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Exkursionsberichte vom 12. April 2005
Stuttgarter Zeitung / Turmhausdruckerei
TG Leutkirch (GMT) – Klasse 11/1
Bericht von Susanne Pfeffer, Sandra Klicker und Sabrina Pojar
Von der Nachricht bis zur Zeitung Erst Druck und Vertrieb machen aus dem journalistischen Produkt eine Zeitung, was im altmodischen Sinne bedeutet: Neuigkei-ten, die unters Volk kommen. Die modernste Druckanlage Europas ist in der Lage, 255 000 Zeitungen in der Stunde zu drucken. Bis zu hundert Rollen Papier, jede rund 1500 Kilogramm schwer, werden an einem einzigen Produktionstag ver-braucht. Aber wie funktioniert dieser hochtechnisier-te Vorgang eigentlich? An der Technik der Zeitungsherstellung änderte sich im Prinzip bis weit ins zwan-zigste Jahrhundert hinein nichts, aber heute hat in den Druckereien die digitale Revoluti-on stattgefunden. Man kann es sich so vorstellen: Irgendwo in der Welt geschieht etwas, das Menschen interessieren könnte. Ein Journalist verfasst oder erhält über Presseagenturen einen Be-richt über dieses Ereignis. Nach den Layout-angaben des Redakteurs wird die Zeitungs-seite am Computer erstellt. Danach wird diese an den Rechner der Plattenbelich-tungsmaschine gesandt.
Für eine Zei-tungsseite werden vier Druckplatten benötigt – Cyan, Magenta, Yellow, Schwarz – eine eigene Platte für jede der vier Far-ben. Unbelichtete Platten werden dazu in die Ma-schine eingelegt und über Rollen werden die Platten zur Belichtungs-
einheit transportiert. Auf jeder einzelnen Platte wird aber nur der Teil belichtet, der im Endeffekt die jeweilige
Farbe besitzen muss. (Jeder Buchstabe der in der Zeitung rot erscheinen soll, wird nur auf der „Magenta-Platte“ belichtet, die schwar-zen Buchstaben nur auf der „Schwarz-Platte“ usw.) Mit dem fertigen Plattensatz kann nach Ein-hängen in den jeweiligen Druckzylinder eine komplette Zeitungsseite im Druckturm schichtweise übereinander gedruckt werden.
Die Drucker, die für die Steuerung der Farbkomponenten und Bahnführungs-komponenten an den Computern zuständig sind, haben nur eine begrenzte Zeit zur Ver-fügung, um die Farben und Papierbahnen richtig zu stellen, damit die Zeitungsseite auch den Vorlagen und den Vorstellungen der Redakteure entspricht. Dabei gehen etwa 1500 bis 3000 Zeitungen direkt ins Altpapier (Makulatur). Diese Aufgabe erfordert gewis-se Verantwortung, denn schon kleine Fehler können dazu führen, dass zum Beispiel Vier-farbbilder nicht passen oder Anzeigen we-gen Farbfehlern von Kunden nicht bezahlt werden!
Das Schema einer Offset-Druckmaschine
1. Das Farbwerk Das Farbwerk versorgt im Offsetdruck die Druckplatte mit der zum Druck notwendigen Farbmenge. Das Farbwerk besteht aus:
- einem Farbkasten - dem Farbheber - mehrere Farbverreiber- und
Übertragswalzen - Farbauftragswalzen
2. der Plattenzylinder Vom Plattenzylinder werden durch die eingespannten Platten die eingefärbten Bild- und Textstellen seitenverkehrt auf den Gummizylinder bzw. das Gummituch übertragen. 3. Der Gummituchzylinder Auf diesen Zylinder ist ein kompressibles (=luftgepolstert) Gummituch aufgespannt. Das Druckbild wird vom Plattenzylinder seitenverkehrt auf das Gummituch übertragen. 4. der Gegendruckzylinder Zwischen Gummi- und Gegendruckzylinder läuft der „Bedruckstoff“ durch und das Bild wird seitenrichtig übertragen. Bei dünnem Papier kann der Gummizylinder bis 0,1 mm an den Druckzylinder gestellt werden.
