Leben im Anthropozän: Geteiltes Wasser – geteilte Risiken?

Post on 01-Jun-2018

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Die Verfügbarkeit von Wasser in ausreichender Quantitätund guter Qualität für Gesellschaften und Ökosystemeräumlich und zeitlich zu gewährleisten, ist eine der großenglobalen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft.Um die Wasserverfügbarkeit sicherzustellen, greifen Gesell-schaften als gestaltende Akteure massiv in natürlicheWassersysteme ein, wobei die Entscheidungen undHandlungen auf unterschiedlichen Skalen, lokal bis global,ihre Wirkung entfalten. Über die intensive Nutzung von Ober-

Leben im Anthropozän – Macht oder Ohnmacht?

Namibia: Geteilte Gefahren – ungeteilte Risiken?

Leben im Anthropozän:

Geteiltes Wasser – geteilte Risiken?

Heide Kerber Johanna Kramm Robert Lütkemeier Soija Schmitz Laura Woltersdorf

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Hamburger Allee 45, D-60486 Frankfurt/Main (E-mail: kerber@isoe.de)

Geteilte Wasserrisiken – „Wir sitzen alle in einem Boot”

Sitzen wir wirkli alle im selben Boot?

Im Rahmen von Kooperation bzw. kollektivem Handelnsind folgende Punkte zu beachten: Ungleiche Verteilung der Risiken Unterschiedliche Machtpositionen Frage der Inklusion und Stimmberechtigung Frage der Repräsentation Schaffung gemeinsamer Ziele benötigt

Koordination, Abstimmung und Treffen

Den globalen Herausforderungen des Anthropozäns kannvor allem auf der regionalen und lokalen Ebene begegnetwerden. Das „shared risk“-Konzept bietet sich als eine Kon-kretisierung dieses Anspruchs an. Mit der Idee von geteiltenWasserrisiken wird angenommen, dass Risiken wie Wasser-knappheit (Qualität/Quantität) von unterschiedlichen Ak-

 teuren geteilt werden. Nur wenn sich alle Akteure zusam-menschließen, kann durch Kooperation eine nachhaltigeNutzung der Wasserressourcen erreicht werden.

Das Beispiel zeigt, dass die betroffenen Akteure zwardenselben Gefahren ausgesetzt sein können, aber nichtim selben Maße Risiken „teilen“. Akteure sind mitunterschiedlichen Ressourcen (finanziell, personell)ausgestattet und nehmen unterschiedliche Macht-positionen im „Kollektiv“ ein. Dies führt zusammen mitunterschiedlichen Interessen, Risikowahrnehmungenund -bewertungen zu verschiedenen Handlungsspiel-räumen und -möglichkeiten.

Abb. 1: Konzeptualisierung geteilter Risiken unter Akteuren im Rahmen eines sozial-ökologischen Systems

GEFAHREN

ÖffentlicheWasserversorger• NamWater

LandwirtschaftlicheGroßbetriebe

Kleinbauern

Viehhaltung

Stadtbevölkerung  

Landbevölkerung  • Zwischenstaatliches

Management(Interessenpolitik,sektorale Differenzenund Inkonsistenzen)

• Wasserqualität(Chemische undbiologischeVerunreinigung)

• Wasserquantität(Menge und Variabilität,Nutzungskonflikte)

• Überschwemmung

RISIKEN

• Verlust von Kunden• Erhöhte Kosten (illegale

Wasserentnahme,Wasseraufbereitung)

• Schäden im Leitungsnetz• Einhaltung von

Hygienestandards

• Wasserpreise fürTrinkwasser

• Auf Kanal alsTrinkwasserzufuhrangewiesen

• Krankheit beiunzureichender Qualität

• Infrastrukturschäden• Ernteverluste• Einkommensverluste

• IntersektoralePolitikstrategien

• IntegrierteManagementkonzepte

• PartizipativeLösungsansätze

• Multi-Stakeholder-Partnerschaften

REGULATION

flächen- und Grundwasserressourcen oder das Bauen vongroßen Infrastrukturen wie Staudämmen und zentralenWasserver- und Abwasserentsorgungssystemen verändernsich Wasserflüsse und naturräumliche Gegebenheitengrundlegend – gesellschaftliches Handeln wird zurprägenden Kraft im Erdsystem, wir befinden uns im Anthro-pozän. Mit der Idee vom Anthropozän sind sowohl einGestaltungsimperativ wie auch Gestaltungschancen für einenachhaltige Entwicklung verbunden.

Mit dem Anthropozän geht die Verantwortung der Menschheit einher ihre „Macht“ zu nutzen: Neue Regulationsmuster

müssen geschaffen werden um Wasserrisiken zu lösen und eine nachhaltige Entwicklung zu gestalten.

Abb. 2: Mapping relevanter Akteure und ihrer Gefahren und Risiken im Cuvelai-Etosha Einzugsgebiet

Über Aushandlungsprozesse können aussichtsreiche Hebelfür die Umsetzung gemeinsam getragener Lösungenidentifiziert werden. Um auf der Handlungsebene denHerausforderungen des Anthropozäns langfristig zubegegnen,  können Wasserpartnerschaften gegründetwerden oder sich Unternehmen in einem Gebiet für einegemeinsame Nutzung der Ressource (Kaskaden, Wieder-verwendung) zusammenschließen. Dies stellt eineinnovative Weiterentwicklung des IWRM-Ansatzes dar.

Die Ressource Wasser wird von verschiedenen Akteuren beansprucht dadurch entstehen geteilte Risiken. Nur über

kollektives Handeln und die Inklusion aller kann dem  langfristig begegnet werden.

Der Risikobegriff des „shared-risk“-Konzepts bedarf einer terminologischen Anschärfung. Nichtsdestotrotz

hat das Konzept einen hohen symbolischen Gehalt für die Praxis. Aus geteilten Gefahren erwachsen für die

Akteure spezifische Risiken die wiederum gemeinsame Regulationserfordernisse nach sich ziehen.

© CuveWaters

© CuveWaters

© CuveWaters

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Karte 1: Wasserversorgungsnetz und Bevölkerungsdichte imCuvelai-Etosha Einzugsgebiet