Ganz im Zeichen wichtiger Reformen · überfälligen Maßregelvollzugsge-setz gemündet sind und...

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VERANTWORTLICHfür beide Seiten:Bayerischer Bezirketag,Redaktion: Ulrich Lechleitner

welche Konsequenzen und Aus-wirkungen zu rechnen ist. Sie legenaber auch dar, welche Änderungenweiterhin zu erörtern sein werden.Tagungsteilnehmer können sichsomit auf eine ergfolgreiche Dis-kussion freuen. Informationen zurTagung, für die eine offizielle An-meldung notwendig ist, findet manim Internet. > HENNER LÜTTECKE

www.kbo-iak.de

überfälligen Maßregelvollzugsge-setz gemündet sind und auf Bun-desebene eine Neuordnung derMaßregelgesetzgebung einfordern.

Auf der Tagung werden weiter-hin die verschiedenen Aspekte, diedas neue Maßregelvollzugsgesetzmit sich bringt, eingehend vorge-stellt und diskutiert. Referentenund Vertreter der Justiz, der Medi-zin, der Angehörigenverbändenund der Patienten zeigen auf, mit

widrige Tat im Zustand der Schuld-unfähigkeit oder der vermindertenSchuldfähigkeit) untergebrachtsind, profitieren von der veränder-ten Rechtsprechung. Deutlich wirddies auch an den Unterbringungs-zahlen, die in allen forensischenEinrichtungen spürbar zurück gin-gen. Darüber hinaus ist der Ver-hältnismäßigkeitsbegriff zum Mo-tor der Reformüberlegungen ge-worden, die in Bayern im längst

ßigkeit“ der Unterbringung. DasBundesverfassungsgericht hatte ineinem weit beachteten Urteil ver-lässliche Regeln gefordert, umauch hier die Rechte der Patientenin Zukunft noch strenger und um-fassender beachten zu können.Seit der Verkündung des Urteils imJahr 2012 hat es bereits deutlicheAuswirkungen gezeigt. Insbeson-dere Patienten, die nach Paragraf63 des Strafgesetzbuches (rechts-

Schon seit längerer Zeit disku-tiert und berät der Bayerische

Landtag über ein neues Maßregel-vollzugsgesetz. An der Ausarbei-tung waren unter anderem Exper-ten aus der Justiz und der forensi-schen Psychiatrie beteiligt, umdem neuen Gesetz die notwendigeTiefe und Klarheit geben zu kön-nen. Dieser „Neujustierung desMaßregelvollzugs“ widmet sichdaher auch das 10. Münchner Fo-rensik-Symposium, das am 19.Juni im kbo-Isar-Amper-KlinikumMünchen-Ost stattfinden wird.Herbert Pfeiffer, Chefarzt der dor-tigen Klinik für forensische Psy-chiatrie und Psychotherapie, er-wartet mehr als 250 Teilnehmerund eine fundierte und facetten-reiche Diskussion.

„Behandlung, Besserung

und Sicherung“

Denn das neue Gesetz soll dieSchwerpunkte „Behandlung, Bes-serung und Sicherung“ widerspie-geln, die in der forensischen The-rapie und Behandlung geleistetwerden. Weitere Aspekte werdenzudem eine mögliche Zwangsbe-handlung von Patienten sein, alsoeine notwendige medizinische Be-handlung auch gegen den aus-drücklichen Willen des Patienten.Allerdings sprechen sich alle Me-diziner und Psychiater ausdrück-lich dafür aus, dass für solche Maß-nahmen, die einen immensen Ein-griff in die persönlichen Rechte desjeweiligen forensischen Patienteneingreifen, klare und eindeutigeRegeln festgeschrieben werdenmüssen, die auch nur in ganz be-stimmten Ausnahmesituationenangewendet werden können.

