Post on 17-Sep-2018
Wigwam ist Kampagnen-Agentur, Design-Studio und Organisationsberatung. Aber nur für das Gute.
Editorial
H A N D A R B E I T
J A … A B E R W O F Ü R ?
Das ”Gute“Prozess 3 WirkungsfelderProjekte 2017Eigengewächse
H E R Z S T Ü C K
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Der AnfangGenossenschaftTop 10 + 1 VorteilePrinzipienTeamFormateStrategie-Tage
K O P F A R B E I T
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Einnahmen Ausgaben Gewinn
Ja... und jetzt?
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I N H A L T
Ja. Dieses Buch beginnt mit einer klaren und überzeugten Zustimmung zu einer Frage: Lassen sich selbstbestimmtes Arbeiten, zivilgesellschaftliches Engagement und ein funktionierendes Geschäftsmodell miteinander vereinen? Für uns ist das kein Widerspruch, keine lose Verbindung, sondern eine Chance, die eine eigene Arbeitskultur in sich birgt. Diese Kultur möchten wir mit anderen teilen.
Aber lässt sich diese Haltung wirklich in zwei Buchstaben zusammenfassen? Ist es nur dieses simple Wort, das uns immer wieder auf dem Weg hin zu ökologischem und sozialem Wandel in unserer Gesellschaft begleitet?
Nein. Deswegen möchten wir mit diesem – unserem ersten – JA!Buch all das sagen, was für uns im Gestern, im Jetzt und im Morgen hinter diesem ”Ja“ steckt. Wigwam als der Ort, an dem alles zusammenkommt, ist dabei ebenso bestimmend wie die Projekte, an denen wir arbeiten, oder unsere selbstinitiierten ”Eigengewächse“.
Und wie bekommt man es eigentlich hin, dieses schwer erreichbare Gleichgewicht zwischen Austausch und Professionalität, zwischen Sicherheit und Entdeckergeist? Im Herzstück kann man nachlesen, ob das überhaupt möglich ist und welche Formen unsere Arbeitskultur dadurch konkret annimmt. Und auch die Lieblingsfrage unserer neugierigen Gegenüber findet Platz: ”Wie finanziert ihr euch eigentlich?“ Außerdem enthül- len wir alle relevanten Zahlen und Fakten zu dem, was wir eigentlich nicht in Zahlen und Fakten pressen wollen. Und was fehlt noch? Richtig, der Blick in die Zukunft. Mit ihm wollen wir weiter an uns arbeiten und aus Fehlern lernen, damit das Ja! uns auch in Zukunft begleitet.
War’s das dann schon? Ja... nein... Wir meinen, jein!
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Hier wäre jetzt die ideale Gelegenheit, um in einem knackigen Satz mit modern klingenden Worthülsen zu beschreiben, dass Wigwam den ökosozialen Wandel vorantreiben, die Zivilge-sellschaft stärken, oder – wie es (noch) auf unserer Webseite steht – für das Gute kämpfen will. Das klingt dann nach Wohlfühlen und dem allseits bekannten ”guten Zweck“. Wir wollen aber einen anderen Weg gehen, und zwar einen, der aufzeigt, wie komplex die Gemenge-lage ist, aber wie einfach die richtigen Fragen zum Ziel führen können.
J A … A B E R W O F Ü R ?
• D A S ” G U T E “ •
Im Wigwam sitzen Menschen, die ganz unterschied-
liche Ideen dazu haben, wie sich „das alles irgendwie
richtiger“ anfühlen könnte: Gesellschaft, Umwelt,
Arbeitsleben. Für die eine ist es der Weg in eine Welt
ohne fossile Brennstoffe, für den anderen das Aufde-
cken und Eindämmen von Lobbyismus in der Politik, für
die nächste die stärkere Selbstbefähigung durch Digita-
lisierung. So wie wir uns über unsere eigenen Haltun-
gen austauschen und Gemeinsamkeiten ausmachen, ist
auch bei unseren Partner*innen und Kund*innen die
Frage nach der gemeinsamen Schnittmenge dieser Vor-
stellungen die, die zählt. Die Interessen der Zivilgesell-
schaft werden vertreten durch jede Menge spannender
und ehrgeiziger Organisationen und Akteur*innen, die
wir auf ihrem eigenen Weg, in ihrem eigenen Wirken
unterstützen. Genauso begleiten wir Unternehmen aus
der Wirtschaft in ihrer Entwicklung, sofern wir einen
ernsthaften Veränderungswillen hin zu einer gerech-
teren und ökologischeren Welt spüren – ob bei Innova-
tion, Umwelt- oder Tierschutz, Bildung, Inklusion oder
anderen gesellschaftlich relevanten Themen.
Berechtigte Frage: Passen unsere Projekte dann immer
unter die Label „gut“, „fair“, „gerecht“ oder „gemeinwohl-
orientiert“? Diese Frage diskutieren wir ungefähr so
häufig, wie wir gefragt werden, was für uns eigentlich
das „Gute“ ist. Die Antwort liegt – wie so oft – verborgen
im Diskurs mit den Menschen, mit denen wir zusam-
menarbeiten, und hinter ihren Werten. Sie zu finden
und offenzulegen ist bei jedem anstehenden Projekt die
erste Etappe, die wir gemeinsam nehmen.
Und dann kann es losgehen!
• P R O Z E S S •
Ein Anruf, eine Mail, eine Anfrage findet ihren Weg
zu Wigwam. Ein Projekt steht an, die Rollen scheinen
klar: Auftraggeber*in hier, Agentur da. Doch welchen
Weg hat dieses Anliegen bereits hinter sich? Was sind
die Ziele dahinter, wer kam vorab zusammen und hat
sich bereits Gedanken gemacht oder schon etwas
beschlossen? Kann das Projekt diese Ziele erreichen?
Und welche Rolle soll Wigwam dabei einnehmen?
Suchen, bohren, finden. Geht es tatsächlich um den
Facebook-Auftritt oder nicht doch eher um eine umfas-
sende Content-Strategie? Was macht gerade mehr Sinn:
eine Mobilisierungskampagne oder die gezielte Anspra-
che von Politiker*innen? Lässt sich das Problem über
Maßnahmen zur Mitarbeiter*innenmotivation lösen
oder sollten viel mehr Vision und Kultur neu gedacht
werden? Wir erlauben uns, diese Fragen zu stellen.
Die Rollen klären. In unseren drei Arbeitsbereichen
Aktion, Kreation und Transformation unterscheiden
sich nicht nur die Expertisen, sondern auch die Rollen
von Wigwam. Zu Beginn des Projekts geht es daher
immer darum, diese Rollen klar und offen zu bespre-
chen, damit während des Projekts ein eindeutiges und
verlässliches Verständnis darüber herrscht. Arbeiten
auf Augenhöhe also, vom Briefing bis zur Evaluation.
Auf Augenhöhe begegnen. Wir lieben es, kreativ
zu sein und Ideen zu entwickeln. Viele Ideen und viel
Wissen sprudelt aber vor allem auch in den Menschen
selbst, die an uns herantreten. Wir sehen es als unsere
Kernaufgabe, diesen Schatz zu heben.
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Anzahl der Kunden je Wirkungsfeld (2017)
Offen kommunizieren und nachhaltig wirken.
Während das Projekt läuft, lebt die Zusammenarbeit
zwischen uns und den Organisationen, die wir beraten,
von offener Kommunikation. Digital finden wir gut,
persönlich ist besser. Menschen stellen wir in den
Mittelpunkt und möchten ihnen Hilfe zur Selbsthilfe
bieten, damit unsere Beratung nicht oberflächlich
bleibt, sondern nachhaltig in die Organisation wirkt.
• 3 W I R K U N G S F E L D E R •
Der Weg von der dreiköpfigen Social-Media-Beratung
zur 21-köpfigen Kommunikations- und Organisations-
beratung führte immer wieder durch neues Terrain
und hin zu Aufgaben, die neu am Horizont aufgestiegen
sind. Kreation, Aktion und Transformation sind somit
nicht nur unsere drei Wirkungsfelder, sondern bilden
auch die wichtigsten Meilensteine auf dem zurückge-
legten Weg.
