Der europäische Wohlfahrtsstaat Übung für Fortgeschrittene Empirisch- vergleichende...

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Der europäische Wohlfahrtsstaat

Übung für Fortgeschrittene „Empirisch- vergleichende Sozialstrukturanalyse Europas“Referenten: Carina Leesch, Oleksandr Streltskyy, Christina Mootz

Gliederung1. Was ist der Wohlfahrtsstaat?

2. Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.1 Ursachen der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.2 Ursachen der Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten

3. Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten3.1Klassifizierung verschiedener Wohlfahrtsstaaten

3.1.1 Esping-Andersen-Modell 3.1.2 Beveridge vs. Bismarck-Modell3.1.3 Bonoli-Modell

3.2 Effektivität der verschiedenen Wohlfahrtsstaaten in Bezug auf…3.2.1 …Beschäftigung 3.2.2 …Armut 3.2.3 …Rentensystem3.2.4 …Gesundheitswesen

Gliederung

4. Die Zukunft „Wohlfahrtsstaat“

4.1 Reformfähigkeit

4.2 Finanzierbarkeit des Wohlfahrtsstaates

4.3 Offene Probleme und Herausforderungen

4.3.1 Arbeitslosigkeit

4.3.2 Globalisierung und Individualisierung

4.3.3 Verteilungskonflikte

1. Was ist der Wohlfahrtsstaat?

Definition

• Steuert wirtschaftliche und gesellschaftliche Abläufe

• Ressourcen für Gleichheit der Lebenschancen:– Einkommen– Gesundheit– Wohnen – Bildung

Hauptmerkmale eines Wohlfahrtsstaates:

• Demokratie

• Gelenkte Marktwirtschaft• soziales Sicherungssystem

Staatliche Bedarfsdeckung kann erfolgen durch:

• Güter und Dienste

• Monetäre Sozialleistungen

Finanzierung der Sozialleistungen möglich durch:

• allgemeine Steuern

• spezielle Steuern

• Beiträge zu Sozialversicherungen

-> bedarfsorientierte Leistungsorientierung

-> beitragsorientierte Leistungserbringung

Finanzierung der Sozialleistungen möglich durch:

• allgemeine Steuern

• spezielle Steuern

Ziel: Sicherung des Existenzminimums

• Beiträge zu Sozialversicherungen

Ziel: Lebensstandardsicherung

-> bedarfsorientierte Leistungsorientierung

-> beitragsorientierte Leistungserbringung

2. Entwicklung des

Wohlfahrtsstaates

2.1 Ursachen der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates

strukturelle Bedingungen:

• Industrialisierung → Veränderte Arbeitsbedingungen

→ unfaire Arbeitsverträge

→ keine Absicherung für behinderte Personen

• Urbanisierung → Konzentration der Arbeiter in Städten

→ besseres Kommunikationssystem

2.2 Ursachen der Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten

• These der Pfadabhängigkeit: Entscheidungen, die vor mehr als einem Jahrhundert getroffen wurden, beeinflussen immer noch die aktuelle Form des Wohlfahrtsstaates

Mögliche Einflussvariablen auf die unterschiedliche Entwicklung des

Wohlfahrtsstaates:

1. sozioökonomische Entwicklung (funktionalistischer Ansatz)

2. Mobilisierung der Arbeiterklasse (interessentheoretischer Ansatz)

3. rechtsstaatliche Entwicklungen (institutionalistischer Ansatz)

Hypothese 1: sozioökonomische Entwicklung und

Mobilisierung der Arbeiterklasse haben positiven Einfluss auf

Entwicklung des Wohlfahrtsstaats

- Nicht sig.- Sig.

