Post on 04-Feb-2021
Resonanz Ausstellung der Diakonische Brüder- und Schwesternschaft und Diakonenausbildungen Wittekindshof – Diakonische Stiftung
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Begleitmaterial zu „MitGefühl&EmPathie“. Eine Ausstellung der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof, unter der Schirmherrschaft vom Theologischen Vizepräsidenten der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter.
Alle Bilder und Texte unterliegen urheberrechtlichem Schutz.Informationen zum Inhalt der Ausstellung und deren Bezugsmöglichkeit: www.empathieundmitgefühl.de
Grafik: Benedikt Schumacher
Herausgeber: Diakonische Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof
Texte: Sandra Pollex, Michael Postzich, Nicole Schnepel Bad Oeynhausen 2019
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Inhalt
Schirmherr der Ausstellung - Geleitwort ................................................................................................. 4
Grußwort aus dem VEDD........................................................................................................................ 6
Vorwort ................................................................................................................................................... 7
R 1 Resonanz ........................................................................................................................................... 9
R 2 Beschleunigung ............................................................................................................................... 16
R 3 Resonanz, Bibel und Spiritualität .................................................................................................... 22
R 4 Wertschätzung ................................................................................................................................ 24
R 5 Resilienz ........................................................................................................................................... 33
R 6 Selbstwirksamkeit............................................................................................................................ 40
Ausblick: Entwicklung eines Programmes „Mentales Training“ ........................................................... 46
Bildverzeichnis ....................................................................................................................................... 53
Gesamt - Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 58
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Schirmherr der Ausstellung - Geleitwort
Ulf Schlüter, Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Schirmherr der Ausstellung © Foto Evang. Kirche von Westfalen
Geleitwort
Grundsicherung und Arbeitsförderung, Kranken-, Unfall-, Renten- und
Pflegeversicherung, Kinder- und Jugendhilfe, Rehabilitation und Teilhabe behinderter
Menschen und nicht zuletzt Sozialhilfe: Gerät der Mensch in Not, greift ein Gesetz.
Zwölf Bücher gleich beschreiben in dieser Gesellschaft die sozialen Rechte,
definieren differenziert Anspruch, Akteure und Leistungen. Mit anderen Worten:
Mission accomplished - Problem gelöst. Notlagen werden durch Normen gelöst, so
ist das in Deutschland des 21. Jahrhunderts. Und wer helfen will, braucht vor allem:
Professionalität und Rechtssicherheit.
Stimmt!
Und stimmt doch wieder nicht.
„MitGefühl & EmPathie“ – pointiert weist die Ausstellung der Diakonischen Brüder-
und Schwesternschaft und der Diakonenausbildungen Wittekindshof auf den
Ursprung und den Kern allen dienenden, hilfreichen Handelns. Diakonie gründet in
dem Impuls, sich anrühren, sich bewegen zu lassen von Not und Bedrängnis, zu
sehen, wo und wie die andere sich befindet, hinzuschauen, hinzuhören, mitzufühlen.
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Was für Juden, Christen und Muslime wiederum in erster Linie keine Frage der Moral,
sondern der Gotteslehre ist. Wir glauben an einen Gott, dessen erste und
hervorragende Eigenschaft nun einmal diese ist: Barmherzigkeit. „Und der HERR
sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über
ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.“ So stellt Gott sich vor –
am Dornbusch. Grunddatum seiner Geschichte mit Israel. Für uns Christen wiederum
wohnt das große Wort Barmherzigkeit mitten unter uns – als Mensch. Es ist der
Barmherzige, der sich für uns in die Krippe legt und ans Kreuz schlagen lässt. Das ist
der Angelpunkt des Neuen Testaments. Während Muslime mit dem ersten Vers der
ersten Sure den Allerbarmer und Allbarmherzigen bekennen.
Mitgefühl und Empathie sind auf einem langen Weg von der Tora bis zu den
Sozialgesetzbüchern des 21. Jahrhunderts als Leitmotive eingeschrieben in unseren
Glauben, unsere Geschichte, unsere Kultur. Soziale Unternehmen, die der Würde des
Menschen zu dienen haben, können auch in einer sozialstaatlich normierten
Gesellschaft ihrem Wesen nur gerecht werden, wo sie diesem Grundimpuls folgen. Es
geht um weit mehr als Normen und Profit. Weshalb eine diakonische Gemeinschaft
ganz und gar bei ihrer ureigensten Sache ist, wo sie Mitgefühl und Empathie ins
Blickfeld rückt.
Gott sei Dank – für diese Ausstellung und für alle, die sie ermöglicht haben. Möge sie
ihre Besucherinnen und Besucher inspirieren – dem Geist der Barmherzigkeit zu
folgen und zu trauen.
Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der EKvW
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VEDD-Verband Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland
Diakonin Heidi Albrecht, Geschäftsführerin VEDD Foto VEDD
Grußwort aus dem VEDD
Mitgefühl und Achtsamkeit in sich und für andere ist ein zentraler Bestandteil unseres Zusammenlebens, ganz besonders in den Begegnungen, in denen Menschen auf Begleitung und Unterstützung angewiesen sind.
Zuspruch geben und Not lindern, durch Wort und Tat, ist ein Merkmal diakonischer Berufe und diakonischer Einrichtungen. Es sind Menschen und Orte, die diese Haltung der Nächstenliebe offenhalten. Mitgefühl und Empathie ist Teil ihrer Kompetenz und zeigt sich in ihrem Handeln.
