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Faszination motorisiertes Fliegen
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Faszination motorisiertes Fliegen ............................3
2 Natur- und Umweltschutz beim Motor-, Ultraleicht- Helikopter- und Reisemotorsegelfliegen ..................7
2.1 Einführung ................................................................ 7
2.2 Flugplätze ................................................................. 8
a) Flugplatzzulassung ........................................................ 10
b) Vegetation und Tiere auf Flugplätzen ............................... 10
2.3 WirkungvonMotorflugzeugen,Reisemotorseglern, UltraleichtflugzeugenundHelikopternaufWildtiere .......15
a) Der „Luftfeind“ – optische Wirkung ................................. 15
b) Überraschungsmoment .................................................. 17
c) Das Motorengeräusch – akustische Wirkung ...................... 17
d) Gewöhnung ................................................................. 18
e) Geländestruktur und Lebensraumqualität ........................ 20
f) Tages-undjahreszeitlicherEinfluss .................................. 20
g) Flughöhen und Abstände ................................................ 21
h)Summationswirkungen-EinflüsseandererNutzungen ....... 26
3 Von der Flugplanung bis zur Landung ....................27
3.1 Flugplanung .............................................................27
3.2 Anreise zum Fluggelände ...........................................31
3.3 Am Flugplatz ............................................................31
a) Der Außencheck / Tanken ...............................................33
Fliegen mit Motorkraft:
Motorflug, Reisemotorsegelflug,
Ultraleichtflug und Helikopterflug
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Inhaltsverzeichnis
3.4 Start und Flug .........................................................35
a) Bahn frei ......................................................................35
b) Das Leanen .................................................................. 35
c) AktiveABAsunterhalb2000FußGNDmeiden! .................. 36
d)MitUmsichtfliegen ........................................................ 38
3.5 Landung ..................................................................39
4 Übungsfragen ........................................................41
5 Quellenverzeichnis ................................................43
6 Anhang: Zusammenfassende Checkliste ................44
VERHAlTENSkoDExDERMoToRFliEGERFüRUMWElT-UNDNA-TURBEWUSSTENMoToRFlUGSpoRT(DAEC1997) ....................44
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Natur-undUmwelt-schutz 1
1 Faszination motorisiertes Fliegen
Mit Motorkraft zu einem Flug in die dritte Dimension zu starten ist einfaszinierendesErlebnis.obimschnellen,geschlossenenMotor-flugzeug,modernenUltraleichtflugzeugoderReisemotorsegleroderoffenimluftstromsitzendimklassischenUltraleichtflugzeug,Trag-schrauber, Trike odermit demMotorgleitschirm:DieGesetze derAerodynamik sind bei all diesen Luftfahrzeugklassen dieselben. Ihre Hauptunterschiedeliegenindenstruktur-undformabhängigenFlug-geschwindigkeitenundReichweiten.inderluftstehenundzugleichin alle Dimensionen absolut wendig sein können dagegen nicht nur kolibris,libellenundwenigeandereflugfähigeTiere,sondernauchHelikopter.
Diepilotinnenundpilotenallerdieserluftfahrzeugtypenbegeisternim Flug Wetter- und Wolkenstimmungen und Landschaften mit ihren MosaikenausWäldern,Feldern,SeenundBergen.Mitdemluftfahr-zeugdieUmgebungzuerkunden,andereplätzeund interessanteZieleanzufliegenmachtFreudeundistzugleicheineHerausforde-rung. Viele Flugplätze und Fluggelände laden zum Verweilen ein. Sie sindoftinreizvollelandschafteneingebettet,dieNaturbietetdemAuge eine erholsame Weite.
DerUmgangmitdenNaturelementenWindundWetterbeiderVor-bereitung und Durchführung eines Fluges fordert Umsicht und volle Aufmerksamkeit. Der Blick während des Fluges aus der Vogelper-spektive istbeeindruckendundherrlich,vorallemwennnaturna-
illustration:Susannevonpoblotzkinach„Flugsicherheitsmitteilungen“deslBA6/83Abb.1:
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helandschaftenüberflogenwerden.Eristaberauchernüchternd,wo zum Beispiel ausgeräumte Landschaften dominieren. Die weiten patchworkteppichederlandwirtschaft,dasdichteStraßennetzunddie Dunstglocken über den Städten stimmen nachdenklich. So wird jederpilotinundjedempilotensehrdeutlich, inwelchemAusmaßder Mensch die Landschaft prägt. Der Blick hinunter auf die Erde lässtdieVerantwortungdesMenschenfürdieNaturdeutlicherken-nen und nachhaltig verinnerlichen.
Foto: Michael Pütsch
Foto: Michael Pütsch
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: R_K_by_gnubier/PIXELIO
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: Thomas Ziebarth
Foto: Andreas Trepte cc-by-sa 2.5
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Foto: JPW.Peters/PIXELIO
Foto: Michael Berger/PIXELIO
Foto: imageworld24/Pixelio
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ErlebnisNaturland-schaft Wattenmeer [MarkEichberger,Motorflugpilot]
D eutsche Nordseeküste bei St.
peter-ording: das Watten-
meer. Hier erlebe ich bereits am
Boden,wasmichunteranderem in
der luft so begeistert: Weite. Der
HorizontalsgeradelinieinderFer-
negibtAugenundGeistRaumzum
Ausspannen. Die Sonne ist ange-
nehmkräftig,undesgehteineor-
dentliche Brise. In diesen Moment
des Genießens mischt sich die an-
genehmeErkenntnis,dassderWind
für den anstehenden Flug auf den
Bahnen liegt.
Heute Nachmittag werde ich eine
CessnavonSt.peter-ordingnachSylt
in die Werft bringen.
Am Anfang der Startbahn grasen die
typischen Schafe der Region, und
nachdem ich den Flieger startklar
habe,gehtesauchschon los.Meine
Strecke wird über den Nationalpark
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
führen. Wie bei jedem überlandflug
sindauchhier2000FußGNDpflicht.
Bevorichdieküstenliniepassiere,flie-
geicheinenlangenundflachenVoll-
kreis,bis2300Fußanliegen,undgehe
dannerstaufkurs.Vormir liegtdas
Wattenmeer in seiner ganzen Schön-
heit. Erst jetzt erkenne ich, wie ab-
wechslungsreich diese Landschaft ist
und wie sehr sie von der Dynamik der
Gezeiten geprägt wird. Ich entdecke
filigranverzweigtepriele,riesigeSand-
flächenunterschiedlicherSedimentfär-
bungen,inseln,Halligenundnatürlich
dieNordsee, die sich an diesemTag
von ihrer besten Seite zeigt. Was für
eine landschaft! Unter mir zieht ein
Gezeichnet von der Dynamik des Meeres – das Wattenmeer und seine Inseln.Abb.2:
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mindestensdreikilometerlangerund
einkilometerbreiterStreifendunklen
Wattbodens hindurch. Darauf sehe ich
viele weiße punkte sitzen: ich fliege
gerade über die wahrscheinlich größte
TankstelleEuropas!MillionenvonVö-
geln tanken hier ihre Energiereserven
fürdielangenFlügenachAfrika,zum
Teil bis in die Antarktis und Arktis auf.
Das Watt ist eine der artenreichsten
RegionenEuropas.keinWunder,dass
hier Tiefflüge verboten sind und ein
Nationalpark eingerichtet wurde. Für
mich hier oben ist es einfach wunder-
schön. ich empfinde es als privileg,
solche Landschaften aus der Vogel-
perspektive sehen zu dürfen. So etwas
hat man ja schon mal von irgendwo
auf derWelt im Fernsehen gesehen,
aber das hier ist echt und direkt unter
mir und wirklich sagenhaft.
Während die Vögel sich auf ihren
langen Flug jenseits jeder kapazi-
täten einer einmotorigen Maschine
vorbereiten, setze ich auch schon
zur Landung auf Sylt an.
AufdemWegzumeinemNachtquar-
tier steht die Sonne bereits sehr tief
über demMeer, ich rieche die Sal-
zwiesen,dieSee,undübermirzie-
hen Vögel ihre letzten Bahnen auf
derSuchenachFutter.obwohl der
heutigekurztripfliegerischnichtbe-
sondersherausforderndwar,wares
ein Flug der Superlative.
DiekombinationausNaturundFlie-
gereihinterlässtEindrücke,vonde-
nen ich noch lange zehren werde
und die mich in der Wahl meiner Lei-
denschaft mal wieder bestätigen.
DiehöchsteSchutzgebietskategorie(1)imNationalparkSchleswig-HolsteinischesWattenmeer.Abb.3:
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Watt
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Von der Flugplanung bis zur Landung 2
2 Natur- und Umweltschutz beim Motor-, Ultraleicht- Helikopter- und Reisemotor- segelfliegen
Einführung2.1
pilotinnenundpilotenvonmotorisiertenluftfahrzeugenwirdoftvor-geworfen,dassdieseArtzufliegennichtumweltverträglichsei.ohneZweifel,derVerbrauchvonfossilenEnergieträgernistwedernachhal-tignochförderterdenklimaschutz.VerbrennungsmotorenerzeugenAbgaseundSchallemissionen,diemitunteralsBelästigungundlärmbeklagt werden. Der Einsatz moderner Technik wie zum Beispiel von verbrauchsarmenMotoren, leisenpropellernundeffizientenSchall-dämpfersystemen hat hier aber bereits zu spürbaren Verbesserungen geführt. Neue Antriebstechnologien (zum Beispiel der Einsatz vonBrennstoffzellen,sieheAbb.4)sindbereitsinderVorbereitung.
Das motorisierte Fliegen hat gegenüber dem motorlosen Flug einen wichtigenVorteil:Flughöheundkurskönnenfreigewähltundgehal-ten werden. So lassen sich durch geeignete Informationen und gute Flugplanung Störungen von Mensch und Tier meist vermeiden.