5. das Feuchtwerk Aufgabe des Feuchtwerkes ist es, die Druckplatte für jeden Druck mit einem gleichmäßigen Feuchtfilm zu versorgen, der ausreicht, alle Nichtbildstellen (zeichnungsfreie Stellen) farbfrei zu halten. Der pH-Wert sollte leicht säuerlich sein und im Bereich zwischen 4,8 und 5,5 liegen. Bei Mehrfarbmaschinen ist für jede Farbe ein separates Druckwerk eingebaut, wobei alle Farben in einem Durchgang nacheinander gedruckt werden. Detaillierte Kenntnisse der verschienen Maschinenteile und ihre Bewegungsabläufe gehören zum Grundwissen jedes Offsetdruckers.
Die Papierrollen Nicht nur die neue Rotationsmaschine macht die Druckerei im Pressehaus Stuttgart zu einer der modernsten Anlagen ihrer Art. Europaweit einzigartig ist das vollautomatisierte Papierrollen-Versorgungssystem: Ein Materialfluss-Computer steuert die Anlieferung, die Lagerung und den Transport der tonnenschweren Papierrollen vom Lastwagen bis zur Verarbeitung in der Druckmaschine. Nur das Entfernen der Schutzpackung der rund 21 000 Meter Zeitungspapier fassenden Rolle muss dabei noch von Hand erledigt werden. Mehr als 30 000 Tonnen Papier werden jährlich bedruckt. Bei einem Blattumfang von 48 Seiten werden innerhalb einer Nacht rund 80 Papierrollen durch die Drucktürme geschleust.
Damit die Rotation während der Druckzeiten niemals wegen fehlenden Papiers still steht, ist eine ausgefeilte Nachschublogistik notwendig. Bewegung kommt in diesen Bereich, sobald einer der automatischen Rollenwechsler am Fuß eines jeden Druckturmes seinen Bedarf elektronisch anmeldet. Über ein Schienensystem gelangt die Rolle dorthin, wo sie automatisch auf die Achse gesteckt wird. Zuvor wurde die alte Papierrollenhülse ebenfalls automatisch abgenommen und ohne einen weiteren menschlichen Handgriff entsorgt.
Geht eine Papierrolle bei laufender Produktion zu Ende, wird eine neue Rolle ohne die Maschine zu verlangsamen oder anzuhalten im fliegenden Wechsel angeklebt.
Auf den ersten Blick erscheint die Kapazität des mehr als 20 Meter hohen Lagers unerschöpflich. Rund 1500 Stellplätze verteilen sich vom Boden bis zur Decke. Vorgesehen ist, dass immer etwa 800-1000 Rollen auf Vorrat vorhanden sind.
Bericht von Ann-Kathrin Durach, Anna Fakler, Susanne Reichle, Christina Veil und Maria Wechsel
Für unseren Exkursionstag in Klasse 11
beschlossen wir, ins Pressehaus Stuttgart
zu gehen. Dort konnten wir am Freitag,
den 11. 03. 2005 einen kleinen Einblick in
das Alltagsleben der Turmhausdruckerei
bekommen. Herr Finke leitete unsere
Führung. Zuerst erzählte er uns einige
Fakten zur Druckmaschine des Modells
„CMF Comander“.
Die Firma König und Bauer in Würzburg
entwickelte einer der modernsten und
größten Druckanlagen weltweit. Eine davon
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steht im Pressehaus Stuttgart. Die Stuttgarter
Zeitung hat die größte Zeitungsauflage im
südwestlichen Raum Deutschlands. Täglich
werden 20 verschiedene Lokalzeitungen
gedruckt, genauso wie verschiedene
Werbeprospekte und Broschüren.
1 Druckanlage
Gleichzeitig können bis zu 12 verschiedene
Zeitungen gedruckt werden.
