Post on 18-Oct-2020
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Interview mit René Ritter, Geschäftsführer bei Baker Hughes, a GE company
Gar nicht verbohrtOhne Erdöl würde unser Alltag um einiges anders aussehen. Es steckt nicht nur in vielen Pro-dukten des täglichen Gebrauchs. Auch in Form von Brennstoff für Autos und Flugzeuge oder als Energiequelle zum Heizen oder zur Stromerzeugung ist die Gesellschaft auf den Rohstoff angewiesen. Das Ölfeld-Serviceunternehmen Baker Hughes, a GE company, mit Sitz im nie-dersächsischen Celle macht mit seinen Dienstleistungen die Erdöl-Förderung nicht nur effek-tiv, sondern auch sicher.
Seit ihrer Fusion mit GE Oil and
Gas im Juli 2017 gehört die
Erdöl-Service-Gesellschaft Baker
Hughes, die ihren Stammsitz im
texanischen Houston hat, zur GE
Gruppe. Ihre Firmengeschichte
war schon in früheren Zeiten von
Zusammenschlüssen geprägt, aus
denen 1991 das Unternehmen
Baker Hughes, a GE company,
hervorging. Das Hauptgeschäft der
deutschen Niederlassung, die aus
sieben Gesellschaften besteht, ist
Drilling Services. Der Standort ist
kontinuierlich gewachsen, berich-
tet ihr Geschäftsführer René Ritter:
„1997 haben hier 440 Leute gear-
beitet. Bis dahin haben wir mecha-
nische Systeme wie Bohrmotoren
und anderes Untertagewerk her-
gestellt. Dann haben wir die Bohr-
technik revolutioniert und vom Mo-
torbohren auf das Rotary Steerable
System umgestellt. Damit kann
man dreidimensional, mit per-
manenter Rotation, frei untertage
bohren.“ Die Entwicklung ging fort-
an immer mehr in Richtung Hori-
zontalbohren, was große Vorteile
brachte: „Das Fördern von Öl und
Gas wird dadurch umweltfreund-
licher und wirtschaftlicher. Wir
können jetzt mit einem Bohrturm
viele Quellen erschließen. Das war daher ein echter Meilenstein“,
betont der Geschäftsführer. Die
reine Bohrtechnik wurde zuneh-
mend mit ‘Logging-While-Drilling’-
Technologie ergänzt, eine Technik,
bei der während des Bohrvorgangs
Bohrlochmessungen durchge-
führt werden. „Damit haben wir
einen absoluten technischen und
wirtschaftlichen Vorsprung“, so
René Ritter. Bis 2014 ging es stetig
bergauf. „Dann kam die große
Krise. 2015 brach der Weltmarkt
ein, in der Branche wurden teilwei-
se bis zu 60% der Beschäftigten
entlassen“, berichtet er. Bei Baker
Hughes, a GE company, verlief der
Abbau noch moderat. Heute sind
ungefähr 1.500 Menschen in Celle
beschäftigt, wobei weitere Stellen
noch zu besetzen sind.
Sicherheit geht vor
Im Hochtechnologie-Markt gebe
es nur drei bis vier Wettbewer-
ber. „Wir sind auf Rang zwei, im
Drilling sogar auf eins.“ Über 20
Milliarden USD Jahresumsatz
verzeichnet die gesamte Baker
Hughes-Gruppe, die circa 64.000
Mitarbeiter in 120 Ländern be-
schäftigt. „Bei uns kauft man keine
Produkte, wir entwickeln Werk-
zeuge und liefern Service“, erklärt
René Ritter.
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Unsere Branche wurde oft durch Katastrophen erschüttert. Wir sind heute Marktführer
im Bereich Sicherheit.
Naturwissenschaft in der Praxis: Geoscience ist eines der Tätigkeitsfelder am Standort Deutschland
Neue Dimensionen: Logging-While-Drilling macht Bohrlochmessungen während des Bohrvorgangs möglich
Wirtschaftsforum:
Baker Hughes, a GE company, ist
das erste Full-Stream-Unterneh-
men, das das ganze Marktsegment
bedient, also die gesamten vor-,
zwischen- und nachgelagerten
Prozesse. Die deutsche Nieder-
lassung deckt im Wesentlichen
fünf Bereiche ab: Directional Dril-
ling, mit dem die Richtung einer
Tiefbohrung beeinflusst werden
kann, Logging-While-Drilling mit
der Evaluierung von Gesteinen
und Formationen, Surface Logging
Systems, also die Analyse dessen,
was aus der Bohrung nach oben
gelangt, übertage Geoscience
und Petroleum Engineering sowie
die nachgelagerte Bohrloch-
Komplettierung. Automation und
Digitalisierung machen es heute
möglich, auf den Bohrstellen weni-
ger Personal einzusetzen. Zu den
Kunden gehören internationale
Ölfirmen wie Shell, BP oder Exxon,
aber auch Independent Firmen
auf der ganzen Welt. Ihnen allen
gemeinsam sei eines: „Alle wollen
wissen, wie viel Kohlenwasserstoff
in der Erde ist, wie viel davon ge-
fördert werden kann und wie hoch
Produktionsraten und Förderkos-
ten sind.“
Mitarbeiter geSucht
Der deutsche Standort steht für
Innovation und Schaffenskraft. In
Celle gibt es zum ersten Mal die
Zentrale einer Produktlinie außer-
halb der USA. Geeignete Fach-
und Führungskräfte zu finden, ist
jedoch anspruchsvoll. „Deshalb
haben wir unter anderem 100
Auszubildende und Studenten, die
ein duales Studium absolvieren.“
Die Mitarbeiter profitieren von
familienfreundlichen Arbeitsbe-
dingungen wie zum Beispiel einer
Kinderbetreuung in den Ferien,
großen Entwicklungsmöglichkeiten
und multidisziplinärem Arbeiten.
Für 2018 steht die weitere Digitali-
sierung des Ölfeldes und der Ser-
vice-Leistung im Fokus. Für den
Standort Celle sind die Aussichten
weiterhin gut: „Der kontinentaleu-
ropäische Markt ist sehr mager.
Aber wir bauen hier Hochtechno-
logie für den Weltmarkt. Wir sind
deshalb unabhängig vom Ölmarkt
in Deutschland.“ ❙
Baker Hughes, a GE companyBaker-Hughes-Straße 1 29221 Celle Deutschland
+49 5141 2030 +49 5141 203296
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Das Directional Drilling ermöglicht, die Bohrrichtung zu beeinflussen
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