Einführung sozialstaatlicher Gesetzte in Abhängigkeit von der sozioökonom. Entwicklung

Einführung sozialstaatlicher Gesetzte in Abhängigkeit von der polit. Mobilisierung

-> keine Bestätigung der Hypothese

Empirische Überprüfung:

• Hypothese muss verworfen werden

• Aber bei Zusammenfassung von verschiedenen sozialstaatlichen Gesetzen: Auswirkung von sozioökonomischer Entwicklung und Mobilisierung der Arbeiterklasse auf wohlfahrtsstaatliche Entwicklung

Zusammenfassung sozialstaatlicher Gesetze, die in ähnlichen Zeiten stattgefunden haben

Sozioök. Entwicklung

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lass

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-> Bestätigung der Hypothese

Hypothese 2:

Konstitutionell-dualistische Monarchien neigen zu früherer Einführung von

sozialstaatlichen Elementen, als parlamentarische Demokratien

Mögliche Gründe:

• Monarchien mussten versuchen, Loyalität der Arbeiterklasse zu verfestigen

• staatlicher Bürokratie ermöglichte Durchführung solcher

Systeme

-> Bestätigung der Hypothese

Empirische Überprüfung:

Wahrscheinlichkeit zur Einführung von sozialstaatlichen Elementen ist in konstitutionell-dualistischen Monarchien höher → Bestätigung der Hypothese

Ausweitung des Wahlrechts hat in Demokratien, nicht aber in Monarchien, positiven Einfluss auf wohlfahrtsstaatliche Entwicklung

Gliederung

1. Was ist der Wohlfahrtsstaat?

2. Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.1 Ursachen der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.2 Ursachen der Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten

3. Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten3.1Klassifizierung verschiedener Wohlfahrtsstaaten

3.1.1 Esping-Andersen-Modell 3.1.2 Beveridge vs. Bismarck-Modell3.1.3 Bonoli-Modell

3.2 Effektivität der verschiedenen Wohlfahrtsstaaten in Bezug auf…3.2.1 …Beschäftigung 3.2.2 …Armut 3.2.3 …Rentensystem3.2.4 …Gesundheitswesen

3.1.1 Esping-Andersen- Modell

Klassifizierung der Wohlfahrtstaaten nach Esping-Andersen

• Bis Ende 1970 dominieren die funktionalistischen Ansätze:• Operationalisierung über die Sozialausgabenquoten.• Kritik: die Sozialausgabenquoten sagen nichts über

·       die Wirkungen und Effektivität der Ressourcenverwendung,·       Verteilungswirkungen (Veränderung sozialer Ungleichheit)

3.1.1 Esping-Andersen-Modell

Vergleichskriterien nach Esping-Andersen:

• Anlehnung an Marshall: soziale Staatsbürgerschaft.

• Die Gewährung sozialer Rechte als Hauptindikator des WS-Vergleichs.

• Indikatoren des Vergleichs: wie und inwiefern soziale Rechte gewährt werden:

·        De-Kommodifizierung: Status der Individuen gegenüber dem Markt

·        Soziale Stratifizierung: Das Verhältnis zwischen Staatsbürgerrechten und

sozialen Klassen (Veränderung sozialer Ungleichheit)

·        Die Rolle des Staates, der Familie und des Marktes für die Wohlfahrt der Individuen.

3.1.1 Esping-Andersen-Modell

De-Kommodifizierung• Individuelle (Un-)abhängigkeit vom Markt• Bezug auf die erbrachten Dienste oder den Status einer Person• Alternative Mittel der Wohlfahrtproduktion• Stärkt den Arbeiter, schwächt die Autorität des Arbeitsgebers• Nach Esping-Andersen ist „De-Kommodifizierung (…) äußerst umstrittene

Frage.“ • Sozialfürsorge bringt wg. niedriger Leistungen und Stigmatisierung

geringe De-kommodifizierung mit sich und stärkt den Markt.• Zwangsversicherungen bringen keine wirkliche De-Kommodifizierung, da die

Leistungen von den früher geleisteten Beiträgen, und damit von der Erwerbstätigkeit abhängen.

• Soziale Versorgung ist am meisten de-kommodifizierend, da die Grundsicherungsleistungen für alle gleich sind und unabhängig von Einkommen erfolgen.

3.1.1 Esping-Andersen- Modell

Soziale Stratifizierung

• Wohlfahrtstaat ist ein Instrument zur Korrektur sozialer Ungleichheit und Strukturierung von Lebenslagen

• Sozialfürsorge soll soziale Gegensätze vermindern, verstärkt sie aber durch Stigmatisierung.

