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2| 2009 JUNI www.vitako.de PERSONALSUCHE Was kommunale IT-Betriebe den Privaten entgegensetzen können WISSENSMANAGEMENT Wie die Kommunen ihre Infor- mationsflut managen können BÜRGERPARTIZIPATION Warum Software Beteiligungs- prozesse unterstützen kann Zeitschrift der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e.V. Den Bürger mit ins Boot holen

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2|2009J U N I

www.vitako.de

Zeitschrift der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e.V.

PERSONALSUCHE

Was kommunale IT-Betriebe den Privaten entgegensetzen können

WISSENSMANAGEMENT

Wie die Kommunen ihre Infor-mationsfl ut managen können

BÜRGERPARTIZIPATION

Warum Software Beteiligungs-prozesse unterstützen kann

Zeitschrift der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e.V.

Den Bürger mit ins Boot holen

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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Marianne Wulff Wilfried Kruse

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Die Zusammenarbeit beispielsweise in Shared Service Centern darf nicht länger an Partialinteressen und Egoismen schei-tern, sondern muss unter dem Motto „Arbeit im Raum neu verteilen“ konsequent voran getrieben werden, um Skalen-effekte besonders bei Stützprozessen nutzen zu können. IT kann hierbei die Gestaltung von öffentlichen Leistungsnetzen extrem erleichtern. Übrigens liegt der Charme in einer hoch intensiven Nutzung von IT unter anderem darin, dass diese nicht nur hilft, Kosten zu sparen, sondern daneben Service-verbesserungen für Bürger und Unternehmen zu erreichen.

Auch die öffentlich-rechtlichen IT-Dienstleister sind gefordert: Der Druck wächst, das eigene Portfolio radikal auf den Prüf-stand zu stellen, sich auf die kundennahen Dienstleistungen zu konzentrieren und die Backoffi ce-Leistungen in neue Strukturen und Prozesse zu gießen, die durch die Nutzung ge-meinsamer Produkte, durch die Konzentration von Maschinen und Expertise erhebliche Einsparpotenziale in sich bergen. Ansätze gibt es viele, die Eigentümer von IT-Dienstleistern müssen gemeinsam mit den Geschäftsleitungen die Wirt-schaftskrise als Chance nutzen, die vielerorts eingeleiteten Diskussionsprozesse in Lösungen zu überführen, um dauer-haft einen Beitrag zur Entlastung der Haushalte zu leisten.

Welche Projekte starten Sie unter den Vorzeichen der Wirt-schaftskrise? Welche Empfehlungen geben Sie Ihren kom-munalen Kunden? Wo „lohnen sich“ IT-Projekte möglichst rasch? Vitako freut sich auf einen konstruktiven Dialog mit Ihnen und auf Hinweise zu Projekten, die in Ihrem Verant-wortungsbereich starten oder unter den Vorzeichen der Krise neu justiert werden. Und wie immer sind wir gespannt auf Ihr Feedback zu dieser Ausgabe!

Eine gute Lektüre wünschen Ihnen

Wilfried Kruse, Vorstandsvorsitzender,Dr. Marianne Wulff, Geschäftsführerin, Vitako, Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister

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Welche lokalen oder regionalen IT-Projekte kennen Sie, die als Instrument zur Bewältigung der Wirt-schaftskrise aufgelegt werden? Mit dieser Frage

startet die CEMR (Council of European Municipalities and Regions) eine Erhebung bei den Kommunal- und Regional-verbänden aus den EU-Mitgliedsstaaten. Als Beispiel nennt die CEMR Breitbandinitiativen, die geeignet sind, die Stand-ortbedingungen für Unternehmen zu verbessern und damit zur Schaffung von Arbeitsplätzen beizutragen.

Die Kommunen können die Rahmenbedingungen für Un-ternehmen nicht allein und ausschließlich aus eigener Kraft gestalten und verbessern. Nur gemeinsame Anstrengungen von Bund, Ländern, Kommunen und Unternehmen werden zum Erfolg führen. Die Zeichen, auch von Bundesebene, sind positiv; die Mitglieder von Vitako freuen sich darauf, mit ihrer kommunalen und regionalen Kompetenz noch stärker von Beginn an in solche infrastrukturellen Projekte eingebunden zu werden.

Für die Gartner Group ist es dagegen selbstverständlich, dass Unternehmen auch in der Wirtschaftskrise in IT in-vestieren – allerdings unter anderen Rahmenbedingungen. IT-Projekte seien noch mehr als bisher darauf abzuklopfen, welchen Beitrag sie zu Produktinnovation und Einsparung leisten können. Die Forderung von Gartner kann heilsame Wirkung entfalten: Nicht IT um der IT willen, sondern IT um des Unternehmenserfolgs willen. Dies gilt genauso für die öffentliche Verwaltung: Investitionen in IT nur dann, wenn sie das infrastrukturelle Angebot der Kommune oder Region verbessern oder einen deutlichen Beitrag zu Einsparungen leisten.

Die Stichworte zu „Sparen mit IT“ sind längst bekannt: Öf-fentliche Einrichtungen sollen endlich ihre Leistungsprozesse unter bestmöglicher Nutzung von IT neu gestalten, sie straffen und dabei die Prozesskompetenz der IT-Fachleute intensiv nutzen. Und bei der Einführung neuer Software darf nicht die Erfüllung individueller Wünsche im Vordergrund stehen, sondern die strikte Einhaltung der 80:20-Regel. Nicht alle in Software gegossenen Prozesslösungen sind per se ungeeignet, um in der eigenen Organisation implementiert zu werden!

\ EDITORIAL

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Herausgeber:Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister e. V.Markgrafenstr. 2210117 BerlinTel. 030 / 20 63 15 60E-Mail: [email protected]

V.i.S.d.P.:Dr. Marianne Wulff

Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Berichte auch ohne vorherige Absprache zu kürzen. Der Inhalt der Beiträge gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder elektronische Ver breitung nur mit Zustimmung des Herausgebers.

Redaktion:Goergen Kommunikation GmbHAnne Goergen, Michael WayandUbierring 4350678 Kölnwww.goergen-kommunikation.de

Erscheinungsweise:4 Ausgaben im Jahr

Aufl age:5.000

Konzeption, Layout, Satz und Lektorat:Ursula Barthel Grafi kdesign, Bremenub-grafi [email protected]

Litho u. Druck:Köhler Druck, Oldenburg

Bildnachweise: Actice value; BMI; DB Research; Finanzbehörde Hamburg; FM Schleswig Holstein; Fotolia (Benjamin Haas, Christoph Mayr, Daniel Schmid, endostock, Heike und Hardy, Ints Vikmanis, János Gehring, Joss, kebox, Linleo, Liv Friis-larsen, Maria Kalu-dova, Maria.P., Michael Chamberlin, Michael Kempf, michael-stifter.de, mtrommer, Paul Bodea, pdesign, Perrush, Scott Max-well, Sportlibrary, Tomasz Rzymkiewicz, trialartinf); Gorrissen; ifi b; KGSt; KHM; krz; MI Sachsen Anhalt; Regio IT Aachen; Stadt Frechen; Stadt Köln; Stadt Ulm; TuTech; Vitako; Zebralog; ZU, Friedrichshafen

Autoren dieser Ausgabe: Frank Bonse, Ministerium des Innern des Landes Sachsen-AnhaltGunter Czisch, Stadt UlmProfessor Dr. Andreas Engel, Amt für Informationsverarbeitung der Stadt Köln*Dr. Dina Franzen, regio iT aachenChristian Geiger M.A., Zeppelin University, FriedrichshafenKatja Gille, Stadt Frechen*Stefan Göllner, Kunsthochschule für Medien KölnGeorg Gorrissen, Management Beratung Gorrissen, Molfsee*Rudi Grimm, Deutschland-Online Infrastruktur e.V.Dr. Ute Hansen, Finanzministerium des Landes Schleswig-HolsteinAntonius Klees, active value GmbH, DüsseldorfProf. Dr. Herbert Kubicek, Institut für Informationsmanage-ment Bremen (ifi b)Dr. Patrick Lehmann, Stadt Frechen*Barbara Lippa, ifi bRolf Lührs, TuTech Innovation GmbH in Hamburg Renate Mitterhuber, Finanzbehörde HamburgRolf Mosemann, regio iT aachenDr. Birgit Anne Pickenäcker, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), KölnAndreas Reisen, Bundesministerium des InnernDaniela Riedel, Zebralog GmbH & Co.KG, Berlin und BonnDr. Ingo Rollwagen, Deutsche Bank ResearchDr. Heinz-Werner Schülting, Deutschland-Online Infrastruktur e.V.Dr. Marion Steinert, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), KölnDirk Stock, Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe (krz), LemgoDr. Marianne Wulff, Vitako

* nur in Bundesausgabe

Hinweis: Vitako aktuell erscheint zusätzlich mit 4 Regionalausgaben:Ausgabe ekom21 – KGRZ HessenAusgabe IKS Saarbrücken – KDZ MainzAusgabe Infokom GüterslohAusgabe krz LemgoDer Regionalteil ersetzt in der Heftmitte vier Seiten der Bundesausgabe. Der Vertrieb erfolgt durch das jeweilige Vitako-Mitglied.

3 Editorial

E-DEMOCRACY

6 Eine Frage der Chancengleichheit Demokratie lebt davon, dass möglichst viele Bürger ihre Interes-sen artikulieren und sich am politischen Geschehen beteiligen. Doch diese Rechte werden nur in sehr geringem Umfang wahrge-nommen. Prof. Herbert Kubicek und Barbara Lippa vom Institut für Informationsmanagement Bremen (ifi b) erklären, wie sich der bestehende demokratische Prozess mit neuen technischen Möglichkeiten unterstützen lässt.

9 Mitmachen lohnt Sieben Jahre ist es her, dass Hamburg das erste Mal eine Diskussi-on via Internet mit einer breiten Öffentlichkeit durchführte – da-mals ging es um das neue Leitbild „Metropole Hamburg – Wach-sende Stadt“. Heute holt die Verwaltung zu vielen Themen ganz selbstverständlich die Bürgermeinung via Online-Diskussion ein, berichtet Renate Mitterhuber von der Finanzbehörde Hamburg.

10 Was wollen wir uns leisten? Den Blick öffnen, Neues, auch Unerwartetes zulassen – eine Grundvoraussetzung für Innovationen. Verwaltungen können die Bürger als Ideengeber nutzen, etwa bei den Bürgerhaushalten. Rolf Lührs von der Hamburger TuTech Innovation GmbH weiß: Die Sicht der Betroffenen kann wichtige neue Impulse geben.

12 Lokale Problemzonen Wie muss eine Plattform gestaltet sein, auf der Bürger sich zu lo-kalen Problemen artikulieren können? Wie kann Software Betei-ligungsprozesse im lokalen Kontext unterstützen? Stefan Göllner von der Kunsthochschule für Medien Köln berichtet von den Pro-jekten Kölner Unortkataster und Münchner Radltraumkarte.

14 Gegensätze aufbrechenOb in Kopenhagen, Hamburg, Köln oder Berlin – die Städte besinnen sich ihrer Bürger und erkennen das kreative und soziale Potenzial für Bauprojekte. Daniela Riedel, Ge-schäftsführerin der Zebralog GmbH & Co. KG fordert: Hierbei soll nicht geschickt kalkuliert die Zustimmung zum Projekt abgeholt, sondern wirklich kommuniziert und ein Dialog geführt werden.

16 Wir sind das Web Immer mehr Menschen nutzen offene Onlineplattformen zum Informationsaustausch. In sogenannten Wikis schreiben und lesen die Nutzer selbst, was sie und andere interessiert. Christian Geiger von der Zeppelin University in Friedrichshafen analysiert, welchen Mehrwert lokale Stadt- und Regionalwikis für die öffent-lichen Verwaltungen bieten.

17 * Mit dem Landrat im ChatImmer für den Bürger erreichbar sein – Verwaltungschefs, die die-sem Anspruch genügen wollen, müssen auch den Chat als Form der Kommunikation nutzen. Georg Gorrissen war von 1990 bis 2008 Landrat des Kreises Segeberg in Schleswig- Holstein. Seine Bürgersprechstunde verlegte der parteilose Verwaltungschef bereits 2001 als Chat ins Internet. Ein Erfahrungsbericht.

\ INHALT\ IMPRESSUM

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\ INHALT

INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

18 * Optimal servierenDie barrierefreie und W3C (World Wide Web Consortium)-konforme Umsetzung der kommunalen Website muss einer guten Auffi ndbarkeit nicht im Wege stehen. Voraus-setzung: Bei der Umsetzung werden wichtige Vorausset-zungen beachtet, sagt Antonius Klees, Geschäftsführer der Düsseldorfer Agentur active value GmbH.

19 * Um die Besten kämpfenSie sind begehrt und nach wie vor wächst der Bedarf an qualifi zierten IT-Fachleuten. Im Wettbewerb um gutes Personal können sich kommunale IT-Betriebe gegen die private Wirtschaft jedoch nur schlecht behaupten. Professor Andreas Engel, Leiter des Amts für Informations-verarbeitung der Stadt Köln, plädiert deshalb für Investi-tionen in neue berufsbegleitende Ausbildungsgänge, um die Marktfähigkeit der öffentlichen IT-Dienstleister zu sichern.

20 * Erfreuliche Bilanz Frechen ist die kleinste Kommune, in der am 24. März 2009 die Pilotphase der bundeseinheitlichen Servicenum-mer 115 startete. Entsprechend speziell sind die Anfor-derungen an das neue Informationssystem. Dr. Patrick Lehmann und Katja Gille von der Stadt Frechen geben einen ersten Erfahrungsbericht.

22 Fundament für die Zukunft Die Umsetzung der INSPIRE-Richtlinie macht Geodaten europaweit verfügbar – für die Verwaltungen eine große Chance. Doch noch hat sich das Bewusstsein für die aus INSPIRE erwachsenden Aufgaben auf der Führungsebene nicht vertieft, analysiert Dr. Marion Steinert von derKommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungs-management (KGSt).

23 Universalgenie Viele Arbeitsbereiche in Organisationen sind auf die Verfügbarkeit relevanter Informationen angewiesen. Rolf Mosemann und Dr. Dina Franzen von der regio iT Aachen stellen davincio vor: ein ganzheitliches Wissensmanage-ment-System, das erstmalig auf die Probleme in kommu-nalen Verwaltungsstrukturen eingeht und sie löst.

24 Erfolg im Team Interkommunale Arbeitsgemeinschaften und Koopera-tionen mit Dritten können nicht nur die räumlichen und strukturellen Verwaltungsgrenzen überwinden helfen, sondern auch unterschiedliche Ressourcen der Koope-rationspartner nutzbar machen. Die Umsetzung des Shared-Service-Prinzips kann allerdings anspruchsvoll und langwierig sein, weiß Dr. Birgit Anne Pickenäcker von derKommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungs-management (KGSt).

VERWALTUNG DER ZUKUNFT

26 Expedition ins Jahr 2020Vorreiter oder Nachzügler auf dem Weg in die Wissens-gesellschaft von morgen? Welche Rolle wird Deutschland spielen? Dr. Ingo Rollwagen von der Deutschen Bank Research sieht gute Chancen für die Bundesrepublik. Doch welche Herausforderungen stellen sich Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und der Verwaltung im Strukturwandel?

28 Startschuss im HerbstDas neue DOI-Netz nimmt Gestalt an: Schon im Septem-ber werden die rund 100 Teilnehmer am alten TESTA-D-Netz über die neue Infrastruktur kommunizieren – mit spürbaren Verbesserungen. Ein Zwischenbericht von Dr. Heinz-Werner Schülting, Geschäftsführer der Deutsch-land-Online Infrastruktur e.V.

29 Fundierte GrundlageDas Prozessregister Schleswig-Holstein sammelt organi-sationsübergreifendes Prozesswissen und macht es allen Beteiligten einfach und verständlich verfügbar. Dr. Ute Hansen vom Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein urteilt: Ein wichtiger Meilenstein für die Umset-zung der EG-Dienstleistungsrichtlinie.

30 Klarheit im ZuständigkeitsdschungelMit dem Behördenfi nder Deutschland und dem Leistungs-katalog entsteht ein ebenenübergreifendes Suchwerk-zeug, das die Schnittstelle der Verwaltung zum Bürger spürbar optimiert. Frank Bonse vom Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt berichtet.

31 Im HärtetestDer neue elektronische Personalausweis kommt. Damit die neue Technik zum 1. November 2010 aber auch reibungslos funktioniert, durchläuft das System derzeit eine Vielzahl von Testläufen. Andreas Reisen, Referatsleiter im Bundesministerium des Innern, schildert den weiteren Prozessablauf.

32 Langfristige SicherheitspolitikDas krz in Lemgo bleibt weiterhin Deutschlands einziger BSI-zertifi zierter kommunaler IT-Dienstleister. Dirk Stock vom krz erklärt den konkreten Nutzen der Zertifi zierung.

PROFIL

33 Vitako fragt … Gunter Czisch, Erster Bürgermeister der Stadt Ulm

VERMISCHTES

34 Termine

34 Rätsel

34 Vorschau auf die nächste Ausgabe

34 In eigener Sache

35 Vitako antwortet … Franz-Reinhard Habbel * Diese Beiträge sind nur in der Bundesausgabe der Vitako aktuell enthalten.

6 2|2009

\ E-DEMOCRACY

Mit jeder neuen Technologie sind in den vergangenen Jahrzehnten Hoffnungen geäußert worden, dass mit ihrer Hilfe die

demokratischen Rechte leichter oder effektiver in Anspruch genommen werden können. Dies gilt für Brechts Radio-Theorie, für die im Zusammenhang mit dem Zwei-Wege-Kabelfernsehen entwickelte Vision der Teledemokratie, für Bildschirmtext und Mailbox-Computernetze bis zum Internet. Über das Internet haben Verwaltung und Politik in der Tat die Informationsversorgung der Bürger verbessert und unter der Bezeichnung E-Democracy vielfältige Angebote zur Beteiligung gestartet.

