Prüfung und Bewertung endodontischer Leistungen im · PDF fileGrundlagen der Endodontie...

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Birte Größner-Schreiber Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie

Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel

(Direktor: Prof. Dr. C. Dörfer)

Prüfung und Bewertung endodontischer

Leistungen im Phantomkurs

Ausbildung für Ausbilder Endodontie

11.07.2014 in Jena

Vorgaben durch die alte AO-Z?

Vorgaben durch die ESE

Lernzielerstellung für den Phantomkurs 2009

Modulinhalte Endodontie Kiel

Prüfungen Modul Endo Kiel

Bewertung mittels OSPE

Themen

§49

Die Prüfung in der Zahnerhaltungskunde (IX) wird in

der Regel an fünf Tagen abgehalten. Sie umfasst drei

Teile. In allen Teilen hat der Prüfling seine Kenntnisse in

der Prophylaxe der Karies und der Parodontopathien

nachzuweisen. Der Kandidat hat:

1. in Kariologie und Endodontologie theoretisch und

praktisch seine Vertrautheit mit diesen Fächern

nachzuweisen und dabei am Kranken mindestens vier

verschiedene Füllungen, eine Wurzelkanalbehandlung

sowie eine endodontische Behandlung selbst auszuführen

[…]

Vorgaben durch die AO-Z (1955)?

Implementierung neuer (vor allem medizinischer Inhalte)

Interdisziplinäre Ausrichtung der Lehre (integrierter

Unterricht/Behandlungskurse)

Fächerübergreifende Prüfungen:

Keine Trennung zwischen Prüfungsleistungen z.B.

Zahnerhaltungskunde und Prothetik

Prüfungsinhalte (…) gemeinsam planen und gestalten

Vorgaben durch die neue AO-Z (X)?

„Undergraduate Curriculum Guidelines“ der ESE

De Moor et al.; Int. Endod. J. 2013; 46: 1105-1114:

Erreichen eines bestimmten Kompetenzniveaus

(„threshold of competence“):

• keine Vorgaben zur Quantitiät einzelner

Behandlungsschritte (z.B. Anzahl „P“-Behandlungen

oder aufbereiteter WKs)

• Qualität und Beständigkeit endodontischer Leistungen

• Vorgabe von Kompetenzleveln: be familiar with/ have

knowledge of/ be competent at

Vorgaben durch die ESE?

Einigkeit des Komitees für das endodontische Curriculum:

Die Studierenden

können eine Wurzelkanalbehandlung an einem Molaren mit

unkompliziertem Kanalverlauf durchführen

sollen hinreichende (adequate) Erfahrung in der Behandlung

von Frontzähnen, Prämolaren und Molaren in der

vorklinischen und klinischen Ausbildung erhalten

Vorgaben durch die ESE

sollen das vorgegebene Kompetenzlevel nicht nur in der

Behandlung von Wurzelkanälen erreichen, sondern auch

in vitalerhaltenden Maßnahmen, Behandlung endodontischer

Notfallpatienten, dentaler Traumata, chirurgische

Maßnahmen.

Kompetenzlevel

In Anlehnung an die „Guidelines for speciality training in endodontology“

(Int Endod J 1998; 31:67-72)

Lernzielerstellung für den Phantomkurs 2009

Endodontie 2009; 18(4):419-428

Übergeordnetes Lernziel:

Am Ende des Abschnitts „Endodontie“ im Phantomkurs sollen die Studierenden:

Die Grundlagen eines aktuellen endodontischen Behandlungskonzepts kennen und verstehen

Die biologischen und mikrobiologischen Grundlagen endodontischer Behandlungen und Therapiekonzepte kennen.

Unterschiedliche Ansätze und Konzepte der Präparation, Desinfektion und Obturation kennen

Einen einwurzeligen bzw. einen mehrwurzeligen Zahn mit unkompliziertem Kanalverlauf präparieren und mit einer Wurzelkanalfüllung versehen können

Die gängigen Techniken und Materialien kennen.

I. Kennen Adäquates Wissen mit der Fähigkeit zur Anwendung; manuelles Training kann

auf der Grundlage dieses Wissens klinisch eingeordnet werden

II. Verstehen Basiswissen und Kenntnis der generellen Prinzipien; klinische Anwendung

erfordert weiteres Training und zusätzliche Ausbildung

III. Vertrautheit Umfassende Kenntnis der Grundlagen und intensives Training; klinische

Anwendung möglich.