• Zwangsversicherung nach Equivalenzprinzip reproduziert die Ungleichheit

• das universalistische System fördert dagegen Statusgleichheit

Wohlfahrtstaatliche Regime nach Esping-Andersen: liberal

• Minimale De-kommodifizierung

• Bedarfsgeprüfte Sozialfürsorge

• Niedrige universelle Transferleistungen

• Stigmatisierung

• Zentrale Rolle des Marktes

• bescheidene Sozialversicherungsprogramme

• Schichtungsordnung: Gleichheit in der Armut

• Marktförmig differenzierte Wohlfahrt der Mehrheit

• Niedriger Stratifizierungsgrad

• Archetypen: USA, Großbritannien, Dänemark und die Schweiz

Wohlfahrtstaatliche Regime nach Esping-Andersen: konservativ

• Sozialversicherungsmodell: Equivalenzprinzip• Erhalt von Statusunterschieden• Geringe Umverteilungseffekte• Transferleistungen an die Familien• Familienbezogene Dienste unterentwickelt• Aufrechterhaltung traditionaler Familienformen• Male-Breadwinner-Modell• Frauen haben ungünstige Chancen• Wichtige Rolle der Familie und des Staates • Subsidiaritätsprinzip: Hilfe des Staates, wenn die Familie „versagt“• Mittlere De-kommodifizierung• Archetypen: Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien.

Wohlfahrtstaatliche Regime nach Esping-Andersen: sozialdemokratisch

• Universalistisches System

• Gleichheit und Solidarität auf höchstem Niveau

• Umfassende Versorgung aller Staatsbürger

• Sozialleistungen als öffentliche, persönliche Dienstleistungen

• Maximale De-kommodifizierung

• Individuelle Unabhängigkeit

• Verknüpfung von Arbeit und Wohlfahrt

• Hohe Erwerbstätigkeit von Frauen

• Archetypen: Schweden, Norwegen, Finnland.

3.1.2 Beveridge vs. Bismarck-Modell

Bismarck-Modell:• beitragsfinanzierte Sozialversicherungen• In konservativen Wohlfahrtstaaten• Grundannahme: soziale Risiken sind durch Beiträge berechenbar• Versicherung für Arbeiter• Heute drei Kernprinzipien:

·        Versicherung: z.B. Sozialversicherung in Deutschland-- ursprünglich nur für Arbeiter, - später: Erweiterung sozialer Absicherung für weitere

Bevölkerungsteile·        Fürsorge: Sozialhilfe ·       Versorgung: Entschädigungen aus Steuermitteln für besondere

dem Staat erbrachte Leistungen

3.1.2 Beveridge vs. Bismarck-Modell

Beveridge-Modell

• In GB, Sw, Dk, NL.

• Ziel: Beseitigung der Armutsrisiken

• Armutsrisiko: vor allem wg. Einkommensausfall im Falle der Krankheit oder Arbeitslosigkeit

• Erfassung aller Personen durch Sozialversicherungssysteme

• Staatliche Interventionen begrenzt

• Betriebe und Individuen sind für ind. Wohlfahrt verantwortlich

• Der Staat garantiert Mindestsicherung für alle Bürger.

• Heute: Tendenz zur Konvergenz der Systeme, da Bismarcksysteme sich ausgedehnt haben.

• Zweidimensionaler Ansatz

• Klassifizierung nach:

• a) Ausgaben des Wohlfahrtsstaates • (Indikator: Anteil sozialer Ausgaben vom

Bruttoinlandsprodukt)

• b) Bismarck vs Beveridge-Modell • (Indikator: Anteil von Abgaben und Steuern an den

Gesamtausgaben des Sozialstaats)

3.1.3 Bonoli- Modell

4 Idealtypen:

• Beveridge-Wohlfahrtsstaaten mit hohen Sozialausgaben (Bsp.: Dänemark, Schweden)

• Beveridge-Wohlfahrtsstaaten mit niedrigen Sozialausgaben (Bsp.: Großbritannien, Irland)

• Bismarck-Wohlfahrtsstaaten mit hohen Sozialausgaben (Bsp.: Niederland, Frankreich)

