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2010/11
Die Verantwortung des
Marktes Christliche Sozialprinzipien finden Anwendung in
der Wirtschaftsethik
Christoph Schattleitner
Bg/Brg Stainach
Spezialgebiet Religion: Prof. Mag. Georg Frauscher
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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Inhaltsverzeichnis 1.Christliche Soziallehre ………………………………………………………………………………………………………………………………..2
Ursprung und historischer Hintergrund.............................................................................................................. 2
Reaktion der Kirche ............................................................................................................................................ 2
Wichtige katholische Vertreter ........................................................................................................................... 2
Die Sozialprinzipien ............................................................................................................................................. 3
Schwerpunktsetzung: Nachhaltigkeit als Brücke für die Kommunikation zwischen Kirche und moderner
Gesellschaft .................................................................................................................................................... 4
2.Wirtschaftssysteme und ethische Kritik ………………………………………………………………………………………………..……6
Geschichte und Ursprung ................................................................................................................................... 6
Die freie Marktwirtschaft ................................................................................................................................... 6
Die soziale Marktwirtschaft ................................................................................................................................ 7
Die zentrale Planwirtschaft / Karl Marx .............................................................................................................. 7
3.Corporate Social Responsibility auf dem Vormarsch …………………………………………………………………................10
Freiwilligkeit ...................................................................................................................................................... 10
Kritische Anmerkung......................................................................................................................................... 10
Verantwortungspyramide ................................................................................................................................. 11
Ethical Investment: ........................................................................................................................................... 12
Formen des ethical Investment .................................................................................................................... 13
Andere wirtschaftsethische Konzepte .............................................................................................................. 13
Dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik............................. 13
OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen ....................................................................................... 13
Global Compact ............................................................................................................................................ 13
Social Accountability 8000 ........................................................................................................................... 14
Das OeNWE als Beispiel für regionale Initiativen ............................................................................................. 14
4.Gutes Gewissen ist im Preis nicht inbegriffen ………………………………………………………………………………………..…15
Die Textilindustrie ................................................................................................................................................. 15
Fallbeispiel: Kik ................................................................................................................................................. 15
Aldi& Lidl ........................................................................................................................................................... 16
Christliche Initiative Romero ........................................................................................................................ 16
Kampagne für saubere Kleidung .................................................................................................................. 16
5.Christen und Business …………………………………………………………………………………………………………………………..… 18
Christentum und Business, ein Widerspruch? .................................................................................................. 18
Nächstenliebe und die Pflicht des Christsein .................................................................................................... 18
Fair Trade als Alternative zum blinden Konsum ............................................................................................... 19
Quellenverzeichnis: ............................................................................................................................................... 20
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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1. Christliche Soziallehre
Ursprung und historischer Hintergrund Anfang des 19. Jahrhunderts bildete sich aufgrund der industriellen Revolution eine besitzlose Klasse,
„Proletariat“ genannt (von lat. Proles= Nachkommenschaft), die nichts besitzen außer ihrer
„Nachkommenschaft“. Die industrielle Revolution führte zu einem Überangebot von billigen
Arbeitskräften. Ferner entstand eine wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeitnehmer vom
Arbeitgeber. Jene Fremdbestimmung und die zunehmende Urbanisierung durch die industrielle
Revolution waren verantwortlich für die Ausbeutung und für das soziale Elend der Arbeiterschaft.
Die daraus resultierende „soziale Frage“ versuchte man auf verschiedene Art und Weise zu
beantworten.
Reaktion der Kirche Die Kirche in der Neuzeit konnte mit dieser Entwicklung nur schwer Schritt halten und schien mit der
neuen Aufgabe anfangs überfordert. Langsam aber doch erkannten die kirchlichen Vertreter der
damaligen Zeit die Bedeutung von gerechter Arbeit. Zunächst versuchte man, die materielle und
seelische Not mit Mitteln der Wohltätigkeit wie zum Beispiel Armenküchen und Wärmestuben zu
lindern. Jedoch wurde sittliches Fehlverhalten als moralische Verkommenheit verurteilt, ohne deren
Verwurzelung in den sozialen Strukturen zu erkennen.
Wichtige katholische Vertreter Adolph Kolping
Der vom Papst Johannes Paul II. selig gesprochene, katholische Priester setzte sich zeitlebens mit der
„sozialen Frage“ auseinander. Er ist Begründer des großen, katholischen Sozialwerkes „Kolpingwerk“,
das heute in mehr als 60 Ländern tätig ist.
Bischof Kettler
Bischof Kettler war federführend für die Hinwendung der katholischen Kirche zur Sozialtätigkeit zum
Wohle der Arbeiterschaft. Somit gilt er als Mitbegründer der Katholischen Soziallehre und erhielt den
Beinamen „Arbeiterbischof“. Darüber hinaus, war er Gründer des Sozialverbands der Katholischen
Arbeitnehmer Bewegung (KAB).
Papst Leo XIII
Papst Leo XIII vollzog die von Bischof Kettler angestrebte Hinwendung der katholischen
Sozialtätigkeit zum Wohle der Arbeiterschaft. Er schrieb die Mutter aller Sozialenzykliken „Rerum
Novarum“(1891) und ging aufgrund seines sozialen Engagements mit dem Beinamen „der Soziale“
Die Soziale Frage bezeichnet die Auseinandersetzung mit den sozialen Missständen, die mit der Industriellen Revolution einhergingen. Die damalige Gesellschaft entwickelte sich von einer Agrar- in eine sich urbanisierende Industriegesellschaft.
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oder „Arbeiterpapst“ in die Geschichte ein. Von diesem Zeitpunkt an kann man von einer christlichen
Soziallehre sprechen.
Die Sozialprinzipien Die katholische Soziallehre fordert Gerechtigkeit im Zusammenspiel der wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Kräfte sowie den Schutz der Armen und Schwachen ein. Zentrale Leitbegriffe
dieser Lehre werden in folgenden Prinzipien zusammengefasst:
Personalität
Da der Mensch das Ebenbild Gottes darstellt, darf seine Arbeitskraft nicht bloß als eine Ware
angesehen werden. Die volle Entfaltung der Freiheit des einzelnen wiegt daher mehr als sein
wirtschaftlicher Nutzen. Weiters fördert Arbeit die Selbstachtung des Menschen und ist somit
wichtiger Bestandteil für die richtige Entfaltung eines Individuums.
Solidarität
Solidarität verpflichtet die Menschen, füreinander einzustehen. Der einzelne darf der Allgemeinheit
nicht schade und muss zum Gemeinwohl beitragen, da gemeinsame Ziele nur durch vereinte Kräfte
Fähigkeiten erreicht werden können. Dieser Begriff wurde in letzter Zeit in der Diskussion um die
„europäische Solidarität für Griechenland/Irland“ heftig diskutiert.
Subsidiarität
Von lat. Subsidium = „Rückhalt“, „Schutz“, „Unterstützung“. Damit meint man die Aufgabe der
Gemeinschaft dort helfend einzugreifen, wo der einzelne versagt. Jenes Prinzip lässt sich wie ein Netz
beschreiben, das einen auffängt wenn man eine notwendige Leistung nicht erbringen kann.
Anwendung findet dies beispielsweise bei den Sozialversicherungen, die symbolisch für die
Gemeinschaft eingreifen, um etwa einen Arbeiter vor dem sozialen Elend aufzufangen. Ferner
basieren große Teile unseres Rechtssystem auf der katholischen Soziallehre, da im Maastricht-
Vertrag (1992) drei Verhaltensregeln vereinbart wurde, wovon eine „Achtung des
Subsidiaritätsprinzip“ lautet.