Diakoninnen- und Diakone absolvieren für diese Arbeit eine doppelte Qualifikation. Sie werden in einem sozialen oder pflegerischen Fachberuf und zusätzlich theologisch-diakonisch ausgebildet. Damit lassen sie sich in eine diakonische Gemeinschaft berufen, um sich lebenslang dieser Haltung zu vergewissern.
Der Verband Evangelischer Diakone-, Diakoninnen und Diakonatsgemeinschaften, Dachverband von 22 Mitgliedsgemeinschaften, unterstützt diese Ausstellung als wichtigen Wegweiser für gelingende diakonische Arbeit der Kirche in der Welt.
Wir danken der Ausbildungsstätte, der diakonischen Gemeinschaft und dem Unternehmen Wittekindshof, dass sie miteinander diese Ausstellung entwickelt haben. Gemeinsam setzten sie so ein starkes Zeichen für Mitmenschlichkeit!
Wir wünschen der Ausstellung viel Wirkkraft an ihrem Ausgangspunkt im Wittekindshof - und Ausstrahlung an all den anderen Orten, zu denen sie dann wandert.
Heidi Albrecht
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Vorwort
Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand Wittekindshof – Diakonische Stiftung und Vorsteher der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof. Foto: Anja Kruse
Die Brüder- und Schwesternschaft des Wittekindshofes ist fest in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof verankert. Ihr ist in der Stiftungssatzung ein eigener Paragraph § 14 gewidmet: „1. Zur Stiftung gehört die Diakonische Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof. Sie wirkt an der Erfüllung des satzungsgemäßen Auftrages des Wittekindshofes mit.“
Diese Mitwirkung an der Erfüllung des satzungsgemäßen Auftrages zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen geschieht in verschiedenster Weise. Die Brüder- und Schwesternschaft hat dazu eine eigene Angebotspalette entwickelt. Zu ihren Angeboten gehören die Bildung in diakonisch-theologischen Sparten (neben der Diakonenausbildung die Ausbildung Diakonischer Mitarbeiter*innen sowie die berufsbiografische Begleitung der Mitglieder und Mitarbeitenden der Stiftung), weiterhin Angebote im Bereich der Spiritualität, der Begegnung sowie der Seelsorge und Begleitung, die sich an alle Mitarbeitenden richten.
Für die Prägung der evangelischen Identität unserer Stiftung gemäß Loyalitätsrichtlinie der EKD hat die Brüder- und Schwesternschaft auf diese Weise eine ganz wichtige Bedeutung. Für die Stiftung sind die Bildungsangebote der Brüder- und Schwesternschaft besonders prägend, aber auch in den weiteren Feldern trägt das Engagement der Diakonischen Gemeinschaft zur Profilbildung und Pflege der Mitarbeiterschaft wesentlich bei.
Vor allem die spirituellen Angebote setzen in der Stiftung einen ganz eigenen Akzent. So beschäftigt sich die Gemeinschaft in verschiedensten Veranstaltungen und Formen mit emotionalen Themen der diakonischen Arbeit des Wittekindshofes: Mitgefühl, Achtsamkeit, Resonanz und Empathie (abgekürzt: WiMARE). Sie profitiert dabei von dem reichen Erfahrungsschatz der Gemeinschaftsmitglieder zur Frage der diakonischen Haltung. Sie versucht, eine biblisch orientierte emotionale Öffnung für die Klienten, andere Gemeinschaftsmitglieder und sich selbst mit modernen Begrifflichkeiten in Verbindung zu bringen und für die Arbeit in der Stiftung fruchtbar zu machen. Die Beschäftigung mit diesen Themen hat in den letzten Jahren eine sehr produktive Eigendynamik bekommen. Sie setzt zukunftsweisende diakonische
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Impulse, die bis weit in die Stiftung hinein wirken – und auch über den Wittekindshof hinaus.
Ein sehr schönes Ergebnis dieser Beschäftigung ist die Ausstellung zum Thema Mitgefühl und Empathie, die auf dem Brüder- und Schwesterntag 2019 unter Schirmherrschaft unseres Theologischen Vizepräsidenten der Ev. Kirche v. Westfalen Ulf Schlüter eröffnet werden wird und dann an verschiedenen Orten gezeigt wird. Die vorliegende Broschüre bietet dazu reichhaltiges Material. Ich danke allen sehr herzlich, die an diesem wegweisenden Projekt mitwirken.
Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke
Vorstandssprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof
Vorsteher der Brüder- und Schwesternschaft
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R 1 Resonanz
Abbildung 1 Resonanz: Berührung © Foto: Nicole Schnepel
Resonanz – das Wort kennen wir vor allem aus der Musik. Aber es gibt sie auch zwischen Menschen. Die Mutter lächelt – der Säugling beginnt irgendwann, ebenfalls zu lächeln. Der lächelnde oder schreiende Säugling erwartet die Reaktionen der Mutter und nimmt so verlässlich seine Versorgung mit Nahrung und Zuwendung wahr. Eine solche Verlässlichkeit schafft stabile Resonanzachsen, wie Rosa diese Verbindungen nennt. Resonanz ist also etwas zutiefst Menschliches, beginnend in frühester Kindheit beim Säugling in der Interaktion zwischen Kind und Mutter.