Ein weiterer Aspekt der Tagungist die sogenannte „Verhältnismä-

10. Forensik-Symposium im kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost

Ganz im Zeichen wichtiger Reformen

Im Maßregelvollzug ist der Tagesablauf der Bewohner genau durchgeplant – auch ein wichtiger Bestandteil ihrer Behandlung. FOTO DPA

Ein Filmabend zum „Tag der seelischen Gesundheit“ des Gemeindepsychiatrischen Verbunds Lindau

Eine Fiktion nahe an der RealitätMit einem Filmabend zum „Tag

der seelischen Gesundheit“ rückteder Gemeindepsychiatrische Ver-bund Lindau unlängst Menschenmit psychischen Erkrankungen inden Fokus. Das FamiliendramaHirngespinster von Dirk Bach(nicht verwandt mit dem verstor-benen gleichnamigen Comedian)erzählte dabei exemplarisch dieKrankheitsgeschichte eines anSchizophrenie leidenden Vatersund die Ohnmacht einer Familie,die von einer reflexhaft reagieren-den Umwelt langsam ausgegrenztwird.

Bereits seit seiner Jugend leidetArchitekt Hans Dallinger (TobiasMoretti) an paranoider Schizo-phrenie, die schubweise immerwieder auftritt und die Menschenum ihn herum auf eine harte Pro-be stellt. Während der Krankeselbst von seiner Psychose nichtswissen will und sich zunehmendin Wahnvorstellungen verliert,sind seine Frau Elli und die beidenKinder Simon und Maya bemüht,

der Außenwelt eine heile Familievorzuspielen. Als sich der Vaterwie besessen in seine Arbeitstürzt, um sein berufliches Come-back voranzubringen, lösen Stressund Druck einen weiteren para-noiden Schub aus. Wütend reißter die Satellitenschüssel desNachbarn herunter, die ihn angeb-lich bedroht. Nach einer Axt-Atta-cke landet er vorübergehend inder Psychiatrie.

Wie nahe die Wirklichkeit denSzenen im Film tatsächlich ist,wurde in der anschließenden Dis-kussion mit Ullner von der Tages-klinik Lindau deutlich. Müssen Fa-milien sich diesem Leid aussetzen,gibt es keine Möglichkeiten Kinderpsychisch kranker Eltern besser zuschützen? Diese und weitere Fra-gen kamen aus dem Publikum.Eine Mitarbeiterin aus dem Ju-gendamt berichtete über Gruppenin Lindau und Lindenberg, in de-nen sich Kinder psychisch krankerEltern regelmäßig treffen und Un-terstützung finden. Ullner infor-

Angeregt durch die Intensitätdes Filmes entstand eine lebhafteund weitschichtige Diskussion:Jörg Sautier, Leiter der psychiatri-schen Tagesklinik, die zu den Be-

zirkskliniken Schwaben gehört,betonte die Bedeutung vonKrankheitseinsicht als ein Vo-raussetzung, um innerlich bereitzu sein, Hilfe auch anzunehmen.Gerade bei Wahnerkrankungenfehle diese aber häufig. Toleranzund Verständnis für psychischeProbleme sei nicht nur Aufgabevon Professionellen, sondernmüsse in der gesamten Gesell-schaft erfolgen und auch geför-dert werden, betonte eine Disku-tantin. In seinem Schlusswortverwies Sautier auf die Wichtig-keit von Information und Öffent-lichkeitsarbeit zur Minderungvon Stigmatisierung durch psy-chische Erkrankung. Der Ge-meindepsychiatrische Verbundsehe seine Aufgabe in der Koordi-nation und Optimierung des re-gionalen psychiatrischen Hilfsan-gebotes. Dazu dürften in Anbe-tracht des spürbaren Interessesweitere Aktivitäten zum „Tag derseelischen Gesundheit“ gehören.> BIRGIT BÖLLINGER

TV-Star Tobias Moretti spielt den kranken Familienvater in „Hirngespinster“sehr überzeugend. FOTO DPA

mierte zudem über Patenschafts-angebote, die es bereits in anderenBundesländern gibt: Paten bietenbetroffenen Kindern die Hilfe, diesie brauchen.