AktionWir stiften an!
Aktion bedeutet für uns wirkungsvolle
Kampagnenarbeit und begeisternde
Ansprache – ob im Netz oder auf der
Straße, sie geht durch den Kopf ins
Herz und in die Hände.
Wenn es um die Überzeugung und
Teilhabe von Menschen geht, setzen
wir auf schlüssige Analysen, schlaue
Strategien und kreative Formate.
KreationWir stehen auf Handgemachtes!
Kreation ist für uns die konzepti-
onelle, technische und vor allem
gestalterische Übersetzung von
komplexen Inhalten. Wir zeichnen
Visionen, bauen Infografiken,
modellieren Webseiten und meißeln
Sprüche – genau so ästhetisch,
schlagkräftig und motivierend,
wie es das jeweilige Projekt erfordert.
TransformationWir lieben den Wandel!
Transformation bedeutet für uns das
Eröffnen von Erfahrungsräumen.
Neugierig und konstruktiv begleiten
wir Organisationen von der grundle-
genden Prozessentwicklung bis zur
Organisationskultur, die den
Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Und wir sind überzeugt:
Echte Veränderung braucht Methodik,
Kritik und viel Herz!
Autostadt Wolfsburg | Berliner Immobilienmanagement (BIM) | Bundes-
netzwerk Bürgerschaftliches Engagement | Campact | Caritas |
Caritasverband der Erzdiözese München und Freising | Christliche Initiative
Romero | CitizensLab | Coffee&Climate | Dachverband Anthroposophische
Medizin in Deutschland (DAMiD) | Bundesverband Netzwerke von
Migrantenorganisationen (NEMO) | Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
(DSW) | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) | Diakonie | Deutsche
Knochenmarkspenderdatei (DKMS) | Deutsches Rotes Kreuz | E.D.E.
Consulting | Evangelische Kirche in Deutschland | European Alternatives |
Evangelische Akademien in Deutschland | Evangelische Werk für Diakonie
und Entwicklung | forum für internationale entwicklung + planung (finep)
| Forum Fairer Handel | Friedrich-Ebert-Stiftung | German Scholars
Organization | Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg | Bündnis 90/
Die Grünen Bund | Bündnis 90/Die Grünen Hessen | Bündnis 90/Die Grünen
Niedersachsen | Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen | Bündnis
90/Die Grünen Schleswig-Holstein | Hanns R. Neumann Stiftung | Heinrich-
Böll-Stiftung | Hessischer Jugendring | International Civil Society Centre
(ICSC) | IG-Metall | IJM Deutschland | Islamic Relief | Körber-Stiftung |
Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen |
Landfrauen | Lebenshilfe | MitOst | Naturschutzbund Deutschland (NABU)
| Open State | pinkstinks | Pro Wildlife | Rootpacker | Social Impact LAB |
Start With A Friend | Stephanus Stiftung | Sternsinger | Stiftung Rechnen
| terre des hommes | UAEM | Umweltinstitut München | United Nations
High Commissioner for Human Rights (UNHCR) | Universität Göttingen
| Vier Pfoten | Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) | Weltladen
Dachverband | Wikimedia | Ziemlich Beste Antworten (ZBA)
Kund*innen 2017
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• P R O J E K T E 2 0 1 7 •
Mit unseren Projekten arbeiten wir an gesellschaft-
lich relevanten Themen. Sie machen uns Hoffnung
auf Veränderung und lassen unser Wissen und unsere
Fähigkeiten wachsen. Zu ihnen allen haben wir Ja!
gesagt und sind mit allen Beteiligten zu vielen aufregen-
den Reisen aufgebrochen.
2017 war stark geprägt vom Super-Wahljahr und dem
Willen vieler Organisationen, ihre Unterstützer*innen
noch mehr zum (digitalen) Mitwirken zu befähigen.
Unsere Projekte in diesem Jahr ließen alle drei Arbeits-
bereiche von Wigwam pulsieren.
Wie zum Beispiel eine komplette Kampagne inklu-
siv konzipiert, gestaltet und umgesetzt werden kann?
Wir haben es 2017 mit den Berliner Werkstätten für
Menschen mit Behinderung gezeigt und sind stolz auf
diese wertvolle Erfahrung.
Wie unter populistischem Beschuss von rechts(außen)
der Wahlkampf für ökosoziale Themen authentisch und
selbstsicher umgesetzt werden kann? In Baden-Würt-
temberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen
haben wir an der Seite der drei Grünen-Landesverbände
gekämpft. Oder wie eine offene, wirkungsorientierte
digitale Kultur in einer Organisation mit über 200 Mit-
arbeitenden entwickelt und verankert werden kann?
Der Transformationsprozess mit der Kindernothilfe in
Duisburg hat uns gezeigt, welch ein Kraftakt Kultur-
wandel sein kann, aber eben auch wie bereichernd.
Aus all unseren Projekten nur wenige Beispiele zu
wählen, ist ein bisschen wie die drei besten Urlaubsfotos
aussuchen – schön, aber fast unmöglich. Und dennoch:
Hier kommen sie. Die Impressionen dieser spannen-
den Reisen füllen die folgenden Seiten. Und wohin geht
die Reise noch? Mit all diesen Erfahrungen im Gepäck
und einer Lunchbox voller Neugier freuen wir uns die
nächsten gemeinsamen Entdeckungen.
Anzahl der Projekte nach thematischem Schwerpunkt und Umfang (Budget)
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• K R E AT I O N •
Einer abstrakten Idee eine Gestalt verleihen, etwas
sichtbar machen, wo vorher nur eine Ahnung bestand,
und komplexe Themen möglichst zugänglich darstel-
len? Diese Projekte zeigen wie.
Besinnung auf die eigenen Stärken
Evangelische Kirche Deutschland
Strategie, Konzeption, Design, Logo,
Programmierung
Die grundlegenden Strukturen der
EKD erklären, die wichtigsten Glau-
bensinhalte zelebrieren, die Position
zu gesellschaftlichen Schwerpunkt-
themen verdeutlichen und für alles
andere einen guten Service anbieten,
dafür steht die neue ekd.de.
Flucht verstehen lernen
UNHCR
Konzeption, Design
Die Broschüre ”Flucht und Asyl“
verbindet sachliche Gesetzes-
informationen mit emotional
geprägten Geschichten und
beleuchtet Flucht als relevantes
Thema für den Unterricht.
Die Broschüre wurde 2017 zum
dritten Mal aufgelegt und bisher an
7.300 Einzelpersonen sowie
Institutionen versendet und 5.200
Mal heruntergeladen.
Give me Moor!
Naturschutzbund Deutschland
Konzeption, Design
Unsere Infografiken für den NABU
zeigen natürliche Zusammenhänge
und klären auf: Interaktiv im Web
oder in Printprodukten informieren
wir anschaulich und portionsweise
über ökologische Themen.
Kleine Welten, großer Wandel
finep
Konzeption, Modellbau, Stereo-
Fotografie, Design
Für eine aktivierende Ausstellung im
Botanischen Volkspark Berlin ent-
wickelten wir im Rahmen der ”Make
Fruit Fair!“-Kampagne stereoskopi-
sche Miniatur-Szenarien im Schau-
kasten-Format, die konkrete Visionen
fast schon real werden lassen.
H A N D A R B E I TH A N D A R B E I T
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Am 12. Oktober 2017 tauschen Mitarbeitende aus Berliner Unternehmen den Arbeitsplatz mit Beschäftigten der Werkstätten für behinderte Menschen in Berlin.
Machen Sie mit und wechseln Sie die Perspektive!12. Oktober 2017
www.schichtwechsel-berlin.de
WAS WIR MACHEN?HOLZ EINZIGARTIG.