Das Konzept der Resonanz, das von dem Soziologen Hartmut Rosa entwickelt wurde, überträgt das Bild von akustischen Schwingungen auf Beziehungen. Es ist eine Theorie über Beziehungen, die Menschen berühren und bewegen. Damit ist Resonanz auch ein strikt relationaler Begriff.
Der Ansatz stellt die Frage danach, was das Leben der Menschen bereichert und wie sie beispielsweise ihre Arbeit sinnhaft erleben können. Wertschätzung und erlebte Selbstwirksamkeit sind dabei von ausschlaggebender Bedeutung.
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Gutes Leben und gelingendes Leben hat etwas damit zu tun, dass wir Menschen uns von etwas anrühren lassen, sei es eine Begegnung mit einem anderen Menschen, ein Musikstück, ein Tag am Meer oder in den Bergen, ein Gebet, ein Kirchenlied.
Abbildung 2 Resonanzdrähte. Grafik: Tina Huck
„Ich glaube, Menschen streben danach, auf lebendige Weise mit der Welt verbunden zu sein. Dazu gehört das Verbunden-sein mit anderen Menschen, Liebe und Wertschätzung, dazu gehört aber auch das Verbunden-sein mit der Natur, mit sich selbst und mit dem eigenen Körper." (Hartmut Rosa: Auswege aus der Beschleunigungsgesellschaft. SWR2 Wissen: Aula. Sendung vom So, 20.5.2018 | 8.30 Uhr)
„Das Leben aber gelingt […] nicht per se dann, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern, so banal, ja tautologisch dies zunächst klingen mag: wenn wir es lieben. Wenn wir eine geradezu libidinöse Bindung an es haben. Es, das sind dabei die Menschen, die Räume, die Aufgaben, die Ideen, die Dinge und Werkzeuge, die uns begegnen und mit denen wir es zu tun haben. Wenn wir sie lieben, entsteht so etwas wie ein vibrierender Draht zwischen uns und der Welt“ (Hartmut Rosa 2016, Resonanz, S. 24, Hervorhebung im Original).
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Abbildung 3 Hartmut Rosa. CC
Hartmut Rosa (2015). Deutsch: Immer mehr, immer besser, immer Neues? Menschen wollen irgendwann einfach mal ankommen, meint der Soziologe Hartmut Rosa von der Universität Jena. 12 March 2015. Quelle: YouTube: Hartmut Rosa: Wider den ewigen Steigerungszwang. Autor: Stifterverband. https://de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Rosa
Abbildung 4 Resonanz Buchcover. Suhrkamp. Mit freundlicher Genehmigung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Rosa
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Der soziologische Ansatz von Hartmut Rosa beschreibt Resonanz als eine Theorie von Beziehungen, die Menschen berühren und bewegen. Der Mensch als soziales Wesen ist von Natur aus und Kindesbeinen an resonanzfähig, aber auch resonanzbedürftig. Das schreiende oder lächelnde Kleinkind erwartet die Reaktionen der Mutter und nimmt so verlässlich seine Versorgung mit Nahrung und Zuwendung war. Eine solche Verlässlichkeit schafft stabile Resonanzachsen, wie Rosa diese Verbindungen nennt. Resonanz ist also etwas zutiefst Menschliches, beginnend in frühester Kindheit beim Säugling in dher Interaktion zwischen Kind und Mutter.
Insofern ist Resonanz immer etwas Dialogisches, dass aber nicht verbal bestimmt sein muss, sondern vielmehr auch über körperliche Reaktionen entsteht und vermittelt wird. Dazu gehören auch physische Reaktionen wie Gänsehaut oder Tränen. Das sind Indikatoren dafür: Etwas hat mich berührt und ich bin bewegt.
Der Ansatz der Resonanz will Menschen und ihr gemeinsames Leben nicht aus der Außenperspektive, sondern aus der Binnenperspektive betrachten. „Resonanz ist ein sozialtheoretisches Konzept, das einen spezifischen Modus der Weltbeziehung, das heißt: eine bestimmte Art und Weise des In-Beziehung-Tretens zwischen Subjekt und Welt, zu beschreiben versucht“ (Rosa 2018). Dies kann eine Beziehung zu anderen Menschen sein, zu sich selbst, zu Dingen, zur Natur oder auch eine religiöse Beziehung. Und diese Beziehung kann lebendig, lohnend und erfüllend sein oder aber eben fremd, ohne eine Aufforderung und nicht berührend. Dieser letztere, negative Zustand wird „entfremdet“ genannt.
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Abbildung 5 Schwingungen: Resonanz in Religion und Natur. © Foto: René Horvath. Mit freundlicher Genehmigung.
Resonanz gibt es gerade auch im Bereich der Religion und der Spiritualität. Es handelt sich dann um ein Erleben, von etwas Transzendentem berührt zu sein und dadurch emotional bewegt zu werden. Das lässt sich ganz gut nachvollziehen an dem, was Rosa generell über die Bibel und speziell zum Beten sagt: „Aber gerade die Bibel lässt sich in dieser Perspektive resonanztheoretisch deuten: Vom Flehen Salomons bis zum Schrei Jesu am Kreuz erscheint sie als ein einziges Dokument des menschlichen Flehens, Bittens und Betens, Wartens und Harrens, Flüsterns und Rufens um Antwort. Und man könnte hinzufügen, dass sie auf dieses Flehen vielleicht ein einziges großes Gegenversprechen gibt, welches da lautet: Da ist einer, der Dich hört, der Dich versteht, und der Mittel und Wege finden kann, Dich zu erreichen und Dir zu antworten“ (Rosa 2016 S. 44).
