Oberflächliche Wunden - gd- · PDF fileDifferentialdiagnosen • Neuropatisch •...

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Oberflächliche Wunden

Differentialdiagnosen

• Nicht-entzündliche Gefäßerkrankungen• Chronisch venöse Insuffizienz • Primär • Sekundär (postthrombotisches Syndrom) • Periphere arterielle Verschlußkrankheit

(pAVK) • Lymphödem • Primär • Sekundär (z.B. nach rezidivierenden

Erysipelen)

• Vaskulitis• Leukozytoklastische Vaskulitis• Livedo racemosa• Panarteriitis nodosa Gruppe • Wegener´sche Granulomatose• Riesenzellarteriitis• Lymphomatoide Granulomatos

• Infektionen• Bakteriell • Nekrotisierendes Erysipel • Mycobacterien• Osteomyelitis• Septische Emboli • Pilzinfektionen • Treponemen (Syphilis) • Viral• Protozoen

• Panniculitiden• Necrobiosis lipoidica• diabetorum• Erythema nodosum• Erythema induratum• M. Pfeifer-Weber-Christian

• Pyoderma gangraenosum

• Hämatologisch• Leukämie • Thrombozytose• Sichelzellanämie • Thalssämie• Hereditäre Spherozytose• Polycythämia vera

• Bindegewebserkrankungen• Rheumatoide Arthritis • Systemischer Lupus erythematodes

(SLE) • Systemische Sclerodermie• Dermatomyositis• Sjögren´s Syndrom • CREST • M. Behcet

Differentialdiagnosen

• Neuropatisch• Diabetes mellitus • Tabes dorsalis• Syringomyelie• Lepra

• Mechanische Verletzungen• Schürfwunden• Ablederungen (Decollement)• Blasen• Platz- und Quetschwunden

• Thermische Verletzungen• Verbrennungen• Erfrierung• Stromverletzung

• Iatrogen• Punktion• Inzision, Spalthautentnahmestelle, Operationswunde

• Neoplastisch• Plattenepithelcarcinom• Basaliom• T-Zell Lymphom• B-Zell Lymphom• Amelanotisches Melanom • Sarkom • Adnextumore• Metastasen

• Metabolische Erkrankungen• Diabetes mellitus • Zinkmangel • Vitamin A-, C-Mangel • Kachexie (Tumor, entzündliche

Erkrankungen) • Mangelernährung (Eiweiß, kalorisch) • Gicht • Calcinosis cutis• Prolidase Defizienz• M. Gaucher

Diabetisches Ulkus

Pyoderma gangränosum

Ulcus cruris

Plattenepithelkarzinom

Stauungsdermatitis

Morbus Wegener

Moderne Wundversorgung?

Schlecht heilende oder chronische Wunde?Nekrose / Wundbeläge?

Ja Nein

Ausreichende Durchblutung? Wundheilung?

Ja Nein

Gefäßsanierung

Debridement

Nein

Keimbesiedlung?

Ja

InfektionExsudatmangementGranultionsförderung

Ja Nein

Wundheilung?

Epithelisierung

Geheilte Wunde

Nekrosen/Beläge

• Therapieziel– Schaffung einer sauberen, nicht belegten Wunde

• Debridement-Methoden:– Chirurgisch Skalpell, scharfer Löffel, Laser

– Mechanisch Hydrojet (Versajet), Ultraschall, (feucht-trocken Verb.)

– Enzymatisch Kollagenase (Iruxol)

– Biochirurgie Lucilia sericata

– Autolytisch Hydrogele (Intrasite), Hydrokolloide

– Osmotisch hyperosmol. Zucker, Dextranomer (Jodosorb)

Autolytisch - Hydrogele

• Hydrogele zur Behandlung von Nekrosen und Fibrinbelägen gedacht, speziell für Ulcus Cruris, Dekubitus und das nicht infizierte diabetische Fußsyndrom

• Hydrogele sind sowohl als amorphe Gele oder Platten erhältlich.• Die amorphen Gele bestehen aus einer gelformenden Polymermatrix mit

einem Wasseranteil bis zu 90%. Einige Produkte enthalten Propylenglycolals Konservierungs- und Feuchthaltemittel

• Hydrogele müssen mit einem passenden Sekundärverband abgedeckt werden, um das Gel vor dem Austrocknen zu bewahren. Sekundärverband richtet sich nach der Exsudatmenge

• Hydrogele fördern das Debridement durch die Rehydrierung des Wundbettes und unterstützen so den körpereigenen Reinigungsprozess (Autolyse).

Infizierte Wunden

• Oberflächliche Infektionen– Tägliche Verbandwechsel– Reinigung (Wundspülung mit Antiseptik)– Keine Occlusion

• Infektion in Wundtaschen– Chirurgisches Debridement im OP– Probengewinnung zur mikrobio. Diagnostik– Lokale Antiseptika– Tägliche Verbandwechsel

Wundspülung

• Mechanische Reinigung (Spülung) oder desinfizierte/antiseptische Wirkung?

• Gebindegröße/Verpackungs• Möglichst körperwarme Applikation• Gute Verträglichkeit• Keine chemische Reizung / keine

Schmerzerzeugung• Sterilität• Wirkstoffe nicht resorbierbar• Farblosigkeit bzw. keine Wundverfärbung

Wundspülung

• Geeignete Produkte:– Wirkstofffreie Produkte

• Kochsalzlösung 0,9%• Ringerlösung

– Wirkstoffhaltige Zubereitungen:• Polyhexanidhaltige Lösungen (z.B. Lavasept,

Prontosan)• Octenisept-Lösung

Wundantiseptik

• Lavasept-Wundantiseptikum 0,2%• Lavasept-Wundgel 0,2%• Octenisept-Lösung• PVP-Jod-Präparate• Silberverbände

ACTICOAT ™

Octenidin (Octenisept®)

• Indikationen: – wiederholte, zeitlich begrenzte antiseptische Behandlung von

Schleimhaut und angrenzender Haut– zeitlich begrenzte unterstützende Therapie von Interdigitalmykosen– adjuvante antiseptische Wundbehandlung

• Kontra:– Spülungen der Bauchhöhle und der Harnblase– Anwendung im Trommelfell

• Bewertung:– mikrobiozid, breites Spektrum gegen Pilze und Bakterien, sowie

MRSA, Clamydien• Hydropolymere• Hydrokolloide

• Anwendungshinweise:– Nach einer Einwirkzeit von 2 min werden alle relevaten

Mikroorganismen erfasst.– Nicht zusammen mit PVP-Jod verwenden

Silberverbände

• z.B. Acticoat absorbent (S&N), Acticoat(S&N), Contreet Schaumverband (Co)

• Acticoat ist ein Calciumalginatverband, in den nanokristallines Silber von beiden Seiten eingewirkt ist.

• Indikation:– infizierte oder infektionsgefährdete sekundär

heilende Wunden– Verbrennungswunden

PVP-Jod

• z.B. Betaisodona®• Indikation:

– zur Desinfektion von intakter Haut und Schleimhaut– zur antiseptischen Behandlung infizierter oder verschmutzter akuter

Wunden– Förderung der Gewebsneubildung– Schutz des neu gebildeten Gewebes

• Kontra:– Manifeste Hyperthyreose, Dermatitis herpetiformis During, vor/ nach einer

Radiojodtherapie– nur nach strengster Indikationsstellung bei:

• Jodüberempfindlichkeit, Schilddrüsenerkrankungen , Schwangeren ab dem 3. Monat, Stillzeit, Neugeborenen und Säuglingen

• Hydropolymere• Absorption von Wundsekret

• Bewertung:– Breites Wirkspektrum (incl. MRSA, Pilzen,...)– Schnell einsetzende Wirkung – Gut für akute Wunden

Granulation

• Behandlungsoptionen– Starke Exsudation

• Schaumverbände• Hydropolymere

– Normale Exsudation• Hydropolymere• Hydrokolloide• Alginate

– Schwache Exsudation• Hydrogele

Feuchte Wundbehandlung

• Hydrokolloide– Comfeel® flexibel (Coloplast)– Varihesive® (ConvaTec)– Suprasorb® H (Lohmann&Rauscher)– Tegasorb® (3M)

• Hydropolymerverbände– Tielle®lite, Tielle®, Tielle®plus

(Johnson&Johnson)– Cutinova®hydro (Smith&Nephew)

HydrokolloidHydrokolloid

Wunde

Wirkprinzip der Hydrokolloide

•Aufbau– Folien oder Vliesstoffabdeckung– Gelatine; Dextrane (Zuckerpolymere),

Pektine (Gelbildner), andere Quellstoffe

– Polyacrylatkleber•Wirkprinzip– Wundexsudat wird durch freigesetzte

Quellstoffe gebunden•Eigenarten– Verschmutzung durch auslaufendes

Gel– Kein Atemgasaustausch – Starke Geruchsentwicklung– z.T. Indikationseinschränkungen– Quellstoffpartikel werden als

Fremdkörper im Granulationsgewebe abgekapselt

• Schaumverbände– Biatain und Biatain cavity (Coloplast)– Mepilex (Mölnlycke)– Allevyn (Smith&Nephew)– Allevyn plus cavity (Smith&Nephew)

• Hydrogele– IntraSite Gel (Smith&Nephew)– Nu-Gel (Johnson&Johnson)– Purilon (Coloplast)– Varihesive Hydrogel (ConvaTec)– Suprasorb P (Lohmann&Rauscher)– Mepilex (Mölnlycke)– Askina Transorbent (B.Braun)

Wunde

Feuchte Wundbehandlung

Feuchte Wundbehandlung

• Alginate– Algosteril Trionic (Johnson&Johnson)– Sorbalgon(Hartmann)– Comfeel Alginat Seasorb soft (Coloplast)– Kaltostat (ConcaTec)

• Hydrofaser– Aquacel (ConvaTec)

Feuchte Wundbehandlung

• Folien– OpSite Flexigrid (Smith&Nephew)– Tegaderm (3M)– Hydrofilm (Hartmann)– Cutifilm (Beiersdorf)– Bioclusive (Johnson&Johnson)– Opraflex (Lohmann&Rauscher)

Hydrokolloide

• Hydrokolloide werden in erster Linie für die Behandlung von wenig bis mittelstark exsudierenden Ulcus cruris und Dekubitus vorgesehen. Sie können zusammen mit Alginaten und Hydrogelen als Sekundärverband eingesetzt werden.

• Außerdem sind sie besonders in der Reepithelisierungsphase sehr geeignet.

• Transparente Hydrokolloide erlauben die Inspektion der Wunde.

Alginate

• Alginate sind stark absorbierend und deswegen der geeignete Verband für Wunden mit Fibrinbelägen und mittlerem bis starkem Exsudat.

• Alginate können bei Ulcus Cruris, Dekubitus, DFS und Verbrennungen 1 und 2 Grades eingesetzt werden. Unter ärztlicher Aufsicht auch bei infizierten Wunden.

• Alginate sind als Tamponaden und Kompressen erhältlich und optimal für Wundhöhlen geeignet. Sie zählen zu den Wundfüllern und benötigen einen Sekundärverband.

Alginate

Alginate sind natürlich vorkommende Polysaccharide der braunen Seealge. Bei Kontakt mit Wundexsudat findet ein Ionenaustausch zwischen den Kalziumionen der Alginatfaser und den Natriumionen des Wundexsudats statt.

Die Alginatfaser quillt auf und bildet ein weiches, schützendes Gel, das eine feuchte und interaktive Heilung fördert.

Schäume

Schaumverbände eignen sich für Wunden mit mittlerem bis starkem Exsudat. Im allgemeinen bestehen sie aus Polyurethanschaum. Sie sind in haftenden und nicht haftenden Versionen erhältlich und in verschiedenen Größen und Formen.

Schäume

• Auf Grund der speziellen Struktur sind Schäume in der Lage, eine große Menge Exsudat zu absorbieren.

• Darüber hinaus haben einige dieser Verbände die Fähigkeit große Mengen an Exsudat zu speichern (eine hohe Retention) und eine seitliche Ausbreitung des Wundexsudats zu vermeiden. Dadurch reduzieren sie die Gefahr der Mazeration.

• Die Kombination von hoher Absorption und hoher Retention (Speicherkapazität) auch unter Druck bedeutet, dass dieser Verband auch unter Kompressionstherapie angewendet werden kann.

Hydrokapillarverbände

• Hydrokapillarverbände sind relativ neu auf dem Gebiet der feuchten Wundversorgung. Sie sind für die Behandlung von Wunden mit geringer bis hin zu hoher Exsudatmenge gedacht.

• Auch Hydrokapillarverbände sind in haftender und nicht haftender Version erhältlich und haben eine hohe Absorption und Retention.

Hydrokapillarverbände

Hydrokapillarverbände bestehen aus einem superabsorbierenden Hydrokapillarpolster (Superabsorber), das von einem wasserfesten, bakterienschützenden und halbdurchlässigen Oberflächenfilm, einem hydrokolloiden Anteil für die Haftung und einer nicht klebenden Wundkontaktschicht umgeben ist.

Epithelisierung

• Therapieziel– Förderung der Zellteilung– Mechanischer Schutz vor „äußeren“

Einflüßen– Schutz vor Austrocknung und Verkleben

der Wunde• Behandlung

– Transparente Hydrokolloide oder Folienverbände

Die Anforderungen an den optimierten Wundverband

• Reduktion von Schmerz und Juckreiz

• Aufnahme von Wundsekret ohne die Wunde auszutrocknen

• Inertes, hypoallergenes, nichtirritatives Material

• Einfacher, schonender Verbandwechsel

• Vermeidung der Abgabe von Verbandbestandteilen in die Wunde

• Keine Behinderung des Gasaustausches (O2, CO2)

• Schutz vor physikalischer, chemischer und mikrobieller Belastung

• Adaptionsfähigkeit an die Wundverhältnisse

• Möglichkeit zur Selbstbehandlung

• Biologische / ökologische Verträglichkeit

• Gutes Preis / Wirksamkeits - VerhältnisQuelle: Leitlinien der Deutschen Phlebologischen Gesellschaft ´98

Obsolet

• Anwendung von Antibiotika/Farbstofflösungen in Wunden– Topische Antibiotika (Fucidine® Gaze,

Refobacin®, Sulfadiazin-Silber = Flammazine®)• Wirken nur oberflächlich• Evtl. Selektion resistenter Bakterienstämme• Kontaktallergien

– Pyoktanin-Lösung (=Gentianaviolett, Methylviolett)• Massiv zelltoxisch• große Wirkungslücken• Färbung behindert Wundbeobachtung

Obsolet

• Problematische Antiseptika (Granulationsphase)– Merbromin-Lösung (Mercuchorm®)

• Seit 2003 aus dem Handel• Nur bakteriostatisch, stark zelltoxisch• Konnte Quecksilber freisetzen• Gerbte die Wunde und behindert die Epithelisierung

– Rivanol• Nur bakteriostatisch, potentiell allergen und

wundheilungsstörend, Verfärbung• Wäscheverfärbung verursacht hohe Folgekosten• Kühlung leichter durch feuchte Umschläge

– Wasserstoffperoxid-Lsg.• Geringe Antiseptik (schnelle Inaktivierung)• Leicht ätzend (pH: 2,3)• Ausgeprägte Toxizität gegenüber Fibroblasten und

Kerationzyten• Kann in Wunhöhlen durch Sauerstofffreisetzung zu

Luftembolien führen

Obsolet

• Problematische Antiseptika (Granulationsphase)– Betaisodona® Salbe, Betaisodona® Gaze

• durch Blut, Eiter und Wundexsudat inaktiviert• Kontraindiktion beachten• Gefahr allergischer Reaktionen• Nur in akut entzündlicher Phase kann Betaisodona als Lösung kurzfristig

verwendet werden– Jodoform Gaze (Opraclean®)

• Behindert die Wundheilung und das Zellwachstum• Gefahr allergischer Reaktionen

– Chlorhexidin (Hibitane 0,2%)• Lediglich bakteriostatisch gegen grampos. und gramneg. Bakterien• in höheren Konzentrationen

• Farblose Castellanische Lösung/Solutio Castellani sine colore– obsolete Rezeptur aufgrund des Gehalts an Chlorocresol und Resorcin– Chlorcresol: toxikologische Risiken (u.a. kanzerogen), potentiell allergen– Resorcin: potentiell allergen, strumigen, Intoxikationen insbesondere bei

Säuglingen und Kleinkindern möglich, da Resorcin leicht resorbiert wird

Obsolet

• Trockene Wundbehandlung– Puder– Salben

• Fetthaltige Salben verhindern den freien Abfluss von Wundsekret

• Unter einer Fettschicht kann sich eine feuchte Kammer ausbilden, die stark infektionsgefährdend wirkt

• Salben können jedoch Wundränder vor Mazeration schützen

– direktes Aufbringen von Verbandmull oder Gaze auf oder in Wunden