Eine Aktion von: Unterstützt durch: Medienpartner:
Schichtwechsel
Werkstätten für behinderte
Menschen
Konzeption, Workshop, Design,
Webentwicklung
Werkstätten für Menschen mit Behin-
derung sind vielseitig, kreativ und
inklusiv – nur wissen das die wenigs-
ten. Gemeinsam mit den Berliner
Werkstätten und dem Werkstattrat
setzten wir im Oktober 2017 den
Aktionstag und die Kampagne unter
dem Motto ”Schichtwechsel“ um:
Hunderte Menschen mit und ohne
Behinderung aus über 80 Unter-
nehmen, Behörden und Stiftungen
sowie 17 Werkstätten nahmen teil und
tauschten ihren Arbeitsplatz.
Sozial-O-Mat bei der #BTW17
Diakonie Deutschland
Konzeption, Screendesign, Web-
entwicklung, Social Media Beratung,
Redaktion
Soziale Gerechtigkeit beschäftigt
viele Bürger*innen, aber nur wenige
Parteien und Medien im Bundes-
tagswahlkampf 2017. Wie kommt das
Thema also in den Wahlkampf? Zum
Beispiel als Twitter-Liveberichter-
stattung beim TV-Duell und in Form
eines Kampagnen-Tools, das zeigt,
welche Auswirkungen eine Wahlent-
scheidung für sie haben könnte. Der
”Sozial-O-Mat“ stellt zwölf Thesen zu
Pflege, Armut, Alter und Flucht den
jeweiligen Parteipositionen gegen-
über und veranschaulicht sie durch
persönliche Geschichten.
Grüne Wahlkämpfe
Strategie, Beratung, Text, Design
Nach dem erfolgreichen Land-
tagswahlkampf für Bündnis 90/Die
Grünen Baden-Württemberg stand
fest: Das Ländle kann den grünen
Ministerpräsidenten behalten und
wir bekommen den Politik-Award für
die beste politische Kampagne 2016.
Für uns Ansporn genug, in Zeiten von
Populismus und Rechtsruck 2017 für
die beiden Landesverbände Nieder-
sachsen und Nordrhein-Westfalen
weitere Wahlkämpfe für die Grünen
durchzuführen: vom Storytelling bis
zum Plakatspruch und vom Parteitag
bis zum TV-Spot.
• A K T I O N •
An der Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft und
Politik haben wir mit unseren Mitstreiter*innen für
Bewegung, Engagement und Begeisterung gesorgt:
im Wahlkampf auf Landes- und Bundesebene sowie
bei der Integration und Inklusion von Geflüchteten und
Menschen mit Behinderung.
H A N D A R B E I TH A N D A R B E I T
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Zukunft mit Tradition
Dachverband Anthroposophische
Medizin in Deutschland
Strategie, Beratung, Workshops
Welchen Beitrag kann anthroposophi-
sche Medizin zu den Herausforderun-
gen unserer Zeit leisten?
Ausgehend von dieser Frage haben
wir uns gemeinsam mit der
AG Advocacy im Herbst 2017 auf den
Weg gemacht und Interviews mit
Beteiligten innerhalb und außerhalb
der Anthroposophie-Welt geführt,
Kräfte gebündelt, Prototypen gebaut
und in einem halbjährigen Prozess
Grundpfeiler für eine Kommunikati-
onsstrategie gesetzt.
Agil durch Open Strategy
Berliner Immobilienmanagement
Strategie, Beratung, Workshops
Wie kann sich ein Unternehmen
öffnen, um mehr Innovation, Transpa-
renz und Teilhabe interner und
externer Stakeholder zuzulassen?
Wie kann es vorausschauender und
agiler beim Umgang mit Megatrends
und sich rapide ändernden Anforde-
rungen wie der Unterbringung von
Geflüchteten, werden? Das fragte sich
die BIM, welche mit 500 Mitarbei-
ter*innen und rund 5.000 Immobilien
des Landes Berlin den Auftrag einer
nachhaltigen Stadtentwicklung
innehat. Wigwam begleitet die
BIM über ein Jahr lang in einem
Open-Strategy-Prozess beim Öffnen
für die Zukunft, aber auch beim
Einlassen, Ausprobieren und Einan-
dervertrauen.
Auf dem Weg in die Digitalisierung
Kindernothilfe
Strategie, Beratung, Workshops
inkl. Prototyping
Wir begleiteten die Kindernothilfe
mit ihren 200 Mitarbeiter*innen auf
ihrem Weg in die Digitalisierung.
Statt fertige Lösungen für das Spen-
densammeln der Zukunft und die
internationale Zusammenarbeit zu
übernehmen, haben wir eine Inno-
vationskultur eingeübt, die eigene
Antworten entwickeln kann. Mit Hilfe
eines moderierten Theory-U-Prozes-
ses wurden Ideen gesponnen, Proto-
typen entwickelt, diese an Zielgrup-
pen getestet und wieder überarbeitet.
Ergänzt wurde der gesamte Prozess
durch ein Führungscoaching. Am
Ende des Projekts hatten wir nicht nur
konkrete Lösungen für die Zukunfts-
themen entwickelt, sondern auch
einen Kulturwandel angestoßen.
• T R A N S F O R M AT I O N •
Was braucht es, um mit einer ganzen Organisation
einen Wandlungsprozess anzustoßen, alle Beteiligten
mitzunehmen und schließlich die Ergebnisse nachhal-
tig zu verankern? Unsere Projekte zeigen: viel Energie
und Empathie. Doch es lohnt sich!
H A N D A R B E I TH A N D A R B E I T
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• E I G E N G E W Ä C H S E •
Wir machen das ja alles nicht zum Spaß hier! Uns ist
es ernst mit der progressiven Mitgestaltung von Umwelt
und Gesellschaft. Deswegen unterstützen wir nicht nur
Organisationen im Rahmen ihrer Projekte, sondern
sorgen auch mit unseren eigenen Formaten für neue
Impulse, frische Ideen und gegenseitigen Austausch.
Darum sind uns unsere Eigengewächse so wichtig: Sie
sind unsere ganz eigenen Spielwiesen, auf denen wir
uns mit interessierten Menschen austauschen und auch
kritisch auf systemische Prozesse, auf Branchen und
Arbeitsweisen schauen können. Gemeinsames Lernen
und ein wachsendes zivilgesellschaftliches Netzwerk
sind der Ansporn, uns hier weiter auszutoben.
reCampaignDie reCampaign ist die Fachkonferenz
für die Zivilgesellschaft im Netz.
Seit 2010 diskutieren hier auf Einla-
dung von Wigwam, Oxfam und der
Socialbar jährlich etwa 300 Teilneh-
mer*innen über Strategien für den
gesellschaftlichen und digitalen
Wandel. Die Vernetzung, der gegen-
seitige Erfahrungsaustausch und das
Voneinanderlernen stehen dabei im
Mittelpunkt. recampaign.de
Campaigning GuideKampagne, wie geht das eigentlich?
Mit unserem Campaigning Guide,
den wir gemeinsam mit finep erstellt
haben, führen wir durch das Kampa-
gnenhandwerk – von A wie Aktionen
bis Z wie Zielsetzung. Und dank Cre-
ative-Commons-Lizenz gibt es den
Guide inzwischen in sechs Sprachen.
wigwam.im/campaigning-guide
WettbureauZwischen Tanke, Dönerbude und Dis-
counter haben wir mit unserem Wett-
bureau einen Raum für Begegnung
und Veränderung geschaffen. Hier
werden digital-soziale Fragen disku-
tiert, Workshops durchgeführt, kultu-
reller Austausch ermöglicht und poli-
tisches Engagement verhandelt.
wettbureau.im
Sommer AkademieSeit 2017 holen wir Menschen mit
Interesse an agiler und wirkungs-
voller Kommunikation raus aus dem
Alltag und bringen sie rein ins Grüne.
