Q16 // Johanna Melzow // Flügellose Morgen // Gedichte

Post on 30-Mar-2016

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Hier sind Gedichte Erinnerung. Das, was das Abwesende als Abwesendes vergegenwärtigt. Oft bewegen sich die kurzen Texte um den Tod, umkreisen ihn sanft, brutal, anklagend. Ein atemloser Schrei, der ihn zu ersticken sucht. Und manchmal ist es ein blauschöner Nachmittag an einem unbekannten, fernen Ort oder ein sinnlich-erotisches Nachtbild, das beschrieben wird.

Transcript of Q16 // Johanna Melzow // Flügellose Morgen // Gedichte

Joha

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Mel

zow

Flüg

ello

se M

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n

ISBN: 978 3 940249 27 2

Preis: 18,90 € Q 16

Flügellose Morgen —Gedichte. Johanna Melzow.

Illustrationen. Miryam Vilnergaz.

Flügellose Morgen —Gedichte. Johanna Melzow.

Illustrationen. Miryam Vilnergaz.

8

Alles bleibt —

die welt um uns

hat sich nicht geändert

nur manchmal geht der abschied

noch langsam

so

dass man die bettdecke verkleidet

möge es nicht nacht werden

so

dass die kabel von einst

die erinnerungen anknipsen

es ist wie es ist nicht wahr

wir schrecken hoch

9

aus den zisternen der nacht

ringen um luft

wenn die artikulation

ausbleibt im alltagsspital

freuen uns wenn die sonnen

über dem himmel flirren

sich nicht nichts

geändert hat, ein niemals bleibt.

Scaphandre —

es gibt eine glocke

aus eis

um beide ichs

die balancieren

sich nieder

säumen sich ein

neben bei hauch

der an der haut

zart zer-eist

das verschlingen

läuft äußerlich ab

entlang

den umrissen

sauerstofftierarme-

s stöbern

schneelaute am

ungeschlagenen körper

des anderen.

11

cornwall, september. —

kühe aus pappe ziehen vorbei

ohne minuten

treffen sich die himmel

und bedecken

das exponierte

früchte kleben an unseren schatten

verastete lichtfetzen

wandeln am baum entlang

ein ganzer nachmittag

bricht ein

wir erhängen uns daran.

Zeitlosigkeit —

es ist niemals das gewesen

was uns verband

und du drehtest

den kopf fort

himmel über

zu den anderen

nicht gestalten

sinds engel

Partir c’est mourir

Un peu

ich bin tot

damit du’s weißt

leb nicht in dir fort

vielleicht geht

in manchen

schein momenten

ein flämmchen

durch

dich

durch

dann sind wir

mehr

als das

was war

zwischen uns.

Zeitlosigkeit —

es ist niemals das gewesen

was uns verband

und du drehtest

den kopf fort

himmel über

zu den anderen

nicht gestalten

sinds engel

Partir c’est mourir

Un peu

ich bin tot

damit du’s weißt

leb nicht in dir fort

vielleicht geht

in manchen

schein momenten

ein flämmchen

durch

dich

durch

dann sind wir

mehr

als das

was war

zwischen uns.

14

Sternenbrummen —

die nacht summt ihre lieder

und fledertiere die den anflug

auf die noch warme erde nicht planen

kreuzen unsere nachtvorstellung

wie flugsaum

eine flattersaison

und unerhörte fische unter uns

im sog der sonnenferne

sehe ich deinen

gesichtsasphalt

noch weichgelächelt

wo sich jugendlich

die mondeule spiegelt

wenn sie fast landet

erschöpft vom nachtbeuten;

du wärst es gerne.

Aus Leben und Sterben —

feuer ist übrig

aus leben und sterben

lassen zwei bauch

nabel finden sich

während des schlafs

wenn kein licht

mehr ist nur silberfische

zwischen den beinen

im nacktglanz

verglast die

kaumerektion

bleibt der faden

interior

kann nicht baum

sein am himmel

blühen auf unserer stirn

die sterne

baumeln artig

soldatenhaft

am vor-der-liebe.