Accessibility (mit Notizen)

Post on 29-Nov-2014

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Antworten auf Missverständnisse und häufige Fragen zur Barrierefreiheit: Was ist Accessibility? Die Blinden sind nicht unsere Zielgruppe. Accessibility ist nur für Blinde wichtig. Wir können nicht auf alle Rücksicht nehmen. Muss das sein? Wo kann ich mehr erfahren? -- Diese Präsentation enthält Anmerkungen, die ich während des Vortrags zu den Folien gemacht habe.

Transcript of Accessibility (mit Notizen)

Das Bild ist Absicht. Eigentlich habe ich nach einem Foto gesucht, bei dem ein Kind auf

einen Stuhl steigt um nach Süßigkeiten auf einem Schrank zu grapschen – leider habe ich einen Stuhl steigt um nach Süßigkeiten auf einem Schrank zu grapschen – leider habe ich

kein solches Foto gefunden. Es soll verdeutlichen, dass man mit Hilfsmitteln Hindernisse

überwinden kann.

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Accessibility und Usability werden gerne verwechselt bzw. in einen Topf geworfen. Bei

Usability – der Benutzerfreundlichkeit – geht es darum, dass eine Website oder ein Usability – der Benutzerfreundlichkeit – geht es darum, dass eine Website oder ein

Programm einfach zu benutzen ist. Accessibility – Barrierefreiheit – hat zum Ziel,

überhaupt erst mal Zugang zu ermöglichen.

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Oft gehört von Kunden oder auch Kollegen: „Die Blinden sind nicht unsere Zielgruppe.“

Ich denke, dass das eine falsche Sichtweise ist. „Die Blinden“ (in Anführungszeichen) sind Ich denke, dass das eine falsche Sichtweise ist. „Die Blinden“ (in Anführungszeichen) sind

in der Zielgruppe. Sie aus Zielgruppen auszuschließen wäre genauso wenig sinnvoll wie

zu sagen: „Die Dicken sind nicht unsere Zielgruppe.“

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Auch oft gehört: „Accessibility ist nur für Blinde wichtig“…

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…weit gefehlt: Es geht um Barrieren und Hindernisse an sich. Hier ein paar Beispiele.

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Auf stark kurzsichtige Nutzer möchte ich im Folgenden genauer eingehen. Das betrifft

auch ältere Menschen, die zu kleine Schrift nicht lesen können.auch ältere Menschen, die zu kleine Schrift nicht lesen können.

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Hier kann ich einen Film des Instituts für Medizinische Lehre der Universität Bern

empfehlen. Während der Präsentation habe ich einen Ausschnitt von 09:25 bis 11:10 empfehlen. Während der Präsentation habe ich einen Ausschnitt von 09:25 bis 11:10

gezeigt (bezieht sich auf die 22-minütige Version mit Audiodeskription). Darin ist ein

stark sehbinderter Computernutzer zu sehen – Thomas Lanter –, der durch eine

Krankheit auf einem Auge blind ist und auf dem anderen Auge nur noch 2% Restsehkraft

hat. Um einen Computer zu benutzen verwendet er eine Bildschirmlupe, die den

Bildschirminhalt stark vergrößert, und zusätzlich invertiert darstellt (weiße Schrift auf

schwarzem Grund, da der Monitor sonst zu stark blenden würde). Daran werden

mehrere Dinge deutlich:

1) Was für Menschen mit Behinderung nützlich ist, kann auch für uns nützlich sein: Der

Mann spricht Schwyzerdütsch und ich versteh‘ kein Wort. Da helfen mir die deutschen

Untertitel. Deswegen war es mir auch egal ob wir Ton haben oder nicht: Wir hätten uns

das Video trotzdem ansehen können.

2) Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, wie Videos barrierefrei aufbereitet werden

können. Die Untertitel helfen Hörgeschädigten, die Audiodeskriptionen helfen Blinden.

3) In Formularen sollten Labels rechtsbündig oder über den Eingabefeldern stehen, da

Nutzer mit Bildschirmlupe sonst ein Problem haben.

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Zwei weitere Beispiele dafür, dass Barrierefreiheit nicht nur für Blinde wichtig ist:

Menschen mit Farbfehlsichtigkeiten und Nutzer von Schwarz-Weiß-Laserdruckern.Menschen mit Farbfehlsichtigkeiten und Nutzer von Schwarz-Weiß-Laserdruckern.

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In der linken Spalte seht Ihr die farbige Version einer Tortengrafik, rechts in schwarz-

weiß. Wenn die Farben sehr ähnlich sind fällt es schwer, die einzelnen Segmente zu weiß. Wenn die Farben sehr ähnlich sind fällt es schwer, die einzelnen Segmente zu

unterscheiden. Wenn man dagegen durch eine Linie eine Trennung hinzufügt, wird es

viel deutlicher.

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Hier ein Beispiel für ein Liniendiagramm: links wieder die farbige Version, rechts in

schwarz-weiß. Beispiel rechts-unten: Wenn man an den einzelnen Datenpunkten schwarz-weiß. Beispiel rechts-unten: Wenn man an den einzelnen Datenpunkten

„Nubsies“ anbringt, sind die Linien für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit oder Schwarz-

Weiß-Laserdrucker leichter zu unterscheiden.