WiepilotinnenundpilotenvonMotor-undUltraleichtflugzeugen,He-likopternundReisemotorseglerndielebensqualitätvonTierenund
Brennstoffzelle im Versuchsträger von Boing.Abb.4:
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pflanzenbeeinträchtigenkönnen,istaufdenerstenBlicknichtklarersichtlich.WiekanneinegewissenhaftepilotinodereinpilotbeimFliegenderVerantwortung fürdenSchutzvonNaturundUmweltgerechtwerden?DiefachlichenZusammenhängesindkomplex,wogenauliegendieprobleme?WarumgibtesbestimmteGebiete,diezu gewissenZeitennicht überflogenwerden sollen?WennBeein-trächtigungenauftreten,wiesindsielös-undambestenvermeid-bar?Wiekannichalsengagiertepilotinoderpiloteinesmotorisier-tenluftfahrzeugsNaturundUmweltschützen?
indenfolgendenAbschnittenwirddiesenFragennachgegangen,unddie verschiedenen Aspekte für natur- und umweltbewusstes Fliegen werdenerläutert.pilotinnenundpilotensollendasWie,Wo,WannundWarumbesserverstehen.DieFaktensollenmotivieren,dieBe-dürfnisseundAnsprüchevonpflanzenundTierenzuerkennenundRücksichtzunehmen.pilotinnenundpilotenvonmotorisiertenluft-fahrzeugen brauchen keinschlechtesGewissenzuhaben,wennsiefliegen. Entscheidend ist,wie sie sich in derNatur verhalten.DaskannmanchmalVerzichtbedeuten,wiebeispielsweiseeinenlande-platznichtaufderkürzestenStreckeanzufliegen,weildieserAnflugdirektübereinenbedeutsamenRastplatzvonkranichenführenwür-deunddieVögelunnötiginpanikversetzenkönnte.EsbedeutetaberauchimmerGewinn,wenndurchrücksichtsvollesVerhaltendieAr-tenvielfalt erhalten bleibt oder gefördert wird. Auch im motorisierten FliegengabundgibtesimmerwiederkonfliktemitdemNatur-undUmweltschutz oder der Jagd beispielsweise bei der Zulassung oder Erweiterung von Flugplätzen. kooperationstattkonfrontationistdiebeste Grundlage für eine natur- und landschaftsverträgliche Ausü-bung und Entwicklung der Allgemeinen Luftfahrt.
pilotinnenundpiloten, die sichmit diesemThemanäherbefassenmöchten, finden ausführliche informationen und die wichtigstenStudienaufderUmwelt-SeitedesDAeC(www.daec.de/uw) und im Natur-Sport-info-System des Bundesamtes für Naturschutz (www.natursportinfo.de).
Flugplätze2.2
Für das Starten und Landen von motorisierten Luftfahrzeugen wer-deninderRegelFlugplätzebenötigt.inDeutschlanddürfenStartsund Landungen normalerweise nur auf zugelassenen Flugplätzen erfolgen.Außenlandungensinddenallermeistenpilotinnenundpi-lotenvonmotorisiertenluftfahrzeugennurimNotfallerlaubt.
Kein schlechtes Gewissen
Kooperation statt Konfrontation
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Für spezielle Zwecke können Außenlandungen generell oder im Ein-zelfall genehmigt werden.
Einige Hubschrauberpilotinnen und -piloten vor allem kommerzi-eller Unternehmen besitzen die Allgemeinerlaubnis für Landungen undStartsaußerhalbvonFlugplätzen.Außenlandungensollten,wodiesmöglich ist,generellnuraufbefestigtenodereindeutig land-wirtschaftlich genutzten Flächen durchgeführt werden. In Schutz-gebieten mit entsprechendem Befahr- und Betretungsverbot sind AußenlandungenaußerinNotfällenzudemgrundsätzlichverboten.oft istes fürdenpilotenausderluft jedochnichterkennbar,obderangepeiltelandeplatzsich ineinemSchutzgebietbefindet.Eswirddaherempfohlen,entsprechendeGebietsinformationenbereitswährend der Flugplanung einzuholen. Die jeweiligen Landesum-weltämterkönnendiesbezüglichAuskunfterteilen.oftmalsfindensichentsprechendekartenbereitsaufderenHomepage. Die meist aufwändigen Verfahren für die Flugplatzzulassung, Er-weiterungen bestehender Genehmigungen und Außenlandegeneh-migungen werden vielfach als Belastung angesehen. Tatsächlich aber sind sie eine entscheidende Voraussetzung für die natur- und umweltschutzfachliche Akzeptanz der Allgemeinen Luftfahrt und ge-währleistendenpilotinnenundpiloteneinhohesMaßanSicherheitfür den dauerhaften Erhalt der Flugplätze und damit für die Ausü-bung der Fliegerei.
Hiergeht’szumFlugplatz.Abb.5:
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Flugplatzzulassunga)
Das deutsche Luftverkehrsgesetz schreibt für die Zulassung von Flugplätzen nach § 6 LuftVG und die Erteilung von Erlaubnissen für Starts und Landungen außerhalb von Flugplätzen nach § 25 LuftVG vor,dassvorErteilungderGenehmigungunteranderemdieNa-tur-undlandschaftsverträglichkeitzuprüfenist.DazuwerdenNa-turschutzbehörden und abhängig vom Verfahren auch anerkannte Naturschutzverbändebeteiligtundangehört.JenachArtundlageder Vorhaben werden, vor allem wenn sie in Naturschutz- oderlandschaftsschutzgebieten liegen, Gutachten bis hin zu umfas-senden Umweltverträglichkeitsprüfungen erforderlich. In und im Umfeld von FFH- und Vogelschutzgebieten können FFH-Verträg-lichkeitsprüfungennachEU-Vorgabengefordertwerden,wenndieVorprüfungen einen solchen Bedarf zum Ergebnis haben. Die Bro-schüre„Natura2000undSport“[pRöBSTlUNDpRUTSCH2008]gibthierwertvolleHinweise.
Im Verfahren zur Zulassung von Flugplätzen und für die Ertei-lung von Erlaubnissen für Starts und Landungen außerhalb von Flugplätzen können mögliche konflikte erkannt, analysiert undgelöstwerden.MitHilfevonAuflagenindenZulassungs-undEr-laubnisbescheidenwerdenbeiBedarfsinnvolleRegelungenfest-geschrieben, damit zum Beispiel Tier- und pflanzenarten durchden Flugbetrieb nicht oder möglichst wenig belastet oder sogar gefördertwerden.SokönnenbeispielsweiseplatzrundenundAn-und Abflugverfahren, wenn keine Flugsicherheitsgründe entge-genstehen,sofestgelegtwerden,dassBereichemitVorkommenstörungssensibler Arten (zum Beispiel luftfahrtrelevante Vogel-vorkommen,ABAs)nichttiefüberflogenwerden.AufdieseWeisekönnen Flugplätze sowie Außenstarts und Landungen auch in na-turschutzfachlichwertvollenGebietengenehmigt,betriebenunddurchgeführtwerden,wenndurchgeeigneteMaßnahmenerheb-liche Beeinträchtigungen verhindert und Schutzzweck und –ziele nicht gefährdet werden.
Vegetation und Tiere auf Flugplätzenb)
Wovieleluftfahrzeugestartenundlanden,hinterlässtdiesimmerSpureninderVegetation.NichtjedepflanzengesellschaftverträgteinenFlugbetrieb,vorallemwennmit vergleichsweise schwerenMotorflugzeugen, Reisemotorseglern oder Ultraleichtflugzeugengerolltwird.HelikopterbrauchenkeinegroßenStart-undlandeflä-chen,inBodennäheaberkönnendievomRotorerzeugtenstarkenLuftwirbel Schaden anrichten. Auch Fußstarts und –landungen mit Motorschirmen sind nicht überall bedenkenlos durchzuführen.
Vor der Zulas-sung eines Flug-platzes wird die
Natur- und Land-schaftsverträg-lichkeit geprüft.
Nicht alle Pflan-zen vertragen
den Flugbetrieb.
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WennFlugplätzeneuangelegtwerden,kommenmeistdichtwach-sende und robuste Sportrasenmischungen zum Einsatz. Je nach Bo-dentypbleibendiesemehroderweniger langerhalten,verändernsich aber meist im Laufe der Zeit zu einer dem Standort und der Nutzungangepasstenpflanzengesellschaft.Wobeispielsweisesand-oder kalkreiche Böden mit dünner Bodenauflage vorherrschen,können sich über die Jahre naturschutzfachlich wertvolle Magerra-sentypen wie zum Beispiel der Sandmagerrasen entwickeln. Sehr sandige Böden und die dort vorkommenden Sandmagerrasen sind sicherlichnichtgeeignet,umdauerhaftmitschwerenMotormaschi-nenaufihnenzustartenundzulanden.HiersindmeistbefestigteStart-undlandebahnenundRollwegevorhanden. indengroßenbenachbartenFlächenaber,dieausSicherheitsgründennurvonhö-heremBewuchsfreizuhaltensind,könnensolcheVegetationstypenprächtiggedeihen.SelbstaufschmalenFlugplätzenfindensichimRandbereichimmereinpaarMeter,diealsRandstreifeninBahnlän-gemitentsprechenderpflegezueinembedeutsamenlebensraumfüreineVielzahlvonpflanzen-undTierartenentwickeltwerdenkön-nen und dabei den Flugsicherheitsanforderungen entsprechen.
GlatthaferwieseamRandderRollfläche.Aus:Baldenau-einSpaziergangAbb.6:überdasRastatterSegelfluggelände[BWlVUNDDAEC1998].