Experimentierfeld statt ErfolgsrezeptE-Democracy – im englischen Sprachraum auch Di-gital Democracy genannt – steht für unterschiedliche elektronische, zumeist über das Internet angebotene Formen der Beteiligung an der politischen Meinungs- und Willensbildung. Der Begriff wurde bereits in den 1990er Jahren geprägt, als das Internet begann, Wirtschaft, Politik und Alltag zu durchdringen. Die

damalige Vision von einer neuen, besseren Cyberwelt mit einer totalen Cyberdemokratie ist inzwischen der realistischen Einschätzung gewichen, dass es eher darum geht, die bestehenden demokratischen Prozesse mit den neuen technischen Möglichkeiten zu unterstützen. Die Vorteile netz-basierter Kommunikation liegen auf der Hand: Feedback und Interaktion, Kommunikation in Gruppen, Zeit- und Ortsunabhängigkeit. Dadurch können potenziell die Transaktionskosten politischer Beteiligung gesenkt, die Inanspruchnahme ausgeweitet und so ein akutes Legitimationsproblem vieler politischer Entscheidungen verringert werden. In der Praxis werden die elektronischen Angebote jedoch keineswegs immer im erwünschten Umfang angenommen. Noch sind die Bedingungen für erfolgreiche E-Democracy-Projekte nicht hinreichend genau bestimmt.

E-Democracy ist so vielfältig wie die Formen demokratischer Meinungs- und Willensbildung (siehe Grafi k auf Seite 7). Dennoch hat sich eine Unterschei-dung in zwei wichtige Teilbereiche in Wissenschaft und Praxis ergeben. Als E-Voting bezeichnet man online durchgeführte Wahlen und Abstimmungen wie Bürgerbegehren oder Volksentscheide als verbindlichste Form der Bür-gerbeteiligung, während alle anderen formellen und auch informellen Betei-ligungsformen unter dem Sammelbegriff E-Partizipation zusammengefasst werden. Trotz breiter wissenschaftlicher Diskussion spielt E-Voting in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. Nach der jüngsten Entscheidung des

Prof. Dr. Herbert Kubicek, Professor für Angewandte Informatik an der Universität Bremen, Geschäfts-führer des Instituts für Informations-management Bremen (ifi b) und Wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen.Barbara Lippa, Diplom-Medienberaterin, ist als Wissenschaft-lerin im Schwerpunkt E-Democracy des ifi b tätig.

Eine Frage der Chancengleichheit

Demokratie lebt davon, dass möglichst

viele Bürger ihre Interessen artikulie-

ren und sich am politischen Geschehen

beteiligen. Doch diese Rechte werden

nur in sehr geringem Umfang wahrge-

nommen. Nun bietet sich die Möglich-

keit, den bestehenden demokratischen

Prozess mit neuen technischen Mög-

lichkeiten zu unterstützen.

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Bundesverfassungsgerichts zum Einsatz von Wahlmaschinen ist die Online-Stimmabgabe bei politischen Wahlen in Deutschland keine Option mehr.

Kommunikation in zwei RichtungenE-Partizipation umfasst bei einem weiten Verständnis nicht nur Beteili-gungsangebote von Verwaltung oder Politik an Bürger, Nichtregierungs-organisationen (NROs) oder auch Akteure aus der Wirtschaft, sondern auch solche Formen der Meinungs- und Willensbildung, bei denen die letztgenannten die Initiative ergreifen und sich an Verwaltung oder Politik wenden. Auf beiden Seiten kann weiter nach dem Grad der Verbindlichkeit unterschieden werden. Als Information werden alle Angebote bezeichnet, die hauptsächlich auf Bereitstellung und Erschließung von Daten und Do-kumenten aus Verwaltung und Politik abzielen. Hierzu zählen gesetzlich geregelte Zugangsrechte beziehungsweise Veröffentlichungspfl ichten nach dem Umweltinformationsgesetz und den Informationsfreiheitsgesetzen des Bundes und vieler Bundesländer.

Transparenz durch Dritte meint Angebote von NROs, die über Handlungen politischer Institutionen informieren und damit öffentliche Kontrolle er-möglichen. Beispiele sind die Plattform www.abgeordnetenwatch.de, auf der Bürger das Abstimmungsverhalten von Abgeordneten zu relevanten Themen beobachten und mit den Politikern in Kontakt treten können, oder der im Vorfeld von Wahlen angebotene Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (www.wahl-o-mat.de), der über Wahlen und die Wahlprogramme der Parteien informiert.

Unter Konsultation werden Beteiligungsformen verstanden, mit denen Voten und Meinungen zu bestimmten Themen, Planungen oder angesetz-ten Entscheidungen von Bürgern, aber auch Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingeholt werden, etwa auf den Gebieten Bauleitplanung oder Bürgerhaushalte.

Die Kategorie Beschwerden/Eingaben/Petitionen fasst diejenigen Angebote zusammen, die es ermöglichen, Vorschläge oder Beschwerden an Volksver-tretungen oder zuständige Stellen und Behörden zu richten, beispielswei-

se die E-Petitionen des Deutschen Bundestags.

Bei der Kooperation gehen die Angebote über das Abfragen von Expertise, Präferenzen

\ E-DEMOCRACY

und Meinungen hinaus. Sie sind auf engere und oft auch längere, auf Einvernehmen ausgerichtete Zusammenarbeit zwischen Verwaltung bzw. Politik und den zu beteiligenden Gruppen ausgerichtet und können auch zu Ergebnissen führen, die von den ur-sprünglichen Positionen abweichen. Traditionelle For-men sind Runde Tische oder Konsensuskonferenzen.

Unter Aktivismus/Kampagnen/Lobbying fallen alle Beteiligungsformen, bei denen Einzelpersonen oder organisierte Akteure Maßnahmen ergreifen, die da-rauf abzielen, Aufmerksamkeit und Unterstützung für Themen und Positionen zu erhalten oder diese in die öffentliche und politische Meinungsbildung einzubringen. Das Spektrum des Aktivismus reicht von Online-Enthüllungen über Massen-Mailings bis hin zu elektronischen Blockaden von Webseiten. Kampagnen zielen auf die Mobilisierung breiter Öffentlichkeit, beispielsweise durch Unterschriften-sammlungen, während sich Lobbying auch an einzel-ne Stellen oder Personen wenden kann, um gezielt partikulare Interessen durchzusetzen (etwa über E-Mails an einzelne Abgeordnete).

Einbettung und AnschlussfähigkeitFür alle genannten Beteiligungsformen gibt es un-terschiedliche technische Mittel und Werkzeuge (E-Tools). Es hat sich jedoch gezeigt, dass ihr Einsatz alleine nicht die gewünschten Effekte erzielt. Um erfolgreich sein zu können, müssen Angebote zur E-Partizipation sowohl auf Seiten von Verwaltung und Politik als auch auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger in die vorfi ndbaren Verhältnisse eingebettet sein beziehungsweise so anschlussfähig sein, dass eine Integration durch Anpassung möglich ist. Dabei sind auf beiden Seiten unterschiedliche Teilbereiche zu berücksichtigen (siehe Grafi k 2): Politischer Kontext: Wie politische Entscheidungs-

träger handeln und ihre Arbeit kommunizieren, ist von herausgehobener Bedeutung und steht in en-ger Wechselbeziehung zu den anderen Aspekten. Spätestens bei der Budgetbewilligung und der An-passung von Gesetzen entscheidet die Politik maß-geblich über Richtung und Tempo der Entwicklung von E-Democracy. Auf der Seite der Bürgerschaft müssen Interesse und Bereitschaft vorliegen, sich überhaupt in politische Prozesse einzubringen.

E-Democracy – Möglichkeiten und Grenzen

Klare Unterscheidung: E-Democracy unterteilt sich in die Teilbereiche E-Voting und E-Partizipation.

Bürger, NROs,

Wirtschaft

Verwaltung, Politik

Adressat initiiert

Eingaben, Beschwerden, Petitionen, Anfechtungen

Transparenz durch Dritte

Aktivismus, Kampagnen,Lobbying

Kooperation

Konsultation

Information

Wahlen,Abstimmungen

Bürgerbegehren,Volksentscheide

Adressatinitiiert

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Kooperation

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\ E-DEMOCRACY

Rechtlicher Kontext: Verwaltungen und Bür-ger sind beide an Vorschriften gebunden, die Verfahrensabläufe und Zuständigkeiten regeln. So wird bei einigen formellen Verfahren eine einfache E-Mail akzeptiert, während bei anderen eine Unterschrift erforderlich ist, was im Internet einer digitalen Signatur gleichkommt.

Organisatorischer Kontext: Für die meisten Be-teiligungsangebote gibt es etablierte Verfahren und Zuständigkeiten. Wenn daneben ein weiterer Kommunikationskanal über das Internet eröffnet wird, müssen die verschiedenen Teilprozesse integriert und die Zuständigkeiten zwischen Fach-verwaltungen und IT-Bereich abgestimmt werden.

Ökonomischer Kontext: Die Motivation, E-Parti-zipation anzubieten oder zu nutzen, hängt ent-scheidend von Kosten-Nutzen-Überlegungen ab. Auf der Anbieterseite muss der Sach- und Personalaufwand durch ausreichende Ressourcen gedeckt sein. Aber auch die Bürger vergleichen die Kosten und Mühen für die Nutzung elektronischer Angebote mit Zeit- und Wegersparnissen und anderen Gratifi kationen.

Kultureller Kontext: Ob Angebote zur E-Partizi-pation offeriert und angenommen werden, hängt auch von den auf Anbieter- wie auf Adressatensei-te vorhandenen Einstellungen zur Technik, vom Rollenverständnissen der Beteiligten – hoheitliche Verwaltung vs. Dienstleistungsorientierung, pas-siver vs. aktiver Staatsbürger – von den vorhan-denen Qualifi kationen und bei den Bürgerinnen und Bürgern ganz entscheidend vom Vertrauen in die

politischen Institutionen ab.

Technischer Kontext: Die Online-Ange-bote benötigen Schnittstellen zu den Fachverfahren der Verwaltung für eine medienbruchfreie Weiterverarbeitung. Auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger muss das Datenvolumen eines Angebots zur Leistungsfähigkeit des Anschlusses passen. Darüber hinaus müssen Angebote öffentlicher Stellen barrierefrei sein, das heißt für Menschen mit Behinderungen mit deren üblichen Mitteln zugänglich sein.

Die geforderte doppelseitige Einbettung ist oft nicht einfach umzusetzen, weil einzelne

Anforderungen in Konfl ikt miteinander geraten können, wie am Beispiel Sicherheit und Nutzbarkeit gut zu zeigen ist. Von Verwaltung und Politik wird die Möglichkeit der anonymen Teilnahme oft als unsicher wahrgenom-men, weil ein Missbrauch durch Mehrfachbeteiligung bei einer Abstimmung nicht auszuschließen ist. Ein sichereres Verfahren mit Registrierung oder gar mit digitalen Signaturen würde jedoch für viele Bürgerinnen und Bürger neue Hürden aufbauen, weil die ökonomische oder technische Anschluss-fähigkeit nicht gegeben ist.

Digitale Spaltung aufhebenDie größte Herausforderung besteht nach wie vor darin, Chancengleichheit für die Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger herzustellen. Dabei geht es nicht mehr nur um das Problem des technischen Zugangs oder der Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen. Wo diese Hürden überwunden wurden, werden Unterschiede in den Fähigkeiten zur angemessenen und für die eigenen Ziele vorteilhaften Nutzung sichtbar: Man muss die zum Beteiligungsgegenstand gelieferten Informationen verstehen, sich seine eigene Meinung dazu bilden und artikulieren. Diese Fähigkeiten sind immer noch unterschiedlich verteilt, so dass E-Partizipationsangebote vor allem die Möglichkeiten der ohnehin aktiven Bevölkerungsgruppen verbessern. Es zeigt sich auch immer deutlicher, dass die so genannte digitale Spaltung oder Ungleichheit ihre Wurzeln in den sozialen Ungleichheiten hat und digitale Integration nur über soziale Integration möglich ist.

Da Chancengleichheit und Repräsentativität fundamentale Voraussetzungen der Demokratie sind und diese für Online-Kommunikation bis auf weiteres nicht hergestellt werden können, sollte in der Beteiligung ein dem jewei-ligen Thema, der Zielgruppe und dem Verfahren angemessener Medienmix eingesetzt werden.

Vgl. Ausführlicher und mit vielen Beispielen: Kubicek, Herbert; Lippa, Barbara; Westholm, Hilmar (2009): Medienmix in der Bürgerbeteiligung. Die Integration von Online-Elementen in Beteiligungsverfahren auf lokaler Ebene. Berlin: edition sigma.

Zweigleisig agieren: Angebote zur E-Partizipation müssen sowohl auf Seiten von Verwaltung und Politik als auch auf Seiten der Bürger in die gegebenen Verhältnisse eingebettet sein.

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\ E-DEMOCRACY

Es war eine echte Pionierleistung. 540 registrierte Teilnehmer ver-fassten rund 4.000 Beiträge, 8.000

Besucher tummelten sich in vier Wochen auf der Internet-Plattform, um über das neue Hamburger Leitbild zu diskutieren. Das war 2002. Das Thema E-Government war noch jung und das Internet kein gängiges Medium, um Diskussionen zu politischen Themen zu führen. Hamburg fungierte damals neben Bologna im Rah-men des EU-Projektes DEMOS quasi als Experimentierfeld für neue, auch fi nanzi-ell aus Brüssel unterstützte Versuche, das Internet so nah wie nur möglich am und für den Bürger einzusetzen.

Seitdem hat das Kind laufen gelernt. Zwar dauerte es drei Jahre, bis eine Behörde im Jahr 2005 auch fi nanziell bereit war, eine Internetdiskussion zu veranstalten, aber dann ging es Schritt für Schritt, Diskurs um Diskurs bis heute weiter. „Fa-milienfreundlicher Wohnort Hamburg“, „Hamburger Haushaltsplanung“, „Neuge-staltung des Domplatzes“, „Living Bridge“ und „Zukunft der Universität“ hießen die Themen, zu denen Senatsmitglieder und die Hamburgische Bürgerschaft die Mei-nung der Bevölkerung einholten.

Klare Vorteile durch BürgerbeteiligungZwei der am häufi gsten gestellten Fragen lauten: Was kostet das Ganze und was bringt es? Die Kosten hängen natürlich entscheidend davon ab, was man vom Dienstleister – der als unabhängige ex-terne Instanz zu empfehlen ist – haben möchte: von der professionell gestalteten Plattform mit gut aufbereiteten Informati-onen über ein schlüssiges Konzept und der neutralen Moderation bis hin zum Marke-ting. Was es bringt, lässt sich aus den in Hamburg gesammelten Erfahrungen ganz konkret beschreiben: Mehr Transparenz: Durch die

Notwendigkeit, komplexe Zusam-

eine echte Teilhabe an Ent-scheidungen vor Ort. Auch wenn es kein Allheilmittel

ist: Politikverdrossenheit kann damit reduziert werden. Außerdem: Wer wüsste vor Ort besser Bescheid als die Betroffenen? Es werden neue Ideen generiert, auf die man oft in der Verwaltung nicht von alleine gekommen wäre.

Werbung für das eigene Konzept: Wie fundiert und durchdacht sind die Planungen? Auch ein guter Plan hat noch Optimierungsmöglichkeiten oder er durchläuft besser früher als später den Realitätscheck.

Es lohnt sich, Bürger stärker in politische Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Als besonders effektiv haben sich in Ham-burg dabei Themen der Stadtplanung und des Haushalts erwiesen. Motivation, da-ran teilzunehmen, erzeugt man aber nur, wenn vorher klar kommuniziert wird, was mit den Ergebnissen im politischen Ent-scheidungsprozess passiert. Optimal ist es, wenn die Teilnehmer danach konkrete Ergebnisse sehen: Ob ein Bürgerleitfaden für die Verwaltung zur familienfreund-lichen Stadtplanung, vom Parlament beschlossene Vorschläge aus dem Haus-haltsdiskurs oder ein neuer Domplatz mitten in Hamburg ohne Bebauung, dafür mit einem archäologischen Garten – die Internetdiskussionen erzeugten immer einen Win-Win-Effekt.

Hamburg hat aufgrund seiner guten Er-fahrungen im vergangenen Jahr auch eine Plattform zur formellen Beteiligung in Planungsprozessen erprobt, zunächst mit den Trägern öffentlicher Belange (TÖB), dann mit der allgemeinen Öffentlichkeit.

Die vielen Beispiele zeigen, dass es loh-nen kann, Versuche auf dem Feld der E-Partizipation zu unternehmen.

Mitmachen lohnt

Sieben Jahre ist es her, dass Hamburg das erste Mal eine Diskussion via In-ternet mit einer breiten Öffentlichkeit durch-führte – damals ging es um das neue Leitbild „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“. Heute holt die Verwaltung zu vielen Themen ganz selbstver-ständlich die Bürgermeinung via Online-Diskussion ein.

Renate Mitterhuber, Leiterin der Abteilung E-Government, Finanz-behörde Hamburg

menhänge auf das Wesentliche zu reduzieren und verständlich zu kom-munizieren, gelingt es, in kurzer Zeit ein Thema in seinen Kernpunkten umfassend zu beleuchten.

Versachlichung von Konfl ikten: Konfl ikte in Planungsprozessen verschwinden leider nicht dadurch, dass sie nicht transparent sind. Sie ploppen nur an späterer Stelle hoch und verursachen oftmals mehr Ko-sten als wären sie in einem Prozess der besseren Argumente ausgetragen worden. Durch das diskursive Verfah-ren gewinnen diejenigen, denen es gelingt, die anderen zu überzeugen (und nicht zu überstimmen). Das ist nicht nur langfristig günstiger, sondern auch nachhaltiger.

Neugestaltung staatlichen Handelns: Über Interaktionen mit den Bürgern signalisieren Politik und Verwaltung Dialogbereitschaft und ermöglichen

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rgständlich die Bürgermeinung via Online-Diskussion ein.

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\ E-DEMOCRACY

Wofür soll die Kommune im kommenden Jahr Geld ausgeben, wo soll gespart werden? Seit der Einführung des ersten Bürgerhaus-

haltes im brasilianischen Porto Alegre im Jahr 1989 sind zahlreichen Städte und Gemeinden in der ganzen Welt dem Beispiel gefolgt. So fi ndet man derzeit auf der von der Bundeszentrale für politische Bildung betrieben Internetplattform www.buergerhaushalt.org deutsch-landweit 67 Städte und Kommunen, die entweder bereits einen Bürgerhaushalt durchgeführt haben oder sich in entsprechenden Vorbereitungsphasen befi nden. In Europa haben Bürgerhaushalte bis Ende 2005 in sieben, hauptsächlich West-Europäischen Ländern Fuß gefasst und auch in weiteren Ländern zeichnen sich Entwicklungen ab, die eine baldige Einführung erwarten lassen.

