Post on 09-Aug-2021
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Feature / Hörspiel / Hintergrund Kultur
Das Feature
Schumanns Violinkonzert
Geschichte einer Uraufführung
Ein Feature von Ulrike Bajohr
Produktion. Dlf 2012
Redaktion: Tina Klopp
Sendung: Freitag, 22.05.2020, 20.05-21.00 Uhr
Regie: Axel Scheibchen
Es sprachen: Renate Fuhrmann, Anja Lais, Frank Meyer, Matthias Lühn, Rainer Delventhal
und Wolfgang Rüter
Ton und Technik: Michael Morawietz und Beate Braun
Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.
© - unkorrigiertes Exemplar -
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(auf Musik, Ferne)
Sprecher 2
„…. Ein Violinkonzert von Schumann – mit welchem Jubel würde es von allen
Kollegen begrüßt worden sein! Und doch durfte gewissenhafte Freundessorge
für den Ruhm des geliebten Tondichters nie einer Publication das Wort reden,
so vielumworben es auch von Verlegern war. Es muß eben leider gesagt
werden, dass es eine gewisse Ermattung, welcher geistige Energie noch etwas
abzuringen sich bemüht, nicht verkennen läßt. Einzelne Stellen (wie könnte es
anders sein) legen wohl von dem tiefen Gemüth des Schaffenden Zeugniß ab;
umso betrübender aber ist der Contrast mit dem Werk als Ganzes.“ 1
Der Geiger Joseph Joachim an seinen Biografen,
5. August 1898
02a (Tagung der Reichskulturkammer, Rede Goebbels)
….Voll Verehrung blicken wir nun alle in dieser Stunde auf Sie, mein Führer! Dsie
kennen die Kuisnt und Sie lieben die Kunst, Sie weisen Ihr Ric htung und Ziel als ihr
begnadetster Sinngeber. Das danken wir Ihnen alle! Halten Sie auch in Zukunft Ihre
schirmende Hand über deutsche Kunst und deutsche Art, und Leistung und Tat
sollen dann Antwort und Gelöbnis des deutschen Künstlers darauf sein. 2
Beifall
Deutscher Rundfunk… Übertragung der… Reichskulturkammer und der … Kraft
durch Freude … übertragen wir jetzt das Violinkonzert von Robert Schumann in
Welturaufführung. Solist ist Professor Georg Kulenkampff… Wir begrüßen nunmehr
auch die Hörer der Rundfunkgesellschaften Italiens, Österreichs, Jugoslawiens,
Schweiz, Ägypten, Australien… Teneriffa…3
Ansage:
Schumanns Violinkonzert. Geschichte einer Uraufführung
Ein Feature von Ulrike Bajohr
1 ebd., S. 317
2 Mitschnitt der Tagung der Reichskulturkammer vom 27.11. 1937, Deutsches Rundfunkarchiv
3 Mitschnitt der Tagung der Reichskulturkammer vom 27.11. 1937, Deutsches Rundfunkarchiv
3
Musik: Beginn 1. Satz, Fassung Wallin
Sprecher 1:
Erster Satz: Im kräftigen, nicht zu schnellem Tempo.
Solist: Ulf Wallin, 2011
01a Struck
blättert, liest vor: Schumanns eigene Handschrift, sehr sauber geschrieben: Konzert
für Violine mit Begleitung des Orchesters, Düsseldorf, vom 21. September bis 3.
Oktober 1853, und hat am Schluss auch (blättern)…
auf kursiv 01a:
Sprecher 4:
21. September 1853: Stück für Violine angefangen
24./25. September: Fleißig.
1. October: Das Concert für Violine beendigt.
3. October: Das Concert fertig instrumentiert.
Robert Schumann, Haushaltbuch4
01af Struck, ab 24“
… mit seinem Namenszug Düsseldorf, 31. Oktober 1853 revidiert, also er hat es
schon einmal durchgeguckt, wenn er es mal veröffentlichen will, ist es schon
durchgearbeitet.
(Musik weg)
Sprecher 3:
Joseph Goebbels, Tagebuch, 21. September 1937
„Ein neues Violinkonzert von Robert Schumann entdeckt. Das führen wir auf
der Tagung der R(eichs)-K(ultur)-K(ammer) auf. Das Ministerium hat die
4 zitiert nach: Michael Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. In: Hamburger Beiträge
zur Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984; S. 293
4
Führung, die Kammer die Durchführung. Nur so geht es. Und statt der
Tonkünstlerfeste das Volk an die Musik heranbringen.“ 5
(Musik weiter)
Sprecherin 2:
Clara Schumann, Tagebuch, 7. Oktober 1853
„Robert hat ein höchst interessantes Violinconcert beendet, er spielte es mir
ein wenig vor, doch wage ich mich nicht eher darüber näher auszusprechen,
als bis ich es erst einmal ganz gehört. Das Adagio und der letzte Satz waren
mir gleich ganz klar, nicht so ganz der erste.“ 6
04 O-Ton Struck
Er fängt so an, wie es in der Klassik war – oder auch im Barock mit den
Orchesterritornellen, die am Anfang standen – und lässt Geige und Orchester
zunächst wie Blöcke gegeneinanderstehen, wie Blöcke, die wenig miteinander zu
tun haben– sieht man schon daran, dass das Orchester mit seinem dunklen,
mächtigen, fast barockisierenden, für Schumann untypischen d-moll-Thema
daherkommt und dann zwar auch das lyrische Seitenthema intoniert, das ein
bisschen an Schumanns Träumerei erinnert – und dann aber die Geige, wenn sie
einsteigt, sich relativ schnell von diesem Thema ablöst, dass sie erst ein bisschen
paraphrasiert und sehr schnell zu dem lyrischen Thema hin eilt.
Sprecherin 1:
Im Jahre 1853 ist Robert Schumann 43 Jahre alt und Musikdirektor in
Düsseldorf. Ein schwieriger Musikdirektor. Er schätzt die Ehre und braucht das
Salär, nicht aber die administrativen Aufgaben, die Repräsentation und schon
gar nicht die störrischen, nicht selten minderbegabten Musiker. Er will
komponieren, mit seiner Frau Clara auf Konzertreisen gehen. Und er leidet
unter Lärm - unter den schrillen Klängen in seinem Kopf, unter Claras
Klavierübungen und dem Gezänk der sieben Kinder. Immer wieder ist die
5 Die Tagebücher von Joseph Goebbels.Hg. Elke Fröhlich, K.Sauer München 2000
Band 4: März bis November 1937, S.321 6 ebd.
5
Familie deswegen umgezogen. Die Wohnung in der Bilker Straße, Haus Nr.
1032, ist endlich groß genug – sie wird seine letzte sein. Hier schreibt er sein
Violinkonzert.
O4a 0-Ton Struck
Wenn das Orchester allein spielt, dann schweigt die Geige naturgemäß, wenn aber
die Geige was zu sagen hat, dann ist das Orchester so stark untergeordnet , wie man
das vielleicht von klassischen Konzerten kennt, vielleicht von Virtuosenkonzerten –
Paganini – wie es aber Schumanns Standard nicht ist. Das kann man als Defizit
ansehen, sofort, man kann nach 5 Minuten sagen: das Werk ist aber langweilig, man
kann aber auch fragen: was passiert jetzt damit. Bleibt das so oder ändert sich das?
