Dipl.-Psych. Tanja Gockel (KJP Regensburg) - medbo.de · x Dr. Bettina Hübner-Liebermann...

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„Ich weiß nicht warum ich so traurig bin.“

Depression bei Kindern und Jugendlichen

Dipl.-Psych. Tanja Gockel (KJP Regensburg)

1. Häufigkeit (Prävalenz)

2. Symptomatik

3. Differentialdiagnostik

4. Komorbidität

5. Ursachen (Ätiologie)

6. Diagnostik

7. Behandlung

Übersicht

Prävalenz • Vorschulkinder 1-2%

• Kindesalter 2-3% (6-11 J.)

• Frühes Jugendalter 3-8% (11-15 J.)

• Jugendalter 4-10%

• Junge Erwachsene 15-17%

Häufigste psychische Erkrankung • Lebenszeitrisiko 15-25%

Geschlechterverteilung • bis zum Beginn der Pubertät ausgeglichen

• später 2:1 Mädchen zu Jungen

Häufigkeit

Kleinkindalter (1-3 Jahre) • ausdrucksarmes Gesicht

• erhöhte Irritierbarkeit

• gestörtes Essverhalten

• Schlafstörungen

• selbststimulierendes Verhalten

(z.B. exzessives Daumenlutschen)

• reduzierte Kreativität und Ausdauer

• Spielunlust

• mangelnde Phantasie

Symptomatik

Vorschulalter (3-6 Jahre) • trauriger Gesichtsausdruck

• verminderte Gestik und Mimik

• leicht irritiertbar, stimmungslabil

• mangelnde Fähigkeit sich zu freuen

• introvertiertes Verhalten

• vermindertes Interesse an motorischen bzw.

expansiven Aktivitäten

• Essstörungen

• Schlafstörungen: Alpträume, Ein- und Durchschlafstörungen

ABER AUCH:

aggressives Verhalten, Wutausbrüche, Gereiztheit, motorische Unruhe

Symptomatik

Schulkindalter • verbale Berichte über Traurigkeit

• Gefühllosigkeit

• Lustlosigkeit

• Freudlosigkeit

• Schulleistungsstörungen

• verminderte Konzentration

• vermindertes Selbstvertrauen

• psychosomatische Störungen

• Angst zu Versagen

• Schuldgefühle

• sozialer Rückzug

• Suizidalität

Symptomatik

Internationale Klassifikation

Klassifikation nach ICD 10

Zeitkriterium: mindestens 2 Wochen

Leichte depressive Episode

• mindestens zwei der

Hauptsymptome

• mindestens zwei der

Nebensymptome

Mittelgradige depressive Episode

• mindestens zwei der

Hauptsymptome

• mindestens drei der

Nebensymptome

• besonders

ausgeprägter

Schwererad einiger

Symptome

• meist erhebliche

Schwierigkeiten

soziale, häusliche

und schulisch/

berufliche Aktivitäten

zu bewältigen

Schwere depressive Episode

• alle Hauptsymptome

• mindestens fünf der

Nebensymptome

• erhebliche

Verzweiflung oder

Agitiertheit

• somatisches

Syndrom

• Alltagsbewältigung

nur sehr begrenzt

möglich

F32.3 schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen Wahn, Halluzinationen, depressiver Stupor

F41.2 Angst und Depression gemischt

F92.0 Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung gemischt

F43.2 Anpassungsstörung

• F43.20 kurze depressive Reaktion (nicht länger als einen Monat)

• F43.21 längere depressive Reaktion (nicht länger als 2 Jahre)

