Post on 18-Oct-2020
Berlin: gesünder
Berliner Pflanzen – Obstanbau im GartenTeil 4 – Nüsse: Haselnuss, Walnuss
4. Nüsse
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Inhalt
Teil 43.3 Nüsse. ...................................................................................................................................................................... 4-33.3.1 Haselnuss ............................................................................................................................................................... 4-3 Echter Mehltau (Phyllactina corylea) .................................................................................................................. 4-3 Haselnuss-Monilia (Monilinia coryli) ................................................................................................................... 4-3 Haselnussbohrer (Curculios nucum).................................................................................................................... 4-3 Knospengallmilbe (Phytoptus avellanae) ........................................................................................................... 4-4
3.3.2 Walnuss .................................................................................................................................................................. 4-4 Anthraknose (Marssonina juglandis/Gnomonia leptostyla) ............................................................................. 4-4 Walnuss-Fruchtfliegen(Rhagoletis completa und Rhagoletis suavis) ............................................................ 4-5 Zierläuse (Callaphis juglandis, Chromaphis juglandicola) ................................................................................ 4-5 Filzgall- bzw. Pockenmilben (Eriophyes tristatus) ............................................................................................. 4-6
BerlinerPflanzen–ObstanbauimGarten|Teil 4 – Nüsse: Haselnuss, Walnuss
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3.3 Nüsse
3.3.1 Haselnuss
Echter Mehltau (Phyllactina corylea)
SchadbildAn der Blattunterseite ist mehliger Belag erkennbar. Da die Hyphen des Pilzes in das Blatt- gewebeüber Spaltöffnungen einwachsen, sterbenZellen (Gelbfärbung) ab. Bei starkemBefallkannesauchzumBlattverlustkommen.
BiologieDerHaselnussmehltauinfiziertimFrühjahrdasLaub.WärmeundhöhereLuftfeuchtebe-günstigendiePilzentwicklung.DieDauerfruchtkörperüberwinternamFalllaub.
GegenmaßnahmenNachBefallistunbedingtimHerbstdasLaubzuentfernen.SehrdichteSträuchersolltenausgelichtetwerden,umdieLuftfeuchteimBestandzureduzierenunddamitdiePilzent-wicklung zu mindern.
Haselnuss-Monilia (Monilinia coryli)
SchadbildAnunreifenFrüchtenentwickelnsichanfänglichbräunlicheFleckenzugrößerenbraunenStellen.DieFrüchteschrumpfenundfallenab.
BiologieDiese Pilzkrankheit wird in dichten Beständen und durch Schlechtwetterperioden im Som- merinihrerEntwicklunggefördert.AucheinezureichlicheStickstoffversorgungkanndasAuftretenderKrankheitbegünstigen.
GegenmaßnahmenEinseitige Düngung mit Stickstoff sollte vermieden werden. Durch einen rechtzeitigensachgerechtenAuslichtungsschnittistfüreinenlockerenAufbaudesStraucheszusorgen,so dass nach Regenereignissen ein schnelles Abtrocknen möglich ist.
braune Flecken durch Monilia
Haselnussbohrer (Curculios nucum)
SchadbildImFrühjahrsindanBlätternundjungenFrüchtenFraßschädensichtbar.UnreifeFrüchtehabeneinkleinesBohrloch,daswiederverwächst.ImInnerenderunreifenNussbefindetsicheineweißeLarve.BefalleneFrüchtefallenzuBoden.AndennotgereiftenFrüchtenisteinoffenesBohrloch(2mmgroß)sichtbar.
BiologieDerHaselnussbohreristeinbiszu9mmgroßer,schwarz,weißundgraubraunbeschupp-terRüsselkäfer.AuffälligistseinsehrlangerLegerüssel.DieLarvenüberwinternimBoden.LegereifeWeibchenbohrendienochweichenFrüchteanundlegenproNusseinEihinein.DieLarvenzerfressendenNusskern.DieLarvenzerfressendenNusskern.
Ausbohrloch des Haselnussbohrers
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GegenmaßnahmenSoweit möglich, kann eine schonende Bodenbearbeitung unter den Sträuchern im Spät- winterdieZahlderhierüberwinterndenLarven/Puppenetwasreduzieren.
EssindkeinePflanzenschutzmittelzugelassen.
Larve des Haselnussbohrers in geöffneter Nuss
Knospengallmilbe (Phytoptus avellanae)
SchadbildImFrühjahrerkenntmankugelartigverformteKnospen(Knospengallen).DerAustriebdie-serKnospenistverzögert.DieBlätterundBlütenknospensindspätervergallt,deformiertundverhärtet.
BiologieDieSaugtätigkeitderKnospengallmilbenführtzudenbeschriebenenSymptomen.IndenGallensindüberdiegesamteVegetationszeitvieleMilbenauffindbar.ZurÜberwinterungwanderndieGallmilbenimSpätsommerindieneuenKnospen.
