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Ostthüringer Zeitung Kultur OCKU Sonnabend, . Oktober

Hurts mitneuen Tönen

Neu auf CD

Theresa Schödensack über dasneueAlbum „Surrender“ vonder Britische Erfolgsband„Hurts“

Vor fünf Jahren ging ihrMegahit„Wonderful Life“ umdieWelt.Heute, zwei Jahre nach ihremletzten,mitGold ausgezeichne-tenAlbum „Exile“, kehrt das bri-tische Erfolgs-DuoHurts insmusikalischeRampenlicht zu-rück.„Surrender“ heißt ihr drittes

und neustes Album,was über-setzt so viel bedeutet wie „ich er-gebemich“ und damit auf einebesonders emotionale undnachdenklicheCD schließenlässt. Doch ganz imGegenteil.Direkt nach dem Intro, einemerhebendenGospelmit kräfti-gen Frauenstimmen, ist sicher,dass dasDuo „Hurts“, be-stehend aus Sänger TheoHutchcraft undAdamAnder-son, denZustand desAufgebensvielfältiger fasst.Hurts-Fans können sich ent-

gegen der emotional eher nega-tiv behaftetenBedeutung des Ti-tels auf ein experimentell vielfäl-tiges, aber vorwiegend sehr pop-piges, lebendiges und gutgelauntes Albummit zehn neu-en Songs freuen.Nach zwei Er-folgsalben scheint die Bandmitvielen verschiedenenMusiksti-len locker aber vor allem laszivspielen zuwollen.

a Redaktion dieser Seite:SabineWagner

Neue Pläne für das Romantikerhaus

Von Theresa Schödensack

Jena. „Die wenig einladendeund unübersichtliche Hof- undEingangssituation des Romanti-kerhauses, dem ehemaligenWohnhaus des Philosophen J.G.Fichte, ist mehr als unbefriedi-gend“, betont Evelyn Halm vonJenaKultur. Trotz Wegweisernund erklärenden Flyern, sei dasGebäude für viele Besucher nurschwer zu finden.Die Jenenser und auch viele

Zugezogene wissen: Das JenaerRomantikerhaus liegt versteckthinter einer Wandelpergola aufder einen Seite und umringt vonhohen Gebäuden von den restli-chen drei Seiten, mitten in der

Innenstadt. Einzig und allein dieBüsten von Caroline Schlegel-Schelling, August WilhelmSchlegel und Friedrich Schlegellassen vermuten, dass es hierwohl etwas zu sehen gebenmuss.

EineAufgabe fürnationaleKünstler

„Wir wollen und müssen denEingangsbereich sowie die Hof-situation des Romantikerhausesaufwerten“, sagt Evelyn Halmbestimmt und Klaus Schwarz,der Leiter des Romantikerhau-ses fügt hinzu: „Wir wollen dasBewusstsein der Menschen fürdas Haus steigern und etwasNachhaltiges schaffen.“Passend zum Themenjahr „Je-

na 2015. Romantik. Licht. Un-endlichkeit“ wolle man nun mitHilfe des Botho-Graef-Kunst-preises für zeitgenössische

Kunst der Stadt Jena Licht in dieverwinkelten und dunklen Gas-sen rund um das Romantiker-hauses bringen. Aus diesemGrundwurde dieAufgabe via öf-fentlicher Ausschreibung an na-tionaleKünstle übergeben.Bis März 2015 hatten Kunst-

schaffende Zeit, ihre Ideen fürdas in Szene setzen des Roman-tikerhauses einzureichen. Vielekünstlerische Gestaltungsvor-schläge wurden zugesandt, ins-gesamt 42. Aus diesen wurdenanschließend 14 Ideengeberausgewählt, die ihre Gedankenin konkrete Entwürfe und Mo-delle verwandeln durften.Die 14 Künstler, unter denen

drei Künstlerpärchen jeweils aneinem Projekt zusammen arbei-teten, schufen elf Modellanferti-gungen.Diesekannman ineinerAusstellung bestaunen, die heu-te, 15 Uhr, eröffnet wird und biseinschließlich 1. November imRomantikerhaus zu sehen ist.Welche der Ideen letzten Endes

realisiert wird, ist noch unklar.Eine fünfköpfige Jury hatte sichgestern zusammengesetzt, umeinen Preisträger zu ermitteln.Dieser wird am 31. Oktober beieiner Preisverleihung gekürtund erhält 5000Euro.„Wir sind sehr gespannt, für

welches Projekt sich die Juryentscheiden wird“, sagt EvelynHalm und fügt erklärend hinzu:„Die Entwürfe haben alle Handund Fuß.“ Es wären allesamtsehr komplexe und gut durch-dachte Entwürfe.

