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Bilanz Rhein 2020
InternationaleKommissionzumSchutzdesRheinsCommissionInternationalepourlaProtectionduRhinInternationaleCommissieterBeschermingvandeRijnInternationalCommissionfortheProtectionoftheRhine
Inhalt
Zusammenfassung 4
1.Einleitung 7
2.Ökologie 8
3.Wasserqualität 16
4.Hochwasser 25
5.Niedrigwasser 33
6.Klimawandel 37
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR4
DieBilanzderUmsetzungdesProgramms„Rhein2020“stelltsichwiefolgtdar.
� Seit2000wurdenrund140km²Überschwemmungsflächenreaktiviertund124AuengewässerwiederandenRheinhauptstromangebunden.Dasfür2020gesetzteZiel,100Alt-undNebengewässerwiederandenRheinanzuschließen,wurdebereitsEnde2018weitübertroffen.BeimSchutzwertvollerAuenökosystemewurdenaußerdemerheblicheFortschrittegemacht.
� Nur166kmdesRheinuferskonntenseit2000ökologischaufgewertetwerden.WegenintensiverNutzungalsSchifffahrtsstraßebleibtdiesesZielweithinterderVorgabevon800kmzurück.
� Knapp600WanderhindernisseimRheinundindenfürdieWiederansiedlungvonWanderfischenwichtigenNebenflüssensindzurückgebautodermitFischpässenausgerüstetworden.Mehrals28%derwertvollenHabitatflächenfürdenLachssinddamitwiederandenRheinangebundenundweitereAusbreitungsmöglichkeitenfürandereFisch-undTierartengegeben.
� HeutekehrenwiederjährlicheinigehundertLachseausderNordseeindieerreichbarenZuflüssedesRheinszurückundvermehrensichnatürlich.
�� EinMeilensteinfürdieWiederherstellungderWanderfischrückkehrausdemMeerindasRhein-undMaas-SystemwurdeEnde2018mitderteilweisenÖffnungdesHaringvlietdammssüdlichvonRotterdamgesetzt.MitdemBauvonFischpässenanviergroßenStaustufenimOberrheinrücktdasZiel,denRheinvonderNordseebisindieSchweizwiederfürdieFischwanderungzuöffnennäher,auchwennesnochnichtvollständigerreichtist.EsmüssenweitereWanderhindernissebeseitigtundHabitateaufgewertetwerden.
Bilanz Rhein 2020
Die�seit�2001�laufende�Umsetzung�des�Programms�„Rhein�2020“�umfasst�die�weitere�Verbesserung�des�Ökosystems�Rhein�einschließlich�der�Wasserqualität,�die�Reduzierung�von�Hochwasserrisiken�sowie�den�Grundwasserschutz.�„Rhein�2020“�wurde�durch�die�Beschlüsse�der�Rheinministerkonferenzen�2007�und�2013�um�die�Auswirkungen�des�Klimawandels�sowie�die�Themen�Niedrigwasser�und�Plastikabfall�ergänzt.�Die�Wasserrahmenrichtlinie�(WRRL�–�Richtlinie�2000/60/EG)�und�die�Hochwasserrisikomanagementrichtlinie�(HWRM-RL�–�Richtlinie�2007/60/EG)�haben�wesentlich�zur�Realisierung�des�IKSR-Programms�beigetragen.�
Die�Bilanz�macht�deutlich,�dass�viele�Ziele�des�Programms�„Rhein�2020“�erreicht�oder�auf�den�Weg�gebracht,�aber�nicht�alle�seinerzeit�gesetzten�Ziele�vollständig�erreicht�werden�konnten.�Die�nicht�erreichten�Ziele�erfordern�weitere�Anstrengungen�im�Rahmen�der�Umsetzung�des�IKSR-Programms�„Rhein�2040“.�Dies�gilt�auch�für�neue�Problemstellungen�in�den�einzelnen�Bereichen�Ökologie,�Wasserqualität�sowie�Hoch-�und�Niedrigwasser�unter�Berücksichtigung�der�Auswirkungen�des�Klimawandels.�
Ökologie
Zusammenfassung
5Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
�� AlleökologischenMaßnahmeninVerbindungmitderverbessertenWasserqualitäthabendieVoraussetzungfüreineErhöhungderArtenvielfaltgeschaffenundmachendasÖkosystemdesRheinsgegenüberdemKlimawandelwiderstandsfähiger.BeidenweiterenBemühungenmüssendieindenStaatendesRheineinzugsgebietsgesammeltenErfahrungengenutztundgeteiltwerden.
�� DieStickstoff-FrachtausdemRheineinzugsgebietindieNordseeunddasWattenmeerkonntebis2015um15–20%bedingtdurchdiestetigeErtüchtigung,OptimierungunddenAusbaukommunalerundindustriellerKläranlagengemindertwerden.EinedeutlicheReduzierungdesEintragesvonNährstoffenausdiffusenQuellen(mitdemSchwerpunktlandwirtschaftlicherBereich,aberauchurbaneGebiete)konntenochnichterreichtwerden.
�� EinträgevonMetallensindbereitszwischen1987bis2000deutlichreduziertworden.SiehabensichdurchdenBau,sowiedieOptimierungundModernisierungvonkommunalenundindustriellenKläranlagennach2000weiterverringert.BelastungsursachenmüssenweiterbeobachtetundMaßnahmenunvermindertfortgesetztwerden.
�� ArzneimittelwirkstoffesowieihreAbbau-undTransformationsproduktesindlautBilanz2017imgesamtenEinzugsgebietdesRheinsnachweisbar.AufbauendaufderBilanzhatdieIKSR2019Empfehlungenausgesprochen,wiedieEinträgevonMikroverunreinigungenindieGewässerweiterreduziertwerdenkönnen.DarinwurdenexplizitauchArzneimittelwirkstoffeundRöntgenkontrastmittelbehandelt.
�� DieEmissionenvonPflanzenschutzmittelnkonntendurchneuegesetzlicheRegelungenimStoffrecht,Anwendungs-undZulassungsverbotesowieneueAnwendungstechnikendeutlichreduziertwerden.InsbesondereinkleinerenGewässernkannesjedochweiterhinzeitweisezuSpitzenbelastungenkommen.DieIKSR-Empfehlungen2019zurReduzierungderEinträgevonMikroverunreinigungenrichtensichauchandieLandwirtschaft.
�� DieKommunikationüberdeninternationalenWarn-undAlarmplan(IWAP)Rheinfunktioniertstaaten-undländerübergreifendgut,verlässlichundweb-basiert.
�� Vonden22imSedimentmanagementplan2009identifiziertenRisikogebietenwurdenanzehnStandortendieSanierungenerfolgreichabgeschlossen.
�� DieBiota-Untersuchungen2014/15gebeneinenÜberblicküberdieKontaminationvonBiota(Fischen)mitSchadstoffenimRheineinzugsgebiet.EinigeStoffe,darunterQuecksilber,überschreitenflächendeckenddievorgegebenenUmweltqualitätsnormen.
�� DermengenmäßigeZustandderGrundwasserkörperistweitgehendgut(96%).BedingtinsbesonderedurchzuhoheStickstoffeinträgeistderchemischeZustandjedochfür33%derGrundwasserkörperschlecht.
Wasserqualität
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR6
�� DieStaatenimRheineinzugsgebiethabendenAktionsplanHochwasser(APH)imZeitraum1995bis2020mitKostenvonmehrals14MilliardenEuroerfolgreichumgesetzt.
�� DaswichtigsteZieldesAPH(1998),die„MinderungderHochwasserschadensrisikenum25%bis2020“isterreicht.
�� DasAPH-Ziel,„ExtremeHochwasserständeunterhalbdesstaugeregeltenOberrheinsbis2020umbiszu70cmzumindern“,istnichterreichtworden.VielewasserstandsenkendeMaßnahmensindseit1995umgesetztworden.2020wirdamRheineinRückhaltevolumenfürgroßeHochwasservonrund340Mio.m³zurVerfügungstehen.Bis2030werdeneslautPlanungrund540Mio.m³sein.DieMinderungum70cmwird2020jedochnurpunktuellundnurfürwenigeHochwassererreicht.DieRealisierungderRückhaltemaßnahmenbis2030mussintensiviertundbeschleunigtwerden.
�� DasHochwasserrisikobewusstseininderBevölkerungistu.a.durchdiePublikationvonHochwasserrisikokartengestärktworden.
�� DasHochwassermeldesystemwurdeverbessert.Seit2005sinddieVorhersagezeiträumegegenüber1995um100%verlängert.JährlichtauschensichalleHochwassermelde-undVorhersagezentralenamRhein-vonderSchweizbisindieNiederlande-aus,umdasSystemzuoptimieren.
� DieIKSRhataufderBasiseinerBestandsaufnahme2018einrheinweiteinheitlichesNiedrigwasserüberwachungssystemaufgebaut.SiewirdsichkünftigverstärktüberNiedrigwasserereignisse,derenFolgenundMaßnahmenaustauschen.
�� IKSR-StudienzudenAuswirkungendesKlimawandelsaufdenWasserhaushalt,dieWassertemperaturunddieÖkologieliegenvor.
�� BasierendaufAbflussszenarienfürdienahe(bis2050)unddieferne(bis2100)ZukunfthatdieIKSR2015ihreKlimawandelanpassungsstrategieerstellt,dieinKürzeaktualisiertwird.
�� ImRheineinzugsgebietgibtesbereitsviele,auchgrenzüberschreitendeBeispiele,dieSynergienzwischenHochwasser-,Gewässer-undNaturschutzaufzeigen;einsolchesintegriertesVorgehensollkünftigforciertwerden.
�� EinIKSR-Workshop2018hatSchlüsselfaktorenfüreineerfolgreicheUmsetzungintegrierterMaßnahmenidentifiziertwiedieErarbeitunggemeinsamerVisionen,ZieleundProjektedurchverschiedeneAkteure.Kompromissemüssengefundenwerden.WichtigeElementesinddieSensibilisierungsowieeineangemesseneNutzungdernochverfügbarenFlächen.
Hochwasser
Niedrigwasser
Klimawandel
Integriertes�Vorgehen
7Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
ImMittelpunktdesProgramms„Rhein2020“1,dessenUmsetzungdie13.Rheinministerkonferenz2001inStraßburgbeschlossenhatte,standdieweitereVerbesserungdesÖkosystemsRhein,dieVerminderungderHochwasserrisikensowiederGrundwasserschutz.DiekontinuierlicheÜberwachungdesZustandesdesRheinsunddieweitereVerbesserungderWasserqualitätwarenauchindenletzten20JahrenwichtigeBestandteiledesGewässerschutzes.DieverschiedenenBereichesolltenimSinnedernachhaltigenEntwicklunggleichberechtigtundumfassendberücksichtigtwerden.
