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Morphologie Morphosyntax
Grundkurs LinguistikMorphologie
Jens Fleischhauerfleischhauer@phil.uni-duesseldorf.de
Universität Düsseldorf; Abteilung für Allgemeine Sprachwissenschaft
WS 2018/2019
1 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Plan für heute
1. Einführung zentraler Grundbegriffe der Morphologie
2. Gemeinsam morphologische Analysen vornehmen
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Morphologie Morphosyntax
Was ist Morphologie?
Morphologie ist der Teilbereich der theoretischen Linguistik, der sichmit der Struktur und der Bildung von Wörtern beschäftigt.
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Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentär
Kasusformen aufweist;(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt
(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
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Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentär
Kasusformen aufweist;(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt
(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
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Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentär
Kasusformen aufweist;(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt
(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
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Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;
(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentärKasusformen aufweist;
(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
3 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentär
Kasusformen aufweist;
(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
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Morphologie Morphosyntax
Wörter
Ausgangspunkt in der Morphologie ist der Wortbegriff:
morphosyntaktisches WortEin morphosyntaktisches Wort ist eine frei vorkommende sprachlicheForm, die (i) einer Wortart angehört, (ii) den Wortarten-spezifischenmorphologischen und (iii) syntaktischen Regeln einer Sprache unter-liegt.
Hund ist ein Wort - des Deutschen - weil,
(i) es ein Nomen ist;(ii) es ein inhärentes Genus hat, Plural bilden kann, rudimentär
Kasusformen aufweist;(iii) es, z.B., den Abfolgerestriktionen der deutschen Syntax folgt
(es folgt einem Artikel, bzw. einem attributiven Adjektiv)
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Morphologie Morphosyntax
Morpheme
Wörter sind manchmal in kleinere Einheiten zerlegbar:
Hunde
Hund -e
Hund und -e sind Morpheme (Hunde ist kein Morphem).
MorphemEin Morphem ist die kleinste bedeutungstragende sprachliche Ein-heit.
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Morphologie Morphosyntax
Morpheme
Wörter sind manchmal in kleinere Einheiten zerlegbar:
Hunde
Hund -e
Hund und -e sind Morpheme (Hunde ist kein Morphem).
MorphemEin Morphem ist die kleinste bedeutungstragende sprachliche Ein-heit.
4 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
gebunden vs. frei
Hund ist ein freies Morphem, es kann alleine vorkommen.
(1) Dieser Hund beißt nicht.
-e ist ein gebundenes Morphem, es kann nicht alleine vorkommen.
(2) a. diese Hunde und jene Hundeb. diese Hunde und jene/ diese und jene Hundec. ∗diese Hunde und -e
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Morphologie Morphosyntax
gebunden vs. frei
Hund ist ein freies Morphem, es kann alleine vorkommen.
(1) Dieser Hund beißt nicht.
-e ist ein gebundenes Morphem, es kann nicht alleine vorkommen.
(2) a. diese Hunde und jene Hundeb. diese Hunde und jene/ diese und jene Hundec. ∗diese Hunde und -e
5 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Stämme & Affixe
Gebundene Morpheme können entweder Stämme (les-, schreib-, red-oder Affixe sein.
Stämme gehören einer lexikalischen Kategorie an, Affixe nicht. Affixeaffigieren an einen Stamm.
Präfix: Affix tritt vor den StammSuffix: Affix tritt hinter den StammZirkumfix: Affix umschließt den StammInfix: Affix unterbricht den Stamm
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Morphologie Morphosyntax
Stämme & Affixe
Gebundene Morpheme können entweder Stämme (les-, schreib-, red-oder Affixe sein.
Stämme gehören einer lexikalischen Kategorie an, Affixe nicht. Affixeaffigieren an einen Stamm.