• Bismarck-Wohlfahrtsstaaten mit niedrigen Sozialausgaben (Bsp.: Spanien, Griechenland)

Niedrige Ausgaben

Hohe Ausgaben

Beveridge Bismarck

Gliederung

1. Was ist der Wohlfahrtsstaat?

2. Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.1 Ursachen der Entwicklung des Wohlfahrtsstaates2.2 Ursachen der Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten

3. Unterschiede der Wohlfahrtsstaaten3.1Klassifizierung verschiedener Wohlfahrtsstaaten

3.1.1 Esping-Andersen-Modell 3.1.2 Beveridge vs. Bismarck-Modell3.1.3 Bonoli-Modell

3.2 Effektivität der verschiedenen Wohlfahrtsstaaten in Bezug auf…3.2.1 …Beschäftigung 3.2.2 …Armut 3.2.3 …Rentensystem3.2.4 …Gesundheitswesen

3.2.1 … Beschäftigung

• Kernzahlen:• (erwerbsfähige) Bevölkerung B15-65• EP: Erwerbspersonen (Labour force)• A: Arbeitslose / Erwerbslose (reported unemployed / unemployment)– Amtliche Arbeitslosenzahlen =/= Erwerbslose nach Mikrozensus bzw. OECD!– Stille Reserve: nicht arbeitslos gemeldete Arbeitssuchende, ABM Maßnahmen• ET: Erwerbstätige / Beschäftigte (Employment) – ohne Erwerbslose• abhängig Beschäftigte / Arbeitnehmer (dependent employment)• Indikatoren:• Erwerbsquote (participation rate): EQ = EP / B15-65 = (ET + A) / B15-65• Beschäftigungsquote (employment rate): EQ = ET / B15-65• Beschäftigungsgrad (employment share): EG = ET / EP• Arbeitslosenquote (unemployment rate): AR = A / EP

Probleme der vergleichenden Forschung

- Arbeitslosigkeit (Erwerbslosigkeit)

• zyklische / strukturelle Arbeitslosigkeit• Hysteresis: persistente Arbeitslosigkeit

- „Outflow“ (Dauer)- Struktur (Gruppen)

Jugend Niedrig Qualifizierte

ÄltereHohe Arbeitslosigkeit führt zum einen zu steigenden

Ausgaben der Arbeitslosenversicherung (immer mehr Langzeitarbeitslose) und es fehlen zum anderen Beiträge der Arbeitslosen in den Kassen der Sozialversicherungen

The Welfare Production ModelArbeitsmarkt (-regulierung)- Erwerbsrate- Arbeitslosenrisiko- Frauenerwerbstätigkeit- Einkommensungleichheit

(letzte Sitzung)Familie- Inklusion Jüngerer- Inklusion der

älteren Menschen

- Beziehungen- Haushaltsgröße

Wohlfahrtsstaat- Sozialausgaben- Einkommensverteilung- Arbeitsmarktpolitik- Familienpolitik

• Verfügbares Einkommens

• Armut und soziale Exklusion

• Lebensstandards

Unterschiedliche Bewältigungsstrategien

Europa in der Übersicht

Inklusiver Arbeitsmarkt

Extensiver Wohlfahrtsstaat

Familienindex Einkommens-ungleichheit

Armutsrate Klassen-ungleichheit

Statistische Indikatoren

S, DK, F Hoch Hoch Niedrig Niedrig Niedrig NiedrigN Hoch ~ ~ Niedrig Niedrig n.a.SüdeuropaI, G Niedrig Niedrig Hoch Hoch Hoch ~?E Niedrig Niedrig Hoch Hoch Hoch HochP ~ Niedrig Hoch Hoch Hoch HochZentrales EuropaD, F, B ~ ~ ~ ~ ~ ~NL ~ ~ ~ ~ ~ NiedrigLX ~ ~ ~ ~ ~ HochUK ~ ~ ~ Hoch Hoch HochIR ~ Niedrig Hoch ~ Hoch Hoch

