Post on 10-May-2021
FIELD-RECORDING & FOUND SOUNDSFÜR TRACKS MIT CHARAKTER
UNIQUE
BEAT.D E SKILLS FÜR MACHER M USIK PRODUKTION DJ-ING
#140
/08-
2017
SOUND-DESIGN
AUF DVD
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DIGITAKTDIGITALER DRUMMER DER EXTRAKLASSE?
GROOVE-MEISTER
SONGWRITING
ALICE MERTON
DER VODAFONE-HIT
IM NACHBAU
TRICKSSELBER MACHEN POP-ROCK-BALLADE: SO GEHT’S!
FL STUDIO
TALKING BASSLINES
NO ROOTS
#ChangeYourRider
Drei Top-DVD-Vollversionen!JETZT STARTEN
Beat 08 | 2017 • 3
Vollversion
Shepherd SEVom Äußeren darf man sich bei diesem Klangzauberer nicht täuschen
lassen. Denn Shepherd SE erweist sich als Virtuose für den persönli-
chen Signature-Sound. Dazu bringt der Allrounder jede Menge Modula-
tions-Möglichkeiten, Envelope-Loops, Zufalls- und Reverse-Funktionen
sowie eine mächtige Klangerzeugung mit. Bissig, flexibel, klanggewal-
tig und intuitiv sind folglich auch Attribute, die sein Wesen passend
beschreiben. Sein größtes Plus aber ist sein Talent für Experimentelles
und Überraschendes, das jeden Sounddesigner in seinen Bann zieht.
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Alle Seriennummern sicher im Zugriff:
Das Beat Serial-CenterDamit künftig keine Ihrer Seriennummern (z.B. bei einer Neuinstallation,
Outlook-Absturz oder Platten-Crash) verloren geht, können Sie diese
nun bequem online verwalten.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Redaktion kann Ihnen gezielt
Software-Updates zusenden, Sie haben alle Serials jederzeit und von
überall im Zugrif und alles wird an zentraler Stelle verwaltet und ge-
speichert. Das Serial-Center wird so zu Ihrem persönlichen Passwort-
Archiv im Web.
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Mastering-Kompressor
Vice One – Analog Style CompressorKlein, rot, bissig. Dieser Dreiklang reicht bei Weitem nicht, um den groß-
artigen Sound und die musikalischen Möglichkeiten zu beschreiben,
die der Edel-Kompressor Vice One in Ihr Studio bringt. Ausgestattet mit
Analog- und Digital-Modus, Hard- und Soft-Knee-Charakteristik sowie
einer Sättigungs-Stufe lässt Vice One beim Bearbeiten und Andicken
von Bass- oder Lead-Spuren, beim Definieren von Vocals oder dem
Zusammenschweißen von Einzel-Tracks wahrlich keine Wünsche mehr
offen. Also: Schnell installieren und zupacken lassen!
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1,3 GB Premium Pack
Zampler PeaktimeMit der Bass Station hat Novation vor Langem eine kleine Legende geschaf-
fen und Peak tritt mit Erfolg in ihre Fußstapfen. Seine Mischung aus ana-
loger und digitaler Klangerzeugung macht ihn zum Spezialisten auf jedem
Gebiet. Erwarten Sie kräftige Bässe, knackige Leads und Synth-Sounds für
elektronische Tracks jedweden Stils. Alles in allem 68 Patches, liebevoll
aufbereitet und spielfertig für unseren Gratis-SFZ-Player Zampler//RX.
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BEATDVDÜber 8 GB Daten für Musiker!
OB-MxWarmer Oberheim-Sound
für alle
U-he BeatzilleDigital-Modular-Synthese:
Geiles Ding!
EMS SynthLebendige Texturen dank
Mod-Matrix
Zampler//RXREX- und SFZ-Player mit Mod-
Matrix & Parameter-Sequenzer
FXpansion Geist LiteBeat-Baukasten für rainierte
Grooves und Sequenzen
4 • Beat 08 | 2017
Eplex 7 – Bass Blaster BEDie Crew von Eplex 7 ist bekannt für die Kreation außergewöhnlicher FX-
Plug-ins. Beat-Leser dürfen sich auf eine Sonder-Edition des berühmten
Bass Blasters freuen, ein Bass-Synth-Generator mit legendärem Wumms.
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Komplete 11 PlayersWer schon immer mal in die Tiefen von Reaktor 6, Kontakt 5 oder Guitar Rig
5 abtauchen wollte, kann die Production-Suite nun erforschen. Die große
Klangbibliothek bildet eine üppige Basis für stundenlangen Spielspaß.
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Beat-Heft-DVD #140
Yes! Jeden Monat 8,5 GB Plugs & Sounds auf DVDBreakbeats im Allgemeinen und Dubstep, DNB, Jung-
le, Hardcore oder 2Step im Besonderen stehen in die-
sem Monat im Fokus unserer Sound-Collection der
DVD. Dafür hat Beat einige Sample-Spezialisten wie
Midierror, Merak, MSCLS, Sample Science oder Cy-
bernetika überreden können, ihre Archive für unse-
re Leser zu öfnen. So indet sich in der 2,1 GB großen
Sammlung eher außergewöhnliche Packs mit Selten-
heitswert, darunter Chipshop, Garbage, Phase Samp-
le Selects, Prophetic Samples, TT Remits oder Vortex
Sound Waves.
Alle Sounds liegen in verschiedenen Formaten
vor und sind lizenzfrei und zur freien Verwendung in
eigenen Produktionen freigegeben. Bitte beachten Sie
die den Paketen beiliegenden Lizenzbestimmungen.
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Beat 08 | 2017 • 5
HISEWer einen fetten Sampler sucht, indet in HISE einen guten Kandidaten.
Wer wiederum selbst Instrumente und Plug-ins basteln, aber nicht erst C++
lernen möchte, wird das Plug-in-Framework HISE umso mehr lieben.
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Studio-PC Optimizer 2017Wenn Sie nicht regelmäßig Hand anlegen, wird jedes Audio-System unwei-
gerlich immer langsamer. Stellschrauben dazu gibt es viele – und Beat hat
die besten Tools für Analyse und Speed-up des Systems auf DVD vereint.
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Denn was die DSP-Gurus von Synsonic mit ihren Bassdrum-Plug-ins BD-808
und BD-909 vorlegen, sind zwei Spezialisten, die man gehört haben muss.
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HY-MonoDer Oberheim SEM dient als Basis für die Emulation namens HY-Mono aus
der Feder des Japaners Haykken. Zwei Oszillatoren, ein knackiges Filter
sowie eine Handvoll Modulatoren machen den Synth hörenswert.
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Russian Synth StudioDer Plug-in-Entwickler Alexander Shleenkin präsentiert mit Galaxy, Nexus,
Voice, Morph, Oldvox und Polyvox Station sechs allerfeinste Analoge aus
seiner russischen Heimat. Installieren und Reinhören lohnen.
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Beatoskop: Alice Merton – No RootsMit „No Roots“ ist der deutsch-irischen Sängerin Alice Merton einer der
Überraschungs-Hits des Jahres gelungen. Im Beatoskop bauen wir den pa-
ckenden Groove sowie die abgedrehte Synth-Melodie des Songs nach.
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6 Beat 08 | 2017
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Vollgas: das Synth-Kraftwerk Shepherd SE, der Analog Style Compressor Vice One, 1,3 GB Exklusives vom Novation Peak plus 2,1 GB Loops & Sounds für Break, Dubstep & DNB.
006 Inhalt
008 Navigator: Best of Beat #140
096 Filesharing – Label, Album, MP3-Rezis
097 ExtraBeat – HändlerverzeichnisKompetenz vor Ort
098 ImpressumBeat 09|2017 erscheint am 02.08.2017
Musik & Technik010 Magazin – Fakten, Interviews, Produkte
038 Porträt: EmptysetVier Jahre haben sich Emptyset für ihr neues Album Zeit gelassen, eigene Inst-rumente entworfen und ihren Produkti-onsansatz auf den Prüfstand gestellt. Im Kern jedoch ist sich eines der provozie-rendsten aktuellen Musik-Projekte treu geblieben: Sound spürbar – und Musik materiell erlebbar zu machen.
042 Digitale Kultur: Hör-CafésDie japanische Tradition des gemeinsa-men Plattenhörens in eleganten Cafés hat auch unsere Geilde erreicht. Dabei steht eine Liebe für Vinyl, hochwertigs-tes Equipment und klassische Alben im Mittelpunkt. Den Veranstaltern geht es laut Eigenaussage um eine stärkere Wert-schätzung für Musik – doch stimmt das auch wirklich?
