Kassel, den 06.08.2013 Grundwasser Sanierung und Sicherung Allgemeine Hydrogeologie SS 2013 Prof....

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Thorben Riehm, Yasmin Yazdi Kassel, den 06.08.2013

GrundwasserSanierung und Sicherung

Allgemeine Hydrogeologie SS 2013 Prof. Dr. rer. nat. Manfred Koch

Allgemeine Hydrogeologie 2

Gliederung

• Gesetzlicher Rahmen

• Grundwassersituation in Deutschland und Kontaminationsquellen

• Grundwassersicherung

• Grundwassersanierung

• Beispiel Fa. Boehringer Ingelheim

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Gesetzlicher Rahmen

• WRRL:– Guten mengenmäßigen und chemischen Zustand erreichen– Sanierung und Verhinderung weiterer Verschmutzungen

• BImSchG und IED:– Ausgangszustandsbericht– Rückführungspflicht des Betreibers

• BBodSchG:– Pflicht schädliche Bodeneinwirkungen abzuwehren– Pflicht zur Sanierung von Gewässerverunreinigungen

Allgemeine Hydrogeologie 4

Grundwassersituation in Deutschland

Quelle: BMU

Mengenmäßiger Zustand Chemischer Zustand

Allgemeine Hydrogeologie 5

Grundwassersituation in Deutschland

• Der mengenmäßige Zustand wird über den Grundwasserstand bewertet

• Für den chemischen Zustand gelten folgende Grenzwerte:– Nitrat 50 mg/l– Pestizide, Biozide und Metaboliten jeweils 0,1 μg/l; 0,5 μg/l in Summe

• Meist ist Nitrat für die schlechte Bewertung verantwortlich

• Verunreinigungen großräumig

• Viele unterschiedliche Quellen

Allgemeine Hydrogeologie 6

Kontaminationsquellen

Quelle: ITVA Arbeitshilfe

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Anwendungsgebiete der Sanierung/ Sicherung

• Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen für klar lokalisierbare, kleinräumige Verschmutzungen

• Hauptanwendungsbereiche:

– AltstandorteEhemalige IndustriestandorteDefekte Rohre/Leitungen

– AltablagerungenAblagerungen von Abfällen

Ablagerungen von Produktionsrückständen

Allgemeine Hydrogeologie 8

Möglichkeiten bei Schadstoffbelastung

• Sicherung:– Einschluss des kontaminierten Bereichs– Schutz des umliegenden Gebietes– Reine Gefahrenabwehr

• Sanierung:– Beseitigung der Kontamination im Boden und Wasser– Über Sicherung hinausgehende Maßnahme

Allgemeine Hydrogeologie 9

Kriterien für Verfahrenswahl

• Schadstoffbelastung:– Typ des Schadstoffs – Konzentration– Verteilung des Schadstoffs

• Örtliche Gegebenheiten und folgende Nutzung

• Situation im Untergrund

• Kosten

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Sicherungsverfahren

• Die Sicherung hat zum Ziel, die weitere Ausbreitung der Kontamination zu unterbindenEinkapselung

• Um dieses Ziel zu erreichen werden Abdichtungsmaßnahmen ergriffen:– Oberflächenabdichtung– Seitenabdichtung– Untergrundabdichtung

• Zusätzlich wird Wasser aus der Einkapselung abgepumpt

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Sicherungsverfahren

• Oberflächenabdichtung– Bildet die Abdichtung gegen Niederschlagswasser– Abdichtung aus Asphalt am weitesten verbreitet

• Seitenabdichtung– Verschiedene Verfahren möglich

SpundwändeSchmalwändeSchlitzwände

- Auswahl des Verfahrens nach Gegebenheiten vor Ort

Allgemeine Hydrogeologie 12

Sicherungsverfahren

• Untergrundabdichtung– Abdichtung durch anstehende undurchlässige Böden; wichtig

ist die Anbindung der vertikalen Dichtung.– Bei nicht undurchlässigen Böden sind zusätzliche

Sicherungsmaßnahmen nötigJet GroundingEinbringen von Dichtungsmitteln ins Grundwasser

• Abpumpen von Wasser– Hydraulisches Gefälle für den Fall einer Undichtigkeit

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Sicherungsverfahren

Quelle: Script Umweltgeotechnik Uni Kassel

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Sanierungsverfahren

• In-situ, On-Site oder Off-Site

• Aktive Verfahren: – Schaffung von Strömungen und/oder chemischen o.

biologischen Vorgängen Energieeintrag von außen– Pump and Treat, Mikrobiologische in-Situ Sanierung