Bei unserer kompakten Fortbildung
profitieren sie nicht nur von der
gesunden Landluft in der brandenbur-
gischen Provinz, sondern finden auch
Raum für neue Methoden, frische
Perspektiven und eine unverstellte
Selbstreflexion.
wigwam.im/sommer-akademie
ArbeitsweltIn Sachen Neues Arbeiten sind wir
unser eigenes Labor und haben
schon allerhand ausprobiert, über-
nommen, verworfen und wieder neu
gedacht. Inspiration dafür geben und
gewinnen wir bei regelmäßigen Ver-
anstaltungen in unserem Wettbureau.
Der Name des Ganzen: ”Eine Arbeits-
welt, wie sie uns gefällt“.
IdeendinnerBei unserem hausgemachten Format
Ideendinner gibt es Futter für Kopf
und Magen! Hier bringen wir die
Themen auf den Tisch, die uns um-
und antreiben: von TTIP bis Metzger-
sterben. Und damit wir dabei nicht
im eigenen Saft schmoren, laden wir
jedes Mal engagierte Gäste ein. Am
Ende sind alle satt, doch der Appetit
auf gute Ideen und anregende Dis-
kussionen bleibt.
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Gemeinsam Großes
B E W E G E N
reCampaign 2016, Foto: Jörg Farys
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”Kann ich mal bitte den Chef sprechen?“ Diese Frage bringt in regelmäßigen Abständen ein Teammitglied am Telefon zum Schmunzeln. Wo soll man da anfangen? Die naheliegenden Antworten ”Hamm’wa nich“, ”Ist untergetaucht“ oder ”Welchen von den 20?“ führen auch nicht so richtig zum Ziel. Doch diese und ähnliche Fragen spiegeln uns oft wider, dass das, was für uns selbstverständlich geworden ist, auch immer wieder erzählenswert ist. Wir sind also alle Chef*in und arbeiten ganz offiziell seit August 2016 ”oben ohne“.
Im folgenden Kulturkapitel erklären wir, wie es dazu kam und was das genau heißt. Konzentration, es wird ausführlich!
J A … U N D W E R ?
• D E R A N FA N G •
Seit der Geburtsstunde von Wigwam (damals noch
Nest) im Juni 2009 als Social-Media-Beratung für NGOs
steht fest: Wer den Wandel will, der muss auch immer
wieder bei sich selbst anfangen. Daher ist das Wigwam
mehr als nur ein Ort, an dem Menschen zusammenar-
beiten. Es ist auch ein eigenes soziales Labor, in dem das
Team gemeinsam träumt, experimentiert und die eigene
Arbeitswelt gestaltet, wie es ihm gefällt.
Von der GmbH zur GenossenschaftBeim gemeinsamen Träumen ließ uns die Rechtsform
als GmbH oft unruhig schlafen: Denn viele aus dem
Team entschieden mit, aber nur wenige – in diesem Fall
Geschäftsführung und Gesellschafter*innen – trugen
im Zweifel die Konsequenzen. Das sorgte auf Dauer für
eine unbefriedigende Schieflage.
Uns wurde immer klarer, wir wollen auch in unserer
Rechtsform geteilte Verantwortung und gelebte
Kultur konsequent abbilden. Welche Form könnte da
besser passen als die der Genossenschaft, welche ihren
Ursprung im solidarischen Wirtschaften hat?
Nach sieben Jahren wagten wir also 2016 den Wandel.
Und auf diesem Weg haben wir gelitten, gezweifelt
und noch mehr gehofft: Paragrafen wurden entziffert,
Zahlen gewälzt und staubige Konzepte wie das der
„Generalversammlung“ mit Leben gefüllt. Rückblickend
können wir sagen: Es hat sich gelohnt. Und wie! Nicht
nur kulturell haben wir uns weiterentwickelt, auch
wirtschaftlich betrachtet hat es sich ausgezahlt: Unsere
Genossenschaftsjahre sind die bisher umsatzstärksten
Jahre.
• G E N O S S E N S C H A F T •
Zum Wohle, Mitglieder! Mit der Genossenschaft
tragen alle Mitarbeiter*innen Wigwam konsequent
gemeinsam. Unsere inhaltliche und fachliche Aus-
richtung ändert sich dadurch nicht, sie wird allerdings
durch den Aspekt verstärkt, der bei der Genossenschaft
im Vordergrund steht: die Förderung der Mitglieder. Im
Sinne dieser Förderung haben wir unsere Strukturen so
erweitert, dass sich alle Mitarbeiter*innen noch mehr so
einbringen können, wie sie das möchten.
Die RollenverteilungFür unsere internen Aufgaben haben wir sechs Kreise
mit festen Themen, Rollen und Aufgaben entwickelt:
· Personal
· Teamentwicklung
· Kommunikation
· Kundenbetreuung und Akquise
· Finanzen und Controlling
· Büromanagement und Team-Support
Zu diesen Kreisen gehören all diejenigen, die auf das
Thema Lust haben und außerdem jeweils zwei Vor-
standsmitglieder. Die Kreise arbeiten autonom und
treffen sich in unterschiedlichen Rhythmen.
H E R Z S T Ü C KH E R Z S T Ü C K
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Der Vorstandsetzt sich aus sechs Personen
zusammen, die jeweils in zwei Krei-
sen vertreten sind. Im Vorstand
werden die Themen aus den Krei-
sen zusammengetragen und in ein
Gesamtbild gebracht. Strategien,
Visionen und anstehende Entschei-
dungen werden vorgedacht, bevor
sie dann im Team zur Entscheidung
weiterentwickelt werden.
Der Aufsichtsrat besteht aus vier Personen und hat die
Aufgaben, den Vorstand nach recht-
lichen Vorgaben zu kontrollieren und
die Arbeit im Wigwam qualitativ
abzusichern. Zudem ist der Aufsichts-
rat beauftragt, Entscheidungen
anzustoßen, diese nachzuhalten und
transparent zu machen sowie zu
moderieren und sicherzustellen, dass
die Themen auch konsequent ins
ganze Team getragen werden.
Die Mitglieder unterteilen sich in aktive und inves-
tierende Mitglieder. Fast alle
Mitarbeiter*innen von Wigwam sind
aktuell auch aktive Mitglieder der
Genossenschaft, das heißt sie sind
in der Generalversammlung stimm-
berechtigt und wählen gemeinsam
alle zwei Jahre Vorstand und Auf-
sichtsrat.
Im Gegensatz zu GmbH-Zeiten ist es
durch einen Beitritt als investieren-
des Mitglied bei der Genossenschaft
nun möglich, an unserer Vision und
unserem Weg teilzuhaben, ohne bei
uns angestellt zu sein.
Übersicht der Gremien
Arbeitszeiten der Wigwam Mitarbeiter*innen pro Woche
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Kein Profit mit Anteilen Jedes Mitglied zahlt seinen Anteil
und bekommt genau diesen wieder
zurück, wenn es austritt. Es ist also
grundsätzlich keine Spekulation
durch eine Wertsteigerung von
Anteilen möglich.
Gleichberechtigung Jedes Mitglied hat bei Abstimmungen
jeweils eine Stimme, ganz egal wie
viele Anteile es besitzt.
Mitmachen ist einfach Der Ein- oder Austritt ist unbüro-
kratisch, bedarf keines Notars bzw.
keiner Notarin und keiner Unterneh-
mensbewertung.
Diese Flexibilität macht die Barriere
viel niedriger, Mitglied zu werden und
sich mit einem Anteil am Kapital zu
beteiligen.
Geteilte Verantwortung Alle Mitarbeiter*innen – ob im Vor-
stand oder nicht – haften mit dem
gleichen Betrag. Das haben wir über
die Anteile hinaus durch Binnen-
verträge sichergestellt. Das heißt:
Entlastung der bzw. des Einzelnen
zur Absicherung aller.