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Die Druckmaschine hat eine Länge von 88m,
bei der jeder gebaute Meter 1 Millionen €
kostete, insgesamt kamen die Kosten auf 200
Millionen €. Sie verläuft über 7 Etagen und
besitzt 12 Drucktürme, in jeden Druckturm
wurde eine Maschine eingebaut. In der
insgesamt 110 m langen Halle befindet sich
im Keller das Hochregallager für Papier,
welches täglich neu aufgefüllt wird. Im
Papierlager werden insgesamt 30 000
Kilometer Papier für 8 Tage, bei hoher
Luftfeuchtigkeit, gelagert.
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Die Luftfeuchtigkeit wird durch das
fortlaufende besprühen mit Wasser der Halle
erreicht. Dadurch ist das Papier besser zum
Drucken geeignet. Durch einen Ultraschall
2 Zeitungsdruck, beidseitig 3 Modell des Rollenlagers
wird das Papier auf Risse und Fehler
überprüft, bevor es in die Maschine kommt.
Das Papier hat eine Stärke von 4 µ, welches
auf verschieden große Rollen, mit
verschiedenen Breiten gewickelt ist. Rollen
mit der Breite von 120 cm nennt man
„ganze“ Rolle, „halbe“ Rollen sind 70 cm
breit und „viertel“ Rollen, sind 40 cm breit
sind. Bei jeder Rolle beträgt die Länge 20000
m.
Nachdem wir nun viel über die Maschine zu
hören bekommen haben, ging es los mit
unserer
4 Führung. Bei der ersten Maschine wurde
noch kurz erklärt, dass nach der
Fertigstellung der Zeitungsartikel, diese von
der Redaktion mit dem Computer in die
Druckerei geschickt werden.
Dort werden vom Computer aus auf
Aluplatten der Entwicklungsanlage die
Artikel durch einen Laserkopf belichtet. Nur
belichtete Stellen werden später gedruckt.
4 Herr Finke bei den Einstellungen am Computer
5 Die Platte funktioniert wie ein Stempel. Für
jede Farbe, Cyan, Magenta, Yellow und
Schwarz wird und Schwarz wird eine eigene
Platte angefertigt. Aus diesen Farben mischen
sich alle erdenklichen Farben.
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Nach der Belichtung wird die Platte gehärtet
und die nicht belichteten Stellen werden
durch die Maschine ausgewaschen. Die Platte
wird anschließend erhitzt, dann aber wieder
abgekühlt. Nun ist die Platte fertig entwickelt
und es fehlt nur noch die dünne Furnierung
als Schutz. Dann ist die Platte fertig für die
Druckproduktion.
Nun werden bei einem so genannten Proof,
die ersten Exemplare gedruckt. Dabei werden
die Drucker noch einige Einstellungen der
Farbe vornehmen und die Qualität
überprüfen. Dies muss schnell gehen, denn in
5 Herr Finke mit einer Aluplatte 6 Die Furnierung der Platte
einer Sekunde werden ca. 10000 Seiten
gedruckt. Das heißt in einer Stunde werden
35000 Zeitungen gedruckt.
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Die Druckmaschine arbeitet mit einem in
direkten Druckverfahren, d.h. es wird erst auf
eine Gummiplatte gedruckt und dann auf
Papier. 1 Maschine druckt max. 48 Seiten
einer Zeitung auf einmal. Hat eine Zeitung
mehr Seiten so werden Stellenanzeigen oder
ähnliches, nicht aktuelles in einem Vordruck
gedruckt.
8 Bei einem Rollenwechsel läuft die Maschine
einfach weiter. Die neue Rolle wird über
Schienen zur alten Rolle gefahren und dort
durch einen Klebestreifen angebracht. Die
7 Farbdruckanlage 8 Nach dem Rollenwechsel
alte Rolle wird abgeschnitten und Fällt in
einen Container. Dies läuft alles automatisch.
Nachdem die Zeitungen gedruckt sind,
kommen Sie zum schneiden. Nun werden die
Zeitungen nur noch gefalzt und dann
verpackt und verladen.
