Post on 17-Sep-2018
HOTEL SILBER
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EN A U F T A K T
WELCHE ANGEBOTE kann die geplante Einrichtung im
„Hotel Silber“ für die interkulturelle Stadtgesellschaft Stutt-
garts machen? Warum interessieren sich Jugendliche, deren
(Ur-)Großeltern während des Nationalsozialismus in anderen
Ländern lebten, für diese Zeit? Multiperspektivität ist heute
mit Blick auf die historischen Themen und auf die Zielgrup-
pen gleichermaßen notwendig, um Bezüge zur Lebenswelt
Jugendlicher zu schaffen. Ohnehin ist die Auseinanderset-
zung mit Demokratie und Menschenrechten unabhängig von
Nation oder Religion.
Das Anne Frank Zentrum in Berlin hat zu diesen Fragestel-
lungen Projekte entwickelt, die sich durch interkulturelle und
inklusive Ansätze auszeichnen. Thomas Heppener (Direktor
des Anne Frank Zentrums Berlin und Deutschlandbeauftrag-
ter des Anne Frank Hauses Amsterdam) stellt Projekte und
Methoden vor. Seine Impulse dienen als Grundlage für eine
Diskussion u.a. mit Vertretern des Stuttgarter Forums der
Kulturen.
INTERKULTURELLE ZUGÄNGE ZUR NS-GESCHICHTE
19. November 2013, 19 Uhr
IN STUTTGART repräsentiert das „Hotel Silber“ wie kein
zweiter Ort die Kontinuitäten in Polizeikarrieren von der
Weimarer Republik über den NS-Staat bis in die Bundes-
republik. Wie war es möglich, dass diese Übergänge relativ
reibungslos funktionierten? Welche staatlichen und gesell-
schaftlichen Rahmenbedingungen ermöglichten den Beam-
tinnen und Beamten diesen Wandel? Wie prägten sie die
Struktur der Polizeiorgane der Bundesrepublik? Und warum
sind diese Fragen heute noch aktuell?
Es diskutieren Dr. Michaela Christ (Associate Research
Fellow am Center for Interdisciplinary Memory Research der
Universität Flensburg, Mitarbeiterin von Harald Welzer an
der 2005 erschienenen Studie „Täter. Wie aus ganz normalen
Menschen Massenmörder werden“), Ingrid Bauz (Mitheraus-
geberin und Autorin der Untersuchung „Die Geheime Staats-
polizei in Württemberg und Hohenzollern“) und Dr. Imanuel
Baumann, Mitarbeiter im Projekt „BKA-Historie“ unter Lei-
tung von Prof. Dr. Patrick Wagner an der Universität Halle.
Durch den Abend führt Prof. Dr. Wolf Ritscher (Diplom-Psy-
chologe und Systemischer Therapeut mit dem Arbeitsschwer-
punkt psychologische Folgen des Nationalsozialismus).
SCHUTZ ODER TERROR? – PROBLEMATISCHE KONTINUITÄTENIN DER GESCHICHTE DER POLIZEI
4. Dezember 2013, 19 Uhr
WAS BEDEUTET FREIHEIT für Jugendliche heute und welche
Handlungsspielräume sehen sie in ihrem Leben? Ausgehend
von diesen Fragen beschäftigen sich die Schülerinnen und
Schüler mit der Verfolgung Jugendlicher im Nationalsozialis-
mus. Dabei lernen sie zunächst das „Hotel Silber“ als einen
Ort kennen, von dem aus auch junge Menschen überwacht
und verfolgt wurden. In Arbeitsgruppen erforschen die Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer einzelne Biografien, etwa die
eines Mitglieds der Stuttgarter Swing-Szene oder die eines
jugendlichen Zwangsarbeiters in Tuttlingen. Anhand der ein-
zelnen Geschichten erarbeiten sie sich schließlich einen
Überblick über die Handlungsspielräume von Jugendlichen
in der NS-Zeit.