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Abbildung 6 Resonanz - Das Leben hat viel zu bieten. © Foto: Josephine Postzich
Es ist die Frage, wie Menschen mit der Welt verbunden sind. Man kann einiges besitzen und möglicherweise sagen: Ich bin zufrieden. Oder man kann unglücklich sein, weil einem das Einkommen zu gering erscheint oder einem Dinge, die man gerne hätte, fehlen. Das aber sind nur Ressourcen, meint Rosa. Man kann auch, wenn man das alles hat und einem in den Augen Anderer nichts fehlt, tief deprimiert sein. Eigentlich geht es darum, das Leben zu lieben, also eine fast „libidinöse“ Bindung zum Leben zu haben, wie Rosa es nennt. Viele Forschungsergebnisse gerade an jungen Menschen sprechen dafür, dass Depressionen und Ängste mit einer problematischen Strategie der Selbstoptimierung zu tun haben (Curran & Andrew 2017).
„Das Leben aber gelingt […] nicht per se dann, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern, so banal, ja tautologisch dies zunächst klingen mag: wenn wir es lieben. Wenn wir eine geradezu libidinöse Bindung an es haben. Es, das sind dabei die Menschen, die Räume, die Aufgaben, die Ideen, die Dinge und Werkzeuge, die uns begegnen und mit denen wir es zu tun haben. Wenn wir sie lieben, entsteht so etwas wie ein vibrierender Draht zwischen uns und der Welt“ (Hartmut Rosa 2016, Resonanz, S. 24, Hervorhebung im Original).
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Dieser vibrierende Draht der Verbindung ist zwar unsichtbar, aber beispielsweise spürbar in Konzerten, wenn Künstler das Publikum auffordern, mitzumachen. Oft genug müssen sie das gar nicht tun, denn die Fans singen jede Zeile mit. Kommt aber keine Reaktion nach der Aufforderung zum Mitklatschen, oder zum Mitsingen, wenn das Mikrofon in die Richtung des Publikums gehalten wird, dann besteht offensichtlich kein Draht, dann ist der Funke nicht übergesprungen und Künstler und Publikum sind in keinem positiven Resonanzverhältnis.
Billie Eilish BBC Bury a friend. Ca 3.15 min.
Billie Eilish performs Bury A Friend at Radio 1's Big Weekend 2019. Guidance: Contains Flashing
https://www.youtube.com/watch?v=7UAOqtoZiLs
Aber verlangen Menschen nach Resonanzerfahrungen außerhalb von Konzerten? Möglicherweise wird auch im wirtschaftlichen Handeln der Blick zunehmend auf Beziehungen gerichtet und auf das, was zwischen Menschen stattfindet. Der Trendforscher Harry Gatterer bindet Resonanz mit Achtsamkeit und Mitgefühl zusammen und entwirft aus diesem Zusammenhang ein Bild für das, was zukünftig „Erfolg“ sein soll:
„Marketing bedeutet in Zukunft nicht mehr, Emotionen zu wecken oder Bedürfnisse zu schaffen. Vielmehr geht es um Resonanzerfahrungen, Beziehungen und neue Möglichkeitsräume. In einer Welt der Achtsamkeit liegt unternehmerischer Erfolg im Mitgefühl: Im Mitgefühl können wir uns von unserem Bedürfnis nach unbedingter, „fanatischer“ Identifikation befreien. Mitgefühl bejaht das Eigene in der Kommunikation mit dem anderen. Die dafür aufzubringende Achtsamkeit koppelt Wissen wieder an Kompetenz, Information an Vermögen und Kommunikation an Berührung. Erfolg ist etwas, das zwischen Menschen stattfindet“ (Harry Gatterer 2017).
https://www.youtube.com/watch?v=7UAOqtoZiLs
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R 2 Beschleunigung
Abbildung 7 SplitShire-0015532-Speed auf Pixabay—gemeinfrei
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„I want it all and I want it now – Ich will alles und will es jetzt“ sang einst die Band Queen. Ist das das moderne Lebensgefühl, dass Menschen immer mehr und alles immer schneller brauchen?
„Steigerungslogik“ und „Reichweitenvergrößerung“ wird dies im Ansatz der Resonanz genannt. So muss dann alles immer schneller gehen. Unsere Welt ist in der Arbeit und Freizeit beschleunigt.
„Unablässig versucht der moderne Mensch, die Welt in Reichweite zu bringen: sie ökonomisch verfügbar und technisch beherrschbar, wissenschaftlich erkennbar und politisch steuerbar [..] zu machen“ (Rosa 2018).
Schon von Kindesbeinen an sehnt sich der Mensch nach Ausdehnung, also der Vergrößerung seiner Reichweite, die er möglichst selbstbestimmt wahrnehmen will. Da wird das Krabbeln zum Erfolg, aber dann ist Laufen besser, danach das Fahrrad und dann das Auto.
Schließlich kann man dann mit dem Flugzeug die größte Reichweite erzielen. Genauso kann man aber auch die Reichweite dadurch erreichen, indem man alles Erstrebenswerte in seine Nähe bringt.