Die Arbeit an der Druckmaschine findet
meistens nachts statt, da die Artikel Ja so
aktuell sein müssen wie es nur geht. Die
Schichten sind daher ziemlich hart für die
Arbeiter. Insgesamt gibt es 180 Beschäftigte
in der Druckerei und davon arbeiten 35
Leute pro Schicht zusammen.
Bericht von Anna Rudhart, Thomas Geiring, Jasmin Schröck und Elisabeth Hertkorn
Pressehaus Stuttgart - Dokumentation
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1. Allgemeines 1.1. Pressehaus Stuttgart
Am Freitag, dem 11. März 2005, bot sich uns die Gelegenheit die Druckerei des Stuttgarter Pres-sehauses zu be-sichtigen, eine der größten und
modernsten ihrer Art in ganz Europa. Seit nun 28 Jahren befindet sich das Presse-haus in Stuttgart – Möhringen, wo neben der Produktion der „Stuttgarter Zeitung“, „Sonntag Aktuell“, dem „Stuttgarter Wo-chenblatt“ und vielen weiteren Zeitungen, auch ein Hörfunk, so wie einige Online - Dienste ihren Platz finden. Die „Stuttgarter Zeitung“ erreicht pro Tag mehr als 1 Mio. Leser und hat somit die größte Auflage im süd-westlichen Bereich Baden-Württembergs . Finanziert wird die Zeitung größtenteils von Werbeanzeigen. Für eine komplette Seite werden rund 20.000 Euro berechnet. 1.2. Rotations - Maschine
Wegen der großen Auflage wurde die Produktion im Druck-bereich innerhalb der letzten Jahre von Grund auf erneuert und die alte Rotations – Maschine aus dem
Jahr 1975 durch eine neue, qualitativ hoch-wertige ersetzt. Diese ist technisch auf dem
allerneuesten Stand, was die Arbeit noch schneller, besser und einfacher macht. Mehr als 100 Mio. Euro wurden in die neue „Commander – Offset – Rotation“ inves-tiert. Mit ihren 83 m Länge und einer Höhe von 17 m schafft sie es bis zu 255.000 Ex-emplare pro Stunde zu drucken. Die „Commander“ ist mit 96 Druckwerken, 6 Falzapparaten und 150 Motoren zur Steue-rung ausgestattet. 2. Planung und Produktion 2.1. Entwurf und Belichtung Ganz am Anfang der Produktion stehen zunächst die Redakteure. Nachdem diese die einzelnen Artikel geschrieben und die Grafi-
ker die Seiten fertig gestaltet haben, kommen sie per
Datenübermittlung in die Belichtungs-anlage, wo die Druckvorlage ent-steht. Hier werden die zu druckenden Stellen auf einer Platte per Laser be-
lichtet. Von dort läuft diese durch ein 120°C warmes Wasser, was die Oberfläche von all dem, was zuvor nicht belichtet wurde, ab-wischt. 2.2. Papierversorgung Am Tag werden bei voller Leistung bis zu 100 Rollen Papier à 25 km verbraucht. Mit nur einem Knopfdruck werden diese vom
Lastwagen aus über eine Beförderungsschiene in das Lagergebäude trans-portiert. Dort wird das Gewicht, sowie die Höhe
Pressehaus Stuttgart - Dokumentation
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und Breite der einzelnen Rollen überprüft. Nur die Einwandfreien werden in das Hoch-regallager befördert, wo Platz für bis zu 1.500 Rollen ist. Die für die Tagesprodukti-on notwendige Papiermenge wird per Robo-ter in das Tageslager überführt, wo sie von Mitarbeitern ausgepackt werden. Geht eine
Papierrolle zu Ende, wird die neue durch einen
Klebestreifen voll automatisch und ohne Un-terbrechung der Produktion mit-gezogen und verarbeitet. Die-se Art der auto-matischen Pa-
pierversorgung ist europaweit einzigartig. 2.3. Druck In der sogenannten Vorstufe werden die nicht druckenden Stellen der Druckplatte mit einem dünnen Feuchtmittelfilm benetzt; danach durchlaufen die Platten Farbwerke,
wobei für jede der CMYK-Farben eine Druckvorlage benö-tigt wird. Die Farb-informationen wie z.B. Angaben zum Farbton, etc., wer-den vorab schon automatisch an die Maschine geliefert.
