Integration Aktuelle Forschungsergebnisse Prof. Dr. Rainer Dollase Universität Bielefeld, Abt....

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IntegrationAktuelle Forschungsergebnisse

Prof. Dr. Rainer DollaseUniversität Bielefeld, Abt. Psychologie und Institut für

interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung

Türk Huzur EviBerlin Kreuzberg

15.12. 2006

Gliederung1.Die Kontroverse um eigenethnische

Pflegeeinrichtungen und eine These dazu

2.Die (bislang größte) Studie zur Integration der Muslime in Deutschland

3.Die Integrationsziele und - methoden von Deutschen und Türken/Muslimen in Deutschland

4.Von der großen Bedeutung der Eigenverantwortung für die Integration

1. Die Kontroverse um eigenethnische Pflegeeinrichtungen und eine These dazu

Die Zunahme der Pflegeplätze hängt von der gesellschaftlichen

Entwicklung ab•Die Gesellschaft wird älter...•.... das bedingt eine Zunahme von

Alterserscheinungen,•...mit denen Pflegeeinrichtungen

besser umgehen können.•Doppelte Erwerbstätigkeit ist

unausweichlich...•...das bedingt: weniger Zeit für

familiäre Pflege.

Ist Holland immer ein Vorbild?

•„Versäulung“ oder „Integration“?

These: Die Einrichtung eigenethnischer Pflegeeinrichtungen ist ein Zeichen für

Integration.

2. Die (bislang größte) Studie zur Integration der Muslime in Deutschland

Studie

•Finanziert vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung 2002 - 2006

•6500 Bundesbürger befragt•aus 11 Berufsgruppen•Publikation: Dollase, R./Koch, K.C. (Hrsg.)

„Die Integration muslimischer Menschen“ , Wiesbaden: VS Verlag, 2007

670Journalist/innen267Sozialpädagogen/innen323Krankenpfleger/innen330Erzieher/innen462Lehrer/innen492Eltern SI1306Schüler/innen SII938Schüler/innen SI753Polizisten/innen526Studierende510Angestellte/Arbeiter/innen

Einige ausgewählte Ergebnisse

• Image des Islam: gottesfürchtig, streng, familienorientiert, traditionell - Deutsche gelten als areligiös

• Wissen, Kontakt und Kooperation, Verständnis für Religion und persönliche Zufriedenheit erleichtern die Integration

• „Politische Korrektheit“ reicht nicht zur Integration - wir brauchen eine „Integration der Herzen“

3. Die Integrationsziele und - methoden von Deutschen und Türken/Muslimen in

Deutschland

Zielvorstellung Integration(ausgewählte Teilstichproben Schüler SI, SII, ca. 2200)

„salad bowl“= Begriff der

internationalen Integrationsforschung

Ein Integrationsmodell

Das „salad bowl“ Modell hat zwei Bestandteile

•Gleichberechtigtes, gutes Auskommen miteinander, Gemeinsamkeiten entdecken

•Wahrung der Eigenständigkeit, Respekt und Anerkennung

•Das Gemeinsame wird betont

Wie integrieren?Bewertung verschiedener IntegrationsmaßnahmenVerschiedenheit betonen wird als schlecht bewertet

1

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6

Eine kulturelle

Begegnungsveranstaltung

besuchen

An einem Programm zur

Verbesserung derToleranz teilnehmen

An einer gemeinsamen

Aufgabe arbeiten

Das Gemeinsame betonenDie Unterschiede nicht so

stark beachten

Sich miteinander

befreunden

Zusammen ausgehen

(Kino, Restaurant)

Die Verschiedenheit

bewusst hervorheben und

betonen

Hier einige Bereiche, von denen man aufgrund von Forschungsergebnissen annehmen kann, dass sie Spannungen zwischen verschiedenen Kulturen, Ethnien oder Religionen verringern

können. Was meinen Sie dazu? 1=sehr gut geeignet bis 6=ganz schlecht geeignet.