• F43.22 Angst und depressive Reaktion gemischt

• F43.23 mit vorwiegender Beeinträchtigung von anderen Gefühlen

• F43.24 mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens

• F43.25 mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten

Weitere Diagnosen

• verschiedene affektive Störungen untereinander

• Bipolare affektive Störung

• Schizophrenie

• Anpassungsstörungen

• Posttraumatische Belastungsstörung

• Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität

• Emotionale Störung mit Trennungsangst

• Nebenwirkungen von Medikamenten

• Substanzmissbrauch

• Persönlichkeitsfehlentwicklung

• Hirnorganik oder somatische Erkrankungen

Differentialdiagnostik

• Angsterkrankungen

• Störung des Sozialverhaltens

• Substanzmissbrauch

• Essstörungen

• Persönlichkeitsentwicklungsstörungen

• Zwangsstörungen

• ADHS

Komorbidität

Ursachen

Ursachen

Verhaltenstherapeutische

Erklärungsmodelle

Kognitives Modell von Beck Kognitive Triade: negative Bewertung

der eigenen Person, der Welt und

der Zukunft

Kognitive Fehler: selektive Verallge-

meinerungen, Katastrophisierungen,

absolutes und dichotomes Denken

Erlernte Hilflosigkeit nach

Seligman Das Kind erlebt die Welt als unkontrol-

lierbar Verallgemeinerung der

Erfahrung, dass ich die Situation nicht

beeinflussen kann

Psychoanalytische

Erklärungsmodelle

Frustration der Bedürfnissen nach

Liebe und Versorgung

„Meine Bedürfnisse sind übertrieben und

unerfüllbar.“

Wut, Neid, Enttäuschung

Schuldgefühle

Aggression wird nach Innen gegen das eigene

Selbst gewendet

selbstquälerische Bedrücktheit (Depression)

Diagnostik

Diagnostik

Selbstbeurteilungsfragebögen

1. Depressionstest für Kinder

2. Depressionsinventar für

Kinder und Jugendliche

3. Becks Depressions Inventar

I Klinisch-psychiatrisches Syndrom (F 0 – F 6, F 84, F 9)

II Umschriebene Entwicklungsstörungen (F 8 außer F 84)

III Intelligenzniveau (F 7)

IV Körperliche Erkrankungen (ICD-10 A-Z außer F)

V Assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Umstände

VI Globale Beurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg

Multiaxiales Klassifikationsschema

Behandlung

• Psychopharmakotherapie

• Psychotherapie (VT, TfP, PA)

• Gruppentherapie

• Entspannungsverfahren/Achtsamkeit

• Kunsttherapie

• soziales Kompetenztraining

• tiergestütze Therapie

• Familientherapie

• aufsuchende pädagogische Unterstützung

• Psychoedukation

Regionale Behandlungsangebote

Kinder- und Jugendpsychiatrie Regensburg

Fachklinik in Regensburg

• 1993 eröffnet

• Institutsambulanz (seit 1992)

• 3 Stationen (Kinder 6-12 Jahre, Akutstation für Jugendliche, Therapiestation für Jugendliche)

• 2 Tageskliniken (für Kindergarten- bzw. Schulkinder)

Außenstelle in Weiden

• Ambulanz seit 1998

• Tagesklinik mit 12 Plätzen seit 2001

Außenstelle in Cham

• Ambulanz seit 2006

• Tagesklinik mit 12 Plätzen seit 2007

Außenstelle in Amberg

• Ambulanz seit 2009

• Tagesklinik mit 12 Plätzen seit 2013

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Behandlungsangebote in der KJP

Diagnostik in der Ambulanz oder bei einem niedergelassenen

Kinder- und Jugendpsychiater

stationäre Therapie

teilstationäre Therapie

ambulante Therapie

Einzeltherapie

Gruppentherapien

Alltagstraining

Pharmakotherapie

Schule

Sport und Bewegung

Psychoedukation

Elternarbeit

Belastungserprobungen

Wiedereingliederung

Ergotherapie, Logopädie

Kunsttherapie, Musiktherapie

Einzeltherapie

Gruppentherapien

Alltagstraining

Pharmakotherapie

Schule/ Kindergartensetting

Sport und Bewegung

Psychoedukation

Elternarbeit

Belastungserprobungen

Wiedereingliederung

Ergotherapie, Logopädie

Kunsttherapie, Musiktherapie

Einzeltherapie

Gruppentherapien • Gruppe (VT) für depressive

Jugendliche

• Soziales Kompetenztraining

Familientherapie

Aufsuchende pädagogische

Begleitung

Pharmakotherapie

Psychoedukation

Elternarbeit

Ergotherapie, Logopädie

Kunsttherapie, Musiktherapie

Konzept

Ansprechpartner:

Fr. D. Beyer, Dipl. Sozialpädagogin

Hr. R. Keppler, Dipl. Psychologe

Inhalte:

Wie äußert sich eine Depression?