Man zieht in eine Großstadt, denn da ist alles nah, was man braucht. Und man schafft sich ein Smartphone an. Da hat man das „world wide web“ immer bei sich und alle Musiktitel, die man sich nur wünschen kann.
Die Beschleunigung betrifft laut dem Soziologen Hartmut Rosa nicht nur die Technik, sondern auch den sozialen Wandel und unser Lebenstempo.
Jeder weiß das und kann das auch für sich überprüfen. Man muss sich nur einmal einen Fernsehfilm aus den siebziger Jahren wieder anschauen, oder Kindern eine alte Pippi – Langstrumpf – Sendung zeigen. Auch das Weltmeisterschaft-Endspiel von 1974 wirkt auf uns heute wie Standfußball.
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Abbildung 8 Konzeptwerk neue Ökonomie/Fairbindung. Was ist soziale Beschleunigung? Hintergrundtext für Anleitende.
https://www.endlich-wachstum.de/wp-content/uploads/2017/06/C_Speed_Schaubild.pdf. CC)
Es ist sehr schwer zu sagen, wohin und wie sich die Arbeitswelt der Zukunft entwickeln wird. Aber zwei Entwicklungen sind nicht zu übersehen, und sie haben auch etwas miteinander zu tun. Die eine Entwicklung heißt, dass immer wiederkehrende gleichförmige Aufgaben immer besser von Maschinen erledigt werden können. Die zweite Entwicklung heißt, dass Wissen und Information immer umfassender und schneller für alle bereitgestellt werden kann. Letzteres stellt besondere Anforderungen an die Kommunikation, ersteres die Frage, wie Tätigkeiten aussehen, die kaum Routinen haben, mit denen man die Arbeitszeit ausfüllen kann.
In jedem Fall, so darf man vermuten, wird ein technischer oder digitaler Schub auch eine weitere Beschleunigung der Produktionsprozesse mit sich bringen, denn dies war das Kennzeichen aller bisher erfolgten Schübe technischen Wandels, von der Dampfmaschine über das Telefon bis hin zum Einsatz von Computern und dem Internet.
Dies ist auch die Beschreibung des Soziologen Hartmut Rosa (2012;2013). Die technische Beschleunigung zeigt sich nicht nur, aber vor allem im digitalen Sektor. Der Effekt wirkt sich seltsamerweise in der Beschleunigung des Lebenstempos aus. Die technische Beschleunigung hätte eigentlich dazu führen müssen, dass dem Einzelnen mehr Zeit zur Verfügung steht, weil er für einzelne Tätigkeiten weniger Zeit benötigt. Aber die Bürger moderner Gesellschaften haben nach Rosas Ansicht
https://www.endlich-wachstum.de/wp-content/uploads/2017/06/C_Speed_Schaubild.pdf
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keinesfalls mehr Freizeit zum Entspannen. Sie leiden an deren Gegenteil: unter Zeitknappheit.
Beschleunigung meint Mengenzuwachs pro Zeiteinheit. Rosa unterteilt die soziale Beschleunigung in drei sich selbst antreibende Elemente: technische Beschleunigung, Beschleunigung des sozialen Wandels und Beschleunigung des Lebenstempos.
Letztendlich liegt der Grund dafür im Anspruch, "möglichst viele Optionen zu realisieren aus jener unendlichen Palette der Möglichkeiten, die die Welt uns eröffnet" (Hartmut Rosa in: Precht 2015). Das Leben auszukosten werde zum zentralen Streben des modernen Menschen. Das ist ein Hunger nach Erlebnissen, der allerdings nicht gestillt werden könne: "Ganz egal, wie schnell wir werden, das Verhältnis der gemachten Erfahrungen zu denjenigen, die wir verpasst haben, wird nicht größer, sondern konstant kleiner" (ebd). Depressionen und Burnout haben stark zugenommen. Dies nennt Rosa die „Psychokrise“. Sie ist nach seiner Auffassung in ihrem Kern auf die mit der Beschleunigung einhergehenden Belastungen zurückzuführen.
Die psychischen Belastungen sind inzwischen enorm und die Zahlen der Erkrankungen steigen und steigen. Der Stress hat ebenfalls nicht abgenommen, sondern vielmehr zugenommen.
Abbildung 9 Psychische Erkrankungen. BARMER Arztreport 2018
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Es ist schon klar, dass man zwar wenig Zeit hat, aber möglicherweise diese nicht so nutzt, wie man Arbeit sinnvoll, effektiv und effizient gestalten kann. Eine Unternehmensberatung nannte dies „Arbeitsgestaltung nach Art der hetzenden Hirten“. Eine Personalleiterin eines großen süddeutschen sozialwirtschaftlichen Unternehmens empfahl, einen Grundsatz zu reflektieren „Wir leben und arbeiten im Vertrauen, von Gott begleitet zu sein“ und begründet es so:
„Damit meine ich eine Gelassenheit und Unaufgeregtheit gerade auch in schwierigen Zeiten. Der häufige wirre, unabgestimmte Aktivismus stimmt mich nachdenklich. Es kann nichts Gutes wachsen, wenn eine Sitzung die nächste jagt, Vorgesetzte unansprechbar fahrig durch die Flure jagen, ein Unternehmensberater dem nächsten die Klinke in die Hand gibt, eine Umstrukturierung die nächste torpediert. Bevor die Früchte einer vielleicht guten Entscheidung wachsen können, werden sie unreif vernichtet. Woran das liegt? Angeblich an den sogenannten Rahmenbedingungen. Überflüssig zu erwähnen, dass nicht Bedingungen steuern, sondern Menschen. Und Menschen spiegeln das nach außen, was sich in ihrem Inneren abspielt: ängstliches Chaos oder Vertrauen in die Sinnhaftigkeit ihres Tuns, Vertrauen auf einen Rückhalt in Gott. Das lässt sich natürlich nicht erzwingen, wohl aber bewusst machen.- Und damit ist dann oft schon der erste Schritt in Richtung Umkehr gemacht (Oldenburg 2004).“
Ein gutes Beispiel, das fast jeder kennt, möglicherweise sogar bei der Einführung miterlebt hat, ist die „E-Mail“. Bevor sie zum Einsatz kam wurden Briefe geschrieben und nach zwei bis drei Tagen beantwortet. E-Mail geht viel schneller. Aber kaum jemand hat den Eindruck, nun die gesparte Zeit zur Verfügung zu haben. Es werden einfach sehr viel mehr E-Mails geschrieben als früher Briefe. Ebenso wird erwartet, dass man viel schneller darauf reagiert.