WorkBeat016 Alice Merton – No Roots
Die Vodafone-Sounds im Nachbau
Inhaltsverzeichnis
Porträt: ErasureMit „World Be Gone“ veröfentlichen Erasure ihr
17. Studioalbum. Wer das Duo bislang nur mit
gefälligem Synth-Pop in Verbindung brachte,
sieht sich eines Besseren belehrt. Die Briten prä-
sentieren ein ernsthaftes, tendenziell ruhiges
und bisweilen sogar düsteres Statement gegen
den Niedergang der Welt. Beat traf den sym-
pathischen Andy zu einem sehr persönlichen
Gespräch. Seite 34
Wer in seinen Tracks nur Samples abfeuert und Loops aneinanderreiht, kommt schnell
zu vorzeigbaren Ergebnissen, erzielt klanglich aber niemals Eigenständigkeit. Dabei
waren unique Sounds noch nie so einfach wie heute. Denn mit Field-Recording und
exzessivem Efekt-Einsatz schraubt man aus jedem noch so banalen Klang im Nu
unverwechselbare Drums, pulsierende Bässe, frische Pads und eigenständige Lead-
Sounds. Gewusst, wie! Seite 20
UNIQUETop-Mitmach-Workshops
DVD: Shepherd SEDer Bassline-GeneratorSeite 44
FL Studio-TricksTalking BasslinesSeite 54
Loop-ConstructorRaus aus der EndlosschleifeSeite 50
INBEATInhaltsverzeichnis
Beat 08 | 2017 7
044 Auf DVD: Shepherd SEBassline-Generator
046 Track-SpotlightTop-Ten-Sounds aus Beatport & Co. dekonstruiert
048 Mark Smith – Rock/Pop SchoolVon der Idee zum Song
050 Beat Constructor: LoopsRaus aus der Endlosschleife
053 EDM Builder 1:Ed Sheeran – Galway Girl
054 Power Producer: FL StudioTalking Basslines
055 Power Producer: Reason 9Sounddesign deluxe mit VSTs
056 Power Producer: Studio OnePassende Akkorde inden
057 Power Producer: LiveAudio-Rendering optimieren
058 Power Producer: CubaseHumanizing – MIDI-Tracks reanimiert
059 Power Producer: Logic XVA-Synth klingen analog
Beat-DVD 140Don‘t judge a Book by its Cover – diese Weis-
heit gilt einmal mehr bei unserem aktuellen
DVD-Highlight Shepherd SE. Das Plug-in
macht äußerlich nämlich nicht viel her, ent-
puppt sich aber schon beim ersten Antes-
ten als gewaltiges Synthese-Kraftwerk. Und
damit es im Mix auch gut knallt, haben wir
den Edel-Kompressor Vice One gleich mit
auf den Datenträger gepackt. Nicht verpas-
sen sollten Sie auch den Bass Blaster der
DSP-Spezialisten Eplex7 sowie NIs schon le-
gendäre Komplete 11 Players. Noch wertvol-
ler wird die DVD durch 1,3 GB Best-of Nova-
tion Peak sowie 2,1 GB Loops & Sounds für
Break, Dubstep & DNB. Seite 3
SoftBeat060 Neue Synth-Plug-ins
Aktuelles aus der Welt der VSTs
066 Test: Reason 9.5Endlich: Reason spricht VST
067 Test: TC Vintage Guitar BundleFX-Pedale mit Analog-Flair
068 Neue Efekt-Plug-insEfektöses für die VST- und AU-Schnittstelle
070 Aktuelle Free- und SharewareFreie VSTs und AUs für das virtuelle Studio
072 Test: UVI Digital Synsations 2 Drei Klassiker aus den 90ern – wiede-rentdeckt
073 Test: MOTU Digital Performer 9Unterschätzter DAW-Alleskönner?
HardBeat074 Desktop-Audio
Alles, was auf dem Desktop nützlich ist
076 Test: Yamaha MX88Der Synthesizer für Pianisten?
077 Test: Elektron DigitaktDigitaler Drummer der Extraklasse?
080 Test: CME Xkey AirMini-Controller mit Bluetooth
082 Test: Dreadbox AbyssVierstimmige Analog-Gewalt mit Chords
084 Test: Warm Audio WA-87U87-Sound zum Schnäppchenpreis?
On Stage086 DJ Interview: Patrice Bäumel
Ein Geheimtipp ist Patrice Bäumel schon lange nicht mehr. Seine Sets gehören der-zeit zu den intensivsten und magischsten überhaupt, seine Produktionen sind von ilmischer Epik. Tobias Fischer sprach mit Patrice anlässlich seiner neuen EP „Glutes“ über DJing als psychologisches Spiel, den DJ als Diener und Maschinen als Gehirnerweiterungen.
088 Test: Denon X1800 PrimeAlternative zu Pioneers Nexus-Serie?
090 Test: Mackie XR624Perfektionist für das Heimstudio
091 Test: Model 1DJ-Mixer der besonderen Art
092 Digital DJing: Cross DJDJing & VJing in Kombination
093 EDM Builder 2:Burak Yeter – Tuesday feat. Danielle Sandoval
094 Power Producer: Traktor ProKreative Funktionen im Überblick
095 Power Producer: Push-DJingHardware-Synths steuern mit »Ctrlr«
Test: Dreadbox AbyssBereits vor genau einem Jahr hat Dreadbox
erste Entwürfe zum Abyss vorgestellt. Nach
diversen Modulen sowie den spezialisierten
Desktop-Analogen Murmux, Erebus, Hades
und zuletzt Nyx soll mit Abyss nun klanglich ein
polyphoner Generalist für um die 1200 Euro
kommen. Unverzichtbar: ein diskreter Aufbau
und die Phalanx an FX- und Routing-Optionen.
Dafür lieben wir Dreadbox. Seite 82
Freunde werden?www.facebook.de/beat.magazin
Top Workshop-Videoswww.youtube.com/c/BeatMagazin
Die neusten News aufwww.beat.de
INBEATInhaltsverzeichnis
Beat 08 | 2017 77
Test: Elektron DigitaktWer auf Elektrons innovative Groove-Boxen wie Analog Rytm und Octatrack steht, aber bisher von den hohen Preisen und der komplexen Bedienung abgeschreckt wurde, sollte sich vom neuen Digitakt überraschen lassen. von Jan Wilking
Features
Sample-basierte
Groove-Box
8 interne Audiospuren
8 polyphone MIDI-Tracks
Multimode-Filter pro
Audiospur
zuweisbarer LFO pro Spur
Delay- & Reverb-Efekte
eingebauter Sequenzer
Sampler-Funktion
Fakten
Hersteller: Elektron
Web: www.elektron.se
Bezug: Fachhandel
Preis: 769 Euro
J robuste, langlebige Verarbeitung
J gut lesbares Display
J Sampler-Funktion
J Klang von Filter und Overdrive
J lexibler LFO
J Sequenzer mit vielen Extras
J polyphone MIDI-Spuren
J (kommende) Overbridge- Anbindung
n keine Stereo-Samples
n kein Song-Modus
Technik:
Klang:
Preisleistung:
Gesamt:
Alternativen
Akai MPC Live
1199 Euro
www.akaipro.com
Arturia DrumBrute
449 Euro
www.arturia.com
Novation Circuit
349 Euro
www.novationmusic.com
Korg Electribe Sampler
449 Euro
www.korg.com
Die schwedische Firma Elektron hat
bereits einige Drumcomputer auf
den Markt gebracht, angefangen von
der digitalen Machinedrum bis hin zum
digital-analogen Hybriden namens Ana-
log Rytm. Und auch die anderen Produk-
te aus der schwedischen Kult-Schmiede
wie der Sample-basierte Octatrack oder
der analoge Synthesizer Analog Four
lassen sich dank des eingebauten Se-
quenzers problemlos zur Erzeugung von
Drum-Grooves nutzen. Allen Produkten
gemeinsam ist allerdings, dass sowohl der
Preis als auch die Bedienung nicht unbe-
dingt einsteigerfreundlich sind. Diesen
Bereich hat Elektron bisher anderen Fir-
men wie Korg mit den Electribes, Akai mit
den MPCs oder Arturia mit dem Drum-
Brute überlassen. Der Digitakt hat durch-
aus das Zeug, dies zu ändern, den er setzt
in vielen Bereichen neue Maßstäbe in der
Preisklasse unter 1000 Euro.