S t u d e n t e n L e h r e r S c h ü l e r S e k I S c h ü l e r S e k I I E r z i e h e r P o l i z e i A n g e s t e l l t e K r a n k e n h a u s p e r s o n a l J o u r n a l i s t e n

Gemeinsamkeiten

•Die Beachtung der Verschiedenheit wird auch als notwendig erkannt

Situation in herkömmlichen Einrichtungen

( ausgewählte Daten von 323 Pflegekräften)

•63% Prozent haben muslimische KollegInnen

•... aber jeweils nur sehr wenige.•Mit diesen kommen sie zu 89%

„gut“ bis „sehr gut“ aus.•Der Anteil muslimischer/türkischer

Patienten wird auf 19% geschätzt.

Verbesserung der Integration

(ausgewählte Angaben von 323 Pflegekräften)

4. Von der großen Bedeutung der Eigenverantwortung für die Integration

Teufelskreis Integrationsunwilligkeit•Zusammenarbeit, Wissen übereinander

erwerben und private Kontakte verbessern die Integration

• Integrationsunwillige halten diese Methoden für schlecht

•Sie wollen „gesellschaftliche Lösungen“ - Sie meinen „der Einzelne kann nichts tun“

•Sie tun nichts und die Integration findet nicht statt

„Die Gesellschaft muß was tun..“ - führt zuschlechter Bewertung individuell ansetzender

Methoden

S tud L ehr SI SII Erz Po l An g SP K P Jou

Me hr w isse n

übere inander

erwer ben

23 23 30 33 21 38 36 17 18 18

Z usa mm en

ar beiten 24 29 31 29 25 33 35 21 20 14

K orre lation de r beide n Var iablen mi t Fac tore nsc ore „ D ie Gese ll sc haft m uß was tun“ - a ll e

signifi ka n t. Pers o nen , d ie die beide n Ma ß nahm en für ungee ignet halten , neige n zu r p ositiven

Bewer tung gese ll sc haftli cher A ktivitä ten.

S tud L e h r SI SII Erz P o l An g SP K P J

Me h r

W isse n 18 08 30 33 06 32 36 09 23 13

Z usa mm e n

ar b e ite n 20 14 36 35 14 34 34 18 34 23

K o rre la t io n sk o e ffi z ie n te n zw isc h e n der Gee ig n e the i t v o n „ Me h r W isse n ü b ere in a n der

erwer b e n“ b zw. „Z usa mm e n ar b e i te n “ ( v o n 1=se h r gee ig n e t b is 6= v ö lli g u n gee ig n e t) u n d der

Beur te il u n g v o n Mus lim e n (1=se h r gu t b is 6 =se h r sc h lec h t)

Ungeeignetheit von Methoden und schlechteBewertung der Muslime

„Fremdenfeindlichkeit muß gesellschaftlichgelöst werden“ - korrepondiert mit größerer

Fremdenfeindlichkeit/sozialer Distanz

Stud L SI SII Erz Pol An g

BM -15 -16 04 -08 -06 -15 -19 Der

Einze lne

kann

SD -22 -29 07 -04 -39 -17 -19

BM 07 16 19 22 17 24 31 Die

Gese llschaft

muß SD 21 20 32 36 17 25 15

Korre lationen de r Fac torenscores zu den Fak toren „Der Einze lne...“ und „Die Gese llschaft...“

mi t den Var iablen BM (=Bewer tung der Mus lim e in Schulnoten von 1 bis 6) und SD

(=s oziale Distanz von 0 bis 4). Rote W er te sind signifi kant.

Die Integrationswilligen

•Sie halten Wissen, Zusammenarbeit und privaten Kontakt für gute Methoden der Integration

•Sie glauben, daß sie selbst etwas für die Integration tun können und nicht „die Gesellschaft“

•Sie tun etwas für die Integration

Eigenverantwortung führt zur Integration

Danke für Ihre Aufmerksamkeit !