Gemeinwohl
Das Gemeinwohl ist die Summe aller politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen des
sozialen Lebens, die es Menschen ermöglichen ganz ihr Menschsein zu verwirklichen. Dieses Prinzip
nimmt einen globalen Umfang an und beschreibt Rechte und Pflichten, die die ganze Menschheit
betreffen.
Option für die Armen
Dieses Prinzip ist eine Art soziale Verpflichtung eines jeden Christen, welche von der ganzen Tradition
der Kirche bezeugt wird. Durch diese Option soll die christliche Liebe für die Armen ausgedrückt
werden.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bedeutet verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und den Einsatz für eine
gerechte Gesellschaft mit besonderem Blick auf die Zukunft. Wer Ressourcen ausbeutet und somit
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künftigen Generationen die Lebensgrundlage nimmt, handelt nach Ansicht der Kirche ungerecht. Die
Ausbeutung und Zerstörung der Natur lasten auf den Schultern der Wirtschaft, oder besser gesagt
liegen in der Verantwortung jedes einzelnen Menschen.
Nach christlichem Verständnis soll jeder Mensch selbst und nicht eine „allwissende Zentrale“
entscheiden, welche Bedürfnisse befriedigt werden. Wichtig dabei ist, dass der Mensch in der
Wirtschaft nicht entmündigt werden darf. Dies kann aber nur dann funktionieren, wenn sich jeder
Mensch die Frage nach der Richtigkeit seines Tuns stellt. Somit appelliert die Christliche Soziallehre
an die Eigenverantwortung der Menschen, aber auch an die Schaffung der richtigen
Rahmenbedingungen durch die vorherrschende Autorität wie zum Beispiel der Staat oder ein
Unternehmen.
Schwerpunktsetzung: Nachhaltigkeit als Brücke für die Kommunikation
zwischen Kirche und moderner Gesellschaft? Obwohl das 21. Jahrhundert den Menschen unglaubliche Wohlstands- und Freiheitschancen bietet,
sind wir ebenso mit einer riesigen Hilfslosigkeit konfrontiert. Die Rede ist von der Aufgabe der
Nachhaltigkeit und ihrer zunehmenden Bedeutung im 3. Jahrtausend. Ökologisches Bewusstsein und
nachhaltiges Denken gewinnt in der Wirtschaft und in den Köpfen der Menschen immer mehr an
Bedeutung. In diesem Sinne müsste das Prinzip der Nachhaltigkeit auch ein Christliches sein, da es
sich mit der Thematik der christlichen Schöpfungsverantwortung überschneidet. In Wirklichkeit ist
die Nachhaltigkeit noch kein wirkliches systematisches Grundelement der christlichen Soziallehre.
Gerade in Zeiten der global beschleunigten Entwicklung von Armut und Umweltzerstörung gleicht
diese „Werteignoranz“ seitens der Kirche einer Verharmlosung der Gesamtsituation. Nachhaltigkeit
darf keine lästige Nebensache sein, sondern sollte ins Zentrum unseres Handelns gestellt werden. Es
ist nicht zwingend eine ökologische Aufgabe. Vielmehr ist es eine kulturelle Aufgabe oder ein ethisch-
politisches Programm mit der Aufgabe Gottes Schöpfung in ihrer Schönheit zu bewahren. Dass die
Nachhaltigkeit (noch) nicht solide im christlichen Glauben verankert ist, bedeutet aber nicht, dass es
kein Anliegen der Kirchen ist. Das Problem liegt einzig und allein darin, dass sich die Kirche und die
Gesellschaft in einer Umbruchszeit befinden, die dazu auffordert neue Wege zu gehen. Für christliche
Kirchen bedeutet dies, dass sie sich dieser geschichtlichen Herausforderung stellen müssen und zu
den „alten“ Sozialprinzipien wie Personalität und Solidarität Platz für „neue“ Interessens- und
Werteströmungen bieten muss. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass die traditionelle katholische
Soziallehre nicht in einem entstanden ist, sondern geschichtlich gewachsen und verändert wurde.
Daher ist es also nichts Neues, dass die christlichen Sozialprinzipien einer Überarbeitung bedürfen.
Eine Verankerung in der christlichen Tradition wäre sowohl als Integration als auch als Erweiterung
anzusehen. Der Glaube ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, da er Anstöße geben kann und
Orientierungshilfen bietet. Meiner Meinung nach treiben ökologische Krisen, die es in Zeiten der
Wirtschaftskrise durchaus gibt, immer wieder zur Religion. Die Natur hat einen Eigenwert und
deshalb ist es unsere Aufgabe die Güter der Schöpfung zu schützen. Selbstverständlich wäre es reine
Selbstüberforderung noch einen Schritt weiterzugehen: Der Mensch braucht und nützt die Natur.
Das Leben ist ein Geschenk Gottes, das wir innerhalb der Grenzen der Natur ausleben sollten.
Wenn wir über ökologisches Bewusstsein sprechen, finde ich sollte man eines nicht vergessen: „Wir
haben diese Welt nicht von unseren Eltern geschenkt bekommen, sondern nur von unseren Kindern
geliehen.“ (Wilhelm Busch). Mit anderen Worten, Christstein verpflichtet zur Liebe. - Liebe zu den
Mitmenschen, aber auch zu allen anderen Schöpfungen Gottes. Daher ist Nachhaltigkeit die beste
Antwort auf die Frage: „Wie will ich diese Welt meinen Kindern überlassen?“
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Nachhaltigkeit in der Region Ennstal: Alpine Ski- Weltmeisterschaft 2013 in Schladming
Die Organisatoren der Ski WM nämlich die Stadtgemeinde Schladming, die Planai& Hochwurzen-
Bahnen und der Tourismusverband Schladming entschlossen sich bereits 2009 zur Gründung einer
Nachhaltigkeits- Plattform mit dem Namen „Schladming 2030 GmbH“. Trotz oder vielleicht sogar
aufgrund akuten Finanzierungsmangels investierte man in diesen Bereich, um „einen langfristigen,
nachhaltigen Nutzen“ aus der WM ziehen zu können. Aus Grund dafür nennen sie aus den
vergangenen Weltmeisterschaften gelernt zu haben. Die Ziele der Nachhaltigkeits-Gesellschaft sind
vielschichtig. Beispielsweise betreibt „Schladming 2030“ Projekte im Rahmen der sogenannten
lokalen Agenda 21, die 1992 von 179 Mitgliedsstaaten der UNO verabschiedet wurde. Dabei handelt
es sich um Handlungsprogramm, welches Kommunen in Richtung Nachhaltigkeit lenken soll. Sie gilt
als Leitfaden der Nachhaltigkeit und Fahrplan für die Vision „das 21. Jahrhundert *zu+ überleben“.
Unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“ bezog das Team von „Schladming 2030“ lokale
BürgerInnen mit ein und bot Energieberatungen für Unternehmen und Privatpersonen an. Mit dem
Thema „erneuerbare Energien“ versucht man die regionale Bevölkerung anzusprechen und zur
aktiven Mitgestaltung der WM anzuregen. Dem Vorwurf des zu harten Tourismus versucht man mit
nachhaltigen Umweltprojekten entgegenzusteuern wie etwa der Schaffung von Energieautarkien
(„Selbstversorgung“). Zukunftssicherheit in Form von einer CO2- neutralen WM ist zwar ein sehr
alternatives, aber meiner Meinung nach ein verantwortungsbewusstes Konzept für die Verwendung
der Geldmengen, die in unsere Region fließen (werden).
