Erneuerung des Journalismus - Gautinger Internet-Treffen

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Erneuerung des Journalismus in digitalen Zeiten durch Einbindung

des Nutzers und öffentliche Daten

Vortrag beim Zwölften Gautinger Internet-Treffen 23. März 2011

Ulrike Langermedialdigital.de

© Ulrike Langer

Quellen: Morgan Stanley, Bitkom

Wachstumsmarkt Mobiles Internet

• Im Jahr 2014 werden weltweit mehr Menschen mobil ins Internet gehen als über PCs.

• Jeder fünfte Deutsche surft mobil im Internet.

• Vor einem Jahr tat das erst jeder Zehnte.

Feldversuch mit 200 Studenten, die einen Tag lang ohne elektronische Medien auskommen sollten

A day without media

(Experiment an der University of Maryland)

wesentliche Erkenntnisse:

• Sie haben den Tag gehasst. In ihrer Welt bedeutet ein Tag ohne Handy oder Internet soziale Isolation.

• Sie unterscheiden nicht zwischen etablierten und persönlichen Nachrichten. Alles vermischt sich im persönlichen Nachrichtenstrom.

• Junge Erwachsene beschäftigen sich ständig mit SMS und Facebook

• Sie könnten ohne Fernseher oder Zeitungen leben, aber nicht ohne Handy, Internet und iPod.

„Wenn die Nachricht wichtig ist, dann wird sie mich finden“

(ein US-Student, zitiert in der New York Times, März 2008)

MeineStartseite im Netz?

Meine Startseite im Netz!

Mein Nachrichtenticker + Kommunikationstool: Tweetdeck

Facebook - weltgrößter Nachrichtenverteiler

Facebook

Google N

ews

USA: Traffic via Google News: 1,4% Traffic via Facebook: 3,5 %

New York Times Paywall• unbezwingbar für Direktzugriffe nach 20

Beiträgen im Monat

• eingeschränkt nutzbar über Google (5 Beiträge pro Tag)

• unbegrenzt nutzbar für Verweise aus Facebook, Twitter und Co.

Facebook Nutzerzahlen März 2011D/A/CH

Deutschland: 17,19 Mio.(+ 1,2 Mio seit Feb. 2011)

Schweiz: 2,51 Mio.

Österreich: 2,46 Mio.

(aktive Nutzer im vergangenen Monat)

Quelle: Facebookbiz.de

Nur T-Online und eBay haben in Deutschlandnoch mehr Unique User pro Monat!

Facebook hat die deutschen Konkurrenten abgehängt

Video-Sharing-Plattformen

und viele mehr...

Twitter

Twitter-Nutzerzahlen D/A/CH

Quelle: web evangelisten

Twitternutzerzahlen wuchsen in einem Jahr um 142% auf jetzt 460.000

aktiver Account =mind. ein Tweet pro Woche

Was wird getwittert?

mehr als die Hälftealler Twitternutzer verlinkt auf Medieninhalte, 12% mindestens täglich

mehr als die Hälfte aller Twitternutzer „retweetet“Nachrichten anderer,18% mindestens täglich

Wieviel wird getwittert?

aktuell:pro Tag weltweitdurchschnittlich140 Mio. Tweets

Charlie Sheenbei Twitter

über 3 Mio Follower

Charlie SheensVideokanäle

Charlie Sheen sucht Hilfe beim

Social MediaMarkenaufbau -natürlich per Social Media

Den persönlichen Nachrichtenstrom gibt es aber auch in

ansprechender Gestaltung ...

paper.liVerlinkte Beiträge inkl. Fotos und

Videos der über 1000 Twitter-Nutzer, denen ich folge

Was bedeutet das für die Rolle der Medien?

traditionelle Rolle: Sender > Empfänger

„One to many“ Kommunikation

neue Rolle: Jeder Empfänger ist zugleich auch Sender

Medien sind Gleiche unter vielen

„many to many“ Kommunikation

Wie eine Meldung im Internet entsteht

• ungewöhnliche oder originelle Ausgangssituation

• virale Verbreitung über Multiplikatoren

• Aufgreifen durch Massenmedien

Text

Tagesgespräch(„Trending Topic“

bei Twitter,Gründung einer

Facebook-Fanseiteetc.

#Blumenkübel erreicht die Massenmedien

2 Wochenspäter:

40.000 Follower

Leider den schönen

Twitter-Claimaufgegeben

Neue Wege:

ÖffentlicheEntwicklung

neuer Formate

Hybride ProgrammeTV/Internet

• "Share" Funktionen einbauen. Menschen wollen mit anderen teilen, was sie bewegt, egal ob Videoclip oder Zeitungsartikel.

• sich in vorhandene soziale Netzwerke einbringen

• selbst zu sozialen Netzwerken werden

Was können Medien tun, um den neuen Erwartungen gerecht zu werden?

