf Versorgungsengpässe: „Wa-rum ist die Banane krumm?Weil sie umdieDDReinenBo-genmacht!“ (1987).Oder dieReaktion auf Tschernobyl: „InderDDR ist eine neueZahnpas-ta auf denMarkt gekommen:‚Tschernomed‘, für strahlendweißeZähne!“ (1986). DieAus-wahl endet bei den Parolen desUmbruchs imHerbst 1989wie„Demokratie in ihremLauf, hal-tenwederOchs nochEsel auf“.Sie zeigt viele Facetten, vomak-tuellen politischenWitz bis zurbissigen, bösen volkszornigenSatire. Bisher hat sichZeitge-schichtsforschung demThemaWitz verweigert, stellen dieAu-toren fest undmeinen, das isteine Forschungslücke.

Umfrage unter den Gala-Gästen zum möglichen Orchester-Abbau

LauraDomarus, 24 Jahre, Stu-dentin ausGera.Eswäre defini-tiv schade, wenn nochmehrStellen gekürzt werdenwürden.EinOrchestermacht doch gera-de erst seineGröße aus. JemehrMusikermit ihren Instrumentenmusizieren, desto größer istmei-nerMeinung nach auch dieWir-kung.DerGänsehautschauer,wenn alle Instrumente zusam-men spielen, ist das, was nie ver-loren gehen darf.

Dieter Reinhold, 78 Jahre,Rentner ausGera. Ich habeselbst 30 Jahre hier imOrches-ter gearbeitet. Seit der Fusionmit demTheater Altenburgwurden schon 57 Stellen abge-baut. Aus rein künstlerischenGründen sollte die KopfstärkedesOrchesters nichtweiterunterbotenwerden. Ichwün-schemirwirklich sehr, dass dieZahl von 73Musikern bestehenbleibt.

JuttaKloß, Vorsitzende derOr-chesterfreundeGera.DahabenSie genau die Richtige angespro-chen. Ich halte nichts vonweite-renKürzungen. Eswurde dochschon genug abgebaut – vonehemals 149 auf 73 Stellen. JewenigerMusiker destowenigerkann gespielt werden. Eswürdeerneut einwichtiges StückKul-tur verloren gehen.Undwas hatOstthüringen denn noch außerseineKunst undKultur?

VonUlrikeMerkel

Gera.Gestern ging die 7.HöhlerBiennale mit Finissage und Ver-leihung des Deutschen Installa-tionskunstpreises in Gera zuEnde. Mit dem Publikumspreiswurde dieses Jahr die GeraerTextilkünstlerin Nora Grawitterausgezeichnet. Ihr Werk„Traumraum – Raumtraum“ ge-wann die Besucherabstimmung„mit überwältigender Mehr-heit“, wie Projektleiterin GittaHeil sagte. Grawitters Werk las-se mittels weiß-fluoreszieren-dem Faden eine zweidimensio-nale Traumwelt sowie eine drei-dimensionale Naturszene mitTieren, Pflanzen und Baum-gruppen auf schwarzem Fliesentstehen.Der Hauptpreis des Installa-

tionskunstpreises 2015 ging anden Geraer Glaskünstler Win-friedWunderlich.Insgesamt zählte die diesjähri-

ge Höhler Biennale gut 5000Gäste – ähnlich viele wie dieVorgänger-Ausgabe im Jahr2013. „Damit sind wir sehr zu-frieden“, sagte ProjektleiterinHeil. „Besonders gefreut habenwir uns über die vielen ausländi-schen Gäste.“ Sie kamen unteranderem aus den USA, Japan,Frankreich und Schweden.Die 7. Höhler Biennale zeigte

seit Juni Installationskunst inden altenBierkellern der Stadt.

Publikumspreisgeht an GeraerKünstlerin

TextilkünstlerinNoraGrawit-ter gewinnt den Publikums-preis der Höhler Biennale inGera. Insgesamt zählte die. Ausgabe Besucher.

Gera. Carmen-Maja Antoni wardie jüngste Studentin an derFilmhochschule „Konrad Wolf“in Babelsberg und die jüngste„Grusche“ in Brechts „Der kau-kasische Kreidekreis“ am Hans-Otto-Theater in Potsdam.

Ihre charakteristische Stim-me und Ausstrahlung brachteihr seit ihrem Filmdebüt in „Die-be im Warenhaus“ unzähligeRollen in Kino- und Fernsehfil-men wie „Das Kaninchen binich“, „Denk bloß nicht, ich heu-le“, „Zeit der Störche“ und „Diedicke Tilla“ ein.Moderator Andreas Kurtz

wirdAntoni amFreitag beimSo-fa-Talk mit kleinen filmischenGrüßen von Schauspieler-Kolle-gen wie Francis Fulton-SmithundHerbert Köfer überraschen.

Carmen-MajaAntoni kommtnach Gera

AmFreitag, dem.Oktober,.Uhr, ist die ostdeutscheCharakterdarstellerin Carmen-Maja Antoni Gast in der Talk-reihe „Kurtz auf demSofa“ imPuppentheater Gera.

Carmen-Maja Antoni