Gewinnerprojektwirdrealisiert

„Viele der Modelle sprechen fürsich“, so die Auffassung vonKlaus Schwarz. Doch für alle,die die Sprache des Künstlersnicht sofort verstehen, gibt es einKonzeptpapier, aufwelchemdieeinzuplanenden Kosten, die be-

nötigten Materialien und auchdie Gedanken der Künstler zu-sammengefasst sind.„Die Entwürfe sind alle sehr

unterschiedlich“, weiß die Mit-arbeiterin von JenaKultur. Man-che Projekte spielen mit Lichtund Lichtwechsel, andere er-schaffen eine bunte und roman-tischeWelt rings um das Gebäu-de und wiederum andere versu-chen,mit in denBoden eingelas-sener Schrift den Blickwinkelder Besucher zu ändern und fürdieKunst zu öffnen.Das Preisträgerobjekt wolle

man im Jahr 2016/2017 realisie-ren. „Es wäre schön, wenn wirden Gewinnerentwurf bis zurVergabe des Caroline SchlegelPreis verwirklicht hätten“,wünscht sich der Leiter des Ro-mantikerhauses.

!Die Ausstellung öffnet am. umUhr und ist biszum.., Di - So, -Uhr

geöffnet.

Das Jenaer Romantikerhaus in der Jenaer Innenstadt ist von drei Seiten von hohen Gebäuden umringt. Diesen Zustand kannman nicht ändern, aber man kannmit Hilfe des Botho-Graef-Preises die Hofsituation verbessern. Foto: Dieter Urban

Der neunte Botho-Graef-Kunst-preis der Stadt Jena stellte denKünstlern dieses Jahr eine be-sondereAufgabe. Sie solltenKonzepte für die GestaltungdesUmfeldes des Romantiker-hauses entwerfen.

Free Jazz als wahre Überzeugung

VonDorisWeilandt

Jena. Ein halbrunder Geburts-tag. Unter denGästen viele Jazz-fans, die zu DDR-Zeiten durchdie Clubs in Leipzig und Berlin,zur Jazzwerkstatt nach Peitzund zum Jazz Jamboree nachWarschau gereist sind. Ein Pub-likum, das sich in der Szene aus-kennt.

Vortrag zuBeginn kühltFeierlaune

Doch gleich zu Beginn kühlteein Vortrag, der eher für die aka-demische Auseinandersetzungin einem wissenschaftlichen Se-minar geeignetwar, die Feierlau-ne. Referenten Martin Breter-nitz, der an derMusikhochschu-le „Franz Liszt“ seine Master-arbeit zum Thema „Jazz imParadies“ geschrieben hat, ge-lang es nicht, zum eigentlichenKern der Geschichte vorzudrin-gen. Die Draufsicht eines Nach-geborenen geriet zu einem leblo-sen Bild von einer Szene, die vorallem eines auszeichnete: dieLeidenschaft für eineMusik, derdie Freiheit eingeschrieben ist.Ganz anders die anschließen-

de Diskussion. „Jazz im Para-dies“-Mitglied (heutiger Jazz-meilen-Organisator) ThomasEckardt sprach von derDDR alseinem Mekka für den Free Jazz:„Wir waren imwesentlichenNi-sche mit vielen Menschen“. Ulli

Blobel, einer der Mitbegründerder legendären JazzwerkstattPeitz, ergänzt begeistert: „Eswa-ren die goldenen Zeiten desJazz. Tausende Leute kamen.Ich habe gemacht, wasmir gefal-len hat.“ Dass zu vielen Groß-treffen nicht nur die Musik eineRolle spielte, sondern auch dasgemeinsame FKK-Zelten unddas Treffen mit Gleichgesinn-ten, daran erinnerte sichderMu-siker Rudolf „Ruby“ Kuhl ausGreiz.Der 1980 gegründete Club

„Jazz im Paradies“ gehörte zurFDJ-Hochschulgruppenleitungder Friedrich-Schiller-Universi-tät, was ungewöhnlich war. Diemeisten solcher Einrichtungenkonnten sich unter dem Dachdes Kulturbundes formieren.

Der Name „Paradies“ kommtvom ersten Spielort, dem Jena-pharm-Klub im Paradies, andem sich die Jenaer Jazzfreunderegelmäßig trafen.