Seit einigen Jahren werden Bürgerhaushalte immer häufiger durch Online-Verfahren ergänzt oder so-

gar vollständig im Inter-net durchgeführt und

sind so zu einem der thematischen

Schwerpunkte i m B e r e i c h

E-Partizipation geworden. Neben gro-ßen Städten wie Ham-burg, Köln und Freiburg wagten es auch einzelne Bezirke wie Berlin-Lich-tenberg oder kleinere Städte wie Bergheim, mit den Bürgern im In-ternet über die öffent-lichen Finanzen zu dis-kutieren.

Bürger als ImpulsgeberBürgerhaushalte können dabei unterschiedliche Ziele verfolgen und methodisch wie technisch auf vielfältige Weise realisiert werden. So geht es im klassischen Bür-gerhaushalt um ein festgelegtes Budget, über dessen Verwendung dann die Bürger verbindlich entscheiden. Andere Ansätze sehen die Bürger in der Rolle der Im-pulsgeber, über deren Vorschläge dann das Parlament, der Stadt- oder Gemeinderat berät. Auch die Bedeutung der Online-Komponente reicht von E-Voting-Ansätzen bis zu Internetdiskussionen, die außerdem mit anderen Kommunikations- und Abstimmungskanälen kombi-niert werden können.

Das Konzept für den Beteiligungshaushalt von Freiburg sieht neben einer moderierten Online-Diskussion und einem Online-Haushaltsrechner auch eine repräsenta-tive Umfrage sowie eine Stadtkonferenz vor. Außerdem wird untersucht, wie sich die Ausgestaltung des städ-tischen Haushalts auf die Lebenssituation von Frauen und Männern auswirkt. Die Gemeinderäte erhielten die Ergebnisse als Berichtsband vor den Haushaltsbe-ratungen.

Die Kombination von moderierten Foren und Haus-haltsrechner wurde bereits 2006 in Hamburg erprobt. Im Unterschied zu Freiburg stand hier allerdings nicht die Gestaltung des nächsten Doppelhaushaltes zur

Rolf Lührs, Leiter des Bereichs Interaktive Kommunikation der TuTech Innovation GmbH in Hamburg

Den Blick öff-

nen, Neues,

auch Unerwartetes zulas-

sen – eine Grundvorausset-

zung für Innovationen. Verwaltungen

können die Bürger als Ideengeber nutzen,

etwa bei den Bürgerhaushalten. Ursprünglich als

Instrument der aktiven Bürgerbeteiligung gedacht,

kann die Sicht der Betroffenen wichtige neue Im-

pulse geben.

Online-Bürgerhaushalte

Foto

: Tu

Tech

Was wollen wir uns leisten?

112|2009

\ E-DEMOCRACY

Diskussion, sondern ein Zeitraum von zehn Jahren. Ausgangspunkt für diesen Ansatz war die besondere Personalsituation der Stadt und die hohe Zinsbela-stung. So können in Hamburg nur etwa 10 Prozent der Ausgaben des Betriebshaushalts überhaupt kurzfristig verändert werden. Und bis 2016 werden von rund 70.000 Mitarbeitern der Stadt voraussichtlich rund 28.000 altersbedingt ausscheiden. Ziel war es also, zukünftige Leistungsziele der Verwaltung und den dafür erforderlichen Personalbestand heute festzulegen, um den Stellenum- und abbau möglichst zielgenau planen zu können. Auch Leistungen, die aufgrund bestehender gesetzlicher Regelungen gegenwärtig erbracht werden müssen, können in einer mittelfristigen Perspektive zur Diskussion gestellt werden.

Planen mit begrenztem Budget Bürger, die sich schnell einen Eindruck über die ak-tuelle Haushaltssituation ihrer Kommune verschaffen möchten, können als Planungshilfe den kostenlosen Online-Haushaltsrechner DEMOS Budget nutzen. Der Haushaltsrechner bildet auf der Basis echter Zahlen einen konkreten Haushalt ab. Bürger können damit ihre eigenen Haushalte aufstellen und die Ausgangsbudgets so verändern, wie sie es für richtig halten. Jede Verän-derung eines Haushaltspostens wirkt sich in Echtzeit auf den Gesamtetat aus. Die einzige Spielregel zur Auf-stellung eines Haushaltes: Die zur Verfügung stehende Gesamtsumme kann und darf nicht überschritten wer-den. Jede Mehrausgabe muss entsprechend an anderer Stelle eingespart. Umgekehrt kann jede Einsparung an anderer Stelle neu investiert oder zur Schuldentilgung verwendet werden.

Die Ergebnisse der so erstellten Haushalte und deren Durchschnittswerte wurden während der Diskussion zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise konnte über die Veränderungen im Haushalt immer wieder in den Dis-kussionsforen refl ektiert werden. Die Gesamtzahl der Änderungen an einem Posten stellt einen Indikator für die Bürger als auch für die Politiker dar, welcher Bereich am intensivsten diskutiert worden ist. Zudem hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Möglichkeit, jede Veränderung in einem Textfeld zu kommentieren und zu begründen.

Online-Bürgerhaushalte

Berlin Lichtenberg (seit 2005): www.buergerhaushalt-lichtenberg.de Freiburg (2008): www.beteiligungshaushalt.freiburg.de Hamburg (2006): www.hamburg-haushalt.de Hamburg (2009): www.hamburg-budget.de Köln (2007 – 2009): www.buergerhaushalt.stadt-koeln.de

Indem sich Bürger intuitiv dem kommunalen Haushalt nähern, bekommen sie ein Gefühl für die Möglichkeiten und Grenzen der Haushaltsplanung. Die unterschied-lichen Gliederungsebenen lassen eine Veränderung von Haushaltsposten zu, die sehr konkret auf jede kommunale Aufgabe bezogen ist. Mit zunehmender Be-schäftigungstiefe verändert sich die Wahrnehmung von „spielerisch“ zu „realitätsnah“. Die Nutzer erfahren, was es bedeutet, unter Bedingungen knapper Ressourcen und gesetzlich vorgeschriebener Leistungen politische Wunschvorstellung zu realisieren.

Auch für Länderhaushalte geeignet In beiden Städten wurde der Haushaltsrechner von den Teilnehmern gut angenommen und sorgte immer wie-der für intensive Diskussionen über Einsparpotenziale und Ausgabenerfordernisse. Auch haben die Teilneh-menden kräftig gespart: Bis auf die Haushaltsposten Schulen, Kindertagesbetreuung und Wissenschaft reduzierten die Bürger in Hamburg alle Budgets. In Freiburg haben sich die Bürger besonders deutlich für Einsparungen in den Bereichen Wirtschaft und Tourismus, Stadtentwicklung sowie Sicherheit und Ordnung ausgesprochen. Dagegen sollten die Budgets in den Bereichen Schulen, soziale Angebote und Kin-dertageseinrichtungen erhöht werden.

Das Hamburger Beispiel stellt noch in anderer Hin-sicht eine Besonderheit dar: Es ist das bisher einzige Beteiligungsprojekt aus der Haushaltplanung, das auf Landesebene durchgeführt wurde. Bisher galten Bürgerhaushalte nur auf kommunaler Ebene als prak-tikabel. Nach den positiven Erfahrungen mit der ersten Bürgerbeteiligung an der Haushaltsplanung will die Hamburger Bürgerschaft im Juni 2009 den zweiten Online-Bürgerhaushalt durchführen. Mit einem so genannten „Zero-Budgeting-Ansatz“ sollen ausgetre-tene Pfade verlassen werden. Zur Debatte steht eine komplette Neuaufstellung des Haushaltes, die auf die derzeitige Mittelverteilung keine Rücksicht nimmt.

als Schwerpunktthema der E-Partizipation in Deutschland

12 2|2009

\ E-DEMOCRACY

Wie kann Software Beteiligungsprozesse im lokalen Kontext unterstützen?

Die Kunsthochschule für Medien Köln hat diese Fragen im Rahmen des

EU-Forschungsprojekts Citizen untersucht. Das Ergebnis: Das Kölner Unort-

kataster und die Münchner Radltraumkarte.

Inventur städtischer Män-gel“, das ist das erklärte Ziel des Unortkatasters in

Köln. Bürger sind dazu auf-gerufen, städtische Orte, die einer Verbesserung bedürfen, zu markieren und zu doku-mentieren. Jeder neue Eintrag eröffnet ein Diskussionsforum und ein Bewertungsmodul, durch das die Relevanz ein-zelner Einträge sowie zuge-wiesener Kategorien ermittelt werden kann.

Kooperation mit dem BürgerDie Teilnehmer spezifi zieren ihre Einträge durch Texte und Bilder und kommentieren ihre Beiträge wechselseitig. Ein-mal eingetragene Unorte las-sen sich bei Aufl ösung eines Mangels von der Moderation in „Ex-Unorte“ verwandeln. Für die Stadt erhöht dies den Anreiz, sich für die Lösung eingetragener Probleme zu engagieren. Schon im Vorfeld der Entwicklung wurde der Kontakt mit aktiven Bürger-gruppen vor Ort gesucht. Dies führte in Köln zur Zusammen-arbeit mit dem „Leitbild Köln 2020“ – einer Gruppe, die ehrenamtlich Vorschläge zur Verbesserung des Stadtbildes erarbeitet und den ursprüng-lichen Anstoß zur Einrichtung eines Unortkatasters gegeben hatte.

Das „Unortkataster Köln“ wur-de im September 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt und durch zahlreiche Aktionen wie den mobilen Marker und Ver-öffentlichungen in der Stadt bekannt gemacht. Bisher wur-den 360 Beiträge gesammelt, die Plattform hat aktuell 400 aktive Teilnehmer. Software und Inhalte wurden nach Pro-jektabschluss im März 2009 an das Leitbild Köln 2020 über-geben, die technische und in-haltliche Betreuung führen seitdem Teilnehmer der Grup-pe weiter. Vertreter der Stadt haben die Einführung des Ka-tasters von Beginn an begrüßt und führen mit der Leitbild-gruppe Gespräche über einen angemessenen Umgang mit den Ergebnissen.

Münchner ModellDie Idee zu einer „Radltraum-karte“ in München entstand im Anschluss an die Realisie-rung des Unortkatasters in Köln. Teilnehmer kartieren bei dieser Anwendung Orte, die unter dem Aspekt der Fahrradfreundlichkeit positiv oder negativ hervorstechen („Radlträume“ – „Radlalp-träume“). Lokaler Partner in München ist dabei die Grup-pe „Greencity“, ein Verein, der sich in München für die The-men Stadtentwicklung und

Bürgerbeteiligung engagiert. Greencity möchte durch den Einsatz der Software das Ziel unterstützen, München zur fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands zu machen. Die Möglichkeit, auch positive Bei-spiele zu markieren, ist da-bei ein wichtiger Aspekt. Der Benutzer der Radltraumkarte erhält zudem die Möglichkeit, Vorschläge zur Verbesserung einer Situation abzugeben und Vorschläge anderer Teilnehmer

zu kommentieren. Besonders gelungene Vorschläge gewin-nen dadurch einen höheren Stellenwert und der konstruk-tive Charakter der Plattform wird hervorgehoben. Aus Per-spektive der Stadt wird so er-kennbar, welche Probleme und Lösungsvorschläge im beson-deren Interesse der Nutzer lie-gen. Der öffentliche Start der

Radltraumkarte ist für Som-mer 2009 geplant.

Notwendiger DialogDer mit dem Unortkataster be-gonnene Prozess hat deutlich gemacht, dass über eine On-line Beteiligungsplattform die Kommunikation mit lokalen Gemeinschaften verbessert und intensiviert werden kann. Sowohl für das Unortkataster als auch für die Radltraumkar-te ist für eine erfolgreiche Ver-wertung der Beiträge jedoch Voraussetzung, dass zwischen Betreibern und verantwort-lichen städtischen Gremien ein intensiver Dialog über die In-halte geführt wird. Nur dann können entsprechende Ergeb-

nisse des Verfahrens realisiert und kommuniziert werden. Langfristig wird nur die Erfah-rung, durch das eigene Mitwir-ken eine Situation real verbes-sert zu haben, Bürger vom Po-tential softwaregestützter Betei-ligungsprozesse überzeugen.

www.unortkataster.dewww.ist-citizenmedia.org

Stefan Göllner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Georg Trogemann im Bereich Experimentelle

Informatik an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Karte Unortkataster

Lokale Problemzonen

Foto

: KH

M, K

öln

132|2009

14 2|2009

\ E-DEMOCRACY

Gegensätze aufbrechen Online-Dialog mit den Bürgern

Ob in Kopenhagen, Hamburg,

Köln oder Berlin – die Städte

besinnen sich ihrer Bürger und

erkennen das kreative und so-

ziale Potenzial für Bauprojekte.

Dabei soll nicht geschickt kal-

kuliert die Zustimmung zum

Projekt abgeholt, sondern wirklich kommuni-

ziert und ein Dialog geführt werden. Hierbei

erlangt das Internet zunehmend Bedeutung.

Ursprünglich hatten Plätze, Straßen oder Parks die Funktion, öffentliche Orte zu schaffen für Informati-onsaustausch und persönliche Auseinandersetzung. Mit

zunehmendem technischem Fortschritt wird diese Aufgabe mehr und mehr von Medien wie dem Mobiltelefon, dem Radio, dem Fernseher und dem Internet übernommen. Immer mehr Bürger und Bürgerinnen nutzen das Internet zu ihrer Information und Meinungsbildung. Über Mailinglisten, Weblogs oder Social-Net-working-Websites vernetzen sie sich. In Online-Dialogen geht es dann zu wie auf den Markt- und Versammlungsplätzen der Anti-ke: umsehen, kommentieren, bewerten, empfehlen, moderieren. Die Argumente müssen nicht immer laut, sondern überzeugend sein. Kommunen und Politiker können Mitmachangebote im Internet initiieren und das große Mobilisierungspotenzial der Medien für die Planungen und Entscheidungen nutzen.

Ein komplexer Planungsprozess ist auch ein Kommunikations-prozess. Häufi g läuft dieser nicht so ab, wie die Beteiligten sich das vorgestellt haben. Ein intensiver Dialog mit der Öffentlichkeit

im Vorfeld von bedeutsamen Planungsvorhaben ist unerlässlich, um eine gemeinsame Zielsetzung aller Betroffenen zu fi nden und eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen – das Idealergebnis

lautet: gesellschaftlicher Konsens. Dafür braucht es spezielle und sehr passgenaue Instrumente der Öffentlichkeitsbeteiligung.

Erfolgreiche KombinationDer Erfolg liegt in der Kombination von Maßnahmen der klas-sischen Instrumente der Bürgerbeteiligung – Versammlungen oder Bürgerkonferenzen, Stadtspaziergänge, Workshops, Befra-gungen – mit neuen Begegnungsformen. Beispiel TED-Meetings: Bei dieser elektronisch unterstützten Präsenzveranstaltung erhal-ten die Teilnehmenden kleine Fernbedienungen – Keypads. Per Knopfdruck können sie über die präsentierten Vorschläge und Fragen abstimmen. Ergänzt werden die Maßnahmen durch die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation: Wiki, Google Earth, Geographische Informationssysteme. Dreh- und Angel-punkt ist dabei das Internet mit E-Partizipationsplattformen, die durch moderierte Online-Dialoge, Online-Umfragen, anschau-liche Informationsangebote und eine transparente Planungsdo-kumentation gekennzeichnet sind.

50.000 Bürger eingebundenDie bisher vorliegenden Ergebnisse aus der kommunalen Praxis in Berlin, Köln, Hamburg oder Frankfurt am Main zeigen, dass öffentliche Expertisen über moderierte Online-Dialoge zur krea-tiven Ressource der Entscheidungsfi ndung werden können. Die Bürger sind nah dran, wenn es um das Aufzeigen von Qualitäten einzelner Orte, die Vermittlung ihrer Nutzungsanforderungen an den öffentlichen Raum und auch das Mitentwickeln von Leitbildern geht. Sie können auch fundierte inhaltliche Beiträge für die Vorbereitung von Wettbewerbsverfahren leisten, oder die Verwaltung beim Verteilen öffentlicher Gelder in einem Bür-gerhaushalt mit sehr pragmatischen und kreativen Haltungen überraschen.Solche medienübergreifenden Verfahren können durchaus interessant sein, wenn es um ein größeres Projekt geht: Aufmerksamkeit Politik/Verwaltung die Bürger explizit einbinden wollen:

Relevanz und Vorschläge Einzelschritte in ein Verfahren zusammengefasst werden:

Integration

Beispiel Gleisdreieck Berlin: Die letzte große Brachfl äche im Herzen der Hauptstadt wird zu einem Park umgestaltet. Durch Spaziergänge, Workshops, Fokusgruppen und einen Online-

Daniela Riedel, Diplom-Ingenieurin für Stadt- und Regionalplanung, ist Geschäftsführerin der Berliner Zebralog GmbH & Co. KG.

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152|2009

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Dialog wurden die Erwartungen und Parkanforderungen der zukünftigen Nutzer herausgearbeitet. Ziel der moderierten Online-Diskussion war es, eine breite Stadtöffentlichkeit zu erreichen und neben den etablierten Bürgerinitiativen auch Personen einzubinden, die nicht zu Veranstaltungen kommen. In drei Wochen besuchten 50.000 Personen das Dialog-Angebot auf www.gleisdreieck-dialog.de und informierten sich über die Geschichte des Areals, das Verfahren und die möglichen Planungen. Knapp 400 Bürger und Bürgerinnen meldeten sich mit E-Mailadresse an, um 500 Vorschläge und Kommentare einzureichen und somit die Anforderungen an die Architekten gemeinsam zu formulieren. Am Ende gab es – neben zahlreichen Einzelvorschlägen – eine gemeinsame Empfehlung für Politik und Verwaltung. Die Ziele, Nutzungs- und Finanzierungsvor-schläge wurden zum festen Bestandteil der Ausschreibungsunter-lagen für den landschaftsplanerischen Architektenwettbewerb.

Beispiel Gedenkstätte Berliner Mauer: Der Mauerdialog zur Vorbereitung des Wettbewerbs für die Gedenkstätte Bernauer Straße war von hoher Emotionalität und unterschiedlichen Interessen zwischen Stadtentwicklung und bewahrendem Gedenken geprägt. Die Beteiligung war wesentlich größer als bei konventionellen Verfahren. Durch die direkte Ansprache der Anwohnenden, Grundstückseigentümer und anderer In-teressengruppen wurden relevante Gruppen von Beginn an eingebunden. In einer zweiwöchigen Online-Diskussion konnten die Besucher ihre individuellen Vorstellungen zur Entwicklung der Gedenkstätte Bernauer Straße vorstellen und Gedanken zum Umgang mit der Berliner Mauer äußern (www.berlin.de/mauerdialog). Die Beiträge konnten Themen zugeordnet wer-den. Stichwortfunktionen ermöglichten ein schnelles Nachlesen und Vergleichen der Beiträge. Parallel zur Diskussion im Inter-net wurden Spaziergänge an verschiedenen Stationen in der Bernauer Straße durchgeführt – sogenannte Mauerstreifzüge. Innerhalb von nur zwei Wochen informierten sich fast 10.000 Website-Besuchende. 1.400 Spaziergängern wurden auf den Mauerstreifzügen die Planungen näher gebracht. Ins Internet wurden über 360 Diskussionsbeiträge eingestellt. Bei dem abschließenden TED-Meeting wurden Meinungsbilder von 60 Interessierten per Knopfdruck erfasst.

Solche Beteiligungsverfahren können zu einer positiven Entwick-lung von wichtigen Vorhaben beitragen und Konsens herstellen. Pro-Contra-Gegensätze brechen auf, es ergeben sich ganz neue öffentlichkeitswirksame Effekte und Vorteile für die Verfah-rensabläufe. Die Entscheidungsprozesse werden erleichtert und sogar verkürzt.

16 2|2009

Immer mehr

Menschen nutzen

offene Onlineplattformen zum

Informationsaustausch. In soge-

nannten Wikis schreiben und lesen die Nutzer selbst, was sie und andere

interessiert. Welchen Mehrwert lokale Stadt- und Regionalwikis für die

öffentliche Verwaltungen bieten.

Foto: ZU, Friedrichshafen

\ E-DEMOCRACY

Wir sind das Web

Keiner weiß genau wie viele Nutzer es sind – Tatsache ist aber: Das multilinguale Online-Lexikon Wikipedia gilt als das bekannteste

Wiki der Welt. Offene Content-Management-Systeme boomen. Mittlerweile befasst sich sogar die noch junge Disziplin der „Wikipedistik“ mit der inter-disziplinären Erforschung des Phänomens „Wiki“ (Hawaiianisch für „schnell“).

Die Interdisziplinarität ergibt sich zum einen quan-titativ aus der Menge der Akteure, zum anderen qualitativ aus den vielfältigen Formen des Zusam-menwirkens dieser Akteure. Wikis sind ein Kolla-borationsinstrument, um Ziele zu erreichen. Die Besonderheit und gleichzeitig das Erfolgsgeheimnis von ihnen: Jeder kann Beiträge abfragen, korrigieren oder erstellen. Bei den Wikis gestalten die Internet-nutzer selbst die Inhalte gemeinsam. Sie schreiben Texte, erstellen und pfl egen Wissensdatenbanken, stellen Fotos oder Filme ins Netz.

Auch im lokalen Kontext als Stadt- oder Regionalwiki lassen sich die offenen Redaktionssysteme mit „Je-dermannänderbarfähigkeit“ nutzen. Die Weiterent-wicklung der Stadt- oder Regionalwikis wird dabei erfahrungsgemäß primär durch die Nutzer vor Ort vorangetrieben. Der Bürger wird zum „Prosumer“ – zum Produzenten wie auch zum Konsumenten. Dieses neue Rollenverständnis bietet Städten, Kreisen und Gemeinden die Chance, Informationen „on-demand“ zur Verfügung stellen zu können, ohne sie selbst zu generieren oder für ihre Richtigkeit haften zu müssen. Deshalb kann es durchaus Sinn machen, ein Wiki durch eine entsprechende Initiative der Ver-waltung – quasi als Hilfe zur Selbsthilfe – zu fördern, solange Betreibermodelle und Investoren fehlen. Die Forschung kann dazu beitragen, Kommunen einfache Werkzeugkästen an die Hand zu geben, damit diese

ihr jeweiliges Stadt- oder Regionalwiki nachhaltig und erfolgreich etablieren können.

Potenzial erkanntWikis, die funktionieren sol-len, müssen als Vorausset-zung allerdings eine kritische

Christian Geiger M.A., ist wissenschaft-licher Mitarbeiter bei Professor Jörn von Lucke am Lehrstuhl für Verwaltungs- und Wirtschaftsinformatik, Deutsche Telekom Institute for Connected Cities

(TICC) an der Zeppelin University in Friedrichshafen.

Masse motivierter Nutzer erreichen. Sie stellen den Kern des Wikis dar und füllen es mit Inhalten. Vom Mehrwert der Wikis profi tieren hingegen sämtliche Akteure.

Typische Vorteile eines Wikis wie die schnelle Reaktionszeit, die vorhandene Tagesaktualität und eine einfache Bedienung haben beispielsweise die Nut-zer des Stadtwikis Karlsruhe überzeugt und es zum derzeit umfangreichsten Wiki seiner Art werden lassen. Der Bildungsverein Region Karlsruhe – eine private Initiative von internetbegeisterten Bürgern – verwaltet in der Region auch das Internetportal Stadtwiki Ettlingen, welches auch mit der Home-page der Stadt verlinkt ist. Hier können die Nutzer zum Beispiel Adressen von Ärzten und Apotheken hinterlegen, oder auch Veranstaltungshinweise einstellen. Die Stadt Ettlingen erkannte das Potenzial, das in einem Wiki steckt. Sie entschied sich dazu, ihre Ärzte- und Vereinslisten im Internet künftig durch die Bürger selbst erstellen und verwalten zu lassen. Der Vorteil für die Stadt: Kamen früher Verwaltungsmitarbeiter mit der Pfl ege der Listen im Internet häufi g nicht schnell genug nach, hat sie nun mit dem Stadtwiki ein sinnvolles Instrument zur Bürgerbeteiligung gefunden.

Ziel: Virtuelles StadtgedächtnisParallel zur Toolbox sollte ein modularer Aufbau im Sinne eines „Wiki 2.0“ verfolgt werden: Verbesserte Benutzerführung, eine moderne, individua-lisierbare Benutzeroberfl äche sowie die Einbindung von Breitbandanwen-dungen wie Videofi lmen, hoch aufl ösenden Bildern und Podcasts. Auch die gezielte Erweiterung lokaler Wikis um geolokalisierte Anwendungen beziehungsweise Location Based Services (LBS) – das ist sind mobile Diens-te, die unter Zuhilfenahme von positions-, zeit- und personenabhängigen Daten dem Endbenutzer selektive Informationen bereitstellen oder Dienste anderer Art erbringen – bietet Raum für zukunftsorientierte Investoren.

Der Ausbau zum virtuellen Stadtgedächtnis mit Ortschronik und bedeut-samen Dokumenten, eines lokalpolitischen Argumentationsforums und eines Vereinsverzeichnisses wären weitere logische Schritte. Module, wie ein Seniorenportal, eine Tagesmutter- und Ehrenamtsbörse sowie eine lokale Innovationsplattform würden das „Informationsportal Stadt-/Regio-nalwiki“ komplettieren. Wikis bieten damit ein großes Potenzial für das bürgerschaftliche Engagement, dessen Möglichkeiten noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft sind.

172|2009

Mit dem Landrat im Chat

Georg Gorrissen, 58, ist heute als Berater in seiner Firma „Management Beratung Gorrissen“ tätig.

Immer für den Bürger erreichbar

sein – Georg Gorrissen, von 1990

bis 2008 Landrat des Kreises Sege-

berg in Schleswig-Holstein, verlegte

seine Bürgersprechstunde als Chat ins Internet.

Ein Erfahrungsbericht.

Ist das wirklich eine gute Idee?“ Fragen und Bedenken gab es viele, als ich mich entschloss, in meiner damaligen

Position als Landrat die Bürgersprech-stunde via Chat durchzuführen. „Werden sich nicht viele bekannte Querulanten zu Wort melden? Wird man sich nicht den immer wieder gleichen Anschuldigungen einiger Enttäuschter aussetzen? Werden nicht manche unter dem Deckmantel der Anonymität Vorbehalte gegen Führungs-kräfte und die Politik ausleben?“ Fragen, die sicherlich nicht einfach vom Tisch zu wischen waren. Beantworten lassen sie sich aber nicht im Voraus. Also gab es nur eine Entscheidung: Probieren.

Dieser Mut ist nie enttäuscht worden. In all den Jahren hat es keine Beschimp-fungen, keine unsachlichen Kommentare oder derartiges gegeben. Alle Besucher des Chat-Rooms waren konstruktiv, habe Fragen gestellt, haben sich mit anderen Besuchern unterhalten und damit dazu beigetragen, dass jeder Chat eine Berei-cherung war.

Die Themen waren vielfältig. Ich hatte kei-ne vorgegeben und wie bei jeder anderen Sprechstunde auch haben die Besucher des Chats die Fragen gestellt, die Themen bestimmt. Es waren Neubürgerinnen und Neubürger dabei, die Fragen hatten, es ha-ben sich Schulklassen zu Wort gemeldet, die entweder Themen des Unterrichts mit mir diskutieren wollten, sich aber auch für Belange von Menschen aus dem Ort eingesetzt haben. Ich hatte Stammgäste,

die sich mit mir über aktuelle politische Themen unterhalten wollten, aber auch sporadisch hereinschauende Besucher. Immer war was los – selten war ich allein.

„Wie viele waren denn beim Chat“ war eine beliebt Frage am nächsten Tag. Kann man Erfolg, ob ein solches Angebot an-genommen wird, an der Zahl der Besu-cherinnen und Besucher festmachen? Das wird schwer. Dazu muss man die Struktur, den Ablauf eines Chats beden-ken. Üblicherweise sind mehrere Leute in einem Chat-Room und unterhalten sich miteinander. Das gibt jedem die Chance, sich die Diskussionsbeiträge anzusehen und sich nach eigenem Gutdünken in die Runde einzubringen. Beim Chat mit einem Landrat beziehungsweise einem Bürgermeister sind Menschen dabei, die eine Frage an eine Person in der Runde haben. Und selten kommen die Menschen nacheinander und stellen, einer nach dem anderen, ihre Fragen. Sie kommen häufi g gleichzeitig und wollen ihre Fragen oder Statements loswerden. Und dann besteht die Kunst für mich als Chat-Initiator da-rin, sich auf alle einzulassen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ich mich auf ihre Anfragen konzentriere und auf ihr Anliegen ausgerichtet bin. Das setzt eine Grenze für die Zahl der Teilnehmer. Ich hatte Chats, bei denen ich gleichzeitig mit fünf Personen kommunizierte, zu den unterschiedlichsten Themen. Mehr ist aus meiner Erinnerung und Einschätzung nicht zu schaffen.

Und was, wenn mal niemand mit mir chatten wollte? Wie viele Bürger-Frage-stunden, die nach dem klassischen Muster ablaufen, sind ohne Besuche geblieben, ohne dass man gleich die Frage nach der Notwendigkeit bestellt? Durch den Chat habe ich Menschen die Chance ge-geben, mit mir in Kontakt zu kommen, was sie ohne diese Möglichkeit nie getan hätten. Wer möchte schon gern nach einem Arbeitstag noch zum Landrat oder Bürgermeister fahren, um eine Frage loszuwerden. Am Rechner zuhause ist das was anderes. Das schafft Beteiligungs-möglichkeiten, sich in aktuelle politische Diskussionen einzubringen, Anregungen für laufende Prozesse zu geben, aber auch einem Tipps zu geben, bei Überlegungen, die für den Kreis, die Stadt relevant sind. Moderne Kommunikationsmittel sind insofern durchaus geeignet, die Partizi-pation von Menschen voran zu bringen.

Fazit: Man darf nicht in dem Angebot eines Chats allein die Realisierung von E-Democracy sehen; das bedeutet mehr. Aber es ist ein Baustein, ein Element. Und wie bei einem Puzzle das ganze Bild erst durch das Zusammenfügen aller Teile entsteht, wird auch E-Democracy erst durch alle Elemente geschaffen. Aber die Sicherung der Erreichbarkeit durch das Netz ist ein solches Bausteinchen. Daher sollten die Verantwortlichen den Mut zu einem solchen Schritt haben.

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to: G

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ssen

18 2|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

Optimal servieren

Antonius Klees ist Geschäftsführer der Düsseldorfer Agentur active value, die sich auf die Beratung,Konzeption und Umsetzung von Web-Inhalten spezialisiert hat.

Die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV), die von der Bundesregierung im Juli 2002 verabschie-det wurde, verpfl ichtet die „Träger der öffentlichen

Gewalt“, also Behörden der Bundesverwaltung sowie Landes-verwaltungen, die Bundesrecht ausüben, ihre Internet-Angebote barrierefrei zu gestalten. Hinzu kommen bundesunmittelbare Körperschaften, Anstalten und Stiftungen öffentlichen Rechts. Organisationen wie beispielsweise Landesrundfunkanstalten, Verkehrsbetriebe, öffentliche Energieversorger oder Museen auf Länderebene fallen streng genommen nicht unter dieses Gesetz. Es ist aber davon auszugehen, dass zumindest für öffentliche Einrichtungen und auch Kommunen in naher Zukunft dieselben gesetzlichen Bestimmungen verbindlich werden.

Die barrierefreie Umsetzung einer Website hat gestalterische und technische Aspekte. Hierzu fi nden sich im Internet einige gute Quellensammlungen, beispielsweise unter www. barrierefrei-infos.de. Durch eine barrierefreie Umsetzung ist die Seite dann in aller Regel gleichzeitig W3C-konform. Das bedeutet, sie entspricht den Standards, die das 1994 gegründete World Wide Web Consortium defi niert hat.

Vielfach wird in diesem Zusammenhang auf die Einschränkung hingewiesen, dass die konsequente Umsetzung dieser Standards die Auffi ndbarkeit von Inhalten und insbesondere die Auffi ndbar-keit der Seite im gesamten Web – besonders über die gängigen Suchmaschinen – beeinträchtigen. Wir sehen bei der Umsetzung der Website keinen Widerspruch zwischen Nutzerfreundlichkeit und Suchmaschinenoptimierung. Klare Struktur und eine gute Auffindbarkeiten der relevanten Inhalte – insbesondere der Texte – sind sowohl für die Besucher der Website als auch für die Robots der Suchmaschinen gut.

Die barrierefreie und W3C (World Wide Web

Con-sortium)-konforme Umsetzung einer kommu-

nalen Website muss einer guten Auffi ndbarkeit

nicht im Wege stehen. Voraussetzung: Bei der Um-

setzung werden Bedingungen

beachtet.

Auf folgende Punkte sollte bei der Umsetzung darüber hinaus geachtet werden, damit die Website in Such-maschinen gut gefunden wird und von vielen Be-suchern auch gut genutzt werden kann: Frames und Tables sollten

nicht verwendet werden. Sollten PlugIns verwendet werden, immer eine Alternative

anbieten. Ist das „Cascading Style Sheet“ (CSS) W3C-konform? CSS

trennt die eigentlichen Inhalte von der optischen Gestaltung. Ist die Seite „crossscripting“-sicher? Cross-Site Scripting (XSS)

bezeichnet das Ausnutzen einer Computersicherheitslücke in Webanwendungen, indem Informationen aus einem Kontext, in dem sie nicht vertrauenswürdig sind, in einen anderen Kontext eingefügt werden, in dem sie als vertrauenswürdig eingestuft werden. Aus diesem vertrauenswürdigen Kontext kann dann ein Angriff gestartet werden.

Sind alle Administratorenverzeichnisse durch „htaccess“ geschützt? Dies erhöht die Sicherheit und stellt sicher, dass keine Inhalte in den Suchmaschinen auftauchen, die für den Besucher nicht relevant sind.

Haben alle Eingabefelder „MaxChars“ gesetzt? Es sollte darauf geachtet werden, dass Formulare und Eingabefelder eine Beschränkung der Zeichen aufweisen, die eingetragen werden können. Damit kann verhindert werden, dass Nutzer große Textmengen in Eingabefelder kopieren. Dies kann zu Sicherheits- und Performance-Problemen führen.

Es sollte ein „Favicon“ verwendet werden. Ein Favicon – kurz für favourite icon – ist ein kleines, 16×16 oder 32×32 Pixel großes Bildsymbol oder Logo, das in der Adresszeile eines Browsers links von der URL angezeigt wird und meist dazu dient, die zugehörige Website auf wieder erkennbare Weise zu kennzeichnen.

Es sollte eine „Robot.txt“ vorhanden sein. In dieser Datei kann festgelegt werden, ob und wie die Webseite von einem „Webcrawler“ besucht werden darf.

Es sollten Fehlerseiten, sogenannte 404-Seiten, geschaffen werden. Die sind für den Besucher nützlich und führen ihn zurück auf richtige Seiten.

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Eine Vielzahl der oben angesprochen Punkte kann durch einen Test auf der Seite www.seitwert.de überprüft werden. In der Rubrik Spezial-Rankings gibt es eine Übersicht der Webseiten deutscher Großstädte über 100.000 Einwohner.

192|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

Professor Dr. Andreas Engel ist Leiter des Amts für Informationsverarbei-tung der Stadt Köln.

Im Wettbewerb um gutes

Personal können sich kom-

munale IT-Betriebe gegen die

private Wirtschaft nur schlecht

behaupten. Investitionen in

neue berufsbegleitende Aus-

bildungsgänge, sind deshalb

dringend notwen-

dig.

Eine Verwaltung ohne Informations-technik ist heute nicht denkbar und für die Modernisierung und Service-

orientierung ist Informationstechnik ein unverzichtbarer Baustein. Damit steigt aber auch der Bedarf an qualifi zierten IT-Fachkräften, die die immer anspruchs-volleren Projekte steuern und moderne IT-Infrastrukturen beherrschen und be-treiben können. Denn nur mit gut ausge-bildetem und hoch motiviertem, eigenem Personal bleibt die Verwaltung auf Dauer in der Lage, die immer komplexeren IT-Landschaften sicher und zuverlässig zu betreiben. Hinzu kommt, dass in den kommenden Jahren die „Gründergenera-tion“ der kommunalen Rechenzentren aus dem öffentlichen Dienst ausscheidet und eine zusätzliche Personallücke reißt, die das Defi zit an IT-Spezialisten verschärft. Vor allem in kommunalen IT-Betrieben, in denen nicht nur eigene Projekte, sondern auch die der Landes- und Bundesverwal-tung umzusetzen sind, spitzt sich deshalb die Personalsituation dramatisch zu.

Doch gerade im IT-Bereich tut sich die Ver-waltung schwer, qualifi zierten Nachwuchs zu rekrutieren. Dies trifft vor allem für kommunale IT-Dienstleister zu, deren Per-sonal überwiegend im gehobenen Dienst beschäftigt ist. Sie können in vielen Fällen nicht mit den Gehaltsangeboten privater Mitbewerber um qualifi zierte Fachkräfte mit Hochschulabschluss konkurrieren. Auf die kommt es aber immer mehr an. So wichtig Berufserfahrung und Verwal-tungskenntnisse auch sind: autodidaktisch erworbene IT-Kenntnisse von Quereinstei-gern reichen immer weniger aus.

Moderne PersonalentwicklungIn dieser Situation ergreift die Vitako die Initiative und legt ein Programm zur Gewinnung und Rekrutierung qualifi-zierter Nachwuchskräfte für Kommunale IT-Dienstleister auf. Gestartet wird mit einer bundesweiten Erhebung der Ausbil-dungs- und Qualifi zierungsangebote für das Fachpersonal kommunaler IT-Dienst-leister. Ein erster größerer Erfahrungs-austausch hat bereits verdeutlicht, wie vielfältig die Ansätze in der Republik sind – allerdings noch viel zu isoliert, häufi g nur individuell oder regional organisiert und untereinander nicht vernetzt. Daher sollen die Ergebnisse der Erhebung in einem Ausbildungs- und Qualifi zierungs-führer zusammengefasst werden, den die Vitako herausgeben wird. In ihm wird auch über Best Practices zur Personalfüh-rung, Personalentwicklung und Persona-lerhaltung berichtet, denn was nützt die beste Ausbildung, wenn hochqualifi zierte IT-Fachkräfte sich anschließend anderwei-tig am Markt orientieren. Mittelfristiges Ziel ist die Bündelung der Ausbildungs-bedarfe kommunaler IT-Dienstleister und die Stärkung vorhandener bzw. Schaffung neuer berufsbegleitender Ausbildungs-gänge an Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen (zum Beispiel Akademien).

Um die Besten kämpfen

Eine weitere Auf-gabe wird es sein,

Empfehlungen zur Novellierung der Lauf-bahnverordnungen für Beamtinnen und Beamten des gehobenen und höheren Dienstes mit der Möglichkeit zur Spezi-alisierung zum Verwaltungsinformatiker zu entwickeln. Und für den Arbeitgeber-verband soll ein Vorschlag zur Anpassung der Eingruppierungsvorschriften im TVÖD für IT-Fachkräfte erarbeitet werden. Denn ein wesentliches Manko der heutigen Regelung ist, dass für Angestellte eine Fachkarriere nur bis zu Entgeltgruppe 11 möglich ist. Jede weitere Beförderung setzt bei Tarifbeschäftigten die Übernah-me der Leitung einer DV-Gruppe voraus, wie es die immer noch anzuwendende Übergangsregelung aus dem BAT vor-schreibt.

Perspektiven schaffenBund, Länder und Kommunen werden nicht umhin kommen, in Zukunft mehr für ihr IT-Personal zu tun. Ein Schlüssel zum Erfolg ist die Investition in eine the-oretisch anspruchsvolle und praxisnahe Ausbildung. Dazu sind in engerer Zusam-menarbeit mit Hochschulen mehr berufs-begleitende Studiengänge zu entwickeln und zu fördern. Seitens der Hochschulen bedingt es neue Formen der Organisation von Lehre, auch unter Nutzung neuer Technologien und Lehrmethoden. Aber die Verwaltung ist auch selbst gefordert, die Laufbahnverordnungen und Eingrup-pierungsvorschriften im Tarifvertrag den modernen Qualifi kationsprofi len für IT-Berufe anzupassen. Handlungsbedarf besteht jetzt, damit öffentliche IT-Dienst-leister auch zukünftig kompetente und leistungsfähige Partner im Modernisie-rungsprozess der Verwaltung bleiben.

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Köln

20 2|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

Erfreuliche Bilanz

Mit Blick auf die zweite Frage hat sich Frechen ebenfalls eindeutig positioniert: Die vorhandene Telefonzentrale wird nicht angetastet, um für Bürgerinnen und Bürger den telefonischen Zugang zur Stadt auch über die be-kannte zentrale Durchwahl aufrecht zu erhalten.

Der Katalog von TOP 100-Produkten, die über die 115 bedient werden, macht es für kreisangehörige Kom-munen erforderlich, die eigenen Leistungen frühzeitig von denen des Kreises zu trennen, um den eigenen Auf-wand bei Informationserfassung und -weiterleitung so gering wie möglich zu halten. In Frechen ist dies durch kooperative Zusammenarbeit mit dem Rhein-Erft-Kreis problemlos gelungen.

Höchste Aufmerksamkeit ist der Frage zu widmen, auf welche Weise einem gemeinsamen Service Center die erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt werden sollen: durch die Überarbeitung des Internet-Auftritts oder durch Erstellung von Leistungsbeschrei-bungen, auf die die Suchmaschine des Service Centers zugreifen kann. In Frechen werden sämtliche Infor-mationen über XML-Berichte generiert. Diese Lösung ist schnell, einfach und günstig – trotz zusätzlichem Personalaufwand für die Ersterfassung.

Nützliche WissensstrukturenWelche ergänzenden Erfahrungen hat die Stadt Frechen nach zweiwöchigem D 115-Pilotbetrieb gemacht? Von knapp 9.300 Anrufen, die das Kölner Service Center aus der Modellregion mit ihren rund 2,3 Mio. Einwohnern erreichten, kamen 53 aus dem Frechener Stadtgebiet; das ist ein Anteil von etwa 0,6 Prozent. Die Anliegen konnten in fast 90 Prozent der Fälle abschließend bear-beitet werden; nur in fünf Fällen musste eine Anfrage an das Backoffi ce der Stadt Frechen weitergeleitet werden.

Auch wenn die Pilotphase erst vor kurzem begonnen hat, lässt sich heute bereits Folgendes festhalten: Die erarbei-teten Wissensstrukturen und -inhalte ermöglichen eine gute und in vielen Fällen abschließende Beantwortung von Fragen durch das Service Center der Stadt Köln. Die zögerliche Nutzung der Bevölkerung musste so erwartet werden, da die Rufnummer 115 bislang nur in wenigen Regionen Deutschlands freigeschaltet ist.

Frechen ist die kleinste Kommune, in der am 24.

März 2009 die Pilotphase der bundeseinheitlichen

Servicenummer 115 startete. Entsprechend speziell

die Anforderungen an das neue Informationssystem.

Ein erster Erfahrungs-

bericht.

Auch für eine vergleichs-weise kleine Stadt wie Frechen gibt es eine

ganze Reihe von Gründen, die für eine Teilnahme am Projekt D 115 sprechen: Verbesserung der Service-

qualität für Bürger und Unternehmen zeitliche Ausweitung der Erreichbarkeit sowie schnellere Beant-

wortung von „typischen“ Fragestellungen Umsetzung eines Bausteins des „One Stop Government“ mit Paral-

lelen zum Konzept des Einheitlichen Ansprechpartners im Rahmen der EU-Dienstleistungsrichtlinie

Auseinandersetzung mit Beschreibung, Inhalten und Standards der städtischen Leistungen

Überprüfung und gegebenenfalls Optimierung des eigenen kom-munalen Internetauftritts.

Gerade kleine und mittlere Kommunen, die zwar in aller Regel über eine Telefonzentrale, jedoch nicht über die fi nanziellen, personellen und technologischen Möglichkeiten verfügen, ein Service Center, das als D 115 Front-Offi ce dienen kann, wirtschaftlich zu betreiben, sehen sich mit zwei entscheidenden Fragen konfrontiert: Sollen beziehungsweise können wir uns auf ein bestehendes Service Center aufschalten, oder macht es Sinn, im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit ein ge-meinsames Frontoffi ce aufzubauen? Und: Was geschieht in Zeiten von D 115 mit der klassischen Telefonzentrale?

Erfolgreiche ZusammenarbeitIn der Modellregion, zu der die Stadt Frechen gehört, lag die Antwort auf die erste Frage auf der Hand: Da die Stadt Köln seit Jahren ein leis-tungsfähiges Call Center betreibt, welches Leistungen auch für die Städte Bonn und Leverkusen erbringt, war von Beginn an klar, dass hier sinn-vollerweise auch das D 115-Service Center angesiedelt werden würde.

Dr. Patrick Lehmann ist Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Frechen; Katja Gille ist Fachdienstleiterin Bürgerservice und Ordnung und Projektleiterin D 115.

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22 2|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

Die Umsetzung der

INSPIRE-Richtlinie macht

Geodaten europaweit ver-

fügbar – für die Verwaltungen

eine große Chance. Doch noch hat

sich das Bewusstsein für die aus INSPIRE

erwachsenden Aufgaben auf der Füh-

rungsebene nicht vertieft.

Dr. Marion Steinert ist Referentin für Informations-management bei der Kommunalen Gemeinschafts-

stelle für Verwaltungsmanagement (KGSt).

Fundament für die Zukunft

Mit INSPIRE bekommen die Kommunen einen vernetzten Überblick über ihren Datenbe-

stand. In der EU wird erstmals bekannt, über welches fl ächendeckende Wissen die Mitgliedsstaaten verfügen. Mit der 2007 in Kraft getretenen Richtlinie verpfl ichtet die EU ihre Mitgliedstaaten, die in ihren Behörden vorhandenen Geodaten univer-sell und nach einheitlichen Standards ver-fügbar zu machen. INSPIRE steht für „In-frastructure for Spatial Information in the European Community“. Relevant für das Vorhaben sind solche Geodaten, die als Grundlage für politische Entscheidungen mit einem direkten oder indirekten Ein-fluss auf die Umwelt dienen können. Für die Datenaufbereitung gebräuchlich, jedoch nicht zwingend verbindlich sind derzeit Formate nach dem Standard GML – Geography Markup Language. Nutzer sollen die so gesammelten Geodaten über Such-, Ansichts-, Download-, Transforma-tions- und Aufrufdienste nutzen können. Auch Basisoperationen wie Navigation, Zoom oder Überlagern sollen möglich sein.

INSPIRE betrifft ausschließlich bereits vorhandene Geodaten. Diese sollen in elektronischer Form vorliegen, sich auf ein Gebiet im EU-Mitgliedstaat bezie-hen und zudem bei einer Behörde oder im INSPIRE-Netzwerk gehalten werden.

Gerade vor diesem Hin-tergrund könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Thema INSPIRE größer gemacht wird, als es tatsächlich ist: schließ-lich geht es „nur“ um die Bereitstellung bereits er-fasster Daten. Anderer-seits könnten viele Be-teiligte das Thema eher zu klein denken, weil sie die schiere Masse dieser

europaweit vorhandenen Daten schlicht unterschätzen.

Auftrieb für GeoportallösungenINSPIRE geht vom Prinzip der Netzwerk-verwaltung aus: das Offenlegen des Wis-sens wird zum Grundprinzip erklärt. Klare Zuständigkeiten erleichterten es, die IN-SPIRE-Richtlinie in den Kommunen zügig und verlustfrei anzuwenden. Die gemein-same Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) koordiniert viele der notwen-digen Abstimmungsprozesse, wie etwa die Bereitstellung der Metadaten, nach dem Prinzip „Wenige für Alle“. Im kom-munalen Bereich wären E-Government-Beauftragte oder Geodatenmanager die natürlichen ersten Ansprechpartner.

Kleine Kommunen können sich oft keine autarken elektronischen Geoinformations-systeme leisten. INSPIRE könnte Auftrieb für allgemeine Geoportallösungen erwir-ken. Der Regionalbezug wird gestärkt, Datenstrukturen und -formate werden offen gelegt. In Folge ist die Entwicklung von neuen Datenmodellstrukturen zu erwarten. Das kann zur Vereinheitlichung von Signaturen- und Objektkatalogen beitragen.

Noch hat sich das Bewusstsein für die aus INSPIRE erwachsenden Aufgaben auf der Führungsebene nicht vertieft.

Doch bereits heute steht die konkrete Herausforderung an, die Kapazitäten für die Prüfung und Umsetzung der Anfor-derungen aus INSPIRE zu kalkulieren und zu budgetieren. Wichtige Fragen wie beispielsweise „Migration oder neue Struktur?“, „Arbeitsteilung zwischen Dienstleistern, Fachabteilung und Füh-rungsverantwortung?“ und „Beitrag der Softwarelieferanten?“ werden noch nicht allerorts gestellt.

Rechenzentren frühzeitig einbinden Die enge Anbindung der Rechenzentren an die Kommunen kann dazu beitragen, INSPIRE an exponierter Stelle frühzeitig zu adressieren. Die starken Seiten der Rechenzentren liegen in der Wissens-vermittlung (Prozess) über die Handha-bung (Metadaten) bis hin zum fachlichen Prozedere (Services). Mit anschaulichen praktischen Beispielen kann die Führungs-ebene zielgerichtet adressiert werden. Die Datenhoheit verbleibt bei den Kommunen. Wissen lässt sich so einfach in die Breite tragen, der jeweils aktuelle Stand der GDI mit Hilfe des guten Austausches besser überprüfen und weiterentwickeln.

INSPIRE wirkt von außen nach innen und umgekehrt. Das kann Fundament für weitergehende kommunale Analysen sein, etwa um festzustellen, wo welche Bedarfe bestehen oder wo im Raum sich Rückbau-möglichkeiten auftun. Wenn die Rechen-zentren gemeinsam mit den Kommunen austarieren, wo sich aus INSPIRE heraus Kooperationen ergeben können und in welcher Form diese möglich und sinnvoll sind, dann wäre das ein nächster Schritt in einem zusammenwachsenden Euro-pa. Der Betrieb von möglichst wenigen Geodatenservern im Webdienst wäre ein nahes Ziel. Redundanzfreie Datenhaltung als Teil der Infrastrukturleistungen könnte der Lohn der Mühen sein.

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232|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

davincioWissensmanagement

Universalgenie

Leonardo da Vinci war Maler, Plastiker, Archi-tekt, Ingenieur, Wissenschaftler, Naturphilo-soph, Musiker, Erfi nder und Anatom. All dieses Wissen

bündelte sich in einer Person. Heute ist dies undenkbar. In jeder Wissenschaft, jedem Wirtschaftszweig, jeder Organisation und jeder Verwaltungseinrichtung steckt grenzenloses Wissen, und doch werden ständig neue Informationen benötigt. Sich diese zu verschaffen und so zu strukturieren, dass sie ohne viel Aufwand widerauffi ndbar sind, ist schwierig.

Ein ganzheitliches und IT-gestütztes Wissensmanagement ist der Schlüssel, um relevante Informationen und Wissensbestände zusammenzuführen und transparent zu gestalten. Wichtig ist die Bereitstellung von Lösungen für die effi ziente und effektive Informationsbeschaffung die Erhaltung und Pfl ege gesammelten Wissens den Transfer von Wissen zwischen unterschiedlichen Wis-

sensträgern und -nutzern.

Mit davincio bietet die regio iT aachen ein Wissensmanagement-Produkt, das technisch über ein so genanntes Peer-to-Peer-Netzwerk realisiert wird. davincio ist Datenbank, Forum und Suchmaschine in einem. Es wird möglich, Wissen über das Web auszutauschen, gezielt nach Informationen zu suchen und mit anderen Netzwerk-Mitgliedern zu kommunizieren, ohne die Autonomie über eigenes Wissen zu verlieren. Das bedeutet, dass zwar einzelne „Wissensinseln“ aufgelöst und in eine Com-munity überführt werden, die einzelnen Wissensträger aber weiterhin darüber bestimmen können, mit wem sie ihr Wissen teilen. Gerade in Einrichtungen, die beispielsweise aus daten-schutzrechtlichen Aspekten sensible Informationen behandeln, ist eine solche Form des Wissensmanagements notwendig – so wie in Rechtsämtern.

Ideale ProbandenAls Repräsentanten kommunaler Verwaltungseinrichtungen sind Rechtsämter häufi g mit den klassischen Problemen des

Wissensmanagements konfrontiert: Neben der Schwierigkeit der strukturierten Spei-cherung von Wissen, ist die Arbeit durch einen hohen und sehr fachspezifi schen In-formationsbedarf gekennzeichnet. Folge ist

ein relativ hoher Zeitaufwand für die Recherche in internen und externen Informationsquellen, wobei durch das stetig wachsende Informationsangebot im Internet die Suche nach relevanten Informationen immer aufwendiger wird. Aus diesen Gründen waren Rechtsämter ideale Probanden für „Wissensmanagement für kommunale Rechtsämter“ (WikoR), ein Forschungsprojekt der regio iT und Partnern mit Unterstützung des Forschungsin-stituts für Rationalisierung an der Universität Aachen.

Einzelkämpfer KommunenErgebnis des Projektes ist davincio. Durch die Bereitstellung einer Meta-Suchmaschine, die parallel interne und externe Informationsquellen durchsuchen kann, gelingt es zur gleichen Zeit das gesamte Wissen zu einem Thema in systematischer Form zusammenzuführen. Somit muss der Nutzer nicht mühsam einzelne Quellen durchsuchen, sondern erhält alle relevanten Informationen auf einen Blick. Die interne Dokumentenabla-ge wird mit davincio durch die Vergabe von Schlagworten und die taxonomische, sprich hierarchische Kategorisierung aller Dokumente strukturiert. Dies ermöglicht ein einfaches Wiederauffi nden von Informationen innerhalb der angelegten Wissensbestände.

Nicht nur Rechtsämter haben das Problem, dass Wissen zwischen den Ämtern wenig ausgetauscht wird und kollektives Lernen im Sinne eines Netzwerkes nicht stattfi nden kann. So kämpft jede Kommune für sich allein und greift noch zu selten – vor allem elektronisch - auf das Erfahrungswissen anderer Verwaltungen zurück. Damit Wissensmanagement im Sinne eines kollabora-tiven Wissensaustauschs auch langfristig etabliert werden kann, unterstützt in davincio eine Anreizfunktion die Nutzer dabei, ihr Wissen sinnvoll zu transferieren und zu kommunizieren. Im Universalgenie davincio kann qualifi ziertes Wissen aus den unterschiedlichsten Spezialgebieten gemeinschaftlich genutzt werden.

Viele Arbeitsbereiche in Organisationen sind auf die Verfügbarkeit

relevanter Informationen angewiesen. davincio ist ein ganzheitliches

Wissensmanagement-System, das erstmalig auf die Probleme in kom-

munalen Verwaltungsstrukturen eingeht und sie löst.

Dr. Dina Franzen ist Produkt- und Projektmanagerin Energie & Entsorgung bei der regio iT aachen. Rolf Mosemann ist Centerleiter Produktmanagement und Anwendungsentwick-lung bei der regio iT aachen.

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24 2|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

Erfolg im Team

Interkommunale Arbeitsgemein-

schaften und Kooperationen mit

Dritten können nicht nur die räum-

lichen und strukturellen Verwal-

tungsgrenzen überwinden helfen,

sondern auch unterschiedliche Res-

sourcen der Kooperationspartner

nutzbar machen. Die Umsetzung

des Shared-Service-Prinzips kann

allerdings anspruchsvoll und lang-

wierig sein und setzt eine gewisse

Organisationsreife voraus.Die kommunale Orga-nisation der Zukunft ist gekennzeichnet

durch Denken, Gestalten von und Handeln in Prozessen. Dies spiegelt konsequent die ganzheitliche Perspektive des Neuen Steuerungsmodells (NSM) wider. Dabei fordert das NSM die Ausrichtung der Verwaltung an kunden- und ergebnisorientiert gestalteten Prozessen. Diese sollen auch als Grundlage für interkommu-nale Zusammenarbeit und an-dere Kooperationen im Sinne der Netzwerkverwaltung ge-staltet werden.

Aus organisatorischer Sicht rückt damit Prozessoptimie-rung noch stärker in den Fokus der Reformdiskussion. Wesent-liche Treiber sind dabei: Die Dienstleistungsorientie-

rung, denn die Ausrichtung der Dienstleistungen an den Kunden ist eine wesentliche treibende Kraft der Verwal-tungsmodernisierung.

Die gesetzlichen Anforde-rungen; die EU-Dienstleis-tungsrichtlinie beispielswei-se stellt hohe Ansprüche an die Prozessorganisation in den Verwaltungen.

Die Effi zienzorientierung, denn durch Prozessopti-mierung kann die Wirt-schaftlichkeit des Verwal-tungshandelns verbessert werden.

Die E-Government Lösun-gen, die die informations-technische Infrastruktur für Effi zienz, Transparenz und Dienstleistungsorientierung in der Verwaltung darstel-len.

Das Leitbild der Netzwerk-verwaltung, das eine ver-waltungsübergreifende Pro-duktion und Organisation in Netzwerken beschreibt. Die Netzwerkverwaltung ist an Ergebnissen und op-timierten Prozessen ausge-richtet.

Neben diesem Fo-kuswechsel von der Funktions- zur Prozessorientierung ist ein Wandel in der Diskussion um die Dominanz zentraler und dezentraler Elemente in einer Organisation festzustellen. Hier setzt das Organisations-prinzip des Shared Services an, das die Schnittmenge von Zentralität und Dezentralität betrachtet: „Shared“ verbindet die Vorteile dezentraler mit den Vorteilen zentraler Ele-mente in einer Organisation.

Zurück zu den WurzelnDie KGSt hat die Diskussion um dieses Organisationsprin-zip wieder zu ihren Wurzeln zurück geführt. Und die Wur-zeln, das sind Auftraggeber-Auftragnehmerverhältnisse: hausinterne, im Konzern Stadt befi ndliche – oder eben auch interkommunale Zentrale Dienste, die ihre Leistungen so weit wie möglich im Wett-bewerb mit Dritten anbieten.

Als eine Schirmherrin im Wett-bewerb der besten Dienstleis-tungszentren – vorgestellt auf der Messe Moderner Staat 2008 – erhielt die KGSt die Möglichkeit, die praktische Relevanz dieses Prinzips auf allen Verwaltungsebenen zu beobachten. Der Wettbewerb brachte eine Vielzahl guter kommunale Praxisbeispiele aus der Mitgliedschaft hervor. Die Gewinner überzeugten durch die hohe Bürger- be-ziehungsweise Kundenorien-tierung, die netzwerkartige Kooperation über alle Verwal-tungsebenen und -grenzen hinweg sowie die pragma-tische und umsetzungsorien-tierte Herangehensweise.

Kostengünstiger anbietenTreiber für die Reorganisa-tion von Verwaltungsprozes-sen sind meist der Konsoli-dierungszwang und der An-spruch, das öffentliche Leis-

Shared Services – eine

252|2009

\ INNOVATION UND KOMMUNALVERWALTUNG

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tungsportfolio in Zeiten des demografischen Wandels zu erhalten. Grundsätzlich kön-nen dabei zwei kommunale Strategien verfolgt werden, die sich sogar ergänzen: Zum einen die Strategie des ver-stärkten Wettbewerbs. Ihr sind allerdings gerade in Krisen-zeiten gemeindespezifische und kapazitative Grenzen ge-setzt. Diese Erkenntnis führt unmittelbar zu der Strategie der verstärkten Zusammenar-beit: Interkommunale Arbeits-gemeinschaften und Koopera-tion mit Dritten können nicht nur die räumlichen und struk-

Dr. Birgit Anne Pickenäcker ist Referentin im Programmbereich Organisationsmanagement bei der Kommunale Gemeinschafts-stelle für Verwaltungsmanage-ment (KGSt).

praktische Option der Organisationsgestaltung?

turellen Verwaltungsgrenzen überwinden helfen, sondern auch unterschiedliche Ressour-cen der Kooperationspartner nutzbar machen.

Arbeiten in kommunalen Leis-tungsnetzwerken gehört in-zwischen zur organisato-rischen Praxis, das wurde im Wettbewerb um die besten öf-fentlichen Dienstleistungszen-tren offenbar. Der Erfolg dieser Strategie liegt auf der Hand: Heterogene IT-Strukturen kön-nen zusammengeführt, die Be-triebsleistungen standardisiert sowie die Leistung insgesamt

kostengünstiger angeboten werden.

Öffentliche Dienstleistungs-zentren existieren auf allen Verwaltungsebenen in indivi-dueller Ausprägung. Die Um-setzung des Shared-Service-Prinzips kann anspruchsvoll und langwierig sein und setzt eine gewisse Organisationsrei-fe voraus. Grund: Die Struktu-rierung eines öffentlichen Leis-tungsportfolios in strategische und operative Prozesse stellt die Verantwortlichen zumeist vor eine große organisato-rische Herausforderung. Zu-

dem erfordert die verbindliche Umsetzung von Auftraggeber-Auftragnehmerverhältnissen Konsequenz und Transparenz zwischen den Partnern. Nicht zuletzt ist gerade eine dau-erhafte Zusammenarbeit ein komplexes Unterfangen – um es mit den Worten von Hen-ry Ford zu sagen: „Zusam-menkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fort-schritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg“. Die Nachlese zum Wettbewerb „Die besten Dienstleistungszentren“ können Sie bei der Autorin des Bei-trags ([email protected]) kostenfrei anfordern.

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26 2|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Dr. Ingo Rollwagen, Senior Ana-lyst im Team Macro Trends der Deutschen Bank Research

Vorreiter oder Nachzügler auf

dem Weg in die Wissensge-

sellschaft? Welche Rolle wird

Deutschland spielen? Die Ex-

perten der Deutschen Bank

Research sehen gute Chancen

für die Bundesrepublik. Doch

welche Herausforderungen

stellen sich Staat, Wirtschaft,

Gesellschaft und Verwaltung

im Strukturwandel?

Deutschland steht an einem wirt-schaftlich-gesellschaftlichen Scheidepunkt. Der Strukturwan-

del geht in die entscheidende Phase: Der demografi sche Wandel belastet langfri-stig Wirtschaft und Staatsfi nanzen. Die weltwirtschaftlichen und –politischen Rahmenbedingungen ändern sich rasant. Die Industriegesellschaft wandelt sich zu einer Wissensgesellschaft, der Umgang mit dem Produktionsfaktor Wissen wird wichtiger. Die Deutsche Bank Research hat im Rahmen ihrer strategischen Frühauf-klärungsarbeit Szenarien für Deutschland im Jahr 2020 entwickelt.

Trotz – ja gerade wegen der aktuellen Krise – wird das Zukunftsszenario „Expe-dition Deutschland“ als das Wahrschein-lichste identifi ziert. Im Expeditions-Szena-rio haben Bürger, Politik und Verwaltung sowie Unternehmen mit Kooperation auf die Herausforderungen der Krise reagiert: Um mit riskanten, „glokalen“, schnellen, schlauen, spezialisierten und oft auch offenen Formen der Innovation

und Wertschöpfung, dem internationa-len Konkurrenzdruck sowie den lokalen und regionalen gesellschaftlichen He-rausforderungen umzugehen, wird mehr und intensiver zusammengearbeitet. Vor allem das unvermindert hohe gesellschaft-liche Engagement wird in Verbindung mit vielen neuen Weiterbildungsmodulen dazu beitragen, dass bis zum Jahr 2020 Systemprodukte auch in Hochtechnolo-giebereichen sowie unternehmensnahe und soziale Dienstleistungen weiterent-wickelt werden.

Die gesellschaftlich Engagierten wirken als anspruchsvollere, informiertere Kun-den und zugleich interessierte, anspruchs-volle Bürger an der Entwicklung von Dienstleistungen auch im Bereich der Daseinsvorsorge mit. Sie entwickeln als „Innosumenten“ (Innovator und Konsu-ment in einem) informationstechnolo-gisch basierte Konfi gurationen weiter, die nun für die Organisation des Lebens von Alt und Jung gerne eingesetzt werden. Diese Innovationen tragen im Jahr 2020 dazu bei, selbst mit knappen Mitteln eine gute Versorgung zu gewährleisten. Darüber hinaus werden diese innovativen Produkt-Dienstleistungskombinationen international nachgefragt und stärken so

Herausforderungen des Strukturwandels für Staat und Verwaltung,

die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.

Herausforderungen für die VerwaltungUm dieses Szenario Wirklichkeit werden zu lassen und die Impulse engagierter Menschen in noch stärkerem Maße als heute für einen positiven Strukturwandel zu nutzen – was beileibe nicht sicher ist –, bieten sich Entscheidungsträgern in Ver-waltungen viele Gestaltungspotenziale.

Sie können die Entwicklung neuer Wert-schöpfungspotenziale durch Projektwirt-schaft aktiv begleiten. Konkret bedeutet dies: Wenn Verwaltungsakteure die Prin-zipien der Projektwirtschaft – Engage-ment, Offenheit und Kooperation bei gleichzeitiger Konkurrenz und Innovati-vität – ernst nehmen, können durch die Förderung der Zusammenarbeit unter-schiedlicher lokaler Akteure Dienstlei-stungsinnovationen auch und gerade im sozialen Dienstleistungsbereich be- und gefördert werden.

Die Verwaltung kann zudem die Rahmen-bedingungen für projektwirtschaftliche Kooperation durch weniger Bürokratie schaffen: Eine der wichtigsten Unter-stützungsleistungen, die die Verwaltung

Expedition ins Jahr 2020Fo

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272|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

in Zukunft liefern kann und sollte, be-steht darin, die Vorschriften, Abläufe und Formulare unter Nutzbarkeitsge-sichtspunkten so zu gestalten, dass diese für den Bürger und die Unternehmer zu kurzen Wegen, schnellen Entscheidungen und transparenten Abläufen führen. Da es in vielen Regionen zum Ausbau von Schulen, Weiterbildungsangeboten und Pflegedienstleistungen angezeigt sein wird, Public-Private-Partnerships (PPP) in unterschiedlichster Form zu nutzen, kommt es darauf an, die Vorschriften bei-spielweise zu Informationspfl ichten und zur Rechnungslegung so zu gestalten, dass dadurch nicht die Initiatoren und Partner in PPPs überlastet werden: Wenn heute private Unternehmer zusammen mit öf-fentlichen Einrichtungen eine PPP grün-den, kann dadurch die Herausforderung entstehen, zwei bis drei unterschiedlichen Rechnungslegungs- und Berichtsverfahren Genüge zu tun. Dies kann in manchen Fällen schon als Hürde ausreichen, um Initiativen von Engagierten zu Fall zu bringen. Hier können intelligent agie-rende Verwaltungen von Vorbildern aus Kanada und Skandinavien lernen, die es durch kompetente Ansprechpartner, Bera-tungsangeboten im One-Stop-Prinzip und mit partiellem Bürokratieabbau auf Basis der Überprüfung von Vorschriften erreicht haben, Verfahren zu beschleunigen.

Weiterhin können die Verwaltungen die Themen Digitalisierung und E-Govern-ment konsequent vorantreiben. Um die Potenziale der Ko-Regulierung und der Bürgerbeteiligung zu nutzen, können auch Beteiligungsformen auf Basis von differenzierten E-Government-Lösungen und Web 2.0-Anwendungen (Social-Soft-warelösungen) vorangetrieben werden.

Gleichzeitig wird die Verwaltung auch gut beraten sein, dafür Sorge zu tragen, dass diejenigen, die nicht online und informa-

Wirtschaft und Unternehmen, Gesellschaft und Bürger

tionskompetent genug sind, genauso die Möglichkeit eröffnet bekommen, sich an Prozessen zu beteiligen. Hier bietet sich die Zusammenarbeit mit Bildungseinrich-tungen an, um die Medien- und Informa-tionskompetenz aller Bürger differenziert zu fördern, und so die entstehende Kom-petenz- und digitale Kluft nicht so tief werden zu lassen.

Partnerschaften für mehr LerninnovationenVor dem Hintergrund des demografi schen und strukturellen Wandels werden Ver-antwortliche aus der Verwaltung in vielen Regionen darüber hinaus auf innovative, kooperative Lösungen zurückgreifen müs-sen, um dem entstehenden Mangel an qualifi zierten Arbeitskräften durch mehr Bildung und Weiterbildung entgegenzu-wirken. Die Etablierung von integrierten Schul-, Aus- und Weiterbildungszentren, die von freien Trägern oder auf Basis öffentlicher-privater Partnerschaften be-trieben werden sowie die generelle Öff-nung staatlicher Lerneinrichtungen für eine engere Kooperation mit der lokalen Wirtschaft und Gesellschaft haben sich mancherorts schon heute bewährt, um mit den Herausforderungen umzugehen.

Aufgrund der abnehmenden Manövrier-fähigkeit der Kommunen werden effi zi-entere Verwaltungsprozesse allein nicht ausreichen, um die Zukunft zu meistern. Auch die Arbeitsteilung zwischen Ver-waltung und Bürgern muss neu defi niert werden. Um beispielsweise auf Dauer durch intelligente Konzepte in der regio-nalen Wohnungswirtschaft Kosten durch Energieeinsparungen zu reduzieren und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt zu stärken, sollten ehrenamtliche und privatwirtschaftliche Initiativen admi-nistrativ unterstützt werden. So bieten sich durch integrierte technische Lö-sungen und Bürgerinitiativen rund um

Das Szenario „Expedition Deutschland“ in Kernthesen:

Die Projektwirtschaft liefert in 2020 fünfzehn Prozent der Wertschöpfung in Deutschland. Projektwirtschaft steht für zumeist temporäre, außerordentlich kooperative und oft globale Wertschöp-fungsprozesse. Sie fußt auf dem Nährbo-den klassischen Wirtschaftens und reifer Informationstechnologien. Insbesondere der deutsche Mittelstand profi tiert.

Mit offenen Innovationsprozessen gelingt der Sprung in neue Märkte. Deutschland hat 2020 in Märkten für Spitzentechnolo-gie und wissensintensive Dienstleistungen aufgeholt. Das glückt nicht zuletzt durch die Integration der Generation der „souve-ränen Kunden“.

Wissen wird 2020 auf effi zienten Märkten gehandelt. Daten- und Wissensmärkte sowie Lernmärkte fl orieren, geistiges Ei-gentum und intellektuelles Kapital sind zu Assetklassen geworden und in den Fokus der Unternehmensbewertung gerückt.

Der Staat reduziert seine Einmischung und lernt bei der Regulierung gemeinsam mit Bürgern und Unternehmen, gezwungen durch den bis 2020 weiter eingeengten fiskalischen Spielraum. Sozialtransfers sind grundsätzlich an Gegenleistungen gebunden.

Die deutsche Gesellschaft bildet bis 2020 eine neue Mitte, der untere Rand gerät unter stärkeren Druck. Die Mittelschicht feiert ihr Comeback – sie investiert in Bildung und profi tiert so von der Projekt-wirtschaft. Wie auch gut gebildete Ältere: Sie sind intelligent ins Arbeitsleben einge-bunden. Niedrigverdiener haben dagegen nur begrenzt Zugang zu Lernmärkten und stehen unter oft erheblichem Druck.

das schlaue, gemeinschaftliche, interge-nerationale Bauen und Wohnen oder der gemeinschaftlichen Kinder- und Altenbe-treuung große Potenziale. Hier könnten finanzielle Anlaufunterstützungen zur Entfaltung und Nutzung des gesellschaft-lichen Potenzials beitragen.

Dies sind nur einige Hinweise, wie sich auch Verwaltungen auf Expedition bege-ben können – wie sie durch ihren Service und ihre Bürgerfreundlichkeit etwas für die Gestaltung des Strukturwandels und der Zukunft tun und Menschen mehr Ver-wirklichungschancen bieten können.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.expeditiondeutschland.de

28 2|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Startschuss im HerbstDr. Heinz-Werner Schül-

ting und Rudi Grimm sind Geschäftsführer

des Deutschland-Online Infrastruktur e.V.

Das Deutsche Verwaltungsnetz (DOI-Netz)

nimmt Gestalt an: Schon im September

werden die rund 100 Teilnehmer am alten

TESTA-D-Netz über die neue Infrastruktur

kommunizieren – mit spürbaren tech-

nischen und organisatorischen Verbesse-

rungen.

Für die Planung, Vergabe und Betriebsführung eines gemeinsamen Netzes der öffentlichen Ver-waltung wurde am 24. Juni 2008 der Deutsch-

land-Online Infrastruktur e.V. (Vorläuferorganisation), kurz DOI-Netz e.V., gegründet. Im Zuge des Vergabe-verfahrens wurde der DOI-Netz e.V. durch Vertreter der Länder, des Bundes und des BSI sowie der kommunalen Spitzenverbände sehr effi zient unterstützt. Gemeinsam mit den zukünftigen Nutzern wurden so die Anforde-rungen an das neue Netz abgestimmt. 25 Unternehmen hatten im Rahmen der EU-weiten Ausschreibung die Teilnahmeunterlagen abgerufen, den Zuschlag erhielt die T-Systems Enterprise Services GmbH.

Bereits heute kommunizieren viele Verwaltungen in einem sicheren Netz (TESTA-D). Die Migration der heute rund 100 TESTA-D-Teilnehmer, hinter denen sich sehr viel mehr Verwaltungen verbergen, wird im Laufe des Sommers abgeschlossen sein. Dabei werden für die Verwaltung besonders wichtige Termine entsprechend berücksichtigt. So erfolgen etwa rund um Wahltermine keine Arbeiten. Der DOI-Netz e.V. unterstützt die Teilnehmer bei der Vorbereitung und Durchführung der Migration vor Ort. Über eine temporäre Brücke zwischen beiden Netzen wird sichergestellt, dass alle Teilnehmer untereinander kommunizieren können, unabhängig davon, ob sie noch an TESTA-D oder schon an DOI angeschlossen sind. Zum 6. Oktober 2009 wird nach Migration aller Teilnehmer das TESTA-D-Netz endgültig abgeschaltet.

Innovatives LeistungsangebotTrotz Steigerung der Sicherheit und technischen Leistungsfähigkeit wird der Anschluss an das gemeinsame Netz künftig preiswerter sein. Viele Teilnehmer nutzen die gesunkenen Preise schon jetzt dazu, die Bandbreite ihrer Anschlussleitungen zu erweitern, um so den E-Government-Anwen-dern höhere Leistung bieten zu können. Zur Bestellung und Änderung von Serviceleistungen wird den DOI-Teilnehmern ein strukturierter Warenkorb für Netzanschlüsse und Dienste über ein webbasiertes Portal bereitgestellt. Hierüber ist auch ein detailiertes Monitoring und Reporting von Service Leveln möglich.

Die Leistungsfähigkeit und vor allem die Sicherheit des Netzes werden durch differenzierte Anschlusstechnologien weiter gesteigert. Die An-schlussteilnehmer ihrerseits müssen ihren Anschluss sicher und sach-gerecht betreiben. Die verlässliche Erreichbarkeit aller Behörden über elektronische Post ist unabdingbar. Auch der Austausch von E-Mails mit der EU kann nur über einen gesicherten Weg erfolgen. Das erforderliche Sicherheitsniveau kann durch ungesicherte Mails über das Internet nicht gewährleistet werden. Daher gehört neben der Anschlusstechnologie und netznahen Diensten die sichere Vermittlung von E-Mails zum Kernangebot von DOI. Weitere Serviceangebote sind Public-Key-Infrastruktur- und Zer-tifi katsdienste sowie ein Internetzugang für IPv6-Routing-Informationen. Zukünftig wird auch die Nutzung moderner multimedialer Dienste wie Videoübertragung, Konferenzschaltung und Audio-Übertragung („VoIP“) auf der Basis neuester Technologie (Next Generation Network „NGN“) unterstützt. Dadurch wird die IT-basierte Zusammenarbeit zwischen Behörden weiter gefördert.

Sanfter ÜbergangUm den DOI Teilnehmern einen sanften Übergang auf das kommende Internetprotokoll IPv6 auch in den eigenen Netzen zu ermöglichen, ist DOI als „IPv4/IPv6 Dual Stack“ Netz ausgelegt. Diese ermöglicht es, sich sowohl über das herkömmliche IPv4 als auch zukünftig über IPv6 anzuschließen. Der DOI-Netz e.V. unterstützt aktiv bei der Einführung von IPv6. Er hat dazu das Management eines gemeinsamen Adressraums der öffentlichen Verwaltung in Deutschland übernommen.

In der „Föderalismuskommission II“ wurde beschlossen, dass die Zu-ständigkeit für das Verbindungsnetz auf den Bund übergeht. Das ent-sprechende Gesetzgebungsverfahren wurde eingeleitet und soll noch in der aktuellen Legislaturperiode beendet werden. Hierfür ist auch eine Änderung des Grundgesetzes erforderlich. Für die DOI-Teilnehmer wird sich zunächst nichts ändern. Das Vertragswerk bleibt gültig und die Um-setzung des Netzes wird ohne Änderungen weitergeführt. Die Aufgaben des DOI-Netz e.V. werden allerdings nach Abschluss des Gesetzgebungs-verfahrens auf eine Bundeseinrichtung übertragen.

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292|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Fundierte Grundlage

Dr. Ute Hansen ist Referats-leiterin Verwaltungssteue-rung und E-Government im Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein.

Das Prozessregister Schleswig-Holstein

sammelt organisationsübergreifendes Pro-

zesswissen und macht es allen Beteiligten

einfach und verständlich verfügbar – ein

wichtiger Meilenstein für die Umsetzung

der EG-Dienstleistungsrichtlinie.

Wie läuft die Gewerbeanmeldung in den Verwaltungen ab? Was ist zu tun bei Kfz-Zulassungen? Welche Genehmigungen

und Dokumente erfordert eine Gaststätteneröffnung? Antworten auf diese Fragen liefert das Prozessregister: einfach, überschaubar und handhabbar. Das Pro-zessregister Schleswig-Holstein ist ein Portal für das Prozesswissen der öffentlichen Verwaltung und soll zukünftig auch die Prozesse der Wirtschaftskammern und der Wirtschaft aufnehmen. So wird das gesamte und komplexe Beziehungsgefl echt transparent. Und das ist auch notwendig. Denn die Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie fordert von allen Beteiligten in den Wertschöpfungsketten eine völlig neue Quali-tät und Verantwortung der prozessorientierten und wissensbasierten Zusammenarbeit. Die rechtlichen Bestimmungen der EG-Dienstleistungsrichtlinie, ins-besondere zur Vereinfachung der Verfahren (Art. 5), der Einrichtung eines Einheitlichen Ansprechpart-ners (Art. 6), zur Bereitstellung von Informationen (Art. 7) und der elektronischen Verfahrensabwicklung (Art. 8) sowie schließlich auch zur Genehmigungs-fi ktion (Art. 13), erfordern ein organisationsübergrei-fendes Prozesswissen. Dieses soll für alle Beteiligten beim Einheitlichen Ansprechpartner, in den Verwal-tungen des Landes und der Kommunen sowie bei den Wirtschaftskammern verfügbar, leicht zugänglich, verständlich und damit auch nutzbar sein.

Detaillierter KatalogDas Prozessregister Schleswig-Holstein setzt daher die intuitiv bedienbare PICTURE-Methode zur Darstellung der Prozesse ein. Die folgenden Anforderungen bei der Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie in Schleswig-Holstein soll das Prozessregister erfüllen: Unterstützung der Veränderungs- und Umset-

zungsprozesse Verbesserung der Transparenz des Prozesswissens

Verbesserung der Handhabbarkeit und Wiederverwendbarkeit des Prozesswissens

Optimierung und Standardisierung der Prozesse Wirtschaftlichkeit und Effektivität bei den Prozessanalysen Sicherstellung der Abstimmungs- und Beteiligungsverfahren Kooperatives Informations- und Wissensmanagement Schaffung einer serviceorientierten technischen Infrastruktur mit

den notwendigen Funktionalitäten zur Unterstützung aller Phasen des Prozessmanagements, von der Prozessgestaltung bis hin zur Prozessoptimierung.

Um das Prozessregister weiterzuentwickeln, wurde eine wissenschaftlich-strategische Studie zur Analyse der Fragestellung, inwieweit das Prozess-register für ein Qualitätsmanagement genutzt werden kann, beauftragt. Die Ergebnisse werden im Teilprojekt Prozessregister des prioritären DeutschlandOnline-Vorhabens „IT-Umsetzung der EG-Dienstleistungs-richtlinie“ im bundesweiten Kontext bewertet und im Projektbericht dokumentiert.

Wirtschaftsstandort positionierenEs wird die Aufgabe ab 2010 sein, den Erfolg der Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie auch tatsächlich im Sinne der Zielsetzung der Richtlinie messbar zu machen. Europa soll sich zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt entwi-ckeln, und die Umsetzung der Richtlinie soll hierzu einen wichtigen Bei-trag leisten. Durch die EG-Dienstleistungsrichtlinie wird ein auf Wirtschaft und Wettbewerb ausgerichtetes E-Government zur Pfl ichtaufgabe. Ent-sprechend sind die Erfolgsfaktoren zu bestimmen. Wirtschaftsspezifi sche Faktoren zur Messung des Erfolges, wie etwa Beschäftigungsentwicklung, Steigerung der Wertschöpfung, Wirtschaftswachstum, sind mit den ver-waltungsspezifi schen Erfolgsfaktoren, wie beispielsweise Durchlaufzeiten und Qualität der Genehmigungsprozesse, Informationsqualität und Kundenfreundlichkeit, wirkungs- und nutzenorientiert zu vernetzen. Alle Anstrengungen zur Umsetzung der EG-Dienstleistungsrichtlinie dienen dazu, den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein zu positionieren. Das Prozessregister leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Das Prozessregister ist für alle Interessierten unter www.prozessregister.schleswig-holstein.de zugänglich.

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30 2|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Frank Bonse ist Referats-leiter E-Government im Ministerium des Innern

des Landes Sachsen-Anhalt.

Klarheit im Zuständigkeitendschungel

Mit dem Behördenfi nder

Deutschland und dem Leistungs-

katalog entsteht ein ebenen-

übergreifendes Suchwerkzeug,

das die Schnittstelle der Verwal-

tung zum Bürger und zur Wirt-

schaft spürbar optimiert.

Wenn es da-rum geht, die Kon-

taktdaten der zuständigen Verwaltungsbe-hörde zu fi nden, stellen bei vielen Bürgern immer noch die zentralen „Wer und wo?“ eine nicht unerhebliche Hürde dar. Nicht selten landen sie erst beim zweiten oder dritten Anlauf bei der richtigen Stelle. Auf dem Weg, die Verwaltungen mit Hilfe von E-Government moderner, bürgerorientiert und professionell zu reformieren, arbeitet das Land Sachsen-Anhalt seit 2003 aktiv in der Deutschland-Online Vorhaben-gruppe „Verbund der Internetportale/ Behördenfi nder“ mit. Ein Arbeitsauftrag des bundesweit besetzten Gremiums ist die Vernetzung der rund 7.000 Verwal-tungsportale durch die Schaffung eines „Behördenfi nders Deutschland“. Hierbei handelt es sich um einen gemeinsamen Service der Länder, welcher als inhaltlich strukturierter Vermittlungsdienst Anfra-gen aus dem Internet analysiert, auf Be-kanntes – Leistung und Ort – zurückführt und an die lokalen Zuständigkeitsfi nder weiterleitet. Diese bearbeiten die Anfrage dann abschließend und geben das Ergeb-nis im eigenen Portal aus.

Die Unterarbeitsgruppe „Leistungska-talog“ des vorgenannten Vorhabens er-

arbeitete einen Katalog mit rund 700 Leistungen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, geordnet in 66 ebenen-übergreifenden Leistungsgruppen. Der Leistungskatalog (LeiKa) ist ein elemen-tarer Baustein für den „Behördenfi nder Deutschland“. Mit dem LeiKa soll erst-malig in Deutschland ein einheitliches, vollständiges und umfassendes Verzeich-nis der Verwaltungsdienstleistungen über alle Verwaltungsebenen hinweg zur Ver-fügung gestellt werden. Der Katalog hat eine grundlegende Bedeutung beim Auf-bau eines Wissensmanagements für die E-Government-Vorhaben „EU-Dienstleis-tungsrichtlinie“ und „Bürgertelefon D 115“. Er soll in den Kommunen, in den Ländern und beim Bund vorhabenüber-greifend eingesetzt werden.

Vielfach nutzbarDie Einrichtung der Redaktionsgruppe sowie die Abstimmung und zentrale Zu-sammenführung der einzelnen Leistungen im zentralen Leistungskatalog obliegt der bundesweit agierenden Geschäfts- und Koordinierungsstelle „LeiKa/ZZ“, im Mi-nisterium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt. Hier kann auf die Erfahrungen der landesinternen Kommunenredaktion zurückgegriffen werden. Die Strukturie-rung von Verwaltungsleistungen anhand standardisierter Leistungsbegriffe wird an vielen Stellen, in E-Government-Portalen und Verfahren benötigt. Neben der reinen Begrifflichkeit hat dabei die Beschrei-bung der entsprechenden Leistungen eine besondere Bedeutung – nicht zuletzt auch im Hinblick auf übergreifende In-formationsdienste wie den Verbund der Behördenfi nder und Suchmechanismen oder auf das Projekt „Behördenfinder

Deutschland“. In der Folge wurde auch die Erstellung eines Redaktionsmodells „Deutschlandweite Leistungsbeschrei-bungen als Stammtext zur öffentlichen Verwendung“ initiiert, aber noch nicht endgültig vereinbart.

Richtungweisende ImpulseGrundsätzlich sollen nach diesem Mo-dell künftig die fachlichen Aufgaben bei der Erstellung von Stammtexten von speziellen Fachgruppen wahrgenommen werden. Die technisch-organisatorischen Aufgaben sowie die Koordination der Fachgruppenergebnisse verbleiben bei der Geschäfts- und Koordinierungsstelle LeiKa. Die zusammengeführten Stamm-texte stünden schließlich allen Verwal-tungsorganisationen für eine Nutzung zur Verfügung. Technisch könnte dies über die sogenannte „FIM-Datenbank“ im Rahmen der Umsetzung der EU-Dienst-leistungsrichtlinie realisiert werden. Die Bereitstellung der FIM-Datenbank erfolgt initial im Teilprojekt 3 der Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie „Föderatives Informationsmanagement“, für welches das Land Sachsen-Anhalt die Federfüh-rerschaft übernommen hat.

Der Behördenfinder Deutschland, der LeiKa sowie seine Ergänzung um Stamm-texte sind Beispiele für gelebtes E-Govern-ment an der Schnittstelle der Verwaltung zum Bürger und zur Wirtschaft. Diese Lö-sungen liefern wichtige Impulse, um das Ziel von Deutschland Online zu verwirk-lichen: eine vollständig integrierte E-Go-vernment-Landschaft in Deutschland.

Der Vermittlungsdienst „Behördenfi nder Deutsch-land“ ist seit Ende 2008 unter der Adresse „www.behoerdenfi nder.de“ im Internet erreichbar.

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312|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Der neue elektronische Personalausweis (ePA) wird als moderne Ausweis-Chipkarte unter anderem mit der so genannten eID-Funktion für einen elektronischen Identi-

tätsnachweis ausgestattet sein. In der Praxis bedeutet dies, dass sich der Ausweisinhaber zum Beispiel zukünftig sicher und kom-fortabel bei Internetdiensten anmelden kann. Das Merken einer Vielzahl von Nutzernamen und unsicheren Passwörtern entfällt. Zur sicherheitstechnischen Realisierung des elektronischen Identitätsnachweises wird jedoch eine hochgradig komplexe IT-Infrastruktur benötigt, die jederzeit die gespeicherten Daten des Ausweisinhabers auf der Chipkarte geeignet schützt. So dürfen beispielsweise Diensteanbieter nur bestimmte Daten auslesen. Abhanden gekommene Ausweise, die gesperrt wurden, müssen erkannt werden, die Authentizität der Kommunikationspartner muss sichergestellt sein.

Im Rahmen von Labor- und Pilottests wurden bereits notwen-dige (Sicherheits-) Hard- und Software-Komponenten getestet sowie die Funktionalität des elektronischen Identitätsnachweises erfolgreich nachgewiesen. Im nächsten Schritt werden in einem ab Oktober 2009 stattfi ndenden Anwendungstest Diensteanbie-ter aus E-Business und E-Government eingebunden. Sie sollen die Technik und die dazugehörige IT-Infrastruktur des elektro-nischen Personalausweises umfassend erproben. Testszenarien sind beispielsweise eine Altersverifi kation bei altersbeschränkten Dienstleistungen, die Registrierung bei Webportalen und bei In-ternetshops, eine Anmeldung bei einem Dienst per Pseudonym, das automatische Ausfüllen von Formularen und die Nutzung des elektronischen Personalausweises für die Zugangskontrolle. Ziel ist, mithilfe von Diensteanbietern aus unterschiedlichen Bran-chen sowie einer großen Zahl von Bürgern, die eID-Funktion des elektronischen Personalausweises möglichst realitätsnah zu testen.

Andreas Reisen ist Referatsleiter Pass- und Ausweiswesen, Identifi zie-rungssysteme, Bundesmelderegister im Bundesministerium des Innern

Der neue elektronische Personal-

ausweis kommt. Damit die Technik

zum 1. November 2010 aber auch

reibungslos funktioniert, durchläuft das System

derzeit eine Vielzahl von Test-

läufen.

Gewerbliche und private TesterKonzeptionell gliedert sich der Anwendungstest in einen zentral koordinierten und einen offenen Anwendungstest. Für den zen-tral koordinierten Test konnten sich Diensteanbieter bis Ende Februar 2009 bewerben, um ab dem 1. Oktober 2009 im be-sonderen Maße Unterstützungsleistungen bei der Durchführung von Testmaßnahmen zu erhalten. Generell werden jedoch allen erfolgreich registrierten Testteilnehmern – auch Teilnehmern des offenen Anwendungstests – Informationsbroschüren und FAQs, technische Spezifi kationen und Richtlinien, ein „Bürgerclient“ (benötigte Software auf Nutzerseite), Testberechtigungszerti-fi kate und Testsperrlisten, ein betreutes Internetforum sowie Informationen zu Hard- und Softwareanbietern kostenlos zur Verfügung gestellt.

Aus den rund 100 Bewerbungen von privatwirtschaftlichen, öffentlichen und gemeinnützigen Einrichtungen werden letzt-lich mindestens zehn Teilnehmer für den zentral koordinierten Anwendungstest ausgewählt. Diese Teilnehmer profitieren durch weitere kostenlose Systemkomponenten und zusätzliche Leistungen. Jeder Diensteanbieter kann im Rahmen des zentral koordinierten Anwendungstests den bereitgestellten eID-Service (benötigter Identitätsdienst für Diensteanbieter) kostenfrei nutzen und erhält jeweils 100 Testkarten sowie 100 Lesegeräte. Des Weiteren werden die ausgewählten Teilnehmer bei der Inte-gration der Systemkomponenten, dem Beziehen von Sperrlisten und Berechtigungszertifi katen und der Auswertung von Test-ergebnissen durch entsprechende Supportdienste unterstützt.

ErfahrungsaustauschUm die Qualität der Systemkomponenten und Abläufe beim elektronischen Identitätsnachweis zu sichern, fi ndet eine re-gelmäßige Befragung der Testteilnehmer statt. Erfahrungen oder Probleme können auf diese Weise direkt an die jeweiligen Soft- und Hardwarehersteller kommuniziert werden, so dass eine schnelle Optimierung der Komponenten erfolgen kann. Als zusätzliche unterstützende Maßnahme werden die Erfahrungen und entwickelten Problemlösungen aus dem zentral koordi-nierten Test allen Teilnehmern bereitgestellt. Diensteanbieter, die ab dem 1. Dezember 2009 am offenen Anwendungstest teil-nehmen, erhalten somit wertvolle Hinweise zur Realisierung des elektronischen Identitätsnachweises für ihren eigenen Dienst.

Im Härtetest

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32 2|2009

32 2|2009

\ VERWALTUNG DER ZUKUNFT

Langfristige Sicherheitspolitik

Deutschlands einziger BSI-zertifi zierter

kommunaler IT-Dienstleister bleibt

weiterhin das krz in Lemgo. Die kon-

stituierende Sitzung der neuen Vitako-

Facharbeitsgruppe IT-Sicherheit und

Datenschutz (siehe Seite 34) zeigt aber,

dass sich auch andere auf den Weg ge-

macht haben, Sicherheit und Schutz der

Daten ihrer Kunden noch besser zu ge-

währleisten.

Am 19. März 2009 bestätigte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dem Kommunalen Rechenzentrum

Minden-Ravensburg/Lippe (krz) in Lemgo die zwei Jahre zuvor erstmals erfolgte Zertifi zierung nach ISO 27001 auf der Basis von IT-Grundschutz und damit die dauerhaft erfolgreiche Umsetzung der Informati-onssicherheit nach internationalen Normen. Das seit dem 1. April 2009 geltende Deutsche IT-Sicherheits-zertifi kat ist bis zum 31. März 2012 gültig. „Allen am Verfahren beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern fordert dieser Prozess große Anstrengungen ab“, sagt Krz-Geschäftsführer Reinhold Harnisch. „Aber der vom Zweckverband eingeschlagene Weg, unsere Geschäftsprozesse ständig zu überprüfen, sicherer zu machen und zum Vorteil der Anwender beständig zu verbessern, zahlt sich nun aus.“

Das krz in Lemgo bleibt damit weiterhin Deutschlands einzige zertifizierte kommunale Datenzentrale. Frank Lehnert, Sicherheitsbeauftragter des krz und BSI-lizensierter Auditor für ISO 27001 auf der Basis von IT-Grundschutz, erklärt den konkreten Nutzen, den das krz davonträgt: „Die BSI-Empfehlungen

zur Vorgehensweise nach IT-Grundschutz sind heute schon zum De-facto-Standard in der öffentlichen

Verwaltung wie in der Privatwirtschaft geworden. Das gibt unseren Kunden ein hohes Sicherheitsgefühl und

verschafft uns einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.“

Dieser Standard nach ISO 27001 gilt für den vollständigen Betrieb des Rechenzentrums (RZ) sowie für alle selbst genutzten oder für Kunden zur Verfügung gestellten Anwendungen oder IT-Systeme einschließlich der da-für erforderlichen RZ-Infrastruktur. Die Dokumentation und Zertifi zierung seiner Einhaltung durch eine neutrale Instanz wie dem BSI schafft für Kunden und Geschäftspartner gleichermaßen Transparenz, Vertrauen und Sicherheit. Sämtliche IT-Risiken werden als integraler Bestandteil aller Geschäftsprozesse trans-parent gemacht und kontrolliert. Der Si-cherung des Geschäftsbetriebs – Business Continuity Management – gilt stets der Vorrang. „IT-Sicherheit muss in unserer stark von der IT geprägten Wirtschaft und Gesellschaft einen noch deutlich höheren Stellenwert bekommen“, betont Geschäftsführer Harnisch.

Voraussetzung für die Vergabe eines ISO 27001-Zertifi kats auf der Basis von IT-Grundschutz ist eine Überprüfung durch einen vom BSI zertifi zierten Auditor für ISO 27001-Audits auf der Basis von IT-Grundschutz. Während des Audits werden Referenzdokumente gesichtet, eine Vor-Ort-Prüfung wird durchgeführt und ein Audit-Bericht erstellt. Belegt werden muss dabei die standardgemäße Umsetzung der notwendigen IT-Sicherheitsmaßnahmen und eines Managementsystems für Infor-mationssicherheit (ISMS). Das BSI veröffentlicht alle Inhaber von ISO 27001-Zertifi katen auf seiner Website unter http://www.bsi.de/gshb/zert/veroeffentl/iso27001_zertifi kate.htm

Aufwändige Prüfung

BSI-Standards enthalten – nicht verpfl ichtende – Emp-fehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informa-tionstechnik (BSI) zu Metho-den, Prozessen und Verfahren sowie Vorgehensweisen und Maßnahmen mit Bezug zur IT-Sicherheit.

Der BSI-Standard 100-1 definiert allgemeine Anfor-derungen an ein Manage-mentsystem für Informati-onssicherheit (ISMS) und ist vollständig kompatibel zum ISO-Standard 27001. Das BSI stellt den Inhalt der ISO- 2700x-Standards in einem eigenen BSI-Standard dar, um einige Themen ausführlicher beschreiben zu können.

Der BSI-Standard 100-2, IT-Grundschutz-Vorgehens-weise, interpretiert die all-gemeinen Anforderungen der ISO-2700x-Familie und beschreibt detailliert, wie ein Managementsystem für Informationssicherheit in der Praxis aufgebaut und betrieben werden kann. Es wird nicht nur erklärt, was ge-macht werden sollte, sondern es werden auch konkrete Hin-weise gegeben, wie eine Um-setzung (auch auf technischer Ebene) aussehen kann.

Dirk Stock, Assistenz der Geschäftsführung mit dem Schwerpunkt E-Government-Projekte im Kommunalen Rechen-zentrum Minden-Ravens-berg/Lippe (krz) in Lemgo.

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332|2009

fragt ...

Wenn wir mehr Zeit hätten – wobei könnten wir Sie noch besser kennen lernen als durch diesen Fragebogen?Bei einem gemütlichen Viertele oder wenn ich – viel zu selten – in einer Jazzformation am Schlagzeug sitze.

Welches Buch lesen Sie gerade?Amselm Grün – 50 Engel für das Jahr – ein Inspirationsbuch.

Ihre derzeitige Lieblingsmusik?Jazz – aktuell am häufi gsten Oscar Peterson.

Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit?Für meine Familie, Musizieren und Skifah-ren.

Welche Persönlichkeit – egal ob noch lebend oder schon „Geschichte“ – würden Sie gerne kennen lernen?Albrecht Berblinger (1770 – 1829, der Schneider von Ulm), ein schwäbischer Tüftler, der einen Flugapparat erfand und an seiner Vision trotz herber Rückschläge festgehalten hat.

Wie kann man Sie am besten ärgern?Wenn ich offensichtlich und plump ange-logen werde oder jemand einfach immer gegen alles ist.

Und wie macht man Ihnen am besten eine ganz besondere Freude? Mit einer spontanen Session mit tollen Mu-sikern.

Von Ihnen soll ein Portrait gemalt werden, und Sie dürfen sich den Künstler aus suchen. Welchen wählen Sie?Von Kindern eines Kindergartens, weil sie ohne darüber nachzudenken unmittel-bar kreativ sind. Viele andere sind mir zu (pseudo)-intellektuell und geschäftsmäßig.

Welche Sprache würden Sie gerne sprechen können, und warum?Italienisch, weil ich in Italien, während häu-fi ger Kurzurlaube, am liebsten dort esse und trinke, wo die Einheimischen sind.

Was war Ihr Lieblingsfach zu Schulzeiten?Kunst und Musik.

Womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient? Am Schlagzeug in mehreren Orchestern und Kapellen.

Ihr Berufswunsch als Kind?Mit 16 wollte ich unbedingt Kunst studieren, wurde aber Verwaltungsbeamter, weil alle gesagt haben, „lern was recht´s“.

Welches „Arbeitsgerät“ ist in Ihrem Arbeits-alltag für Sie absolut unverzichtbar?Mein PC und mein BlackBerry, ohne fühle ich mich irgendwie auf verlorenem Posten.

Sie arbeiten in Ulm – haben Sie einen Tipp an unsere Leser, was diese sich bei einem Besuch dort auf keinen Fall entgehen lassen sollten? Einen Rundgang in den Abendstunden zum Ulmer Münster und Stadthaus (höchster Kirchturm der Welt, eine Bürgerkirche in Nachbarschaft zu moderner Architektur von Richard Meier), zur Neuen Mitte mit der Kunsthalle Weishaupt (moderne Architektur und eine hervorragende Kunstsammlung), und dann über das historische Fischerviertel zur Donau, der Hauptstraße Europas (unser Symbol für die Anreiner und ein gemeinsa-mes Europa).

Wir haben Ihnen nun viele Fragen gestellt – gibt es eine Frage, die Sie Vitako stellen möchten? (Wir werden Ihnen in der nächsten Ausgabe der Vitako aktuell antworten!)

Wie können wir erreichen, dass sich die Beteiligten der kommunalen und staatlichen IT zu 80 Prozent mit den Bedürfnissen und Erwartungen der Bürger befassen (und nicht umgekehrt)?

Gunter Czisch ist Erster Bürger-meister der Stadt Ulm mit dem Fachbereich Zentrale Steuerung (Finanzen, Personal, Organisa-tion, Informationstechnologie, Sonderaufgaben, Beteiligungen) und Vorsitzender des Verwal-tungsrates der Datenzentrale Baden-Württemberg (DZ-BW).

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Ulm

Gunter Czisch

\ PROFIL

\ VERMISCHTES

Termine In eigener Sache

17./18. 06. MEMO – Methoden und Werkzeuge zur Verwaltungsmodernisierung

Münster memo-tagung.de

24.-27. 06. Linux-Tag

Berlin linuxtag.org/2009/

29./30. 09. Fachveranstaltung Green IT

Berlin, Ernst-Reuter-Haus

24./25. 11. Moderner Staat 2009

Berlin, Messegelände

2009 Veranstaltungen und Kongresse

... die nächste

wird im September erscheinen.Das Schwerpunktthema wird „Next Generation Internet“ sein.

Sie möchten Vitako aktuell regel-mäßig lesen? Dann schicken Sie bitte eine E-Mail an: [email protected]

InfoTag Standardisierung

Fachtagung Qualifi zierung und Personalentwicklung

Im Rahmen des InfoTages diskutierten zahlreiche Teilnehmer am 2. April im Ernst-Reuter-Haus in Berlin über das Thema „Standardisierung in der öffentlichen Verwaltung heute und morgen – eine Landschaft im Umbruch?“ Zentrale Fragen: Wer hat überhaupt einen Überblick über die vielfältigen Standardisierungsaktivitäten und -projekte? Und: Gibt es einen einheitlichen Prozess und eindeutige Zuständigkeiten für die Erarbeitung, Einführung und Durchsetzung von Standards? Festgehalten wurde, dass es bis heute keine einheitlichen Verantwortlichkeiten gibt. Vitako hat – gemeinsam mit dem Databund – ein Modell entwickelt, in dem die beiden Institutionen vorschlagen, für Entwicklung, Umsetzung und Durchsetzung von Standards getrennte Verantwortungsbereiche zu etablieren. Die fachli-che und technische Ausgestaltung von Standards soll auf die Kunden und Anbieter von IT-Systemen im öffentlichen Bereich delegiert werden, die die bereits vorhandenen Methoden und Prozesse nutzen. Die so entwickelten Standards sollen dann von einer Institution, vergleichbar dem DIN, normiert werden. Die Durchsetzung soll über ein Lizenzmodell gesichert werden. Dieses Modell wird Vitako weiter in die Diskussion einbringen und es ge-meinsam mit anderen Interessierten fort entwickeln.

Die Angebote für Ausbildung oder Fortbildung von Verwaltungsinformati-kern wurden bisher nicht systematisch erfasst. Zudem gibt es bei den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen sogar noch Lücken in den Curricula. Das sind zwei zentrale Ergebnisse der Fachtagung „Qualifi zierung und Personalentwicklung“, die am 28. April in Siegburg stattfand. Die Tagung wurde von Vitako in Kooperation mit dem Fachausschuss Verwaltungsin-formatik der Gesellschaft für Informatik (GI), dem KDN – Dachverband kommunaler IT-Dienstleister in NRW sowie dem Strategiezirkel E-Govern-ment veranstaltet. Rund 50 Teilnehmer informierten sich über Angebote zur Aus- und Fortbildung und neue Konzepte der Personalentwicklung als Strategien gegen den Fachkräftemangel im E-Government. Bei Referenten und Teilnehmern stieß die Vitako-Arbeit der FAG Qualifi zierung und Per-sonalentwicklung auf großes Interesse.

Sudoku Lösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senkrechte Spalte und jedes 3-x-3-Quadrat die Zahlen 1 bis 9 nur je einmal enthält. Es gibt nur eine Lösung!

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342|2009

Facharbeitsgruppe IT-Sicherheit und Datenschutz

Am 30. April fand in Lemgo die konstituierende Sitzung der neuen Fachar-beitsgruppe statt. Besonderes Interesse äußerten die Teilnehmer der ersten Sitzung an der BSI-Zertifi zierung. Einige Unternehmen haben den Prozess begonnen, weitere sind in der Vorbereitung. Andere Fragen werden sich voraussichtlich um mögliche Angebote der IT-Dienstleister im Feld des Datenschutzes drehen. Hier sollen die Arbeitsergebnisse der Datenschutz-beauftragten des Blankenheimer Kreises intensiv genutzt werden.

antwortet ... Franz-Reinhard Habbel

Für jede Ausgabe der Vitako aktuell bitten wir eine bekannte Persönlichkeit, unseren Fragebogen auszufüllen. Damit die Fragen nicht nur einseitig gestellt werden, darf eine Frage auch an uns gerichtet werden. Hier fi nden Sie die Antwort auf Franz-Reinhard Habbel, Pressesprecher des Deutschen Städte- und Ge-meindebundes, der uns in der April-Ausgabe fragte:

„Wie viele Rechenzentren im Public Sector gibt es heute, und wie viele im Jahre 2020?“

Sehr geehrter Herr Habbel,wir alle lieben Zahlenspiele, doch vereinfachen sie häufi g Reali-tät ungebührlich, nehmen zwar Komplexität heraus, erleichtern aber nicht immer die Suche nach guten Lösungen. Wir brauchen jedoch mehr Antworten, bevor wir zielorientiert an neuen auch strukturellen Lösungen arbeiten, das heißt die „Reformationszeit“ öffentlich-rechtlicher IT-Dienstleister tatsäch-lich in der Fläche einläuten können. Klar beantworten müssen wir die Frage, welche Produkte und Leistungen eines öffentlich-rechtlichen Dienstleisters exakt ins „Back Offi ce“ gehören und daher an beliebigen Orten konzentriert (in Leistungszentren, Komptenezzentren) erbracht werden können. Genauso müs-sen wir das „Front Offi ce“ eines IT-Dienstleisters noch klarer defi nieren: Was sind die Leistungen, die nah am Kunden als

\ VERMISCHTES

ERP… with NO Expiration Date™

morgen...Gesamtabschluss?Gesamtabschluss?

Doppik, Umsetzung Konjunkturpaket II, kommunale Gesamtbilanz ... Gestern dies, heute das, morgen jenes!

Schneller am ZielOrganisationen der Öffentlichen Hand müssen schnell auf Änderungen reagieren! Integrierte Standardsoftware für das Finanzmanagement und Personalwesen sollte daher vor allem eines sein: schnell und fl exibel anpassbar!

Maßstäbe in puncto AnpassungsfähigkeitDas behaupten nicht wir, sondern unabhängige Institute. Die Studie des unabhängigen „Technology Evaluation Center“ belegt Agressos einzigartige Flexibilität! Der Vergleich mit führenden ERP-Anbietern beweist: Agresso-Anwender können 95 % aller Modifi kationen selbst vornehmen – und sind damit schneller am Ziel.

Mehr Flexibilität senkt Kosten!Kaum eine andere ERP-Lösung verfügt in der dauerhaften Nutzung über eine vergleichbar hohe Anpassungsfähigkeit. Der Vorteil: Ihre ERP hat einen nahezu unbegrenzten Lebenszyklus. Und das bei gesunkenen Betriebs- und Wartungskosten.

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Eine ERP, die sich Ihren Anforderungen anpasst:Agresso – komme was wolle!

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Services multimedial erbracht werden, welche Leistungen erfordern Präsenz vor Ort? Letzteres erfordert nicht zwingend unterschiedliche Unternehmen, aber regionale Präsenz – auch die großen öffentlich-rechtlichen IT-Dienstleister haben schließ-lich unterschiedliche Standorte beibehalten.Noch eins: Die Kunden müssen lernen, zwischen Steuerungs- und Durchführungskompetenz zu differenzieren. Steuern be-deutet nicht: alles selbst tun. Hier geht noch viel durcheinander – mit der Folge, dass Verwaltungen meinen, alles selbst tun zu müssen, um ihre IT im Griff zu haben.Daher statt einer Zahl ein Appell an Sie, sehr geehrter Herr Habbel: Wir können heute nur sagen, dass es ungezählt viele Rechenzentren und IT-Dienstleister im Public Sector gibt – un-ter anderem, weil viele der Kommunen, die in Ihrem Verband organisiert sind, selbst kleine Rechenzentren betreiben – und meistens abhängig von zahlreichen externen Dienstleistern sind. Unsere Bitte an Sie: Helfen Sie mit, dass Veränderung eintritt! Wir wünschen uns jedenfalls, mit Ihnen im Dialog zu bleiben.

Bei Interesse schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an

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