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2. Wirtschaftssysteme und ethische Kritik
Ein kurzer Überblick über die volkswirtschaftlichen Modelle und ihre Wirkung
auf die Wirtschaftsethik
Geschichte und Ursprung Ethik stammt aus dem Griechischen („ethos“) und entspricht „Sitte, Brauch, Gewohnheit“.
Grundsätzlich kann man aber sagen, dass sich die Ethik mit der Frage beschäftigt, ob das allgemeine,
gesellschaftliche Glück mehr wert ist als das persönliche, individuelle Glück.
Im Jahre 1907 verwendete der österreichische Theologe und spätere Bundeskanzler Ignaz Seipel als
erster den Begriff der „Wirtschaftsethik“ in seinem Buch „Die wirtschaftsethischen Lehren der
Kirchenväter“ im Rahmen der katholischen Soziallehre.
Nicht nur die Religion und die katholische Kirche, sondern auch die Wirtschaft und deren Denker und
Theoretiker versuchten eine Antwort auf die „Soziale Frage“ des 19. Jahrhunderts zu finden. Wie weit
sich diese Lösungsansätze bzw. volkswirtschaftlichen Lehren unterscheiden, zeigen die
nachfolgenden Beispiele:
Die freie Marktwirtschaft Wenn man die freie Marktwirtschaft beschreiben will, kommt man um einen Namen nicht herum:
Adam Smith, Moralphilosoph aus Schottland, gilt als Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre
und legte bereits in den Anfängen des Kapitalismus sein wichtigstes Gesetz fest: Der Markt kann alles
regeln. In seinem Buch „Wohlstand der Nationen“(1776) beschreibt er wie die „unsichtbare Hand“
das Gleichgewicht und die natürliche Ordnung hält: „Das allgemeine, gesellschaftliche Glück wird
maximiert, indem jedes Individuum im Rahmen seiner ethischen Gefühle versucht, sein persönliches
Glück zu erhöhen.“ Das eigennützige Streben der Menschen trage zum Wohl der gesamten
Gesellschaft bei. Nach seiner Ansicht ist die Summe aller Egoismen das Gemeinwohl. Leider
vergessen Kritiker immer wieder sein eigentliches Hauptwerk „Theorie der ethischen Gefühle“
(1759), in dem er danach fragt wie Nächstenliebe und Mitgefühl möglich sein kann. Viele glauben,
dies sei ein Widerspruch zum Egoismus und wird deshalb auch als „Adam Smith-Problem“
bezeichnet. Letztendlich sagt Smith nur, dass etwas zuerst moralisch einwandfrei sein muss, bevor
ein eigener Nutzen verfolgt werden darf.
In der Praxis hält man sich leider nicht immer an dieses Gebot und viele fordern mehr Freiheit für den
Markt. Allen voran der US-Wirtschaftswissenschaftler und Ökonom Milton Friedman, der in seinem
Werk „Kapitalismus und Freiheit“ (1962) auf das freie Spiel von Angebot und Nachfrage setzt. Seine
Ethik bezeichnet die wissenschaftliche Reflexion über das Ethos (Moral) und beschreibt das Verhalten eines Menschen zu sich (Individualaspekt), zu seinen Mitmenschen (Personalaspekt) und zur ökologischen Umwelt (Umweltaspekt).
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Auffassung von Wirtschaftsethik ist sehr umstritten: „Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es,
ihre Profite zu vergrößern.“
Die zwei zentralen Begriffe der Marktwirtschaft wurden durch diese beiden Herren stark geprägt.
Freiheit in diesem Zusammenhang bedeutet, dass der Staat nur den Ordnungsrahmen zu schaffen
hat und ansonsten soll die Marktwirtschaft vollkommene Freiheit und Autonomie in ihren
Entscheidungen und Wandlungen haben. Gelenkt wird diese Freiheit durch den zweiten Begriff. Der
Wettbewerb, gekennzeichnet durch Angebot und Nachfrage, bestimmt das wirtschaftliche
Geschehen und steigert die Effizienz.
Die soziale Marktwirtschaft Die soziale Marktwirtschaft ist nichts anderes als eine Fusion des Wettbewerbssystems mit der Idee
der sozialen Gerechtigkeit. Angebot und Nachfrage bestimmen weiterhin das wirtschaftliche
Geschehen, aber der Staat soll durch ordnungspolitische und ablaufpolitische Maßnahmen dort
eingreifen, wo die freie Marktwirtschaft zu sozial nicht vertretbaren Härten führt. Einerseits zählt es
zum Aufgabenbereich des Staates bei Härtefällen subsidiär einzugreifen und eine soziale Absicherung
für die Bevölkerung zu garantieren. Andererseits ist ein Staat mit einer sozialen Marktwirtschaft auch
verpflichtet, die nötige Infrastruktur bereitzustellen.
Mit der richtigen Strukturpolitik sollen Disparitäten jeglicher Art ausgeglichen werden und
Chancengleichheit sowie gerechte Arbeitsverhältnisse geschaffen werden.
Die ökosoziale Marktwirtschaft wiederum berücksichtigt zusätzlich zu dem eben genannten Punkten
auch noch die ökonomische Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen.
Nachhaltiger Umweltschutz muss sich wirtschaftlich lohnen, die Politik muss dafür die
Rahmenbedingungen schaffen.
Die zentrale Planwirtschaft / Karl Marx Karl Marx, der wohl berühmteste Protagonist der Arbeiterbewegung, erkannte im 19. Jahrhundert
das soziale Elend der Proletarier und versuchte mit seiner Kritik am Kapitalismus Alternativen
aufzuzeigen. Er und sein Freund Friedrich Engels fordern in ihrem Buch „Manifest der
Kommunistischen Partei“ (1848) nicht nur die Vereinigung der Arbeiterschaft („Proletarier aller
Länder, vereinigt euch!“), sondern auch die Verstaatlichung der Produktionsinstrumente. Unter dem
Begriff des „Historischen Materialismus“ erklärt Marx, dass die Produktionsmittel ausschlaggebend
für die Macht und sozialen Status einer Gesellschaftsschicht sind. Ende und Ziel dieser
geschichtlichen Entwicklung sei die Transformation der Produktionsmittel an eine Zentrale und eine
Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft.
Die zentrale Planwirtschaft greift diese Ideen auf und versucht durch die Kollektivierung des
Eigentums eine klassenlose Gesellschaft herbeizuführen. Dieses Kollektiv an den Produktionsmitteln
soll soziale Ungerechtigkeiten verhindern. Der Staat hält alle Instrumente der Wirtschaft in der Hand
und plant zentral die zukünftige Wirtschaft. Die Gesetze der Marktwirtschaft werden durch die
vollkommene Planung und behördliche Preisfestsetzung aufgehoben. Auf Kosten der Individualität
und der Eigenverantwortung wird das Gemeinwohl gestärkt.
Die katholische Soziallehre hingegen fasst das Eigentum als notwendigen Faktor zur Verwirklichung
der individuellen Freiheit auf. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde festgestellt,
dass das Privateigentum - auch an den Produktionsmitteln - zur „Selbstdarstellung der Person“
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beiträgt und „den unbedingt nötigen Raum für eigenverantwortliche Gestaltung des persönlichen
Lebens jedes einzelnen und seiner Familie“ schafft; das Recht auf Eigentum müsse gleichsam „als
eine Art Verlängerung der menschlichen Freiheit“ betrachtet werden.