Nun möchte niemand Langsamkeit zurück, sei es bei der Schnelligkeit von Rettungsdiensten oder etwa im Internet per Modem unterwegs sein. Dennoch ist zu erwarten, dass insbesondere die digitale Entwicklung noch mehr Beschleunigung bringen wird und damit auch möglicherweise länger andauernde Stresssituationen. Wie kann man da seinen Kopf schützen?
Daher wird empfohlen, aufmerksam mit sich selbst und anderen umzugehen. Dazu können Ansätze helfen, die wissenschaftlich untersucht und in der Praxis von Unternehmen eingesetzt werden. Bedeutende Konzepte sind dabei gegenwärtig „Achtsamkeit“ und „Mitgefühl“. Beide Konzepte werden eingesetzt, um Präsenz und Konzentrationsfähigkeit zu fördern, Resilienz zu stärken und angemessen mit Stress umzugehen. Die praktische Umsetzung enthält im Kern „mentales Training“.
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Abbildung 10 Beschleunigung ermüdet Pressebild Barmer Arztreport 2018
Film ARD W wie Wissen 15.12. 2018 6 min
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Film: ARD Capriccio 6.11.2018 6 min
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R 3 Resonanz, Bibel und Spiritualität
Was ist in meinem Leben besonders wichtig? Was ist für mich sehr wertvoll? Das sind Fragen, die sich Menschen immer wieder stellen. Es sind Fragen nach Orientierung und nach dem, was in der jeweiligen Lebenssituation erstrebenswert ist. Es sind Themen im Blick auf das, was noch möglich ist und was man sich erhoffen kann, wenn man beispielsweise durch den Tod des Partners einsam geworden ist, wenn man sehr krank ist, oder wenn einem die Lebensfreude abhandengekommen ist und man nicht einmal weiß, wann und wo man sie verloren hat, geschweige denn, wie man sie wiederfinden kann.
Abbildung 11 Die Bibel in der Perspektiv der Resonanz: „Vom Flehen Salomons bis zum Schrei Jesu am Kreuz erscheint sie als ein einziges Dokument des menschlichen Flehens, Bittens und Betens, Wartens und Harrens, Flüsterns und Rufens um Antwort. Und man könnte hinzufügen, dass sie auf dieses Flehen vielleicht ein einziges großes Gegenversprechen gibt, welches da lautet: Da ist einer, der Dich hört, der Dich versteht, und der Mittel und Wege finden kann, Dich zu erreichen und Dir zu antworten.“ (Hartmut Rosa, Resonanz 2016)
Der soziologische Ansatz von Hartmut Rosa zur Resonanz beschreibt diesen als eine Theorie über Beziehungen, die Menschen berühren und bewegen. Damit lässt sich auch Spiritualität beschreiben. Es handelt sich dann um ein Erleben, von etwas Transzendentem berührt zu sein und dadurch emotional bewegt zu werden. Das lässt sich ganz gut nachvollziehen an dem, was Rosa generell über die Bibel und speziell zum Beten sagt:
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„Aber gerade die Bibel lässt sich in dieser Perspektive resonanztheoretisch deuten: Vom Flehen Salomons bis zum Schrei Jesu am Kreuz erscheint sie als ein einziges Dokument des menschlichen Flehens, Bittens und Betens, Wartens und Harrens, Flüsterns und Rufens um Antwort. Und man könnte hinzufügen, dass sie auf dieses Flehen vielleicht ein einziges großes Gegenversprechen gibt, welches da lautet: Da ist einer, der Dich hört, der Dich versteht, und der Mittel und Wege finden kann, Dich zu erreichen und Dir zu antworten.“
Die wesentliche Form der Resonanzbeziehung drückt sich im Gebet und im Beten aus. Dabei werden die Grenzen zwischen innen und außen fließend. Rosas vieldimensionales Konzept bietet Perspektiven an, das Gebet differenziert, auch nach ihrem sinnlichen Gehalt, zu beschreiben (Peng-Keller 2017).