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Brutwand für Grabwespen und Wildbienen am Flugplatz.Abb.7:
DieGottesanbeterin,BewohnerineinesRandgebietesaufeinemFlugplatz.Abb.8:
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DiemeistenderheutigenFlugplätzesindineinerZeitentstanden,als man auf der Suche nach geeigneten Geländen auf so genannte Grenzertragsflächenverwiesenwurde,wodie landwirtschaftlicheNutzbarkeitentwederdurchnasse(Auen),starkdurchlässigesan-dige oder steinige Böden stark eingeschränkt war. Viele Flugplätze an solchen Standorten weisen heute bedrohte und gefährdete Le-bensraumtypenundihreArtengemeinschaftenauf,dieandernortsdurchdieintensivierungderlandwirtschaft,Verbuschung,Auffor-stung oder Bebauung verloren gegangen sind. Flugbetrieb und Le-bensraumfunktionstehennichtimWiderspruchzueinander,imGe-genteil.ohnedieNutzungalsFlugplatzunddiedamitverbundenepflegemussdavonausgegangenwerden,dassdiemeistendieserLebensräume heute so nicht mehr existieren würden. BeiderNutzungunversiegelterFlächenkanndiepflanzendeckebe-schädigtwerden.EntstehendabeioffeneStellen,andenenderBo-denzuTagetritt,istdiesnichtimmernegativzubewerten.Einige,aufsolcheBedingungenspezialisierteinsekten-undpflanzenartenbesiedeln solche Standorte und können zum Überleben auf sie an-gewiesensein.offeneStellenkönnensomitdurchausimSinnedesBiotop- und Artenschutzes sein. Entsprechende Maßnahmen sind aber grundsätzlich nur in enger Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehördezuplanenundumzusetzen.
BeiunerwünschtenErosionserscheinungenamFlugplatzz.B.aufRoll-wegen oder auf der Start- und Landebahn kann die Vegetationsdecke mittechnischenHilfsmittelnbefestigtwerden.WelchesMaterialfürdenplatzambestengeeignetist,mussvorortentschiedenwerden.pla-nungsbüros können hier beratend zur Seite stehen. Grundsätzlich sollte derVorsatzlauten:NursovielfremdesMaterialwieunbedingtnötigeinsetzen.DieArtderMaßnahmeistabhängigvomUntergrund,derFeuchtigkeit,demSubstrat,derNeigungundderNutzungsintensitätder Fläche. Es gibt unterschiedliche Erfahrungen mit dem Einbau di-verser Matten- und Gitterkonstruktionen. Vor dem Einbau sollte unbe-dingtdieUntereNaturschutzbehördeanderplanungbeteiligtwerden.Im Zweifelsfall sind natürliche Materialien oder der Erhalt der natürlich vorkommenden Vegetation besser als künstliche Befestigungen.
Eine große Bedrohung für viele Arten ist die zunehmende Ver-buschung und damit letztlich Bewaldung vorher offener Flächen. Die offenhaltungderlandschaftistdaherinvielenGebietenauchna-turschutzfachliches Ziel.
Vieleflachgründige,trockeneundertragsarmeBöden,aufdenenderAnbauvonFeldfrüchtennichtlohnendwar,wurdenfrüherextensivals
Flugplätze können wertvolle Lebens-räume bieten.
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Weide vor allem für Schafe und Ziegen genutzt. Die so entstandenen offenenFlächenhabenfürdieArtenvielfalteinegroßeBedeutung,dadiedortigenVegetationstypen(zumBeispielMager-undTrockenra-sen) eine spezialisierte und artenreiche Flora und Fauna aufweisen. MitdemRückgangderBeweidungverbuschendieseBereichezuneh-mend.DieNutzungalsFlugplatzkommtmanchenVegetationstypenzugute,weilFlächenfreigehaltenwerden.MancheMagerrasentypenvertragen eine mäßige Trittbelastung und benötigen eine regelmäßige Mahd,umeineVerfilzungoderVerbuschungzuverhindern.AufvielenFlugplätzenleistenluftfahrtvereineundandereplatzbetreiberinAb-stimmungmitderzuständigenNaturschutzbehördewertvollepflege-undEntwicklungsarbeitenimSinnedesNatur-undUmweltschutzes.
Der bei Bamberg liegende Flugplatz Breitenau beispielsweise weist eine außergewöhnliche Vielfalt weitgehend naturbelassener Sand-lebensräumeauf,diedurchdieNutzungdurchdieluftfahrterhaltengeblieben sind [GERDES2003].AußerhalbderasphaltiertenStart-undlandebahnfindensichüberregionalbedeutsameSandbiotopemitei-nergroßenZahlsehrseltenerundvomAussterbenbedrohterpflanzen-undTierarten,darunterauchsolche,diealssehrstörempfindlichgel-ten. Von den 54 insgesamt nachgewiesenen Vogelarten nutzen 32 das GebietzurBrut,unddaserfolgreich.HierzugehörengefährdeteArtenwie Baumfalke,Grauammer,Heidelerche,Dorngrasmücke,Rebhuhn,Wiesenpieper,Braunkehlchen,kiebitz,Schafstelze und Bekassine.
Flugplätze kön-nen zum Erhalt
der Artenviel-falt beitragen.
Das Aufkommen von Gehölzen ändert das Artenspektrum eines Gebietes.Abb.9:
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Wirkung von Motorflugzeugen, Reisemotorseg-2.3 lern, Ultraleichtflugzeugen und Helikoptern auf Wildtiere
Der „Luftfeind“ – optische Wirkung a)
Beutetieremüssen vor ihren Fressfeinden auf der Hut sein.WennihneneinsolcherFeindzunahekommt,„versteinern“mancheArten,andere suchen ihr Glück in der Flucht. Einige Wildtiere können nach-weislich für sie gefährliche Feinde von harmlosen Tieren unterschei-den.DierichtigeEinschätzungdesmöglichenRisikosistwichtig,umunnötigen Energieverbrauch durch Stress oder Flucht zu vermeiden.
So können beispielsweise Murmeltiere ihren wichtigsten natürlichen Feind,denSteinadler,voneinemharmlosen,imFlugbildaberähnlichenGänsegeier unterscheiden [ZEiTlER & GEoRGii 1995]. Stockenten imFreilandsind inderlage,zwischendemfürsieungefährlichenMäu-sebussard und dem gefährlichen Habichtweibchen zu unterscheiden[RANFTl2003].FlächenflugzeugeundandereLuftfahrzeuge haben keine Greifvogelsilhouette,diebeidenTierendieWirkungeinestatsächlichenFeindes erzeugen könnte. Allerdings kann Unsicherheit über das unbe-kannteFlugobjektauchAngstundinderFolgeähnlicheReaktionenher-vorrufen,wiesiedurcheinentatsächlichenluftfeindentstehenkönnen.
Luftfahrzeuge haben keine Greif-vogelsilhouette.
keinluftfeind–der„Falke“vonScheibe.Abb.10:
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SteinadlerAbb.12:
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Eingeradlinigfliegendesluftfahrzeug,dasnichtdirektaufeinTierzufliegt,erfordertvondiesemwenigerAufmerksamkeitalseinluft-fahrzeug, das Manöver mit starken Höhen- oder Richtungsände-rungenfliegt.DasfliegendeobjektkönntejajederzeitzurGefahrwerden. Die Manövrierfähigkeit eines Hubschraubers, zudem mitschnellenGeschwindigkeitswechseln,erklärt,warumHelikopterbe-sonders störintensiv auf Tiere wirken können.
Überraschungsmomentb)
ErheblicheStörungendurchluftfahrzeuge,dieStressoderFluchtre-aktionenbeiTierenauslösen,sindvorallemdannzuerwarten,wenndie Flugzeuge aus Sicht der Tiere plötzlich und unerwartet in großer Nähe,beispielsweisehintereinerGeländekante,auftauchen.WegendesüberraschungsmomentesundderNähebleibtvorallemunerfah-renenTierenkeineZeit,diemöglicheGefahrabzuschätzen.DeshalbflüchtensievorsorglichodersuchenDeckungauf.AuchdirektesZu-fliegenaufTiere,egalobschnelloderlangsam,kanndiesezurplötz-lichen Flucht veranlassen,wennderen Fluchtdistanzunterschrittenwird.Diemeistenmotorisiertenluftfahrzeugefliegenvergleichsweiseschnell, sodassdenTierenbeiniedrigenFlughöhenoftnurwenigZeit für die Abschätzung der Gefahrensituation bleibt. Eine möglichst große Flughöhe verringert die Gefahr von Überraschungen.
Das Motorengeräusch – akustische Wirkungc)
Das Geräusch der Motoren vonMotorflugzeugen, Reisemotorseg-lern,UltraleichtflugzeugenundHelikopternnehmenTiere(undMen-schen)meistwahr,bevordasluftfahrzeuggesehenwird.Vögelrea-gieren im Vergleich zum Menschen jedoch auf Geräusche und Lärm wenigerempfindlich.Geräuschespielen imVergleichmitvisuellenReizeneineuntergeordneteRolle.AucheineGewöhnunganlärmkann möglich sein [BRUDERER U. koMENDA-ZEHNDER 2005]. Trotz-dem lösen laute Luftfahrzeuge im Durchschnitt mehr und stärkere Reaktionenausalsoptischvergleichbareleiseluftfahrzeuge[kEMpFU.Hüppop2003].DasplötzlicheAuftretenvonlärmkannerheblicheSchreckreaktionen auslösen. Helikopter vor allem älterer BauartundmithohenTraglastenerzeugensogenannte„klopfgeräusche“,dieweithinhörbarsindundaufdieWildtierebesondersempfindlichreagieren. In ihren arktischen Brutgebieten werden Wildgänse zum BeispielBerichtenvonornithologenzufolgebereitsunruhig,langebevoreinHubschraubergesichtetwerdenkann.Daskönntedaranliegen,dassauchJägersichmitHubschraubernindieGebieteflie-gen lassen [MooiJ2008,mündlich].WenndieseGänsedannbeiunsüberwintern,reagierensieebenfallsentsprechendempfindlich.
Warum Helikopter besonders stör-intensiv auf Tiere wirken
Eine möglichst große Flughö-he verringert die Gefahr von Überraschungen.