Sprecher 1
„Den späten Schumann kennen wir aus dem merkwürdig spröden
Violinkonzert, den Violinsonaten, die den Ernst des Brahmsstiles und die
Brucknersche Klangfülle vorausahnen.“
Wolfgang Boetticher, Musikwissenschaftler, 19427
04b (Struck)
Und in Schumanns Violinkonzert sieht man, dass in der Durchführung das erste Mal
Orchester und Sologeige anfangen, einen zarten Dialog zu führen, dann wird ein
neues Thema eingeführt, das die Geige und einige Solobläser und die ersten
Violinen sich in die Hand geben, da kommt etwas von Konzertieren auf, nicht im
Sinne eines Wetteiferns, sondern eines zarten lyrischen Dialogs, und der Dialog wird
am Ende der Durchführung, wenn die Musik fast stehenzubleiben scheint, in Frage
gestellt und in der Reprise erstmals wieder durch die blockhafte Konfrontation
ersetzt. Das heißt, Geige und Orchester haben versucht, sich ein bisschen
anzunähern, aber das ist keine nachhaltige konzertante Annäherung geworden.
Sprecherin 1:
Gleich drei Wochen nach der Fertigstellung, am 27. Oktober 1853, lässt der
Musikdirektor sein neues Werk auf das Programm des Abonnentenkonzertes
des Düsseldorfer Musikvereins drucken. Doch das Konzertkomitee will
7 Wolfgang Boetticher: Robert Schumann in seinen Schriften und Briefen. Bernhard Hahnefeld Verlag Berlin,
1942, S. IX
6
unbedingt noch einmal Beethovens Violinkonzert , gespielt von Joseph
Joachim hören, der mit seinem damals noch ziemlich unbekannten Werk kurz
zuvor beim Niederrheinischen Musikfest Furore gemacht hat. Und so wird nicht
Schumanns Violinkonzert, sondern die kürzere Violin-Phantasie uraufgeführt.
Joachim mag froh gewesen sein über die Programmänderung. Er hat
Schwierigkeiten mit Schumanns d-moll Konzert, wie sich drei Monate später
zeigt.
Sprecher 4:
Um 10 1/2 zur Probe im Theaterconcertsaal (Hannover)…. Joachim etwas
ermüdet.
Robert Schumann, Reisetagebuch XII, 30. Januar 18548
Sprecher 2:
Könnte ich Ihnen doch Ihr Dmol Concert vorspielen; ich habe es jetzt besser
inne als damals in Hannover, wo ich es in der Probe Ihrer so unwürdig spielen
musste, zu meinem großen Verdruß, weil ich den Arm beim Dirigiren so sehr
ermüdet hatte. Jetzt klingt der ¾-Takt viel stattlicher!...
Joseph Joachim an Robert Schumann, 17. November 18549
O3 –O Ton Struck
..letztlich ist das total spannend, wie er dieses Violinkonzert über drei Sätze hin weg
entwickelt. Man könnte nämlich sagen, dass er in diesem Violinkonzert, dem einzigen
Werk, das er als Konzert komponiert hat, die Geschichte der Violinkonzerte
durchkomponiert.
Sprecher 1:
Wagners Genius entzündete sich an Oper und Drama, Schumann lebte in
kleinen Formen. Die Romantik des einen lebte nicht ohne die des anderen.
8 zitiert nach: Michael Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. In: Hamburger Beiträge
zur Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984, S. 301 9 zitiert nach: Robert Schumann in Endenich (1854-1856), Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische
Berichte,Schumann-Forschungen Bd. 11, hrsg. von Bernhard R. Appel, Schott, Mainz 2006, S. 171
7
Beide wehrten gemeinsam Mendelssohns Melodienseligkeit ab und wurden
von dessen kraftloser Zartheit enttäuscht. 10
Wolfgang Boetticher, 1942
03a neu O-Ton Struck
Man weiß, dass Schumann Mendelssohn sehr geschätzt hat . Sie waren einerseits
Konkurrenten, aber andrerseits hat Schumann Mendelssohn in seiner Zeitschrift
hymnisch herausgehoben, andrerseits hat Mendelssohn sich für Schumann kollegial
eingesetzt, so dass man letztlich eher von einer Koexistenz als von einer Konkurrenz
sprechen kann. Andrerseits war Schumann um 1850 aber auch umstritten, weil er
das Konzept, das z.B. Wagner mit seinem Musikdrama oder Franz Liszt mit seiner
Programmmusik beschritten hat, nicht mitmachte. Und in der Nazizeit ist eine
Polarität inszeniert worden, die den tatsächlichen Gegenheiten nicht entsprach.
Sprecherin 2:
Clara Schumann, Tagebuch, 10. Februar (1854)
In der Nacht …bekam Robert eine so heftige Gehörsaffektion…daß er kein
Auge schloss. Er hörte immer ein und denselben Ton und dazu zuweilen noch
ein anderes Intervall….11
Sprecher 4:
Noch schlimmer, aber auch wunderbar!
Sprecherin 2:
… Mein armer Robert leidet schrecklich! Alles Geräusch klingt ihm wie Musik..
Sprecher 4:
Wunderbare Leiden!12
10
Wolfgang Boetticher: Robert Schumann in seinen Schriften und Briefen. Bernhard Hahnefeld Verlag Berlin,
1942, S.IX 11
zitiert nach: Robert Schumann in Endenich (1854-1856), Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische
Berichte,Schumann-Forschungen Bd. 11, hrsg. von Bernhard R. Appel, Schott, Mainz 2006, S. 44 12
ebd.
8
Sprecherin 2:
… Er äußerte mehrmals, wenn das nicht aufhöre, müsse es seinen Geist
zerstören.13
Sprecher 2:
…aus Düßeldorf sind die allerschlimmsten Nachrichten eingegangen.
Schumann… gepeinigt von allerlei Zuflüsterungen von Geistern, die ihn bald
sphärische Musik, bald gräßliche Klänge vernehmen ließen, hatte sich… von
der Rheinbrücke in den Fluß gestürzt, aus dem ihn Schiffer erretteten. Sein
Leben ist erhalten, der Geist aber zerrüttet. …
Joseph Joachim, 4. März 185414
Sprecherin 2:
Am selben Tag Claras Mutter an ihre Kinder Woldemar und Cäcilie:
Vor einer Stunde ist Robert nach einer Anstalt bei Bonn fortgebracht…, für jetzt
…ist die Sache noch sehr schlimm.. wir müssen die Klara zu erhalten
suchen!15
(hoch: Ende 1. Satz,
Sprecher 1:
Zweiter Satz: Langsam
Beginn 2. Satz )
Solist: Gidon Kremer 1994
05 O -Ton Struck
Im 2. Satz geht Schumann einen anderen Weg, indem die Geige zwar fast
unausgesetzt am Geschehen beteiligt ist, aber sich doch mit dem Orchester in der
Melodieführung abwechselt, oder wenn die Geige singt, das Orchester wesentliche
kontrapunktisch-romantische Stimmen dagegensetzt. Es ist kein Dialog, aber doch
13
ebd., S. 46 14
ebd., S. 60f 15
ebd., S. 60
9
ein sehr inniges Ineinander der Linien, es ist keine blockhafte Trennung mehr, die
beiden versuchen, so dicht wie möglich zusammenzukommen.
