Arbeitszeit und Gesundheit - GPA-djp Bildungsabteilung · Seminar Gesundheitsfaktor Arbeitszeit 14....

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Arbeitszeit und Gesundheit

Seminar Gesundheitsfaktor Arbeitszeit

14. Jänner 2014

BIZ

Mag.a Isabel Koberwein

GPA-djp Grundlagenabteilung

Quelle: Kurier, 29.1.2013

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Arbeitszeitwünsche und Arbeitszeitwirklichkeiten

• Auseinanderklaffen von Wunsch und Wirklichkeit

• Zeitpräferenzen finden in tatsächlicher AZ-Gestaltung zu wenig Umsetzung

- Dauer

- Lage

- Verteilung

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Trends bei der AZ-Entwicklung

• Längere Wochen-AZ bei Vollerwerbstätigen

• Weitere Zunahme der TZ

• Zunahme belastender AZ-Lagen (Nachtarbeit, Schichtarbeit)

• Zuwachs an variablen, flexiblen AZ-Modellen (GZ, Vertrauensarbeitszeit, Zeitkonten)

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Flexible AZ: Motive

Unternehmen

• Gestaltung von Auftrags-schwankungen

• Abstimmung von Produktions-abläufen

• Billigerer Arbeitskräfteeinsatz

Beschäftigte

• Zeitsouveränität

• Vereinbarkeit

• Work-Life-Balance

• Regeneration

• Bildung

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Belastungsfaktor Arbeitszeit

• Im europäischen Vergleich hohe Ausprägung der Belastungsfaktoren Arbeitsintensität und Zeitdruck

• 60% der ÖsterreicherInnen geben an, ein hohes Arbeitstempo einhalten zu müssen (EU 15: 48%)

• 42% hatten nicht genug Zeit zur Erfüllung der Arbeitsaufgaben (EU 15: 33%)

Quelle: Arbeitsbedingte Erkrankungen, Wifo im Auftrag der AK, 2008

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Belastung – Beanspruchung - Fehlbeanspruchung

• Arbeit geht immer mit physischen und psychischen

Belastungen einher

• Gleiche Belastungen, aber individuell unterschiedliche Beanspruchung

• Fehlende Ressourcen führen zu Fehlbeanspruchungen

• Körperliche/Psychosoziale Auswirkungen sind abhängig von individuellen Ressourcen

Beispiele für Ressourcen: individuelle Konstitution, Gestaltung der Arbeitsumgebung, Regenerationszeiten, Information, Mitsprache, Unterstützung, sozialer Rückhalt , Handlungsmöglichkeiten

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Facetten der Belastung

• Die Länge der AZ bestimmt die Dauer der Exposition gegenüber einer Belastung

• Belastungen (Fehlbelastungen) ergeben sich aber auch im Kontext mit den Merkmalen der Arbeitszeit

• Arbeitszeitgestaltung bestimmt die persönlichen Möglichkeiten für Erholung/Freizeit

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Psychische Fehlbeanspruchungen und Arbeitszeit

EINWIRKUNGEN:

• Überlange Arbeitszeit

• Zeitdruck

• Unzureichende Planbarkeit

• Unterbrechungen/ Störungen

• Zu wenig Zeit für Schlaf/Freizeit

• Unbeeinflussbarer Arbeits-Pausentakt

• Verschwimmen von Arbeit und Freizeit

• arbeiten, wenn die anderen frei haben

MÖGLICHE

AUSWIRKUNGEN:

• Nervosität

• Schlafstörungen

Verhaltensänderungen

• Depressionen

körperliche Erkrankungen

Sucht

Beziehungsprobleme

• Burnout

• ……

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Beispiele für gesundheitliche Störungen/Erkrankungen im Zusammenhang mit der AZ

Herz-Kreislaufkrankheiten Durchblutungsstörungen des Gehirns Tinnitus Hörsturz Störungen des Immunsystems Verspannungen Schwindelzustände Kopfschmerzen Verdauungsstörungen Diabetes Erhöhtes Krebsrisiko Risiko steigt durch Zusammentreffen von

überlangen/ungünstigen/verdichte Arbeitszeiten

Gesundheitsverträgliches Ausmaß der Arbeitszeit?

Es gibt kein allgemein gültiges Höchstausmaß der Arbeitszeit

Bestimmend sind:

• körperliche und psychische Belastungen

• Ressourcen

Ziel: Die Gesamtdauer der zu

verrichtenden Tätigkeit darf sich nicht negativ auf den Menschen auswirken

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Beispiele für Folgen langer Arbeitszeit

• Magen-/Darmbeschwerden

• Herz-Kreislauferkrankungen

• Innere Unruhe, Nervosität

• Ermüdung, Erschöpfung

• …….