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Gewöhnung d)
im platzrundenbereich und auf festen An- und Abflugrouten vonFlugplätzensindReaktionenvonWild-undHaustierengeringeralsinseltenbeflogenenGebieten.DielernfähigkeithilftunnötigenEn-ergieverbrauch zu vermeiden. Voraussetzung für Gewöhnung ist wiederholte positive Erfahrung. Mäusebussarde und Rehe beispiels-weise sind oft unmittelbar neben Autobahnen zu beobachten. Sie ha-bengelernt,dassdieobjekte,diedortunterwegssind,immerdortbleiben und von ihnen keine Gefahren ausgehen. Würde ein Fahr-zeug unvermittelt stehen bleiben und womöglich noch ein Mensch aussteigen,würdenbeideTieresofortfliehen.AufFlugplätzenlebenundbrütenmancheVogelarten (zumBeispiel Feldlerchen)erfolg-reichauchunmittelbarnebenderStart-undlandebahn.Regelmä-ßigerFlugbetriebunddasstrikteEinhaltenvonNutzungsvorgabenist die Voraussetzung für Gewöhnungseffekte. Überraschungsmo-mentedurchEinzelaktionen,dieausderRegel fallen,könnendielangsam erworbene Gewöhnung schnell zunichte machen.
Lern- und Gewöhnungsfähigkeit sind bei verschiedenen Tierarten unterschiedlich. So kommt beispielsweise das lern- und anpas-sungsfähigeRehwildmitvariablenUmweltbedingungengutzurecht.Daher ist Rehwild in ganz Deutschland in unterschiedlichsten Le-bensräumenauchinsiedlungsnahenBereichenanzutreffen.HäufigsindWildtierewieNieder-, Reh- undRotwild auf Flugplätzen und
Lern- und Gewöh-nungsfähigkeit
sind bei verschie-denen Tierarten unterschiedlich.
TrikesfielenindenAnfangsjahrenaufgrundderlärmbelästigungnegativAbb.13:auf;heuteentsprechensiedenmodernenlärmvorschriftenfürUltraleichtflugzeuge.
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auch aus der Luft gut zu beobachten. Die Tiere nutzen die Flugplätze mitunter auch während des Flugbetriebs.
Andere Tierarten wie zum Beispiel Birkhühner und Großtrappen ha-ben hohe Ansprüche an ihre Lebensräume und sind auf sie speziali-siert.SolcheTierartensindinderRegelweniganpassungsfähig.SiereagierenhäufigsehrempfindlichaufStörungenundzeigenkaumGewöhnungseffekte.
keineAngstvorstehendenpropellern-offenbareinguterBeobachtungs-Abb.14:platz für einen Turmfalken.
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Geländestruktur und Lebensraumqualität e)
Für die meisten Wildtiere sind Deckungsmöglichkeiten zum Schutz vor Fressfeinden wichtig. Strukturiertes Gelände mit Waldbestän-den,Hecken,Gebüschen,Gräben,MuldenoderVorsprüngenbie-tet Schutz und Sicherheit. Wildtiere auf deckungsfreien Flächen reagierenaufStörungenempfindlicher.Tiefflügeüberdeckungs-freie Flächen haben daher in der Regel ein hohes Störungspo-tenzial. Beispielsweise kommen die letzten Großtrappenbestände Deutschlands in naturnahen Niederungsgebieten vor. in diesenoffenen Landschaften mit weiten Sichtbedingungen ist die Stör-relevanz von Luftfahrzeugen wesentlich höher als zum Beispiel in Waldbeständen.
Gute lebensräume zeichnen sich durch in vielerlei Hinsicht gute(über-)lebensbedingungen aus. Dazu gehören in der Regel auchguterSchutzoderdieMöglichkeit,eineBedrohungschonvonWei-temzusehenundrechtzeitigreagieren,ausweichenoderflüchtenzu können. In einem guten Lebensraum sind die Effekte von Stö-rungeninderRegelbessertolerier-undausgleichbaralsimgleichenLebensraumtyp von geringerer Qualität. Da unsere heimischen Le-bensräumejedochmeistvonehergeringererQualitätsind,istdieStörungsempfindlichkeitvielerdortlebenderWildtiereerhöht.
Tages-undjahreszeitlicherEinflussf)
Die ruhigen Dämmerungszeiten am frühen Morgen und abends sind für viele Tierarten besonderswichtig, umNahrungaufzunehmen,Reviere abzugrenzen und partner zu finden (Aktivitätsrhythmus).DieseZeitenüberschneidensichinderRegelnichtmitderhaupt-sächlichfliegerischgenutztenTageszeit.BeiFlügeninderDämme-rung sollte durch möglichst große Flughöhe und seitlichen Abstand zuBerghängenRücksichtgenommenwerden.
Im Winter ist die Energiebilanz bei Wildtieren meist negativ. Die Futtersucheistaufwändig,undFluchtensindbesondersbeiSchneeenergiezehrend.Tiere,diewegenStörungennichtgenugZeitzumFressenfinden,habenschlechtereüberlebenschancen.
imFrühjahrwirdderNachwuchsaufgezogen.BeieinigenTierartengeht die Brut- und Aufzuchtzeit bis in den Frühsommer. Die Tiere reagierenindieserZeitsensibleraufReizevonaußen,imExtrem-fall verlassen sie ihre Jungtiere oder können ihre Fütterungsaktivi-täten nicht fortsetzen. Greifvögel können während der Brut- und Aufzuchtphase in derNähederHorste besonders empfindlich aufFlugobjekte reagieren.
Für Wildtiere sind Deckungsmög-
lichkeiten beson-ders wichtig.
In den Dämme-rungszeiten sind viele Tiere sehr
empfindlich.
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ZudenZugzeitenvonWasservogelarten,kranichen,Störchen und zahlreichen Singvogelarten imHerbst und Frühjahr kommt es zuMassenansammlungenanFutter-,Rast-undSchlafplätzen.
SosindinNord-undostdeutschlandGänseschlafplätzemitmehre-renHunderttausenddortanwesendenGänsenbekannt.Auchkra-nichschlafplätze können 70.000 Vögel beherbergen.
An diesen plätzen kann es bei Störungen zu einer Massenpanikkommen, die mit entsprechenden Energieverlusten für die Vögelverbunden ist. Dies ist auch hinsichtlich der Vogelschlaggefahr ein nichtzuunterschätzendesRisiko(siehe ABAs).
Flughöhen und Abständeg)
Unterschiedliche Tierarten reagieren unterschiedlich auf die Nähevon Luftfahrzeugen. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindesthöhe im überlandflug für alle motorisierten manntragenden luftfahr-zeuge von 2000FußGND/600MeterüberGrundwirdallgemeinalsausreichendangesehen,umerheblicheStörungenfürWildtiereamBodenauszuschließen.Hubschrauberpilotinnenund–pilotenmitAllgemeinerlaubnisdürfendievorgeschriebenenMindestflughöhenbeiBedarfunterschreiten.NiedrigereFlughöhenoderAbständezuBerghängen können jedoch erhebliche Störungen verursachen. Ins-besonderelangesVerweilenzumBeispieldurchkreiseningeringerHöheüberWildtierenistsehrstörintensivundsolltedahergenerellvermieden werden.
2000ft GND ver-einen Luftrecht und Naturschutz.
2000ftGNDvereinenluftrechtundNaturschutzAbb.15:
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Mit Motorhilfe ist das Einhalten der auch aus NaturschutzgründenidealenMindestflughöhebeiüberlandflügeninderRegelgutmöglich.Wetter- oder luftraumbedingt können tiefere Flughöhen erforderlich werden.Gebiete,indenengeringereFlughöhenals2000FußGNDausFlugsicherheits-undArtenschutzgründenvermiedenwerdensollten,sindindeniCAo-kartenalsABA(AircraftrelevantBirdArea=luft-fahrtrelevante Vogelvorkommen; www.aba.bfn.de) gekennzeichnet. Hiermüssenpilotinnenundpilotensaisonaloderganzjährigmiter-höhtem Vogelvorkommen und damit erhöhter Vogelschlaggefahr rechnen.Hinzukommt,dassdurchtiefeFlügeerheblicheStörungenvon geschützten und meist auch gefährdeten Arten verursacht wer-denkönnen.Diepilotinnenundpilotenwerdendeshalbgebeten,di-eseGebietefreiwillignichtunter2000FußGNDzuüberfliegenundAußenlandungen in ihnen zu vermeiden. Die ABAs stellen allerdings nur die bedeutendsten Gebiete mit luftfahrtrelevanten Vogelvorkom-mendar(zumBeispielmehrals10.000rastendeTiere).insofernsindnichtalleGebieteerfasstworden,indenenmöglicherweiseebenfallsmithohemundstörungsempfindlichemVogelaufkommengerechnetwerden muss. Die Lebensraumsteckbriefehelfeninteressiertenpilo-tinnenundpilotendabei,siezuerkennenundzuschützen.
BegegnungenvonMotorflugzeugen,Reisemotorseglern,Ultraleicht-flugzeugenundHelikopternmitfliegendenVögelnsindnichtselten.
Aircraft rele-vant Bird Area
iCAo-kartemitABA121NiedersächsischesWattenmeer.©DFS2008.Abb.16:DigitaleskartenmaterialmitfreundlicherGenehmigungderifos GmbH
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Begegnen sich die Flugwege, steigt die Gefahr einer kollision, jeschnellerdasluftfahrzeugfliegt.MehrereVogelartensindnachAus-wertungen der Aktion „Luftige Begegnungen“ bis Geschwindigkeiten vonetwa100km/hoffenbarsehrgutinderlage,aucheindirektaufsiezufliegendesFlugzeugzuerkennenundrechtzeitigauszuweichen.Bei höheren Geschwindigkeiten kann es zu kollisionen kommen. Schon ein relativ kleiner Vogel mit geringem Gewicht kann bei ent-sprechenderAufprallgeschwindigkeiteinBlech,einekunststoffhaubeodereineWindschutzscheibedurchschlagen.kollisionenmitgröße-ren und schwereren Vögeln wie etwa Mäusebussarden oder Gänsen könnenerheblicheSchädenverursachen,diesogareineManövrier-unfähigkeit des getroffenen Flugzeugs zur Folge haben können.
imFrühjahrundbesondersimHerbsttreffenpilotinnenundpilotenbeim Fliegen mitunter auf ziehende Vögel. Besonders kraniche und GänsebildengroßeundauffälligeFlugformationen,aberauchStör-che und Greifvögel wie Schwarzmilane und Rauhfußbussardefliegendann in kleineren oder auch größeren Gruppen in ihre Winter- und Sommerquartiere.krähenvögel,kiebitze und andere Wat- und Was-servögel sowie Stareformenmitunterregelrecht„schwarzeWolken“,wenn hunderte und mitunter auch tausende von ihnen zusammen fliegen.VonsolchenVogelansammlungensolltenpilotinnenundpi-loten großen Abstand halten.