Die dennoch teilweise auftretenden Farbdif-ferenzen lassen sich manuell über die Bild-schirme an den Leitständen steuern und korrigieren. Da die druckenden Stellen auf der Platte lipophil und die nicht druckenden lipophob sind, wird die Farbe nur dort aufgenommen, wo sie benötigt wird.
In der nächsten Stufe des Offset-Drucks werden die eingefärbten Stellen seitenver-kehrt auf ein, über den Gummituchzylinder gespanntes Gummituch übertragen. Zwi-schen Gummi- und Gegendruckzylinder
läuft das zu bedruckende
Papier durch, auf welches das Bild dann
seitenrichtig aufgedruckt
wird. Durch kleine Farbpunkte (für das Auge ein-zeln kaum sichtbar) ergibt sich aus den vier Druckfarben eine riesige Menge an sichtba-ren Farbnuancen. Da das Druckbild nicht direkt auf das Papier gelangt, sondern zuerst auf das Gummituch, nennt sich dieser Vorgang auch indirektes Druckverfahren. Mit einer Druckplatte lässt sich der Druck bis zu 200 Mal wiederholen. Da die Platten aber nicht ohne Weiteres wiederbeschreib-bar sind, müssen, falls die Zeitung während der laufenden Produktion aktualisiert wer-den muss, neue belichtet, gefärbt und einge-hängt werden. Die aktuellsten Nachrichten werden abends, bzw. nachts gedruckt, wobei die feststehen-den Anzeigen, wie beispielsweise das Fern-sehprogramm und weitere, schon im Vor-hinein vom Band laufen. So verteilt sich die Produktion über den ganzen Tag und es kommt zu keinem noch größeren Zeitdruck in der Nacht.
Pressehaus Stuttgart - Dokumentation
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2.4. Schneiden und Falten Von den Druckwer-ken aus läuft das Papier durch einen Falzapparat, der die Papierbahnen auf die gewünschte Größe zuschneidet. An-
schließend wird jede Zeitung automatisch gefaltet und mit Klammern an die Beförde-rungsschienen gehängt. Diese Schienen erstrecken sich über die gesamte Weiterver-arbeitungshalle.
Dort werden schließlich auch die Beilagen, wie etwa Sonderveröffentlichungen, Lokal-ausgaben, etc. eingefügt.
Nachdem die ersten Exemplare, ca. 1.000 an der Zahl, direkt im Altpapiercontainer lan-den, laufen die ersten qualitativ versandbe-reiten Zeitungen von der Kette. 2.5. Versand Nachdem die Exemplare gebündelt und soweit transportfähig gemacht wurden, wer-den sie auf die bereitstehenden Lastwägen verladen. Auf diesem Wege gelangen die Zeitungen letztendlich dann zu den Ver-kaufsstellen, sowie in die einzelnen Haushal-te. Wurde die Zeitung nachts während der Pro-duktion noch aktualisiert, so werden die ganz zu Beginn gedruckten Exemplare meist ins Ausland verschickt.