DieInternationaleKommissionzumSchutzdesRheins(IKSR)wurde1950gegründetundhattezunächstdasZiel,dieWasserqualitätzuverbessern.NachdemkatastrophalenSandoz-Unfallam1.November1986imRaumBasel,beiwelchemmehrereTonnentoxischerPestizidemitdemLöschwasserauseinerbrennendenLagerhalleindenRheingelangtenunddieaquatischenLebensgemeinschaftenaufhundertenvonKilometernabtöteten,wurdedasambitionierteAktionsprogrammRheingestartet.ErstmalswurdenmitderWiederbesiedlungdesRheinsmitfrühervorhandenenFischartenwiedemLachsökologischeZieleineinIKSR-Programmaufgenommen.NachdenJahrhunderthochwassernamMittel-undNiederrheininden1990erJahrenwurdeeinAktionsplanHochwasserverabschiedetundsomitdasThemenspektrumderIKSRerneuterweitert.Das1999unterzeichnete,erweiterteRheinübereinkommen2integriertedienachhaltigeEntwicklungdesÖkosystems,dieSicherungderNutzungvonRheinwasserzurTrinkwassergewinnung,dieVerbesserungderSedimentqualität,dieganzheitlicheHochwasservorsorgeunddenHochwasserschutzunterBerücksichtigungökologischerErfordernisseunddieEntlastungderNordsee.Seit2000giltzudemdieEU-Wasserrahmenrichtlinie(WRRL)3undseit2007dieEU-Hochwasser-risikomanagementrichtlinie(HWRM-RL).4DieseRichtliniensowieihreTochterrichtliniensindfürdieEU-StaateninderIKSRwichtigeInstrumenteauchzurUmsetzungdesProgramms„Rhein2020“.
DieStaatenimRheineinzugsgebietarbeitenseit70Jahrenerfolgreichzusammen,umdievielfältigenNutzungenunddenSchutzdesGewässersinEinklangzubringen.DabeiarbeitendieMitgliedstaatenderIKSR-dieSchweiz,Frankreich,Deutschland,dieNiederlande,LuxemburgsowiedieEuropäischeGemeinschaft-HandinHandmitdenübrigenStaatenimRheineinzugsgebiet-Österreich,Liechtenstein,ItalienundderbelgischenRegionWallonien.FürihreerfolgreicheArbeitseit1950wurdedieIKSR2013mitdemEuropeanRiverPrizeund2014mitdemInternationalThiessRiverPrizeausgezeichnet.DetaillierteInformationenzurIKSRsindaufwww.iksr.orgnachzulesen.
DervorliegendeBerichtgibteinenÜberblicküberdieEntwicklungenimBereichÖkologie,Wasserqualität,Hochwasser,NiedrigwasserundKlimawandel.DabeiwerdensowohldieerreichtenZieleundErfolgedargestelltwieauchnochnichtErreichtesbenannt.
1. Einleitung
1 Rhein 2020 - Programm zur nachhaltigen Entwicklung des Rheins (2001)
2 Übereinkommen zum Schutz des Rheins (1999)
4 Richtlinie 2007/60/EG
3 Richtlinie 2000/60/EG
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR8
a.�Einleitung
MitdemProgramm„Rhein2020“derIKSRwurdenimHinblickaufdienachhaltigeVerbesserungdesÖkosystemskonkreteZielefürdasJahr2020formuliert,darunter
� dieReaktivierungvon160km²ÜberschwemmungsauenentlangdesRheinhauptstroms;
� derAnschlussvonmindestens100AltarmenoderSeitengewässernandieDynamikdesRheins;
� dieErhöhungderStrukturvielfaltvon800kmUferlinieentlangdesRheins;
� unddieWiederherstellungderökologischenDurchgängigkeitdesRheinsbisBaselundderNebenflüsseausdemWanderfischprogrammfürflussaufwärtsundflussabwärtswanderndeFische(präzisiertindenRheinministerkonferenzen2007und2013).
DasZielderWiederherstellungderökologischenDurchgängigkeitfürdieAuf-undAbwärtswanderungvonFischenwurdenichtnurfürdenRheinselbstgesetzt,sondernauchfürdiejenigenNebenflüsse,diebedeutendeHabitatflächenfürWanderfischeenthalten(Programmgewässer).FürdieAnzahldurchgängigzugestaltenderWanderhindernissewurdeseinerzeitkeinZielfestgelegt.Der2018aktualisierte„MasterplanWanderfischeRhein“5zeigt,wieWanderfischartenimRheingebieterhaltenunddauerhaftwiederangesiedeltwerdenkönnen.
MitdemRhein-MessprogrammBiologiewerdenallesechsJahrederFischbestand,dasMakrozoobenthos(Wirbellose),Makrophyten(Wasserpflanzen),Phytobenthos(festsitzendeAlgen)unddasPlanktonimHauptstromuntersucht.
2. Ökologie
5IKSR-Fachbericht Nr. 247 (2018): Masterplan
Wanderfische Rhein 2018
9Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
6IKSR-Fachbericht Nr. 223 (2015): Überblicksbericht über die Entwicklung des „Biotopverbund am Rhein“ 2005 - 2013
EinweiteresZieldesProgramms„Rhein2020“istes,dasehemalsvorhandeneNetzrheintypischerBiotope,denBiotopverbund,wiederherzustellen.DiedabeierzieltenFortschrittewurdenzuletztdurchpositiveBeispielprojektefürjedenRheinabschnittfürdenZeitraum2005bis2013beschrieben.6DieIKSRprüft,obkünftigflächendeckendeErfolgskontrollenindergesamtenRheinaueaufBasisvonSatellitendatenmöglichsind.
b.�Reaktivierung�von�Überschwemmungsauen
AuensinddiedurchHoch-undNiedrigwassergeprägtenFlächenentlangeinesGewässersmitvielseitigenFunktionenfürdasÖkosystemunddieMenschen.DurchdieReaktivierungvonÜberschwemmungsflächen,d.h.durchdasWiederzulassendernatürlichenÜberflutungundderauetypischendynamischenProzessewieErosionundUmlagerung,werdenwertvolleLebensräumefürRhein-typischeTier-undPflanzenartenzurückgewonnen.InNiedrigwassersituationenkanndieAuealsPufferwirken.DerdynamischeAustauschzwischenAueundGrundwasserverbessertzudemdasBodenökosystemunddiedamitverbundeneSelbstreinigungskraftvonGewässern.
Zudenseit2000umgesetztenMaßnahmengehörenDeichrückverlegungen,dieökologischeFlutungvonHochwasserrückhalteflächenhinterDeichen(vgl.Kap.4„Hochwasser“)sowiedienatürlichereGestaltungvonMündungenanZuflüssendesRheins.ImmermehrProjektefolgeneinemintegriertenAnsatz,d.h.siehabeneineökologischeVerbesserungundeinenverbessertenHochwasserrückhaltsowiezumTeilweitereZielegleichzeitigimVisier.BeispielsweisewurdenimRahmendesniederländischenProgramms„RaumfürdenFluss“imDeltarheinvieleFlächenfürdenHochwasserrückhaltzurückgewonnenundzugleichökologischaufgewertet.DieRenaturierungenderMündungenderNiederrheinzuflüsseEmscherundLippe,dasintegrierteEU-LIFE-ProjektanderLahnunddasEntwicklungskonzeptAlpenrheinsindweitereBeispielefürganzheitlicheAnsätzeiminternationalenRheineinzugsgebiet.
DasProgramm„Rhein2020“zielteebenfallsaufeinenbesserenSchutzwertvollerAuen-Ökosystemeab.WichtigeFortschrittewurdengemacht.Sowurdedasfranzösisch-deutscheFeuchtgebiet„Rhinsupérieur–Oberrhein“(47.500ha)indieRamsar-Liste7aufgenommen,großeRheinauengebietewurdennachFFH-undVogelschutzrichtlinie8eingestuftundmehrereBereichewurdenzuNaturschutzgebietenerklärt.
Bis�Ende�2018�wurden�mehr�als�130�km²�Auenflächen�des�Rheins�reaktiviert.�Bis�2020�werden�voraussichtlich�mehr�als�10�km2�hinzukommen.�Das�für�2020�gesetzte�Ziel�von�160�km²�ist�über�die�letzten�Jahre�kontinuierlich�näher�gerückt.�
7Ramsar-Konvention 1971: Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensräume für Wat- und Wasservögel von internationaler Bedeutung
8Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG)
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR10
c.�Wiederanbindung�von�Rhein-Altarmen������und�-Nebengewässern
DieWiederanbindungvonAltarmenundNebengewässernandenHauptstromdesRheinsstelltdieökologischeVerbindungzwischendemFlussundseinerAuewiederher.SieschafftwertvolleLebensräumefüreineVielzahlvonwasserabhängigenTier-undPflanzenarten.DieselateraleWiedervernetzungerhöhtdiewasserabhängigeBiodiversitätinbesonderemMaße.DurchdenAnschlussseitlicherGewässerwirddemRheinauchmehrRaumgegeben.DieswirktsichpositivaufdieHochwasserentlastungaus.
AufgrunddernaturräumlichenGegebenheitenwurdenbesondersamDeltarheinundOberrheinzahlreicheAltarmeundFlachwasserbuchtenwiederandenRheinangeschlossenunddurchströmteNebengerinneangelegt.DieRenaturierungderInselRohrschollenbeiStraßburgimOberrheinisthierfüreinBeispiel.ZahlreicheMaßnahmensindzurzeitnochinderUmsetzungoderPlanung.BisEnde2020werdenvoraussichtlichknapp30weitereseitlicheGewässerwiederangebunden.
Bis�Ende�2018�wurden�insgesamt�124�
Auengewässer�wieder�an den�Rheinhauptstrom�angebunden.�Bis�2020�
werden�es�voraussichtlich�154�Gewässer�sein.�Das�
für�2020�gesetzte�Ziel,�100�Alt-�und�Nebengewässer�
wieder�an�den�Rhein�anzuschließen,�wurde�
somit�bereits�Ende�2018�weit�übertroffen.�Seit�
Beginn�des�Programms�wurde�die�Anzahl�
wieder�durchströmter�Seitengewässer�
kontinuierlich�gesteigert.�
11Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
d.�Erhöhung�der�Strukturvielfalt�im�Uferbereich������des�Rheins�und�seiner�Rheinarme�StrukturvielfaltfördertbiologischeVielfalt.DenneineabwechslungsreicheGestaltungvonUferundFlussbettschafftneueLebensräumefürRhein-typischeTiereundPflanzen.NatürlichbewachseneundflacheUferbereichekönnenauchdieSelbstreinigungskrafteinesGewässersstärkenunddieAttraktivitäteinerGewässerlandschaftalsNaherholungsraumerhöhen.