• T O P 1 0 + 1 V O R T E I L E •
Zu den wichtigsten Vorteilen der Genossenschaft
gehören aus unserer Sicht diese Punkte:
• P R I N Z I P I E N •
Außerdem arbeiten wir nach folgenden Prinzipien,
die wir schrittweise über die Jahre entwickelt haben:
Verantwortung füreinander In der Genossenschaft sind die
Mitglieder Arbeitnehmer*innen und
Arbeitgeber*innen gleicherma-
ßen, die Wigwam unternehmerisch
und gemeinschaftlich führen. Dazu
gehört zum Beispiel das gemeinsame
Bewusstsein für das Unternehmen.
Mehr Perspektiven Aufsichtsrat und genossenschaftli-
cher Prüfungsverband stellen sicher,
dass im Sinne des Unternehmens
und der Mitglieder gehandelt wird.
Wir sehen darin nicht mehr Kontrolle,
sondern klare Aufgabenverteilungen
und eine gegenseitige Begleitung
und Beratung.
Stabilität Die regelmäßige Prüfung durch den
genossenschaftlichen Prüfungs-
verband schützt die Geschäftspart-
ner*innen und Mitglieder vor finan-
ziellem Schaden. Auch aus diesem
Grund ist laut Deutschem Genossen-
schafts- und Raiffeisenverband die
Genossenschaft ”seit vielen Jahren
die mit Abstand insolvenzsicherste
Rechtsform in Deutschland.“
Wahlen statt Besitz Die leitenden Funktionen Vorstand
und Aufsichtsrat werden auf der
Versammlung aller Mitglieder demo-
kratisch gewählt.
Rotation Alle Mitarbeiter*innen wählen unsere
sechs Vorständinnen und Vorstände
und vier Aufsichtsrätinnen bzw. Auf-
sichtsräte in demokratischen Wahlen
alle zwei Jahre neu. Damit sorgen wir
für Wissenstransfer, geben jeder und
jedem die Chance, in einem Amt mit-
zuwirken und vermeiden routinierte,
festgesetzte Positionen.
Offenheit Vorstands- und Aufsichtsrats-
sitzungen sind offen: Alle Mitarbei-
ter*innen können immer an den
Treffen der ”Organe“ teilnehmen.
Gleichberechtigung Der Frauenanteil in Vorstand und
Aufsichtsrat liegt, wie auch im
ganzen Team, bei 50%. Bei der letzten
Generalversammlung haben wir eine
Quote von 33% für Vorstand und
Aufsichtsrat beschlossen und freuen
uns, dass wir sie bei der Wahl der
Gremien noch übertroffen haben.
Selbstorganisation”Tu das, worin du gut bist, worauf du
Lust hast und dort, wo du gebraucht
wirst” lautet unser Credo.
Doch Selbstorganisation braucht
klare Strukturen, Rollen und Zustän-
digkeiten. Durch unsere festgelegten
Themenkreise engagiert sich jede*r
von Buchhaltung bis Design.
Dadurch lösen wir pyramidenartige
Hierarchien auf und fördern
Mitwirkung und Entscheidung in
unterschiedlichen Themen.
Tandems Durch eine Doppelbesetzung bei
großen Projekten und auch durch die
Vorstandstandems in unseren inter-
nen sechs Kreisen stellen wir sicher,
dass die verantwortlichen Personen
sich gegenseitig vertreten können,
Wissen ausgetauscht und eine Kultur
der gemeinsamen Entscheidungsfin-
dung gefördert wird.
Transparentes Gehältermodell Mit einem selbst erarbeiteten
Wunschgehältermodell denken wir
Geld neu. So sorgen wir nicht
nur für volle Transparenz in einem
gemeinsam geführten Wirtschafts-
betrieb, sondern werden auch den
unterschiedlichen Lebensentwürfen
aller Mitarbeiter*innen gerecht.
Flexibles ArbeitenSelbstorganisation bedeutet für uns
auch, selbstbestimmt über die eigene
Arbeitseinteilung zu entscheiden.
Deswegen arbeiten wir zu flexiblen
Zeiten und mit ganz unterschiedli-
chen Teilzeitmodellen. Die meisten
arbeiten 32 Stunden pro Woche.
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• T E A M •
We Quereinstiege Stärken fördern und den Blick für versteckte Talente
und Leidenschaften bewahren? Diese persönlichen
Geschichten beweisen es: Eine Architektin, die nach 30
Jahren Berufserfahrung im Ländle zu uns nach Berlin
und damit in eine neue Branche gewechselt hat, um
Projekte als „Kommunikationsarchitektin“ zu gestalten.
Eine Buchhändlerin, Hotelbesitzerin und Farmpädago-
gin in Argentinien, die mit viel Lebenserfahrung ihren
Weg in unsere Buchhaltung gefunden hat und sich
gemeinsam mit unserem Finanzvorstand um die Welt
der Euros kümmert. Eine Designerin, die in Teilzeit von
Lübeck aus arbeitet, wenn sie nicht gerade mit ihrem
eigenen Wagen ihr saisonales, regionales Streetfood
und Catering zaubert. Ein Philosoph erstellt Webkon-
zepte. Ein Illustrator ist Personalvorstand.
Der Formationsflug von
Wigwam über die Jahre
Anzahl Mitarbeiter*innen
pro Jahr (2009-2017)
Wigwam heißt: 21 Lebensentwürfe unter einem Zelt-
dach. Deshalb sind auch die Arbeitszeiten und -orte so
flexibel wie das Leben der Menschen, die hier mitein-
ander arbeiten. Nicht, dass das immer einfach wäre.
Gruppendiskussionen zum Gehältermodell per Video-
konferenz verfolgen, beim Informieren über die letzte
Abstimmung beim Helpdesk bloß niemanden verges-
sen, Abgabefristen einhalten trotz des kranken Sohns
des zuständigen Designers mit einer Zwei-Tage-Stelle.
Was mit „flexiblen Lösungen“ so selbstverständlich
klingt, kann im Arbeitsalltag zu einer echten Heraus-
forderung werden. Besonders dann, wenn mehrere Mit-
arbeiter*innen gleichzeitig Familie gründen oder sich in
individuell unterschiedliche Teilzeitmodelle aufteilen.
Aber zum Glück scheuen wir keine Herausforderungen.
Kommunikation und ErgebnisseMit einer Infrastruktur, die geprägt ist von Team-Kom-
munikation (vor allem über den internen Kommunika-
tionsdienst Mattermost), einem System aus Projekttan-
dems, bestehend aus Hut und Brille (eine hat den Hut
auf, der andere sieht mit der Brille alles, was passiert,
und gibt Input) und einer eigenen Serverstruktur begeg-
nen wir diesen Herausforderungen täglich neu. Und
spüren doch immer öfter: Was Prozesse fließen und von-
einander entfernte Menschen gut miteinander arbeiten
lässt, sind nicht nur schlaue Infrastrukturen, sondern
vor allem auch die gemeinsamen Erlebnisse und Rituale.
Anzahl der Mitarbeiter*innen
nach Fachbereichen
inkl. Werksstudent*innen und
Praktikant*innen 2017
In Schubladen lassen wir uns nur
bedingt stecken. Deswegen ist fast
jede*r Mitarbeiter*in in mehreren
Bereichen zu Hause.
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• F O R M AT E •
Kommt man zu uns ins Büro oder ruft uns an, kann es
immer wieder zu ungewohnten Situationen kommen:
Man öffnet die Tür und sieht rund 20 Menschen ver-
sammelt um den Stehtisch in der Mitte des Raumes.
Als Journalist fragt man nach einem Interviewtermin
Donnerstagmorgen und kriegt die Antwort: „Da kann
ich leider nicht, da ist Rundlauf.“ Als Kundin ruft man
nachmittags im Wigwam an und lauscht der freundli-
chen Stimme des Anrufbeantworters: „Vielen Dank für
den Anruf. Wir sind gerade auf Teamausflug!“
Wir können das alles erklären! Bis zu 30 Projekte
gleichzeitig halten uns in der Regel auf Trab. Mit der
Vielschichtigkeit des Alltags wächst der Wunsch
zu wissen, was die Tischnachbar*innen treiben, der
Wunsch nach geteiltem Wissen, Erfahrungen und
der Wunsch nach einem Austausch darüber, was uns
eigentlich zusammenhält.