Vogelschlag-gefahr!
Eine gefährliche Situation.Abb.17:Fo
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Eskannattraktivsein,eineFormationvonVögelneineZeitlangzube-gleiten,abereinzunahesHeranfliegenistgefährlichundbedeutetfürdieVögelvermutlichStress.ZiehendekettenundVogelschwärmekönnensicheinemnebenihnenfliegendenluftfahrzeugplötzlichundohneer-kennbaren Grund annähern. Eine Turbulenz vermindert unter Umständen schlagartigdieDistanzzumSchwarm.VögelkönnendieGefahr,dievoneinemluftfahrzeuginderluftundeinermöglichenBerührungausgeht,nichterkennen.SiesehendenpropelleroderdenRotormöglicherweisenicht und haben vor allem keine Erfahrung mit von Luftfahrzeugen aus-gehendenTurbulenzenodermithartenoberflächeninderluft.WermitseinemFlugzeugplötzlichzwischeneineVielzahlvonVögelngerät,diepanischreagieren,riskiertschwereSchäden.DieVögel,diewegeneinerzu großen Annäherung eines Luftfahrzeugs zu Ausweichmanövern oder zurAufgabederenergieoptimiertenFlugformationgezwungenwerden,habenschlechtereChancen,denlangenFlugindieWinterquartiereoderBrutgebiete unbeschadet zu überstehen. Den Anblick eines in der Ferne ziehenden Vogelschwarms zu genießen ist völlig unbedenklich. Auf ihn zuzufliegenoderihnzuverfolgen,istesnicht.
Vögelnähernsichhäufigsehrlangsamfliegendenunddabeivorallemkreisendenluftfahrzeugen.ZurBrutzeitundinderNähedesNesteskanndieseineReaktionzumBeispieleinesGreifvogelsaufdenEin-dringling sein,denesabzuwehrengilt.Drehtdiesernicht ab, kannes zuSchein- und selten auch zu tatsächlichenAngriffen kommen,
EineBeechcraftfliegtsehrnaheankranicheheran.EingefährlichesundAbb.18:störendes Unterfangen.
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auch wenn das Luftfahrzeug den Greifvogel um ein Vielfaches an Grö-ßeübertrifft.Steinadler indenAlpenverteidigen ihrenHorstbereichvehement.SchnellfliegendemotorisierteluftfahrzeugedurchfliegensolcheBereicheallenfallskurzzeitigundstellendaherkeineGefahrdar,die es abzuwehren gilt.
Vorallemkreisendeunddabeivergleichsweiselangsamfliegendeluft-fahrzeuge werden mitunter von Vögeln als Thermikanzeiger angese-henunddeshalbangeflogen.SolcheBegegnungensindausSichtdesArtenschutzes auch mit motorisierten Luftfahrzeugen zunächst unkri-tisch,weilsichderVogeldemluftfahrzeugannähertundnichtum-gekehrt. Zu starke Annäherungen eines Vogels an ein motorisiertes luftfahrzeug,dessenpropeller zumBeispielnichtdurcheinenkäfiggeschütztist,sindunbedingtzuvermeiden.
FlügevonUltraleichtflugzeugenmitzumBeispielZwerggänsen(www.zwerggans.de)undWaldrappen(www.waldrappteam.at) sind Bestand-teilumfassendvorbereiteterArtenschutzprojekte,indenenpilotenundVögel das gemeinsame Fliegen aufwändig erlernt und trainiert haben. Die spektakulärenBilder vomgemeinsamen Flug sind nurmöglich,weildieVögelmitdenluftfahrzeugenvertrautsindundgelernthaben,mit den aerodynamischen Bedingungen während solcher Flüge umzu-gehen. Solche Flüge sollten nicht nachgeahmt werden oder Anlass für Annäherungen mit Luftfahrzeugen an Wildvögel sein.
GemeinsameFlügemitVögelnsindnurinprofessionellvorbereitetenpro-Abb.19:jekten sicher.
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Summationswirkungen-EinflüsseandererNutzungenh)
AndereNutzerderNaturwieWanderer,kletterer,Skifahrersowiedieland-undForstwirtschafthabenebenfallsEinflussaufWildtiereundVegetation.Wildtiere,diebeispielsweisedurcheineaußerge-wöhnlicheFreizeitveranstaltung,BejagungoderForstarbeitenbeun-ruhigtsind,werdenauftieffliegendeMotorflugzeuge,Reisemotor-segler,UltraleichtflugzeugeundHelikopternochsensiblerreagieren.Hunde,dieausgeführtwerdenundvorallemwennsiefreilaufen,haben ein hohes Störpotenzial. In solchen Fällen kann die Störung durcheinentiefenüberflugzuvielseinundReaktionenhervorrufen,die der Flug alleine nicht erzeugen würde.
Abb.20: 21, 22, Nichtnurluftfahrzeugekönnenstören.23:
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Flugplanung3.1
Wersichgutvorbereitet,kanneinenFlugvielmehrgenießen,weildie Anforderungen rechtzeitig deutlich werden und somit Stress-situationen reduziert odervermiedenwerdenkönnen.Natur-undUmweltschutz ist Teil einer guten Flugplanung.
ist einüberlandfluggeplant (alsüberlandfluggilt jeder Flug,derüber die nähere Umgebung des Startplatzes hinausführt) und las-sendieWetter- und luftraumbedingungenes zu, sinddie vorge-schriebenen2000FußüberGrundausreichend,umStörungenamBodenzuvermeiden.Helikopterpilotinnenund–pilotenmitAllge-meinerlaubnis dürfen VFR-Flüge auch unterhalb der vorgeschrie-benenMindestflughöhedurchführen.DieseErlaubnisistjedochnurerteilt,wennderFlugauftrageinUnterschreitendergeltendenMi-nimazwingenderforderlichmacht.An-undAbflügezumundvomEinsatzgebietzähleninderRegelnichtdazu.1)Denpilotinnenundpilotenmit Allgemeinerlaubnis kommt bei solchen Einsätzen einebesondershoheVerantwortungzu,weilsolcheniedrigenFlügeeinsehr großes Störpotenzial aufweisen. pilotinnenundpiloten könnendenSchutz vonNaturundUmweltalsobereitsdadurchunterstützen,wennsiemindestens2000FußüberGrundfliegenunddamitimNormalfalldemgeltendenluftrechtfolgen. Während der Flugvorbereitung muss sorgfältig geklärt wer-den,obdie2000FußGNDeingehaltenwerdenkönnenodernicht.lufträumeundihreBeschränkungeninkombinationmitdenzuer-wartendenWetterbedingungenlassendasmöglicheHöhenprofildesgeplanten Fluges erkennen.
Um nicht bei absinkender Wolkenbasis immer tiefer über das Gelän-defliegenzumüssen,isteineguteFlugplanungnotwendig.Diesgiltinsbesondere für Flüge über hohe Mittelgebirge wie zum Beispiel die RhönoderdenSchwarzwaldundindenAlpen.
WenndiegeplanteRouteübereineaktiveABAführtunddasüber-fliegeninmindestens2000FußGNDausluftrechtlichenodersicher-heitsrelevanten Gründen nicht möglich sein wird, sollte das Um-fliegenderABAbereitsbeiderFlugplanungberücksichtigtwerden.
1)AusgenommensindAmbulanzflügemitpatientenanBord
Allgemein-erlaubnis
2000ft GND = alles OK
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Wird nach rein terrestrischer Navigation geflogen, ist das Setzeneines markanten Wegpunktes außerhalb einer ABA sinnvoll. Auch wenn der Flug dann etwas länger dauert, kann so einfacher undeventuellgenauernavigiertwerden.FürpilotenmitGpSundiCAoMovingMap ist das Umfliegen noch unkomplizierter. DiemeistenABAsDeutschlandssindrechtklein,undeinUmfliegennimmtnichtviel Zeit in Anspruch.WichtigeHinweise dazu sind auch im luft-fahrerhandbuch (Aip)veröffentlicht (siehe „Allgemeiner Teil“). Im Ausland(zumBeispielösterreich,italien,Frankreich)sindvieleNa-tionalparksmiteinervorgeschriebenenMindestüberflughöhebelegt(siehe Allgemeiner Teil, kap. 3.5.2, Naturschutz und luftfahrt imeuropäischenAusland).DieNichtbeachtungkannzurAnzeigefüh-ren.AuchaußerhalbvonABAsgibteslebensräumevonArten,diegegenüber luftfahrzeugen störungsempfindlich sind. Die Lebens-raumsteckbriefehelfenpilotinnenundpiloten,siezuerkennenundzu schützen. GenutzteAn-undAbflugkartenvonZielflugplätzenmüssenaktuellsein. Aus ihnen gehen gegebenenfalls vereinbarte örtliche Lärm- und/oderNaturschutzmaßnahmenhervor,dieunbedingtzubeach-ten sind.DieMissachtung der veröffentlichtenHinweise undVer-fahren könnte dem jeweiligen Flugplatz Ärger und Schaden zufügen und damit letztlich der Allgemeinen Luftfahrt schaden.
GuteFlugvorbereitunghilftauchkonfliktezuvermeiden.Abb.24:
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S onnenuntergang an einem kla-
ren Septemberabend in der
Nuthe-Nieplitz-Niederung südlich
von Berlin. Verbände von Wildgän-
senundkranichengleitenüberden
hölzernen Beobachtungsturm im
Zauchwitzer Busch und setzen zur
Landung in den nahe liegenden Flach-
wassern zur gemeinsamen Nacht-
ruhe an. Richtung Südosten zieren
kormorane und Silberreiher, die in
Gebüschen am Ufer ihren Schlaf-
platzeinnehmen,dasfriedlicheBild.