Drummer, Sampler, SequenzerZwar ist auch der Digitakt mit einem
Preis von 769 Euro nicht unbedingt ein
Schnäppchen und damit immer noch ein
Stückchen teurer als einige Konkurrenz-
produkte, kostet andererseits aber nur
knapp die Hälfte dessen, was Elektron für
einen Analog Rytm oder Octatrack ver-
langt. Und angesichts der umfangreichen
Ausstattung ist der Digitakt durchaus als
preiswert einzustufen.
Ein kurzer Überblick: Digitakt bie-
tet 16 Spuren. Acht Audiospuren können
mit Samples bestückt werden, die entwe-
der vom Computer übertragen (mittels
der kostenlosen Software Elektron Trans-
fer oder Overbridge) oder direkt aufge-
nommen werden. Richtig gelesen, Digi-
takt ist tatsächlich auch ein vollwertiger
Sampler und kann dabei sowohl externe
Klangquellen als auch die interne Klan-
gerzeugung aufnehmen (Resampling),
ohne zusätzliche Hard- oder Software.
Diese Funktion ist heutzutage nur noch
selten zu inden (z.B. im Octatrack oder
Electribe Sampler) und daher lobend
zu erwähnen, auch wenn Elektron den
Sampling-Prozess im Digitakt noch lüs-
siger gestalten könnte. Bis zu 128 Samples
passen in den 64 MB großen Samp-
le-Speicher. Weitere Samples lassen sich
auf dem 1 GB großen +Drive ablegen, wo-
bei die Sound-Verwaltung am Gerät wie
auch bei anderen Elektron-Geräten etwas
kompliziert ausgefallen ist.
An den Octatrack erinnern auch die wei-
teren acht Spuren. Denn hierbei handelt
es sich um reine MIDI-Spuren zum An-
steuern externer Klangerzeuger. Damit
ist der Digitakt durchaus als Schaltzent-
rale in einem Hardware-Setup geeignet,
allerdings mit gewissen Einschränkun-
gen aufgrund des (noch?) fehlenden
Song-Modus.
Display & EncoderDas solide Metallgehäuse des Digitakt
entspricht in Größe, Optik und Verarbei-
tung dem Elektron Analog Heat und ist
mit 21 mal 17 mal 6 Zentimetern deut-
lich kompakter ausgefallen als Analog
Rytm und Octatrack, aber mindestens
ebenso robust. Der Digitakt kann also ei-
niges wegstecken und auch den rauen
Touralltag überstehen. Die Endlosregler
Das neue Display ist gut
lesbar und unterstützt die
Bedienung mit zahlreichen
grafischen Darstellungen.
Auch Taster und Encoder
wurden überarbeitet.
HARDBEATTest: Elektron Digitakt
78 Beat 08 | 2017
mit Druckfunktion sowie die Taster sind ebenfalls
im bewährten Elektron-Style, fassen sich gut an und
machen einen langlebigen Eindruck. Die Encoder
erlauben eine Feineinstellung der Parameter, wenn
sie gedrückt gehalten werden – auch dieses Feature
kennen wir von anderen Elektrons. Sie sind hoch-
aulösender als bei den Vorgängern, passend dazu
erlauben viele Parameter auch eine feinere Einstel-
lung bis zwei Stellen hinter dem Komma. Allerdings
hatten wir bei unserem Testexemplar noch an eini-
gen Stellen Schwierigkeiten mit der exakten Einstel-
lung von Werten. Schaut man in die einschlägigen
Foren, scheinen auch andere Nutzer dieses Prob-
lem zu haben. Hofen wir, das Elektron hier noch
softwareseitig nachbessern kann.
Das OLED-Display ist typisch Elektron nicht
sonderlich groß ausgefallen, allerdings gefällt es uns
deutlich besser als z.B. beim Analog Four oder Ana-
log Heat. Elektron hat sich die Kritik wohl zu Herzen
genommen, das Display des Digitakt ist besser ab-
zulesen (auch aus verschiedenen Blickwinkeln) und
zahlreiche Graiken wie die Anzeige der Hüllkurve
oder Wellenform unterstützen die Bedienung. Mit
acht Endlosreglern rechts neben dem Display än-
dern Sie die dort angezeigten Parameter, mit fünf
Tastern wählen Sie direkt zwischen den Menüs Trig-
ger, Quelle, Filter, Verstärker und LFO.
Multifunktions-TasterMit den 16 Tasten im unteren Bereich, die in
zwei 8er-Reihen angeordnet sind, triggern Sie die
Sounds, wählen Pattern und Tracks und program-
mieren den eingebauten Step-Sequenzer. Alle Tas-
ter sind für einfache Bedienung mit Zahlen oder
Symbolen versehen und hintergrundbeleuchtet.
Die Haptik erinnert an die Tastatur alter Heim-
computer wie dem Commodore C64 oder mecha-
nische Gamer-Keyboards, was zunächst etwas ge-
wöhnungsbedürftig ist. In der Praxis funktioniert
dies aber erstaunlich gut, zudem dürften die Tas-
ter auch jahrelangem Dauereinsatz gewachsen sein.
Nachteil dieser Lösung ist, dass die Tasten nicht wie
Drumpads anschlag- oder druckdynamisch sind.
Wie bei einem klassischen Drumcomputer müssen
Sie Akzente daher nachträglich setzen und kön-
nen sie nicht wie z.B. beim Analog Rytm in Echt-
zeit einspielen.
Einzelausgänge via USBAlle Anschlüsse sind auf der Rückseite angesiedelt.
Der Sound gelangt durch einen Kopfhörer- und ei-
nen Stereoausgang an die Außenwelt, auf analoge
Einzelausgänge müssen Sie leider verzichten. Im
Studiobetrieb ist das allerdings verschmerzbar, da
über die Overbridge-Anbindung per USB alle acht
Spuren zur getrennten Bearbeitung in der DAW zur
Verfügung stehen werden. Leider war die Overbrid-
ge-Funktionalität für Digitakt zum Zeitpunkt des
Tests noch nicht integriert und konnte daher nicht
getestet werden. Aufgrund unserer Erfahrung mit
anderen Overbridge-tauglichen Geräten wie Ana-
log Rytm und Analog Four gehen wir aber davon
aus, dass diese digitale Anbindung auch beim Digi-
takt problemlos funktionieren wird. Zu erwähnen
ist allerdings, das Elektron beim Digitakt nur die
Basisfunktionen kostenlos anbieten wird. Für die
komplette DAW-Integration inklusive Nutzung von
Einzelausgängen und als Soundkarte ist der Erwerb
der kostenplichtigen Premium-Version von Over-
bridge für 79 Euro erforderlich.
Zu den Ausgängen gesellt sich ein Stereoein-
gang, um externe Audiosignale aufzunehmen. An
dieser Stelle muss allerdings auch die aus unserer
Sicht wichtigste Einschränkung des Digitakt an-
gesprochen werden: Digitakt verarbeitet nur Mo-
no-Samples. Sie können zwar Stereosignale ein-
schleifen, müssen sich dabei aber entscheiden, ob
im Digitakt nur der linke oder rechte Kanal aufge-
nommen wird oder ob beide Kanäle zusammenge-
mischt werden sollen. Erfreulicher sind da schon
die drei MIDI-Buchsen, von denen zwei auch als
DIN-Sync zur Verbindung mit älteren Drumcom-
putern umkoniguriert werden können.
KlangerzeugungAusgangsbasis jeder Spur ist ein Mono-Sample, das
anschließend wie bei einem Synthesizer mit sub-
traktiver Synthese nachbearbeitet werden kann.
Sie können das Sample schneiden, loopen, stim-
men und den Startpunkt modulieren, was sowohl
per Parameter Lock (für dynamische Sequenzen)
als auch LFO (für lebendige Sounds bis hin zu Gra-
nularklängen bei schnellem LFO) funktioniert. Für
jede Spur steht ein eigener LFO zur Verfügung, der
Elektron-typisch extrem vielseitig ist und auf eine
Vielzahl verschiedener Parameter geroutet werden
kann. Das resonanzfähige Filter mit eigener Hüll-
kurve hat uns klanglich positiv überrascht. Es ist
zwar wie die gesamte Klangerzeugung des Digitakt
digital und weist nur 12-dB-Flankensteilheit auf,
packt in der Praxis aber ordentlich zu, dünnt bei
höheren Resonanzwerten kaum aus und erlaubt in
Verbindung mit der schnellen Hüllkurve unter an-
derem schön schnappende Bässe. Bisher sind die
Filtertypen Tiefpass und Hochpass vorhanden, wei-
tere Varianten sind in Planung. Wir haben ein paar
Grundwellenformen von Hardware-Synthesizern
bei voll geöfnetem Filter aufgenommen, anschlie-
ßend mit dem Filter des Digitakt bearbeitet und ein
wenig Overdrive (das trotz des digitalen Ursprungs
ebenfalls angenehm voll und rund klingt) darauf
gepackt und damit fette, dynamische und lebendi-
ge Synthesizersounds erzeugt, die sich hinter rei-
nen Synthesizern nicht verstecken müssen. Der Di-
gitakt ist also weit mehr als nur ein Drumcomputer,
sondern eher eine Groove-Box für Drums und Syn-
thesizer-Sequenzen, zumal sich die Sounds auch
chromatisch über die Taster spielen lassen. Die mit-
gelieferten Pattern zeigen dabei schon ganz gut, was
mit dem Digitakt möglich ist – mit einfachen Drum-
computer-Rhythmen hat dies relativ wenig zu tun.