Kritische Anmerkung Ich glaube, dass wie fast überall im Leben der Weg der Mitte der Beste ist. Das heißt im konkreten
Fall, dass zwar die Marktwirtschaft für Innovation und Wachstum wichtig ist, aber dies in geregelten
Maßstäben ablaufen sollte. - Ich bin nicht der Einzige, der gerade eben diesen Fehler begangen hat:
Unzählige Wirtschaftsprofessoren fixieren sich nur darauf, ob und wie viel Einfluss der Staat in die
Wirtschaft haben soll und darf. Dabei passiert es leider allzu oft, dass man andere Themen aus den
Augen verliert. Die resignierende Annahme des Kapitalismus versperrt meiner Meinung nach den
Blick auf Alternativen. Beispielsweise sogenannte Tauschringe erfreuen sich zunehmender
Beliebtheit. Dabei werden innerhalb eines Vereins Gegenstände aber auch Dienstleistungen
getauscht. Der Vorteil liegt darin, dass das gesamte System ohne Geld funktioniert. Das heißt, dass
nicht das Geldvermögen, sondern die Fähigkeiten des Einzelnen zählen. Damit herrscht soziale
Gerechtigkeit, weil Leistung gegen Leistung gerechnet wird. Der Sozial- und Wirtschaftsreformer
Silvio Gesell begründete in diesem Zusammenhang auch die Theorie der natürlichen
Wirtschaftsordnung. Diese besagt, dass Geld die gleichen Eigenschaften wie Ware haben sollte,
sprich Geld sollte mit der Zeit verfallen bzw. sich abnützen. Der Grundgedanke dahinter ist, dass man
Geld nicht zurückhalten sollte, da Sparen den Kreislauf der Leistungen unterbricht. Angewendet
wurde dies auch schon vom im Alten Testament bzw. heute noch im Islam in Form des Zinsverbots.
Ferner glaube ich, dass eine alleinige Orientierung des Marktes an Angebot und Nachfrage nicht
zielführend und nachhaltig ist. Ziel der Wirtschaft ist es
Bedürfnisse zu befriedigen. Auch wenn heutzutage durch
die Werbung überhaupt neue Bedürfnisse geschafft
werden, bleiben die Grundbedürfnisse immer gleich.
Nahrung, Kleidung aber auch die Bestätigung zu haben,
dass man eine Bedeutung für die Gesellschaft hat und mit
der eigenen Leistung gefragt ist. Bedürfnisse anderer
Menschen zu befriedigen und sich dadurch selbst zu
verwirklichen kann also durchaus selbst ein eigenes
Bedürfnis sein. (Vgl. Maslow´sche Bedürfnispyramide)
Da jene, die viel haben nicht unbedingt teilen wollen, ist
genau hier der Ansatzpunkt für Veränderungen. Nicht der
Mensch, sondern die Wirtschaft muss dem Menschen
dienen. Zugegeben, das alles ist eine riesige Herausforderung,
die auch zu Konflikten führen wird.
Mit dem Wissen jedoch, dass es auch Menschen gibt, die nicht nach ethischen Prinzipien
wirtschaften, ist es die Aufgabe der Politik den Spielraum der (Wirtschafts)macht einzugrenzen.
Meiner Meinung nach wird der Begriff „Freiheit“ positiver assoziiert als er in Wahrheit oft ist.
Uneingeschränkte Freiheit in der Wirtschaft mag zwar gewinnbringend sein, aber es ist darüber
hinaus sicher eine Gefahr für die Schwächeren unserer Gesellschaft. Ein soziales, subsidiäres Netz ist
wichtig, darf aber wiederum nicht zu stark sein, sodass der Wert der Leistung nicht zu sehr darunter
leidet. Wie bereits eingangs erwähnt ist alles eine Frage der Balance.
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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Trotzdem braucht unser Wirtschaftssystem utopische und vielleicht sogar radikale Forderungen.
Komischerweise haben sich (Kapitalismus)-Demonstranten immer mehr damit abgefunden nur noch
das Mögliche zu fordern und eliminieren damit die Dimensionen des augenscheinlich Unmöglichen.
Es ist der Markt selbst, der Innovationen bedarf. Und jene entstehen bestimmt nicht durch
Zurückhalten neuer Ideen. Ergo, lautet das Plädoyer für unsere Gesellschaft: Mehr Mut zu
unkonventionellen Methoden wie die Anwendung ethischer Werte in der Wirtschaft oder die
Beitreibung eines Tauschrings.
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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3. Corporate Social Responsibility auf dem Vormarsch
Die „Soziale Frage“ scheint bis heute nicht vollkommen gelöst. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise
fragen sich viele, ob der Liberalismus und die freie Marktwirtschaft wirklich die Lösung des sozialen
Elends herbeiführen wird. Aus diesem Bewusstsein heraus entwickelt sich seit einigen Jahren ein
neue Denkweise, die eine Wende in wirtschaftsethische Hinsicht herbeiführen könnte. Die Rede ist
vom sogenannten Corporate Social Responsibility (CSR).
Definition nach der Kommission der europäischen Gemeinschaften:
Freiwilligkeit Anderes als politische Beschlüsse wie zum Beispiel Gesetze, basiert CSR auf vollkommener
Freiwilligkeit. Die freiwillige Selbstverpflichtung, die über die gesetzliche und vertragliche
Verpflichtung, hinausgeht, ist vor allem in Entwicklungsländern mit fehlenden oder unzureichenden
Arbeitsgesetzen und Sozialstandards von großer Bedeutung. Auf lange Sicht können solche CSR-
Maßnahmen sogar die Gesetzgebung positiv beeinflussen und dass weitere Unternehmen ihrem
Beispiel folgen.
Kritische Anmerkung CSR hat viele Einsatzgebiete. Eines davon ist die Verwendung von CSR als wirtschaftliche Strategie.
Ziel ist es einen Vertrauensvorschuss (goodwill) durch die Berücksichtigung sozio-politischer Anliegen
zu bekommen, um dadurch Ziele des Unternehmens leichter umsetzen zu können. Jene Strategie
wird vor allem gerne bei Firmen angewendet, deren Produkte sich qualitativ nicht wirklich von der
Konkurrenz unterscheiden lassen. Oft wird CSR auch eingesetzt, um das Image eines Unternehmens
wieder auf Vordermann zu bringen wie es beispielsweise „BP“ nach der Explosion der Ölplattform
„Deep Water Horizon“ versuchte. Leider wird dabei meist nur der Medienwirksamkeit der sozialen
Aktionen Achtung geschenkt und nicht der wirkliche Wille zur Hilfe. Berühmtestes Beispiel für so eine
„Schaut, wir tun Gutes“-Aktion ist der Tabakhersteller Phillip Morris. Dieser stiftete im Jahr 1999
ganze 75 Mio. US Dollar für wohltätige Zwecke. Der makabere Haken daran ist, dass man in die
dazugehörige Werbekampagne über 100 Mio. US Dollar investierte. Trotzdem muss man positiv
hervorheben, dass sich Firmen mit ethisch heiklem Kerngeschäft wie zum Beispiel Alkohol, Tabak und
Glücksspiel, vermehrt im CSR Bereich engagieren. Grund dafür ist wohl die Erkenntnis, dass CSR
Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu einem Unternehmen schafft. In Zeiten nach der Wirtschaftskrise
brauchen das Unternehmen mehr denn je.