GegenmaßnahmenBeiBefallisteinHerausschneidenbetroffenerTriebeimWintersinnvoll. nicht ausgetriebene Knospen durch
Gallmilbenbefall
3.3.2 Walnuss
Anthraknose (Marssonina juglandis/Gnomonia leptostyla)
SchadbildImFrühsommer,besondersnach feuchtenWitterungsabschnittensindaufdenBlätternbeginnenddunkle,rötlichbrauneFleckenerkennbar,dieauchzugrößerenPartienzusam-menfließenkönnen.AufderBlattunterseitebildensichSporenlager.Eskommtzumfrüh-zeitigen Laubfall. Zusätzlich werden unreife Früchte geschädigt. Dunkle eingesunkene,trockeneStellenentwickelnsichaufdergrünenHülle,beistarkemBefallistauchvorzeiti-gerFruchtfallmöglich.InJahrenmitmassiverInfektionkönnendieBäumeimAugustbe-reits laublos sein.
BiologieDieser Blatt- und Fruchtbefallwird durch einen Pilz verursacht. Er vermehrt sich unterFeuchteundWärmesehrintensiv.DieSporenwerdenmitRegentropfenverbreitet,nieder-schlagsreiche Sommer begünstigen damit eine epidemieartige Ausbreitung. Der Pilz über- wintertaninfiziertenBlätternundFrüchten.DerBakterienbrandderWalnussXanthomo- nas juglandiskannähnlicheSymptomehervorrufen.
GegenmaßnahmenInJahrenmitstarkemBefallistesratsam,LaubundFrüchteunbedingtimHerbstunterdenBäumenzuentfernen.JebesserderBaumamStandortnachNiederschlägenabtrock-nenkann,umsogeringersindzuerwartendeInfektionen.DeshalbsollteZusatzbewässe-rung nicht in die Krone gelangen.
Blattflecken durch Anthraknose
Anthraknoseflecken auf der Fruchtschale
3.3.2 Walnuss
Anthraknose (Marssonina juglandis / Gnomonia leptostyla)
Schadbild
Im Frühsommer, besonders nach feuchten Witterungsabschnitten sind auf den Blättern beginnend dunkle, rötlich braune Flecken erkennbar, die auch zu größeren Partien zusammenfließen können. Auf der Blattunterseite bilden sich Sporenlager. Es kommt zum frühzeitigen Laubfall. Zusätzlich werden unreife Früchte geschädigt. Dunkle eingesunkene, trockene Stellen entwickeln sich auf der grünen Hülle, bei starkem Befall ist auch vorzeitiger Fruchtfall möglich. In Jahren mit massiver Infektion können die Bäume im August bereits laublos sein.
Biologie
Dieser Blatt- und Fruchtbefall wird durch einen Pilz verursacht. Er vermehrt sich unter Feuchte und Wärme sehr intensiv. Die Sporen werden mit Regentropfen verbreitet, niederschlagsreiche Sommer begünstigen damit eine epidemieartige Ausbreitung. Der Pilz überwintert an infizierten Blättern und Früchten. Der Bakterienbrand der Walnuss Xanthomonas juglandis kann ähnliche Symptome hervorrufen.
Gegenmaßnahmen
In Jahren mit starkem Befall ist es ratsam, Laub und Früchte unbedingt im Herbst unter den Bäumen zu entfernen. Je besser der Baum am Standort nach Niederschlägen abtrocknen kann, umso geringer sind zu erwartende Infektionen. Deshalb sollte Zusatzbewässerung nicht in die Krone gelangen.
Walnuss-Fruchtfliege (Rhagoletis completa))
Schadbild
Die grüne Fruchtschale verfärbt sich, das Gewebe bleibt aber feucht und unverletzt im Vergleich zu Symptomen, die von Pilzkrankheiten ausgelöst werden (harte, trockene
Blattflecken durch Anthraknose
Anthraknoseflecken auf der Fruchtschale
von Fruchtfliegenmaden befallene grüne Fruchtschale
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Walnuss-Fruchtfliegen(Rhagoletis completa und Rhagoletis suavis)
SchadbildDie grüne Fruchtschale verfärbt sich, dasGewebe bleibt aber feucht und unverletzt imVergleich zu Symptomen, die von Pilzkrankheiten ausgelöst werden (harte, trockene, gerisseneFlecken).UnmittelbarunterderFruchthautbefindensichMadenimPflanzen- gewebe.DiesedringenjedochnichtbiszurNussvor.BeiFrühbefallistdieSamenentwick-lung gestört.