HinterderSzeneblinkenmanchmal
grüne oder rote leuchtpunkte, die
sich hintereinander in karreeartigen
BahnenüberdemHorizontbewegen,
dann an Höhe verlieren und hinter
Bäumen verschwinden. Bei genauem
HinhörenistzwischendenRufender
Wasservögel aus dieser Richtung
das leise Surren kleinerer Flugzeuge
zu hören. Weiter oben ist ein Linien-
flugzeugimAnflugaufBerlin,durch
dessen Fensterreihen das heimelig
wirkende gelbliche Licht der Innen-
beleuchtung nach außen dringt. Im
azurblauenHimmel darüber schim-
mernkondensstreifeninGrautönen,
die Luftfahrtstraßen nachzeichnen
undinRichtungSonnenuntergangin
pastellfarbenübergehen.
Solche oder ähnliche Stimmungen
kann man in der Nuthe-Nieplitz-
Niederungeinfangen,inmitteneines
europäischen Vogelschutzgebietes,
indem imHerbstmehrals60.000
kooperationstattkonfrontation[Frankplücken,ArtenschützerundMotorseglerpilot]
Zugvögel.Abb.25:
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Zugvögel auf ihren Langstrecken-
wanderungen zwischen den Brut-
und Überwinterungsgebieten rasten.
DasGanzebefindetsichkeinenau-
tische Meile entfernt von der Schwel-
le der Landebahn 07 des Flugplatzes
Schönhagen, einer der meistfre-
quentierten Verkehrslandeplätze
Deutschlands. Er liegt eingebettet
ineinenNaturpark,keinezehnMei-
len entfernt von der Stadtgrenze der
Metropole Berlin mit ihren dreiein-
halb Millionen Einwohnern und inter-
nationalenVerkehrsflughäfen.
DassdasNebeneinandervongefie-
dertenFliegernundNaturliebhabern
auf der einen Seite und „tollkühnen“
Männern und Frauen in ihren flie-
gendenkistenaufderanderenSeite
im Umfeld des Flugplatzes Schönha-
gen nicht immer ganz so romantisch
ablief, wie die oben eingefangene
Stimmungbeschreibensoll,belegen
Schilderungenvonornithologenund
Anwohnern. So häuften sich noch
vor einigen Jahren Beschwerden
überTiefflügevonMotorflugzeugen
über dem Schutzgebiet oder über
Wohnanlagen umliegender Gemein-
den.AuchlandungenundTiefflüge
vonHubschraubernimSchutzgebiet
wurden beim Landesumweltamt und
bei der Geschäftsführung des Flug-
platzes Schönhagen - teils mit Fotos
dokumentiert- zur Anzeige gebracht.
Dies war der Anlass, hier tätig zu
werden und auf die Erfahrungen
langjähriger guter kooperationen
zwischenluftfahrtundNaturschutz
in Brandenburg zurückzugreifen.
Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern
des Luftsportlandesverbandes Bran-
denburg, des Flugplatzes Schön-
hagen, der umliegenden Gemein-
den und des Landesumweltamtes
Brandenburg (lUA) entwickelte
eine kooperationsvereinbarung.
kernziel hierbei war die Vermin-
derung von durch Luftfahrzeuge
verursachten„Störfällen. Mittel zum
Zweck: die Bereitstellung präziser
Informationen über störsensible Be-
reichefürpilotensowiegemeinsame
Schulungs- und öffentlichkeitsar-
beit. Besondere Herausforderung
des projektes: die Vereinbarkeit
eines prosperierenden Verkehrslan-
deplatzes mit den überregionalen
Schutz- und Erholungszielen des
Naturparks unter Beweis zu stellen
und im gegenseitigen Interesse für
einander zu werben.
Ein Störfallmeldebogen wurde erar-
beitet, der in den Gemeinden und
imNaturparkverteiltwurdeundvon
Beobachtern entsprechender Vorfäl-
le an den Flugplatz oder das Lan-
desumweltamt abgegeben werden
konnte. Das Verfahren ermöglichte
der Arbeitsgruppe eine objektive Be-
wertung von beobachteten Tiefflie-
gern.pilotenundFlugschulenkonn-
ten gezielt angesprochen werden.
Unsachgemäße Meldungen konnten
herausgefiltertwerden.
Es folgten Schulungsmaßnahmen im
RahmenvonFluglehrerfortbildungen
zudenNaturschutzanliegenfürdas
Umfelddesplatzes.imRahmender
Flugvorbereitung und durch die Flug-
leitung werden heute den piloten
HinweisezurVermeidungvonüber-
flügen der sensiblen Bereiche zur
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Anreise zum Fluggelände3.2
Die meisten Flugplätze der Allgemeinen Luftfahrt sind leider nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Wo öffentliche Verkehrsmit-telgenutztwerdenkönnen,istihnenimmerderVorzugzugeben.Auch mit dem Fahrrad sind manche Flugplätze übrigens sehr gut zu erreichen.WennesnichtohneAutogeht,sindFahrgemeinschafteneine umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr.
Am Flugplatz3.3
Natur-undUmweltschutzaufdemFlugplatzfangenlangevordemAbheben an. Auf dem Flugplatz sollten Fahrzeuge nur auf dafür fest-gelegtenWegenundplätzenabgestelltundbewegtwerden.JedesBefahrenabseitsführtzurBodenverdichtung,damitoftzumangeln-demWasserabflussoderzumschlechterenVersickernnachRegen-fällen und beeinträchtigt das Bodenleben. In den nicht befahrenen Bereichenentwickeltsichofteineandere,meistenshochwertigereVegetation mit den entsprechenden Tierartengemeinschaften.
Verfügung gestellt. Die platzrunde
an- und abfliegender luftfahrzeuge
istsogestaltet,dassüberflügevon
sensiblenortslagengemiedenwer-
den. Weitere Vermeidungsmaß-
nahmen betreffen die Beschränkung
von Starts auf der Querbahn Rich-
tung 300 Grad, um überflüge der
ortesSchönhagenunddesBlanken-
sees zu vermeiden. Die sensiblen
Vogelvorkommen wurden seitens
des LUA an die Bund-Länder-Ar-
beitsgruppeluftfahrt&Naturschutz
zur Darstellung als Aircraft relevant
Bird Area (ABA) in den luftfahrer-
karten der Deutschen Flugsicherung
gemeldet. Ziel hierbei ist es, auch
platzfremdepilotenimRahmenihrer
Flugvorbereitungbei Anflügenüber
die hiesige Situation informieren zu
können.
Im Ergebnis sind oben beschriebene
Vorfälle seit Einsetzen der AG deut-
lich zurückgegangen.
DieAkzeptanzfürNaturschutzmaß-
nahmen am Flugplatz konnte auch
dankdersehrgutenkooperationmit
der Geschäftsführung wirksam er-
höht werden. Die Anerkennung der
umfangreichen Vermeidungsmaß-
nahmen in den umliegenden Ge-
meindenund imNaturparkbeginnt
merklich zu greifen.
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Aushänge am Flugplatz geben über die örtlichen Gegebenheiten Auskunft und informieren gegebenenfalls über besonders sensible Gebiete in der direkten Umgebung. Wenn solche Informationen nichtvorhandensind, istessinnvoll,denFlugleiterund lokalepi-loten anzusprechen.
AufvielenFlugplätzen leistendieplatzhalterundFlugsportvereinewertvolle pflege- und Entwicklungsarbeiten im Sinne des Natur-schutzes. So bleiben beispielsweise durch regelmäßige Mäh- und Schnittarbeiten Mager- und Halbtrockenrasenerhalten.Beimplatz-halter sind informationen über pflegeeinsätze und Möglichkeiten,diesezuunterstützen,zuerhalten.
Aushänge am Flugplatz beachten
Vorbildlichepiloteninformationen.Abb.26:
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Der Außencheck / Tankena)
Amluftfahrzeugangekommen,sollesoftschnellgehen.DerAu-ßencheck darf jedoch nicht zu kurz kommen.2) Grundsätzlich sind für die Vorflugkontrolle und das Betanken versiegelte Flächen zubevorzugen. Versehentlich vergossener Treibstoff oder öl könnensoschwererindenBodeneindringen,geringeMengenverdunstenimlaufederZeit.Sobaldesjedochregnet,spültdasRegenwasserdieseSchadstoffeschnell indenangrenzendenBoden,wosiedieVegetation,dieBodenlebewesenunddasGrundwasserschädigen.Deshalb haben befestigte Tankstellen immer eine versiegelte Fläche undeinenölabscheiderinihrerAbwasserdrainage.
Ist der beim Drainen anfallende Treibstoff nicht verunreinigt, kanner zurück in den Tank gegeben werden. Für verunreinigten Treibstoff sollte ein geeigneter Sammelbehälter bereit gehalten werden. Die Ent-sorgung „im weiten Bogen mit dem Wind“ ist gesetzlich verboten.
Flugkraftstoff wird meistens in Erdtanks gelagert. Er kommt damit beimBetankenmitrelativniedrigenTemperaturenandieoberflä-che,imSommeretwamit15°C.StehtdasluftfahrzeuglängerinderSonne,erwärmtsichderkraftstoffunddehntsichaus.Wurdedas luftfahrzeug randvoll betankt, drückt es denkraftstoffmeist
2) DieseskapitelisteineZusammenfassungundErgänzungderBroschüre„Flieger-know-how“,
Folge 8 [lUFTFAHRT-BUNDESAMT1991].
Drainen
Umweltschonender Umgang mit Betriebsstoffen. Abb.27:
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über die Tankentlüftung nach außen. Der auslaufende kraftstoffkann nun ungehindert in das Erdreich und das Grundwasser ge-langen. An warmen Tagen sollten Luftfahrzeuge also nicht randvoll getankt und dann abgestellt werden.
Die ölstandskontrolle erfolgt manchmal ohne geeignete Hilfsmit-tel.DerpeilstabwirdeinfachmitdenFingernabgestreift,undbeimNachfüllen fehlteinTrichter.DieseNachlässigkeit istnichtnur fürdenpilotenunbequem, sondern schadet der Floraund Faunaaufund im Boden und dem Grundwasser.
