Entwicklungen in der DDR 1949 - 1989. 1. Von der Gründung bis zur Abriegelung (1949-1961)

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Entwicklungen in der DDR1949 - 1989

1. Von der Gründung bis zur Abriegelung (1949-1961)

a) Der Aufbau des Staates nach stalinistischen Vorstellungen

• Konzentration der Staatsgewalt in der SED-Spitze (Vorsitzender Walter Ulbricht): Errichtung der SED-Diktatur

• Bedingungslose Unterordnung anderer Parteien und Massenorganisationen (Kirchen, Medien, Unternehmen, Erziehungsanstalten usw.)

• Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi)

• Überwachung und Unterdrückung oppositioneller Bewegungen

• „Säuberungen“ in der SED 1950/1951

Perfektionierung des Unterdrückungs- und Überwachungsapparats

„Aufbau des Sozialismus" (1952) als Wirtschaftsprogramm

• Abschaffung von Privateigentum von Produktionsmitteln (Kollektivierung): Volkseigene Betriebe (VEB) und Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften (LPG)

• Umstellung der gesamten Wirtschaft auf Planwirtschaft (Festlegung von Produkten, Produktionsmengen, Preisen)

• Festlegung von Arbeitsnormen für den einzelnen Arbeiter

• Stärkere Betonung der technischen Zweige im Ausbildungswesen

„Demokratischer Zentralismus"

• Auflösung der Länder (Länderparlamente und Länderregierungen)

• Bildung von 14 Bezirken, die den Zentralministerien in Ost-Berlin unterstellt wurden.

Ergebnis der Neuordnung: Katastrophale Versorgungslücken, was die Gebrauchsgüter betraf (bedingt durch organisatorische Defizite, Konzentration auf die Schwerindustrie und Reparationen)

b) Krise und Aufstand von 1953

Situation: Tod Stalins 5.3.1953 Unzufriedenheit der Bevölkerungwirtschaftliche Schwierigkeiten

"Neuer Kurs" (wirtschaftliche Erleichterungen, Kredite für Privatbetriebe, Verzicht auf Zwangsmaßnahmen gegen Steuerschuldner u. a.)

Streitpunkt: Hinaufsetzung der Arbeitsnormen um 10% (Mai 1953)

Der 17. Juni 1953• Demonstration von Berliner Bauarbeitern am 16. Juni • Ausweitung des Protests am 17. Juni: in allen Städten

Demonstrationen (Marsch durch Brandenburger Tor) und Streikbewegungen, Besetzung von Parteizentralen der SED

• Forderungen der Aufständischen: Rücknahme der Normerhöhung * Rücktritt der Parteispitze (v.a. W. Ulbricht)

* teilweise: freie Wahlen und Ende des SED-Regimes (Grundlagen der sozialistischen Gesellschaftsordnung nicht im Mittelpunkt der Kritik)

Wiederherstellung der „Ruhe und Ordnung„ durch russische Panzer

Folgen des 17. Juni 1953• gewaltsame Reaktion der Staatsführung mit Hilfe der

UdSSR: Verhaftungswelle • Wirtschaftliche Zugeständnisse (Anpassung der Ziele

an die gegebenen Möglichkeiten), Senkung der Konsumgüterpreise

• "Säuberungen" in den Parteien und in den Gewerkschaften

• Aufbau besonders zuverlässiger "Betriebskampfgruppen"

• Fluchtwelle in Westen

c) Fluchtbewegung und Mauerbau

• Verhinderung positiver Auswirkungen der Entstalinisierung in UdSSR im Jahr 1956 in DDR (vgl. Polen, Ungarn)

• Scheitern des zweiten Fünfjahresplans, Produktionslücken und Unterversorgung durch weitere kompromisslose Kollektivierung

• Ulbrichts Politik: Unterdrückung parteiinterner Opposition, Überwachung von Schulen und Universitäten, Reiseverbot, „Republikflucht“ als Straftatbestand, Aufwertung und Militarisierung der FDJ (Freie Deutsche Jugend)

Folge: Anstieg der Flüchtlingszahlen

13. August 1961: Mauerbau

Mauerbau am 13. August 1961

• 1949-1961: 2,7 Mio (v.a. junge) Flüchtlinge in BRD

• Seit 1951 Ausbau der „Grenze“ zur BRD• Problem: offene Grenze zwischen Berliner

