LEISTUNGSMOTIVATION. Grundfrage: Welche motivationalen Kräfte bewegen Menschen dazu, verschiedene...

Post on 05-Apr-2015

104 views 1 download

Transcript of LEISTUNGSMOTIVATION. Grundfrage: Welche motivationalen Kräfte bewegen Menschen dazu, verschiedene...

LEISTUNGSMOTIVATION

Grundfrage:

Welche motivationalen Kräfte bewegen Menschen dazu,

verschiedene Leistungsniveaus anzustreben?

Übersicht

- Max Weber- Religion und Wirtschaft

- David McClelland- Zusammenhang zwischen b Leistung und

wirtschaftlichem Wachstum

Max Weber (1864-1920)

Wirtschaft und Religion

• Zentrale Fragen:

- Welche Faktoren haben zu der einzigartigen

westlichen Kapitalismusentwicklung geführt?

- Warum brachte gerade der Protestantismus

wirtschaftlich dominierende Menschen hervor?

Webers Methode

• Keine eigene Forschung

• Analyse von Quellenschriften

• Einfühlendes Verstehen (Hermeneutik)

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904/05)

• Moderner Berufsmensch und Kapitalismus als Produkt calvinistisch-protestantischer Weltanschauung

• Protestantische Ethik als neuer Verhaltensmaßstab für Lebenspraxis

Die protestantische Ethik

- Annahme der doppelten Prädestination (Gnadenwahl)

- Streng reglementierte Lebenspraxis

- Rastlose Berufsarbeit als Selbstgewissheit

- Asketisches Prinzip der Bedürfnisaufschiebung

Berufsethos

• Rastlose Berufsarbeit als Selbstgewissheit der Gnade Gottes

• Reichtum darf nicht genossen werden, sondern wird reinvestiert

innerweltliche Askese führt zu

Wirtschaftswachstum

Ergebnisse aus Webers Analyse

- Wechselwirkung von Religion und Kultur

- Historisches Paradox

- Rationale Lebensführung auf Grundlage der Berufsidee der christlichen Askese

David McClelland (1917-1988)

Zur Person

• Klinischer Psychologe

• Behaviorismus (Hull)

• Psychologie des Unbewussten (Freud)

• Webers These als Inspiration

• „Was könnte offenkundiger sein, als das große Leistungen durch das starke Bedürfnis nach Leistung motiviert sind?“

Das Leistungsmotiv

• Was ist der Schlüssel zum Verständnis der Antriebe, die eine Gesellschaft zu wirtschaftlichem Wachstum führt?

• Rationale und unbewusste Faktoren• b Leistung = Bedürfnis nach Leistung• Messung bei Individuen, Gruppen und

Nationen

McClelland:

Wenn Sie wissen möchten, was in einem

Menschen vorgeht, fragen Sie ihn nicht danach, denn

er kann es Ihnen nicht immer genau sagen.

Untersuchen Sie seine Phantasien und Träume. Sie

werden Themen entdecken, auf die er immer wieder

zurückkommt. Diese Themen werden dann

herangezogen, um seine Handlungen zu erklären.

Definitionen

• Leistungsmotivation:

Leistungsmotiviert ist ein Verhalten erst dann, wenn es auf

die Selbstbewertung eigener Tüchtigkeit zielt, und zwar in

Bezug auf einen Gütemaßstab, den es zu erreichen gilt.

• Leistungsmotiv:

Das Leistungsmotiv ist ein überdauernder, bedürfnisähnlicher

Faktor innerhalb einer Person, der bestimmt, wie wichtig

Gütekriterien sind und wie zentral die eigene Tüchtigkeit

eingestuft ist.

Messung des Leistungsmotivs

• Klassisch projektives Testverfahren (TAT)

• Entspannte vs. angeregte Versuchsbedingungen

• Bildergeschichten spiegeln jeweilige Werte, Interessen und Motive wieder

• Bewertungsindex anhand amerikanischer College-Studenten

Test zur Messung der Stärke des Leistungsmotivs

Geschichte mit hoher b Leistung

Dieser Junge hat gerade seine Geigenstunde beendet.Er freut sich über seine Fortschritte und fängt an zuGlauben, dass sich seine Opfer lohnen werden. Wenn er Konzertgeiger werden will, wird er nicht mehr mit seinen Freunden spielen gehen können, erwird auf viele Verabredungen und Feste verzichtenmüssen. Er weiß zwar, dass er mehr Geld verdienenwürde, wenn er das Geschäft seines Vaters übernehmenwürde, aber die Vorstellung, ein großer Geiger zu werden,zählt für ihn mehr. Er erneuert seine innere Verpflichtung,alles zu tun, um es zu schaffen.

Geschichte mit niedriger b Leistung

Der Junge hält die Geige seines Bruders undwünscht sich, er könnte darauf spielen. Er weißjedoch, dass das die Zeit, die Mühe und das Geld fürdie Stunden nicht wert ist. Sein Bruder tut ihm leid,denn er hat alles, was im Leben Spaß macht,aufgegeben, um zu üben, zu üben . . Es wäre toll,wenn er eines Tages aufwachen könnte und sofortein berühmter Musiker wäre, aber das passiertnatürlich nicht.

b Leistung

• Arbeiten Menschen mit hoher b Leistung immer mehr?

• Bei Routinearbeiten nicht (keine Herausforderung)

• Effizienz („Minimax“-Prinzip)

• Erziehung als bedeutender Faktor, z.B. Betonung von Selbständigkeit

• Individuell gemessene Stärke des Leistungsmotivs gibt an, welche Bedeutung man einer Planung oder Erreichen eines persönlich bestimmten Zieles beimisst

Vergleich von Gesellschaften

• Prüfung von Webers verallgemeinerter These:

- historische Untersuchungen (Literatur,

Vasenmalerein, Kohleinfuhren)

- schriftlose Kulturen („Volksmärchen“)

- moderne Gesellschaften (Elektrizität,

Patentanmeldungen, Kinderbücher)

Schriftlose Kulturen

• Inhaltsanalyse der „Volksmärchen“, welche das Durchschnittsniveau der Motivation der Menschen wiederspiegeln

• Messung der „Unternehmer“-Tätigkeiten

• Vergleich des technischen Niveaus und der herrschenden Eigentumsformen

Ergebnisse bei schriftlosen Kulturen

• Signifikante Beziehung zwischen b Leistung und Vorhandensein bzw. Fehlen von hauptberuflicher unternehmerischer Tätigkeit

• Ethnien mit hohem Leistungsniveau sind schneller bereit, leistungsfähige Mittel zum Erwerb des Lebensunterhaltes zu übernehmen

• Ethnien mit niedriger b Leistung sind traditionsgebundener

Auswirkungen protestantischer Missionierung in Mexiko

• 2 indianische Dörfer im Staate Chiapa

- 1. Dorf: nach 8 Jahren fast vollständig

bekehrt

- 2. Dorf: „verwässerte“ Version des

Volks-Katholizismus

Ergebnis der protestantischen Missionierung

• Die Protestanten bekamen ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber den „Katholiken“

• Auswirkungen:1. Erlernen des Lesens2. Einführung einer Klinik3. Asketische Haltung

4. Neuer Familientyp

Fragen & Diskussion

• Welche Kritik kann von der Psychologie angebracht werden?

• Was ist aus ethnologischer Perspektive zu bemerken?

• Kann das Konzept „Leistungsmotiv“ sinnvoll in der Ethnologie untergebracht werden?