Fusion Goms: Fünf Gemeinden finden mit klaren Abstimmungsmehrheiten zusammen, SEREC hat das Dossier...

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ABSTIMMUNGEN Walliser BoteMontag, 15. Juni 2015 5

Fusion Goms | Fünf Gemeinden finden mit klaren Abstimmungsmehrheiten zusammen

Reif für eine gemeinsame ZukunftGOMS | Das Mittelgomserhält auf den 1. Januar2017 eine neue Gemeindemit dem Namen «Goms».Sie vereint Niederwald,Blitzingen, Grafschaft,Reckingen-Gluringen undMünster-Geschinen.

Den entscheidenden Schritt zudiesem Weg in die gemeinsameZukunft machte gestern dasStimmvolk der fünf betroffe-nen Gemeinden mit einer über-raschend klaren Zustimmung.Blitzingen, Grafschaft und Re-ckingen-Gluringen stimmtendem Fusionsprojekt mit einerDreiviertelmehrheit zu, Nieder-wald gar mit sagenhaften 93,55Prozent. Einzig in Münster-Ge-schinen wurde es mit 57,48 Pro-zent vergleichsweise «knapp» –aber immer noch unmissver-ständlich klar.

Pendenzen abbauen undEntscheide ermöglichen«Das gibt uns den Auftrag, diegemeinsame Zukunft unver-züglich anzugehen», decktensich die Aussagen der fünf be-teiligten Gemeindepräsidentenbei der Bekanntgabe der Resul-tate gestern Mittag im Gemein-dehaus von Biel. Die Zeit bis zurInstallierung der neuen Ge-meinde – sie wird mit rund1300 Einwohnern die grössteim Goms – soll genutzt werden.Denn die noch ausstehende Zu-stimmung durch Staatsrat undGrossrat wird zur reinen Form-sache. «Wir wollen dem Ge-meinderat der künftigen Ge-meinde Goms eine möglichstkleine Pendenzenliste überge-ben», sagte etwa Beat Mutter,Präsident der Grafschaft. Derkünftige Gemeinderat wirdfünfköpfig sein. Und er sollSchlüsselfragen wie Dienstleis-tungsstandorte im Sinne des Fu-sionsprozesses auch selber ent-scheiden können. Entschiedenist bereits, dass als Wappen je-nes von Münster übernommenwird – rot/weiss in umgekehr-ter Farbenfolge zum Bezirks-wappen. Und auch die Fusions-prämie ist klar. Der Kanton ali-mentiert den Zusammen-schluss der fünf Gemeindenmit 3,78 Millionen Franken.

«Alle werden gewinnen»«Alle werden durch die Fusiongewinnen», wiederholte ErwinRitz seine Haltung der letztenWochen auch gestern wieder.Der Präsident von Blitzingenhatte es mit dieser Botschaft imeigenen Dorf nicht ganz ein-

fach. Der Steuerkoeffizient fürdie Blitzinger steigt durch dieFusion von 1.0 auf 1.1 Punkte.«Aber ich bin erleichtert, dassdie Bevölkerung im Interesseder Region ihre engsten Vorteilehintenanstellte», sagte Ritz.

«Freude und Stolz»«Mit Freude und Stolz» nahmReinhard Ritz das Fusionsresul-tat zur Kenntnis, insbesonderein seiner Gemeinde. Nieder-wald stimmte dem Ergebnis mit29:2 Stimmen zu. «Nur durchdie Fusion bringen wir die Regi-on vorwärts», ist sein Credo.«Den kleinen Politstrukturenwird durch dieses Ergebnis eineklare Absage erteilt», hielt BeatMutter fest. Er sei immer über-zeugt gewesen von den Vortei-len eines Zusammenschlusses.«So erhalten wir mehr Ge-wicht.» Mutter sagte weiter, dasgestrige Resultat dürfe nichtdas Ende der Fusionsbemühun-gen im Goms bedeuten. «DasEndziel sehe ich in einer einzi-gen Gemeinde.»

«Grosse Genugtuung»Mit grosser Genugtuung nah-men Norbert Carlen (Reckin-gen-Gluringen) und GerhardKiechler (Münster-Geschinen)das Ergebnis zur Kenntnis. Inden beiden grösseren Gemein-den war tendenziell mit mehr

Gegenwehr gerechnet worden –auch wenn die vier Dörfer be-reits, wie die Grafschaft, fusi-onserprobt sind. In Reckingenbesteht Opposition gegen einangedachtes Lawinendamm-Projekt durch den entlassenenGemeindeangestellten Leo Gar-bely und der Dorfarzt vonMünster, Thomas Imsand, magsich nicht damit anfreunden,dass ein mögliches Gesund-heitszentrum allenfalls in Re-ckingen entstehen soll. Carlenwie Kiechler lobten, dass die Be-völkerung die Fusion und dieherrschenden Einzelinteressenin Sachfragen nicht vermischte.«Mir ist leicht ums Herz», kom-mentierte Carlen die 75,98 Pro-zent Zustimmung in seiner Ge-meinde. Er sieht das auch als Be-stätigung der Arbeit der jetzi-gen Gemeindeverwaltung. «Esfreut mich sehr, dass die Leutedie Wichtigkeit dieser Abstim-mung erkannt haben.» Jetzt ge-he es darum zusammenzuhal-ten, etwas zu entwickeln undvorwärtszutreiben. «Das darfkein Müssen, sondern ein Wol-len sein.» Kiechler schliesslichwollte die Anspannung nach Be-kanntwerden des Resultateserst mal etwas setzen lassen. Alser am Morgen aufgestanden sei,«war ich mir über den Ausgangder Abstimmung nicht sicher»,sagte er. Umso grösser sei jetzt