Bericht von Sandra Nusser, Michaela Hengeler, Natalie Hörnle, Carla Schoppmann und Lisa Scherer
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Pressehaus Stuttgart Das Pressehaus Stuttgart ist die modernste Druckstraße Europas und steht seit 26 Jahren im Stuttgarter Industriegebiet. In diesem Ge-bäude werden z. B. die „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“ und „Sonntag Ak-tuell“ gedruckt. Inzwischen befinden sich auch Hörfunk und Onlinedienste im Presse-haus. Im Eingangsbereich des Verlagshauses wird die Pressefreiheit mehrsprachig zitiert. Am 11. März 2005 durften wir, die Klasse TG 11/1, das Pressehaus Stutt-gart besuchen. Unter der Leitung von Herrn Fink bekamen wir ei-nen Einblick in das Druckverfah-ren einer Zeitung. Doch bis es zum Druck kommt, müssen die Informationen von den 120 Redaktionsmit-gliedern zuerst genauestens verarbeitet wer-den. Am Computer werden die Seiten der Zeitung entworfen und gestaltet. Mit Grafi-ken und Bildern werden die Artikel für den Leser anschaulich gemacht. Wenn der Kon-trollausdruck (Proof) auf Qualität, Vollstän-digkeit und Fehler überprüft ist, kann zum Drucken übergegangen werden. Zunächst werden für jede Zeitungsseite vier Druckplatten für die Farben Cyan, Magenta, Yellow und K (Schwarz) benö-tigt. Diese beste-hen entweder aus Aluminium oder Mehrmetall und kosten ca. 5 €. In der Belichtungs- und Entwicklungsma-schine sendet ein Laserkopf Lichtstrahlen auf die Platte, überall dorthin wo sich später Text oder Bilder befinden sollen. Die bild-führenden und bildfreien Stellen der Druck-
platte liegen in einer Ebene. Während der weiteren Plattenentwicklung darf wie bei der Entwicklung von Fotos kein Licht einfallen, weil sonst Fotos wie Platten unbrauchbar werden. Die nach einem Tauchbad abgekühl-te Platte wird an den bildfreien Stellen mit flüssigem Gummi überzogen damit diese Flächen, Farbe und Wasser abweisen. Nach anschließendem Polieren ist die Platte zum Druck bereit. Bei den üblichen Aluminium-platten wird die Druckfarbe dann durch das Wischwasser oder bei der wasserlosen Off-setdruckplatte durch eine Silikon-Gummischicht abgestoßen.
Nun muss genau berechnet werden, wie viel Papierrollen aus dem Lager benötigt werden. Früher arbeiteten dort 50 Personen. Heute werden diese durch Maschinen ersetzt. Die fünf bis sechs Tage lang gelagerten Rollen haben dann die richtige Menge an Wasser über die Luft-feuchtig-keit auf-genom-men und sind optimal zu bedrucken. Es gibt ganze (1,4 m für 16 Seiten), halbe (0,7 m für 8 Seiten) und dreiviertel (1,05 m für 12 Seiten) Papierrollen, die je nach Bedarf eingesetzt werden. Für 20.000 Exemplare wird eine ganze Rolle ver-braucht, welche 20 km lang ist. Per Ultra-schall wird überprüft, ob die Papierrollen beschädigt sind. Dies kann durchaus vor-kommen, da das Papier nur eine Stärke von
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4 µ beträgt. An einem Produktionstag wer-den bis zu 100 Rollen Papier mit je 1.500 kg verbraucht. Nach Einspannen der Druckplatten auf den Plattenzylinder kann schließlich der Druck-vorgang beginnen. Zunächst werden 1.000 Vordrucke der Zeitung gedruckt. Diese dann sofort in den Altpapiercontainer wandern. Probeex-emplare entnommen und Korrek-turen in Farbe und Helligkeit vorgenom-men.
Pro Stunde werden in einer Sektion 35.000 Exemplare gedruckt. Der Druck wird hauptsächlich nachts durchgeführt um mög-lichst aktuell zu sein. So können Änderungen vorgenommen oder neueste Nachrichten eingefügt werden. Wenn die Schicht um 18.00 Uhr beginnt, werden zuerst die Teile der Zeitung gedruckt, die sich voraussichtlich nicht mehr ändern. Dies sind z. B. Stellenan-zeigen oder Werbeanzeigen. Die neuesten Nachrichten, wie Sportereignisse vom Vor-abend, politische Entscheidungen oder das aktuellste Geschehen in der Welt werden erst ganz zum Schluss der Schicht gedruckt. Im Stuttgarter Pressehaus wird ausschließlich der Offsetdruck, ein qualitativ hochwertiges
Flachdruckverfahren angewandet, welches 1904 erfunden wurde. Dies ist ein indirektes Druckverfahren, bei dem die Druckplatte mit dem seitenrichtigen Bild auf den Plattenzy-linder gespannt und über Farb- und Feucht-walzen geführt wird.