An Efekten verfügt Digitakt über Hall und Delay als
Send-Efekte. Masterefekte wie Kompressor und Li-
miter gibt es leider nicht, und auch einen EQ pro
Track haben wir vermisst.
Flexibler SequenzerDer eingebaute Sequenzer ist von jeher eine Stärke
der Elektron-Produkte, und der Digitakt ist hier kei-
ne Ausnahme. Sequenzen können in Echtzeit ein-
gespielt werden, auch chromatisch. Letzteres funk-
tioniert sowohl über die 16 Taster, die dann zur
Mini-Klaviatur werden, oder ein externes Keyboard.
Alternativ ist das Setzen von Steps per Laulicht-Se-
quenzer im Stile einer TR-X0X möglich, wobei die
16 Taster jeweils einen 16tel-Schritt repräsentieren.
Digitakts Sequenzer geht aber weit über die Mög-
lichkeiten klassischer Drumcomputer hinaus. Jede
Spur kann unterschiedliche Längen haben, was
spannende Polyrhythmen ermöglicht. Parame-
teränderungen können in Echtzeit aufgezeichnet
werden, aber natürlich ist auch das Elektron-typi-
Analoge Einzelausgänge
gibt es leider nicht, mit der
kostenplichtigen Premi-
um-Version von Overbridge
können die acht Spuren
aber per USB separat in die
DAW übertragen werden.
HARDBEATTest: Elektron Digitakt
44 Beat 08 | 2017
DVD-VOLLVERSION IM FOKUS
Gratis auf DVD: Shepherd SE
Bassline-GeneratorVom Äußeren darf man sich bei diesem Klangzauberer nicht täuschen lassen. Denn Shepherd SE erweist sich als Virtuose für den persönlichen Signature-Sound. Dazu bringt der Allrounder jede Menge Modula-tions-Möglichkeiten, FM-Optionen, Envelope-Loops, Zufalls- und Reverse-Funktionen sowie eine mächtige Klangerzeugung mit. Bissig, lexibel, klanggewaltig und intuitiv sind folglich auch Attribute, die sein Wesen passend beschreiben. Sein größtes Plus aber ist sein Talent für Experimentelles und Überraschendes, das jeden Sounddesigner in seinen Bann zieht. von M. Scherer & A. Bota-Weber
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Oszillatoren
Shepherd SE bringt zwei Oszillato-
ren mit variabler Wellenform mit.
Schon auf der Ebene der Klanger-
zeugung weiß der Synth also mit
fettem Sound zu begeistern.�
Sub-Period Mixer
Eines der Highlights
des Shepherd SE ist das
Sub-Period Mixer, mit dem
sich Wellenformen lexibel
Modulieren lassen.�
Filter
Die Klangformung übernimmt das klassische
Multimode-Filter, das unzählige Modula-
tions-Schnittstellen bietet.�
Modulatoren
Klassiker sind Hüllkurven (hier DADSR bzw.
AHDSR) und LFOs, die nahezu jedes Ziel in
Shepherd SE modulieren können.�
Active Modulation
Ein Klick auf das kleine Dreieck
oben rechts klappt die Active
Modulation-Matrix aus. Der
Clou: Neben den üblichen Ver-
knüpfungen lassen sich auch
die Regler der Mod-Matrix
selbst modulieren, was Modu-
lations-Feedback-Schleifen zur
Folge haben kann.�
Macros
Belegt man einen beliebigen Parameter mit
Active-Modulation-Elementen, kann man die Mul-
ti-Segmente im Regler quasi als Macro-Steuerung
nutzen. Übrigens: Alle GUI-Farben lassen sich
lexibel anpassen.�
WORKBEATWorkshop: Shepherd BE
Beat 08 | 2017 45
1 So muss BassShepherd als Spezialist für nur eine
Sound-Gattung hinzustellen, würde
seinen Möglichkeiten nicht gerecht wer-
den. Eines ist er aber deinitiv: eine wahre
Modulationsmaschine und prädestinierter
Bassline-Generator. Also machen wir uns sei-
ne Fähigkeiten zunutze: Laden Sie den Synth
und erzeugen mit dem Init-Button unten ein
neues Preset und stellen beide Oszillatoren
auf Puls-Wellenform. 1
4 FilterEinfacher geht es aber über die Active
Modulations-Ansicht, die sich mit dem
schwarzen Dreieck ganz rechts oben (neben
Unison) einblenden lässt. Hier inden Sie alle
vorhandenen Verbindungen mitsamt Mini-
mal- und Maximalwerten sowie Intensitäten.
Doch weiter im Text: Verbinden Sie Lfo 1
mit dem Tiefpassilter Cutof (LP Fc), stellen
Amnt auf etwa 1 Uhr und fahren Cutof selbst
auf 2 Uhr herunter. 1
2 ModulationenOsc 1 tunen wir eine Oktave tiefer, Osc
2 zwei Oktaven hoch. Beide Semi-Reg-
ler wollen wir mit Hüllkurve 2 modulieren.
Ziehen Sie dazu die blaue Beschriftung Env 2
auf den Semi-Regler von Osc 1 und wie-
derholen den Schritt für Osc 2. Ein rotes e2
kennzeichnet die Regler als Modulationsziel
von Hüllkurve 2. Deren Sustain fahren wir auf
null, aktivieren Repeat und stellen Decay auf
knapp über Minimum. 1
5 VariationenAktivieren Sie den Sync-Regler von
Lfo 1, wählen Sie die mittlere, weiche
Sägezahn-Wellenform und 4/3 als Aus-
gangstempo. Außerdem kehren wir die
Richtung der Wellenformen mit dem orangen
Dreieck rechts vom Swing-Regler um. Das
Tempo des Lfo 1 lassen wir einerseits durch
Lfo 3 mit Zufallswellenform modulieren, bei
Amnt auf 9 Uhr und andererseits durch die
Rand(om)-Funktion, mit Amnt auf 8 Uhr. 1
3 Mod hoch zweiSobald die Hüllkurve an ihrem „Ende“
angelangt ist, startet sie von vorne. Da-
her wird die Modulation langsamer, wenn Sie
Decay aufdrehen. Gerade in Zusammenhang
mit einer LFO-Modulation lassen sich hier
abgefahrene Experimente starten. Um die
Intensität und Tragweite der Modulationen
einzustellen, können Sie die roten Beschrif-
tungen anklicken und dann die farbigen
Regler-Elemente nutzen. 1
6 SequenzenBeim Antriggern spuckt Shepherd jetzt
zufällige, aber synchrone Sequenzen
aus, die sich klasse als Basslines oder Tech-
no-Hooklines nutzen lassen. Da wir mit den
verwendeten Modulationen nur an der Spitze
des Eisberges gekratzt haben, empfehlen
dringend einige Bastel-Sessions mit dem
Synth zu verbringen. Tipp: Sogar die Regler in
der Active Modulations-Ansicht lassen sich
modulieren! r
BASSLINES PUR:
WORKBEATWorkshop: Shepherd BE
38 • Beat 08 | 2017
Diskografie:2017 | Borders
2013 | Recur
2012 | Medium
2011 | Demiurge
2011 | Demiurge
Porträt: Emptyset
Jenseits des ZumutbarenVier Jahre haben sich Emptyset für ihr neues Album Zeit gelassen, eigene Instrumente ent-worfen und ihren Produktionsansatz auf den Prüfstand gestellt. Im Kern jedoch ist sich eines der provozierendsten aktuellen Musik-Projekte treu geblieben: Sound spürbar – und Musik materiell erlebbar zu machen. von Tobias Fischer
Jeder Künstler hat seine eigene Metho-
de, einen kreativen Kurswechsel an-
zukündigen. In der Popmusik reicht
gelegentlich eine andere Frisur, im Rock
die Ankündigung eines neuen Produ-
zenten. In der Elektronik verbergen sich
ganze Welten aus Intentionen, Anspie-
lungen und Botschaften in der Auswahl
des Equipments. Bei einem Emptyset-Al-
bum lässt sich die ungefähre Richtung
des Materials immer recht gut an dem Ti-
tel des ersten Tracks ablesen. Für sein De-
büt-Album wählte das Duo programma-
tisch-schlicht den Anfangsbuchstaben
des hebräischen Alphabets („Aleph“).
