REGENSBURG. Nur ein weißes Werbe-banner an der Ecke UnterislingerWeg/Franz-Josef-Strauß-Allee weistauf die Waldorfschule Regensburghin. Auf dem 14 000 Quadratmetergroßen Gelände des ehemaligen Obst-hofs Palme sind lediglich ungenutzteGebäude und alter Baumbestand zu se-hen. Dabei hat die private Waldorf-schule wichtige Hürden genommen:Die Regierung der Oberpfalz signali-siert grünes Licht für den Schulstartund die Stadt Regensburg erlaubt derFerdinand Schmack jun. ImmobilienGmbH, eine frühere Obstlagerhalleauf dem Areal umzubauen und alszweiklassige Grundschule zu nutzen.

Zu spät für die eigenen Kinder

In dem Provisorium an der Ecke Un-terislinger Weg 32/Franz-Josef-Strauß-Allee wird die Waldorfschule im Sep-tember mit mindestens 40 Kindernden Betrieb aufnehmen – zunächstkommen eine erste und eine dritteKlasse. In Regensburg boomen seitJahren die Privatschulen. Montessori,Pindl, St. Marien-Schulen lauten nureinige der Namen. Mit Waldorf er-gänzt eine namhafte und weltweit tä-tige anthroposophische Bildungsein-richtung das Angebot.

Mathias Schneider, Vorsitzenderdes Vereins Freie Waldorfschule Re-gensburg, begrüßt es sehr, dass die Re-gierung der Oberpfalz und die Stadtschnell entschieden haben. BeideTöchter des Optikermeisters, der imAußendienst tätig ist, werden abHerbst die Privatschule besuchen.Während die Jüngere eingeschultwird, wechselt die Ältere in die dritteKlasse. Schneider hofft, dass sich seineKinder an der Waldorfschule freierentwickeln können als an einerstaatlichen Einrichtung. Schließ-lich folge sie einem ganzheitli-chen Konzept und der Über-trittsdruck in der vierten Klassefalle weg. Schneider schätzt esetwa, dass die Schüler achtJahre lang denselben Klassen-lehrer als Ansprechpartnerhaben.

Dr. Madeleine Kamper,Vorstandssprecherin derWaldorfschule, freut sichsehr über den Start – auch

wenn er für ihre eigenen Kinder zuspät kommt. Zwei davon besuchen hö-here Klassen der Nürnberger Waldorf-schule. Kamper ist vollkommen über-zeugt von der Waldorfschule. „Sie bie-tet mit ihrem pädagogischen Konzeptviel Zusätzliches, was die staatlicheSchule nicht leisten kann.“ Als Bei-spiele führt sie musische und hand-werkliche Angebote an. Neben denklassischen Fächern sowie Englischund Französisch ab der ersten Jahr-

gangsstufe lernen die KinderEurythmie, Gartenbau, Mu-sik und Theaterspiel ken-nen.

Seit Februar 2014 machen sich El-tern in der Regensburger Initiativestark für das Projekt. „Das ist gar nichtmal so lange“, findet Ärztin Kamper.Vieles habe sich gefügt. Damit meintsie den Ankauf des ehemaligen Obst-hofs durch die Ferdinand Schmackjun. Immobilien GmbH. Das Unter-nehmen wird in den kommendenzehn Jahren 22 bis 24 Millionen Euroin den Schulbau investieren und anden Träger Freie Waldorfschule Re-gensburg e. V. vermieten.

Der Umbau der Obstlagerhalle hatbereits begonnen. Madeleine Kamperund Mathias Schneider gehen davon

aus, dass auch der Neubau der einzügi-gen Grundschule noch im Herbst be-ginnen wird und 2017 bezogen wer-den kann. Bis dahin sollen es vier Klas-sen sein. Bei der Stadt sei allerdingsnoch kein Bauantrag eingegangen,teilte Pressesprecherin Dagmar Ober-meier-Kundel amDienstagmit.

Abitur nach neun Jahren

Die Einrichtung wächst von Jahr zuJahr. Das G9-Abitur wird der erste Jahr-gang im Jahr 2026 schreiben. Paralleldazu wird die Ferdinand Schmack jun.Immobilien GmbH in drei Abschnit-ten bauen. Im Endausbau mit 13 Klas-sen soll Waldorf etwa so groß sein wiedas Von-Müller-Gymnasium. Bis 2022werden laut Planung alle drei Gebäudestehen.