Schulklassen aller Schularten ab Klasse 9
Termin: nach Absprache, die Anzahl der Plätze ist begrenzt
Dauer: 2 Stunden
Kosten: keine
DAS „HOTEL SILBER“ UND DIE VERFOLGUNG JUGENDLICHER IM NATIONALSOZIALISMUS
Workshop
SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER kennen vielfältige Formen
der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus: Gedenk-
feiern, Dokumentarfilme oder museale Ausstellungen. Auf
welche Art und Weise wollen sich die Jugendlichen aber im
„Hotel Silber“ mit der NS-Zeit auseinandersetzen? Welche
Rolle möchten sie dabei einnehmen? Anhand dieser Fragen
beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit
der Erinnerungskultur in Deutschland. Vor dem Hintergrund
ihrer Erfahrungen diskutieren und bewerten sie die verschie-
denen Arten der Erinnerung an das „Dritte Reich“ und re-
flektieren dabei ihre Position. Schließlich lernen sie die Ge-
schichte des „Hotel Silber“ kennen und erörtern die Beson-
derheit eines historischen Täterorts als Raum der Erinnerung.
Zum Schluss formulieren sie in einer Ideenwerkstatt eigene
Wünsche und Vorstellungen für die geplante Einrichtung im
„Hotel Silber“.
Schulklassen aller Schularten ab Klasse 9
Termin: nach Absprache, die Anzahl der Plätze ist begrenzt
Dauer: 2 Stunden
Kosten: keine
ERINNERN – ABER WIE!?
Workshop
SEIT LANGEM wird über das „Hotel Silber“ diskutiert. Was
soll aus dem ehemaligen Sitz der Gestapo werden, der bis
in die 1980er Jahre hinein von der Polizei und später vom
Innenministerium genutzt wurde? Aus dem Streit ist ein Bür-
gerbeteiligungsprojekt geworden. Inzwischen ist klar:
In den nächsten Jahren soll ein lebendiger Erinnerungsort
im „Hotel Silber“ entstehen.
NOCH VOR DEM UMBAU öffnet das historische Gebäude 2013
für erste Veranstaltungen seine Tore. Organisiert wird die
Reihe vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg,
der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber e.V. und dem
Stadtmuseum Stuttgart. Finanziert wird sie von der Stadt
Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg. An mehreren
Abenden werden der historische Ort und Aspekte der Ge-
schichte der Polizei und der Gestapo beleuchtet. Dabei stellt
sich immer wieder die Frage: Was geht uns diese Geschichte
heute noch an?
Kommen Sie vorbei und diskutieren Sie mit!
Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Weitere Informationen zum „Hotel Silber“:
www.geschichtsort-hotel-silber.de
www.hotel-silber.de
DAS „HOTEL SILBER“ ÖFFNET SEINE TORE
DIE MEISTEN Geschichtsorte sind Stätten des Gedenkens
an die Opfer des Nationalsozialismus. Doch was ist mit den
Orten, von denen aus die Bürokratie der Täter wirkte? Ein-
richtungen an solchen Orten gibt es nur wenige. Das „Hotel
Silber“ konfrontiert uns aber mit den Tätern: Von hier aus
organisierte die Gestapo die Verfolgung politischer Gegner
und diskriminierter Minderheiten. Im „Hotel Silber“ wurde
auch gedemütigt, gefoltert und am Kriegsende gemordet.
Es ist somit gleichzeitig ein Ort der Opfer. Wie können wir
uns sowohl den Tätern als auch den Opfern an einem Ort
nähern? Was charakterisiert einen Ort der Täter bzw. der
Opfer? Kann es den einen ohne den anderen überhaupt
geben?
SWR1-Moderator Stefan Siller diskutiert mit Dr. Detlef
Garbe (Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Verant-
wortlicher für die geplante Dokumentationsstätte in der ehe-
maligen Gestapoleitstelle im Hamburger „Stadthaus“),
Kirsten John-Stucke (Leiterin der Erinnerungs- und Gedenk-
stätte Wewelsburg) und Dr. Norbert Kampe (Leiter der
Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz).