Spätestens jetzt wird auch ein wichtiger Punkt deutlich: Inhalte müssen barrierefrei

aufbereitet werden. Es genügt nicht wenn der Kunde sagt „Agentur, mach mal

barrierefrei“ und die Agentur sagt: „Machen wir, kein Problem.“ Standardkonforme

Templates sind nur die halbe Miete. Beim Kunden muss es das Bewusstsein dafür geben,

dass Inhalte barrierefrei aufbereitet werden müssen. Für die Pflege muss das

entsprechende Budget vorgesehen werden, z.B. für die Transkription oder Untertitelung

von Videos. Und Redakteure müssen wissen, wie sie Inhalte barrierefrei aufbereiten

können – und sie müssen durch entsprechende Felder im Redaktionssystem oder CMS

die Möglichkeit dazu haben, z.B. zur Eingabe von Alternativtexten für Bilder, für

Zusammenfassungstexte von Tabellen oder Links auf Transkripte von Videos.

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Ich habe noch einen Punkt hinzugefügt: Suchmaschinen.

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Den Satz habt Ihr bestimmt alle schon mal gehört: „Google ist der größte blinde Nutzer

des Web.“ Und es stimmt: Was gut für die Suchmaschinenoptimierung (SEO ) ist, ist auch des Web.“ Und es stimmt: Was gut für die Suchmaschinenoptimierung (SEO ) ist, ist auch

gut für Accessibility – und umgekehrt. Neulich war ich auf dem BarCamp in München:

Dort hat Marc Uhlig von Jupiter Labs über SEO gesprochen – er hat in seinem Vortrag die

Barrierefreiheit ebenfalls in diesem Zusammenhang erwähnt.

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Der Kunde: „Okay, Accessibility ist nicht nur für Blinde wichtig, aber wir können nicht auf

alle Rücksicht nehmen. Wir haben ein Corporate Design, unsere Marke hat bestimmte alle Rücksicht nehmen. Wir haben ein Corporate Design, unsere Marke hat bestimmte

Farben die wir verwenden müssen, bestimmte Schriftgrößen…“ Dazu sage ich…

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…Flickr kann auf alle Rücksicht nehmen (http://m.flickr.com).

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Die Postbank kann auf alle Rücksicht nehmen. Die Postbank wurde von „einfach für alle“

– eine Initiative der Aktion Mensch – für ihr barrierefreies Online-Banking ausgezeichnet.– eine Initiative der Aktion Mensch – für ihr barrierefreies Online-Banking ausgezeichnet.

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Die BBC kann auf alle Rücksicht nehmen.

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Letzte Frage: „Muss das sein?“

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Für manche Kunden stellt sich diese Frage nicht: Ja, es muss sein, weil es Gesetz ist. In

Deutschland müssen alle Websites von Bundesorganen, -ministerien und -behörden Deutschland müssen alle Websites von Bundesorganen, -ministerien und -behörden

barrierefrei sein. Das schreibt das Behindertengleichstellungsgesetz und dessen

Ausführungsverordnung, die BITV vor. Für die Bundesländer gibt es entsprechende

Landesverordnungen.

In Großbritannien geht man noch einen Schritt weiter: Dort müssen nicht nur öffentliche

Websites barrierefrei sein, sondern auch Websites von Unternehmen. Es gab auch schon

Prozesse wegen nicht barrierefreier Websites, in denen Unternehmen unterlegen waren.

Ein anderes Beispiel ist die bekannte „Section 508“ in den USA.

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Zu dem Thema gibt es eine Menge Lektüre. Am besten ist, sich selbst ein Bild zu

machen: Das Video der Uni Bern zeigt anschaulich, worum es geht.machen: Das Video der Uni Bern zeigt anschaulich, worum es geht.

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Erste Anlaufstelle für einen Einstieg ist natürlich die Wikipedia.

Die Initiative „einfach für alle“ hat eine gute Serie zur BITV veröffentlicht. Darin wird

nicht nur erklärt, was gemäß der BITV getan werden muss, und wie es konkret

umgesetzt wird, sondern auch: weswegen.

Beim W3-Konsortium gibt es u.a. die WCAG – die Richtlinie für barrierefreie Inhalte, auf

der auch die meisten Gesetze und Verordnungen basieren.

Die WCAG Samurai um Joe Clark haben Errata für die WCAG veröffentlicht, da die WCAG

nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen – hilfreich zum Verständnis und für die

praktische Umsetzung.

Joe Clark hat auch ein lesenswertes Buch zu dem Thema geschrieben. Es ist von 2002

und nicht mehr auf der Höhe der Zeit, aber es erklärt sehr gut die Grundlagen. Den Text

gibt es auch kostenlos auf seiner Website.

Ich empfehle immer, sich die eigene Website mal in einem Textbrowser wie Lynx

anzusehen: Es ist sehr erhellend zu sehen, wie die eigene Website von Google indiziert,

oder von einem Screenreader vorgelesen wird. Wenn dort immer nur „IMAGE, IMAGE,

IMAGE, IMAGE“ steht, gibt es Handlungsbedarf.

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Bei Fragen bin ich über stefan.freimark@nolteundlauth.de oder über meine private Mail-

Adresse stefan@freimark.de erreichbar. Weitere Hinweise und Links zu dieser Adresse stefan@freimark.de erreichbar. Weitere Hinweise und Links zu dieser

Präsentation gibt es in meinem Weblog auf www.my-two-cents.de/2008/11/14

Vielen Dank!

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