VielerortswurdenbetonierteoderausmonotonenSteinschüttungenbestehendeUferbereichedurchnaturnaheflacheundkiesreicheUferersetzt.DurchneuangelegteKiesinseln,wellenschlaggeschützteBereicheunddasEinbringenvonTotholzwurdeentlangdesRheinseineVielfaltneuerLebensräumefürJungfische,WasserpflanzenundwirbelloseKleinsttierewieKrebseundInsektenlarvengeschaffen.
DochdieUmsetzungdiesesZielsläuftnurschleppend,dennsieistsowohlökonomischalsauchgesellschaftlichherausfordernd.FürehrgeizigeProjektemüssengroßeFlächenentlangderUfererworbenwerden,undmancherortsstehenNutzerundAnwohnerMaßnahmenkritischgegenüber.DieUmgestaltungderUferbereichehinzueinemnaturnahenZustandwirddurchdieunklareHandlungs-undKostenträgerschaftfürweiteRheinabschnitteverhindertbzw.zumindestverzögert.SiestehtzudemanvielenStellenimKonfliktmitderNutzungdesRheinsalsSchifffahrtsstraße.
DieBedeutungderErhöhungderUferstrukturvielfaltistinzwischenerkanntunddieRahmenbedingungenfürdieUmsetzungentsprechenderMaßnahmenverbessernsichzunehmend.SeitensdereuropäischenKommissionwerdenProjektezurSchaffungeinerblau-grünenInfrastrukturfinanziellgefördert.
Bis�Ende�2018�wurden�auf�insgesamt�166�km�Maßnahmen�zur�Erhöhung�der�Strukturvielfalt�entlang�des�Ufers�realisiert.�Bis�Ende�2020�kommen�voraussichtlich�mehr�als�60�km�Uferlinie�hinzu.�Das�ursprünglich�gesetzte,�ambitionierte�Ziel,�die�Strukturvielfalt�bis�2020�auf�800�km�entlang�des�Rheins�und�seiner�Rheinarme�zu�verbessern,�wird�somit�deutlich�verfehlt.�Die�Umsetzung�entsprechender�Maßnahmen�wird�durch�die�vielseitigen�Nutzungen�entlang�des�Rheinhauptstroms�vielerorts�erschwert.
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Erhöhung der Strukturvielfalt im Uferbereich
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Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR12
e.�Wiederherstellung�der�Durchgängigkeit
FastalleFischeführenaufderSuchenachNahrung,RückzugsräumenoderOrtenzumAblaichenkurzeWanderungeninnerhalbvonFlüssenundBächendurch.MancheFischartenwiederLachsundderAalmüssendarüberhinausüberweiteDistanzenzwischenMeerundFließgewässernwandern,umsichfortzupflanzen.GravierendeHindernisseimRheinundseinenZuflüssensindQuerbauwerkewieWehreundSchleusen.DieWiederherstellungderökologischenDurchgängigkeitdientnichtnurdenFischen,sondernauchderVerbreitungvielerandereraquatischerTier-undPflanzenartenunddamitdemwichtigengenetischenAustauschvonPopulationen.
592WehreundSchwellenimRheinundindenProgrammgewässernsindwiederdurchgängig,demgegenüberstehennoch160fürFischenichtpassierbaregroßeQuerbauwerkemiteinerFallhöhevonmehrals2m.
EinigeMeilensteinefürdieWiederherstellungderDurchgängigkeitamRheinhauptstromwurdenaberbereitserreicht.Ende2018wurdederHaringvlietdammsüdlichvonRotterdamteilweisegeöffnet.FürdieausderNordseeindieFlüsseMaasundRheinaufsteigendenLachseistderWegbeiausreichendemAbflusswiederoffen.
AußerdemistderRheinhauptstromdurchdenBauvonvierFischpässenandengroßenStaustufendesOberrheinsinIffezheim(2000),Gambsheim(2006),Straßburg(2016)undGerstheim(2019)inzwischenbisunterhalbvonRhinaufürFischedurchwanderbar.DieFischpässeinStraßburgundGerstheimermöglichendenWanderfischendenZugangzupotenziellen59haLaichhabitaten(Lachs)imElz-Dreisam-SystemimSchwarzwald,wennandreifestenSchwellen(Fallhöhe1-2m)imaltenRheinbettindenSchlingenGerstheimundRhinauderAufstiegermöglichtwird,damitdieFischeüberdenLeopoldskanalaufsteigenkönnen.
DochderOberrheinabschnittzwischenRhinauundKembsbeiBaselbleibtweiterhineinHindernisfürdieFischwanderung.BeispielsweisekönnenLachsedieLaichgebieteindenBaslerZuflüssenBirs,ErgolzundWiesesowieinweiterenHochrheinnebenflüssenerstnutzen,wennauchdiedreiverbleibendenStaustufenRhinau,MarckolsheimundVogelgrünimOberrheinpassierbargemachtwordensind.
Bis�Ende�2018�wurden�knapp�600�
Wanderhindernisse�im�Rhein�und�in�den�für�
die�Wiederansiedlung�von�Wanderfischen�
wichtigen�Nebenflüssen�zurückgebaut�oder�mit�
Fischpässen�ausgerüstet.��Das�Ziel,�den�Rhein�von�der�Nordsee�bis�in�die�Schweiz�wieder�für�die�
Fischwanderung�zu�öffnen,�ist�schrittweise�
näher�gerückt,�jedoch�noch�nicht�erreicht.�Noch�immer�sind�viele�wertvolle�Laich-�
und�Jungfischhabitate�wegen�bestehender�Wanderhindernisse�
nicht�erreichbar.
13Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
9 IKSR-Fachbericht Nr. 262 (2019): Bericht über die Ergebnisse der IKSR-Projektgruppe „Oberrhein“ 2015-2019
HierfürsindinderIKSRgemeinsamtechnischundfischökologischmachbareLösungsmöglichkeitenfürFischaufstiegshilfenandenletztennochnichtdurchgängigenStaustufendesOberrheinsausgearbeitetworden9;dieDiskussionenüberdieUmsetzunggehenjedochweiter.ImZugederKonzessionserneuerungfürdasWasserkraftwerkKembswurdedieRestwassermengeimRestrheinerheblicherhöhtundsomiteinZieldesProgramms„Rhein2020“erreicht.NebenderBeseitigungvonWanderhindernissenwurdenvielerortsGewässerundAuenwiedernaturnahergestaltetundsoLebensräumefürFischeaufgewertet.DieUmsetzungderWRRLhatdieseMaßnahmengefördert.
Insgesamtsindheutemehrals28%derpotenziellvorhandenenLachshabitate(insgesamtmehrals1.300ha)wiederandenRheinangebunden.NochimmersindjedochvielewertvolleLaich-undJungfischhabitatefürWanderfischewegenbestehenderWanderhindernissenichterreichbar.
NebenderseitAnfangder1990erJahrelaufendenVerbesserungderFischwanderungstromaufwärts,hatsichdieIKSRintensivdergemeinsamenErmittlunginnovativerAbstiegstechnikenanQuerbauwerkengewidmet.Zielistes,denVerlustvonjungenLachsenoderausgewachsenenAalendurchMortalitätundVerletzungenbeiderAbwärtswanderungindenTurbinenvonWasserkraftanlagenzuverringern.
HeutegibtesfürbestehendekleineWasserkraftwerke,beideneneinemaximaleWassermengevon50m3/sdurchdieTurbinenabgeführtwird,ausreichendErfahrungenmitgutfunktionierendenAbstiegshilfen.AuchaneinigenmittelgroßenKraftwerkenmiteinerAusbauwassermengebiszu150m³/swurdenindenvergangenenJahrenbereitsfunktionsfähigeAbstiegsanlageninstalliert.FürbestehendegrößereAnlagenistnochkeinezufriedenstellende,umsetzbareTechnikbekannt.AlsÜbergangslösungenwerdenmancherortsManagementmaßnahmenanWasserkraftanlagenoderFang-undTransportmaßnahmenfürdenAaldurchgeführt,umzumindestdieFischsterblichkeitundVerletzungenzuverringern.Zudemkönnenauchdurchsogenannte„fischschonende“TurbinengeringereSchädigungsratenerreichtwerden.
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR14
f.�Positive�Effekte�der�Maßnahmen�auf�die�Ökologie
SeitAnfangder1990erJahrehabensichdankdernunmehrgutenWasserqualitätundderbereitsumgesetztenMaßnahmenzurWiederanbindungvonNebengewässernundÜberschwemmungsauen,zurVerbesserungderDurchgängigkeitundzurErhöhungderStrukturvielfaltdieLebensgemeinschaftendesRheinhauptstromsregeneriert.DerBauindustriellerundkommunalerKläranlagenhatdieSauerstoffverhältnisseimRheindeutlichverbessert.DamitwurdedieVoraussetzungfüreineErhöhungderArtenvielfaltgeschaffen.BeiderFischfaunaistdasArtenspektrumnahezuvollständig,wennauchnichtinallenAbschnittenundindenursprünglichenDominanzverhältnissen.DadasWasserdesRheinsheuteklareristalsvor40Jahren,konntensichlokalwiederrheintypischeWasserpflanzengesellschaftenindenAltarmenundingeschütztenBuhnenfelderndesRheinsetablierenunddortLebensräumefürFischebilden.
DieheutigebiologischeVielfaltimRheinisteineanderealsvor40Jahren,weilsichvieleneueArtenangesiedelthaben,dieauchkünftigzumGewässersystemdazugehörenwerden.DieRenaturierungvonGewässernunddieBeseitigungvonWanderhindernissenwerdenrheintypischeArtenbegünstigenunddasÖkosystemstärken.EinigeFischartenimRheinundseinenNebenflüssen(z.B.derAal)sindz.T.weiterhinmitSchadstoffenaushistorischenVerunreinigungenwieQuecksilberbelastet.
NebenanderenRhein-typischenTier-undPflanzenartensindWanderfischewiederLachsoderdieSeeforelleimBereichdesAlpenrheinsbesondersguteIndikatorenfürdenErfolgdesProgramms„Rhein2020“.DenndiesereagierennichtnuraufdenZustanddesHauptstroms,sondernauchaufdieZuflüssemitihrenLaichgebietenundJungfischhabitaten.
135,5
91,5
141,2
112
57,5
170
12
162,8
427
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
Deltarhein
Niederrhein
Mittelrhein
Moselsystem
Mainsystem
Oberrhein unterhalb von Straßburg
Ober- und Hochrhein oberhalb von Straßburg
Fläche (ha)
Laich- und Jungfischhabitatflächen (ha) für Atlantische Lachse in den Programmgewässern für Wanderfische im Rheinsystem - Stand Ende 2018
erreichbar bzw. eingeschränkt erreichbar nicht erreichbar (potenzielle Flächen)
Gesamt: 149
Gesamt: 247,5
Gesamt: 304
0 (keine natürlichen Laichgebiete vorhanden)
15Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Anzahl
Nachweise adulter Lachse im Rheinsystem seit dem Jahr 1990 (n=9586)
Deltarhein
Niederrhein
Mittelrhein
Oberrhein
Hochrhein
* WährendderLachs1958imRheinalsverschollengalt,kehrenheutewiederjährlicheinigehundertLachseausderNordseeindieerreichbarenZuflüssedesRheinszurückundvermehrensichdortnatürlich.