Daher hier nun der ultimative Wegweiser zu den
Formaten, die sich über die letzten Jahre herauskristal-
lisiert haben:
Helpdesk/Standup (täglich 12:45 Uhr)
Um täglich alle Anwesenden zusammenzu-
bringen, zieht der Stehtisch wie ein Magnet die
gesamte Belegschaft von ihren Plätzen. In einer
schnellen Runde wird nach Hilfe gefragt,
selbige angeboten oder Ankündigungen, Fragen
und Stimmungsbilder zu einem bestimmten
Thema kundgetan. Und: Danach sind alle schon
startklar fürs gemeinsame Mittagessen.
Donnerstags-Spezial: An dem Tag, an dem das
Büro meist am besten gefüllt ist, erzählen alle
der Runde, woran sie gerade arbeiten.
Projektrunde ( jeden Montag 9 Uhr)
Gleich am Anfang der Woche versammeln sich
die Projektmanager*innen um den mit
Brötchen, Aufstrich und Kaffee gedeckten
Küchentisch. Hier sorgen wir dafür, dass die
Aufgaben für alle zukünftigen und gegenwärti-
gen Projekte verteilt sind. Finanzielle Lage,
Auslastung des Teams und Absprachen für
laufende Projekte werden hier diskutiert und
sorgen für einen klaren Start in die Woche.
Ob Begeisterung für oder eine kollektive
Entscheidung gegen eine neue Projektanfrage
– die Projektrunde ist die erste Etappe auf dem
Weg zur Umsetzung.
Themenkreise (wöchentlich/zweiwöchentlich)
Wir organisieren uns in unseren sechs Kern-
bereichen Personal, Teamentwicklung,
Kommunikation, Kundenbetreuung und Akquise,
Marketing, Finanzen und Controlling sowie
Büromanagement und Team-Suport in
holokratischen, offenen und autonomen
Kreisen, in denen sich jede*r einbringt und
in denen jeweils Vorstandstandems die
verbindenden Personen sind.
Designer-Runde (Mittwoch 9:30 Uhr, alle 2 Wochen)
Um Austausch und Feedbackkultur jenseits von
Projektgrenzen und Terminen zu leben, trifft
sich das Designteam in großer Runde bei Kaffee
und Laptop. Die aktuellen Projekte sind dort
genauso Gegenstand der Unterhaltung wie die
neuesten Plugins, Workflows oder Inspirationen.
Rundlauf (am ersten Donnerstag im Monat 9:00 Uhr)
In großer Runde werden für das Team relevante
Punkte angebracht, besprochen und
weitergeführt. Ob Gehältermodell, Themen aus
den Themenkreisen oder den Teamausflügen –
gegenwärtige Stimmung und Bedürfnisse des
Teams bestimmen hier die Agenda. Protokoll,
Audio-Aufnahme und Videokonferenz holen
auch diejenigen aus dem Team ab, die nicht vor
Ort sein können.
Hörnchenrunden (individuell, alle 4 bis 6 Wochen)
Ein Format, das definitiv den Wachstumsphasen
von Wigwam geschuldet ist, sind diese
Kleingruppen zum persönlichen Austausch.
Sie wurden bereits als ”fleischgewordener
konstruktiver Flurfunk“ bezeichnet und werden
der Tatsache gerecht, dass es oft persönliche
Anliegen gibt, die man ungern direkt mit 20
Leuten teilen möchte. Hier wird’s persönlich –
im besten Sinne.
Strategie-Tage (drei Tage lang, dreimal pro Jahr)
Wer von morgens bis abends mit kommunika-
tiven und organisatorischen Herausforderungen
aller Art konfrontiert ist, braucht immer wieder
Zeit zum Ausbrechen und Zusammenfinden.
Dafür fahren wir drei Mal im Jahr ins Grüne,
um uns gemeinsam der großen Themen
anzunehmen.
Alle Team-Treffen in einem Wigwam-Jahr
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• S T R AT E G I E - TA G E • Schmölln, Fredersdorf, Bochow – diese Orte in Bran-
denburg sind für uns so inspirierend und verheißungs-
voll wie London oder Paris für andere. Deshalb bauen
wir unser Wigwam drei Mal pro Jahr für drei Tage ab
und dort wieder auf. Im Büro sind wir die meiste Zeit
mit Herz und Hand in unseren Projekten aktiv. Tägliche,
wöchentliche und monatliche Team-Formate helfen
uns dabei, weder Wigwam selbst noch die Mitarbei-
ter*innen aus dem Blick zu verlieren.
Doch für weitreichende und strategische Fragen
braucht es einen eigenen Raum. Dafür fahren wir auf
Teamausflüge. Dort treiben uns dann Fragen um wie:
Was machen wir eigentlich und mit wem? Wie wollen
mir miteinander und mit Kund*innen zusammenar-
beiten? Wie sieht ein gerechtes Gehältermodell aus?
Dort bekommen auch endlich Lieblings-Liegenbleibe-
Themen wie unsere eigene Webseite oder das interne
Wissensmanagement die richtigen Nährstoffe, damit
sie danach weiterwachsen können.
Immerhin sind es über zwanzig verschiedene Inter-
essen, Haltungen und Lebensentwürfe im Team, die da
zusammenfinden. Wenn wir also wieder „auf Teamaus-
flug“ sind, schmieden, streiten und schlummern wir
irgendwo zwischen Flipchart und Feuer – natürlich mit
dem nötigen Sicherheitsabstand!
Teamausflüge:
Themen und Orte
Wichtige Entscheidungen und Ereignisse bei unseren Strategie-Tagen:
Ein Wirkungsmodell wird initiiert,
neue Entscheidungsstrukturen disku-
tiert und die Arbeitsgruppe ”Wigwam
im Wandel“ etabliert.
Wir beschließen zu verschlüsseln,
jubeln über Schwangerschaften und
ein 7:1, widmen uns Wigwams Werten
und werkeln an der Webseite.
Aus dem ”Nest wird ein Wigwam,
das wir zum ersten Mal im Sommer-
domizil Schmölln aufstellen. Auch
neu: Themenkreise und Team-GIFs.
Nach der Entscheidung für die
Genossenschaft in Leipzig erfolgt die
Gründungsversammlung in Schmölln.
Ab Sommer das heiße Thema:
Gehältermodell.
Wir arbeiten an einer Vision, schärfen
unser Profil und bringen nach einem
Jahr die Gehälterdiskussion zu einem
guten Ende.
Wir spüren: Zwei Tage Workshop zu
Körpersprache und Präsenz lohnen
sich. Und der optimale Projektablauf
steht am Ende auch!
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Veränderung kann man nicht kaufen, aber sie kostet durchaus Geld. Und genau darüber sprechen wir jetzt – mit Kund*innen, mit Kolleg*innen und eben auch hier im Buch. In der Tat verdienen wir nämlich mit unserem Engagement und unseren Leistungen echtes Geld und brauchen entgegen der häufigen Erwartungen für all unsere Prozesse und Herangehensweisen keine Finanzspritzen von Investor*innen oder Bankkredite. Im Gegenteil, wir können uns bei den vielen tollen Anfragen sogar immer noch aussuchen, für was und wen wir wirklich arbeiten wollen.
Die Hauptsache ist, dass am Ende des Monats genug für unsere Mieten, unsere Gehälter und unsere Pläne zusammengekommen ist. Finanzieren lässt sich das alles hauptsächlich durch die Projektarbeit mit unseren Kund*innen und Partner*innen. Auf den kommenden Seiten geben wir einen transparenten Einblick in unsere Zahlenwelt.
J A … N U R W I E ?