• Soziale Beeinträchtigungen

• Steigendes Unfallrisiko

• Steigende Fehleranfälligkeit

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Qualitätsverlust durch lange AZ

• Mit der Länge der AZ steigt die Fehleranfälligkeit.

Insbesondere wenn:

• qualitative Anforderungen an individuelle Leistungsgrenzen stoßen,

• hoher Verantwortungsdruck (für die Sicherheit von Menschen) herrscht

Angst vor Fehlentscheidung erzeugt

weitere Fehlbeanspruchung

Konsequenzen flexibler Arbeitszeiten

Körperliche und insbesondere

soziale Beeinträchtigungen

Bestimmende Kriterien:

• Variabilität hinsichtlich Dauer und Lage

• Dispositionsspielräume bzw. Gestaltungsmöglichkeiten

• Vorhersehbarkeit, Verlässlichkeit

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Nachtarbeit/Schichtarbeit

• Nachtarbeit ist grundsätzlich als schädlich zu bewerten (Vgl. Urteil dt. Bundesverfassungsgericht 1992)

• Schädigung funktionaler Organsysteme

• Auslösung chronischer Störungen/Erkrankungen

• Beeinträchtigung der sozialen Lebensqualität

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Arbeitszeit und Lebensalter

• Gesundheitsbeschwerden in Folge langer AZ sind abhängig vom Lebensalter

• Ältere sind stärker von Belastungen in Folge der AZ betroffen als Jüngere

• Generelle Effekte des beruflichen Verschleißes

• Bedürfnis nach längeren Regenerationszeiten steigt

Längerer Verbleib im Erwerbsleben steht maßgeblich im Zusammenhang mit der Frage der AZ-Gestaltung

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Menschengerechte Arbeitszeit

Gestaltungsempfehlungen

Ressource: Pausen/Erholungszeiten

• Ermüdungsminderung

• Steigerung der Leistungsfähigkeit

• Rechnerischer AZ-Verlust durch Pausen wird durch Leistungssteigerung mehr als kompensiert – Vorauswirkung

• Richtgröße für Kurzpausen: 5-10 Minuten/Stunde

• Zeitnaher Ausgleich von Ermüdung und Erholung (24-Stunden-Rhythmus)

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Tagesarbeitszeit

• Normalarbeitszeit 8 Stunden-Tag

• Vermeidung von Überstunden

• Bewertung und Berücksichtigung der wirksamen Belastungen

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Wochenarbeitszeit

• Einhaltung der wöchentlichen Normalarbeitszeit

• Gleichmäßiger Ablauf

• Vorhersehbarkeit

• Gestaltungsspielraum

• Gleichmäßige Verteilung von Belastungs- und Erholungszeiten

• Erholung in zeitlichem Zusammenhang mit Belastung

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Flexible Arbeitszeiten

• Vermeidung von Verknüpfung mit langen AZ

• Vermeidung hoher Variabilität

• Gestaltungseinfluss

• Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit

• Kompensation unergonomischer AZ etwa durch AZ-Verkürzung anstatt Entgelt-Zuschläge

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Nacht-/Schichtarbeit

• Möglichst wenige aufeinanderfolgende Nacht-Spätschichten (max. 3)

• Mindestens zwei freie Tage nach einer Nachtschichtphase

• Ungünstige Schichtfolgen vermeiden (z.B. nicht Nacht-frei-Früh)

• Nach vorne rotierende Schichten sicherstellen

• Schichtlänge an Arbeitsbelastung koppeln

• Langfristige Planung, Vorhersehbarkeit

• Flexibilität, Tauschmöglichkeiten

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Lebensphasenorientiertes AZ-Modell?

• Vielfalt wird ermöglicht

• Auflösung von widersprüchlichen Interessen

• Abstimmung unterschiedlicher Zielsetzungen/Bedürfnisse

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Gesetzliche/sozialstaatliche bzw. betriebliche Möglichkeiten und Modelle:

• Elternteilzeit

• Altersteilzeit

• Bildungskarenz

• Bildungsteilzeit

• Familien-hospizkarenz

• Gleitzeit

• Teilzeit

• Vertrauens- arbeitszeit

• Sabbatical

• Pflegekarenz

• Zeitkonten

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Es gibt vieles,

für das es sich lohnt,

organisiert zu sein.