Auchandere,früherweitverbreiteteWanderfischewiederMaifisch,dieMeerforelleunddasMeerneunaugeschwimmenwiederimRhein.DiePopulationenvonLachs,MaifischundMeerforellesindnochnichtselbsterhaltendundmüssenindenmeistenProgrammgewässernbzw.imRheinnochdurchBesatzmaßnahmengestütztwerden.
HingegenkonntederNordseeschnäpel,eineursprünglichimNiederrheinundDeltarheinheimischeundzwischenzeitlichausgestorbeneWanderfischart,wiedersoerfolgreichangesiedeltwerden,dassdiePopulationsichinzwischen,auchohneBesatzmaßnahmen,erfolgreichetablierthat.
Nachweise adulter Lachse im Rheinsystem seit dem Jahr 1900 (n=9586)
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR16
a.�Einleitung
DieIKSRhatsich2001zumZielgesetzt,dass„dieTrinkwassergewinnungmiteinfachen,naturnahenAufbereitungsverfahrenmöglichistundWasserinhaltsstoffewedereinzeln,nochinihremZusammenwirkennachteiligeEffekteaufdieLebensgemeinschaftenvonPflanzen,TierenundMikroorganismenhaben.“UmeinmöglichstumfassendesBildderBelastungssituationzuerhalten,werdendasMonitoring,dieBewertungssystemeunddieMesstechnikenindenStaatenkontinuierlichangepasstundweiterentwickeltwiez.B.mitIKSR-SondermessprogrammenundVergleichsuntersuchungenzurNon-Target-Analytik,etc.EingroßerVorteildieserneuenMethodenistdieIdentifizierungbisherunbekannterBelastungen.OftmalshandeltessichdabeiumStoffe,fürdieesnochkeine(gesetzlichen)NormenundErkenntnissezurReduzierunggibt,unddieWasserbehördenunddieTrinkwasserversorgerbeiReduzierungsmaßnahmenvorneueHerausforderungenstellen.InsbesonderebeipolarenundpersistentenSubstanzenbewirkendieklassischenTrinkwasseraufbereitungs-bzw.AbwasserreinigungsverfahrenoftmalskeinensignifikantenReduzierungseffekt.EinVertreterdieserGruppeistz.B.Trifluoracetat(TFA),einSalzderTrifluoressigsäure.
DieMessstationenentlangdesRheins,dieauchindenInternationalenWarn-undAlarmplan(IWAP)eingebundensind,sindguteBeispielefüreinenvorbeugendenAnsatzbeimGewässerschutz.AufdieindeninternationalenMessstationenWeilamRhein(rheinabwärtsvonBasel)undBimmen/Lobith(GrenzregionDeutschland-Niederlande)eingesetztenneuenMesstechnikenwirdinsoweitbesondershingewiesen.DasMesssysteminbeidenStationenermöglichtunteranderemeineumfassendeundzeitnaheAnalysederindasFlusssystemeingeleitetenorganischenStoffeundkannauchunbekannteSubstanzenaufdecken.DadurchlassensichdieQuellenvonVerunreinigungeninderRegelzeitnahorten,unddievondenBehördeninformiertenVerursacherkönnenumgehendGegenmaßnahmentreffen.InsoweitschärftesauchdasUmweltbewusstseinderpotenziellenVerursachervonGewässerbelastungen.
Weiterhinsindseit2008ergänzendzudenbisherigenStoffgruppen,wiez.B.NährstoffeundMetalle,InformationenüberdieRelevanzverschiedenerMikroverunreinigungenimRheineinzugsgebietundüberdieAnsätzezurMinderungderGewässerbelastungzusammengetragenundinstoffgruppenspezifischenIKSR-Fachberichtenpubliziertworden.
b.�Nährstoffe
Eszeigtsichjedoch,dassdiedeutlichsteReduzierungimRheineinzugsgebietbereitsvordemJahre2000stattgefundenhat.Seit2010sinddieKonzentrationenfürPundNaufgleichbleibendemNiveau.DiePhosphor-KonzentrationenimGewässerüberschreitenaneinigenMessstellennachwievordienationalenVorgaben.Seit1990sinddieGesamtstickstoff-FrachtenamOberrheinaufgleichbleibendemNiveauundgehenamMittel-sowieNiederrheinleichtzurück.
3. Wasserqualität
Die�bis�2015�vereinbarte�Minderung�der�Stickstoff-
Fracht�in�Höhe�von�15�–�20�%�aus�dem�Rheineinzugsgebiet�in�die�Nordsee�und�das�Wattenmeer�
wurde�knapp�erreicht�(Referenzjahr�2000).�
17Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
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Landwirtschaft kommunale Kläranlagen Industrie
DieReduzierungderNährstoff-FrachtengehtvorallemaufdieAnstrengungenimBereichderkommunalenundindustriellenAbwassereinleitungendervergangenenJahrzehntezurück.Bzgl.PhosphorundAmmoniumgibtesjedochteilweisenochOptimierungspotenzialbeikommunalenKläranlagen.EinedeutlicheReduzierungdesNährstoffeintragesausdiffusenQuellen(mitdemSchwerpunktLandwirtschaft,aberauchurbaneGebiete)istnochnichterreicht.IndenkommendenJahrenbedarfesweitererAnstrengungen,umdieEmissionenweiterzureduzieren.
UmeinengutenZustandindenKüstengewässernwieauchimBinnenlandhinsichtlichderNährstoffezuerreichenundpermanenteinhaltenzukönnen,müssendieBelastungsursachenweiterbeobachtetunddieeingeleitetenMaßnahmeninallenStaatenimRheineinzugsgebiet,insbesondereauchimHinblickaufdieStickstoffbelastungdesGrundwassersunvermindertfortgesetztwerden.
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Landwirtschaft kommunale Kläranlagen Industrie
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Ges
amt-N
(Kilo
tonn
en/J
ahr)
Jahresfrachten Gesamt N (normiert, in Kilotonnen/Jahr)
Weil am Rhein Lauterbourg-Karlsruhe Koblenz/Rhein Bimmen-Lobith
Phosphoremissionen (Kilotonnen/Jahr)
Koblenz/Rhein
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR18
Die�Einträge�von�Metallen�in�die�Fließgewässer�
wurden�bereits�während�des�Aktionsprogramms�Rheins�in�den�Jahren�
1987�bis�2000�deutlich�reduziert�und�wurden�durch�den�Bau,�sowie�
die�Optimierung�und�Modernisierung�
von�kommunalen�und�industriellen�
Kläranlagen�nach�2000�weiter�verringert.�
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Schwermetallkonzentrationen in Bimmen/Lobith (in µg/l)
Blei Kupfer Nickel Zink (sekundäre y-Achse) Cadmium
Bei�Pfl�anzenschutzmitteln�gibt�es�einige�positive�Beispiele,�bei�denen�
durch�neue�gesetzliche�Regelungen�im�Stoffrecht�
(Pfl�anzenschutzmittel-�und�Biozidrecht),�Anwendungs-�und�Zulassungsverbote�und�neue�Anwendungstechniken�
sowie�internationale�Zusammenarbeit�
deutliche�Reduzierungen�der�Emissionen�erreicht�
werden�konnten.
c.�Metalle
BeidenindustriellenKläranlagenhatmanzumeistdiehöchstenReduzierungsanteileerzielt.DurchdenRückgangderBedeutungderPunktquellenwerdenauchbeidenMetallendieGewässerbelastungenheutemeistdurchdieEinträgeausdiffusenQuellendominiert.WichtigediffuseEintragspfadesindu.a.dieErosion,derGrundwasserzuflussundderOberflächenabfluss.
AuchhiergiltesdieBelastungsursachenweiterzubeobachtenunddieeingeleitetenMaßnahmeninallenStaatenimRheineinzugsgebietunvermindertfortzusetzen.
d.�Pfl�anzenschutzmittel
SoliegenbeispielsweisedieAtrazin-KonzentrationenimRheinanderMessstationBimmenseitJahreninderRegelunterhalbderBestimmungsgrenzeund–mitAusnahmedesJahres2000miteinemMaximalwertvon0,2µg/l-immerdeutlichunterdemTrinkwasser-Zielwertvon0,1µg/l.Atrazindarfseit2005bzw.2007inderEUundseit2009inderSchweiznichtmehrangewendetwerden.EinähnlichesPositivbeispielistIsoproturon.DankvielfältigerMaßnahmen,insbesondereinderLandwirtschaft,konntendieEinträgeunddamitdieIWAP-WarnmeldungenamRheinfürIsoproturonstarkverringertwerden.Seit2016wurdenkeineIsoproturonfundemehrgemeldet.Hierzuträgtauchbei,dassIsoproturonseitJuni2016EU-weitnichtmehralsWirkstoffzugelassenist,auchwennesnochbisOktober2017verwendetwerdendurfte.
19Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
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Jahresdurchschnittskonzentrationen von Carbamazepin (µg/l)
Weil am Rhein Koblenz Bimmen
Die�IKSR�hat�2019�Empfehlungen�ausgesprochen,�wie�die�Einträge�von�Mikroverunreinigungen�in�die�Gewässer�reduziert�werden�können.10
10 IKSR-Fachbericht Nr. 253 (2019): IKSR-Empfehlungen zur Reduktion von Mikroverunreinigungen in Gewässern
EswerdenabernachwievorPflanzenschutzmittelsowiederenAbbauprodukteimRheinundseinenZuflüssen-zumTeilsogaroberhalbvonUmweltqualitätsnormen(UQN)bzw.vontrinkwasserrelevantenBeurteilungswerten-nachgewiesen.DiesgiltvorallemnachstärkerenRegenfällenkurznachAnwendunginderLandwirtschaft.Insbesondereinkleineren,regionalenOberflächengewässernkannesbeiungünstigerzeitlicherKorrelationzwischenderAnwendungvonPflanzenschutzmittelnundNiederschlägenzuSpitzenbelastungenkommen.