CSR ist ein Konzept, das den Unternehmern als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehung mit Stakeholdern zu integrieren
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Die Wirtschaftskrise ist nicht nur eine Krise, sondern auch eine Chance zur Trendumkehr.
Penetrantes Streben nach Gewinnmaximierung und der blinde Glaube an den Liberalismus können
langfristig gesehen nicht das Allheilmittel für soziale aber auch wirtschaftliche Probleme sein.
Michael Porter, Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard Business School,
geht noch weiter und glaubt einen untrennbaren Zusammenhang in Wohltätigkeit und dem
Erreichen der wirtschaftlichen Ziele zu sehen. Er ist der Ansicht, dass das Wettbewerbsumfeld
maßgeblich am wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens beteiligt ist. Eine soziökonomische
Unternehmenspolitik ist somit lediglich eine Investition in die Infrastruktur, die letztendlich
entscheidend für die Expansion der Märkte ist. Das Zitat von Benjamin Franklin „Eine Investition in
Wissen bringt immer noch die besten Zinsen“ trifft auch für Global Players zu. Bildungsförderung zum
Beispiel durch den Bau einer Schule verbessert nicht nur das Image eines Unternehmens und die
Bindung von Mitarbeitern und Kunden an den Betrieb, sondern schafft auch neue, besser
ausgebildete Arbeitskräfte. Oder wie der Geniestreich von Microsoft zeigt: Wohltätigkeit maximiert
den Gewinn. Der weltweit größte Software Hersteller investiert seit geraumer Zeit in unzählige
Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt. Dies geschieht nicht etwa aus Freundlichkeit, sondern in
dem Streben die nächste Milliarde Kunden für sich zu gewinnen. Bildung ist einer der entschiedenste
Faktoren ob Menschen einen Computer verwenden. Die Menschen profitieren von der Wohltätigkeit
und der Global Player kann die Ausgaben getrost als Investition in den zukünftigen Absatzmarkt
sehen.
Verantwortungspyramide Für den Fall, dass Wohltätigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht so harmonisch Hand in Hand gehen
sollten, hat Archie Carroll ein Modell erfunden, nach dem sich ein Unternehmen richten sollte:
Carroll unterscheidet vier aufeinander aufbauende Ebenen der unternehmerischen Verantwortung:
1. Die ökonomische Verantwortung besagt, dass
ein Unternehmen mindestens kostendeckend
wirtschaften muss.
2. Gesetzliche Verantwortung besagt, dass ein
Unternehmen keinen illegalen Tätigkeiten nachgehen
darf und die gesetzlichen Bestimmungen befolgen muss.
3. Ethische Verantwortung beschreibt die
Anforderung an das Unternehmen fair und ethisch über
die Bestehenden Gesetze hinaus zu handeln
4. Die vierte Ebene wird als philanthropische
Verantwortung bezeichnet, sie beschreibt kreatives
gesellschaftliches Engagement über die
gesellschaftlichen Erwartungen hinaus.
Die ersten beiden Ebenen muss ein Unternehmen,
abgesehen von Ausnahmefällen, einhalten, um bestehen
zu können (gesellschaftlich gefordert). Die dritte Ebene
des sittlichen Handelns ist notwendig, um
gesellschaftlich akzeptiert zu sein ist, sie ist jedoch nicht
zwingend erforderlich (gesellschaftlich erwartet). Die
vierte Ebene ist rein freiwillig, jedoch gesellschaftlich gewünscht. CSR umfasst prinzipiell alle vier
Abbildung 1: Verantwortungspyramide nach Carroll
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Stufen. Das Vier-Stufen-Modell differenziert jedoch nicht nach ökologischen oder sozialen Aspekten,
darüber hinaus besteht die Problematik, eine gemeinsame Erwartungshaltung aus einer modernen
Gesellschaft ableiten zu können.
Ethical Investment:
Gleich vorweg, ethisches Investment unterscheidet sich methodisch nicht von anderen Formen der
Geldanlage. Der/die InvestorIn hat jedoch eine ethisch-qualitative Kontrolle, was mit dem Geld
geschieht bzw. was nicht. Dadurch werden die Spielregeln für Investment geändert. Nicht der
„shareholder value“ steht im Vordergrund, sondern die Einhaltung der vom Investor festgelegten
Spielregeln und ethischen (Mindest)standards.
Dadurch entsteht aus dem ursprünglichen „magischen
Dreieck“, Rendite, Liquidität und Risiko ein „magisches
Viereck“. Da der Begriff „Ethik“ noch nicht wirklich über den
Inhalt Aufschluss gibt, entwickelten sich verschiedene ethische
Leitfäden. Einer davon ist der sogenannte „Frankfurt-
Hohenheimer Leitfaden“, der auf den Lehren der Christlichen
Soziallehre basiert. Genauer gesagt beruht es auf drei Säulen:
Naturverträglichkeit (z.B. Ressourcenverbrauch, Umwelteinflusse,
Recyclingfahigkeit, Gesundheit, …) Sozialverträglichkeit
(z.B. Arbeitsrecht, Arbeitsorganisation, Sozialrecht,
Betriebsklima, Lohngerechtigkeit, …) Kulturverträglichkeit
(z.B. Inkulturation des Unternehmens bzw. seiner Produkte, externe Anspruchsgruppen,
gesellschaftlicher Grundwertekatalog, …)
In der Praxis wird ethical Investment auf zwei Arten angewendet:
„Choice“
„Vermeidend“: Ausschluss bestimmter Wertpapiere
„Fördernd“: Bevorzugung bestimmter Werpapiere (aufgrund ihrer Branchenzugehörigkeit)
„Voice“
„Kritische AktionärInnen“: Einfluss auf die Unternehmenspolitik durch kritische Fragen
NGOs sind die neue Entwicklung dieser Bewegung. Sie vertreten die Interessen ethisch
interessierter InvestorInnen durch ihr Engagement.
Der Shareholder Value ist ein Konzept bei dem die Gewinnmaximierung und die Erhöhung des Unternehmenswert im Vordergrund steht. Durch hohe Gewinne werden hohe Dividenden an die shareholder ausgeschüttet und der Marktwert/Aktienwert des Unternehmens steigt.
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Formen des ethical Investment
Förder Sparbücher
Zinsen als Spende für ökosoziale Projekte
Öko- / Sozial- Anleihen
Darlehen, die an ökologische oder soziale Anliegen gebunden sind
Bsp: Umweltanleihen der Rep. Österreich (Zur Finanzierung von Umweltanleihen wie etwa
dem Bau kommunaler Kläranlagen)
Ethik-Invetmentfonds
„Wertpapier Bündel“ von ethisch geprüften Unternehmen
Bsp: Hypo Steiermark bietet „grünes Geld“, also ethisch nachhaltige Investmentfonds, an.
Andere wirtschaftsethische Konzepte Die Globalisierung und vor allem die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 bescherte vielen alternativen
Wirtschaftskonzepten steigende Anerkennung sowie die Umsetzung einiger Ideen. Die Strategen in
der Wirtschaft erkannten die Wichtigkeit des Vertrauens der Kunden in ein Unternehmen. Vertrauen
kann ein Unternehmen nur schaffen, wenn es Verantwortung übernimmt. Möglich ist dies nur durch
bewusstes Setzen von klaren ethischen Prinzipien und Verhaltenskodizes. In der Regel hat jede Firma
seine eigenen Normen und Vereinbarungen getroffen. Zusätzlich zu diesen individuellen und oft
schwammigen Formulierungen gibt es auch gesetzlich verpflichtende Abkommen. Hier die
wichtigsten im Überblick:
Dreigliedrige Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik
Bekannter ist diese Grundsatzerklärung unter dem Namen „ILO-Basiskonvention“ von 1977. Die
International Labour Organization (ILO) fasst in diesem Werk alle Übereinkommen und Abkommen
über ihre Ansichten des gerechten Handels zusammen. Diese Fassung gilt in leicht veränderter Form
bis heute für alle 182 Mitgliedsstaaten der internationalen Arbeiterorganisation. Wichtige
Vereinbarungen sind beispielsweise das Verbot der Kinderarbeit, Schutz des Vereiningungsrechts,
Bezahlung von Mindestlöhnen und Beseitigung der Zwangsarbeit.
OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
Jene Leitsätze wurden im Juni 2000 von den Organization for Economic Co-operation and
Development (OECD) Mitgliedsstaaten verabschiedet, um das ansteigende
Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen zu fördern und zu stärken. Dieses Abkommen beruht
auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und sind somit als nicht-bindende Empfehlungen für Regierungen
auf dem Themengebiet der Arbeits- und Umweltstandards, Verbraucherschutz und
Korruptionsbekämpfung vorgesehen.
Global Compact
Global Compact ist ein Abkommen, das zwischen Unternehmen und den United Nations Organization
(UNO) abgeschlossen wurde. Initiiert wurde diese Vereinbarung im Jahr 1999 vom 7. Generalsekretär
der UNO Kofi Annan, der auch Leiter der Initiative „Millenium Develepoment Goals“ war. Der Global
Compact besteht aus 9 Prinzipien, die den drei Bereichen Menschenrechte, Arbeit und Umwelt
zugeordnet sind. Kritiker bemängeln jedoch die fehlende Verbindlichkeit des Abkommens, da eine
externe Überprüfung der Verhaltenskodizes nicht zwingend vorgesehen ist.
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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Social Accountability 8000
Die SA 8000 ist ein CSR Standard der Menschenrechtsorganisation Social Accountability International
(SAI) und ist ein freiwilliger Standard für Unternehmen, die sich einer Überprüfung und ethischer
Bewertungen unterziehen. Firmen können sich dazu verpflichten und werden durch unabhängige
Wirtschaftsprüfer anhand der Kontrolle von ethischen Standards zertifiziert.
Das OeNWE als Beispiel für regionale Initiativen Das „Österreichische Netzwerk Wirtschaftsehtik“ gründete 2006 nach erfolgreicher Kooperation mit
dem Forum politische Bildung Steiermark eine eigene Landesgruppe für die Steiermark. Jene ist auch
Mitglied des größten europäischen Wirtschaftsethiknetzwerks – EBEN (European Business Ethics
Network) genannt. Das OeNWE Steiermark sieht sich als Bindeglied für wirtschaftsethische
Fragestellungen zwischen Unternehmen, Wissenschaft, NGOs, Interessensorganisationen, Politik,
Medien und der Zivilgesellschaft. Ausgangspunkt dafür stellen laufende Diskussionen und ein offener
Dialog über wirtschaftsethische Themen.
Nicht nur der Diskurs zwischen Theorie und Praxis steht im Vordergrund, sondern auch das Auftreten
in der Öffentlichkeit und die Kontaktaufnahme mit Unternehmen. Das OeNWE Steiermark bietet
Hilfestellungen und Infomaterial und hofft dadurch das Bewusstsein für Wirtschaftsethik auch in
unserer Region stärken zu können.
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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4. Gutes Gewissen ist im Preis nicht inbegriffen
Diverse Discounter als Negativbeispiel
Die Textilindustrie Die Textilindustrie gilt auch heute noch als
Paradebeispiel für ungerechte
Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und
Kinderarbeit.
Bei Vorwürfen gegen einzelne Unternehmen
aufgrund ungerechter Arbeitsbedingungen ist
Vorsicht geboten, da es nicht oft wirkliche
Fakten gibt und manchmal nicht einmal die
Firma selbst weiß wie verantwortungsvoll sie
mit ihren Arbeitnehmern umgeht. Das
Textileinzelhandelsunternehmen „H&M“ gab
beispielsweise an ungerechte
Arbeitsbedingungen sowie Kinderarbeit nicht
„100% ausschließen“ zu können. Weiters
sehe ich es als nicht zielführend verschiedene
Marken und Firmen schwarz und weiß zu
zeichnen. Platz für Kritik muss es aber
trotzdem geben:
Fallbeispiel: Kik Der umstrittene Textildiscounter „Kik“ druckt seit einiger Zeit seine Werbekataloge auf
umweltfreundliches Papier, ist Partner von Homosexuellenverbänden und baut Schulen – in
Deutschland. Was die (Kinder)arbeiter in Bangladesch, die umgerechnet circa 20-35 € im Monat
verdienen, haben sei dahingestellt. Der niedrige Preis wird durch niedrigste Bezahlung sowie
Behinderung gewerkschaftlicher Aktivitäten durch das Management gewährleistet. Die „Kampagne
für saubere Kleidung“ spricht von einem „Lohn, der nicht ausreicht für ein Leben in Würde.“ „Kik“
selbst ist hingegen stolz auf deren Verhaltenskodex, der aber laut externen Überwachungsstellen
nicht eingehalten wird. Vermutlich deshalb, weil während der lautstarken medialen Kritik am
Konzern im Jahr 2008 der Kodex nur in der deutschen Fassung überarbeitet wurde. Manche munkeln
nur zur Beruhigung der deutschen Kunden. Die englische und damit für Bangladesch wichtige
Fassung blieb nämlich unverändert. Ferner versucht „Kik“ die Schuld von sich zu weisen und verweist
auf die Verantwortung von Bangladeschs Regierung. Diese hat einen durchschnittlichen Mindestlohn
Abbildung 2: Die Lohnkosten machen nur 1% des Gesamtpreises eines T-Shirts aus. Eine Lohnerhöhung hätte für den Kunden in Wahrheit keine großen Auswirkungen (Kampagne für saubere Kleidung)
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von ca. 18-24€/Monat festgesetzt. Im Interesse von CSR und den christlichen Sozialprinzipien wäre
hier eine freiwillige Selbstverpflichtung für einen höheren Lohn angebracht.
Aldi& Lidl Ähnlich wie „Kik“ versuchen auch andere Discounter wie Aldi oder Lidl ihre Preise möglichst niedrig
zu halten. Möglich gemacht wird das durch eine Unternehmenspolitik, die keine Kritik oder
Gewerkschaften zulässt. Das „Schwarzbuch Markenfirmen“ berichtet des Weiteren von massiver
Umweltzerstörung und Ausbeutung in der Rohstoffgewinnung. In Deutschland formiert sich der
Widerstand. Mit dabei in der ersten Reihe sind religiöse Vertreter aller Kirchen. Demonstrationen der
anderen Art wurden in Kirchen zum Beispiel mit dem Titel „Die Würde des Menschen ist unantastbar
- auch am Arbeitsplatz“ abgehalten. Mit Zitaten aus dem Alten Testament wird die moderne
Ausbeutungsgesellschaft attackiert: „...die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu
Boden stoßt... weil ihr die Armen unterdrückt und nehmt von ihnen hohe Abgaben...“ (Amos: 5,V. 7-
14) Die Religion kämpft an der Front gegen das soziale Elend. Besonders hervorzuheben sind die
beiden Organisationen „Christliche Initiative Romero“ und die „Kampagne für saubere
Kleidung“(Clean Clothes Campaign).