„Dass das Beten auf die Form der Weltbeziehung als solche, auf das Hervorrufen von Resonanz zielt, lässt sich auch daran ablesen, dass es gleichermaßen nach innen wie nach außen gerichtet ist: Der Betende schließt die Augen und wendet sich nach innen, adressiert jedoch zugleich ein Draußen mit dem Ziel, eine intensive Verbindung zwischen beiden spürbar werden zu lassen. Weil und insofern Resonanz einen Moment der Verflüssigung der Selbst-Welt-Beziehung bezeichnet, lässt sich in dieser Haltung für ihn gar nicht mehr genau angeben, was innen und was außen ist“ (Rosa 2016 S. 441).
Das ganze Buch der Psalmen kann in dieser Perspektive als Darstellung der Resonanz in Form eines sprechenden, hörenden und antwortenden Redens und Singens beschrieben werden. Dahinter steht in vielen Schriften der Bibel die Auffassung, dass Gott sich berühren und bewegen lässt. Er ist affizierbar. Dass der biblische Gott Mitgefühl empfindet, ist wichtiger als die griechische Idee, Gott sei unveränderlich und unberührbar (Apatheia). Solche Erkenntnisse können auch ganz praktisch in der Seelsorge fruchtbar sein: „Für Seelsorgerinnen und Seelsorger ist es von zentraler Bedeutung, die eigenen Gottesvorstellungen vor dem Hintergrund der Kontroverse um einen affizierbaren versus einen apathischen Gott zu überprüfen und danach zu fragen, wie die entsprechenden Vorstellungswelten die Interpretationen menschlicher Verletzlichkeit beeinflussen“ (Bieler 2017, S. 88)
Gerade auch in den Briefen des Paulus findet man viele Zeugnisse der Bemühungen des Schreibers, bei den Empfängern des Briefes emotionale Präsenz herzustellen, zu zeigen, wie berührt man selbst ist und die Adressaten ebenfalls zu berühren. Als gutes Beispiel dafür gelten beispielsweise Passagen des 2. Korintherbriefes, die Paulus nach eigenen Aussagen „unter Tränen“ schreibt. Die Tränen visualisieren den Briefeschreiber auch in seiner Emotionalität und machen ihn damit bei den Adressaten umso präsenter (Becker 2012).
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R 4 Wertschätzung
Abbildung 12 Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz (Matthäus 6, 21). © Foto: Michael Postzich
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Wertschätzung ist ein heute sehr häufig gebrauchtes Wort. Menschen finden es sehr wichtig, dass ihre Person und ihre Arbeit wertgeschätzt werden. Aber an den Einzelnen richtet sich die Frage, wie sehr er die wesentlichen Dinge des Lebens wertschätzt. Dabei spielen die Bewahrung der Schöpfung und der Umgang mit der Umwelt eine große Rolle. Nicht zuletzt ist es auch immer wieder die Frage, wie sehr Menschen ihr eigenes Leben und sich selbst wertschätzen, besonders dann, wenn sie sich selbst als abhängig von der Hilfe anderer erleben.
In der Bibel findet man mindestens zwei Zugänge zur Wertschätzung. Zum einen findet sich der Begriff „Schatz“ an vielen Stellen und in mehreren Episoden und Erzählungen.
In der „Bergpredigt“, der Lehre Jesu auf dem Berg, heißt es: Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Zum andern findet sich in der Bibel der Begriff Agape. Der Apostel Paulus versucht, im entstehenden Christentum den Ausgangspunkt gemeinschaftlichen Lebens von gegenseitiger Wertschätzung her zu konzipieren. Er entwirft dazu ein Konzept, das er unter dem Begriff „Agape“ zusammenfasst. Im damaligen Verständnis umgreift dieser Begriff menschliche Beziehungen, die von Güte, Zuneigung, Nachsicht und dem Willen zur gegenseitigen Unterstützung geprägt sind, einem Regulationssystem also, das in den Bereich menschlichen Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft fällt.
Untersuchungen der damaligen geläufigen Bedeutung zeigen, dass der Begriff im Sinne von „wertschätzen“ umgangssprachlich gebraucht wurde. (Winter 2006 S. 128).
Resonanz, so sagt Hartmut Rosa „ist ein umfassenderer Begriff als Anerkennung. Ich glaube, Menschen streben danach, auf lebendige Weise mit der Welt verbunden zu sein. Dazu gehört das Verbunden-sein mit anderen Menschen, Liebe und Wertschätzung, dazu gehört aber auch das Verbunden-sein mit der Natur, mit sich selbst und mit dem eigenen Körper."
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In der Bibel findet sich der Begriff „Schatz“ an vielen Stellen und in mehreren Episoden und Erzählungen. So sagt Jesus zu einem reichen Mann: Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! (Markus 10, 21). In der sogenannten Bergpredigt, der Lehre Jesu auf dem Berg, heißt es: Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Und im Lukasevangelium steht die Aussage: Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen (Lukas 12, 33).
Bezugnehmend auf diese Bibelstellen und den Begriff “Schatz” stellte der Theologieprofessor Simon Oliver von der Universität Durham heraus, dass es für die meisten Menschen wohl die Beziehungen sind, die in ihrem Leben an erster Stelle stehen und den Wert für ein gutes Leben erheblich beeinflussen.