Gleich das erste Konzertwar ein Skandal

Welche Begeisterung die zu-meist aus Hochschulabsolven-ten bestehende Gruppe von Na-turwissenschaftlern für die Mu-sik entwickelte, zeigen die ers-ten Vortragsabende zurMusikern wie Miles Davis, diedrei bis vier Stunden dauerten.Die Bands vermittelte BlobelsJazzwerkstatt-Mitstreiter JimiMetag.Gleichdas ersteKonzert,

erinnert sich Eckardt augen-zwinkernd, war ein Skandal.DasBlues-Ensemble „MamaBa-suto“ hatte in Leipzig Auftritts-verbot, was in Jena keiner wuss-te: „Wir hatten ja kein Telefon“.Bereits im Vortrag, der mit

demUntertitel „Der Jazz unddieStaatsmacht“ das Kapitel staatli-cher Kontrolle der Kulturszeneaufmachte, brachte Breternitzdie Stasi ins Gespräch. „Wirwurden weitestgehend in Ruhegelassen“, sagte Eckardt, dernach „Jazz im Paradies“-Grün-der PeterMathé bald dieOrgani-sation der Veranstaltungenübernahm. Nach gerade aufge-tauchten Dokumenten interes-sierten sich die Sicherheitsorga-ne vor allem für Sympathisantenaus der FDJ-Universitätsleitung.

„Die Musik, der Free Jazz, warfür die Stasi-Leute auch Strafegenug“, kommentiert Eckardtlächelnd.Dass es nicht immer soglimpflich ablief, erzähltePodiumsteilnehmerin ConnyBartlau. Als sie in ihrer Heimat-stadt Zeitz versuchte, einenJazzclub aufzubauen, verhinder-te die Staatssicherheit nicht nurdie Öffnung, sondern in der Fol-ge auch ihre beruflicheZukunft.

Beim Jazz konntemansich Träume erfüllen

„Beim Jazz konnte man sichTräume erfüllen und Menschentreffen, denen man nicht gleichjeden Tag begegnet“, erinnertsich Dieter Urban, ebenfallsGründungsmitglied des JenaerJazzclubs und dessen Bild-Chro-nist. Eine Ausstellung im CaféWagner vermittelt einen Ein-druck von Konzerten aus den1980er Jahren mit internationa-len Jazzgrößen.Die damalige Stimmung stell-

te sich sofort wieder ein, als dieGreizer Band „Jailbreak“ dieBühne betrat. Unter den Musi-kern Zeitzeugen wie Rudolf„Ruby“ Kuhl und Harald„Schotte“ Seidel, die die Jazzsze-ne in der DDR seit ihrer Entste-hung kannten. Mit ungeheurerSpielfreude improvisierten siezu wechselnden Rhythmen, ins-piriert von Pionieren des FreeJazz wie Eric Dolphy und JohnColtrane. Das Konzert war daspassende Geschenk zum Ge-burtstag.

!Weitere Informationen zurJazzmeile Thüringen unter:www.jazzmeile.org

Die Band „Jailbreak“mit Rudolf „Ruby“ Kuhl (rechts). Foto: DorisWeilandt

Der Jenaer Jazzclub „Jazz imParadies“ blickte anlässlichseines -jährigen JubiläumsDonnerstagabend imCaféWagner auf die er Jahrezurück.

Von Theresa Schödensack

Altenburg. An den Federn er-kennt man den Vogel, sagt eindeutsches Sprichwort. So ähn-lich verhält es sich auch mitunserer Kleidung, weiß Profes-sorGabriele Jaenecke,Dozentinan der Hochschule für BildendeKünste in Dresden. „Zeitlich fi-xierteKleidungundKostümege-ben unsAuskünfte über dieZeit-geschichte und den gesellschaft-lichen Status der abgebildetenPersonen“, erklärt dieDozentin.In der neuen Sonderausstel-

lung des Altenburger Lindenau-Museums treten einige Kostümeder Porträtierten aus ihren Bil-dern heraus. ImFachhochschul-studiengang Theaterausstattungvon Gabriele Jaenecke stellteninsgesamt acht Studierende dieKleidung der vorher ausgewähl-ten Personen in den Porträtsher. „Wichtig war dabei, dieseKostüme historisch genau her-zustellen“ berichtet GabrieleJaenecke und fügt hinzu: „EineStudentin hat ganze zwei Wo-chen benötigt, um ein Seiden-hemd zu knüpfen.“Die historisch nachempfun-

deneKleidungwird vonKleider-puppen getragen und neben ihrzweidimensionales Original ge-stellt. Doch nicht nur das: „Wirhaben uns erlaubt, die Kostümfi-guren in kleine, von uns erdach-teSzenenmit einigenRequisitenzu packen“, freut sich die Do-zentin.Dabei entstanden neun Insze-

nierungen, die zum Träumenund Schmunzeln einladen. DieAusstellung wird heute eröffnet.Und die aufwendig und detail-verliebten Kostüme sind nochbis zum 3. April 2016 zu bestau-nen.