die Genugtuung. «Nur eine ge-meinsame Zukunft bringt unsweiter.» Diese Haltung der fünfPräsidenten stützten in kurzenAnsprachen auch Roger Mich-lig von der RW Oberwallis alsProjektbegleiterin und PräfektHerbert Volken. Volkenwünscht sich, «dass weitere Fu-sionsbemühungen im Gomsdurch diesen Schritt Aufwinderhalten werden». Ohne Bezir-ke müssten die Gemeinden um-so stärker zusammenrücken. tr

Zufrieden. Die Entschlossenheit der Präsidenten hat sich gelohnt, fünf Gemeinden fusionieren zur Gemeinde «Goms». Von links Gerhard Kiechler (Münster-Geschinen),

Erwin Ritz (Blitzingen), Reinhard Ritz (Niederwald), Beat Mutter (Grafschaft) und Norbert Carlen (Reckingen-Gluringen). FOTO WB

Mit dem gestrigen Entscheid reduzieren sich die Gemeinden imOberwallis seit dem Jahre 2000 von 87 auf 63. Die Fusion derfünf Gommer Gemeinden ist die zweitgrösste im Kanton in ei-nem Wurf nach jener im Val d’Anniviers. 2009 fusionierten dortsechs Gemeinden. Dieses Vorhaben hätte gemeinsam mit derGemeinde Obergoms egalisiert werden können. Der Obergom-mer Gemeinderat entschied aber im Februar dieses Jahres, ausdem Fusionsprozess auszusteigen, was gestern in Biel allge-mein bedauert wurde. Nur zu gerne hätte man die Meinung derBevölkerung von Oberwald, Obergesteln und Ulrichen dazu ge-wusst. Gut möglich freilich, dass dann aber heute nicht von ei-nem erfolgreichen Fusionsprojekt berichtet werden könnte.

In 15 Jahren 24 Gemeinden weniger

Fusion Crans-Montana | Chermignon, Montana, Randogne und Mollens vereint

Knapp 70 Prozent «Oui»CRANS-MONTANA | Was langewährt, wird endlich gut – oderfindet letztlich zusammen. DerFusion auf dem Haut-Plateauwurde deutlich zugestimmt.

Das Wallis zählt künftig sieben Ge-meinden weniger. Während man ges-tern im Goms (siehe oben) beschloss,aus fünf eins zu werden, sagte dasStimmvolk der vier betroffenen Ge-meinden auf dem Haut-Plateau eben-falls «Oui» zu einer Fusion. In Chermi-gnon wurde der Zusammenschlusseher nüchtern befürwortet (53,8 Pro-zent). In Montana (79,7 Prozent), Ran-dogne (78,7 Prozent) und Mollens (76,2

Prozent) gab es derweil ein klares Be-kenntnis zur Fusion. Die Stimmbeteili-gung von 71,8 Prozent spricht zudemfür die Arbeit der Gemeindeverant-wortlichen, die seit Januar nicht nurfür die Fusion plädierten, sondern dieMitbürger stetig aufforderten, an derDebatte teilzunehmen. So zeigten sichdie Gemeindepräsidenten in einemCommuniqué erfreut über das Abstim-mungsresultat. Was die interkommu-nale Arbeit betreffe, sollen auch Lensund Icogne weiterhin miteinbezogenwerden. Bereits während der letztenWochen wurde immer wieder betont,dass die Türe für die beiden nicht fusi-onswilligen Gemeinden auch in Zu-

kunft weiter offen stehe. Eine Arbeits-gruppe werde jetzt eingesetzt, um dieInkrafttretung der Fusion per 1. Janu-ar 2017 vorzubereiten. Bis es so weitist, werden die Bürger von «Crans-Mon-tana» – so der Name der neuen Ge-meinde – nochmals zur Urne gebeten,wo sie im kommenden Oktober überden Fusionsvertrag befinden sollen.Dieser regelt die Formalitäten derkünftig sechstgrössten Walliser Ge-meinde. Auf dem Haut-Plateau wurdegestern ebenfalls über die Fusion derBurgergemeinden abgestimmt. Hierfolgte das Stimmvolk ebenfalls derEmpfehlungen der Gemeindeverant-wortlichen – und sagte Nein. dab

Zufrieden.Von links: Die Präsidenten Stéphan Pont (Mollens),

Claude-Gérard Lamon (Montana), Nicolas Féraud (Randogne),

Jean-Claude Savoy (Chermignon). (Bild: Januar 2015) FOTO WB