Lernzielerstellung für den Phantomkurs 2009

Endodontie 2009; 18(4):419-428

Übergeordnete

Lernziele (Kompetenzlevel)

Inhalte (Auszüge) zur praktischen

Durchführung

Art der Leistungs-

kontrolle Kiel

Grundlagen der Endodontie (I) Klausur

Diagnostik (II) Klausur

Präendodontische Maßnahmen (II) Füllungs-/Kariesentfernung, Aufbaufüllung Klausur, Testate

Kofferdam (III) Empfehlung: endodontische Maßnahmen

ausschließlich unter Kofferdam

Nur im Rahmen der

Füllungstherapie

Zugangskavität(en) (I) Extrahierte Zähne, alle Zahntypen Klausur, OSPE

Längenbestimmung (II) Röntgenolog. Längenbest. Klausur, OSPE

Wurzelkanalpräparation (II) Manuelle und maschinelle Präparation von

Kunststoffkanälen und extrahierten Zähnen

Klausur, OSPE

Wurzelkanalspülung (II) Spülung mit NaOCl oder Wasser Klausur, OSPE

Temporäre Einlage (II) Übungen am Plastikmodell und extrahierten Zahn

zum Einbringen und Entfernen (mögl. mit US)

Klausur, Testat

Temporärer Verschluss (II) Verschluss von 2 wk-beh. Zähnen mit 2 versch.

provis. Füllungsmaterialien und Entfernung

Klausur, Testat

Wurzelkanalfüllung (II) Eine WK-Fülltechnik an ein- und mehrwurzeligen

Zähnen mit unkompliziertem Kanalverlauf.

Säubern und dichter Verschluss der Kavität

Klausur, OSPE,

Testate

Postendodontische Versorgung (II) Klausur

Nr. Modul Dauer in

Wochen OSPE* Klausur

Mini-CEX** oder Testate

(Semestergröße)

1

Ergonomie und Hygiene,

Befund,

Präparationsübungen,

Amalgamrestaurationen

3 Präp. FA ICDAS

2 Komposit Restaurationen

im Seitenzahngebiet 2,5 FK Seite

Ätzen, Primen, Bonden (Kavo-

Zahn)

minimalinvasive Präparation

(Echtzahn)

3 Komposit Restaurationen

im Frontzahngebiet 2 FK Front

Eckenaufbau Frontzahn

(Echtzahn)

4

Mikro-invasive

Kariestherapie,

Behandlung der Karies

Profunda

2,5 -

Kariesinfiltration

Karies ex

Fissurenversiegelung

direkte Überkappung und

adhäsiver Aufbau

provisorische Füllung GIZ

5 Goldgussrestaurationen 1,5 Onlay

6 Endodontologie 2,5 Frontzahn

(√3 Zahn)

Zugangskavitäten,

Übungsblock Aufbereitung

und Füllung

√1 Zahn aufbereiten und WF

√3 Zahn aufbereiten und WF

Aufbau des Phantomkurses in Kiel

*OSPE= objective structured clinical/practical examination; **Mini-CEX= Mini-clinical evaluation exercise test

Vorlesung Endodontologie (1h/Woche, 6. Semester)

Lehraufwand im Modul Endodontie

Praktischer Kurs: 2,5 Wochen (ca. 20 Stunden/ Woche)

Betreuung: Kursleiter und 1-2 Assistenten

Drei Seminare und vier Demonstrationen

Freier Zugang zu den Phantomkurseinheiten

Beispiel Endo-Modul:

„Der Studierende kann einwurzelige und

mehrwurzelige Zähne mit unkompliziertem

Kanalverlauf nach deren Aufbereitung mit

der Technik der lateralen Kondensation

füllen und mit einem geeigneten

Füllungsmaterial verschließen.“

Lehrmaterial:

Zentrale (e-learning)Lehrplattform OLAT (Online Learning And

Training): u.a. Lernziele formuliert

Vorlesungen und Seminare als PDF

OLAT

• 5 Modul-Klausuren über ein Semester verteilt

• 5 OSPEs (objective structured practical examination) über

ein Semester verteilt

- Prüfungsdauer 60-120 min pro OSPE

- Praktische Fertigkeiten

- Arbeitsprobe (anonym)

Leistungskontrollen/Prüfungen

Einführungswoche mit Eingangskolloquium

• Ergonomie und rotierende Instrumente

• Morphologische Zahnmerkmale, Okklusion

• Anatomie und Histologie der Zähne

• Themenübergreifende Abschlussklausur am Ende

des Kurses

Modulinhalte Endodontie Kiel

• Aufbereitung eines Acrylblocks

(manuell mit K-Feilen bis ISO 35) und WF

• Trepanationsübungen Front- und Seitenzähne

• Aufbereitung von 2 extrahierten Frontzähnen (1 x WF)

• Komplette Aufbereitung eines Molaren (3 WKs) mit WF

(Laterale Kondensation)

• Med-Einlage mit PV

• Keine Übung zur Revision von WFs

• Dentalmikroskop steht manchmal zur Verfügung

• Übungen zur endometrischen Längenbestimmung

Beginn Kurs I, dann auch Kurs der maschinellen WKB.