Sprecher 3:
Joseph Goebbels, Tagebuch, 27. Oktober 1937
Jahrestagung R.(eichs)K.(ultur)K.(ammer) nun im Großen fertig. Das neue
Schumann-Konzert wird auf alle Weltsender übertragen. Ein Ereignis.16
Sprecherin 2:
Briefe die Menge kamen mir von allen Seiten!... diese Briefe, die alle Wunden
wieder neu bluten machten! … eine solche Teilnahme, wie sein Unglück findet,
kann wohl kaum einem Manne mehr gezollt werden. … wüßte er das, er müßte
wahrhaftig von seiner Schwermut geheilt werden. Der Gedanke erschüttert
mich immer so sehr, dass dieser Mann, der solch eine Verehrung genießt, an
Schwermut erkranken konnte und sich einbilden, er sei kein guter Mensch!
Clara Schumann, Tagebuch, 7. März 1854 17
(Musik weg)
Sprecher 2:
Robert Schumann befindet sich in der Privatheilanstalt Endenich bei Bonn, und
wir erhalten die tröstliche Nachricht, dass nach dem Ausspruch der Aerzte
keine Symptome zu irgendeiner Hoffnungslosigkeit seiner Heilung vorhanden
sind. Das ausdrückliche Verlangen der Aerzte hat der tiefgebeugten edlen
Gattin versagt, die Pflegerin des Kranken zu sein. Frau Clara Schumann ist
daher in Düsseldorf geblieben.
Aus der von Schumann mit gegründeten Zeitschrift „Signale für die
Musikalische Welt“, 23. März 1854 18
16
Die Tagebücher von Joseph Goebbels.Hg. Elke Fröhlich, K.Sauer München 2000, Band 4: März bis
November 1937, S.376 17
ebd., S. 64 18
ebd., S. 81
10
Sprecherin 2:
Geehrtester Herr, leider war der letzte Bericht recht betrübend, und daß mein
theurer Mann durchaus weder mir schreibt noch nach einer Zeile von mir
verlangt, ist mir ganz unbegreiflich. Recht dringend bitte ich Sie, mir…
mitzutheilen, ob er meiner wirklich gar nicht erwähnt und gar kein Verlangen
nach Einem seiner Freunde ausspricht?...
Clara Schumann Anfang Juli 1854 an Schumanns Arzt, Dr. Eberhard Peters19
Sprecherin 1:
Die ersten Monate in Endenich fragt Robert Schumann nicht nach seiner
Familie, nicht nach seiner Frau, die am 11. Juni 1854 das achte Kind, Felix, zur
Welt bringt. Er fragt nach Notenpapier, um aufzuschreiben, was er nachts in
seinem Kopfe hört, er begehrt auszugehen und ein Konzert zu besuchen, er
argwöhnt, dass man ihn vergiften wolle. Mal beschimpft er seinen Pfleger, mal
sinkt er lethargisch in sich zusammen. Er macht es den Ärzten, die ihn nach
neuesten Erkenntnissen der Psychiatrie behandeln und der Nachwelt
akribische Krankenberichte hinterlassen, nicht leicht.
Sprecherin 2
Welch ein Glück hat mir der gütige Gott geschickt. Das erste Liebeszeichen
(einige Blumen) wieder seit fünf Monaten von ihm, meinem Robert! Clara
Schumann, Tagebuch, 21. Juli 185420
Sprecherin 1
Auf Schumanns fixe Idee, Düsseldorf – also seine Familie - sei
untergegangen, reagieren die Ärzte mit der Erlaubnis an Clara, ihm zu
schreiben – und endlich kommt eine Korrespondenz in Gang.
(Musik weiter)
Sprecher 4
… Wie freute ich mich, geliebte Clara, Deine Schriftzüge zu erkennen…21
19
ebd., S. 117 20
ebd., S 120
11
Sprecherin 2
… Das war die liebe Hand, ach, und der herrliche Mensch in jedem Wort… 22
Sprecher 4
… welche Freudenbotschaften hast Du mir wieder gesandt…23
Sprecherin 1
Robert spricht liebevoll von Claras Klavierspiel, äußert die Absicht, wieder zu
komponieren und trägt ihr auf, Brahms und Joachim zu grüßen. Ein Brief von
Joachim im November 1854 weckt Schumanns Erinnerung an sein
Violinkonzert, ein letztes Mal:
Sprecher 2:
Lieber, verehrter Meister! … Soll ich Ihnen erzählen wie oft ich Ihrer gedacht
habe, wie oft ich von Ihnen musicirt habe, mit Ihrer verehrten Clara, mit
Johannes, mit meinen Kollegen vom Sonntags-Quartett? Das denken Sie sich
gewiß selbst; Sie müssen ja fühlen, was Sie, was Ihre Töne Ihren Freunden
sind! Könnte ich Ihnen doch Ihr Dmol Concert vorspielen; ich habe es jetzt
besser inne als damals in Hannover… 24
Sprecher 4
Endenich, den 25. November 1854
Theurer Freund, Wie freudig habe ich Ihre Hand erkannt - und freudig auch die,
die den Brief einschloß. O könnt` ich mit Clara zu Ihnen, wie im letzten Januar!
... Sie versorgte mich oft mit neuerschienenen Kompositionen von mir, …dann
zu meiner Freude meine gesammelten Schriften, von denen den ersten Band
21
ebd., S. 136 22
ebd., S. 139 (Tagebucheintragung, die Briefe Clara Schumanns aus dieser Zeit sind verschollen) 23
ebd., S. 141 24
ebd., S. 171
12
corrigirt und mich an selige vergangene Zeiten erinnern. O könnt ich mein D-
moll Koncert von Ihnen hören, von dem meine Clara mit so großen Entzücken
geschrieben! ... Gedenken Sie immer Ihres verehrenden und treuen R.
Schumann. 25
(Musik weg)
Sprecherin 2
Clara Schumann, Tagebuch, Juli 1856
… - ich mußte hin und reiste Sonntag den 27…mit Johannes. … (Robert)
lächelte mich an und schlang mit großer Anstrengung, … ,seinen Arm um
mich… Um alle Schätze gäbe ich diese Umarmung nicht wieder hin… Mein
Robert, so mußten wir uns wiedersehen, wie mühsam mußte ich mir deine
geliebten Züge hervorsuchen; welch ein Schmerzensanblick!...Vor 2 ½ Jahren
von mir gerissen, ohne Abschied….und nun still zu seinen Füßen lag ich,
wagte kaum zu atmen, und nur dann und wann ein Blick, zwar umnebelt, aber
doch so unbeschreiblich mild, wurde mir… 26
Sprecher 2
Dienstag mittag, (29. Juli 1856). … wir hätten freier atmen sollen, daß er erlöst,
und wir konnten `s nicht glauben. (Brahms an Julius Otto Grimm)27
Sprecher 1
„Jedes Land beansprucht für sich einen bestimmten nationalen Kunststil. Wir
empfinden als „deutsch“ das faustische Suchen, die Willenskraft, den Kampf
gegen eine seelenlose Form.