Präfix: Affix tritt vor den StammSuffix: Affix tritt hinter den StammZirkumfix: Affix umschließt den StammInfix: Affix unterbricht den Stamm
6 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Affixe
(3) be-koch-stpräfix-stamm-suffix
(4) ge-koch-tzirkumfix-stamm-zirkumfix
(5) Bontok (Austronesisch; Moravcsik 2013: 139)a. fikas
‘strong’b. f-um-ikas
‘to be/become strong’c. bato
‘stone’d. b-um-ato
‘to be/become stone’
7 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Morphosyntax
Die Morphosyntax ist die Schnittstelle zwischen Morphologie undSyntax. Es geht u.a. darum, wie syntaktische Relationen (Subjekt,Objekt) morphologisch kodiert werden und wie syntaktische Rela-tionen durch morphologische Mittel verändert werden können.
8 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Die Argumente eines Verbs
Verben fordern Argumente, ohne die Argumente sind die Verbenunvollständig.
(6) a. ∗Maria lacht das Haus.b. ∗Peter sieht.c. ∗Peter sieht den Mann das Haus.
Man kann nicht beliebig Nomen als Argumente hinzufügen oderweglassen.
9 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Kasus
Kasus ist eine Möglichkeit syntaktische Relationen morphologischanzuzeigen.
(7) [DerNominativ
Mann] gibt [demDativ
Kind] [denAkkusativ
Ball].
Subjekt (im Deutschen): determiniert Verbkongruenz
Objekt (im Deutschen): wird bei der Passivierung zum Subjektdes Passivsatzes; erhält Akkusativ (wenn es eine Akkusativformgibt)
indirektes Objekt (im Deutschen): erhält eine Dativmarkierung
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Morphologie Morphosyntax
Kasus
Kasus ist eine Möglichkeit syntaktische Relationen morphologischanzuzeigen.
(7) [DerNominativ
Mann] gibt [demDativ
Kind] [denAkkusativ
Ball].
Subjekt (im Deutschen): determiniert Verbkongruenz
Objekt (im Deutschen): wird bei der Passivierung zum Subjektdes Passivsatzes; erhält Akkusativ (wenn es eine Akkusativformgibt)
indirektes Objekt (im Deutschen): erhält eine Dativmarkierung
10 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Morphosyntax ist mehr als Kodierung
Es geht nicht nur um die morphologische Kodierung syntaktischerRelationen, sondern auch um morphologische Möglichkeiten syn-taktische Relationen zu ändern.
(8) Türkisch (Altaisch; Payne 1997: 178)a. Hasan öldü
‘Hasan died’b. Ali Hasanı öldürdü
‘Ali killed Hasan’
ölmek ‘sterben’ verlangt ein Argument; öldürmek ‘töten’ ist durcheinen morphologisch regulären Prozess von ölmek abgeleitet undverlangt zwei Argumente.
11 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Analyse der Morphosyntax
Ausgangsfrage: Was für ein morphosyntaktischer Prozess liegt imTürkischen vor?
Um zu verstehen, welcher morphosyntaktische Prozess im Tür-kischen erfolgt, müssen wir erst die sprachlichen Formen in ihreBestandteile zerlegen (Segmentieren) und dann diese Bestandteilebenennen (Glossieren).
→ Segmentieren und glossieren stellen linguistische Analyseprozessedar.
12 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Analyse der Morphosyntax
Ausgangsfrage: Was für ein morphosyntaktischer Prozess liegt imTürkischen vor?
Um zu verstehen, welcher morphosyntaktische Prozess im Tür-kischen erfolgt, müssen wir erst die sprachlichen Formen in ihreBestandteile zerlegen (Segmentieren) und dann diese Bestandteilebenennen (Glossieren).
→ Segmentieren und glossieren stellen linguistische Analyseprozessedar.
12 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Segmentieren
1. Schritt: Wörter in ihre Segmente (Bestandteile) zerlegen (Morph-eme voneinander abtrennen).
(9) a. Hasan öldü‘Hasan died’
b. Ali Hasanı öldürdü‘Ali killed Hasan’
13 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Segmentieren
1. Schritt: Wörter in ihre Segmente (Bestandteile) zerlegen (Morph-eme voneinander abtrennen).
(9) a. Hasan öl-dü‘Hasan died’
b. Ali Hasan-ı öl-dür-dü‘Ali killed Hasan’
Morpheme werden durch Bindestriche voneinander abgetrennt.
