DerSt.Galler,derdenBuinbezwang - Kulturforschung · 2018. 6. 4. · PizBuin 3312 mü.M....

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Piz Buin3312 m ü. M.

Silvrettastausee

SilvrettaHochalpenstrasse

Ochsental

Bieler-höhe

VorarlbergGraubünden

Dienstag, 14. Juli 2015 Ostschweiz 15

Bild: ky/Norbert Eisele-Hein

Der Kleine und der Grosse Piz Buin (rechts) vom Engadin her.

Bild: Anton Binder

Piz Jeremias mit Piz Buin (rechts) von der Dreiländerspitze aus – im Hintergrund der Piz Fliana, um 1930.

Der GrenzbergDer Piz Buin ist zwar nur der dritthöchsteBerg der Silvretta, aber sicher derbekannteste Gipfel. Das liegt an derprominenten Grenzlage zwischenÖsterreich und der Schweiz.

Bundesamt für Landestopographie, Karte: sgt

Das Auge schwelgtim Anblick der ringsam Himmelssaumfunkelnden Firne.

DerSt.Galler, derdenBuinbezwangHeute Dienstag jährt sich die Erstbesteigung des Piz Buin zum 150. Mal. Der St.Galler Johann Jakob Weilenmannwar die treibende Kraft hinter dieser erfolgreichen Expedition, die er zusammen mit drei Gefährten ausführte.

CHRISTOPH ZWEILI

Die Erstbesteigung des Matter-horns vor 150 Jahren ist dieserTage in aller Munde – nicht zu-letzt wegen des tragischen Aus-gangs. Darob geht leicht verges-sen, dass am 14. Juli 1865 auchder Piz Buin zum erstenmal be-stiegen wurde. Schon früh wurdeder mit heute 3312 Meternhöchsten Erhebung Vorarlbergseine Aufmerksamkeit entgegen-gebracht, die sich auch an derprominenten Grenzlage zwi-schen Österreich und derSchweiz festmachen lässt. Einschöner, stolzer Berg, einer derhöchsten – mitten in den mäch-tigen Silvretta-Gebirgszug hin-eingestellt.

Vom Sonnenbrand inspiriertDer romanische Name deutet

auf das Geheimnis der uraltenSiedlungsgeschichte hin – dennwer würde schon eine Sonnen-creme nach einer «Ochsenspit-ze» benennen? Die Inspirationzur Entwicklung der Marke PizBuin war dem jungen österrei-chischen ChemiestudentenFranz Greiter 1938 bei einerBergtour auf den Dreitausenderan der österreichisch-schweize-rischen Grenze gekommen, beider er sich einen Sonnenbrandzugezogen hatte. 1946 erfand ermit der «Gletschercreme» eine

der ersten Sonnencremes derWelt; Greiter stellte bis Ende2000 in Altstätten Sonnen-schutzmittel her – dann wurdedie Produktion nach Griechen-land verlegt.

81 Jahre zuvor, am 14. Juli1865, hatten der St. Galler Alpen-pionier Johann Jakob Weilen-mann und drei Gefährten erst-mals den Berg bestiegen – es istzugleich der Tag der Erstbestei-gung des Matterhorns, den derSt. Galler dann als Dritter be-stieg. Weilenmann hatte nacheiner Lehre als Textilkaufmannin St. Gallen das HandelshausC. Fehr zunächst in New York,dann in Brasilien vertreten. Diehier aufgebaute Käfer- und Koli-brisammlung trug ihm so vielVermögen ein, dass er es sich abden 1850er-Jahren leisten konn-te, die Alpen kreuz und quer zudurchstreifen. Er wurde einerihrer grossen Pioniere. 1863 ge-hörte er zu den Gründern desSchweizerischen Alpenclubsund der Sektion St. Gallen.