Das nachfolgende „Demiurge“, auf dem
sich James Ginzburg und Paul Purgas
von dem narkotisierten Knister-Tech-
no des Erstlings entfernten und bereits
den Emptyset-Stil kreierten, mit dem sie
heute für Furore sorgen, eröfnete mit
dem programmatischen „Departure“. Für
das auf Raster Noton erschienene „Re-
cur“ schließlich speckte man den eige-
nen Sound weiter ab, konzentrierte sich
ganz auf die elementaren Bausteine der
Musik und ging zurück zum „Origin“, zu
den Ursprüngen also. Nun sind sie nach
längerer Studio-Pause wieder da und
das erste Stück auf dem gerade erschie-
nenen „Borders“ heißt „Body“. Das allei-
ne schon deutet darauf hin, dass eines
der eigenständigsten Projekte der experi-
mentellen Musiklandschaft diesmal weit
mehr wagt als nur eine weitere evolutio-
näre Verfeinerung. Denn bislang waren
es doch immer die Maschinen, Mikro-
phone und unzähligen in der Signalket-
te zwischengeschalteten Medien, die im
Emptyset-Kosmos den Ton angaben; die
Anspielungen auf Architektur, zeitgenös-
sische Kunst und den Materialgedanken.
Der menschliche Körper – sensibel und
verletzlich – war dabei nur noch ganz zum
Schluss, als passiver Empfänger beteiligt.
Jetzt steht genau diese Körperlichkeit
voll und ganz im Mittelpunkt. „Es hat ein-
fach Sinn für uns gemacht, ganz neu da-
rüber nachzudenken, wie wir Musik ma-
chen. Dabei erschien uns die Idee, uns mehr
über das Performative und Gestische aus-
zudrücken und innerhalb unseres Kompo-
sitionsprozesses mehr Improvisation zuzu-
lassen als sehr aufregend“, so die beiden.
In knapp einem Jahrzehnt haben der ehe-
malige Literatur-Student Ginzburg und
der Architektur- und Designbesessene
Purgas zunächst aus einer kleinen Woh-
nung in ihrer Heimatstadt Bristol, die zu-
gleich als Zentrale für ihre Label- und Ge-
schäftsaktivitäten und Studio fungierte,
und anschließend über weltweite Instal-
lations- und Klangkunst-Arbeiten einen
überschaubaren, aber ungemein dichten,
inspirierend-provozierenden Katalog zu-
sammengetragen, dessen Werke zuneh-
mend größer, aufwendiger und komplexer
wurden. Zuletzt sah man sie zunehmend
in Museen und auf Kunst-Events und im-
mer seltener in Clubs und Konzert-Loca-
tions. Die beiden letzten Veröfentlichun-
gen „Medium“ und „Signal“ entstanden
gar aus lebenden Sound-Performances,
welche mit wissenschaftlicher Akribie
den Spagat zwischen Underground und
Universität, brutalem Krach und intel-
lektuellem Spiel zwischen Noise, Dubs-
tep und Sound Art wagten. Auf „Medium“
fand diese Annäherung in einem präpa-
rierten Haus statt, das von genau platzier-
ten Klangquellen in seinen Grundfesten
erschüttert wurde. Auf „Signal“ wieder-
um schickten die beiden ihre Töne hinaus
in die Ionosphäre, ließen sie dort von den
Naturkräften umformen und wieder zu-
rück an die Basis-Station senden. Was als
Ausgangspunkt für eine Tour dienen soll-
te, erwies sich als viel zu aufwendig und
kostenintensiv und Purgas und Ginzburg
beschlich allmählich das Gefühl, das ih-
nen ihre eigene Musik zu entgleiten droh-
te. Allein schon aus diesem Grund näherte
sich das erfolgreiche Kunstobjekt Empty-
set nach über einem Jahrzehnt dem an,
womit die meisten vergleichbaren Projek-
te eigentlich beginnen: Einer Band.
Keine traditionellen
Referenzen
Wobei das Duo diesen Begrif ganz ge-
wiss ablehnen und sogar alles daran set-
zen würde, ihn zu vermeiden. Denn bis
heute will man sich allen traditionel-
len Referenzen verweigern, übliche Be-
zugssysteme aus den Angeln heben. Fest
steht auch, dass „Borders“ nicht im Pro-
beraum seinen Anfang nahm. Den Aus-
gangspunkt bildeten vielmehr zwei selbst
gebaute Instrumente, mit denen Emptyset
schließlich sämtliche Tracks einspielten:
Einer einfachen Trommel als Taktgeber
sowie einem zitterähnlichen Konstrukt,
dessen sechs Saiten annähernd in Okta-
ven gestimmt sind. Das möge zwar exo-
tisch klingen, doch habe man sich dafür
schlicht an einem sehr üblichen Format
nicht-westlicher Musik orientiert, der
Kombination aus melodischen Saiten-
und rhythmischen Fellinstrumenten, wie
es beispielsweise im Indischen in der Ge-
genüberstellung von Tabla und Sitar zur
Anwendung komme. So mutet das Setup,
gerade im Vergleich zu den aufwendigen
Sound-Transformations-Ansätzen ih-
rer vergangenen Veröfentlichungen fast
schon primitiv an, hat etwas Ursprüngli-
ches, Tribales, Rituelles. Man kann sich
nur unschwer vorstellen, wie direkt die
musikalische Kommunikation plötzlich
gelaufen sein muss, wie befreiend und
leicht. Da kann es kaum noch verwun-
dern, dass sich die elf auf den Punkt pro-
duzierten Tracks in gerade einmal zwei
Wochen aus expansiven Jam-Sessions
heraus schälten. Gleichzeitig war es eine
hart erkämpfte Leichtigkeit, eine von vie-
len konzeptuellen Überlegungen beglei-
tete Befreiung: „Den Erzählfaden und die
Intention der Platte hatten wir schon seit
geraumer Zeit in unseren Köpfen, einfach
nur, weil wir darüber geredet und bereits
Beat 08 | 2017 39
BEATPERSONALITYPortrait: Emptyset
Beatoskop: Alice Merton – No Roots
»Das Klavier weiß immer, was zu spielen ist!«Mit „No Roots“ schafte die deutsch-irische Musikerin Alice Merton einen
perfekten Karrierestart. Wir unterhielten uns mit der Weltbürgerin und
zerplücken ihren Hit bis auf die Wurzeln. von Thomas Raukamp & von Mario Schumacher
Beat / Alice, in „No Roots“ beschreibst du deine
eigene Heimatlosigkeit, womit du einen gewissen
Nerv getrofen zu haben scheinst. Ist die fehlende
Verortung eines Zuhauses in einer zunehmend glo-
balisierten Welt auch ein gemeinsames Merkmal
einer Generation, die darin aufwächst?
Alice Merton / Ich glaube, dass es in meiner Gene-
ration immer häuiger vorkommt, dass das Zuhau-
se nicht mehr da ist, wo man aufgewachsen ist oder
seine Familie hat, weil die Menschen rastloser wer-
den, und man überall hinkommen kann. Ich habe
viele Freunde, die oft in ihrem Leben umgezogen
sind, die dieses Gefühl also ebenfalls kennen.
Beat / Der Kulturwissenschaftler Hermann Bausin-
ger deiniert Heimat als „eine räumlich-soziale Ein-
heit […], in welcher der Mensch Sicherheit und Ver-
lässlichkeit seines Daseins erfahren kann, sowie ein
Ort tieferen Vertrauens“. Wo und wie erfährst du Si-
cherheit, Verlässlichkeit und Vertrauen?
Alice / Sicherheit und Verlässlichkeit erfahre ich in
den Menschen, denen ich mein Vertrauen schenke.
Das passiert allerdings sehr selten.
Beat / Du hast Popmusikdesign für Kompositi-
on und Songwriting in Mannheim studiert. Heute
scheint das Studium der Musiktheorie fast anach-
ronistisch – schließlich kann scheinbar jeder an
seinem Rechner gut klingende Loops und Beats
zusammenschieben. Warum könnte ein Studium
trotzdem für junge Musiker wichtig sein?