Das alles vereinigt Schumann, seine Gedanken sind in jenes Helldunkel
getaucht, das seit Rembrandt 28 immer den germanischen Künstler belebt hat.
Gerade da ist uns Schumann mehr als Mendelssohn, dessen Gefühle kitschig,
dessen Formen glatt erscheinen müssen. Die Glut ist bis in Schumanns letzte
25
ebd., S. 173f 26
ebd., S. 393 27
ebd., S. 395 28
vgl. „Der Rembrandt-Deutsche“, Julius Langbehn
13
Werke hinein zu spüren, die Besessenheit des Genies sprengte alle Fesseln
der Form.“29
Wolfgang Boetticher, Schumann-Forscher. Noch 1999 hielt er Vorlesungen an
der Universität Göttingen, wo er lange Jahre Dekan der Philosophischen
Fakultät gewesen war.
05b Struck
Natürlich ist Schumann nicht nur der Meister der kleinen Form und des innigen
Liedes, er ist auch der Sinfoniker und hat auch Seiten wie Kämpferisches –
Heldisches würde ich gar nicht sagen – aber Kämpferisches artikuliert. Die
Bandbreite bei ihm ist so groß, dass man ihn nicht reduzieren kann. Schumann hat
es vielleicht den Nazis leicht gemacht, ihn als deutschen Komponisten zu
bezeichnen, weil er in manchen Werken darauf geachtet hat, deutsche
Tempoangaben zu machen. Man muss sich aber die Konventionen seiner Zeit
vergegenwärtigen. Er ist aber kein national orientierter Komponist gewesen, der
engstirnig gedacht hat.
Sprecher 2
Schweigend gehen wir über die letzte Lebensepoche des gefeierten
Komponisten und Künstlers hinweg, denn das Gefühl tiefer Wehmut muß uns
erfassen, wenn wir die Stärke männlicher Kraft allmählich schwinden, einen
göttlichen Funken hoher Begabung allmählich verglimmen sehen.
Düsseldorfer Journal, 15. Oktober 185630
Sprecher 1:
Sehr geehrter Herr!... unter den vielen, die in der Musik auf einem anderen
Parteistandpunkte sich befinden als der von Schumann eingenommene, ist es
Sitte, nicht nur gegen seine Werke zu sprechen, sondern auch gegen sein
Leben. Sie setzen ihn Heine und Bürger gleich: er hätte sich durch
29
Wolfgang Boetticher: Robert Schumann in seinen Schriften und Briefen. Bernhard Hahnefeld Verlag Berlin,
1942, S.XI 30
zitiert nach: Robert Schumann in Endenich (1854-1856), Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische
Berichte,Schumann-Forschungen Bd. 11, hrsg. von Bernhard R. Appel, Schott, Mainz 2006, S.
14
Unmäßigkeit um seine Gesundheit gebracht, und sein Ende sei durch seine
Trunkliebe und den daraus entspringenden schauderhaften Zitterwahnsinn
herbeigeführt. Es ist fast Blasphemie, ein solches Wort über den genialen
Mann auch nur auszusprechen… (doch) vermag ich… nicht Ihr Zeugnis zu
entbehren. Daß Schumann gern Wein und Bier getrunken, ist Tatsache. Ob
aber in dem Maße, daß es ihm geschadet hätte, werden Sie am besten
beurteilen. Wollen Sie daher die Güte haben, mir Ihre Meinung mitzuteilen, ich
würde mich Ihnen zu ergebenstem Dank verpflichtet fühlen. Eine oft verblendet
genannte Begeisterung, die sich in mir für Schumanns Werke entzündet hat,
läßt mich in diesem Punkte… nicht zur Ruhe kommen….
Brief des Theologiestudenten Hermann Budy an Schumanns Arzt, Dr. Franz
Richarz, vom 5. November 1861. Die Antwort ist nicht überliefert.31
Sprecherin 1
Syphilis oder schlicht verrückt? fragt die „Welt am Sonntag“ am 30. Juli 200632
O7 –O Ton Struck
Wenn man aber bedenkt, dass das Violinkonzert kurz vor Schumanns Ausbruch der
Geisteskrankheit entstanden ist, dann ist auch klar, dass solch ein mutiges und
ambivalentes Konzept nach seinem Tode selbst von seinen engsten Angehörigen
und Freunden durchaus kritisch gesehen wurde, und da kommen wir auf ein
Problem, das mit der Rezeption seines Spätwerks überhaupt zu tun hat.
Musik: Übergang vom 2. zum 3. Satz ist im Original ohne Pause, 3. Satz ansetzen
mit Aufnahme Kulenkampff, Blende sollte hörbar sein)
Sprecher 1:
dritter Satz: Lebhaft, doch nicht schnell
Solist: Georg Kulenkampff, 1937
31 zitiert nach: Robert Schumann in Endenich (1854-1856), Krankenakten,
Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte,Schumann-Forschungen Bd. 11,
hrsg. von Bernhard R. Appel, Schott, Mainz 2006, S. 433f 32 Autor: Andreas Fasel
15
Sprecher 2:
… Wissen Sie noch, wie Sie lachten und sich freuten, als wir meinten, der letzte
Satz klänge, wie wenn Kosciusko mit Sobiesky eine Polonaise eröffneten: so
stattlich? Das waren herrliche Tage!
Joseph Joachim an Robert Schumann, 17. November 185433
06 O -Ton Struck
Und im letzten Satz, eine Art Polonäse, ein Tanz, den Schumann sehr geliebt hat,
sind wir dann auf dem Level, wie man`s von Konzerten gewohnt ist, wo
Soloinstrument und Orchester miteinander konzertieren, ineinander verzahnt zum
Teil und das Werk damit endet, dass das Orchester eine Art chorisches Thema spielt
und die Geige es mit ihren Figurationen umspielt. So kann man sagen, dass also der
Stand, den Schumann selbst schon in seinen früheren Konzerten erreicht hat, im
Laufe eines Werkes erreicht wird, und das finde ich total spannend, lohnt auch die
Frustrationen, die man am Anfang erlebt hat, weil das Werk so konventionell zu
beginnen scheint, dass man die Frustrationen aushält und dann das Werk begleitet
und auch schätzt. Und so ist das für mich letztlich ein sehr mutiges Werk.
Sprecherin 2:
Clara Schumann an Joseph Joachim am 27. Nov. 1857:
„Können Sie unpartheiisch seyn? Ich glaube es, denn ich meine immer, gegen
die, die man am meisten liebt, sey man am strengsten, eben gerade weil man
von dem Wunsche beseelt ist, es möchte an unseren Lieben alles so schön wie
möglich seyn. Ich empfand es neulich so bitter, wie weh es thut, findet man
einen Makel da, wo man über Alles liebt. Das erklärt Ihnen wohl auch meine
Thränen neulich bei Roberts Concert, die Ihnen vielleicht kindisch erschienen.
Denken Sie wohl an den letzten Satz? Wie wollte ich Ihnen dafür danken!