BiologieDieMaden (Larven)derWalnussfruchtfliegenzerfressendiegrüneFruchtschale.Dieer-wachsenen Weibchen legen zu Sommerbeginn bis zu 15 Eier in eine Fruchttasche pro Nuss ab.NachvollständigerLarvenentwicklungverlassendieLarvendieNuss,fallenzuBodenundverpuppensich indenoberenBodenschichten.DievollständigentwickeltenFliegenschlüpfenimFolgejahr.SiesindderKirschfruchtfliegesehrähnlich,jedochetwasgrößerals diese.
GegenmaßnahmenWalnussfruchtfliegen sind erst seit wenigen Jahren in der Region Berlin als Schädlingenachgewiesen. Die Bäume werden flächendeckend in teils unterschiedlicher Stärke be- fallen.DieBekämpfungsmaßnahmenentsprechendenenderKirschfruchtfliege.DieMaß-nahmenzeigeninvielenFällenkeinebefriedigendeWirkung.BestimmteSortengeltenalsgeringerbefallen.www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/merkblaetter/de/download/walnussfruchtfliege.pdf
von der Fruchtfliegenmade befallene grüne Fruchtschale
Made der Walnussfruchtfliege
Zierläuse (Callaphis juglandis, Chromaphis juglandicola)
SchadbildDievondenLäusenbefallenenBlätterweisenkeineSaugschädenauf,wohlabergroßeMengen klebrigen Honigtau.
An Haselnüssen tritt die Art Myzocallis coryli auf.
BiologieSowohlanWalnussalsauchanHaselnüssenkommensporadischwirtspflanzenspezifischeZierläusevor.DerSchadenistsehrbegrenzt.Honigtaukannjedochlästigwerden.DieZier-läuseführenkeinenWirtswechseldurchundüberwinternandenNussbäumen.
GegenmaßnahmenDie Zierläuse werden ausreichend durch natürliche Gegenspieler reguliert. Gegenmaß-nahmen sind nicht notwendig.
Gestreifte Walnusszierlaus
Gestreifte Walnusszierlaus, vergrößert
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Filzgall- bzw. Pockenmilben (Eriophyes tristatus)
SchadbildAnfangs sindblattunterseitsfilzige Flecken zu erkennen. Später zeigen sichblattunter-undblattoberseitsimHochsommerstecknadelgroßeKnötchen,dieerstgrün,späterrötlichausgefärbtsind.DieBlätterrollensicheinodersindinihrerGesamtheitdeformiert.Ver-gleichbare Symptome entstehen auch an den grünen Nusshüllen.
BiologieDieFilzkrankheitaberauchdiePockensymptomewerdenvoneinerGallmilbenartmitun-terschiedlichenRassenverursacht.DieMilbenwandernausdenWinterversteckenunterdenKnospenschuppenaufdiesehrweichenBlätterundverursachendurchSaugtätigkeitdieunterschiedlichenBefallsbilder.Warmes,trockenesWetterimFrühjahrundmildeWin-ter begünstigen die Milben in ihrer Entwicklung.
GegenmaßnahmenDirekteMaßnahmensindanaltengroßenNussbäumennichtmöglich.DerBefallreguliertsichüberdieJahreunddiejeweiligeWitterungsentwicklung.
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Filzgall – bzw. Pockenmilben (Eriophyes tristatus)
Schadbild
Anfangs sind blattunterseits filzige Flecken zu erkennen. Später zeigen sich blattunter- und blattoberseits im Hochsommer stecknadelgroße Knötchen, die erst grün, später rötlich ausgefärbt sind. Die Blätter rollen sich ein oder sind in ihrer Gesamtheit deformiert. Vergleichbare Symptome entstehen auch an den grünen Nusshüllen.
Biologie
Die Filzkrankheit aber auch die Pockensymptome werden von einer Gallmilbenart mit unterschiedlichen Rassen verursacht. Die Milben wandern aus den Winterverstecken unter den Knospenschuppen auf die sehr weichen Blätter und verursachen durch Saugtätigkeit die unterschiedlichen Befallsbilder. Warmes, trocknes Wetter im Frühjahr und milde Winter begünstigen die Milben in ihrer Entwicklung.
Gegenmaßnahmen
Direkte Maßnahmen sind an alten großen Nussbäumen nicht möglich. Der Befall reguliert sich über die Jahre und die jeweilige Witterungsentwicklung.
Schadbild der WallnusspockenmilbeSchadbild der Walnusspockenmilbe
Impressum
HerausgeberSenatsverwaltungfürUmwelt,VerkehrundKlimaschutzÖffentlichkeitsarbeitAm Köllnischen Park 310179 Berlinwww.berlin.de/senuvk
Inhalte und BearbeitungSenatsverwaltungfürUmwelt,VerkehrundKlimaschutzPflanzenschutzamtBerlin
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Berlin, November 2017