Alice / Ein Musikstudium ist meiner Meinung nach
sehr sinnvoll, da Kreativität und Kultur erst unter
Menschen entsteht. Man hat während des Studiums
die Zeit, sich zu entwickeln und darüber nachzu-
denken, womit und wie man die Menschen mit der
eigenen Musik erreichen möchte.
Beat / Mit welchen Erwartungen hast du dich sei-
nerzeit für ein Studium an der Popakademie Ba-
den-Württemberg entschieden?
Alice / Ich hatte – ehrlich gesagt – keine Erwartun-
gen an die Popakademie. Ich wusste nur, dass ich
Songwriting studieren wollte und dass dies der Ort
war, um das zu machen. Daher wurde ich von mei-
nem Studium auch nicht enttäuscht. Es war viel-
mehr, als würde ich eine neue und interessante
Welt betreten.
Beat / Wie realistisch ist die Idee, Erfolg in der
Musikindustrie durch ein Studium planbar zu
machen?
Alice / Das ist nicht sehr realistisch, denn in der Mu-
sikindustrie kann man selten etwas planen. Das Ein-
zige, was du machen kannst, ist die Musik zu machen,
auf die du Lust hast und zu hofen, dass sie anderen
Leuten gefällt. Harte Arbeit ist aber ein Muss!
Beat / Du hast mit Paper Plane Records relativ
früh ein eigenes Label gegründet. Ab wann und
warum sollten sich Musiker überlegen, diesen
Schritt zu machen?
Alice / Diesen Schritt würde ich anderen Musikern ra-
ten, wenn sie merken, dass sie sonst kein Label inden,
das wirklich für ihre Musik und ihre Vision brennt.
Beat / Lass uns noch etwas über „No Roots“ quat-
schen. Mir gefällt besonders das Synth-Solo ab der
dritten Minute des Songs. Welchen Synth habt ihr
dafür eingesetzt?
Alice / Danke, ich liebe den Synth an der Stelle. Ehr-
lich gesagt kann ich dir nicht sagen, welcher das ist,
da das eher zufällig passiert ist. Mein Produzent
wollte einfach einen Ton in Cubase verschieben –
ich hab diese Chromatik gehört und gesagt: „Das
ist es – das muss in die Bridge!” Davor haben wir
eine Stunde lang überlegt, was wir in der Bridge ma-
chen könnten.
Beat / Und wann entstand diese prägnante Bassli-
nie, die den Song trägt?
Alice / Nachdem ich die erste Strophe am Klavier
gespielt hatte, kam mein Produzent mit dem Bass,
und hat es einfach gespielt.
Beat / Wie hältst du überhaupt deine Ideen fest –
eher traditionell akustisch oder bastelst du gleich
am MacBook herum?
Alice / Ich bastel immer am Klavier rum. Das Kla-
vier weiß immer, was zu spielen ist.
Beat / Alice, danke für deine Zeit. Viel Erfolg für
dein erstes Album!
16 • Beat 08 | 2017
MIDI-Daten, Plug-ins & Presets auf DVD
1 EntwurzeltMit „No Roots“ ist der deutsch-irischen
Sängerin Alice Merton einer der Überra-
schungs-Hits des Jahres gelungen. Im Folgen-
den bauen wir den packenden Groove sowie
die abgedrehte Synth-Melodie des Songs nach.
Erzeugen Sie in Ihrer DAW ein neues Projekt mit
116 BPM. Den Schlagzeug-Groove liefert Toon-
track EZdrummer 2 [1] mit dem Preset Dry Rock
aus der Library „EZdrummer 2 Modern“. 1
4 EfekteAuf der Seite Amp/Fx wählen wir den
Röhrenverstärker (Tube Amp) und stellen
den Amp-Pegel auf 5.0. Ersetzen Sie außerdem
das dritte Pedal durch einen Distortion-Efekt
und stellen Sie diesen wie auf dem Bild ein. Pro-
grammieren Sie dann die gezeigte Bassline. Auch
bei diesem Sound sorgen Presswerk und Frontier
für mehr Durchschlagskraft. In „No Roots“ wird
der Bass durch eine E-Gitarre gedoppelt. 1
7 GrundklangWählen Sie für den gewünschten Sound die
Sinuswellenform für den zweiten Schwing-
kreis und stimmen Sie den ersten um eine Okta-
ve tiefer. Für mehr Fülle sorgen der Subsozil-
lator mit der Sägezahnwellenform (Level: 75%)
sowie der Unison-Modus (Voices: 4, Detune:
29%, Spread: 50%). Stellen Sie den Fat-Regler
von Oszillator 1 zudem auf 16%. In der Filtersek-
tion ist der Modus LP Ladder 24 dB zu wählen. 1
2 DrumsErhöhen Sie im Mixer den Amb-Pegel für
einen prägnanteren Raumanteil auf -17.0.
Programmieren Sie dann im Piano-Roll-Editor
Ihrer DAW den gezeigten Beat. Noch klingt dieser
allerdings nicht kraftvoll genug. Abhilfe schafen
der Kompressor u-he Presswerk [2] sowie der
frei erhältliche Limiter d16 Frontier [3], die wir
wie auf dem Bild einstellen. Zur Rhythmusgrup-
pe fehlt noch der E-Bass. 1
5 E-GitarreWir bilden den E-Gitarrenklang mit Mu-
sicLab Real Strat [5] nach. Wählen Sie die
Spielweise BridgeMute als Permanent FX. Die
Amp-Simulation Overloud TH3 [6] spendiert der
E-Gitarre den angestrebten Sound. Wir passen
das Preset Octafun aus der Kategorie „Funk and
R&B“ wie im nächsten Schritt gezeigt an. Deakti-
vieren Sie den Plate-Reverb-Efekt am Ende der
Signalkette von TH3. 1
8 Modulationen Stellen Sie Cutof auf 20% und Env auf 91%
und passen Sie die Hüllkurvenparameter
wie auf dem Bild an. Die Zuweisungen in den
Zeilen 3 und 4 verleihen dem Sound einen kna-
ckigeren Klangverlauf, während die folgenden
Modulationsverknüpfungen ihn durch Verstim-
mung der einzelnen Unison-Voices noch breiter
machen. In der Spalte Voices tragen Sie ein, auf
welche Unison-Stimme eine Zuweisung wirkt. 1
3 BassFür diesen bemühen wir das Plug-in IK Mul-
timedia Modo Bass [4]. Laden Sie das Preset
„Funk!“ aus der Kategorie Finger. Wechseln Sie
zu dem Play-Style-Reiter und wählen Sie die
Pick-Artikulation. Drehen Sie den Muting-Reg-
ler auf 76%. Wählen Sie anschließend auf dem
Electronics-Reiter für den Hals des Instruments
(Neck) den Tonabnehmer Thunder NHB und
stellen Sie Circuit auf Passive. 1
6 SynthIm letzten Refrain von „No Roots“ hat
ein knackiger Synth-Lead seinen großen
Auftritt, den wir mit Synapse Audio DUNE LE
nachprogrammieren. Laden Sie das Init-Patch
(Bank C, Preset 128). Stellen Sie Glide auf 17%.
Der bissige Klangcharakter des Sounds entsteht
durch Frequenzmodulation. Drehen Sie Osc Mix
und FM 1 voll auf. Der erste Oszillator moduliert
nun die Frequenz des zweiten. 1
9 KlangveredelungDen angestrebten verzerrten Sound
erhalten Sie, indem Sie den Sound durch
dem virtuellen Röhrenverstärker Voxengo Tube
Amp mit den abgebildeten Einstellungen jagen.
Zur Klangveredelung kommen darüber hinaus
der Delay-Efekt TAL-Dub-2 und der Hallefekt
Valhalla Vintage Verb [7] zum Einsatz. Geben
Sie zu guter Letzt die gezeigte Notenfolge im
Piano-Roll-Editor Ihrer DAW ein. r
[1] Demo: www.toontrack.com [2] Demo: www.u-he.com [3] www.d16.pl [4] Demo: www.ikmultimedia.com
[5] Demo: www.musiclab.com [6] Demo: www.overloud.com [7] Demo: www.valhalladsp.com
WORKBEATBeatoskop: Alice Merton – No Roots
Beat 08 | 2017 • 17
50 Beat 08 | 2017
1 Der KlassikerWas früher eine Menge Mühe gekostet hat, ist
heute in jeder DAW mit einem Mausklick er-
ledigt, hat aber immer noch den gleichen Efekt:
Wenn Sie einen Loop in Stücke schneiden, lässt
sich daraus in Windeseile ein gänzlich neuer Beat
zaubern. Die meisten DAWs bieten Werkzeuge,
um Loops in Slices zu zerlegen und sie umzuar-
rangieren. Wir gehen einen Schritt weiter und
nutzen dafür Geist Lite (v. DVD). 1
4 FilternBei Clap und Hi-Hat liegt im oben genannten
Loop aber noch ein Teil des Basses darun-
ter. Um diesen abzuschneiden, wählen wir das
Pad an, wechseln zu PAD/LAYERS und aktivieren
dort das Filter mit dem Schalter über Cutof.