• Passive Verfahren:– Keine Induktion von aktiven Prozessen– Reaktive Wände

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Sanierungsverfahren – Pump and Treat

• In-Situ-Verfahren

• Gezielte Beeinflussung der Wasserströmung/ Stofftransport

• Anordnung von Brunnen je nach Belastungssituation

• Sofortmaßnahme zur Verhinderung der Stoffausbreitung

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Sanierungsverfahren – Pump and Treat

Quelle: Handbuch Altlasten und Grundwasserschadensfälle

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Sanierungsverfahren – Pump and Treat

Quelle: Handbuch Altlasten und Grundwasserschadensfälle

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Sanierungsverfahren – Reaktive Wände

• In-Situ Sanierung

• Verhinderung der Ausbreitung von Schadstoffen und gleichzeitige Reinigung

• Reaktive Wand besteht aus Filtermaterial

• Zwei wesentliche Konstruktionsarten: CRB (Continous reactive barrier) und F&G (Funnel and Gate)

• Schadstoffe werden zurückgehalten bzw. abgebaut

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Sanierungsverfahren – Reaktive Wände

Quelle: Handbuch RUBIN

Quelle: Handbuch RUBIN

CRB Draufsicht

F&G Draufsicht

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

• Rahmenbedingungen:– Standort seit 1923– Anfänglich Produktion von Medikamentengrundstoffen– Ab 1951 Produktion von Insektiziden – Stilllegung 1984

• Verschmutzung– Boden vor allem mit Chlorbenzolen, Hexachlorcyclohexanen

und chlorierten Phenolen belastet– Bodenverschmutzung hauptsächlich im Bereich des

Werkstandortes, außerhalb nur geringe Belastungen im Boden– Große Ausbreitung der Schadstofffahne im Grundwasser

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

• SanierungsplanEntwickelt durch DEKONTA und dem Büro IGB

– Erster Ansatz (Ab 1991)Thermische Behandlung von Gebäudeabbruch und hochbelastetem Boden (Prometheus)

Versuche mit mikrobakterieller Reinigung im Boden

- Zweiter Ansatz (Ab 1994)Sicherung durch Einkapselung der AltlastSanierung des Grundwassers

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

• Sicherung– Herstellen einer Dichtwand– Einbindung der Dichtwand in natürliche Untergrundabdichtung– Untergrund aus Glimmerton– Oberflächenversiegelung mit Asphalt– Grundwasserabsenkung innerhalb der Einkapselung

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

Quelle: www.bsu.hamburg.de

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

• Sanierung

– Grundwasserförderung mit 8 Brunnen4 Brunnen innerhalb der Einkapselung (7,5 m³/h)4 Brunnen innerhalb der Fahne (12 m³/h)

- Wasseraufbereitung On-Site in 3 Phasen EisenfällungBiologische AufbereitungAktivkohlefilterDurchsatz 20 m³/h, bzw. 150.000 m³/a

- Einleitung des gereinigten Wassers in den Moorfleeter Kanal

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

Quelle: BAUER und MOURIK UMWELTTECHNIK GmbH & Co

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Sanierungsbeispiel - Boehringer Ingelheim

• Anlage seit 1998 in Betrieb, seitdem– keine weitere Ausbreitung der Fahne – Rückgang der Belastung in der Fahne – kein Schadstoffaustrag aus der Einkapselung

• Reinigungsleistung liegt für die signifikanten Stoffe bei 99,9%

• Kosten- Ca. 167 Mio.€ für die Herstellung der Anlage und Sicherung- Ca. 500.000€ jährliche Kosten- Finanzierung der laufenden Kosten durch Verpachtung des

Geländes an mehrere Nutzfahrzeughändler

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Diskussion

• Lohnt sich die Grundwassersanierung?

• Wer bezahlt die Sanierung?

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Quellen

http://www.tauw.de/themen/ausgangszustandsbericht/ http://de.wikipedia.org/wiki/Schwerphase http://de.wikipedia.org/wiki/Leichtphase http://www.geoportal.de/SharedDocs/Karten/DE/Themenkarte_Nitrat-im-Grundwasser.htmlwww.bsu.hamburg.de BMU - Die Wasserrahmenrichtlinie – Auf dem Weg zu guten GewässernITVA – ArbeitshilfeHandbuch Altlasten und GewässerschadensfälleHandbuch RUBINBAUER und MOURIK UMWELTTECHNIK GmbH & Co

Skript Umweltgeotechnik Uni Kassel