Mehrmals Erster auf dem BergAls einer der begabtesten

Schilderer der Alpenwelt über-trug Weilenmann seinen welt-gewandten Stil – stets im hellenAnzug mit langen Hosen – eben-so in die Berge wie auch aufseine Veröffentlichungen, diesich an der englischen Reiselite-

ratur der Zeit orientierten. Bern-hard Tschofen, Professor für Po-puläre Kulturen an der Universi-tät Zürich, nimmt den Leser inseiner Anthologie «3312 PizBuin» mit auf eine literarischeErkundung – quer durch Texteaus 150 Jahren. Als Weilenmann1865 ins Vermunt hinaufstieg,kannte er den Silvretta schon,hatte 1859 die dritte Begehungdes höchsten Silvretta-Gipfels,des Piz Linard, gemacht und1861 die stolze Erstbesteigungdes Fluchthorns durchgeführt.

Für den Plan der Erstbestei-gung des Piz Buin war er die trei-bende Kraft. Um zwei Uhr früh

am 14. Juli 1865 brechen derlange Weilenmann und seinedrei Begleiter von einer kleinenAlphütte auf, Richtung Ochsen-taler Gletscher. «Zur Linken vonder stolzen Felspyramide derRadspitze (2906 M.) eingerahmt,die verlockend schön aus demtopfebenen Grunde des Ochsen-thales sich aufschwingt, zurRechten von den Felswändender Schatten- und Lobspitze,

ragt silberstrahlend ans Firn undEis der Beherrscher des Thales,Piz Buin, zum lichten Mittags-himmel auf», notiert Weilen-mann. Seine schwärmerische Al-penliteratur, in den 1870er-Jah-ren im dreibändigen Werk «Ausder Firnenwelt» veröffentlicht,trägt ihm den Spitznamen «Derschreibende Maler» ein. Es fin-den sich Textpassagen wie diese:«…Entgegen der in Guarda herr-schenden vorgefassten Mei-nung, die Besteigung sei einHexenwerk», «…während wir soUnheil brüteten gegen den keu-schen Buin» oder «…so weit wareigentlich die Partie nur Kinder-spiel und auch jetzt mag’s nocheine Weile leicht hinangehen».

Schreck auf dem RückwegUm sieben Uhr früh steht das

Quartett hochbeglückt auf derSpitze, «…so frisch, als wären wirkaum gegangen. Auch hier nichtdie geringste Spur früherer Be-steigung!» Die Vier geniessenden Rundblick: «Das Augeschwelgt im Anblick der rings amHimmelssaum funkelnden Fir-ne, das Herz fühlt sich ergriffenvon der feierlichen Stimmung,die durch den unermesslichenRaum weht, indess bei wenigergünstiger Beleuchtung die reichan ausgestattete Rundsicht dichkalt lässt.» So einfach machte esWeilenmann der Buin aber

nicht. Beim Abstieg über dasFirn-Plateau ins Val Tuoi pas-sierte es: «Da – ich schaute stattauf den Boden in die Höhe undverfehlte die Fussstapfen der An-deren – fand ich mich mit Blit-zesschnelle, nur fähig, im Sturzeinen Schrei zu lassen, in einedunkle Kluft versenkt, dann bau-melnd im Leeren zwischen Le-ben und Tod, so weit das Seilmich hatte fallen lassen, viel-leicht etwa 20 Meter tief.»

Der St. Galler wird von denkräftigen Gefährten aus der Glet-scherspalte gerettet und ziehtseine Lehre aus dem Vorfall: «Auseigener Erfahrung weiss ich nun,dass die Gletscher nicht mit sichspassen lassen.»

Weilenmann starb am 8. Juni1896. 1991 ersuchte das Bergstei-ger-Museum in Gaschurn denSAC St. Gallen, ihm den Grab-stein zu überlassen. Der Vor-stand der SAC-Sektion entschei-det sich dagegen. Der Stein stehtimmer noch auf dem FriedhofFeldli in St. Gallen. Es ist ein vomSAC gestiftetes, sorgfältig gear-beitetes Denkmal mit Seil, Pi-ckel, Alpenstock und Edelweiss.