13 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren
2. Schritt: Glossieren der Segmente (=Morpheme); jedem Elementwird eine lexikalische oder grammatikalische Bedeutung zugeordnet.Zentrale Defaultannahme: gleicher Form wird gleiche Bedeutung zu-geordnet.
(10) a. HasanHasan
öl-düsterben-X
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-Z
öl-dür-düsterben-Y-X
‘Ali killed Hasan’
Wir können annehmen, dass -dü für Präteritum steht, weil die Sätzeals Präteritum übersetzt werden; beide Sätze sind im Präteritumund haben als einziges Morphem -dü gemeinsam.
14 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren
2. Schritt: Glossieren der Segmente (=Morpheme); jedem Elementwird eine lexikalische oder grammatikalische Bedeutung zugeordnet.Zentrale Defaultannahme: gleicher Form wird gleiche Bedeutung zu-geordnet.
(10) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-Z
öl-dür-düsterben-Y-prät
‘Ali killed Hasan’
Wir können annehmen, dass -dü für Präteritum steht, weil die Sätzeals Präteritum übersetzt werden; beide Sätze sind im Präteritumund haben als einziges Morphem -dü gemeinsam.
14 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren II
(11) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-Z
öl-dür-düsterben-Y-prät
‘Ali killed Hasan’
Wie der Vergleich zwischen (a) und (b) zeigt, wird Hasan nur dannmit -ı markiert, wenn Hasan das direkte Objekt ist. Das direkte Ob-jekt wird (unter bestimmten Umständen) mit dem Akkusativ mar-kiert.
15 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren II
(11) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-Y-prät
‘Ali killed Hasan’
Wie der Vergleich zwischen (a) und (b) zeigt, wird Hasan nur dannmit -ı markiert, wenn Hasan das direkte Objekt ist. Das direkte Ob-jekt wird (unter bestimmten Umständen) mit dem Akkusativ mar-kiert.
15 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren III
Wofür steht -dür?
(12) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-Y-prät
‘Ali killed Hasan’
Glossieren ist auch immer interpretieren; wir können -dür nur danneine (grammatische) Bedeutung zuordnen, wenn wir analysiert ha-ben, was seine Funktion ist (was es im Verb/Satz beiträgt).
16 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren IV
Ist -dür ein Transitivierer?
(13) a. AliAli
Hasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-Y-prät
‘Ali killed Hasan’b. ∗Ali öl-dür-dü
→ unvollständig; es fehlt, wer getötet wird
In dem Beispiel hat -dür (auch) die Funktion ein intransitives Verbzu transitivieren (= -dür sorgt dafür, dass das abgeleitete Verb zweiArgumente und nicht nur eines verlangt).
17 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Mehr als nur Transitivierung
-dür ist aber kein Transitivierer, denn es kann auch mit bereits tran-sitiven Verben verwendet werden:
(14) a. Sekreter mektubu yazdı.‘Der Sekretär schrieb den Brief.’
b. Müdür sekretere mektubu yazdırdı.‘Der Direktor ließ den Sekretär den Brief schreiben.’
-dir ist ein Allomorph von -dür !
In (b) wird der Sekretär das direkte Objekt und es wird ein weiteresArgument eingeführt; yazdırdı verlangt drei Argumente - yazdı zwei!
18 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Mehr als nur Transitivierung
-dür ist aber kein Transitivierer, denn es kann auch mit bereits tran-sitiven Verben verwendet werden:
(14) a. Sekreter mektubu yazdı.‘Der Sekretär schrieb den Brief.’
b. Müdür sekretere mektubu yazdırdı.‘Der Direktor ließ den Sekretär den Brief schreiben.’
-dir ist ein Allomorph von -dür !
In (b) wird der Sekretär das direkte Objekt und es wird ein weiteresArgument eingeführt; yazdırdı verlangt drei Argumente - yazdı zwei!
18 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Glossieren V
-dür verändert die Bedeutung des Verbs: von ’V’ zu ’verursachendas V’ (sterben → töten; schreiben → schreiben lassen). Dies nenntman Kausativierung!