Probleme in (Testat-)Kursen

Vorstellen einzelner Arbeitsschritte

Keine zeitlichen Vorgaben

Unterschiede bei den Bewertungskriterien

Subjektive Bewertung

Fehlende Transparenz

Praktische Prüfung Endo-Modul als OSPE

Prüfungsziel:

Der Borderline Kandidat arbeitet nach ergonomischen und

hygienischen Richtlinien. Er kennt das Vorgehen einer WK-

Behandlung, bereitet einen Wurzelkanal auf und füllt diesen ab.

Zeit: 120 Minuten

OSPE: Objective Structured Practical Examination

• Praktische Fertigkeiten: z.B. Röntgen, Bestimmung

der Aufbereitungslänge, Instrumentierung

• Arbeitsprobe: Aufbereitung eines Wurzelkanals und WF

• „Angoff“ Methode: fachlich-inhaltliche Kriterien

bestimmen Bestehensgrenze

• Benennung des Borderline- Prüfungskandidaten durch

Expertengremium

• Orientiert an Lernzielen eines Moduls

• 25-75 Items umfassende Checklisten (Endo: 36)

Die Zugangskavität ist

entlang der Zahnachse

orientiert

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Endodontische Behandlung

Der Studierende fertigt ein diagnostisches Rö-

Bild mit deutlich erkennbaren Referenzpunkten

(koronal/apikal) an

3 0,9 2,7

Die approximative AL ist entsprechend des Rö-

Bildes errechnet 3 0,7 2,1

Die Zugangskavität ist entlang der Zahnachse

orientiert 3 0,8 2,4

Die Zugangskavität ist nicht unnötig extendiert 2 0,7 1,4

Der Zahn ist nicht perforiert 3 0,8 2,4

Itemkatalog für eine OSPE

OSPE: Objective Structured Practical Examination

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Endodontische Behandlung

Der Studierende fertigt ein diagnostisches Rö-

Bild mit deutlich erkennbaren Referenzpunkten

(koronal/apikal) an

3 0,9 2,7

Die approximative AL ist entsprechend des Rö-

Bildes errechnet 3 0,7 2,1

Die Zugangskavität ist entlang der Zahnachse

orientiert 3 0,8 2,4

Die Zugangskavität ist nicht unnötig extendiert 2 0,7 1,4

Der Zahn ist nicht perforiert 3 0,8 2,4

Inhaltsorientierte Bestehensgrenzen für eine OSPE

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert x Produkt

Der Studierende fertigt ein diagnostisches

Rö-Bild mit deutlich erkennbaren

Referenzpunkten (koronal/apikal) an

3 0,9 2,7

Maximale Punktzahl 89 Bestehensgrenze 67,3

Kriterien für ein Nichtbestehen:

• Perforation / frakturiertes Instrument /

• Über- (+ 1mm) bzw. Unterinstrumentierung: WF -3 mm

• Experten beurteilen die Schwierigkeit der einzelnen

Arbeitsschritte/Items

Praktische Prüfung OSPE Abschnitt 1

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Endodontische Behandlung

Der Studierende fertigt ein diagnostisches Rö-

Bild mit deutlich erkennbaren Referenzpunkten

(koronal/apikal) an

3 0,9 2,7

Die approximative AL ist entsprechend des Rö-

Bildes errechnet 3 0,7 2,1

Die Zugangskavität ist entlang der Zahnachse

orientiert 3 0,8 2,4

Die Zugangskavität ist nicht unnötig extendiert 2 0,7 1,4

Der Zahn ist nicht perforiert 3 0,8 2,4

Das Pulpadach ist vollständig abgetragen

(Häkchensonde) und der Kanal koronal

ausreichend erweitert

2 0,8 1,6

Die verwendete Feile (mind. ISO 15) für die Rö-

Messaufnahme hat Friktion im Kanal 1 0,9 0,9

Fert

ig v

or

OS

PE

1

Praktische Prüfung OSPE Abschnitt 2

Auf der Rö-Meßaufnahme sind eingestellte AL

der Feile / die Referenzpunkte gut sichtbar und

eindeutig

3 0,9 2,7

Die Werte (Instrumentenlänge und Abstand

Instrumentenspitze zum Rö-Apex) wurden

korrekt bestimmt

3 0,8 2,4

Die ermittelten Werte setzt der Studierende

korrekt in die Formel zur Berechnung der

definitiven AL ein

3 0,9 2,7

Die definitive AL ist korrekt ermittelt 3 0,7 2,1

Die initiale Kerrfeile (IAF) ist korrekt eingestellt

(definitive AL) 3 0,9 2,7

Der koronale Referenzpunkt ist eindeutig 2 0,9 1,8

Die initiale Kerrfeile läßt sich spannungsfrei in

den Kanal führen und hat Klemmpassung (0,5

mm)

3 0,7 2,1

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

2

Bew

ert

ung a

nonym

nach O

SP

E

Praktische Prüfung OSPE Abschnitt 3-5

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Die AMF hat mindestens ISO-Größe 35 oder ist

3 ISO-Größen weiter als die IAF 3 0,8 2,4

3

Die AMF erreicht die def. Aufbereitungslänge 3 0,8 2,4

Die AMF lässt sich spannungsfrei in den Kanal

führen und hat Klemmpassung (0,5 mm) 3 0,8 2,4

4

Die definiert konische Aufbereitung erfolgt 4

ISO-Größen größer als die apikale Masterfeile

und die AL ist jeweils um 1mm reduziert

2 0,7 1,4

Der Masterpoint entspricht der Größe der AMF 3 0,8 2,4

5

Der Masterpoint entspricht der definitiven AL

der AMF 3 0,8 2,4

Die Markierung der AL des Masterpoints

schließt eindeutig mit dem Referenzpunkt ab 2 0,7 1,4

Der Masterpoint hat Klemmpassung (0,5 mm) 3 0,6 1,8

Der Wurzelkanal ist vollständig getrocknet 2 0,6 1,2

Auswertung OSPE erfolgt anonymisiert

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Auf der MP-Aufnahme sind die

Referenzpunkte eindeutig erkennbar 2 0,7 1,4

Der MP ist in voller Länge sichtbar 3 0,7 2,1

Der MP endet korrekt 1 mm vor dem Apex 3 0,6 1,8

Die Studierenden führen eine vollständige

laterale Kondensation durch 2 0,8 1,6

Nach vertikaler Kondensation ist die

Guttpercha nur noch in den

Kanaleingängen sichtbar

2 0,7 1,4

Die Kavitätenwände sind frei von Sealer

(sauber) 1 0,7 0,7

Die Kontrollaufnahme zeigt eine

vollständige WF, 1mm vor Apex reichend 3 0,7 2,1

Checkliste Items Gewicht Angoff Wert

Die Kontrollaufnahme zeigt eine blasenfreie

und homogene WF 3 0,7 2,1

Die Kontrollaufnahme zeigt eine nach

koronal kontinuierlich ansteigende Konizität

ohne Stufenbildung

3 0,7 2,1

Die Rö-Dokumentation ist korrekt ausgeführt 2 0,7 1,4

Die Dokumentationsbogen wurde vollständig

(mit allen Befunden) ausgefüllt 2 0,7 1,4

Die Studierenden schreiben als Abschluss

eine Epikrise zur durchgeführten

Behandlung

2 0,7 1,4

Möglicher Maximalwert 89 Bestehens-

grenze 67,3

Praktische Prüfung OSPE: Bewertung anonymisiert

Praktische Prüfung OSPE: Dokumentation

Summativ

Berechnung der Gesamtpunktzahl

• klinische Beobachtung (Abschnitte 1-5) + Arbeitsprobe

• innerhalb einer OSPE kompensatorisch

• OSPEs insgesamt nicht-kompensatorisch

Formativ

• Feedbackmöglichkeit

• Bewertung durch Studierende

Auswertung einer OSPE

Anzahl Prüfer: n= 2-3, abhängig von der Größe des Kurses

Vorteile

Standardisierte

Bewertungskriterien

Transparenz

Neutrale Bewertung

Hohe Akzeptanz des

Ergebnisses

Nachteile

Großer Zeitaufwand

Ressourcen-intensiv

(Ständige statistische

Nachkorrektur der Angoff-

Werte an Semestergröße und

Ergebnisse des jeweiligen

Semesters erforderlich)…

Objective Structured Practical Examination

Vielen Dank für Ihre/Eure Aufmerksamkeit!