Die heutige Off-setdruckmaschine besteht im Grund-aufbau aus drei Zylindern, dem Plattenzylinder(1), dem Gummizylin-der(2) und dem Druckzylinder(3). Zuerst wird die mit Farbe getränkte Platte auf den Gummizylinder, welcher als Zwischen-träger dient übertragen. Dadurch wird Bild und Schrift spiegelverkehrt abgesetzt. Schließlich wird das seitenverkehrte Bild wi-der seitenrichtig auf das zwischen Druckzy-linder und Gummizylinder durchlaufende Papier gedruckt. Da nicht auf einzelne Pa-pierbögen sondern auf Papierrollen gedruckt wird nennt man diesen Druck Rollenoffset-
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druck, bei dem nur in einem Maschinen-durchlauf aus der Papierrolle die Endproduk-te, die Zeitungen entstehen.
Das Gegenteil des Offsetdrucks ist der Tief-druck bei dem die zu druckenden Informati-onen in die Platte gestanzt werden. Die Farbe wird in die Vertiefungen gerieben. Unter hohen Druck wird die Farbe auf das feuchte Papier übertragen. Die beidseitig fertig gedruck-ten Zeitungssei-ten werden nun zugeschnitten, gefalzt, gebun-den und schließlich zum Transport verpackt.
Die ersten Exemplare, die noch nicht die neuesten Er-eignisse ent-halten, werden vor allem ins Ausland versandt. Erst die letzten Ausgaben kommen in die Region. Oft kann sich inner-halb einer Nacht die Titelseite total verän-dern. Bei der neuen Anla-ge im Stuttgarter Pressehaus handelt es sich um eine Rol-lenoffsetanlage, die 18 m hoch und 88 m lang ist. Sie hat sie-ben Etagen und zwölf Drucktürme.
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Die Halle in der sie sich befindet ist 110 m lang. Der Aufbau dieser Anlage dauerte von 2001 bis 2003 und wurde von der „Koenig & Bauer AG“ erbaut. Sie hat einen Wert von ca. 200 Mio. €. Mit dieser Maschine ist es mög-lich, 10.000 DIN A4 – Seiten pro Sekunde, und mehrere Zeitungen gleichzeitig zu dru-cken.
Eine Zeitung hat maximal 48 Seiten, deren Druck durch Werbeanzeigen finanziert wird. Eine Seite Werbung kostet in der Stuttgarter Zeitung 20.000 €. Dauerkunden bekommen Extraangebote. Diese Kunden sind wichtig für die Existenz des Unternehmens, da lau-fend Kosten durch Ausfahrer, Austräger, Papier und Druckplatten entstehen. Außer-dem geht durch drei bis vier Papierrisse pro Nacht kostbare Zeit verloren, in der die Ma-schine angehalten werden muss und dadurch nicht weiter produzieren kann. Deshalb kann es sich das Unternehmen auch nicht leisten, bei Papierrollenwechsel, die Maschine anzu-
halten, so wird die nächste Rolle sofort an die vorige angeklebt.
Wenn die Schicht um 3.30 Uhr zu Ende ist, laufen die letzten Zeitungen vom Band und erreichen kurze Zeit später täglich ca. 1 Mio. Leser. Die Verbreitung von Zeitungen ist wichtig, da mit ihnen Dinge kritisiert und hinterleucht werden können. Außerdem kann der Journa-list seine eigene Meinung preisgeben, Ver-trauen schaffen und die Leser mit einbezie-hen, wodurch Politik und andere Themen erlebbar gemacht werden können.
Uns hat dieser Exkursionstag ins Pressehaus einen großen Einblick in die moderne und interessante Druckanlage gewährt.