Unterluftfahrzeuge,MaschinenundGerätemitunvermeidbarenölaustrittensolltenimmergeeigneteWannengestelltwerden,umdasölaufzufangen.AuchBetonistkeineswegsdicht,dasDurchsi-ckern dauert nur länger. So kann im Laufe vieler Jahre unter der-
Ölstandskontrolle
leckagengefährdendenBoden,seinelebewesenunddasWasser.Abb.28:
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art genutzten Flächen eine erhebliche Verunreinigung des Bodens entstehen,diespätermithohemkostenaufwandsaniertwerdenmuss.FürdenFalleinessehrstarkenSchmier-undkraftstoffmit-telaustritts sollte immer geeignetes Bindemittel in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Das Sport-Audit Luftsport-Verfahren gibtinteressiertenpilotinnenundpiloten,Vereinenundplatzhal-tern auch hierzu umfassende Informationen und Unterstützung.
Start und Flug 3.4
Bahn freia)
„Safetyfirst“giltbeimFliegengrundsätzlich,inNotsituationenauchaufkostenvonNaturundUmwelt.AuchbeimStartdrehtsichal-lesdarum,dasluftfahrzeugsicherindieluftzubekommen.Dazugehörtauch,möglicheHindernisserechtzeitigzuerkennenundent-sprechend zu reagieren. Sitzen zum Beispiel ein Mäusebussard oder eine Gruppe von Blässgänsen auf der Bahn,wäre es töricht,miteinemluftfahrzeugzustarten,daseinehöhereStartgeschwindig-keitbenötigtunddaraufzuvertrauen,dassdieVögelschonrecht-zeitigwegfliegenoderausweichenwerden.GeradesitzendegrößereundvergleichsweiseschwereVögelbenötigenmitunterrechtlange,um zunächst in die Luft und dann mit Schwung aus dem Gefahren-bereichwegzukommen.kannmitdemStartnichtabgewartetwer-den,bisdieVögeldieBahnundihrUmfeldverlassenhaben,solltensie vertrieben werden.
istdieBahnfreiundderStarterfolgt,solltenfestgelegteAbflugver-fahren und -routen genau eingehalten und danach zügig die geplante Flughöheerreichtwerden.Wiezuvorbeschriebensindkontinuitätund Verlässlichkeit die beste Voraussetzung für Gewöhnungseffekte. Wild-undHaustierehabensichschnellansolchestandardisiertenAbflugverfahren von Flugzeugengewöhnt.Weitaus schneller aberistdiemühsamerworbeneGewöhnungverloren,wennAusnahmenvonderRegelAnlass fürFurchtundFlucht sind.VieleAbflugver-fahren sind so gelegt, umStörungen fürMenschen und Tiere zuvermeiden.
Das Leanenb)
BeiTriebwerken,dieübereinemanuelleGemischverstellungverfü-gen,spieltderenrichtigeHandhabungeinewesentlicheRollefürdieAbgasemissionen. Die Angaben zum „Leanen“ in den Flughandbü-
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chern des jeweiligen Luftfahrzeugtyps sind daher zu beachten. Die richtigeGemischeinstellungschontdasTriebwerk,weildieVerbren-nungoptimalist.GleichzeitigwirdwenigerTreibstoffverbraucht,waswiederumdenGeldbeutelunddieUmweltschont.DochVorsicht:EssindschonMotorenkaputtgeleantworden.Herstellerangabensindzubeachten,undeswirdempfohlen,dasEinstellungsprozederemiteinem Fluglehrer zu üben.
AktiveABAsunterhalb2000FußGNDmeiden!c)
Die gründliche Flugvorbereitung hat die ABAs bereits berücksichtigt. MussdiegeplanteFlugroutegeändertwerden,istauchaufalterna-tivenFlugwegennachMöglichkeitRücksichtaufABAszunehmen.
WirdeinFlugplatz inderNäheeineraktivenABAangeflogenundmussdiesedazuüberflogenwerden,dannsolltederüberflugnachMöglichkeitüber2000FußGNDimAnflugeingeplantwerden.
liegteinFlugplatzineineraktivenABA,solltesolangewiemöglichhochgeflogenwerdenbeziehungsweisesospätwiemöglichdieplatzrun-
Sinnvolles Leanen schont Umwelt und Geldbeutel.Abb.29:
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denhöhe eingenommen werden. Aus Sicherheitsgründen muss aber vermiedenwerden, in die platzrunde hineinzusinken, das heißt, dieABAsolltesoumflogenwerden,dassdieplatzrundenhöhevorEinflugindieplatzrundeerreichtwird.BesondereBeachtungmusshierdengegebenenfalls vorgegebenen örtlichen Verfahren geschenkt werden.
AktiveABAsunterhalb2000FußGNDmeiden!Abb.30:
TieffliegendeHelikopterhabeneingroßesStörpotenzial.Abb.31:
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WennderFlugtatsächlichinausreichenderHöheübereineaktiveABAführt,lohntsichderBlicknachunten,weilvielleichtdiegefie-dertenkollegenamBodenoderalsSchwarminderluftzusehensind.MancheSchwärmesindwirklichgroß,undpilotinnenundpi-lotenwerdenfrohsein,dasssiediesenichtaufscheuchenodersichplötzlichinihrerunmittelbarenNähewiederfinden.
Bei Flugübungen und -manövern sollte mit Abstand zu besiedel-tenGebietenundsohochwiemöglichgeflogenwerden.ZuaktivenABAssolltenimmermöglichstgroßeAbständeeingehaltenwerden,denn die vergleichsweise ungewöhnlichen Flugmanöver ziehen die Aufmerksamkeit von Wildtieren auf sich. Außenlandeübungen in einem aktiven ABA sind tabu.
MitUmsichtfliegend)
FernabvonFlugplätzen,zumBeispielaufStreckenflügen,wirkenluft-fahrzeugestörenderaufWildtierealsinregelmäßigbeflogenenGe-bieten.TiefeüberflügeüberdeckungsarmeFlächensolltenbesondersbei Frost und Schnee sowie im Frühjahr und Frühsommer vermieden werden. Die Lebensraumsteckbriefegebeninformationen,wieemp-findlichelebensraumtypenauchaußerhalbderABAserkanntundge-schütztwerdenkönnen.BeiAuslandsflügenmüssendierechtlichenVorschriftenüberMindestflughöhenzumBeispielüberNationalparks
kranicheandenlinumerTeichen(ABA)inBrandenburg.Abb.32:
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und Schutzgebieten beachtet werden. Wer im Frühjahr mit einem sehrlangsamfliegendenluftfahrzeugunterwegsist,ingeringemAb-stand zum Boden oder Berghängen kreist und dann von einem Vogel regelrechtangeflogenwird,sollteabdrehen.pilotinnenundpiloten,diebemerken,dasssieaufeinenVogeloderVogelschwarmzufliegen,sollten versuchen, seitlich oder,wennMotorleistung zurVerfügungsteht, nach oben auszuweichen. Vögel, die versuchen, einem sichsehrschnellnäherndenluftfahrzeugauszuweichen,versuchen–Be-richtenzufolge–,meistseitlichabzudrehenoderdenFlugzustop-pen und dann nach unten abzutauchen. Vogelschwärme und –ketten solltennichtdirektangeflogenoderverfolgtwerden.
Landung3.5
Ein gelungener Flug endet mit einer gelungenen Landeeinteilung und dergutenlandung.FürdenlandeanflugsindderWindunddiege-gebenenfalls vorgeschriebenen Landeverfahren die entscheidenden kriterien.Vorgegebene landeverfahren sind auch ausNatur- undUmweltschutzgründen unbedingt zu beachten. So kann jeder einzel-nepilotdazubeitragen,dasszukunftsweisendekooperationenwiebeispielsweise am Flugplatz Schönhagen (siehe Allgemeiner Teil)nachhaltigen Erfolg bringen.
Vögel versuchen meist seitlich oder nach unten auszuweichen.
Starenschwarm – alles andere als ungefährlich. Abb.33:Fo
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Motorisiertes Fliegen bietet vielerlei Erlebnisse und immer auch ein besonderesNaturerlebnis.EinenFlugnachderlandungauchda-hingehendRevuepassierenzulassenmachtdasErlebteumsoein-drücklicher.
EineRobinkurzvordemAufsetzen.Abb.34:
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ÜbungsfragenVon der Flugplanung
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4 Übungsfragen
Wo und wann sollten Sie sich bei einem Streckenflug 1. über die Aktivitätszeiten von ABAs informieren?
während des Fluges beim zuständigen FIS a)vordemFlugbeiderunterenNaturschutzbehördebezie- b)hungsweise Vogelwartebei der Flugplanung. Alle notwendigen Daten stehen auf c)deriCAo-karte.vordemFlugimAip d)
Nach dem Prüfen des abgelassenen Kraftstoffs wäh-2. rend des Außenchecks wird das Sichtglas in weitem Bogen ausgeschüttet. Welche Konsequenzen hat das?
kleinstlebewesen, Vegetation und Grundwasser werden a)geschädigt. Eshandeltsichumeineordnungswidrigkeit,diegegebe- b)nenfalls mit Bußgeld geahndet werden kann.DerTreibstoffverdunstet,bevorerdenBodenerreicht. c)a) + b) sind korrekt. d)
Ihre geplante Flugroute wird Sie über eine ABA füh-3. ren, welche sich unter dem blau umrandeten Airspace E befindet. An dieser Stelle beträgt die Geländehöhe etwa 500 Fuß und die Flugsicht sechs Kilometer. Wel-che der folgenden Maßnahmen sollten Sie ergreifen:
keine,meinFlugkannwiegeplantin2000FußGNDdurch- a)geführt werden.keine,meinFlugkannwiegeplantin2000FußMSldurch- b)geführt werden.ichsollteinmaximal2200FußMSldieABAumfliegen. c)Ich kann einfach auf 3000 Fuß MSL steigen und weiter- d)fliegen.