DAS ENDE des „Dritten Reichs“ bedeutete nicht das Ende der
Verfolgungs- und Leidensgeschichte der Sinti und Roma und
der Homosexuellen. Beinahe nahtlos wurde deren Ausgren-
zung und Diskriminierung fortgeführt. Die von der Kriminal-
polizei im „Hotel Silber“ weiter betriebenen Nachstellungen
und Schikanen bestätigten und prägten die Ressentiments
gegen die Minderheiten.
Dr. Silvio Peritore (stellvertretender Vorsitzender des Zentral-
rats Deutscher Sinti und Roma) referiert über den verdräng-
ten Völkermord an den Sinti und Roma und die fortgesetzte
Diskriminierung. Joachim Stein (geschäftsführender Vorstand
des schwul-lesbischen Zentrums Weissenburg in Stuttgart)
spricht über die Kontinuitäten in der Verfolgung der Homo-
sexuellen nach 1945. Das sich anschließende Gespräch wird
moderiert von Albrecht Ackermann (Lehrbeauftragter an
der Hochschule Esslingen im Projekt „Erziehung nach
Auschwitz“). An dem Gespräch nimmt auch Thomas Ulmer
(Bundesvorsitzender des Verbands lesbischer und schwuler
Polizeibediensteter) teil.
WELCHEN PLATZ kann die geplante Einrichtung im „Hotel
Silber“ in der Ausbildung von Polizistinnen und Polizisten in
Baden-Württemberg einnehmen? Aus der Geschichte des
„Hotel Silber“ lassen sich grundlegende Fragen zur Funktion
und zum Selbstverständnis der Polizei ableiten, die auch in
der historisch-politischen Bildung der Beamtinnen und Be-
amten eine Rolle spielen. Immerhin diente das Gebäude in
drei politischen Systemen als Polizeidienststelle. So drama-
tisch sich die Aufgaben der Polizei während dieser Zeit auch
änderten: Sie war stets eine verlässliche Stütze der jeweils
herrschenden Ordnung.
Über den Stellenwert dieser spezifischen Geschichte in den
Bildungsplänen der Polizei, über Konzepte und Erfahrungen
auch aus anderen Bundesländern referieren und diskutieren
Thomas Köhler (pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter
des Geschichtsorts Villa ten Hompel in Münster) und Markus
Schweikert (Referent für die Aus- und Fortbildung der Poli-
zei im Innenministerium Baden-Württemberg).
HISTORISCHER ORT, GEDENKORT, TÄTERORT – WAS FÜR EIN ORT ISTDAS „HOTEL SILBER“?
8. Oktober 2013, 19 UhrKONTINUITÄTEN IN DER VERFOLGUNG – DIE KRIMINALISIERUNG DER SINTI UND ROMA UND DER HOMOSEXUELLENNACH 1945
6. November 2013, 19 Uhr
AUS DER GESCHICHTE DES „HOTEL SILBER“ LERNEN – HISTORISCH-POLITISCHE BILDUNG IN DER POLIZEI
13. November 2013, 19 Uhr
Orte, Straßen und Plätze bilden das Gedächtnis einer Stadt,
wenn sie sich mit den Erinnerungen von Menschen verbin-
den. Die Video-Projektion des Stuttgarter Künstlers Oliver
Herrmann auf der Fassade des „Hotel Silber“ gibt den an
diesem Ort Verfolgten einen Namen.
PROJEKTION „AUF MAUERN SCHREIBEN“
19. Oktober 2013, im Rahmen der „Stuttgartnacht“
„Hotel Silber“Dorotheenstr. 1070173 Stuttgart
Information und AnmeldungHaus der Geschichte Baden-WürttembergTel. 0711/212 3989Fax 0711/212 3979
besucherdienst@hdgbw.de
Haus der Geschiche Baden-Wür t tembergD e r n e u e B l i c k
Stadtarchiv Stuttgart, F 27692
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