Wählen Sie HPF 4 pole aus dem Dropdown und
drehen Cutof auf etwa 11 Uhr. Der Frequenz-
bereich des Reglers wird als Tooltip angezeigt,
sodass Sie hier exakt arbeiten können. 1
2 SlicenAktivieren Sie die Funktionen Slice und
Auto load. Klicken Sie ein Sample an – in
unserem Falle „80_Shipbeat_SP_01.wav“ – wird es
geschnitten und die ersten 16 Slices auf die Pads
verteilt. Stellen Sie Sensitivity so ein, dass mög-
lichst viele sinnvolle Slices gefunden werden. Per
Klick in den Bereich über der Wellenform können
Sie neue erzeugen und bestehende verschieben
oder per Rechtsklick löschen. 1
3 ArrangierenSind Sie mit der Aufteilung zufrieden, kli-
cken Sie auf Done. Im Gegensatz zum Slicen
von Samples auf Audiospuren haben Sie nun 16
Samples per MIDI-Keyboard oder -Controller
im Zugrif, die Sie nicht kopieren oder schieben
müssen, sondern direkt im Sequenzer arrangie-
ren können. Mitsamt Anschlagstärke, Pitch-Mo-
dulationen, Filtern, Hüllkurven, Automationen
und anderen Funktionen. 1
5 Mehr filternEs gibt allerdings auch den umgekehrten
Fall: Nämlich, dass die Kick ausklingen soll,
ohne vom folgenden Hi-Hat gestört zu werden.
Auch das lässt sich machen. Stellen Sie bei PAD/
LAYERS mit den gelben Marken die gewünschte
Länge des Samples ein und blenden mit Free
Env Visible die Modulations-Hüllkurve ein. Wäh-
len Sie aus deren Dropdown Cutof und drehen
den Intensitäts-Regler voll auf. 1
6 AusblendenAktivieren Sie das Filter und fahren Cu-
tof so weit herunter, dass nur noch der
gewünschte Bass zu hören ist. Damit auch der
Anschlag der Kick hörbar bleibt, stellen wir die
freie Hüllkurve so ein, dass sie Cutof herunter
regelt, bevor die unerwünschten Sounds an der
Reihe sind. So lässt sich der geladene Loop nun
in einen gänzlich anderen Groove verwandeln.
Was zum nächsten Thema führt. r
ProjektinfosMaterial: DAW, Geist Lite (v. DVD)
Zeitaufwand: etwa 2-3 Stunden
Inhalt: Loops slicen und umarrangieren, Drum
Replacement, Grooves extrahieren, Beats auf dem
Smartphone erstellen.
Schwierigkeit: Fortgeschrittene
Beat Constructor: Loops
Raus aus der EndlosschleifeLoops sind eine triviale Sache … oder? Im Internet gibt es Tausende kosten-
los als Download, alle DAWs bringen etliche davon mit und sie bedienen
so ziemlich jeden Musikstil. Doch ist es manchmal wie mit dem Wald: Man
sieht ihn vor lauter Bäumen nicht. Denn mit Loops kann man so viel mehr
machen, als sie einfach nur abzufeuern. Welches kreative Potenzial darin
steckt, wie Sie am meisten davon herauskitzeln und wozu Loops sonst noch
gut sind, enthüllen wir hier in diesem Constructor! von Marco Scherer
NEUE BEATS AUS ALTEN LOOPS
SOFTWARE & SAMPLES
AUF DVD
Beat 08 | 2017 51
1 GrooveDen Groove aus einem Loop zu extrahieren
ist für DAWs wie Live oder Pro Tools ein Kin-
derspiel. Per Mausklick lassen sich Timing und
Lautstärke-Verhältnisse eines Beats analysieren
und auf andere übertragen. Nutzen Sie diese
Funktion doch mal, um einen Bossanova-Rhyth-
mus auf die Drums Ihres Tracks zu übertragen.
Jede Wette, dass Sie bei solchen Kombinationen
mit abgefahrenen Grooves belohnt werden. 1
1 Raus!Es ist eigentlich unumgänglich: Irgendwann
sitzt man uninspiriert vorm Rechner und
kommt mit einem Track nicht voran. Das ist eben-
so schade wie normal. Das beste Mittel in diesem
Falle ist ein Tapetenwechsel. Also schnappen
Sie sich Ihr Smartphone und dazu eine App wie
Beat Hawk, FL Studio Mobile, Drum Machine,
iMaschine oder iMPC. Die Apps können Samples
aufnehmen und bieten einen Sequenzer. 1
4 BassDas „bouuuum“-Sample formen wir mit
einem weit geschlossenen Tiefpassilter
zum Pseudo-Bass und nehmen damit gleich eine
Sequenz zum Beat auf. Dieses Prinzip gilt für jede
Art Sound, der als Bass dienen soll. Bei dessen
Hüllkurve deaktivieren wir die One-Shot-Funk-
tion, stellen Sustain auf Maximum und Release
nur minimal über null. Ein ausklingender Bass
würde nur den Mix verwaschen. 1
2 AtmosphäreFalls Ihre DAW keine solche Funktion bietet,
probieren den Groove Extractor von
LeSound [1]. Doch auch ohne Tools wie diese
können Sie das Feeling eines Loops in Ihre Tracks
übertragen. Laden Sie einen Loop in Ihre DAW
und unterteilen ihn von Hand an seinen Transi-
enten bzw. markanten Stellen, etwa Kicks, Snares
oder anderen Sounds. Schneiden Sie deren Tran-
sienten (nicht die kompletten Sounds) weg. 1
3 MixenDanach dürften nur ausklingende Drums,
Hallfahnen und ähnliche Klänge übrig blei-
ben. Sehr kurze Schnipsel sollten Sie löschen, bei
allen anderen kurze Fade-ins und -outs setzen,
damit das Ergebnis nicht abgehackt klingt. Legen
Sie diese Spur nun leise unter einen bestehenden
Beat, um diesen um die eingefangene Atmosphä-
re zu bereichern. Tipp: Langsamere Loops bieten
meist den besseren Fundus. r
2 GrundstockDa sich die Samples in den Apps nur
rudimentär bearbeiten lassen, sind wir zu
kreativen Lösungen gezwungen. So laden wir in
unsere Beat Hawk-App lediglich eine Kick und
ein Snare, mit denen wir einen Grundbeat auf-
nehmen. Dazu nehmen wir ein Fingerschnipsen
auf, das als Rimshot dient, ein „pssss“ als Crash,
ein „bouuuum“, das als Bass dienen wird, sowie
ein „tsch“ als eine Art Shaker. 1
5 Hi-HatsUnser „psss“-Sampler setzen wir auf den
ersten Takt im Pattern und blenden per
Hochpassfilter bei 400 Hz die unnötigen Tiefen
aus. Im Gegensatz zum Bass aktivieren wir hier
die One-Shot-Wiedergabe. Das Sample kopieren
wir auf ein ungenutztes Pad, deaktivieren One-
Shot und drehen bei der Hüllkurve nur Decay
minimal auf. Das Hochpassilter fahren wir auf
rund 7 kHz hoch, damit es nach Hi-Hat klingt. 1
3 AufbereitenEben so gut können Sie jeden beliebigen an-
deren Sound aufnehmen, der Ihnen gefällt.