Ihre geplante Flugroute wird Sie über eine ABA (ELEV 4. 300 ft) führen, welche sich unter dem rosa umrande-ten Airspace E befindet. Die Wolkenuntergrenze liegt bei 3500 Fuß, die Sicht neun Kilometer. Welche der folgenden Maßnahmen sollten Sie ergreifen:
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Übungsfragen QuellenverzeichnisVon der Flugplanung
bis zur Landung4
keine,meinFlugkannwiegeplantin2000FußGNDdurch- a)geführt werdenkeine,meinFlugkannwiegeplantin2000FußMSldurch- b)geführt werdenichsolltedieABAinmaximal1300Fußumfliegen c)ichkanneinfachauf3000fußMSlsteigenundweiterfliegen d)
Auf Ihrem Flug kommt alles anders als geplant. Die Wol-5. kendecke sinkt entgegen der Voraussage auf 1000 Fuß ab, die Sicht beträgt etwa vier Kilometer. Der Gegen-wind ist deutlich stärker als erwartet und zehrt damit an Ihrer berechneten Treibstoffreserve. Einem der Pas-sagiere wird langsam schlecht. Ihr Stresslevel steigt. In drei Minuten werden Sie auf diesem Flugweg eine ABA durchqueren. Wie reagieren Sie angemessen?
ichumfliegedieABAnachgroberSchätzung,auchwenn a)dadurchetwafünfMinutenlängergeflogenwerdenmuss.Ich lasse mir beim zuständigen FIS eine Freigabe für den b)DurchflugderABAerteilen.ich berechne die zwei zusätzlichen Streckenabschnitte, c)umdieABAmöglichstpräzisezuumfliegen.ichsetzemeinenFlugaufderkürzestmöglichenRoute d)fort und ignoriere die ABA und/oder suche den nächsten landbaren Flugplatz.
Sie haben Ihre Reiseflughöhe von 4500 Fuß MSL erreicht. 6. Ihre Maschine verfügt über eine manuelle Gemischrege-lung. Muss diese verändert werden? Wenn ja, wie?
ja,gemäßdenHerstellerangaben a)ja,solangeverarmen,bisderMotoretwasrauerläuft, b)nein,erstab6000FußMSldarfgeleantwerden c)nein,nurwennunter65prozentleistunggeflogenwird d)
Die fachgerechte Verarmung (Leanen) des Benzin-Luft-7. Gemisches dient:
der Verringerung der Treibstoffkosten a)dersauberenVerbrennungdeskraftstoffs b)der Verringerung der Abgasemissionen c)a) bis c) sind korrekt. d)
DielösungenzudenübungsfragenfindenSieaufS. 46.
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QuellenverzeichnisÜbungsfragen Checkliste 5
5 Quellenverzeichnis
BADEN-WüRTTEMBERGiSCHERlUFTFAHRTVERBANDE.V.UNDDEUTSCHER
AERoClUBE.V.(1998): Baldenau – Ein botanischer Spaziergang über dasRastatterSegelfluggelände.Stuttgart/Heusenstamm;95S.
BRUDERER,B.UNDkoMENDA-ZEHNDER,S.(2005):EinflussdesFlug-verkehrs auf die Avifauna - Schlussbericht mit Empfehlungen. SchriftenreiheUmweltNr.376.Bundesamt fürUmwelt,WaldundLandschaft Bern; 100 S.
GERDES,J.(2003):lEBENSRAUMFlUGplATZ:DasBeispielBamberg.in:DeutscherAeroClub,BundesamtfürNaturschutz:luftsportundNatur-schutz–Gemeinsamabheben,Braunschweig,2003;S.71-74;DAeC
kEMpF,N.UNDHüppop,o.(2003):Wie wirken Flugzeuge auf Vögel? –EineZusammenfassung.in:DeutscherAeroClub,BundesamtfürNaturschutz: luftsport und Naturschutz – Gemeinsam abheben,Braunschweig,2003;S.47-56;DAeC
lUFTFAHRT-BUNDESAMT (1991): Flieger-know-how, Folge 8. Braun-schweig; vergriffen
pRöBSTl,U.,pRUTSCH,A.,EllMAUERT.,SUSkE,W.UNDBRUlS,E.(2009):
Natura2000,SportundTourismus.EinleitfadenzurAnwendungderFauna-Flora-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Bun-desamtfürNaturschutz,UniversitätfürBodenkulturWien,Umwelt-bundesamtWien, Stichting Recreatie und Deutscher olympischerSportbund(Hrsg.),Bonn78S.,BfN
RANFTl, H. (2003): Grenzertragsflächen als wertvolle Biotope undStandortedesluftsports.in:DeutscherAeroClub,BundesamtfürNaturschutz: luftsport und Naturschutz – Gemeinsam abheben,Braunschweig,2003;S.57-62,DAeC
ZEiTlER,A.UNDGEoRGii,B.(1995): Ikarus und die Wildtiere. Grund-lagenstudiezumThemaHängegleiten,GleitsegelnundWildtiere.imAuftragdesDeutschenHängegleiterverbandes;101S.;DHV
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ChecklisteQuellenverzeichnis6
6 Anhang: Zusammenfassende Checkliste
VERHAlTENSkoDExDERMoToRFliEGERFüRUMWElT-UNDNATURBEWUSSTENMoToRFlUGSpoRT(DAEC1997)
Dieser Verhaltenskodex liegt mit identischem Wortlaut auch für den Ultraleichtflugsportvor.Selbstverständlichsinddamitpilotinnenundpiloten der verschiedenen motorisierten luftfahrzeuge und luft-sportgeräte angesprochen, also auch die von Helikoptern, Reise-motorseglern und luftsportgerätenwieDreiachsern, Trikes, Trag-schraubern und Motorschirmen.
WirMotorfliegersindunsbewusst,dasseineintakteNaturundUm-weltmitVoraussetzungdafürist,unserenSportmöglichststörungs-und stressfrei in einer gesunden Atmosphäre ausüben zu können. Wirmüssenunsdeshalb imklarensein,dassauchwirpersönlichunsereUmwelt,Menschen,pflanzenundTiere,bei derAusübungunseresSportsbeeinflussenundunserenatürlichenlebensgrundla-gen-Boden,luftundWasser-belastenkönnen,weilwir
Fläche beanspruchen:• beim Betreten, beim Rollen, Starten,landenundAbstellenderFlugzeuge,fürHallen,Garagenundson-stige infrastrukturelle Einrichtungen wie zum Beispiel für Anlagen derFlugsicherheit,derVer-undEntsorgung,fürdasparkeneinesFahrzeugs und für An- und Abfahrten;
Energie und Rohstoffe benötigen:• zum Betrieb unserer Flug-zeugeundfürAn-undAbfahrtmitdemkraftfahrzeugoderzumBetrieb unserer Anlagen;
Abfall, Lärm, Abgase und Schadstoffe erzeugen:• bei der War-tungderFlugzeuge,beimRollen,beiStart,FlugundlandungoderbeiAn-undAbfahrtmitdempkW;
nachhaltig stören können:• insbesondere beim zu tiefen Über-fliegenvonstörempfindlichenGebieten(zumBeispielGebietederstillen Erholung und vor allem ornithologische Schutzgebiete).
Der natur- und umweltbewusste Motorflieger• stellt sich der ihm obliegenden Verantwortung; fördert durch sein Verhalten den Anspruchdesluftsports,einemöglichstnatur-undumweltverträg-liche Erholungsart zu sein; beachtet den Verhaltenskodex der Luft-sportlerimDAeCsowiedenVerhaltenskodexderMotorflieger.
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ÜbungsfragenNatur-undUmwelt-
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Die Verantwortung für natur- und umweltbewusstes Mo-•torfliegen liegt in erster Linie bei uns Piloten! Wir müssen Maßnahmenergreifen,unsnatur-undumweltbewusstverhalten,müssennatur-undumweltbewusstfliegen!
Dasheißt:BeginnendbeiderFlugvorbereitungüberdieFlugdurch-führungbiszumAbstellendesFlugzeugsinderHallemüssenwirun-serHandelnnachnatur-undumweltschonendenAspektenrichten.
Der natur- und umweltbewusste Motorflieger
gibtbeiderNeuanschaffungvonMotorflugzeugendem leiseren,•sparsamerenundschadstoffärmerenluftfahrzeugdenVorzug,
nutzt die vorhandenen, wirtschaftlich vertretbaren technischen•Möglichkeiten zur lärmminderung (Mehrblattluftschrauben,Aus-puffdämpfung), unterschreitet freiwillig die gesetzlichen Schall-grenzwerte;
vermeidet lärmbelästigungen, hält die behördlich vorgeschrie-•benen und vereinsintern festgelegten Betriebspausen strikt ein,überfliegtnachMöglichkeitnichtdichtereBesiedlungen;
fliegtökologisch/ökonomischsparsam, indemermiteinemsau-•beren, richtig beladenen, nicht überfüllten Flugzeug startet undmöglichstgeleant(Treibstoffsparende,EmissionenverminderndeEinstellungdesBenzin-luft-Gemisches)fliegt,rechtzeitigmitre-duzierterleistungzurlandungansetzt,dieplatzrundenkenntundeinhält;
informiert sich und berücksichtigt bereits bei der Flugplanung •störempfindlicheSchutzgebiete(vorallemornithologischbedeut-same Gebiete) und Gebiete der stillen Erholung und meidet be-ziehungsweiseüberfliegtdiesenurineinerMindesthöhevon2000FußGND;ergibtseineinformationenananderepilotenweiter;
nimmtRücksichtaufWildtiere,insbesondereimFrühjahrundFrüh-•sommer,wenndieseihrenNachwuchsführen,undzurZugzeit;
nimmtRücksichtaufschutzbedürftigepflanzenstandorteauchau-•ßerhalbderBetriebsflächen;
gehtsorgsammitkraft-undSchmierstoffenum(Betankungund•Entsorgung);
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ChecklisteQuellenverzeichnis6
hältWerkstätten,Vereinseinrichtungen,park-undCampingplätze•sauberundinordnung;
bildet für die An- und Abfahrt zum Fluggelände nach Möglichkeit •Fahrgemeinschaften, nutzt gegebenenfalls öffentliche Verkehrs-mittel;
hinterlässt keine Abfälle.•
Lösungen zu den Übungsfragen (S. 34): 1c),2d),3c),4a),5d),6a),7d)