Wie können Depressionen entstehen, was sind die Ursachen?

Was erhält eine Depression aufrecht?

Welche Gedanken und Überzeugungen wirken sich negativ auf

die Stimmung aus?

Was kann ich tun, um das zu verändern?

Gruppe für depressive Jugendliche

Regionale Behandlungs- und Beratungsangebote

Jugendamt

KoKi Koordinierende

Kinderschutzstelle

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Sozial-pädiatrische

Zentren

Kinder- und Jugendpsychiater

Koordinationsstelle Psychotherapie der

kassenärztlichen Vereinigung

niedergelassenePsychothera-

peuten

Schulpsychologen/ Jugendsozialarbeiter

kopfhoch.de

Kinderärzte/ Hausärzte

Agentur für Arbeit

Erziehungs-beratungsstellen

Regionale Ansprechpartner für Eltern

• KOKI (Koordinierende Kinderschutzstelle)

Stadt Regensburg: 0941 / 507 – 2512

Landkreis: 0941/4009 – 227

• Erziehungsberatungsstellen

Stadt Regensburg: 0941/ 507 – 2762

Diakonie: 0941/ 29 77 111

Katholische Jugendfürsorge: 0941/ 7 99 82 – 0

• Verein der Angehörigen psychisch kranker Menschen (ApK)

Frau Engel: 0941/ 80 89 3

• Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Depression

über KISS Regensburg: 0941/ 599 388 610

Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche

Telefonisch (6-22 Uhr) und Online (24h)

Oberpfalzweites Angebot

Telefonische Beratung durch Jugendliche

Deutschlandweites Angebot

Information zu regionalen Angeboten

Bündnis gegen Depression Regensburg: Frau Dr. Dipl.-Psych. Hübner-Liebermann

Neues Angebot für Angehörige

Regensburger Bündnis gegen Depression e.V.

Vorsitzende: Dr. Bettina Hübner-Liebermann

Depressionstrialog am 11. April 2016

Das Ziel: An Depression Erkrankte, Angehörige sowie in der Behandlung tätige Profis tauschen sich über ihre

Erfahrungen aus, haben Zeit füreinander und lernen voneinander.

Initiatoren und Mitwirkende:

Claudia Glonegger Betroffene, SHG Wege aus der Depression

N.N. Angehörigengruppe

Prof. Dr. Thomas Baghai Direktor Medizinische Leistungen, Oberarzt Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I (Affektive Erkrankungen),

medbo

Günther Hetzenecker Sozialpädagoge, Leiter des sozialpädagogischen Dienstes, medbo

Konrad Wagner Gesundheits- und Krankenpfleger, Leiter Patienten- und Pflegemanagement, medbo

Andreas Kinadeter Sozialpädagoge, Regionalleiter der Bayerischen Gesellschaft für psychische Gesundheit, Regensburger Bündnis

gegen Depression

Dr. Bettina Hübner-Liebermann Dipl.-Psychologin, medbo, Regensburger Bündnis gegen Depression

Das erste Treffen ist am Montag, 11. April 2016, 18.30 bis 20 Uhr, am medbo Bezirksklinikum Regensburg,

Haus 29, Gr. Konferenzraum.

Für diese offene Veranstaltung ist keine Voranmeldung nötig.

Pocket-Guide Suizid

Quellenangaben: Ermann, M. (2007). Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Stuttgart: Kohlhammer

Groen, G. & Petermann, F. (2002). Depressive Kinder und Jugendliche. Göttingen: Hogrefe

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit