Operation in Birma; Eine Stunde für ein neuesGesicht · verschlossen, lernt das Kind, sich nor-mal...

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Operation in Birma; Eine Stunde für ein neues GesichtChirurg Caius Radu (46) aus Nürnberg half zusammen mit burmesischen Kollegen 86 Patienten mit GaumenspaltenVONASTRIDLÖFFLER I .",. - .?:'.......". - ,-" •..1I'1ift ••:l>a.,' •• " :" .•• ' haben, könnten nicht operiert wer-

dem In solchen Fällen sei das Risikozu groß. Außerdem würden jüngerePatienten älteren vorgezogen, ebensowie Nicht-Operierte vor bereits Ope-rierten zum Zuge kämen, 'die etwaeine unschön verheilte Narbe haben,"Wenn ich einen Siebenjährigen

mit Gaumenspalte operiere, wird dasan seiner näselnden Aussprachenichts mehr ,ändern", illustriert Radu.Wird die Lücke im Gaumen dagegenbis Ende des zweiten' Lebensjahresverschlossen, lernt das Kind, sich nor-mal zu artikulieren. Besonders gravie-rende Folgen haben Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten für burmesischeFrauen. "Es ist für sie äußerst schwie-rig, einen Lebenspartner zu findenund eine Familie zu gründen", weißder Mediziner.

Caius Radu ist Plasti-scher Chirurg.Zu seinerArbeit gehört es, Nasenzu begradigen, Narben -zu korrigieren und, dieBrüstevonKrebspatien-tinnen zu rekonstruie-ren. In seiner Freizeitengagiert sich der Ni:lrn-berger sslt vielenJahreninmedizinischunterver-sorgten Gebieten. Seinletzter Einsatz führte ihnnach Birma,insKranken-haus von Bago.

Es ist ein Oktober-Sonntag in einer Pagodein Bago. Für etwa 120Burmesen wird dieserTag über ihre Zukunftentscheiden und darü-ber, ob ihre entstelltenGesichter von deutsch-burmesischen Ärzte-teams unentgeltlich ope-riert werden.Die meisten der War-

tenden in dem Raumsind Kinder mit einerLippen-Kiefer-Gau-men-Spalte - einer Fehl- . .bildung, die besser als Caius Radu miteinemKindauf dem ArminmittenglücklicherPatienten.Hasenscharte bekanntIRt. "Es ist nicht sicher, dass diesesKrunkhoitsbild dort häufiger vor-kommt als bei uns", erklärt CaiusHu<lu,Durch Mangelernährung undI,IIWhöhere Geburtenrate seien aberwl'lt mehr Menschen gefährdet.e 1I1'lch1.(JltigIehlten Mediziner. "Es1111,vlullelch] 20 Kiefer- und Plasti-4·hll ('h 1I'\II'~enfür ein doppelt S0 gro-1.111111,1\lldwlo Deutschland", schätztItudll, Ilu kommt Interplast Germany111,.HI'lt'l 11111~cmeinnütziger VereinrOI'I' "Hdlt4'hO Chirurgie iri Entwick-I11IIIo1H11111do1'11, den Radu seit 199311I'1'1I1l1l1tllrh unterstützt. "Ich war11111'111.11111111111IAnfnnll meiner Ausbil-

Foto:AstridLöffler

dung, als ich den Leiter der Münchner legen die Zollformalitäten geklärtSektion auf einer Tagung kennen- und den zehnstündigen Sichtungstaggelernt habe", 'erinnert sich Radu, der vorbereitet. Die Myanmar ChefsAsso-sich seitdem an mehr als einem Dut- ciation, eine karitative Organisationzend Einsätzen verschiedener Hilfs- von Köchen, hatte den Transport undorganisationen in Afrika, Birma und das Essen für die Patienten übernom-Indien beteiligt hat. ' men.Zum Konzept von Interplast gehört "Unsere oberste Priorität ist die

es,mit Medizinern vor Ort zusammen- Sicherheit", erläutert Radu, der daszuarbeiten. "Dadurch sind die Ein- 14-köpfige Interplast-Team geleitetsätze eine sehr sichere Sache, was Vor- hat, in dem mit Anästhesist Tobiasbereitung, Durchführung und Nach- Nirschl und OP-Schwester Maritaversorgung der Patienten betrifft", Grillenbeck zwei weitere Nürnbergerresümiert der 1.6-Jährige. So hatten vertreten waren. Patienten, die zumburmesische Arzte beispielsweise BeispielWasser im Bauch, einen Herz-schon vor Ankunft der deutschen Kol- fehler oder eine Lebervergrößerung

Unentgeltliche ArbeitDabei bedürfe es nur eines relativ

kleinen Eingriffs, um der sozialen Aus-grenzung ein Ende zu setzen: "In einerStunde habe ich jemandem ein kom-plett neues Gesicht gegeben, und nacheiner Woche sind die Schnitte weitge-hend verheilt", skizziert, der Plasti-sche Chirurg. Da Ärzte wie Schwes-tern unentgeltlich arbeiteten und dasverwendete Material meist aus Spen-den stamme, beliefen sich die Kostenpro Operation auf rund 200 Euro,berichtet der Nürnberger.Insgesamt konnten bei dem Inter-

plast-Einsatz im vergangenen Okto-ber 86Personen operiert werden, resü-miert Radu. Der jüngste Patient warvier Monate alt, der älteste 44 Jahre;das Durchschnittsalter lag etwasunter sieben Jahren. Die Arbeitsbedin-gungen in Birma seien sehr schwierigund entsprächen etwa dem medizini-schen Standard von Deutschland inden 1950er Jahren. "Aber es funktio-niert", betont der Belegarzt amSt. Theresien-Krankenhaus und er-gänzt: "So ein zweiwöchiger Aufent-halt bringt immer auch eine gewisseErdung mit sich."