AusPorträts

werden KleiderIn der Ausstellung des Alten-burger Lindenau-Museumswartet eine Zeitreise durch dieWelt der Kleider undKostüme.

VonRolandH. Dippel

Nein, Molter war nicht der ty-pisch protestantische Kantaten-komponist, kein Belcantopro-duzent wie Händel. In der Eti-kettensucht der Kulturvermitt-lung hatte der am 10. Februar1696 geborene und am 12. Janu-ar 1765 in Karlsruhe verstorbe-ne Molter keine Chance. Abge-sehen von wenigen Einspielun-gen (zum Beispiel eine brand-neue CD mit Solokonzerten beiMusicaphon/SWR) und For-schungsakzenten (HeidelbergerAkademie derWissenschaften).Das Paket zum 250. Todestag

Molters, der das neueOrchester-instrument Klarinette liebte unddas musikalische Formvokabu-lar gern dem eigenen Gestal-tungswillen anschmiegte, istdeshalb mehr als eine regionalePflichtübung: Im zweiten Phil-harmonischen Konzert am21. und 22. Oktober, jeweils19.30 Uhr, im Theater Gera er-klingen die „Sonata grossa C-Dur MWV IV-6“, eine formaleErfindung Molters, dann seine„Sinfonie D-Dur MWV VII-144“, zwei Vokalsoli und das„Flötenkonzert G-Dur MWVVI-15“. Zwei Sätze aus VivaldisMegahit „Vier Jahreszeiten“unddie beliebteste aller frühen Mo-zart-Sinfonien,Nr. 29A-DurKV201, zeigen Molters musikali-sches Umfeld. Am Pult des Reu-ßischen Kammerorchesterssteht Werner Ehrhardt, Chefdi-rigent des ConcertoKöln.„Molter war wie die heute be-

kannten Musikgrößen seinerZeit ein europäischer Kosmopo-lit. Souverän beherrschte er alleStile, zum Entzücken des Publi-kums und oft sehr überra-schend“. So begeistert war He-len Geyer, die extra für diesesKonzertmitMichael Pauser undStudierenden der Hochschulefür Musik Franz Liszt Weimaran Entschlüsselung und Editionder seit über 200 Jahre nicht auf-geführtenWerke arbeitete.Molters Leben zwischen

evangelischer Laienmusik, inst-rumentalen Experimenten undals Hofkapellen-Berater fürMarkgraf Carl Friedrich von Ba-den würdigt die Ausstellung„Molter Ehrung 2015“ ab11. Oktober im Foyer des Thea-ters Gera. Eröffnet wird sie amSonntag, 11 Uhr, mit dem236. Foyerkonzert im TheaterGera.

Molter-Ehrung,Konzerte undAusstellung

So passgenauwie der elf Jahreältere Johann Sebastian Bachlässt sich JohannMelchiorMolter aus Tiefenort an derWerra nicht verorten.

Leipzig. . ImZentrumder Schaustehe dabei dieArbeitsmigrationin der zweiten Hälfte des20. Jahrhunderts, sagte HansWalter Hütter, Präsident derStiftungHaus derGeschichte, inLeipzig.Das Thema Einwanderung

habe in Deutschland seit Jahr-zehnten eine gesellschaftlicheRelevanz – ganz abgesehen vonder heutigen Aktualität, fügte erhinzu. Die Ausstellung ist biszum 17. April 2016 für Besucherzu sehen.Rund 800 Exponate beleuch-

ten in der chronologisch aufge-bautenSchau verschiedenePha-sen der Zuwanderung seit demZweiten Weltkrieg. Einen gro-ßen Raum nimmt dabei die An-werbung von sogenanntenGast-arbeitern seit den 1950er Jahrenein. Auch die Geschichte derVertragsarbeiter in der DDR hateinen Platz.Diese Zuwanderer lebten

weitgehend isoliert von der rest-lichen Bevölkerung in eigenenWohnheimen. Sie kamen über-wiegend aus Vietnam und Mo-sambik und wurden von der Be-völkerung nur ganz selten integ-riert.Aktuell streift die Ausstellung

im Zeitgeschichtlichen ForuminderGrimmaischenStraße 6 inLeipzig am Ende die derzeitigeFlüchtlingskrise: Ausgestellt isteine Skulptur aus gestrandetenWrackteilen des Italieners Gia-como Sferlazzo. Sie stammenvon gekenterten Flüchtlings-booten aus demMittelmeer.

!Zu sehen: bis . April ,dienstags bis freitags, bis Uhr

Ausstellung zuDeutschlands

WandelUnter demTitel „Immer bun-ter“ zeigt dasZeitgeschichtliche Forum inLeipzig gegenwärtig eine Son-derausstellung zuDeutschlandals Einwanderungsland.