Es geht schließlich um einen freien, kreativen
Ansatz. Ausproduziert wird später. Nach der Auf-
nahme trimmen wir alle Samples und pitchen sie
mehrere Halbtöne herunter, damit sie weniger
nach Naturaufnahmen klingen. Distortion und
Timestretch-Efekte bieten sich ebenfalls zum
Entfremden an, sofern vorhanden. 1
FEELING EXTRAHIEREN
MOBILE BEATS - ABSEITS DER ROUTINE
6 EfekteExperimentieren Sie mit den Sounds, tunen
Sie hoch und runter, legen Efekte darauf
und testen verschiedene Sequenzen aus. Und
vergessen Sie Atmos und Efekte nicht, wie etwa
vorbeifahrende Autos, Vögel oder andere Stim-
mungen. So haben wir unsere Nachbarn beim
Grillen gesampelt, was prima zur Atmosphäre
des Loops beiträgt. Kreieren Sie mehrere Loops,
bevor Sie sie am Rechner weiter verarbeiten. r
[1] lesound.io/product/grooveextractor/
WORKBEATWorkshop: Loops
8 Beat 08 | 2017
Navigator: Best of Beat #140Der rote Faden: Ideen!Seit über zwölf Jahren begeistert Beat seine Leser nicht nur durch praxisnahe, musikalische Themen, sondern vor allem
durch die enge Verzahnung redaktioneller Inhalte. Von Beginn an geht es bei Beat um das Machen, um das strukturierte
Aufbauen von Ideen und den roten Faden – im Heft wie in den Tracks. Dieser Navigator zeigt ihnen die Highlights dieser
Ausgabe und erlaubt den Blick aufs große Ganze.
Gratis auf DVD: Shepherd SEVom Äußeren darf man sich bei diesem Klangzauberer nicht täuschen lassen. Denn Shepherd SE erweist
sich als Virtuose für den persönlichen Signature-Sound. Dazu bringt der Allrounder jede Menge Modula-
tions-Möglichkeiten, Envelope-Loops, Zufalls-Funktionen und eine mächtige Klangerzeugung mit. Bissig,
lexibel, klanggewaltig und intuitiv beschreibt ihn wohl passend. Sein größtes Plus aber ist sein Talent
für Experimentelles und Überraschendes, das jeden Sounddesigner in seinen Bann zieht. Seite 44
Test: Elektron DigitaktRespekt, die Crew von Elektron haut derzeit einen innovativen Klangerzeuger nach dem
anderen raus – und stellt ihrer Groovebox Analog Rytm nun mit Digitakt einen vollständig
digitalen Drummer zur Seite. Dabei tritt der Knirps nicht nur das große Erbe der Machine-
drum an, sondern muss sich auch gegen moderne Konzepte der Mitbewerber behaupten.
Kann das gelingen. Seite 78
Porträt: EmptysetVier Jahre haben sich Emptyset für ihr neues Album Zeit gelassen, eigene Instrumente
entworfen und ihren Produktionsansatz auf den Prüfstand gestellt. Im Kern jedoch ist sich
eines der provozierendsten aktuellen Musik-Projekte treu geblieben: Sound spürbar – und
Musik materiell erlebbar zu machen. Seite 38
Beatoskop: Alice Merton – No RootsAlice Mertons Wurzeln sind weit gestreut. Als Kind einer deutschen Mutter und eines irischen
Vaters ging sie in dem kanadischen Bundesstaat Ontario zur Schule, nachdem die Familie zuvor in
New York lebte. Mit „No Roots“ schafte die Musikerin einen perfekten Karrierestart. Wir unterhiel-
ten uns mit der Weltbürgerin und zerplücken ihren Hit bis auf die Wurzeln. Seite 16
Beat Constructor: LoopsLoops sind eine triviale Sache … oder? Im Internet gibt es Tausende kostenlos als Down-
load, alle DAWs bringen etliche davon mit und sie bedienen so ziemlich jeden Musikstil.
Doch ist es manchmal wie mit dem Wald: Man sieht ihn vor lauter Bäumen nicht. Denn
mit Loops kann man so viel mehr machen, als sie einfach nur abzufeuern. Welches kreati-
ve Potenzial darin steckt, wie sie am meisten davon herauskitzeln und wozu Loops sonst
noch gut sind, enthüllen wir im aktuellen Constructor! Seite 50
INBEATNavigator
10 Beat 08 | 2017
Magazinvon Kai Chonishvili
Fakten | Meinung | News | Produkte
Arturia AudioFuse erhältlichDas Arturia AudioFuse ist ein Audiointerface mit einem besonders edlen Design,
dessen Audiowege komplett symmetrisch aufgebaut sind. Zwei „DiscretePRO“
Mikrofonvorverstärker liefern laut Hersteller ausgezeichneten Sound aufgrund
von ausgesuchter Vintage-Hardware. Die AD/DA-Wandlung erfolgt in 24 Bit bei
maximal 192 kHz. Auf der Oberläche indet man verschiedenste Drehregler und
Taster zur Steuerung der Lautstärke für den Eingang 1 und 2, den Master-Aus-
gang, die Aktivierung der Phantomspeisung, die Wahl der Eingangsquelle etc.
Zu den Anschlüssen zählen zwei symmetrische Klinkenpaare für Laut-
sprechersysteme, ein symmetrisches 6,3-mm-Eingangspaar für Line-Instru-
mente sowie ein Kombibuchsen-Paar, an dem sich entweder Instrumente
oder Mikrofone anschließen lassen. Sogar an einen Phono-Eingang für ei-
nen Plattenspieler wurde gedacht. Das MIDI-Duo ermöglicht das Einschlei-
fen von MIDI-Equipment, ein dreifacher USB-Hub ist ebenso mit
drin. Weitere Anschlüsse sind ADAT-In/Out, S/PDIF,
Word Clock und zwei Kopfhörer-Verstärker.
Die Verbindung mit dem Com-
puter erfolgt wie gewöhnlich
über USB, allerdings sollen
nicht nur PC und Mac, son-
dern auch iOS, Linux und
Android unterstützt wer-
den. Die Kombination aus
High-End-Komponenten, le-
xiblen Anschluss-Möglichkei-
ten und einem mobilen Form-
faktor klingt spannend.
www.tomeso.de
M-Audio BX D3: Neue AktiveM-Audio stellt gleich zwei neue aktive Nahfeld-Monitore vor, den BX5 D3 so-
wie den BX8 D3. Obwohl die neue M-Audio BX D3-Serie kompakt als auch
erschwinglich ist, bedienen sie laut Hersteller den Markt hochwertiger Mo-
nitore für professionelle Studios. Die neuen Studiomonitore in der D3-Gene-
ration arbeiten mit speziellen Analogverstärkern, die eine überdurchschnitt-
liche Dynamik und Klanggenauigkeit über das gesamte Frequenzspektrum
liefern sollen. Für einen vollen und deinierten Sound sind die Kevlar-Mem-
bran-Tieftöner und Seidenkalotten mit überarbeiteter Waveguide-Techno-
logie verbaut.
Die integrierte Endstufe arbeitet nach dem Bi-Amping-Konzept und ver-
stärkt Hoch- und Tieftöner jeweils getrennt. Durch die Class-A/B-Verstärker-
schaltung können die BX D3 Endstufen sehr laut und mit viel Headroom ge-
fahren werden (BX5 D3=100 Watt; BX8 D3=150 Watt). Weitere Funktionen
sind lexible Anschlussoptionen, eine glatte Bassrelex-Öfnung und eine
Acoustic-Space-Steuerung für die räumliche Anpassung der Monitore.
www.m-audio.de
Roland SPD:ONE Percussion-PadsDie SPD::ONE-Serie von Roland besteht aus den vier Percussion-Pads SPD::ONE ELECTRO, SPD::ONEKICK, SPD::ONE WAV PAD und SPD::ONE PERCUSSION.
Jedes der neuen Pads kann individuell an die Kreativität und Stilistik des Musikers angepasst werden und dank des robusten Designs lassen sie sich mit Drum-
Sticks, Händen und sogar mit den Füßen spielen.
Das SPD::ONE ELECTRO ermöglicht die Integration elektronischer Drums in ein akustisches Setup, das SPD::ONE KICK die Integration von Four-to-the-Floor
und Kick Drums, während das SPD::ONE PERCUSSION die Möglichkeit bietet, Percussion-Sounds in Performances zu integrieren. Jedes Pad bietet jeweils 22 in-
dividuelle Sounds, von legendären 808 Kick-Sounds, über realistische Percussion-Sounds wie Kick-Drums und Stomp-Box-Sounds, bis hin zu Shaker, Tambourin
und mehr. Das Roland SPD::ONE WAV PAD ermöglicht es Musikern, mit eigenen Sounds und Samples zu performen. Das Importieren von Audiodateien ist hier
problemlos möglich. Die Empindlichkeit und der Schwellenwert der Pads lassen sich über zwei Regler an der Gehäuseseite anpassen. Während Schlagzeuger
und Percussionisten die natürliche Spielweise nutzen werden, können Gitarristen mit ihrem Fuß problemlos jeden Four-to-the-loor-Beat am Boden mittappen.
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