Haben Sie irgendeinen besonderen Wunsch, so sprechen Sie ihn aus, steht es
in meiner Macht, so erfülle ich ihn, wenn Sie mir einen recht herrlichen letzten
Satz gemacht.“34
33 ebd., S. 171 34
nach: Michael Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. In: Hamburger Beiträge zur
Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984, S. 307
16
Sprecher 2
Lieber Moser, Sie bitten mich um Auskunft über das als Manuskript in meinem
Besitz befindliche Violinkonzert von Robert Schumann. Ich kann nicht ohne
Bewegung davon sprechen, stammt es doch aus dem letzten Halbjahr vor dem
Ausbruch der Geisteskrankheit des theuern Meisters und Freundes. Der
Umstand, dass es nicht veröffentlicht worden ist, wird Sie schon zu dem
Schluss bringen, dass man es seinen vielen herrlichen Schöpfungen nicht
ebenbürtig an die Seite stellen kann. Joseph Joachim an seinen Biografen,
5. August 1898
(Musik weg)
Sprecherin 2:
Das Schicksal des Violinkonzerts blieb nun für lange Zeit unentschieden.
Obgleich mein Vater es für vollendet erklärt hatte, konnte sich meine Mutter
nicht zur Veröffentlichung entschließen. Es wurde ab und zu hervorgeholt,
auch im Jahre 1857 einmal in einer Gewandhausprobe in Leipzig mit Orchester
gespielt – es wurde mit den Freunden Joachim und Brahms wieder und wieder
besprochen, und wieder und wieder fortgelegt in den Notenschrank meiner
Mutter….
Uns Kindern deutete die Mutter in zartester Weise an, dass das Konzert
deutliche Spuren der letzten Krankheit aufweise…
Schumanns jüngste Tochter Eugenie 1938 in der „Schweizerischen
Musikzeitung“.35
Sprecher 1:
Letztlich reagierte Schumanns Umgebung „zeittypisch, indem sie
Fehlverhalten und Symptome nicht mit einer Krankheit, sondern mit
(moralischer) Schuld assoziierte und mit einer Mauer des Schweigens umgab.“
Siegfried Kross, Musikwissenschaftler, 200336
35
ebd., S. 314 36
Siegfried Kross: Zur Diskussion um Schumanns späte Jahre. in: Bonner Schumanniana, Schriftenreihe des
Vereins Schumannhaus Bonn e.V., Band 1, S. 22
17
Sprecherin 1
Clara Schumann übergibt die sorgsam gehüteten Handschriften des
Violinkonzerts 1871, 25 Jahre vor ihrem Tod, Joseph Joachim, der mit ihr darin
einig ist, das Werk nicht zu veröffentlichen. Schließlich erbt dessen Sohn
Johannes die Manuskripte und verkauft sie im Jahre 1907 an die Preußische
Staatsbibliothek. 1925 erkundigt sich Wilhelm Altmann, der Direktor der
Bibliothek, bei Johannes Joachim nach den Umständen des Verkaufs.
07a O-Ton Struck
Da geht es eben darum, dass immer wieder Geiger angefragt haben, Johannes
Joachim das aber nicht freigegeben hat. Hier. (zitiert) „Leider kann ich Ihnen die
gewünschte Abschrift nicht schicken“…, also er ist wohl gefragt worden, ob es eine
schriftliche Vereinbarung gab, dass das Werk nicht veröffentlicht wird. (zitiert):
„…da ich außer einem Brief des Generaldirektors - das kann ich nicht lesen…
auf Ende 07a Sprecher 2
„…da ich außer einem Brief des Generaldirektors, in dem er lediglich
bescheinigt, dass die Bibliothek von mir für 20 000 Mark Manuskripte …
gekauft habe und diese Summe in Raten zu 5000 Mark abzahlen wollte, nichts
Schriftliches besitze. Die Verkaufsverhandlungen hatte ich mit Ihrem
Amtsvorgänger ….. mündlich geführt u(nd) dieser hatte mir gesagt, ich könnte
ruhig die Bedingung betr(effs) der Veröffentlichung des Schumannschen
Violinkonzertes stellen, sie sei für die Verwaltung natürlich bindend. Das
genügte mir, so daß mir an einer ausdrücklichen schriftlichen Zusage nichts
lag…“ 37
07b O-Ton Struck
..Das genügte mir, so daß mir an einer ausdrücklichen schriftlichen Zusage nichts
lag, zumal ja aus meinem Schreiben vom 13. November 1907…deutlich hervorgeht,
37
zitiert nach: Michael Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. In: Hamburger Beiträge
zur Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984, S.331
18
Auf 07b Sprecher:
.. zumal ja aus meinem Schreiben vom 13. November 1907…deutlich
hervorgeht, daß es sich um eine Verkaufsbedingung, nicht um einen bloßen
Wunsch von mir handelte.
Mit hochachtungsvollen Gruß, Ihr ergebener Johannes Joachim38
(Musik weiter, von Ferne)
Sprecherin 1:
Jelly d`Arányi und Adila Fachiri, zwei Engländerinnen, Großnichten Joseph
Joachims, wollen, so raunt es die zeitgenössische Presse in Großbritannien, in
einer spiritistischen Sitzung zur Aufführung des Konzerts gedrängt worden
sein – von Schumann selbst, aus dem Jenseits. Wahrscheinlich haben sie die
Tatsachen als Kinder im Hause Joachims aufgeschnappt und suchen nun
nach einer Sensation – schließlich sind sie selbst Geigerinnen.
(Musik weg)
Wo der Autograph sich befindet, haben sie aus dem Jenseits nicht erfahren;
erst Kontakte zum international umtriebigen Musik-Verleger Wilhelm Strecker
führen in die Preußische Staatsbibliothek und zu Joseph Joachim.
08 O-Ton Struck
Und hier ist dieser Brief, wo es um die Freigabe ging. Joseph Joachims Sohn
Johannes schreibt im August 1936 … an Schünemann. (zitiert) „… als mein Vater
starb und die Staatsbibliothek – in Berlin – das Manuskript kaufte, hätte ich es für
pietätlos gehalten, wenn es sogleich hätte gedruckt werden soll. Ich setzte – ich steht
da – ich setzte den 100. Todestag als Termin aus der Erwägung heraus, dass dann
entweder Schumann dann nur noch ein hist. Name wäre ….
Sprecher 2
… aus der Erwägung heraus, dass dann entweder Schumann nur noch ein
historischer Name wäre und niemand nach dem Konzert fragen würde oder
aber einen so festen Platz in der Gesch(ichte) der Musik hätte, dass man auch
38
ebd.
19
seinen geringeren Erzeugnissen Interesse entgegenbrächte, wie es z.B bei den
Schöpfungen Hölderlins aus der Zeit seiner geistigen Umnachtung der Fall
ist.39
08f O-Ton Struck
Es ist nun richtig, dass ich gelegentlich…geäußert habe, dass ich gegen ein früheres
Bekanntwerden keine Einwendung zu machen hätte. … Denn ich habe das Gefühl,
dass…
Sprecher 2:
…dass ich gegen ein früheres Bekanntwerden keine Einwendung zu machen
hätte. Denn ich habe das Gefühl, dass durch die Entwicklung der letzten 32
Jahre die Epoche Schumanns viel weiter zurückliegt als 100 Kalenderjahre
nach seinem Tode bei stätem, normalen Fortschreiten“. … 40
(unter 08f Musik weiter, von Ferne)
08f O-Ton Struck
Was zwischen den Zeilen die politischen Änderungen seit 1933 betreffen könnte ….