(15) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-caus-prät
‘Ali killed Hasan’
19 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Kausativierung
Kausativierung ist eine Argumenterweiterung - die Bedeutung einesVerbs wird verändert und ein Causer (= Verursacher) als neuesArgument eingeführt.Das Subjekt des nicht-kausativiertes Verbs wird zum Objekt deskausativierten Verbs.
→ Kausativierung zeigt auf, wie eng Wortbildung (Morphologie) undSyntax zusammenhängen.
20 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Kausativierung & Argumentmarkierung
Die Kausativierung führt ein weiteres Argument - den Causer - ein.
Fragen: Welche grammatikalische Relation nimmt der Causer ein?Was passiert mit dem Argument, das diese grammatikalische Rela-tion vorher einnahm?
(16) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-caus-prät
‘Ali killed Hasan’
Der Causer wird zum Subjekt des kausativierten Verbs, das Subjektdes nicht-kausativierten intransitiven Verbs wird zum Objekt.
21 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Kausativierung & Argumentmarkierung
Die Kausativierung führt ein weiteres Argument - den Causer - ein.
Fragen: Welche grammatikalische Relation nimmt der Causer ein?Was passiert mit dem Argument, das diese grammatikalische Rela-tion vorher einnahm?
(16) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-caus-prät
‘Ali killed Hasan’
Der Causer wird zum Subjekt des kausativierten Verbs, das Subjektdes nicht-kausativierten intransitiven Verbs wird zum Objekt.
21 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Kausativierung & Argumentmarkierung
Die Kausativierung führt ein weiteres Argument - den Causer - ein.
Fragen: Welche grammatikalische Relation nimmt der Causer ein?Was passiert mit dem Argument, das diese grammatikalische Rela-tion vorher einnahm?
(16) a. HasanHasan
öl-düsterben-prät
‘Hasan died’b. Ali
AliHasan-ıHasan-acc
öl-dür-düsterben-caus-prät
‘Ali killed Hasan’
Der Causer wird zum Subjekt des kausativierten Verbs, das Subjektdes nicht-kausativierten intransitiven Verbs wird zum Objekt.
21 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Und bei transitiven Verben?
Wie werden die Argumente realisiert, wenn ein transitives Verb kau-sativiert wird?
(17) a. Müdürdirector
mektub-uletter-acc
imzala-dı.sign-pst
‘The director signed the letter.’b. Dišçi
dentistmektub-uletter-acc
müdür-edirector-dat
imzala-t-tı.sign-caus-pst
‘The dentist made the director sign the letter.’(Payne 1997: 178)
Der Causer wird zum Subjekt, das Subjekt des transitiven Verb wirdzum indirekten Objekt des kausativierten Verbs. Das direkte Objektbleibt auch nach der Kausativierung direktes Objekt.
22 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Und bei transitiven Verben?
Wie werden die Argumente realisiert, wenn ein transitives Verb kau-sativiert wird?
(17) a. Müdürdirector
mektub-uletter-acc
imzala-dı.sign-pst
‘The director signed the letter.’b. Dišçi
dentistmektub-uletter-acc
müdür-edirector-dat
imzala-t-tı.sign-caus-pst
‘The dentist made the director sign the letter.’(Payne 1997: 178)
Der Causer wird zum Subjekt, das Subjekt des transitiven Verb wirdzum indirekten Objekt des kausativierten Verbs. Das direkte Objektbleibt auch nach der Kausativierung direktes Objekt.
22 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Und bei ditransitiven Verben?
(18) a. Müdürdirector
Hasan-aHasan-dat
mektub-uletter-acc
göster-di.show-pst
‘The director showed Hasan the letter.’b. Dišçi
dentistHasan-aHasan-dat
mektub-uletter-acc
müdürdirector
tarafındanby
göster-t-ti.show-caus-pst‘The dentist got the director to show the letter to Ha-san.’(Comrie 1981: 169)
Der Causer wird zum Subjekt des kausativierten Verbs, das Subjektdes ditransitiven Verbs wird oblik realisiert. Die anderen Argumentebleiben unverändert.