Nicht nur für die Kinder beginntim Herbst ein völlig neuer Abschnitt.Auch die designierte SchulleiterinMargitta Giersberg lässt sich auf Ver-änderungen ein. Die derzeitige Chefinder Waldorfschule Wendelsteinkämpft mit dem Umzugsstress. Nachschwieriger Suche hat sie für sich undihren Sohn Jonas (20) eine Wohnungin Neutraubling gefunden. „Seit Mon-tag habe ich die Schlüssel“, erzählt diePädagogin am Telefon. Es fällt ihr sehr

schwer, vom vertrauten Kollegium inWendelstein Abschied zu nehmen.Das mache sie, weil die RegensburgerWaldorf-Eltern sie gebeten hätten, sagtMargitta Giersberg.

Die Waldorflehrerin hat die Auf-nahmegespräche mit allen interessier-ten Familien geführt und kennt ihrekünftigenDrittklässler bereits. Seit Os-tern trifft sie sich wöchentlich mit ih-nen zur „Montagswerkstatt“. Weil Le-genden die Klasse beschäftigen wer-den, hat sie mit den Kindern die Ge-schichte Franz von Assisis besprochenund als Abschluss eine Figur des Heili-gen aus Knetwachs formen lassen. DieGruppe hat hölzerne Stricknadeln her-gestellt und mit dem Stricken begon-nen. Ein wenig Französisch hat sie denSchülern ebenfalls beigebracht. Zu-sammen haben sie Formen gezeichnet,die sich zu hübschen Mustern vereini-gen. „Dabei geht es um KonzentrationundWille“, erklärtMargitta Giersberg,die vier eigene Kinder großgezogenhat. Hin und wieder hat die Pädagogingezweifelt, ob die Regensburg-Ent-scheidung richtig war. Die Arbeit mitden Schülern habe ihr geholfen, be-tont sie. „Die Kinder geben mir dieKraft, dass ich sagen kann, der Wech-sel ist richtig.“

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VONMARION KOLLER, MZ

Eltern atmenauf:DieWaldorfschulekommtBILDUNGDie Privatschule star-tet imHerbstmit 40 Kindernin einer früheren Obstlager-halle gegenüber der Conti-Arena. Auch der Neubau sollheuer beginnen.

DIE NEUBAUPLÄNE

360

36

UnterislingerWeg

Franz-Josef-Strauß-Allee

Biologie

.

.

echnik

GS2

GS2

Quelle: FWS Regensburg

Klasse

KostümKulisse

Bühne

O sterNe n aum

Saal

Künstler-garderobel

Lager,Stühle

TechnikSanitär

NaturwissenschaftNe enraum

Natur-wissen-schaften

MusikLager

Hand-arbeit

Sanitär

MB

MB Gruppe

Klasse 2

Klasse 2

Garde-robe

Garde-robe.

KlasseKlasse

Klasse

Lager

SanitärTechnik

Biolo ie

Biologie Nebenraum

Chemie Nebenraum

Chemie

Lehrer

unstMalenZeichnen

Garde-robe

Gruppe

Gruppe

MZ-Infografik

Sanitär

Dr. Madeleine Kamper,Vorstandssprecherin derWaldorfschuleFoto: Kamper

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ANMELDUNGEN

➤ Die Privatschule star-tet im Septembermit ei-ner ersten und einerdritten Klasse. Bis 31.August ist die Anmel-

dungmöglich.➤ 34 Schülernimmt dieWaldorf-Initiativemaximalpro Klas-se auf.

➤ Die monatlichen Gebühren betragen250 Euro für das erste Kind einer Fami-lie, 150 für das zweite und 100 Euro abdem dritten Kind.➤ Zwei erfahrene Waldorf-Lehrerinnenunterrichten die Klassen.➤ Vorerst ist die Mittagsbetreuung bis14 Uhr noch enthalten in diesem Betrag.Ein Mittagessen bietet dieWaldorfschu-le im ersten Jahr noch nicht an. Langfris-tig soll es aber eingeführt werden.➜ Weitere Informationen auf www.wald-orfschule-regensburg.de.

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SEITE 25MITTWOCH, 13. JULI 2016RE03_SREGENSBURGMITTELBAYERISCHEZEITUNG