SpitzenbelastungenimRheinwerdenauchüberdeninternationalenWarn-undAlarmplanRhein(IWAP)gemeldet.DieHäufigkeitderMeldungenkanndabeiauchdurchdieMessmethodenbeeinflusstsein,welchesichüberdieJahreimmerweiterverbesserthaben,sodassdeutlichmehrStoffegemessenwerdenkönnen.DamitsindBelastungendurchPflanzenschutzmittelweiterhineinProblemfürdasÖkosystemwieauchfürdieTrinkwassergewinnung.EntsprechendsindauchhierdieeingeleitetenMaßnahmeninallenStaatenimRheineinzugsgebietunvermindertfortzusetzen.
e.�Arzneimittelwirkstoffe,�Biozide�und�����weitere�Mikroverunreinigungen
FürMikroverunreinigungenistheutebereitsdeutlich,dasssiedieGewässerqualitätnegativbeeinflussenundsowohlfürdieÖkologiealsauchfürdieTrinkwassergewinnungrelevantseinkönnen.Arzneimittelwirkstoffewiez.B.Carbamazepin,ihreAbbau-undTransformationsproduktesindimgesamtenEinzugsgebietdesRheinsnachweisbar.DiehöchstenKonzentrationenwurdenimUnterlaufdesRheinsundinZuflüssenmiteinemhohenAnteilankommunalemAbwassernachgewiesen.ArzneimittelwirkstoffewerdenzudemimRohwasservonTrinkwassergewinnungsanlagenundteilweiseimTrinkwassergefunden.
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR20
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Dieldrin Metazachlor Terbutylazin Chlortoluron Metolachlor Isoproturon
Anzahl IWAP Meldungen
BiozideundKorrosionsschutzmittelwerdenimRheineinzugsgebietweiterhininstarkschwankendenKonzentrationennachgewiesen.11FürmancheStoffekanneineReduktiondermaximalenKonzentrationenbeobachtetwerden(BeispielDiethyltoluamid;DEET).Biozid-KonzentrationenkönneninderGrößenordnungvonökotoxikologischrelevantenWertenliegen(z.B.wardies2016beiCybutrynderFall).FürBiozideundKorrosionsschutzmittelwurdeneineteilweiseungenügendeDatenlageundkomplexeEintragsmusterfestgestellt.
InsbesonderefürRöntgenkontrastmittelwerdenrelativhoheundteilweisesteigendeKonzentrationen(z.B.fürIopromid)festgestellt.SiewerdenalsbiologischinaktiveSubstanzenentwickelt,aufgrundihrerStabilitätinKläranlagenkaumabgebautundkönnenbeiderTrinkwassergewinnungeinProblemdarstellen.
FürArzneimittelwirkstoffeundweitereMikroverunreinigungenstellenEinträgeausdemKläranlagenablauf(kommunalundindustriell)meistdenwichtigstenEintragspfadindieOberflächengewässerdar.DerEinsatzvonweitergehendenVerfahrenzurEliminierungvonMikroverunreinigungenausdemAbwasseristdahereineMaßnahmenoption,wennweitereMaßnahmen,z.B.anderQuelleundimProduktionsprozess,nichtausreichen.
f.�IWAP�Rhein
DerIWAPRhein12isteineKernaufgabederIKSR.EreignetsichtrotzallerVorsorgemaßnahmeneinStörfalloderfließenSchadstoffeinerheblichenMengenindenRhein,greiftderIWAPRhein,deralleRheinanliegerstaatenundvorallemdieUnterliegereinesEreignissessowiedieTrinkwasserwerkewarnt.NebendenWarnmeldungen,dienurbeiweitreichendenernstenGewässerverschmutzungenausgelöstwerden,wirdderIWAPauchzunehmendfürdenAustauschzuverlässigerInformationenüberGewässerverunreinigungengenutzt,dieimRhein,Neckar,MainundkleinerenNebenflüssendurchMessstationengemessenwerden.FürdenFall,dassdieVerursacherunbekanntsind,werdendiefürdieVerunreinigungVerantwortlichenüberdenIWAPgesucht.
Die�Kommunikation�über�den�internationalen�
Warn-�und�Alarmplan�Rhein�(IWAP�Rhein)�
funktioniert�staaten-�und�bundesländerübergreifend�
gut�und�verlässlich.
11IKSR-Fachbericht Nr. 183 (2010): Auswertungsbericht
Biozide und Korrosionsschutzmittel
12 IKSR-Fachbericht Nr. 177 (2009): Internationaler Warn- und Alarmplan
Rhein
21Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
13IKSR-Fachbericht Nr. 255 (2019): Internationaler Warn- und Alarmplan Rhein (IWAP)- Meldungen 2018
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Schiffe Industrie Landwirtschaft Andere unbekannt Warnung
Anzahl IWAP Meldungen
Von�den�22�im�Sedimentmanagementplan�200914�identifizierten�Risikogebieten�wurden�für�zehn�Standorte�die�Sanierungen�erfolgreich�abgeschlossen15.
14 IKSR-Fachbericht Nr. 175 (2009): Sedimentmanagementplan Rhein
15 IKSR-Fachbericht Nr. 212 (2014): Umsetzung des Sedimentmanagementplans
ImLaufederZeitwurdeerimmerwiederanmoderneKommunikationsmittelangepasstundläuftinzwischenübereineInternet-Austauschplattform.
DieGesamtzahlderMeldungenhatinsgesamtimZeitraumEndeder80erJahrebisAnfangder2000erJahreabgenommenundstiegseit2003wiederan.Diesistdaraufzurückzuführen,dassvorallemdurchdieständigintensivierteÜberwachung,dieverbesserteAusrüstungderMessstationenunddiezunehmendeBedeutungderzeitnahenGewässerüberwachungimmermehrMeldungenausgelöstwerden.13AußerdemsinddieOrientierungswertefürdieAuslösungeinerMeldungseit2009deutlichniedriger.
g.�Sedimentmanagement
SeitAufstellungdesSedimentmanagementplaneswurdeninallenStaatenweitereSedimentuntersuchungensowieineinigenStaatenSanierungsmaßnahmendurchgeführtbzw.abgeschlossen.
DieQualitätderrezentenSedimenteentsprichtimNormalfallderjenigenderaktuellenSchwebstoffe.DielangfristigenSchwebstoffbelastungtrendsfürBleibeispielsweisezeigeneinestetigeAbnahmeaufgrunddesRückgangsderBleieinträgeindieGewässer.UmdieResuspendierungvoninSedimentengebundenenAltlastenzuvermeiden,istu.a.dieweitereUmsetzungdesSedimentmanagementplanserforderlich.
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR22
h.�Analytik/neu�auftretende�Substanzen
ImErgebniskönnenu.a.frachtrelevanteStoffebessererkanntundbilanziertwerden,dieauskommunalenundindustriellenEinleitungenemittiertwerden.DieZusammenarbeitderLabore,dieStandardisierungvonAnalytikunddieAuswertungentlangdesRheinswurdendeutlichverbessert.
HinsichtlichdesUmgangsmit„neuen“bzw.wasserrechtlichnichtinallenStaatengeregeltenStoffen,derenBewertungundderEinschätzungihrerRelevanzfürdieSchutzgüterTrinkwassergewinnungundaquatischeLebensgemeinschaftenwurdederInformationsaustauschintensiviert.
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2016 2017
Entwicklung der Pb Gehalte im Rhein-Schwebstoff (Jahresmittelwerte, mg/kg )
Weil am Rhein Lauterbourg/Karlsruhe Koblenz-Rhein Bimmen-Lobith Maassluis
Die�analytischen�Verfahren�wurden�u.a.�durch�die�
Möglichkeiten�der�Non-Target�Analytik�deutlich�
weiterentwickelt.
23Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
i.�Biota-Untersuchungen
DieIKSRhat2014und2015eingemeinsamesUntersuchungsprogrammzurKontaminationvonBiota(Fischen)mitSchadstoffenimRheineinzugsgebietdurchgeführt.16Zielwares,vergleichbareDatenzuerhalten,dadieUntersuchungenderStaatenzuvorsehrunterschiedlichwarenundeinegemeinsameAuswertungkaummöglichwar.FürdiesesPilotprogrammwurdenausgewählteFischartenan37MessstellenimRheineinzugsgebietanalysiert.
DabeiwurdendieUQNfürQuecksilberundpolybromierteDiphenylether(PBDE)fastflächendeckendüberschritten.FürPerfluoroctansäure(PFOS),Hexachlorbenzol(HCB)sowieHeptachlorundHeptachlorepoxidwurdenteilweiseÜberschreitungenderUQNfestgestellt.
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Biota-UQN 20 µg/kg
DiesgiltauchfürDioxine,FuraneunddioxinähnlichepolychlorierteBiphenyle,soferndieErgebnisseaufKörperfettnormalisiertwerden.UnterschiedeinderBelastungssituationwarenimLängsverlaufdesRheinsundzwischendenFischartensichtbar.
AuchinZukunftsollendieBiota-UntersuchungenimRheineinzugsgebietmöglichstharmonisiertunddamitvergleichbardurchgeführtwerden.LautWRRLmüssendieUQNbis2027eingehaltenwerden.DieStaatensindverpflichtet,hierzuMaßnahmendurchzuführen.
j.�(Mikro-)Plastik
DasThema(Mikro-)Plastikistweiterhin,insbesonderewegendesMeeresmülls,imFokusdesöffentlichenInteresses.EsistGegenstandeinerVielzahlvonForschungsprojektenbzw.Untersuchungsprogrammen.AuchaufderGrundlagederMeeresstrategierahmenrichtlinie17findetinderIKSRseit2013einjährlicherInformationsaustauschdazustatt.DieserInformationsaustauschunddiebisherverfügbarenStudienzeigen,dassnocherheblicheWissenslückenhinsichtlichdesUmweltverhaltensundderUmweltfolgenvon(Mikro-)PlastikbestehenunddieDatenlagezuverbessernist.
16 IKSR-Fachbericht Nr. 252 (2018): Statistische Auswertung von Messungen zur Kontamination von Biota/Fischen mit Schadstoffen im Einzugsgebiet des Rheins in den Jahren 2014/2015
17 Richtlinie 2008/56/EG
Überschreitung der Biota-Umweltqualitätsnorm für Quecksilber für verschiedene Fischarten
Döbel Rotauge Brassen/Güster
Zander Flussbarsch
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR24
18 IKSR-Fachbericht Nr. 209 (2013): Darstellung der
Rheinwassertemperaturen auf der Basis validierter
Temperaturmessungen von 1978 bis 2011
UnabhängigdavonsindjedochdiePlastikeinträgeindieGewässerzuminimierenundentsprechendeMaßnahmenmöglichstdirektanderQuelleanzusetzen.DiesistinersterLiniekeineAufgabederWasserwirtschaft,sondernumfassteineVielzahlanSektoren,insbesonderederAbfallwirtschaftundderIndustrie.