Ungleichheitsindex

Wohlfahrtsinstitutionen Folge

Nordische Länder

Arbeitsmarkt-partizipation

Sozialausgaben Familienindex Gini-Koeffizient Unter 50% des Durchschnitts

Klassifikation der EU-Länder nach der Konfiguration der wohlfahrtsproduzierenden Institutionen

(Arbeitsmarkt, Wohlfahrtsstaat und Familie)

Südeuropäische Länder - Vergleichsweise geringes

Beschäftigungsniveau der Frauen

- Begrenzte wohlfahrtsstaatliche Leistungen

- Starke traditionelle Familienstrukturen

hohes familiales Pflegepotential

Skandinavische Länder- Hohe

Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen

- Umfangreiche wohlfahrtsstaatliche Leistungen

- schwache familiale Bindungen

eher geringe familiale Pflegeleistungen

Institution „Familie“ (Bedeutung der Rolle der Familien als Puffer gegen Einkommensverlust

und Arbeitsunsicherheit)

Institution „Wohlfahrtsstaat“

– Anreiz: Höhe und Dauer von Arbeitslosengeld mindert Arbeitsaufnahme-> nicht Höhe sondern Dauer wesentlicher Faktor (Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung)

– Sozialkosten: Steuern und Sozialabgaben belasten Faktor Arbeit

Institution „Arbeitsmarkt“

1. Arbeitsbeziehungen– Minimumlohn: erhöht Arbeitslosigkeit unter Wettbewerbsbedingungen

kaum ein Zusammenhang, jedoch Auswirkungen für Junge, Ungelernte

– Zentralisierung der Tarifverhandlungen: U-förmig: geringere Arbeitslosigkeit in dezentralen und zentralisierten Tarifsystemen

2. Arbeitsmarktregulierung– Rigidität: erhöht Kosten des „hiring/firings“, weniger Einstellungen

-> statt externer eher interne Flexibilität: Arbeitszeitanpassung-> Segmentierung: Jugendarbeitslosigkeit, „outflow“ von Ungelernten

3.2.2 Armut und Ungleichheit

3.2.3 … Rentensystem

• ¾ der Sozialausgaben entfallen auf Alterssicherung• Rentner als soziale Klasse• Früher:

-Weiterarbeiten bis zum Tode-Versorgung durch Familie- individuelles Sparen

• Heute:- Beveridge-Systeme: mindestsichernde Rentenversicherung oder

Altersversorgung durch den Staat- Bismarck-Systeme: beitragsbezogene Renten - Problem: zunehmende Alterung der Gesellschaft

Das drei Säulen Modell der Weltbank

• Die eine Säule kann die Schwächen der anderen Säule beseitigen.

• Verhältnis dieser drei Säulen ist vom Land zu Land unterschiedlich

• Unterschiedliche Rentensysteme

Das drei Säulen Modell der Weltbank

Säule 1: • die öffentliche Säule• staatliche Aufgaben• steuerfinanzierte Grundabsicherung oder gesetzliche RentenversicherungSäule 2: • Berufliche (betriebliche) Absicherung • Verpflichtender Versicherungsschutz• Der Staat setzt Rahmen• LohnbezogenSäule 3: • individuelle Vorsorge• zusätzliche Versicherungen• individuelles Sparen

3.2.4 … Gesundheitswesen

Drei Typen von Gesundheitssystemen:• Steuerfinanzierung• Beitragsfinanzierung • Privatversicherung

Gesundheitssystem: Steuerfinanzierung

• GB, Dänemark

• Kostenlos

• Staat spielt zentrale Rolle

• Unterschiedlicher Zentralisierungsgrad

• (stark in GB, schwach in Kommunen von Dänemark.)