Nun ist es raus: Der Tag derFranken wird im Jahr 2016 imoberfränkischen Hof gefeiert.Dies beschloss der Bezirkstag vonOberfranken in seiner jüngstenSitzung einstimmig. Bei der Aus-richtung der zentralen Festveran-staltung, die 2006 ins Leben geru-fen wurde um an fränkische Tradi-tionen zu erinnern, wechseln sichdie drei Bezirke Ober-, Mittel- undUnterfranken im Jahresrhythmusab. Der Tag der Franken wird imkommenden Jahr ganz im NordenFrankens stattfinden. Die StadtHof hatte sich um die Ausrichtungder zentralen Festveranstaltungbeworben und erhielt nun vonden oberfränkischen Bezirksräteneinstimmig den Zuschlag.

Mit der Freiheitshalle und demangrenzenden Freigelände steht inHof ein geeigneter Austragungsortzur Verfügung. Wie schon 2013soll nach dem Willen von Bezirks-tagspräsident Günther Denzlerauch der Tag der Franken imnächsten Jahr dezentral begangenwerden. „Alle fränkischen Kom-munen sind eingeladen, eine Ver-anstaltung unter einem gemeinsa-men Motto durchzuführen“, riefDenzler im Rahmen der Bezirks-tagssitzung bereits zur Teilnahmeauf. Er freue sich aber auch auf diegroße zentrale Festveranstaltungam 3. Juli 2016, die nach Bamberg(2007), Kulmbach (2010) undBayreuth (2013) nun mit der StadtHof in einer weiteren wichtigenund in vieler Hinsicht bedeuten-den Teilregion Oberfrankens statt-finden wird. > CHRISTIAN PORSCH

Tag der Frankensoll dezentralgefeiert werden

An der Einrichtung des BKH Passau wurden bereits über 1000 Patienten behandelt

Institutsambulanz zertifiziertDie Psychiatrische Institutsam-

bulanz der Fachklinik für Erwach-senenpsychiatrie, Psychotherapieund Psychosomatik am Bezirks-krankenhaus (BKH) Passau, kurzPIA genannt, wurde unlängst mitdem Zertifikat nach DIN ISO9001-2008 ausgezeichnet. Aus-drücklich dankte der Ärztliche Di-rektor des BezirksklinikumsMainkofen und Chefarzt der Er-wachsenenpsychiatrie des BKHPassau, Professor WolfgangSchreiber, im Namen des gesamtenDirektoriums den Beteiligten fürdie hervorragende Auszeichnung.Damit werde die Qualität der Am-bulanz auch nach außen widerge-

spiegelt. Von der Bedeutung desWortes „Zertifikat“ ausgehend, er-läuterte er die Wurzeln des aus demLateinischen stammenden Begriffscerte = sicher und facere = machen.Durch diese Auszeichnung werdebestätigt, dass die geleisteten Maß-nahmen im multiprofessionellenTeam durch Qualitätskriterien wieStruktur-, Prozess- und Ergebnis-qualität letztlich nur einen Zweckverfolgen: der Kundenorientierungzu entsprechen.

Dies seien in erster Linie Patien-ten und Mitarbeiter, aber auch diefinanzierenden Kostenträger undpolitischen Vertreter, die für ge-sundheitliche und wirtschaftliche

Interessen der Gesellschaft eintre-ten. Bezirkstagspräsident OlafHeinrich bedankte sich bei demTeam für die gute Versorgung der2013 eröffneten Einrichtung inPassau und dazu, dass das Zertifi-kat im ersten Anlauf erlangt wor-den war.