Sektoren („Schlupfloch“)• 1958 Scheitern des Vorstoßes Chruschtschows:

Berlin als freie Stadt• Folge: Beschluss zum Bau einer Mauer um West-

Berlin Bau der Mauer in der Nacht vom 12. auf 13.8.61

• Fassungslosigkeit in BRD• Protest der Westmächte, aber

kein Eingreifen ohne Bedrohung der „three essentials“ (Kennedy): Sicherheit d. Status der West-mächte in Berlin, Zufahrtswege, Lebensfähigkeit der Stadt

• Politik des „status quo“ im Kalten Krieg

• „Schießbefehl“ für NVA durch DDR-Führung und weiterer Ausbau der Grenzbefestigungen

Berliner Mauer als Symbol für Unfreiheit und Unterdrückung

2. Vom sozialistischen Musterland zum Fall der Mauer

1950-1971:Walter Ulbricht 1971-1989: Erich Honecker

a) Sozialistische Reformpolitik in den 60er Jahren

• Stabilisierung im „Schutz der Mauer“- 13.8.1961: „heimlicher Gründungstag der DDR“

• Versuch einer wissenschaftlich-technischen Revolution nach 1961

• "Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung" (stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse eines Betriebes, materielle Anreize für Beschäftigte)

• 1968 neue Verfassung: Der (real existierende) Sozialismus wird als eigenständige Gesellschafts- und Staatsordnung definiert

Staatsaufbau der DDR bis 1989

Erfolge in den 60ern und frühen 70ern:

• wirtschaftliche Stabilisierung; höherer Lebensstandard, Entspannung der Wohnungsnotlage, soziale Verbesserungen (z. B. Babyjahr)

• Ansehen und Bedeutung der DDR innerhalb des Ostblocks

• allmähliche Überwindung der Isolierung (1972 Ostverträge), Anerkennung von vielen Staaten, Wirtschaftsbeziehungen auch zu Weststaaten

Erste Jahre unter Honecker: „Goldenes Zeitalter der DDR“

b) Stagnation und innere Erstarrung seit den 70ern

• Wirtschaftliche Stagnation: erste Ölkrise 1973/74 steigende Ölpreise hohe Auslandsschulden (Zinslast)

• Unterdrückungspolitik gegen Künstler und Oppositionelle (Abschiebung, vorzugsweise in BRD, z. B. Wolf Biermann 1976)

• Reformunfähigkeit trotz Hoffnung nach Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte 1975

• Wirtschaftlicher Niedergang: zweite Ölkrise 1979/80 Sturz in die Systemkrise

• Mangel an Investitionen, aber hohe Ausgaben für Löhne und Sozialleistungen (1983 DDR am Rande der Zahlungs-unfähigkeit, F.J. Strauß vermittelt einen Milliardenkredit!, dennoch bleibende Krise)

• zunehmende Umweltverschmutzung

Gründe für Reformunfähigkeit:• Zinslast durch Verschuldung im Ausland (drohender

Kreditstopp im Westen)• Verringerte Energielieferungen der UdSSR• Unzufriedenheit der Bürger, auch durch Vergleich mit

Westen (BRD-Fernsehen), Oppositionelle und erste Friedens- und Umweltgruppen

• Schwerfälligkeit der Planwirtschaft• Keine Lösung der ökonomischen Krise durch fehlende

Motivation im planwirtschaftlichen System• Ideologische Erstarrung und fehlende Sensibilität der SED-

Führung• Starre Identität der DDR als „sozialistische Nation“

(Selbstdefinition durch Ablehnung von Öffnung, auch der sowjetischen „Glasnost“ und „Perestroika“)

c) Der Zusammenbruch des Systems 1989

• Demonstrationen oppositioneller Gruppen ("Demokratie Jetzt“; „Neues Forum"; "Demokratischer Aufbruch"); Motto: "Wir sind das Volk"

• ab Sept. Massenexodus über die "grüne Grenze" (Ungarn)

• Mangelnde Flexibilität der SED-Führung, die Protestwelle abzufangen und eine Demokratisierung einzuleiten Machtverfall der SED nicht mehr aufzuhalten