DaherwurdenbereitsaufverschiedenenEbenenaußerhalbderIKSRBeschlüssezurReduzierungvon(Makro-)PlastikinderUmweltgefasst,u.a.zuEntwicklungundUmsetzunggemeinsamereuropäischerMaßnahmenzurReduzierungundVermeidungvonKunststoffabfällen,IdentifikationvonForschungsbedarfbzw.-schwerpunktensowiePrüfungvonMaßnahmenzurReduzierungdesEintragesindieUmwelt.
k.�Temperaturveränderung
DieWärmebelastungimRheineinzugsgebietnimmtaufgrunddesKlimawandelszu.DiedurchschnittlichenWassertemperaturenstiegenimMittelvon1978bis2011bereitsumrund1°Cbis1,5°Can.18ZusätzlichtragenanthropogeneWärmeeinleitungenzurTemperaturerhöhungbei.DieAbschaltungvonKernkraftwerkeninderSchweiz,DeutschlandundFrankreichführtaufgrundderReduzierungderKühlwassereinleitungenzurReduzierungderWärmebelastung.
l.�Grundwasserzustand
DiemengenmäßigeundqualitativeGrundwasserüberwachungimRheineinzugsgebieterfolgtseit2000imRahmenderUmsetzungderWRRLinsechsjährigenZyklen.Demnachwurde2015dermengenmäßigeZustanddesGrundwassersweitgehendalsgutbezeichnet.Lediglich4%derGrundwasserwasserkörpersindineinemschlechtenmengenmäßigenZustand,z.B.wegenregionalgroßerGrundwasserabsenkungeninfolgevonKohleabbau.BeiderGrundwasserqualitätsiehtesandersaus.Hiersind67%derGrundwasserkörperineinemgutenchemischenZustandund33%insbesonderebedingtdurchzuhoheStickstoffeinträge(NitratundAmmonium)ineinemschlechtenZustand.
25Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
a.�Einleitung
AusgelöstdurchdiegroßenRheinhochwasser1993und1995erhieltdieIKSRam4.Februar1995inArles(Frankreich)denAuftrag,einen„AktionsplanHochwasser(APH)“aufzustellen.
Die12.Rheinministerkonferenz1998hatdieUmsetzungdiesesAktionsplansbis2020mitKosteninHöhevon12,3MilliardenEurobeschlossen.AlsBasisjahrwurde1995festgelegt.
SeitdemhabensichHochwasserschutzundHochwasservorsorgezueinemumfassendenHochwasserrisikomanagementweiterentwickelt,dasmitdemInkrafttretendereuropäischenHochwasserrisikomanagementrichtlinie2007(HWRM-RL)festgeschriebenwurde.
DasHochwasserrisikomanagementberücksichtigtdieAuswirkungendesKlimawandelsundsuchtSynergiewirkungenmitderAufwertungdesGewässerökosystems,istganzheitlichundnachhaltigausgerichtet,d.h.daszuerreichendeSicherheitsniveausollökologisch,ökonomischundsozial/gesellschaftlichverträglichsein.DieReduzierungderHochwasserrisikenundihrernachteiligenFolgenstehtimMittelpunktderbisherigenundkünftigenZieleundAktivitäten.
Die1998für2020beschlossenenkonkretenundehrgeizigenZieledesAPHlauteten:
1. MinderungderHochwasserschadensrisikenum25%bis20202. MinderungderHochwasserstände-Minderungextremer
Hochwasserständeumbiszu70cmbis2020unterhalbdesstaugeregeltenBereichs(60cmdurchWasserrückhaltungamRheinundetwa10cmdurchWasserrückhaltimRheineinzugsgebiet)
3. VerstärkungdesHochwasserbewusstseinsdurchAufstellungundVerbreitungvonHochwasserrisikokartenfür100%derhochwassergefährdetenFlächen
4. VerbesserungdesHochwassermeldesystems–kurzfristigeVerbesserungderHochwassermeldesystemedurchinternationaleZusammenarbeit.VerlängerungderVorhersagezeiträumeum100%bis2005.
DieseZielewurden2015indieZieledes1.Hochwasserrisikomanagementplans(HWRP)überführt:
1. VermeidungneuerinakzeptablerRisiken2. ReduktionbestehenderRisikenaufeinakzeptablesNiveau3. ReduktionnachteiligerFolgenwährendeinesHochwassers4. ReduktionnachteiligerFolgennacheinemHochwasser.
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR26
b.�Minderung�der�Hochwasserschadensrisiken�
DasHochwasserrisikoistdieKombinationvonAusmaßundWahrscheinlichkeitmöglicherSchäden.DermöglicheSchadenistabhängigvondenbetroffenenPersonenundSachwertensowieihrerVerletzlichkeitundkanndurchMaßnahmen,wiez.B.dieFreihaltungvonBebauungundObjektschutzverringertwerden.TechnischeSchutzmaßnahmenwiebeispielsweisederBauoderdieErtüchtigungvonDeichen,RückhaltemaßnahmenoderflussbetterweiterndeMaßnahmenbeeinflussendieHochwasserwahrscheinlichkeit.
DieMinderungderHochwasserschadensrisikenwurdeüberdievielfältigumgesetztenMaßnahmenerreicht.DieIKSRhatdieUmsetzungderMaßnahmenunddieZielerreichungregelmäßigquantitativausgewertet,zuletztmitdemspeziellenIKSR-Tool„FloRiAn“unddiewichtigenErgebnisseindenIKSR-Fachberichtenpubliziert.19
c.�Übersicht�über�realisierte�Maßnahmen
DieTabellezeigt,dassvieleMaßnahmenamRheinoderimEinzugsgebietrealisiertwurden,dieentwederlokal,regionaloder/undauchüberregionalwirkenkönnen:VerbesserungdesWasserrückhaltsamRheinundimgesamtenEinzugsgebiet,Erhaltungund/oderAusweitungvonÜberschwemmungsflächenanRheinnebenflüssen,Deichrückverlegungen,Renaturierungen,ExtensivierungderLandwirtschaft,NaturentwicklungundAufforstungen,aberauchörtlicherSchutzetc.
EingroßerTeilderMaßnahmenkannalssogenannteNo-regret-undWin-win-Maßnahmeangesehenwerden.Dasheißt,siewirkensichnichtnurpositivaufdieHochwasservorsorge,sondernauchaufdieWasserqualitätunddieÖkologieaus(sieheKap.2„Ökologie“).SiemindernauchdieAuswirkungendesKlimawandels.
IndenKapitelndbisfwerdeneinigewichtigeMaßnahmennähererläutert.
Das�Ziel�„Minderung�der�Hochwasserschadensrisiken�
um�25�%�im�Zeitraum�1995�bis�2020“�ist�für�die�wirtschaftlichen�
Hochwasserrisiken�bei�Umsetzung�der�im�APH�
vereinbarten�Schutz-�und�Vorsorgemaßnahmen�bis�2020�erreicht.�Risikoreduzierungen�
sind�gleichfalls�für�die�anderen�im�HWRP�aufgeführten�
Schutzgüter�„Menschliche�Gesundheit“,�„Kulturgüter“�und�„Umwelt“�festgestellt�worden.
19IKSR-Fachbericht Nr. 200 (2012): Aktionsplan Hochwasser
1995-2010: Handlungsziele, Umsetzung und Ergebnisse
und IKSR-Fachbericht Nr. 236 (2016): Nachweis der Minderung
des Hochwasserrisikos (APH, Handlungsziel 1) unter Berücksichtigung
der Maßnahmentypen und Schutzgüter der HWRM-RL
27Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
Die�Tabelle�enthält�die�im�Rahmen�der�IKSR�zusammengestellten�Informationen�über�die�im�Zeitraum�1995�bis�2020�umgesetzten�Maßnahmen.�Der�Aktionsplan�Hochwasser�enthielt�ehrgeizige�konkrete�Ziele.�Nicht�alle�Maßnahmen�konnten�wie�vorgesehen�bis�2020�umgesetzt�werden,�da�sie�sich�in�der�Umsetzung�komplizierter�als�geplant�erwiesen.�Jedoch�zeigt�die�Ausgabenhöhe�von�14,1�Milliarden�Euro,�dass�sogar�höhere�Investitionen�als�1998�geschätzt�getätigt�wurden.
A k t i o n s p l a n H o c h w a s s e r R h e i nMaßnahmenübersichtundUmsetzungvon1995bis2020
Wasserrückhalt
AmRhein
ReaktivierungvonÜberschwemmgebieten 140km2
TechnischeHochwasserrückhaltungen 340Miom3
ImRheineinzugsgebiet
Renaturierungen(Flusskilometer) >5650km
ReaktivierungvonÜberschwemmungsgebieten >1230km2
ExtensivierungLandwirtschaft 14690km2
Naturentwicklung,Aufforstungen >1040km2
TechnischeHochwasserrückhaltungen 55Miom3
FörderungderNiederschlagsversickerung Verbesserungen,jedochschwierigeDatenerfassung
TechnischerHochwasserschutz
Deichunterhaltungund-ertüchtigung,AnpassungandasSchutzniveau,örtlicherHochwasserschutzamRheinundimEinzugsgebiet(Flusskilometer)
>2290km
VorsorgemaßnahmenimPlanungsbereich
Sensibilisierung VerbesserungendurchErstellungvonWebseiten,Broschüren,OrganisationvonVeranstaltungenundHochwasserübungen
ErstellungvonGefahren-undRisikokarten 100%
Hochwasservorhersage
VerbesserungderHochwasservorhersage-undHochwassermeldesysteme
VerbesserungenderSysteme,derDatengrundlagenundderÖffentlichkeitsinformation
VerlängerungderVorhersagezeiträume 100%
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR28
d.�Minderung�der�Hochwasserstände�
RückhaltemaßnahmenundFlussbetterweiterungensorgenfüreineSenkungdesWasserstandesunddemzufolgeeineAbnahmederHochwasserwahrscheinlichkeit.DiewasserstandsenkendeWirkungvonMaßnahmenwiez.B.RückhalteräumeniststandortabhängigundistnichtfüralleextremenHochwasserereignissegleichwirksam:NahderMaßnahmeistdiesegrößeralsweiterentferntvonderMaßnahme.AußerdemkanneinRückhalteraumderartangelegtwerden,dasserhäufiggeflutetwirdoder,dassernurinwesentlichseltenerenundextremerenSituationengenutztwerdenmuss.
VielederwasserstandsenkendenMaßnahmenwurdenindenletzten25JahrenindenStaatenimRheineinzugsgebietumgesetzt,umdasentsprechendeAPH-Zielzuerreichen.Dabeimussberücksichtigtwerden,dasseinTeilderursprünglichbis2020geplantenMaßnahmenvoraussichtlicherst2030realisiertseinwird.EineAbnahmeum70cmwirdnurpunktuellundnurfürwenigeHochwasserereignisseerreicht.DieangestrebteMinderungvon70cmWasserstandbeiHochwasserwirdnurmitweiterenRückhalteräumenmöglichodermitabflussverbesserndenMaßnahmen–sofernkeineUnterliegergefährdetwerden.UmdiesesZielvollständigzuerreichen,sindweiteregroßeAnstrengungenindenStaaten,LändernundRegionenimRheineinzugsgebieterforderlich.
DieGründedafür,dassnichtallebis2020geplantenMaßnahmenumgesetztwurden,sindvielfältig:technische,administrativesowierechtlicheHindernisse/Einschränkungen,durchdiedieUmsetzungverzögertwird.
DieBerechnungsergebnissezeigenmöglicheHochwasserscheitelminderungendurchwasserstandsenkendeMaßnahmenfürdieAusbauzuständedesRheins2010und2020andenAbschnittendesOber-,Mittel-undNiederrheinsfüreinetwahundertjährlichesHochwasserundeinExtremhochwasser.
Das�APH-Ziel�„Extreme�Hochwasserstände�um�bis�zu�70�cm�bis�2020�unterhalb�des�
staugeregelten�Oberrheins�zu�mindern�(60�cm�durch�
Wasserrückhaltung�am�Rhein�und�etwa�10�cm�durch�Wasserrückhalt�im�Rheineinzugsgebiet)“,�wurde�
nicht�erreicht.�Die�bisherigen�Maßnahmen�führen�aber�
bereits�zu�einer�erheblichen�Reduzierung�der�Wasserstände�und�tragen�damit�wesentlich�zur�
Hochwasserrisikominderung�bei.�2020�steht�am�Rhein�ein�Rückhaltevolumen�von�rund�340�Mio.�m³�zur�Verfügung.�Bis�2030�werden�zusätzliche�Rückhaltemaßnahmen�–�die�zum�Teil�für�den�APH�2020�geplant�waren�-�laut�HWRP�umgesetzt,�sodass�sich�das�Gesamtrückhaltevolumen�ab�
diesem�Zeitpunkt�auf�rund�540�Mio.�m³�belaufen�wird.�Damit�
können�weitere�Minderungen�bei�extremen�Hochwasserständen�
erzielt�werden.
29Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
IndenNiederlandensorgendieMaßnahmendesbis2020laufendenProgramms„RaumfürdenFluss“füreinezusätzlicheReduzierungderWasserstände.DiesehabenunterschiedlicheWirkungenaufdiedreiRheinarme:DiegrößtenWasserstandminderungenimDeltarheinergebensichfürdieIJssel;inWaalundLekfallensiegeringeraus.DieAbbildungzeigtfürdenDeltarheindieSpannbreitedermittlerenMinderungenüberalledreiArme.FürdieanderenRheinabschnitteistdieSpannederaussagekräftigstenMittelwertefüreinigeRheinpegelindenjeweiligenRheinabschnittendargestellt.20
Bei einem hundertjährlichen Hochwasser mögliche Hochwasserscheitelminderung in cm im Vergleich zum Bezugsjahr 1995
Bei einem extremen Hochwasser mögliche Hochwasserscheitelminderung in cm im Vergleich zum Bezugsjahr 1995 unter Berücksichtigung von Deichüberströmung
Köln
Bonn
Mainz
WiesbadenFrankfurt a. M.
Saarbrücken
Luxemburg
Metz
Stuttgart
Bregenz
StraßburgIffezheim
Basel Zürich
VaduzBern
Rotterdam
Duisburg
Lobith
Essen
Düsseldorf
Dortmund
Den HaagAmsterdam
Koblenz
RHEIN
RHEI
N
NECKAR
REGN
ITZ
BODENSEE
SIEG
LAHN
NAHE
SAAR
RUHR
LIPPE
VECHTE
IJSS
EL
NEDERRIJN/LEK
WAAL
MOSEL
SAUER
MEURTHE
ILL
AARE
VORDERRHEIN
ALPE
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EIN
HINTER-
RHEIN
MO
SEL
MAIN
FRÄNKISCHE
SAALE
NL
BED
LU
FR
CHFL AT
IT
FRANKREICH
SCHWEIZ
IJSSELMEERScheitelminderungim Mittel
maximalerEinzelwert
Oberrhein
60 40
2020
2010
20 0
Mittelrhein
60 40
2020
2010
20 0
Niederrhein
60 40
2020
2010
20 0
Deltarhein
60 40
2020
2010
20 0
Oberrhein
60 40
2020
2010
20 0
Mittelrhein
60 40
2020
2010
20 0
Niederrhein
60 40
2020
2010
20 0
Deltarhein
60 40
2020
2010
20 0
20IKSR-Fachbericht Nr. 199 (2012): Nachweis der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Minderung der Hochwasserstände im Rhein
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR30
e.�Verstärkung�des�Hochwasserbewusstseins
Mitdem2001erstelltenund2015imZugederHWRM-RLaktualisiertenwebbasierten„Rheinatlas“mitHochwassergefahrenkartenund-risikokartenfürdenRheinhauptstromvomBodenseeauslaufbiszurMündungindieNordseeistesmöglich,dieBevölkerungüberdieHochwasserrisikenamRheinumfassendzuinformierenundzusensibilisieren.HinzukamenvieleunterschiedlichenationaleundregionaleSensibilisierungsmaßnahmen(Internetseiten,Infokampagnen,Broschüren,...).SeitEndeder1990erJahrebeteiligensichdieNGOsalsIKSR-BeobachterintensivandenIKSR-Hochwasserarbeiten,begleitendiesekritischundleistenwesentlicheBeiträgezurInformationsweitergabe.DasselbegiltauchfürdieindenletztenJahreninsLebengerufenenkommunalenHochwasserpartnerschaftenamRheinundanderMosel.
Die�Verstärkung�des�Hochwasserbewusstseins�
durch�Aufstellung�und�Verbreitung�von�
Hochwasserrisikokarten�für�100�%�der�
Überschwemmungsgebiete�und�der�hochwasser-
gefährdeten�Bereiche�bis�zum�Jahr�2005�spielt�eine�große�und�wichtige�Rolle�und�das�Ziel�ist�erreicht.�
Rheinatlas
160
340
540
0
100
200
300
400
500
600
19952020
2020+ (2030)
Rück
halte
volu
men
(in
Mio
. m3 )
Ausbauzustand
Rückhaltevolumen für unterschiedliche Ausbauzustände des Rheins
Die Abbildung zeigt Rückhaltevolumen
für unterschiedliche Ausbauzustände
des Rheins, insbesondere 2020 (rund 340 Mio. m³) und
2030 (Planung, 540 Mio. m³).
31Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
Das�Ziel�zur�Verbesserung�des�Hochwassermeldesystems�einschließlich�der�Verlängerung�der�Vorhersagezeiträume�um�100�%�bis�2005�ist�vollständig�erreicht�worden.�Die�enge�Zusammenarbeit�und�der�Datenaustausch�zwischen�den�Hochwasservorhersagezentralen�am�Rhein�sowie�technische�und�kommunikative�Verbesserungen�sind�erfolgt.�
Rheinabschnitt/PegelVorhersagehorizont bei
Hochwasserzusätzlicher Abschätzungszeitraum (teilweise intern, teilweise publiziert)
Jahr 1995 Jahr 2020 Jahr 2020
Hochrhein/Basel 72h 72h1 biszu10Tage
Oberrhein/Maxau 24h 48h2 biszu7Tage
Mittelrhein/Andernach 24h 48h2 biszu4Tage
Niederrhein/Lobith 48h 96h biszu15Tage
1 BeimHochrheinbestandkeinHandlungsbedarfzurVerlängerungderVorhersagezeitfürdiePeriode1995-20052 DieVorhersagestunden25-48werdenals„Abschätzung“gekennzeichnet
f.�Verbesserung�des�Hochwassermeldesystems
DererforderlicheDaten-(Hochwassermeldungen,Vorhersagen,Messdaten)undInformationsaustauschzwischendenbeteiligtenundverantwortlichenPersonenderHochwasservorhersagezentralenamRheinvonderSchweizbisindieNiederlandeistheuteinstitutionalisiertund,begleitendzurUmsetzungderHWRM-RL,eineSelbstverständlichkeit.DabeiwerdenauchjeweilsNeuentwicklungenvorgestellt,technischeundkommunikativeOptimierungenerprobt,sodassdasSystemimEreignisfallgutfunktioniertundimmeraufdemneuestenStandderEntwicklungist.
NachfolgendeTabellezeigtdieVerlängerungderHochwasservorhersagenzwischen1995und�2020.
33Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
a.�Einleitung
NiedrigwassergehörtzumnatürlichenAbflussverhaltenderFlüsse,kannaberökologischeundökonomischeProblemeverursachen.WährendHochwasserereignisseschnellablaufenundbinnenkurzerZeitzuhohenSchädenführenkönnen,entwickelnsichNiedrigwasserphasenübereinenlängerenZeitraumunderscheinenzunächstwenigerspektakulär.DieVerkleinerungderLebensräumekannnegativeFolgenfüraquatischeLebensgemeinschaftenhaben,insbesonderewennNiedrigwasserzusammenmithohenWassertemperaturenundgeringenSauerstoffgehaltenimGewässerauftrittwieimExtremsommer2003.EskönnensichinsbesonderebeilanganhaltendenEreignissenerheblichefinanzielleEinbußendurchNiedrigwasserzumBeispieldurchEinschränkungderSchifffahrt,durchLadungseinschränkungenaufgrundgeringerWassertiefeodergeringererStromgewinnungergeben.AuchdieWasserversorgungunddieLandwirtschaftsindbetroffen.
DieEntstehungunddasAusmaßvonNiedrigwasserereignissenkönnensichinfolgedesKlimawandelsverändern.
b.�Bestandsaufnahme�zu�Niedrigwasserereignissen
VorhandeneKenntnissezuNiedrigwasserperiodenimRheingebietwurdenzusammengeführtundhydrologischeMessdatenseitAnfangdesletztenJahrhundertsanalysiert.AuchkünftigepotenzielleÄnderungenderNiedrigwasserabflüsseinfolgedesKlimawandelswurdenuntersucht.
MessdatenseitdemAnfangdes20.Jahrhundertszeigen,dassNiedrigwasserperiodenamRheinindererstenHälftedesletztenJahrhundertsdeutlichausgeprägterwaren.SieverzeichnetengeringereAbflüsseunddauertenlängeralsindenletzten50Jahren.NiedrigwassertretenalsonichthäufigeraufalsinderVergangenheit.DiesehydrologischeErkenntnisistüberwiegenddemregulierendenEinflussvielerSpeicherseenimAlpenraumzuzuschreiben.DieEmpfindlichkeitderNutzerdesRheinswiebeispielsweisedieSchifffahrt,Energiegewinnung,IndustrieundLandwirtschaft,istjedochgestiegen.
5. Niedrigwasser
Die�2018�publizierte�Bestandsaufnahme�zu�den�Niedrigwasserverhältnissen�am�Rhein21�liefert�für�die�Rheinanliegerstaaten�eine�gemeinsame�Basis�und�ein�gemeinsames�Verständnis�von�Niedrigwassersituationen�und�deren�grenzüberschreitende�Auswirkungen.