Social Media: Einsatz im Journalismus

• eigene Inhalte im Netz verteilen

• den Schwarm für Recherchen nutzen

• unkomplizierte Umfragen (nicht repräsentativ)

• Quellen und Ressourcen finden

• eine Community schaffen oder in eine bestehende Community eintreten

Inhalte verteilen: Spiegel online

Twitter:

24 Feeds

Spiegel Netz: >17.000 Follower

Spiegel Eilmeldungen: > 72.000 Follower

42

Inhalte verteilen: Spiegel online

Facebook-Seite:>115.000 Fans

(Stand 9.2.2011)

Bild beiFacebook

> 102.000 Fans(Stand 9.2.2011)

Kuratieren, Crowdsourcing, Prozess- und Datenjournalismus

• Kuratieren wie im Museum: Das Beste aus der Kunst (aus dem Web) zusammentragen

• Crowdsourcing: Die Weisheit (und den Willen) der vielen anzapfen

• Journalismus als Prozess: Zwischenergebnisse veröffentlichen, Nutzer während der Recherche einbeziehen

• Datenjournalismus: Daten stehen im Mittelpunkt, nicht die lineare Geschichte, Rohdaten offenlegen, über eine Schnittstelle zugänglich machen

Bilder kuratieren

nahraum.de - „das lokale Foto-Gedächtnis einer Region“

Projekt der „Ruhrnachrichten,“ Medienhaus Lensing

Informationen undMeinungen kuratieren

Januar 2010

Rhein-Zeitung

Reaktionen (Auswahl):

Beispiel einer Regionalzeitung: Rhein-Zeitung

Rhein-Zeitung

Lokalredaktion Idar-Oberstein

Ortsgruppe bei Werkenntwen.de (WKW) im August 2009 gegründet

über 1600 Mitglieder

mehr als ein Dutzend Themenideen aus der WKW-Gruppe im Blatt umgesetzt

Rhein-Zeitung:Vernetzung in sozialen

Netzwerken mit Rückkoppelung

in Print

Christian Lindner, Chefredakteur „Rhein-Zeitung“:

“Wir merken, wie sich unser Denken und Arbeiten mit,

durch und wegen Web 2.0 ändert”

Wolfgang Blau, Chefredakteur Zeit Online:

„Sukzessive kommen wir zu einer Arbeitsweise, in der unsere Artikel nicht mehr der Endpunkt des journalistischen Prozesses sind, sondern dauernder Zwischenstand. Aus den Kommentaren unserer Leser unter dem Artikel, auf Facebook oder bei Twitter entsteht oft die Idee zum nächsten Text [...].Voraussetzung dafür ist, dass wir bereit und personell in der Lage sind, zuzuhören und mit unseren Lesern zu reden.“

einer der Vorreiter: „The Guardian“

Investigate your MP‘s Expenses

Frühjahr 2009

Der Guardian bereitete im Frühjahr 2009 die gesamten verfügbaren Daten zum Spesenskandal der britischen Unterhaus-Abgeordneten (Wer hat welche Steuernachlässe in Anspruch genommen? Wer hat sie zurückgezahlt? Wer nicht?)

- interaktive Darstellungsform

- kollaborative Charakter des Projekts (Crowdsourcing)

„Can you do something with this data? Please post us your visualisations and mash-ups below or mail us at

datastore@guardian.co.uk“

MP‘s expenses: All the revelations as a spreadsheet (Guardian)

Beispiel für eine nutzergenerierteAnwendung, die auf Daten aus dem data store beruht:

London traffic cam viewer for the iPad

Frankfurt Gestalten

Basis Open Street Map

lokalisiert lokalpolitische Entscheidungen, Anträge, Bürgerbegehren etc. auf

einer Karte

deckt alle 42 Stadtteile von Frankfurt ab

sechsköpfiges Designer- und Entwicklerteam

Christian Kreutz (Politologe, Initiator): "Inspiriert von Projekten in anderen Ländern kam mir die Idee eines Tages als ich im Ortsbeirat saß. Wie wäre es wenn sich Bürger direkt über das Internet vernetzen und Ideen zur Stadtgestaltung austauschen."

Frankfurt gestalten: Nutzer können eigene Initiativen starten

OWNI - Où je vote?

- Projekt zu den französischen Regionalwahlen im Frühjahr 2010- Applikation, die Nutzern zeigt, in welchem Wahllokal sie am Wahltag wählen können.- erstes Crowdsourcing-Experiment von OWNI: Nutzer tippten eingescannte Dokumente ab, damit sie computerlesbar wurden- zum Wahltag war die Facebook App fertig, funktionierte aber mangels genügend valider Daten nicht perfekt

Japan: nutzergenerierte Karte radioaktiver Strahlung

Neue Werkzeuge zum Kuratieren

Quora

Offener Haushalt / Open Data Movement

Zeit Online: interaktive Karte zu Todesopfern rechter Gewalt

Guardian:

MP Expenses

Journalisten werden auch ohne klassische Medien zu eigenen

Marken im Netz und bauen eine Beziehung zu ihren Nutzern auf.

YouTube Kanal des freien Journalisten Richard Gutjahr

Verzahnung mit Blog,

Twitter, Facebook

Reporter in Kairo

Hardy Prothmann, Journalist und Blogger: betreibt vier hyperlokale

Blogs unter derDachmarke Heddesheimblog

Daniel FienePodcaster, Blogger,

Webprogrammierer,Redakteur bei

„Antenne Düsseldorf“

Kai Schächtele und Christian Frey bereisten zur WM auf eigenes wirtschaftliches Risiko Südafrika und produzierten Audio-Slideshows

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!