Mittlerweile seien über 1000Patienten ambulant behandeltworden. Der Bevölkerung stündeein breitgefächerte Angebot zurVerfügung, das von psychothera-peutischer Behandlung durchspeziell ausgebildete Fachärzte,Psychologen und psychiatrischeFachpflege, über qualifizierte Psy-chopharmakatherapie, therapeu-

tische Hausbesuche, sozialmedi-zinische Beratung bis hin zu zahl-reichen Therapieangeboten vorOrt reiche. Der Leitende ArztMarkus Wittmann nahm die Ge-legenheit wahr, auf die Entwick-lung der PIA innerhalb 15 Jahrenim Bezirksklinikum Mainkofenzurückzublicken.

Die aktuellen Vorteile im multi-professionellen Team lägen sicher-lich darin, die kürzer gewordeneAufenthaltsdauer in den Kranken-häusern durch gezieltes Schnitt-stellenmanagement bei der Entlas-sung über die Institutsambulanz zustützen, um einen sogenanntenDrehtüreffekt zu vermeiden. > E.B.

Peter Lederer, der langjährigestellvertretende Vorsitzende desPlanungs- und Koordinierungs-ausschusses (PKA) des BezirksMittelfranken, wurde auf der ver-gangenen Sitzung feierlich verab-schiedet. Der Leiter des Gesund-heitsamtes Erlangen gehört demPKA seit März 1995, zunächst fürsieben Monate als nichtstimmbe-rechtigtes Mitglied, seit Oktoberdesselben Jahres als stimmberech-tigtes Mitglied, an. Im Januar 1999wurde er zum stellvertretendenVorsitzenden gewählt. Die Verab-schiedung nahm Bezirkstagspräsi-dent Richard Bartsch als PKA-Vorsitzender vor. > E.B.

Peter Lederer alsPKA-Vizechefverabschiedet

Der Filmemacher Erwin Winteraus Falkenstein hat sich mit der Ka-mera auf den Weg durch die Ober-pfalz gemacht, um die vor über 100Jahren statt gefundene Reise desKallmünzer Verlegers Johann Bap-tist Lassleben nachzuvollziehen.Entstanden ist dabei eine lebendi-ge Collage der Vergangenheit undGegenwart der Oberpfalz mit his-torischen Ansichten und aktuellenAufnahmen sowie heimatge-schichtlichen Anmerkungen. Diebeiden Sprecher des Films machenden Kontrast deutlich zwischender Oberpfälzer Gegenwart undVergangenheit mit aktuellen Kom-mentaren und Zitaten aus dem his-torischen Reisebericht, den Lass-leben in der von ihm 1907 gegrün-deten und heute noch erscheinen-den Zeitschrift Die Oberpfalz ver-öffentlicht hat.

Winter war die Zeitschrift miteinem Teil des Reiseberichts beimElternsprechtag in die Hände ge-fallen, als keine Eltern kamen.Der Reisebericht war Anregungfür das Drehbuch, am Ende derdreimonatigen Filmaufnahmendestillierte Winter aus fünf Stun-den Material einen 45-minütigenoptisch und emotional anspre-chenden Film. Bezirksheimatpfle-ger Dr. Tobias Appl unterstützteden erfahrenen Filmmacher mitheimatgeschichtlichen Informa-tionen, der stellvertretende Be-zirksheimatpfleger Johann Waxsorgte mit seiner Frau für die sehrgelungene Filmmusik. Der auchfür touristische Zwecke und denSchulunterricht einsetzbare Filmist im Oberpfälzer Freilandmu-seum Neusath-Perschen und inder Tourismusinfo Falkenstein alsDVD zu erwerben.

Bezirkstagspräsident FranzLöffler bescheinigte der Urauffüh-rung von Mein Spaziergangdurch die Oberpfalz einen beson-dere Qualität. „Sie haben hier ei-nen Heimatfilm mit starken Bil-dern und inhaltlicher Qualität ge-schaffen“, so der Bezirkstagspräsi-dent. > MARTINA HIRMER

Auf den Spuren vonLassleben durchdie Oberpfalz

12 DONNERSTAG, 30. APRIL 2015 BAYERISCHER BEZIRKETAG BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 18

VERÖFFENTLICHUNG DES BAYERISCHEN BEZIRKETAGS