• E I N N A H M E N •
Wigwam wirkt auf vielfältige Weise: Wir sind als
Sprecher*innen auf verschiedenen Veranstaltungen
und Workshops unterwegs, organisieren einmal im
Jahr mit der reCampaign das Klassentreffen der digita-
len NGO-Szene sowie mit der Sommer Akademie unser
Fortbildungsangebot für agile Organisation und inno-
vative Kommunikation. Mit dem schönen Wettbureau
– unserem Veranstaltungsraum im Vorderhaus – stellen
wir zudem einen Ort für Workshops oder Ausstellun-
gen zur Verfügung. Die meiste Arbeitszeit und die
größte Portion Leidenschaft und Begeisterung stecken
wir jedoch in Projekte aus den Bereichen Kreation,
Aktion und Transformation.
Mal euphorisch, mal nervös, mal fokussiert, mal
erschöpft ... eigentlich reden wir zu oft über sie, weil
sie uns so sehr beschäftigen: unsere Projekte. Durch sie
haben wir ein finanzielles Hauptstandbein, das uns all
die Luftschlösser und Veränderungen überhaupt erst
ermöglicht. Im Jahr 2017 umfasste dieses eine Rekord-
gesamtleistung von 1.345.000 Euro. Hiervon entfielen
1.289.000 Euro allein auf die Projektarbeit. Betrachtet
man die drei Wirkungsbereiche, so erzielten wir durch
Aktionsprojekte die meisten Einnahmen, gefolgt von
Kreations- und Transformationsprojekten.
Betriebswirtschaftliche
Auswertung in Euro
01.01.17 - 31.12.17
vor der endgültigen Feststel-
lung des Jahresabschlusses
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Einnahmen im Verhältnis zur Projektanzahl
nach Wirkungsfeldern
Einnahmen nach Projektgröße und
Anzahl der Projekte 2017
Einnahmen nach Kundenkategorie
Wettbureau-VermietungIn unserem hauseigenem Veranstaltungsraum wird
schon mal „über den Tellerrand“ gekocht, ein Bundes-
tagswahlkampf vorbereitet, über „Mein Grundeinkom-
men“ debattiert oder konkret an der Zukunft und Aus-
gestaltung von ökosozialen oder kulturellen Projekten
gefeilt. Die Mieteinnahmen von 17.000 Euro spiegeln
dabei weder die Höhe der Kosten noch die Nutzung
und den Nutzen dieser Räumlichkeiten wider, da wir
a) selbst viel zu gerne dort mit unseren Kund*innen
spielen und zudem b) für viele gemeinnützige Projekte
den Raum kostenfrei zur Verfügung stellen.
• A U S G A B E N •
Kommen wir zu einer Sache, die wir ganz gut können:
Geld ausgeben. Da das oberste Ziel einer Genossenschaft
die Mitgliederförderung ist, macht das besonders viel
Sinn und Spaß. Die wichtigste Ressource im Wigwam
sind schließlich die Menschen und ihre Ideen. Daraus
entsteht alles, was Wigwam ausmacht. Wir kommen
als Entwickler, Konzepterinnen, Designer, Beraterinnen
und Mitstreiter zusammen, um mit kreativen Köpfen
und fähigen Händen Neues zu erschaffen.
Es verwundert also nicht, dass die Gehälter an erster
Stelle der Ausgabenliste stehen, dicht gefolgt von den
Ausgaben für die Freelancer, mit denen wir zusammen-
arbeiten. In Summe haben wir hierfür in 2017 unge-
fähr 1.065.000 Euro ausgegeben. Das macht bei einer
Gesamtleistung von 1.345.000 Euro einen sehr beacht-
lichen Prozentsatz aus, was bei der Art unserer Dienst-
leistungstätigkeit aber nicht verwunderlich ist. Darüber
hinaus benötigen wir natürlich auch Geld für unsere
Räumlichkeiten und Ausflüge, unsere Bahnfahrten und
Biokisten, unsere Rechner sowie die digitalen und ana-
logen Malwerkzeuge für unsere Designer*innen.
Wofür wir noch Geld ausgegeben haben:
Lizenzen: 20.310€
Rechtsberatungskosten: 4.364€
Fortbildungskosten: 1.662€
Fachliteratur: 507€
Porto: 631€
Werbe-/Reisekosten: 25.946€
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• G E W I N N •
Wigwam gehört uns allen. Das meint konkret, dass
alle Genoss*innen Anteile an der Genossenschaft
halten. Nicht jede Kollegin oder jeder Kollege muss
unbedingt Mitglied der Genossenschaft sein, trotzdem
gilt Wigwam auch ihnen. Wenn uns aber allen alles
gehört, was machen wir dann mit unseren Gewinnen?
„Eine Gewinnmaximierung ist nicht oberstes Ziel der
Genossenschaft. Ziel ist vielmehr, neben der Mitglie-
derförderung eine stabile finanzielle Lage der Genossen-
schaft in Form von Rücklagen zu bilden und faire Gehäl-
ter auszuzahlen.“ So steht es in unserer Satzung und so
leben wir es auch.
3% für AnteileDer Gewinn unserer Genossenschaft muss zunächst
für die Verzinsung der gezeichneten Anteile verwen-
det werden. Aktuell verzinsen wir unsere Anteile mit
dem Satz von 3%. Dies führte 2017 bei einem gezeich-
neten Eigenkapital von 45.000 Euro zu einer sogenann-
ten „Ausschüttung“ von insgesamt 1.350 Euro für alle
Genoss*innen zusammen.
RücklagenWenn das alles bezahlt ist, dann sieht unsere Satzung
zudem vor, dass weiterer Gewinn in den Aufbau von
Rücklagen umzuwandeln ist. Die Mindesthöhe dafür
wird mit dem Anderthalbfachen der Gehaltssumme des
Dezembers angegeben. Hintergrund ist die finanzielle
Absicherung der Genossenschaft vor etwaigen „Durst-
strecken“, in denen wir keine oder nur sehr wenige Ein-
nahmen generieren. Für diesen Fall könnten wir uns
zumindest noch anderthalb Monate die Gehälter aus-
zahlen, bevor sich erste Schweißperlen bilden. Im Jahre
2016 waren wir viel mit der Umstrukturierung der
GmbH hin zur Genossenschaft beschäftigt.
Auch wenn aufgrund der langwierigen internen Pro-
zesse der Gewinn entsprechend gering ausfiel, schaff-
ten wir es trotzdem über die Null-Hürde. Umso mehr
freuen wir uns, dass wir es aller Voraussicht nach
bereits 2017 geschafft haben, nach Abzug der Steuern
und sonstigen Posten die Rücklage bis zur geforderten
Höhe aufzufüllen. Bis zur nächsten Generalversamm-
lung im Sommer 2018 müssen wir nun klären, ob wir
weitere Rücklagen aufbauen möchten oder eine Rück-
vergütung beschließen.
Unser Reinvestment im Alltag:
In der Küche:
Bitzelwasser: Viva con Agua
Apfelsaft: Ostmost Streuobstwiesen Manufaktur
Gemüse: Gemüsekiste von SpeiseGut
Koffein: ökologischer Kaffee aus Berliner Behindertenwerkstätten
Starthilfe: wir kochen mit Geflüchteten
Im Büro:
Energie: Naturstrom
Bücher: buch7.de (Der soziale Buchhandel)
Mobiliar: Second-Hand-Läden und (befreundeten) Tischler*innen
Schreibkram: Memo (Bürobedarf öko & fair)
Knete: GLS Bank
Unterwegs:
Fortbewegung: innerhalb Deutschlands grundsätzlich mit der Bahn und
innerhalb Berlins fast ausschließlich mit dem öffentlichen Nahverkehr
Andere:
Spenden: Rettet den Regenwald e.V., Ökolöwe-UmweltbundLeipzig e.V.,
Foodwatch e.V., Roter Stern Berlin 2012 e.V.