„Ich erkläre daher ausdrücklich, dass von mir aus – auch nicht von Seiten meiner
Geschwister – einer Veröffentlichung kein Hindernis erwachsen soll,
Sprecher 2:
„Ich erkläre daher ausdrücklich, dass von mir aus – auch nicht von Seiten
meiner Geschwister – einer Veröffentlichung kein Hindernis erwachsen soll,
und dass ich jene Klausel beim Verkauf des Manuskripts zurücknehme. Mit
bestem Gruß, ihr ergebenster Johannes Joachim, August 1936. 41
(Musik weg)
Sprecherin 2:
Nie werde ich meine Bedenken gegen die Veröffentlichung des Werkes fallen
lassen. Ich habe die Zeit, da meine Mutter, Joseph Joachim und Brahms den
letzten Entscheid über das Werk trafen, miterlebt… Für mich kann es keine
39
ebd., S. 332 40
ebd. 41
ebd.
20
höhere Instanz geben. Diese drei maßen mit dem höchsten Maßstab…. Die
Ansicht, die meine Gegner zur Rechtfertigung ihres Vorgehens vertreten, dass
das Werk ein „Zukunftswerk“ sei, welches die damals lebende Musikelite nicht
verstanden habe, weise ich als nichtig, als ein Stück modernen Größenwahns
zurück. ….Sollte ich die Veröffentlichung nicht hindern können, so will ich
mein Urheberrecht geltend machen.
Aus dem Briefwechsel Eugenie Schumanns mit ihrem Anwalt Rudolf Hübner,
17. Juni 193742
09 O-Ton Struck
Schumann hat das Werk durchgesehen und hätte wahrscheinlich, nach Diskussionen
mit Joseph Joachim über die Violinstimme, hätte er wahrscheinlich es zu publizieren
versucht. Wenn man sich nach den Wünschen der Witwen und Nachkommen richten
würde, dann würde in der musikalischen und literarischen Welt ein Menge fehlen,
wenn man noch strenger sein würde, dann dürfte man Kafka, Der Prozess, nicht
kennen, das Kafka nicht veröffentlichen wollte und wo Max Brod sich darüber
hinweggesetzt hatte, wir würden die Zehnte von Mahler nicht kennen, die Mahler nur
in Skizzen hinterlassen hat, und wir würden das Violinkonzert als wesentliches
Spätwerk von Schumann nicht kennen.
Sprecherin 2:
Eugenie Schumann am 25. August 1938 an ihren Anwalt:
Die Firma Schott hat pünktlich gezahlt. Herr Strecker hat mich gebeten, ihm
u(nd) den Erben durch meine Erklärung nicht von vornherein das Geschäft zu
verderben. Eine solche Nebenabsicht liegt mir selbstverständlich fern...43
Sprecherin 1
Wilhelm Strecker, Chef des Schott-Musik-Verlages, will die Uraufführung des
Schumannschen d-moll Violinkonzerts über acht Jahrzehnte nach dessen
Entstehung unbedingt. Und - er will den Paukenschlag: eine Premiere mit
Yehudi Menuhin, und weil der als Jude wohl kaum in Deutschland würde
42
ebd., S. 352 43
ebd., S. 353
21
auftreten dürfen: eine Premiere in den USA. Menuhin ist begeistert, mahnt aber
auch:
Sprecher 2:
But it must, it must remain pure Schumann, exactly as it left the hands of the
great master, no hyphens, no mutilations.44
auf Sprecher 2 Sprecherin1:
Der reine Schumann müsse es sein, keine Eingriffe!
10 O-Ton Struck
Menuhin war gerade ein Twen geworden, der war schon ein sehr berühmter Geiger,
der auch in Berlin Furore gemacht hatte … weil er an einem Abend drei große
Violinkonzerte gespielt hatte. Es hätte also nichts Besseres passieren können, dass
so ein Werk von einem Superstar hätte gespielt werden können. Heute hätte man
wahrscheinlich David Garrett oder so gewählt. Oder Lang Lang, wenn es ein
Klavierkonzert gewesen wäre. Und die Konstellation, wie das Violinkonzert von
Deutschland reklamiert wurde, die Pläne des Verlags konterkariert wurden und
natürlich, das Joseph Joachim als jüdischer. Geiger angegriffen wurde, weil er die
Veröffentlichung so lange behindert habe, und das heißt eben, dass ein Jahr später
das Violinkonzert dann im Druck vorlag und dann aufgeführt wurde.
(Musik weiter, auf Ende 3. Satz)
Sprecher 3:
Joseph Goebbels, Tagebuch, 27. Oktober 1937
Jahrestagung R.K.K. nun im Großen fertig. Das neue Schumann-Konzert wird
auf alle Weltsender übertragen. Ein Ereignis.45
Sprecherin 2:
44
The Faszinating Story of the „lost“ Robert Schumann Violin Concerto, New York 1937. zitiert nach: Michael
Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. IN: Hamburger Beiträghe zur
Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984, S.340 45
Die Tagebücher von Joseph Goebbels.Hg. Elke Fröhlich, K.Sauer München 2000
Band 4: März bis November 1937, S.376
22
„Vergessen darf ich nicht zu berichten, dass mich Dr. Goebbels in einem sehr
liebenswürdigen Schreiben eingeladen hatte, als Gast der Reichsregierung …
dem Konzert (am 26. November) in Berlin beizuwohnen. Der Brief, der
Beförderung durch die deutsche Gesandtschaft überwiesen, erreicht mich so
spät, dass selbst, wenn ich gewollt hätte, ich nicht zur Zeit in Berlin hätte sein
können.“ Eugenie Schumann 46
--- 3. Satz Ende---
02c O-Ton Reichskulturkammer
Absage internationaler Radiostationen, darauf:
Sprecher 3:
Joseph Goebbels, Tagebuch, 27. November 1937
Große Angelegenheit. Alles geht gut. Ley spricht vorzüglich, meine Rede ist
durchschlagend. Kayßler spricht herrlich den Prometheus. Das
neuaufgefundene Violinkonzert von Schumann wird uraufgeführt. Der
Orchesterpart ist nur angedeutet, der Violinpart aber unbeschreiblich schön.
Stürmischer Erfolg!
11 O-Ton Struck
Man hat nur in den Orchestertuttis gekürzt, wobei – und zwar im 1. Satz, da war das
relat. leicht, weil S. das Hauptthema das Satzes dreieinhalb mal wiederkehren lässt,
da hat man einen Teil rausgenommen, das war unproblematisch.….