• Unterschiedlicher Status der Ärzte

• (Freiberufler in GB, Staatsbedienste in Schweden)

Gesundheitssystem: Beitragsfinanzierung

• Deutschland

• Beiträge sind nicht risikoabhängig, sondern lohnabhängig

• Leistungen nicht lohnabhängig, sondern bedarfsabhängig

• Korporative Akteure werden mitbeteiligt (Arbeitsgeber

und Arbeitsnehmer)

Gesundheitssystem: Privatversicherung

• USA und die Schweiz

• Individuelles Risiko (Mutterschaft, Alter)

• USA: freiwillig, 20% exkludiert

• Schweiz: Pflicht, über Steuer subventioniert

Gliederung

4. Die Zukunft „Wohlfahrtsstaat“

4.1 Reformfähigkeit

4.2 Finanzierbarkeit des Wohlfahrtsstaates

4.3 Offene Probleme und Herausforderungen 4.3.1 Arbeitslosigkeit

4.3.2 Globalisierung und Individualisierung

4.3.3 Verteilungskonflikte

4.1 Reformfähigkeit• Reformfähigkeit (politische Widerstände):

Politik Sozialpartner Öffentlichkeit

• Reformprozesse: ähnlicher Reformdruck „Lernen von anderen“ unterschiedliche Reaktionen

• verschiedene Reformwege (Abbau/Umbau): abhängig vom eingeschlagenen Weg (Pfadabhängigkeit) Politik der kleinen Schritte (gradueller Wandel): häufig Radikale Reformen (Systemwechsel): eher selten

4.2 Finanzierbarkeit des Wohlfahrtsstaates

Es bleibt die Frage nach der Finanzierbarkeit

- demografischer Wandel: Alterspyramide

- Arbeitslosigkeit

- Geburtenrate

- Zuwanderung

- Gesundheitsversorgung

4.3 Offene Probleme und Herausforderungen

4.3.1 Arbeitslosigkeit Wirtschaftswachstum hat immer geringere Beschäftigungseffekte

Variationen: • christdemokratischen Länder versuchten über

Frühverrentung u.ä. die Nachfrage nach Arbeitsplätzen zu senken

• sozialdemokratischen Staaten versuchten durch aktive Arbeitsmarktpolitik das Beschäftigungsniveau zu stärken

Die Kinderbetreuungs- und Fortbildungsangebote wurden gefördert und Frauen in den Arbeitsmarkt integriert.

4.3.2 Globalisierung und IndividualisierungHerausforderungen an die Institutionen der

Beschäftigungssysteme moderner Industriegesellschaften:

1. Die traditionelle Auffassung von Vollbeschäftigung wird infrage gestellt. Durch die Individualisierung sind vorbestimmte Rollenzuschreibungen in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung (Ernährermodell) überkommen, weshalb ein neuer Geschlechtervertrag nötig ist.

2. Die Globalisierung erschüttert das Konzept der Vollbeschäftigung in zeitlicher, räumlicher und sozialer Hinsicht (z.B. feste Arbeitsstandort, -zeiten), woraus die Notwendigkeit einer neuen Strukturierung des Beschäftigungsverhältnisses bzw. des Arbeitsvertrages resultiert.

Belastung des Faktors „Arbeit“ ist in den einzelnen Wohlfahrtsstaaten unterschiedlich hoch (z.B. Lohnnebenkosten)

3. Im sozialen Sicherungssystem wird durch die Individualisierung v.a. die Frage nach einer eigenständigen Sicherung der Frau aufgeworfen (Alter, Krankheit, die Arbeitslosigkeitssicherung müsste mehr auf diskontinuierliche Arbeitsverläufe ausgerichtet werden).

4. Alterstruktur und längerer Ruhestand scheinen hier einen neuen Generationenvertrag nötig zu machen. Es braucht also ein neues Risikomanagement für die neue Vielfalt an Einkommensrisiken.

5. Globalisierung leitet den Konkurrenzdruck durch steigende direkte und indirekte Lohnkosten auf den Faktor Arbeit über, weshalb zur sozialen Sicherung neben den Abgaben und Steuern andere Finanzierungsquellen institutionalisiert werden müssten. Gefahr eines Wettbewerbs des Sozialleistungsabbaus (Standortwettbewerb)

„Welfare backlash“: wohlfahrtsstaatsfeindliche Wählerschaft

Generationenkonflikte

Konflikte zwischen wohlfahrtsstaatlich konstituierten Versorgungsklassen

Anspruchsdenken und Anspruchsmentalität: wohlfahrtsstaatliche Absicherung führt bei den tatsächlichen und potentiellen Leistungsempfängern zu immer höheren Erwartungen

4.3.3 Verteilungskonflikte