Bayern Seite 18 – Juli/August 2013 Rein in die Laufschuhe ... · mit einem eige - nen Profil auf...

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Bayern Seite 18 – Juli/August 2013

Weitersagen! Der VdK Bayern ist jetzt auch bei SeniorbookBesuchen Sie den Auftritt Ihres Sozialverbands im ganz neuen digitalen Netzwerk für die Generation 50plusSeniorbook nennt sich ein neuessoziales Netzwerk für Menschenab 45 Jahren. Das Internetportalwendet sich an „Menschen, dieLebenserfahrung und Wissen mitanderen teilen wollen, die sichfür ihre Mitmenschen interessie-ren, einander helfen und etwaszurückgeben wollen“. Neben derMöglichkeit, Kontakte zu pflegenund sich zu vernetzen, bietet dasPortal nämlich auch zahlreicheAnknüpfungspunkte für gesell-schaftliches Engagement.

„Seniorbook richtet sich an einanspruchsvolles, erwachsenes Pu-blikum“, sagen die beiden Grün-der Thomas Bily und Markus Erlüber das junge Netzwerk. Dasspiegelt sich auch in der Namens-gebung wieder: „Senior“ steht imEnglischen nicht etwa für Alterund Gebrechlichkeit, sondern fürErfahrung und Reife. Das sozialeMiteinander und der respektvolleUmgang untereinander sind, einerUmfrage unter den Seniorbook-

Nutzern zufolge, die wichtigstenKriterien für ihre Mitgliedschaft.„Wir verbinden Menschen mit

Erfahrung“ verspricht das Portal.Auf Seniorbook können die Mit-glieder selbst als Autoren aktivwerden und in den Themenwelteneigene redaktionelle Beiträge zuihren Lieblingsthemen oder Spezi-algebieten verfassen. Die Themen-palette reicht von Politik und Ge-sellschaft über Kultur und Unter-haltung bis hin zu Reisen und Na-tur. Zu den einzelnen Beiträgenkann man Kommentare abgebenund mit anderen Nutzern ins Ge-spräch kommen.

Lokale Neuigkeiten

Regionale Veranstaltungen, Ak-tuelles oder Wissenswertes aus derHeimat findet man im Lokalteil. Inder Rubrik „Bürgerhilfe“ könnenNutzer regionale Hilfsprojektestarten. Menschen, die sich ehren-amtlich engagieren wollen, kön-nen dort eine Aufgabe finden. So

wurden beispielsweise zur Hoch-wasserkatastrophe in Bayern eineOnlinebörse für Hilfesuchendeund Hilfsangebote in den betroffe-nen Gegenden ins Leben gerufen. Seniorbook ist ein junges bayeri-

sches Startup-Unternehmen undging im September 2012 online.

Mittlerweile hat das Netzwerk be-reits 40 000 Mitglieder. Senior-book legt nach eigenen Angabengroßen Wert auf Datenschutz, Si-cherheit und Transparenz. Bei derAnmeldung müssen beispielsweisenur die absolut nötigsten persön-lichen Daten angegeben werden.

Ein einmal erstelltes Profil kannmit nur drei Mausklicks wiederrestlos gelöscht werden. „Wir hal-ten uns an die deutschen Daten-schutzbestimmungen“ versprichtVorstand Thomas Bily.

Lesenswerte Artikel

In einem separaten Bereich kön-nen sich Firmen und Vereine aufder Plattform präsentieren. Auchder Sozialverband VdK Bayern istmit einem Verbandsprofil auf Se-niorbook vertreten und informiertdort über Aktionen und Presseak-tivitäten. Termine, Ankündigun-gen und Verweise auf interessantePublikationen und lesenswerteLinks runden das Angebot ab. Schauen Sie doch einmal vorbei

und schenken Sie uns ein „lesens-wert“, wenn Ihnen einer unsererBeiträge auf Seniorbook gefallenhat. Sie finden unseren Auftrittunter folgendem Link: www.seniorbook.de/vdk-bayern

Carola Plötz

„Wir verbindenMenschen mitErfahrung“, lau-tet das Mottodes neuen sozia-len NetzwerksSeniorbook.Auch der VdKBayern ist jetztmit einem eige-nen Profil aufder Online-Platt-form vertreten.Fo

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Box

Rein in die Laufschuhe, raus aus der Depression Gemeinsam bewegen: In München trifft sich montags eine Laufgruppe für Menschen mit seelischer Erkrankung

Wenn Heidi Hecht läuft, ist sieder Depression einen Schrittvoraus. Diese Erfahrung wolltesie mit anderen Erkrankten tei-len und gründete mit Unterstüt-zung des Münchner Bündnissesgegen Depression eine Laufgrup-pe. Mit von der Partie ist auchdie deutsche Halbmarathon-Meisterin Ingalena Heuck.

Aufstehen kostete unglaublichviel Überwindung, an Sport warüberhaupt nicht zu denken. AlsHeidi Hecht in einer psychosoma-tischen Klinik dann trotz ihrerschweren Depressionen Frühsportmachen sollte, war sie entsetzt.Wussten die Ärzte und Therapeu-ten nicht, wie schlecht es ihr ging?Widerwillig ließ sie sich doch dar-auf ein – und ging am selbenAbend gleich noch einmal laufen.Das war vor 35 Jahren. Damalsmachte Heidi Hecht ihre erstenSchritte aus der Depression. Esfolgten Bergtouren, Marathon-und 100-Kilometer-Läufe. Auch

nach einem heftigen RückschlagJahre später war es das Laufen, dasihr half, wieder aufzustehen.