Es sind in den Tutti …das kann ich ihnen auch vorstellen … (Autorin) Machen Sie
mal… … schneller Vorlauf… wird jetzt ein bisschen dauern… es gibt ja auch
Aufnahmen, sogar aus den 60er Jahren, wo aus dem Finale fast ein Drittel
rausgenommen wurde. (alles auf schnellem Vorlauf)… setzt wieder ein, er stellt aber
gleich wieder aus …hier hat man also … statt dieser drei Teile nur den ersten
gespielt in dem Tutti, der fängt genauso an wie der erste, konnte man 16 oder 20
Takte weglassen… ich bin mir nicht sicher, ob das nur der Not der Aufnahme
geschuldet ist….es muss ja auf den Schallplatten untergebracht werden, man hatte
46
zitiert nach: Michael Struck: Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Schumanns. IN: Hamburger Beiträge
zur Musikwissenschaft 29. Verlag der Musikalienhandlung Karl Dieter Wagner Hamburg 1984, S.353
23
das damals öfters, bei 3 oder 5 Minuten diese Wendestellen, die auch bei anderen
Werken problematisch waren…
Sprecherin 1:
Die Uraufführung des Violinkonzerts vom 26. November 1937 ist nirgendwo
erhalten – erst eine Schallplatteneinspielung vom Dezember ´37, wieder mit
dem Geiger Georg Kulenkampff und den Berliner Philharmonikern, aber nicht
mit Premierendirigent Karl Böhm, sondern mit Hans Schmidt-Isserstedt am
Pult. Selbstverständlich erntet die Welturaufführung in der deutschen Presse
nahezu einhelliges Lob.
Die internationalen Kritiker äußern sich sehr viel zurückhaltender – und das
nicht nur, weil die ganze Zeremonie unter Goebbels Ägide politisch schwer
belastet ist.
12a Struck
Da sind Stellen, die für den Geiger schwierig waren, erleichtert worden (Doppelgriffe,
Akkorde) – vor allem sind bestimmte Teile der Violinpartie oktaviert worden. …
Sprecherin 1:
Wie hat der junge Menuhin gefordert: Der reine Schumann solle es sein!
Menuhin spielt seine Auffassung des Violinkonzerts am 23. Dezember 1937 mit
der Saint Louis Symphonie, dirigiert von Vladimir Golschmann. Der Mann, der
Schumanns Werk für Kulenkampff „gereinigt“ hat, wird in Deutschland
verschwiegen: Paul Hindemith ist zu der Zeit schon in Ungnade gefallen.
12b Struck
Ich denke, die Impulse kamen eher vom Verlag, sicher auch von dem Geiger – man
weiß, dass Kulenkampff zuerst gar nicht begeistert war, aber er war einer der
wenigen guten Geiger, die in Deutschland verblieben waren, weil die jüdischen, oder
anderen unangenehmen auswandern mussten- und letztlich auch Hindemith – und
von daher ist es sicher auch auf Verlag, Geiger und Erfolgs-Prognosen
zurückzuführen, dass das Werk bearbeitet wurde. Natürlich wollten die Nazis, dass
das Konzert ein Erfolg wird. Man hat den Erfolg herbeiinszeniert.
24
12 O-Ton Struck, Anfang kurz frei bzw. unter vor. Text beginnen
bei 12“ Also hier war die Geige … er stellt ab… (Autorin) Lassen Sie`s, erklären Sie
dabei … ja, wieder an: Hier war die Geige in den einleitenden Passagen teilweise
schon etwas höher gelegt, jetzt sind wir in der Tonhöhe, wie Schumann sie
komponiert hat, alles noch original Schumann, jetzt wird’s gleich eine Oktave höher,
jetzt… (stellt ab….) Das ist also eine der Stellen, wo sich der Violinenpart bei
Schumann mehr in der Mitte und in den tieferen Lagen tummelt, und Paul Hindemith,
der Bearbeiter, sicherlich zusammen mit Georg Kulenkampff, den Eindruck hatte,
dass man hier, wo es ein bisschen melodischer wird, nachdem die Geige sich erst
eingeführt hat, dass es ein bisschen mehr nach Brahms und Beethoven klingen soll,
man das in die obere Oktave verlegt hat.
(Musik: Musik in O-Ton 12 nach „jetzt“aus der Kulenkampff-Aufnahme bei ca. 2`20
weiterspielen, hörbare Kreuzblende in die entsprechende Stelle der Kremer-
Aufnahme, ca. bei 2`50… dann Musik weg)
Sprecherin 1
Nach dem zweiten Weltkrieg ist Schumanns Violinkonzert selten aufgeführt
worden – wenn überhaupt, dann im Radio; nur Geiger aus der zweiten Reihe
wagten Schallplatteneinspielungen des Stücks.
13b Struck
Das Werk stand bis in die 60er, 70er Jahre unter dem Vorbehalt der
Geisteskrankheit, man muss nur in die Konzertführer dieser Zeit gucken, da findet
man immer die gleichen Vorurteile…
Sprecher 2
„…Spätwerke mit deutlichen Verfallszeichen.“47
47
Rudolf Bauer, Das Konzert. Lebendige Orchestermusik bis zur Gegenwart. Deutsche Buch-Gemeinschaft
Berlin Darmstadt Wien, S. 268
25
Sprecher 1
„Man empfindet… eine peinigende Langeweile und ein stilles Erschauern,48
Sprecher 2:
„Als Schumann seine letzten Werke schrieb, war sein Ingenium im Verlöschen
begriffen, während die handwerkliche Routine weiterlief.“49
Sprecher 1
„Außer einigen sehr schönen Passagen enthält das Werk nur Studienmaterial
für den Psychiater, so wie gewisse Bilder von Malern, die dem gleichen
entsetzlichen Feind zum Opfer fielen.“ Das große Heyne-Konzertlexikon,
197750
Sprecherin 1
War es wirklich Schumanns geistiger Verfall, der die Musikkritik so lange in
ihrer Skepsis gegen das Violinkonzert gefangen hielt - oder waren es die
Umstände der Premiere? Warum auch haben die Nazis einem Werk soviel
Raum eingeräumt, dessen Schöpfer sie, wäre er im Dritten Reich erkrankt
gewesen, möglicherweise „lebensunwert“ gestempelt hätten?
(Musik Kremer-Aufnahme)
13c Struck
Ich denke, die Uraufführung unter Naziauspizien hat ein dazu geführt, dass man
zusätzlich reserviert gewesen ist, andrerseits haben die Nazis nichts dagegen
gehabt, die späten Schriften von Nietzsche zu akzeptieren, die sehr viel mehr von
krankhafter Selbstüberschätzung zeigen als das je bei Schumann der Fall gewesen
ist. Ich denke, die Nazis haben mit dem Werk keine Schwierigkeiten gehabt. Es ist in
der romantischen Tonsprache, geschrieben, es ist von Hans Pfitzner befürwortet
48
Armin Gebhardt: Robert Schumann als Symphoniker, Forschungsbeiträge zur Musikwissenschaft, Gustav
Bosse Verlag, Regensburg, 1968, S.227f 49
Georg Eismann: Zu Robert Schumanns letzten Kompositionen. Beiträge zur Musikwissenschaft, Hg. Verband
deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler, Verlag Neue Musik Berlin (DDR), Heft 3/1968, S. 157 50
Kurt Pahlen, Das große Heyne-Konzertlexikon, Wilhelm Heyne Verlag München, 1977, S. 290)
26
worden, es ist von einem repräsentativen Geiger gespielt worden, es war ein Ersatz
für Mendelssohns Violinkonzert – da war für die Nazis soweit alles geklärt.
(Musik Kremer-Aufnahme)
Sprecherin 1
Anfang der 1990er Jahre taucht der Geiger Gidon Kremer in der
Musikabteilung der Berliner Staatsbibliothek auf und verlangt nach den
Handschriften des Violinkonzerts d-moll von Robert Schumann, die dort bis
heute lagern.