Christliche Initiative Romero
CIR setzt sich seit 1981 für Arbeits-und Menschenrechte in Ländern Mittelamerikas ein. Sie ergreift
Partei für die Armen, kämpft gegen Ungerechtigkeitsverhältnisse und baut durch solidarisches
Handeln eine Brücke zwischen Mittelamerika und Deutschland. CIR ist ein wichtiges Mitglied der
„Kampagen für saubere Kleidung, dem „Dachverband“ für gerechte Arbeitsbedingungen
Kampagne für saubere Kleidung
Gegründet wurde die Clean Clothes Campaign 1990 in den Niederlanden.
Heute ist sie in mehr als 12 Ländern tätig und hat über 300
Mitgliedsverbände. Die Kampagne ist federführend bei der
Bearbeitungen von Verstößen gegen internationale Arbeitsabkommen
wie beispielsweise der ILO-Basiskonvention (Siehe: Dreigliedrige
Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik).
Ferner haben sie freiwillig eine Art Kontrollfunktion über. Bei Verstößen
gegen die OECD Leitsätze sind sie oft die einzigen die Beschwerden in
den OECD Ländern einreichen. (Siehe: OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen). Ziel ist es,
dass alle in Deutschland bzw. Österreich ansässigen Einzelhandelsunternehmen sich zu sogenannten
sozialen Mindeststandards bei der Herstellung ihrer Produkte verpflichten.
Ferner ist jene Kampagne zum Zentrum wirtschaftsethischer Kampagnen für bessere
Arbeitsbedingungen in der „Dritten Welt“ geworden. Durch diese Stellung hat und schafft sie es auch
noch heute die breite Öffentlichkeit für den unkontrollierten Globalisierungsprozess zu
sensibilisieren.
Dafür sind ihre Projekte mehr als umfangreich. Beispielsweise werden nicht nur medienwirksame
Kampagnen konzipiert, sondern es wird viel Wert auf die Erforschung der Arbeits - und
Lebensumstände in Asien, Mittelamerika und Osteuropa gelegt. Ihre von Firmen unabhängigen
Erkenntnissen veröffentlichen sie in ihrem umfassenden Aktionsmaterial, welches sie gratis bzw.
nicht gewinnorientiert für Interessenten und Firmen zur Verfügung stellen. Damit soll das Leid dieser
Arbeiter für die westlichen Konsumenten aufgeklärt werden. Im besten Fall führt dies zu einer
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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Bewusstseinsveränderung innerhalb der Gesellschaft. Ferner engagiert sich die Kampagne aber auch
auf regionale Projekte. Ich glaube, damit wollen sie bezwecken, dass niemand sich von der
besprochenen Thematik ausgeschlossen fühlt. Daher gibt es Initiativen wie zum Beispiel wurde ein
Leitfaden mit dem Titel „Kommunen tragen soziale Verantwortung“ ausgearbeitet, der Bürger dazu
anregen soll für ihre Gemeinden einen Bürgerantrag (Volksbegehren auf Gemeidenebene) zu stellen,
der den Gemeinderat zu Berücksichtigung von Sozialstandards bei Vergabe von Aufträgen
verpflichtet.
Bemerkenswert ist, dass die Mitgliedsverbände fast ausschließlich einen katholischen oder
evangelischen Ursprung haben.
Sie alle kämpfen basierend auf der Christlichen Soziallehre für eine gerechtere Welt und gegen
multinationale Konzerne ohne ethisches Rückgrat.
Kinderarbeit, Preisdrucksetzung auf Zulieferer und Ausbeutung in allen Ebenen sind nur einige
Vorwürfe, die diesen Unternehmen vorgeworfen werden. Das alles geschieht nur, weil wir so billig
wie möglich einkaufen wollen. Das einzige was fehlt ist das gute Gewissen, das man nach so einem
Einkauf bestimmt vermissen wird. Immerhin ist es doch ein wenig paradox wenn unsere reiche
Gesellschaft dort quetscht, wo es eigentlich nichts mehr zu quetschen gibt. Deshalb hat nicht nur der
Produzent Verantwortung zu tragen, sondern auch jene die nachfragen – Der Konsument.
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5. Christen und Business
Wer konsumiert trägt Verantwortung. Nicht nur Taschen.
Beim Thema Verantwortung gibt es immer zwei Seiten. Auch wenn ein Unternehmen verpflichtet ist
ethisch korrekt zu handeln ist jeder einzelne gefragt Verantwortung zu übernehmen. Wichtig dabei
ist, dass der Profit nicht verteufelt wird, da eine Veränderung und Vermehrung von Werten nur auf
breiter, sprich bei effizienten und lukrativen Unternehmen, einen gesellschaftlichen Wandel bewirkt.
Christentum und Business, ein Widerspruch? Im Gegensatz zu den Ansichten des US- amerikanischen Wirtschaftsprofessors Milton Friedman „The
business of business is business“ sieht das Christentum die Aufgaben der Wirtschaft vielschichtiger.
Ein Unternehmen ist nicht nur dazu da Gewinne zu erwirtschaften, sondern hat auch eine Pflicht der
Gesellschaft gegenüber. Jene lässt sich sehr gut mit christlichen Wertvorstellungen kombinieren.
Christsein heißt in erster Linie, den Schwächsten vor einer gierigen Übermacht zu schützen. In der
Wirtschaft fängt dies bei der genauen Untersuchung der Produktionszweige an. Es ist letztendlich
nichts Weiteres als die Frage der gelebten Werte und der Frage, ob ich als Schöpfung Gottes es vor
meinem Gewissen verantworten kann ein ethisch verwerfliches Produkt zu kaufen. Richtiges Handeln
ist im eigentlichen Sinn einfach einzugliedern. Wir sollen das tun, was Gott gefällt. Für mich
persönlich bedeutet das, dass wir es uns als Lebensaufgabe sehen sollte für uns für andere
einzusetzen, denen es nicht so gut geht. Das Handeln durch die Liebe ist nicht nur die stärkste Macht
der Welt wie ich finde, sondern auch der Beweis, dass Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat.
Sprich, um uns selbst als Menschen definieren zu können, müssen wir Liebe und Barmherzigkeit in
unserem Leben und vor allem im Wirtschaftsleben groß schreiben. Dabei müssen wir uns bewusst
sein, dass alles dieser irdischen Welt endlich ist und wir nicht Besitzer, sondern Verwalter von Dingen
sind. Ergo, das Hauptziel ist nicht die Vermehrung von pekuniärem Gewinn, sondern von Liebe&
Barmherzigkeit auf dieser Welt.
Nächstenliebe und die Pflicht des Christsein Um einen Beitrag zu einer gerechteren Welt zu leisten sehe ich es als Pflicht eines Christen sich zu
fragen: „Was kann ich dagegen tun?“ Christ sein heißt einen Dienst an Gott zu erweisen.