Der Regen stört hier keinen

An einem Montag im Mai, dergrauer und nasser nicht sein könn-te, steht Heidi Hecht inmitten einerbunten Gruppe vor der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) inMünchen. Es ist kalt, sie zittert einbisschen, aber lacht übers ganzeGesicht. Die 68-Jährige begrüßtJunge und Ältere, Männer undFrauen, die sich nach und nach da-zu gesellen. Ein paar Mal haben siesich schon hier getroffen, um jenach Kondition und Erfahrung indrei Gruppen eine Stunde lang zulaufen. Um Punkt 18.30 Uhr trabenetwa 20 Teilnehmer und acht Trai-ner los Richtung Englischer Gar-ten. Der Regen scheint niemandenzu stören.Vor wenigen Monaten hätte

Heidi Hecht ihre Idee, eine Lauf-gruppe für Menschen mit Depres-sionen zu gründen, fast wiederverworfen. „Ich bin einfach nichtweitergekommen“, sagt sie. Vorallem die Suche nach Trainern ge-staltete sich schwierig. Bis sie über

die Laufgruppe der StadtwerkeMünchen an Ingalena Heuck ge-riet. Die deutsche Meisterin imHalbmarathon war sofort Feuerund Flamme für das Projekt. „Alspassionierte Läuferin und Sport-wissenschaftlerin weiß ich, welchpositive Auswirkungen regelmäßi-ges Laufen auf die Psyche hat“, er-klärt sie. „Es macht mir unglaub-lich viel Freude, mich dafür ehren-amtlich zu engagieren.“ Nicht nur,dass sie selbst zusagte, die 26-Jäh-rige hatte auch den richtigen Tipp,andere Ehrenamtliche zu finden.Über das Netzwerk des MünchnerLauftrainers Klaus Ruscher fan-den sich schließlich viele geübteLäufer – viel mehr als erwartet.Auch einen Facharzt konnte Hei-di Hecht rekrutieren: Dr. BerendMalchow, Oberarzt in der Nuss-baumklinik.Im Englischen Garten sucht sich

die Anfänger-Gruppe einen gro-ßen Baum. Es tropft von den Kas-tanienblättern, doch halten sie denRegen während der Dehnungs-übungen ein wenig ab. NorbertManhardt erklärt, wie Arme, Beineund Füße richtig gelockert und ge-dehnt werden. Beim Hopser-Laufspritzt das Wasser aus den Pfützen

an Hosen, Shirts und Jacken. „Wo-zu gibt’s Waschmaschinen?“, sagteine Teilnehmerin und lacht. Umwieder warm zu werden, treibt derTrainer seine Schützlinge zweimalzum Monopteros hinauf. Wernicht will oder kann, darf natür-lich unten bleiben. Gezwungenwird hier keiner, zu nichts. Danngeht’s gemütlich zurück zur Uni-versität, wo nach und nach auchdie anderen zwei Gruppen ankom-men. Alle haben ein Lächeln aufden Lippen.„Ich wusste, dass Laufen bei De-

pressionen hilft, aber ich wussteauch, dass es eine Herausforde-rung ist, Menschen mit dieserKrankheit dafür zu begeistern.“ Ri-ta Wüst, Geschäftsführerin desMünchner Bündnisses gegen De-pression, freut sich deshalb umsomehr, dass das Angebot so gut an-genommen wird und sich HeidiHecht mit ihrer Idee an das Bünd-nis wandte. Es ist noch genugPlatz für interessierte Mitläufer.„Wer mitmachen will, muss sichnicht anmelden oder irgendwelcheVoraussetzungen erfüllen, son-dern kann einfach zum Treffpunktvor der LMU kommen“, betont Ri-ta Wüst. Auch Freunde und Ange-

hörige von Menschen mit Depres-sionen sind willkommen, genausowie diejenigen, die einfach nur ei-nen Ausgleich zum stressigen All-tag suchen. Wer sich keine Lauf-schuhe leisten kann, wird auchnicht ausgeschlossen. Das machtdie Adventskalender-Aktion derSüddeutschen Zeitung möglich.„Es wäre doch traurig, wenn eineTeilnahme am Geld scheitert“, sagtHeidi Hecht.

Kontinuität ist wichtig

Bevor es nach Hause geht, stel-len sich die Läufer im Kreis auf.Während sie sich dehnen, reckenund strecken, wird gekichert, ge-quatscht und sich fürs nächste Malverabredet. Denn eines ist fürMenschen mit Depressionen be-sonders wichtig: Kontinuität. Des-halb trifft sich die Gruppe jedenMontag. Egal ob Werk- oder Feier-tag, egal ob Regen oder Sonne.„Das Laufen ist eine Möglichkeit,sich selbst zu helfen“, weiß HeidiHecht aus Erfahrung. „Man kannder Depression zwar nicht davon-laufen, aber durch die Auszeit inder Natur stärker werden.“

Caroline Faltus

INFOWer selbst mitma-chen möchte: DieLaufgruppe trifft sich immermontags kurz vor 18.30 Uhr amBrunnen vor der Ludwig-Maxi-milians-Universität, Geschwis-ter-Scholl-Platz 1. Rückkehr istgegen 19.30 Uhr. Bitte Sportklei-dung und -schuhe mitbringen.Schließfächer gibt es in der Uni-versität. Die Teilnahme ist kos-tenlos. Weitere Informationengibt’s beim Münchner Bündnisgegen Depression unter derNummer (089) 54 04 51-20 undper Mail unter info@muenchen-depression.de

Gemeinsam laufen,gemeinsam dehnen:Nach jedem Trainingim Englischen Gartenmacht die Laufgrup-pe für Menschen mitDepressionen vorder Münchner Lud-wig-Maximilians-Universität eineSchlussrunde. Lauf-trainer Norbert Man-hardt (vorne) gibtTipps, Initiatorin Hei-di Hecht (Zweite vonlinks) hält die Truppezusammen.

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