[3312] Piz Buin. Literarische Erkun-dungen 1865–2015, Eine Publikationdes Instituts für KulturforschungGraubünden, 320 Seiten, BertoliniVerlag Bregenz; ISBN978-3-905342-53-6, 22 Euro

Die SBB setzenin St.GallenBusse einAm kommenden Wochenendeersetzen die SBB die Decke desRosenbergtunnels beim Tunnel-portal auf der Seite St. Gallen.Deswegen ist der Tunnel vonFreitagabend, 21.40 Uhr, bis zumletzten Zug am Sonntagabendgesperrt. Zwischen St. Gallen (abder Lagerstrasse auf der Nord-seite des Bahnhofs, Zugangdurch die Westunterführung)und St. Fiden werden die Zügedurch Busse ersetzt.

Dies betrifft die S-Bahn-Li-nien S2, S3, S4 und S8 sowie dieREX-Züge Wil St. Gallen–Chur.Die Reisezeit verlängert sich um15 bis 30 Minuten. Die Ersatz-busse für die Züge Richtung Ro-manshorn sowie St. Margrethen–Buchs–Sargans fahren bis zu12 Minuten vor der üblichen Ab-fahrtszeit der Züge. In der Ge-genrichtung fahren die Ersatz-busse ab St. Fiden direkt nachAnkunft der Züge. Die Eurocity-Züge zwischen Zürich und Mün-chen werden umgeleitet; derHalt in St. Gallen entfällt.

Gleichzeitig mit der Sperrungdes Rosenbergtunnels baut dieSüdostbahn. Während der Total-sperre verkehren Ersatzbussezwischen Degersheim undBrunnadern-Neckertal, die Zügewenden hier. (red.)

EDU tritt mitElferliste anST.GALLEN. Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) desKantons St. Gallen tritt bei denNationalratswahlen im Oktobermit einer Elferliste an, wie sie ineinem Communique mitteilt.Unter anderem kandidiert HansMoser, Buchs, Präsident EDUSchweiz. Auf der Liste aufgeführtsind auch KantonalpräsidentDaniel Engler (1974, Sevelen) so-wie Lisa Leisi (1964, Dietfurt),Vizepräsidentin der Kantonal-partei, und Richard Zberg (1956,Uetliburg), EDU-KreispräsidentSee-Gaster, und David Gysel(1967, Niederbüren), EDU-Kan-tonalsekretär. Mit auf der Listesind auch Ruedi Müller (1957,Neuhaus), Vizepräsident EDU-Kreispartei See-Gaster, und JostMartin (1975, Degersheim),SOB-Lokführer.

Die Kandidaten und Kandida-tinnen der EDU setzten sich aufbiblischer Grundlage für denSchutz des menschlichen Le-bens, für die Familie und für eineeigenständige Schweiz ein,heisst es im Communique. Unteranderem die Gemeinsamkeit indiesem Punkt mache es aus, dassdie EDU eine Listenverbindungmit der SVP eingehe. (red.)

Fischen wird’s inder Thur zu warmSteigen die Wassertemperaturenin der Thur auf 23 Grad Celsius,wie das derzeit der Fall ist, «istdas für die Fische unangenehm»,sagt Fabian Sternig, Gewässerbe-wirtschafter beim Fischereiver-ein Thur. Vor allem Salmoidenwie Bachforellen und Äschen,die in der Thur verbreitet sind,haben mit den warmen Tempe-raturen zu kämpfen. Sie haltensich lieber in kälteren und sauer-stoffreichen Fliessgewässern auf.Dazu komme, dass die Thur beihohen Wassertemperaturen we-niger Sauerstoff aufnehme, wasdie Fische zu vermehrtem At-men zwinge. Zudem habe es der-zeit massiv weniger Wasser alsnormal. Daher sei es schwierigerfür die Fische, geeignete Rück-zugsorte zu finden, sagt Fach-mann Sternig. (uam)

Bild: pd

Johann Jakob Weilenmann