Gottesdienst bedeutet aber nicht nur die Liturgie am Sonntag, sondern auch dass man sein Leben
und seinen Alltag nach diesen Prinzipien gestaltet. „Nicht nur beten, sondern auch danach leben!“,
könnte man formulieren. Das wichtigste Gebot des Christentums ist das der Nächstenliebe. Jesus
antwortete auf die Frage was denn das wichtigste Gebot sei folgendermaßen: „Das erste ist: Höre,
Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit
ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist
größer als diese beiden.“ (Mk 12, 29 ff.) Die Frage nach dem „Nächsten“ ist oft schwer zu
beantworten. Allgemein könnte man aber sagen, dass „der Nächste“ derjenige ist, der meine Hilfe
am ehesten nötig hat. Nächstenliebe hat viel mehr Bedeutungen als einige annehmen. Nächstenliebe
heißt nämlich auch seine eigenen Bedürfnisse gegenüber einem anderen zurückzuschrauben, Neid
und Habsucht zu reduzieren und mit Rücksicht und verantwortungsbewussten Handeln anderen
gegenübertreten. Ein Christ, der seine Verpflichtung ernst nimmt, müsste also den zugefügten
Schmerz und das Leid der Arbeiter in Entwicklungsländern fühlen und betroffen sein. Jesus gab sein
Christoph Schattleitner 23.03.2011|
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Leben altruistisch für uns hin, sodass wir Jesus als wahrhaftigen menschgewordenen Gott erkennen
und dadurch gleich wie er handeln können. Das Leid wird immer in irgendeiner Form in unserer
Gesellschaft existieren. Trotzdem oder gerade deswegen müssen wir uns um eine Verbesserung
bemühen, auch wenn „der Nächste“ tausende von Kilometer entfernt in einer Textilfabrik sitzt. Das
Mittel gegen Leid kann nicht noch einmal Leid oder Ignoranz sein. Das einzige Mittel gegen soziales
Elend und Leid ist das Handeln durch Liebe und gegenseitigen Respekt. Je nach
gesellschaftspolitischer Situation muss sich diese Form des Respekts anpassen. Im wohlständigen
Mitteleuropa glauben wir kein wirkliches Leid mehr zu haben, da es einfach zu weit weg ist und wir
es nicht direkt vor den Augen haben. Die Zeiten haben sich verändert. Die Aufgabe des Christentums
nicht. Um für gerechtere Arbeitsbedingungen einzutreten gibt es zahlreiche Möglichkeiten,
nachfolgend sind einige aufgelistet:
Fair Trade als Alternative zum blinden Konsum „Der einzelne kann doch rein gar nichts ändern“ hört man immer wieder, wenn man
an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert. In Wahrheit hat der Konsument
sehr wohl die Macht zur Veränderung. Albert Schweitzer, der unter anderem ein
Krankenhaus in Afrika (Lambarene) gründete und leitete, schreibt dem guten Beispiel
darüber hinaus weitere positive Eigenschaften zu:
„Das gute Beispiel ist nicht eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen, es ist die einzige.“ Er
verdeutlicht sehr gut, dass unser Handeln auch eine Vorbildfunktion für andere hat. Wenn wir also
beim Einkaufen darauf achten, was wir kaufen steckt das womöglich andere an, die diesem Beispiel
folgen, usw. Die Lage ist nicht hoffnungs- oder aussichtslos. In diesem Zusammenhang kann man
meiner Meinung nach auch von einer gewissen Erwartungshaltung eines Christen sprechen.
Menschen, die sich selbst moralisch in Ordnung nennen und als gläubige Christen auftreten sind in
Wahrheit dazu verpflichtet ihre Ideale auch zu leben und als Vorreiter für die Gesellschaft zu dienen.
– Vorbild sein, indem man die Welt im Auftrag Gottes wertevoller macht und für die Bewahrung der
Schöpfung, die Entfaltung von Menschen und die Entwicklung von gerechten Ökonomien kämpft. Für
wertbewusste Christen und Konsumten gibt es bereits genügend Alternativen wie zum Beispiel das
Gütesiegel „Fairtrade“, welches „fairen Handel“ in allen Produktionsschritten garantiert. „Fairtrade“
Produkte zeichnen sich durch gerechte Entlohnung und Rücksicht der Anliegen ihrer Produzenten
aus. Dadurch erhalten Kleinbauern die Möglichkeit selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und
einen fairen Handel zu betreiben. Fairtrade achtet bei der Vergabe ihrer Gütesiegel auf Ökologie,
Ökonomie und Soziales, die drei Säulen der Wirtschaftsethik:
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Werden diese Standards nicht eingehalten wird kein „Fairtrade“-Gütesiegel vergeben. Dadurch soll
die Situation der (Klein)bauern in Entwicklungsländern nachhaltig verbessert werden. Ohne diese
Initiativen wären noch mehr dieser Bauern dem Druck des Weltmarktes und dem ausbeuterischen
lokalen Zwischenhandels unterlegen. Jene Folgen reichen von hoher Verschuldung über
Arbeitslosigkeit bis hin zur Verelendung. Alleine „Fairtrade“ schützt über 1,4 Millionen Landwirte vor
diesen Auswirkungen.
Selbstverständlich gibt es noch weitere Gütesiegel und Kampagnen, die Berücksichtigung verdienen:
Clean clothes campaign (CCC)
Flower label program
Diverse Bio-Siegel
Eine- Welt- Laden
Mit diesen und zahlreichen weiteren Siegel werden ein gerechter Handel und eine nachhaltige
Zukunft der Umwelt garantiert. Die heutige Gesellschaft glaubt sich durch Konsum glücklich kaufen
zu können („Kauf dich glücklich!“ Media Markt). Ein Produkt allein kann nicht glücklich machen. Ein
fair gehandeltes Produkt macht mit dem Wissen etwas für eine gerechtere Welt beigetragen zu
haben glücklich. Im Endeffekt haben die Konsumenten die Wirtschaft in der Hand. Die Nachfrage
bestimmt das Angebot. Das heißt, dass es nur genügend Menschen braucht, die sich ihrer
Verantwortung als Konsument bewusst sind, um eine wirkliche Nachfrage für ethisch vertretbare
Produkte zu schaffen. Das ist die Aufgabe eines konsequenten Christen und Konsumenten. Die
Zukunft ist düster. Grund genug ein Zeichen zu setzen.
Quellenverzeichnis: BRAUN, Andreas / LICH, Barbara / RUNTE, Alexander: Die Gedanken sind frei. Vier Kurzporträts von Impulsgebern, die die Wirtschaft verändert haben. Online im Internet: http://www.fluter.de/de/maerkte/heft/5874/ [31.3.2007] Handout: Rel. 7 Klasse: Christliche Soziallehre und Rel. Buch S. 116
http://www.fluter.de/de/76/thema/7422
http://www.kaththeol.uni-muenchen.de/lehrstuehle/christl_sozialethik/personen/1vogt/material/ss08_nachhaltigkeit/nachhalt-zsf01.pdf
http://www.mission-einewelt.de/index.php?id=377
http://www.saubere-kleidung.de/ccc-50_materialien/ccc-54_sonstige-materialien.html
http://www.schladming2013.com/de/infrastruktur/andere_projekte/umwelt-nachhaltigkeit
http://www.schladming2013.com/de/schladming2030
http://www.transfair.org/ueber-fairtrade.html
Infobox und Statistiken bzgl. des ethischen Investments der „Hypo Steiermark“ sowie Informationen von Bernhard Glausriegler (Hypo
Liezen)
KARY, Christine: Corporate Social Responsibility. Gut- oder doch nur gut gemeint? In: Die Presse. Vom: 14. Mai 2010. S. (F)3
KUHLEN, Beatrix: Corporate Social Responsibility (CSR). Die ethische Verantwortung von Unternehem für Ökologie, Ökonomie und Soziales
PLUTSCHINSKI, Timo: Bibel und Business. http://www.ankernetz.de/upload/107BibelundBusiness.pdf
Wer bezahlt unsere Kleidung bei „Lidl“ und „Kik“ (CCC): http://www.saubere-kleidung.de/downloads/publikationen/2008-01_Brosch-Lidl-
KiK_de.pdf