21IKSR-Fachbericht Nr. 248 (2018): Bestandsaufnahme zu den Niedrigwasserverhältnissen am Rhein
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR34
c.�Niedrigwasserüberwachung
FürdieNiedrigwasserüberwachungsindimRahmenderIKSR–nachvorherigerAbstimmungmitdenInternationalenKommissionenzumSchutzderMoselundderSaar(IKSMS)sowiederInternationalenMaas-Kommission(IMK)-gemeinsameAbflussschwellenwerteundKlassifizierungenfürdieIntensitätvonNiedrigwasserfestgelegtworden: DerAbflussschwellenwertNM7QentsprichtdemniedrigstenarithmetischenMittel(SummederWertegeteiltdurchihreAnzahl)ansiebenaufeinanderfolgendenTagendervorangegangenenWoche.EristeinguterFrühwarnwert.ZurDarstellungderIntensitätdesNiedrigwassershabensichdieStaatenaufeine5-stufigeKlassifizierunggeeinigt(vgl.nachfolgendeTabelle).
DieeinheitlicherheinweiteIKSR-Niedrigwasserüberwachung,seitSommer2019aufderIKSR-InternetseiteabrufbarundmitdemUndine-PortalderBfGverlinkt,erlaubtaktuelleNiedrigwasserereignissedirektvergleichendeinzuordnenundmöglicheVeränderungenimNiedrigwasserabflussgeschehenzudetektieren.
d.�Austausch�über�Niedrigwasserereignisse
DasNiedrigwasserereignis2018lässtsichbezogenaufdieNiedrigwasserabflüssealsrund40-jährliches„sehrseltenes“Ereignis,bezogenaufdieNiedrigwasserdaueralseingut100-jährliches„extremes“Ereigniseinstufen.NebenökologischenSchädigungenwarinsbesonderedieWirtschaftdurchProduktionsminderungenundstarkreduzierteTransportmöglichkeitenaufderWasserstraßebetroffen.
Da�Niedrigwasser�sich�aber�unmittelbar�auf�die�Wasserqualität,�
Ökologie�und�Nutzungen�auswirkt,�hat�die�IKSR�ein�eigenes�
Niedrigwasserüberwachungssystem�aufgebaut,�welches�während�des�
Niedrigwasserereignisses�2018�im�Testbetrieb�lief�und�seit�Sommer�
2019�auf�www.iksr.org�abrufbar�ist22.
22IKSR-Fachbericht Nr. 261 (2019): IKSR-Niedrigwasserüberwachung am Rhein und
in seinem Einzugsgebiet
Ein�IKSR-Bericht�über�das�extreme�Rheinniedrigwasser�
von�Juli�bis�November�2018�wurde�publiziert.23�
23IKSR-Fachbericht Nr. 263 (2020): Bericht zum Niedrigwasserereignis
Juli - November 2018
35Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
Farbe Klasse Ausprägung Bezeichnung
grün 0 >=NM7Q(T2) normal=keinNW
gelb 1 <NM7Q(T2) häufigerNW
orange 2 <NM7Q(T5) wenigerhäufigerNW
rot 3 <NM7Q(T10) seltenesNW
violett 4 <NM7Q(T20) sehrseltenesNW
schwarz 5 <NM7Q(T50) extremseltenesNW
Klassifi�zierung�der�Intensität�eines�Niedrigwassers�(abgestimmt�mit�den�IKSMS�und�IMK)
35
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR36 Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR36
37Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
a.�Einleitung
SeitEndeder90erJahredesletztenJahrhundertshatdieBedeutungdesKlimawandelszugenommen.Die14.Rheinministerkonferenzstellte2007fest,dassdieAuswirkungendesKlimawandelsimWassersektordeutlicherkennbarsindundbeauftragtedieIKSR,sichmitdieserThematikauseinanderzusetzen.
b.�Auswirkungen�des�Klimawandels
InNordwesteuropamussmithäufigerenHochwasserereignissen,längerenNiedrigwasserständensowiemithöherenTemperaturenderOberflächengewässerundmiteinerVeränderungderNeubildungvonGrundwasser,inregionalunterschiedlichemMaß,gerechnetwerden24.
6. Klimawandel: Auswirkungen und Anpassungsstrategie
Im�Rheineinzugsgebiet�liegen�umfangreiche�Kenntnisse�zu�den�bereits�im�20.�Jahrhundert�beobachteten�Auswirkungen�der�Klimaänderung�auf�das�Abfl�ussgeschehen�im�Rhein�und�die�Wassertemperaturentwicklung�seit�1978�vor.�Des�Weiteren�sind�in�den�letzten�Jahren�auf�der�Basis�von�Klimaprojektionen�pegelbezogene�Simulationen�für�die�Entwicklung�des�Wasserhaushalts�und�der�Wassertemperatur�in�der�Flussgebietseinheit�Rhein�für�die�nahe�Zukunft�(bis�2050)�und�die�ferne�Zukunft�(bis�2100)�erstellt�worden.
24IKSR-Fachbericht Nr. 188 (2011): Szenarienstudie für das Abflussregime des Rheins
Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR38
a. Lufttemperatur:bis2100Anstiegvon+2°Cbis+4°C,wobeibis2050+1°Cbis+2°Cerwartetwerden
b. VeränderungendesWasserhaushaltsimhydrologischenWinterhalbjahr:
ZunahmederNiederschlägeimWinter
ZunahmederAbflüsse
FrühzeitigeSchmelzevonSchnee/Eis/Permafrost,VerschiebungderSchneefallgrenze
c. VeränderungendesWasserhaushaltsimhydrologischenSommerhalbjahr:
AbnahmederNiederschläge(abermöglichhäufigereStarkregenereignisseimSommer)
AbnahmederAbflüsse
ZunahmederNiedrigwasserperioden.
d. ZunahmekleinererbismittlererHochwasser,ZunahmenderScheitelabflüsseseltenerHochwassererscheinenmöglich,sindjedochinihremAusmaßnichtzweifelsfreiquantifizierbar.
e. Wassertemperatur:höhereLufttemperaturenführenzuhöherenWassertemperaturen(insbesonderebeigeringemAbfluss):bis2050bzw.2100starkeZunahmederTagemitÜberschreitungenvon25°Csowie28°C.
Bis2050(naheZukunft)wirdvongemäßigtenVeränderungenderLufttemperatur,desWasserhaushaltsundderWassertemperaturfürdasgesamteRheineinzugsgebietausgegangen.Bis2100wirddieEntwicklungdeutlicherimVergleichzurReferenzperiode1961-1990:
39Bilanz„Rhein2020“-IKSRCIPRICBR
c.�Klimawandel-Anpassung
DiemöglichenAuswirkungendesKlimawandelserforderneineAnpassungderWasserwirtschaft.DieerforderlichenMaßnahmensindinZusammenhangmitMaßnahmenausanderenSektorenzurAnpassungandenKlimawandelundderenWechselwirkungenzusehen.AnpassungsmaßnahmenderWasserwirtschaftsolltendaraufabzielen,diegrundlegendenSchutz-undNutzungsfunktionenderGewässerauchineinemverändertenKlimazugewährleisten;diesistmitsogenanntenNo-regret-undWin-win-Maßnahmenmöglich.WennessichumMaßnahmeninderFlächehandelt,istauchdieRaumordnungundBauleitplanungangesprochen.
DieHauptaussagender2015publiziertenIKSR-Klimawandelanpassungsstrategiegeltenweiterhin:
1. FortsetzungundVerstärkungderMaßnahmenimRahmenderVermeidung,Vorsorge,desKrisenmanagements,aufbauendaufdenbisherigenAPH-Maßnahmen,dieindennationalenundregionalenHWRM-PlänenzurReduzierungderzeitigerHochwasserrisikenvorgesehensind.ImZugedererwartetenZunahmevonHochwasserereignissenunddermöglicherweisehäufigerauftretendenExtremereignissewerdendiegeplantenMaßnahmenzurSchaffungvonmehrRaumfürdie(zeitweise)HochwasserrückhaltungkünftigwichtigerebensowiedieumfassendeSensibilisierungderÖffentlichkeitunddieHochwasservorsorge;
2. SicherungundFreihaltungüberflutungsgefährdeterFlächeninSiedlungsgebietenundderdezentraleWasserrückhaltaufdergesamtenFlächedesEinzugsgebietes;
3. BerücksichtigungderzuvorgenanntenMaßnahmenbeiderErstellungderkünftigenHochwasserrisikomanagementplänegemäßHWRM-RLundBewirtschaftungsplänegemäßWRRL;
4. AusarbeitungundVorhaltungwasserwirtschaftlicherVorsorgemaßnahmenfürkritischeNiedrigwasserperiodeneinschließlichgrenzüberschreitenderAbstimmungdieserMaßnahmen;
5. Wiederherstellung/FörderungmöglichstnaturnaherGewässerundaquatischerLebensräumesowiederVernetzungvonLebensräumenwieindenUmweltzielenderWRRLvorgegeben.WechselseitigeSynergieeffektesindzunutzenundzustärken.
6. Einbeziehungdersozio-ökonomischenEntwicklungenbeidenMaßnahmeninderWasserwirtschaftundAbstimmungmitentsprechendenMaßnahmeninanderenSektoren(Trinkwasserversorgung,Wasserentnahme,Stromproduktion,Schifffahrt,Landwirtschaft,FischereiundNaherholung).
AußerdemmüssendieKenntnisseüberdieAuswirkungendesKlimawandelsaufdieBiozönosenunddiemitdemFlussverbundenenÖkosystemedurchStudienundÜberwachungsmaßnahmenweiterentwickeltwerden.
2015�veröffentlichte�die�IKSR�die�erste�IKSR-Klimawandelanpassungsstrategie�für�das�Rheineinzugsgebiet25.�Sie�enthält�eine�Zusammenstellung�der�Kenntnisse�und�bildet�einen�Handlungsrahmen�für�Anpassungsmöglichkeiten.
25IKSR-Fachbericht Nr. 219 (2015): Klimawandelanpassungsstrategie für die IFGE Rhein
Impressum
Herausgeberin:InternationaleKommissionzumSchutzdesRheins(IKSR)Kaiserin-Augusta-Anlagen15
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Email:sekretariat@iksr.de-www.iksr.org©IKSR-CIPR-ICBR2020
Sprachen:Deutsch,Französisch,Niederländisch,EnglischGestaltung:VeraDreyer
Druck:lokay,zertifizierterUmweltdruck,klimaneutral
BildnachweiseTitel:PeterJost,maleo/Photocase;S.2-3,S.15,S.28,S.31,S.36:JörgSchneider;S.35:KlausWendling;S.6,S.24,S.33,S.40IKSR;Rückseite:JochenFischer
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