Sprecher 2:
Schumann hatte eine so unwahrscheinlich starke innere Welt, an der er
vielleicht auch zerbrochen ist. Gidon Kremer, 199451
Sprecherin 1
Er hat in den frühen 80er Jahren das Konzert mit dem Dirigenten Riccardo Muti
und dem Philharmonic Orchestra London eingespielt – die Ecksätze ziemlich
schnell, ein sehr viel langsamerer Mittelsatz. Ein wenig manieriert, sagten
manche Kritiker, aber eben darum wirkungsvoll. Das muss Kremer beschäftigt
haben, jetzt will er sehen, ob die Metronomzahlen in den gedruckten Partituren
Schumanns Intention entsprechen. 1994 erscheint die Aufnahme mit Nicolaus
Harnoncourt und dem Chamber Orchestra of Europe.
14 O-Ton Struck
Und da hat er sein Konzept, wie es in der ersten Aufnahme mit Ricardo Muti zu
hören ist, völlig umgestellt , hat sich genau an S. gehalten, das Werk ist fast nicht
wiederzuerkennen. Der erste Satz ist viel wuchtiger als bei Muti, der langsame Satz
ist sehr viel fließender, eine der wenigen, der den lyrischen Swing, den S.
geschrieben hat, herausbringt, und der letzte Satz ist genau so, wie S. ihn
metronomisiert hat – an der Grenze zum Machbaren, muss man sagen, es gibt nur
wenige Geiger, die das durchhalten und man muss als Geiger sehr aufpassen, dass
man bei dem sehr bedächtigen Tempo die Spannung nicht verliert.
51
Margarete Zander im Gespräch mit Gidon Kremer, CD-Booklet der Aufnahme von 1994, S. 10
27
Sprecher 2
Es geht nicht um Metronomzahlen, sondern um die Grundidee. Schumann hat
ganz eindeutige Tempi vorgegeben. Wenn man die im ersten und zweiten Satz
respektiert, warum dann nicht auch im dritten? Warum sollte er sich im dritten
Satz so geirrt haben? Gidon Kremer52
(Musik an passender Anschlusstelle zu Kremer- Aufnahme, Übergang deutlich
hörbar: Aufnahme Wallin)
Sprecher 1
Ich denke, dass das Violinkonzert in der authentischen, von Schumann
überlieferten Form wiedergegeben werden sollte da …niemand das Genie von
Schumann und sein Verständnis für seine Musik haben kann. Ulf Wallin, 201153
15 O-Ton Struck
Heute haben wir eine andere Situation, die Musiker halten sich mehr an S.
Vorschriften, sie sind durch die Erfahrungen mit neuer Musik, mit der Musik des 20.
Jahrhunderts, nicht mehr auf Virtuosität und Bruchlosigkeit geeicht, sie finden es
gerade spannend, wenn es in der Musik auch Brüche gibt, knirscht, wenn sich
Lücken ergeben… und da gibt S. Violinkonzert doch eine Menge her… an
spannender riskanter und letztlich gelingender Musik.
Wolfgang Riehm, Reimann, Wittmann, Holliger, all diese Komponisten sind glühende
Schumann-Verehrer und finden das Späte Schaffen höchst faszinierend.
Sprecherin 1
Der Kieler Musikwissenschaftler Dr. Michael Struck, der sich als Kind in
Schumanns Violinkonzert verliebte, darüber eine Dissertation schrieb und fast
jede Aufnahme kennt, der eine blasse Fotokopie der Schumannschen
Handschrift in seinem Wohnzimmerregal hütet und immer wieder liest wie
andere Leute ihren Lieblingskrimi, für den im kalten Krieg die Tatsache, dass
viele Schumann-Autographen in Zwickau lagern, im Geburtshaus des
Komponisten, nie ein Problem war – seine Freundschaft zu seinem dortigen
52
ebd. 53
CD-Booklet: Schumann, Complete works for violin and orchestra, S.20
28
Kollegen Gerd Nauhaus hat seit Jahrzehnten Bestand … Michael Struck also
begeistert sich für eine Aufnahme des Konzerts besonders:
(weiter auf Beginn O-Ton 16, Beginn… Vorlauf …:) Eingespielt 2011 vom
schwedischen Geiger Ulf Wallin mit der Robert-Schumann-Philharmonie
Chemnitz unter Frank Beermann. Die, sagt Struck, die komme Schumann
schon sehr nahe.
16 O-Ton Struck (auf CD Wallin-Aufnahme)
… Dieser Geiger gliedert das also viel mehr, dass es viel sprechender wirkt,
langsamer, nicht so virtuos, aber das, was S. damit wollte, nämlich auf
barockisierende weise einen rezitativischen Einstieg, das macht dieser Geiger sehr
viel deutlicher als Kulenkampff und viele andere, auch die Akzente werden viel
deutlicher gespielt…jetzt kommt die Stelle, wo er original bleibt…. (stellt ab) Man
sieht also, diese Höherlegung, die Kulenkampff glaubte mit Hindemiths Hilfe in
dieses Werk reinbringen zu müssen, bringt für den Effekt und die Aussage des
Werkes wenig, es ist äußerlich angeglichen an andere Violinkonzerte, aber was
Schumanns Musiksprache ausmacht, der bachartige rezitativische Ton, der geht
verloren – es klingt irgendwie zwischen Mendelssohn und Brahms, Max Bruch, aber
es ist nicht typisch Schumann. Und das haben in den letzten Jahrzehnten die Geiger
zunehmend als den eigenen Wert diese Violinkonzertes erkannt und verzichten auf
die früheren Bearbeitungen.
Musik Aufnahme Wallin weiter
Absage:
Schumanns Violinkonzert. Geschichte einer Uraufführung
Sie hörten ein Feature von Ulrike Bajohr
Es sprachen: Renate Fuhrmann, Anja Lais, Frank Meyer, Matthias Lühn, Rainer
Delventhal und Wolfgang Rüter
Ton und Technik: Michael Morawietz und Beate Braun
Regie: Axel Scheibchen
Musik Aufnahme Wallin überblenden in Aufnahme Kremer
29
Wir bedanken uns bei Prof. Ulrich Mahlert von der Hochschule für Musik,
Berlin, sowie bei den Mitarbeiterinnen des Schumann-Archivs Bonn-Endenich
und der Schumann-Gesellschaft Düsseldorf
Musik Aufnahme Kremer überblenden in Aufnahme Kulenkampff zum Schlussakkord
Eine Produktion des Deutschlandfunks 2012
Musik:
Robert Schumann, Konzert in d-moll für Violine und Orchester
1. Aufnahme: Interpret: Georg Kulenkampff, Dirigent Hans Schmidt-Isserstedt,
Berliner Philharmoniker, Aufnahme vom 20.12.1937. Telefunken Historic,
2. Aufnahme: Interpret Gidon Kremer, Dirigent Nicolaus Harnoncourt, Chamber
Orchestra of Europe 1994,Teldec, LC 6019
3. Aufnahme: Interpret Ulf Wallin, Dirigent Frank Beermann, Robert-Schumann-
Philharmonie Chemnitz , BIS Records 2011, BIS-SACD 1775