23 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Und bei ditransitiven Verben?
(18) a. Müdürdirector
Hasan-aHasan-dat
mektub-uletter-acc
göster-di.show-pst
‘The director showed Hasan the letter.’b. Dišçi
dentistHasan-aHasan-dat
mektub-uletter-acc
müdürdirector
tarafındanby
göster-t-ti.show-caus-pst‘The dentist got the director to show the letter to Ha-san.’(Comrie 1981: 169)
Der Causer wird zum Subjekt des kausativierten Verbs, das Subjektdes ditransitiven Verbs wird oblik realisiert. Die anderen Argumentebleiben unverändert.
23 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Welche Regeln lassen sich aufstellen?
X Verbintr → CCauser [Subjekt] XCausee[Objekt] Verbkaus
X Y Verbtr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] XCausee[ind.Objekt] Verbkaus
X Y Z Verbditr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] Z [ind. Objekt]XCausee[oblik] Verbkaus
Der Causer wird immer Subjekt! Der Causee - Subjekt des nicht-kausativierten Verbs - nimmt die erste freie grammatikalische Rela-tion an:
(19) Subjekt > (direktes) Objekt > indirektes Objekt > oblikesArgument
24 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Welche Regeln lassen sich aufstellen?
X Verbintr → CCauser [Subjekt] XCausee[Objekt] Verbkaus
X Y Verbtr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] XCausee[ind.Objekt] Verbkaus
X Y Z Verbditr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] Z [ind. Objekt]XCausee[oblik] Verbkaus
Der Causer wird immer Subjekt! Der Causee - Subjekt des nicht-kausativierten Verbs - nimmt die erste freie grammatikalische Rela-tion an:
(19) Subjekt > (direktes) Objekt > indirektes Objekt > oblikesArgument
24 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Welche Regeln lassen sich aufstellen?
X Verbintr → CCauser [Subjekt] XCausee[Objekt] Verbkaus
X Y Verbtr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] XCausee[ind.Objekt] Verbkaus
X Y Z Verbditr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] Z [ind. Objekt]XCausee[oblik] Verbkaus
Der Causer wird immer Subjekt! Der Causee - Subjekt des nicht-kausativierten Verbs - nimmt die erste freie grammatikalische Rela-tion an:
(19) Subjekt > (direktes) Objekt > indirektes Objekt > oblikesArgument
24 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Welche Regeln lassen sich aufstellen?
X Verbintr → CCauser [Subjekt] XCausee[Objekt] Verbkaus
X Y Verbtr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] XCausee[ind.Objekt] Verbkaus
X Y Z Verbditr → CCauser [Subjekt] Y [Objekt] Z [ind. Objekt]XCausee[oblik] Verbkaus
Der Causer wird immer Subjekt! Der Causee - Subjekt des nicht-kausativierten Verbs - nimmt die erste freie grammatikalische Rela-tion an:
(19) Subjekt > (direktes) Objekt > indirektes Objekt > oblikesArgument
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Morphologie Morphosyntax
Was haben Sie (hoffentlich) gelernt?
i. zentrale Grundbegriffe der Morphologie
ii. Vorgehen bei der morphologischen/morphosyntaktischenAnalyse
25 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Hausaufgabe
Lesen Sie den Text von Heinz Vater zur Morphologie und bearbeitenSie die folgenden Aufgaben dazu:
Erläutern Sie kurz den Unterschied von Inhalts-und Funktionsmor-phemen. Arbeiten Sie die Bedeutung des Unterschieds zwischenInhalts- und Funktionsmorphemen für die Distinktion von Deriva-tion und Flexion heraus.
26 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie
Morphologie Morphosyntax
Literaturangaben
Comrie, Bernard. 1981. Language Universals and Linguistic Ty-pology. Chicago: Chicago University Press.Moravcsik, Edith. 2013. Introducing Language Typology. Cam-bridge: Cambridge University Press.Payne, Thomas E. 1997. Describing Morphosyntax. Cambridge:Cambridge University Press.
27 / 26 Jens Fleischhauer Morphologie