Förderung: in unserem Eventraum, dem Wettbureau, ermöglichen wir
ökosozialen Vereinen des Umfelds eine kostenlose Buchung
WunschgehaltDie Überschrift macht neugierig und birgt noch so
viel mehr als sie verspricht. Ja – seit dem Sommer 2016
leben wir in der Tat mit einem selbst erarbeiteten und
transparenten Gehältermodell. Der Weg dahin war
aber durchaus holprig. Mit der Gehalts- und Gelddis-
kussion haben wir einen Diskurs über die Themen Leis-
tung, Engagement, Bedarf, Zufriedenheit, Gerechtigkeit,
Überzeugungen, Erziehung, Lebensentwürfe, Lebens-
stile, Vorsorge und Co. entfacht und zudem mindestens
zweihundert Fässer pro Kolleg*in aufgemacht. Am Ende
aber haben wir uns besser kennengelernt, uns gegensei-
tig weitergebracht und blicken stolz auf den Prozess.
Aber wie kann man sich ein Wunschgehalt überhaupt
leisten? Indem wir den Weg zum Ziel erklären! Konkret:
Jedes Teammitglied legte zunächst für alle transparent
seine ganz persönliche Wunschgehaltssumme fest. Der
Weg geht dann so: Aus der Differenz zwischen dem
angegebenen Wunschgehalt und dem, was wirtschaft-
lich möglich ist, errechneten wir drei Zwischenstufen,
die dann je nach wirtschaftlichem Status des Unterneh-
mens erklommen werden. Und so haben wir seit dem
Start bereits die zweite Zwischenstufe erreicht. Sprich
– wir sind noch zwei Stufen von unserem jeweiligen
Wunschgehalt entfernt. Jetzt heißt es – „Oh, das ist aber
wenig“ oder „Yeah, gar nicht so übel.“ Und da sind wir
dann wieder bei den individuellen Befindlichkeiten
zum lieben Thema Geld. Das Modell ist nicht perfekt
und alles andere als konfliktfrei, aber es ist das beste,
das wir je hatten.
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Ja... und jetzt?
Zwischen Arbeitskultur, Projekten, finanzieller Sicherheit, politischer Lage und der Mittagspause tun sich auch im Wigwam Lücken auf, die wichtige Themen verschlucken, sie in den Hintergrund drängen oder weichspülen. Wir möchten auch diese Themen beim Namen nennen und genau dazu Wünsche und Ziele formulieren, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Hier also drei Baustellen, an denen wir in Zukunft nicht nur arbeiten, sondern bei denen wir auch vorankommen möchten:
1. Schlankere Strukturen bei sich weiterentwickelnder Kultur Unser Modell der Zusammenarbeit ist nicht unbedingt gewöhnlich oder jederzeit klar für alle. Manchmal bringt es auch Unruhe oder Unsicher-heit und weckt hin und wieder die Sehnsucht nach mehr Klarheit und Anleitung. Wie und wo die gesunde Balance liegt, zwischen ”so wenig wie möglich“ und ”so viel wie nötig“, dazu diskutieren wir oft. Auch zukünftig qualitativ zu wachsen, fachlich und menschlich, ohne uns gegenseitig aus dem Blick zu verlieren und uns im eigenen Struk-turstrudel schwindlig zu drehen, das ist ein Ziel, das wir weiterhin anstreben wollen.
2. Internationalität von Projekten Kommunikation, Kampagnen und Beratung für Organisationen im deutschsprachigen Raum, hier ist bisher die Wirkungsgrenze von Wigwam abgesteckt. Auch diverse englischsprachige Workshops und Projektinput aus den verschiedensten Ecken der Welt ändern an dieser Tatsache nicht viel. Nicht nur sprachlich und thematisch, sondern beispielsweise auch gestalterisch global zu denken und uns inspirieren zu lassen, ist vielen im Team ein großes Anliegen.
3. Mehr Diversität Von der sprichwörtlichen Filterblase können auch wir uns nicht ganz freimachen. So sehr wir es genießen, durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf neue Mitstreiter*innen zu stoßen und so das Team wachsen und sich organisch entwickeln zu sehen, fällt doch auf: Das Team ist in der überwältigenden Mehrheit akademisch-deutsch. Das verzerrt die Perspektive und schränkt das gegenseitige Lernen ein, ist aber auch extrem schwer zu durchbrechen. Insbesondere, wenn Jobausschreibungen aufgrund unserer geringen Fluktuation ohnehin nicht zum Alltag gehören. Uns an dieser Stelle breiter aufzustellen und das nicht nur als Selbstzweck, sondern aus Überzeugung, ist ein Ziel, das wir alle voranbringen wollen.
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Und, das war’s? Schön wär’s!
Nein, wir können nicht mehr genau sagen, wie oft wir gefragt wurden, wer oder was Wigwam eigentlich ist und was wir alles so machen. Aber mit diesem JA!Buch haben wir nun erstmalig den Versuch vollendet, die Sichtweisen und Perspektiven aus und über Wigwam in weniger als 50 Seiten zu Papier zu bringen. Zur Geschichte gehört aber auch: Immer, wenn wir daran denken, was Wigwam gerade ist, fragen wir uns auch, was wird Wigwam morgen sein? Der Wandel ist und bleibt unser stetiger Begleiter. In einer so entscheidenden Zeit, die so divers und direkt durch gesellschaftliche und ökologische Umbrüche und Unsagbarkeiten geprägt ist, sind wir damit vielleicht in ganz guter Gesellschaft. Und passenderweise entscheiden wir uns am Ende oft für die mutige Erforschung des Neuen – in Projekten, in Personalfragen oder im Miteinander. Wer sich jetzt noch an die Frage des Anfangs erinnert, der weiß, dass wir dabei das JA! zum Glück immer im Gepäck haben. Und weiter geht’s!
Firma
Anschrift
Sitz
Rechtsform
Gen.-Register
GenR (HR)-Nummer
Gegenstand des Unternehmens
Geschäftsjahr
Geschäftsguthaben der Gen.
Vorstand
Aufsichtsratsvorsitzende
Wigwam eG
Prinzenallee 74, 3. Etage
13357 Berlin
eingetragene Genossenschaft
Berlin-Charlottenburg
GnR 800 B
Kommunikationsberatung
01.01.2017 - 31.12.2017
45.000 EUR
Gitanjali Wolf, Katja Wegner,
Mariusz Nowak, Matthias Riegel,
Robert Dürhager, Sabine Schneider
Mathias Topp, Julia Kontor (stellv.)
Die Genossenschaft wird durch zwei
Vorstandsmitglieder gemeinschaftlich
vertreten. Sie sind von den
Beschränkungen des § 181 BGB befreit.
www.wigwam.im
©2018
I M P R E S S U M
Wir danken unseren Weggefährt*innen, Mitstreiter*innen und Verbündeten seit der Stunde null:
Alan Khan | Alexander Henning | Anuschka Haak | Belinda Voigt | Christian Döring | Claire Born |
Daniel Carneiro | Daniel Kruse | Don Ludwig | Eugen Friesen | Eva Mularonek | Felix Lindacher |
Filip Nohe | Gese Dorner | Gitanjali Wolf | Heiko Wedekind | Iris Kaschl | Jacqueline Dietz | Julia
Dechert | Julia Kontor | Katharina Philips | Katja Wegner | Lary Schlüssel | Lea Keim | Leena Jäger |
Linde Böhm | Logan Leatch | Lotte Harlan | Lucas Auer | Lydia Cofie | Maike Gosch | Maike Janssen
| Malte Hein | Marcus Rose | Mariusz Nowak | Mathias Topp | Matthias Galle | Matthias Riegel |
Max Beckmann | Mosses Zamoreh | Ole Seidenberg | Philipp Dittrich | Philipp Striegler | Robert
Dürhager | Sabine Schneider | Sandra Trögel | Selina Wittemer | Stephanie Tanzel | Susan Schulze
| Thomas Alpers | Wera Stein