“Wenn wir an einen Schatz denken, also die Dinge des Lebens, die wir über alles wertschätzen, dann könnte ich mir vorstellen, dass nur die wenigsten unter uns sagen, wenn wir ernsthaft sind, ‘Das ist mein Auto’ oder ‘Das ist die neue Küche, die wir letztes Jahr eingebaut haben’. Ich vermute, dass unsere größten Schätze die Beziehungen zu anderen Menschen sind, vor allem Familienmitglieder und nahe Freunde. Wir investieren eine große Menge an Energie und das, was oft “emotionales Kapital” genannt wird in unterschiedliche Freundschaften, in die Ehe und die Beziehung zu unseren Kindern” (Simon Oliver, SERMON: THE TREASURE OF FRIENDSHIP Genesis 15.1-6, Luke 12.32-40 Preached on 07 August 2016 Sung Eucharist: The Eleventh Sunday after Trinity. Übersetzung Verfasser).
Fragt man Menschen „Wo ist ihr Schatz“, „was ist in ihrem Leben wirklich wertvoll“, so antworten sie fast immer mit Aussagen über Beziehungen zu anderen Menschen.
Liebe und Wertschätzung: Agape
Der Apostel Paulus schreibt im 1. Brief an die Korinther 13, 13:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Die drei Konzepte Glaube, Hoffnung und Liebe, die Paulus entwirft, öffnen, bildlich gesprochen, einen Raum. Vertrauen, Wertschätzung und Hoffnung bilden nach christlicher Auffassung eine eigene Logik, in der Güte, Mitgefühl und gegenseitige Unterstützung dominieren und nicht die Logik der Macht, des Wettbewerbs und der Dominanz.
Menschen strukturieren ihre Welt gerne nach Konzepten, die sich hierarchisch ordnen lassen. Darin wird dann auch eine soziale Ordnung erkennbar, die etwas mit Überordnung und Unterordnung, größeren und geringeren Befugnissen, allgemeinen und besonderen Fähigkeiten zu tun hat. So ist z.B. die Berufswelt geordnet, stärker
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erkennbar bei Institutionen wie der Polizei, weniger erkennbar bei sehr jungen Unternehmen.
Eine solche Welt, in der die Regulation hauptsächlich durch Wettbewerb, Konkurrenz und Kompetenz erfolgt, nach den genannten Begriffen Glaube, Liebe und Hoffnung zu strukturieren, erscheint aussichtslos. Dennoch unternimmt der Apostel Paulus im entstehenden Christentum den Versuch, den Ausgangspunkt gemeinschaftlichen Lebens von gegenseitiger Wertschätzung her zu konzipieren.
Abbildung 13 Fragt man Menschen „Wo ist ihr Schatz“ oder „was ist in ihrem Leben wirklich wertvoll“, so antworten sie fast immer mit Beziehungen zu anderen Menschen. Foto: Michael Postzich Rüstzeit Oberkursus und Diakonie im Sozialraum 2019, Dorum.
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Abbildung 14 Werden Menschen am Rand der Gesellschaft wertgeschätzt? Jesus saß mit ihnen an einem Tisch. Foto: © Michael Postzich
Wertschätzung Er entwirft dazu ein Konzept, das er unter dem Begriff „Agape“ zusammenfasst. Im damaligen Verständnis umgreift dieser Begriff menschliche Beziehungen, die von Güte, Zuneigung, Nachsicht und dem Willen zur gegenseitigen Unterstützung geprägt sind, einem Regulationssystem also, das in den Bereich menschlichen Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft fällt. Untersuchungen der damaligen geläufigen Bedeutung zeigen, dass der Begriff im Sinne von „wertschätzen“ umgangssprachlich gebraucht wurde (Arzt - Grabner 2006, S. 128). „Die Grundbedeutung „Wertschätzen“ mag theologisch wenig anspruchsvoll klingen, hat aber den Vorteil, dass sie in sämtlichen Belegstellen Sinn ergibt. Im NT bezieht sich das Wort agape […] an den meisten Stellen auf die Liebe von Personen, die andere Menschen wertschätzen. Von der Liebe der Christen redet Paulus häufig: Sie bedeutet als Nächstenliebe die Erfüllung des Gesetzes (Röm 13,8-10; Gal 5,14)“ (Schnabel S. 760). Im christlichen Kontext wird dieser Begriff bis heute als „Liebe“ übersetzt und als Nächstenliebe aufgefasst, also einer Mitmenschlichkeit, in der die Wertschätzung eines Menschen unabhängig von Merkmalen wie Herkunft, Hautfarbe oder sozialem Status ist. Der Begriff „Agape“, der Liebe als Nächstenliebe konzipiert, beinhaltet vor allem die Wertschätzung von Menschen. Dieser Vorgang ist dann nicht besonders schwierig, wenn diese Menschen uns nahestehen oder sehr ähnlich sind. Agape bedeutet aber nicht, dass „Christen flauschig warme Gefühle füreinander empfinden sollen“ sondern „dass die Kirche…als eine Familie funktionieren sollte, in der jedes Mitglied als ein gleichwertiges
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Mitglied akzeptiert werden sollte, egal wie der jeweilige soziale, kulturelle oder moralische Hintergrund aussieht“ (Wright 2010, 184). Paulus hat nichts dagegen, dass Menschen ihre Begabungen eifrig entwickeln wollen und darin auch einen gewissen Ehrgeiz legen. Er will aber der entstehenden Gemeinschaft ans Herz legen, dass die Konzepte Vertrauen, Hoffnung und vor allem die gegenseitige Wertschätzung ein besseres Regulationssystem des Miteinanders sind.
Wertschätzung braucht keinen Spiegel. Foto: M. Postzich
Was erleben Menschen, wenn sie sich im Spiegel der Aussagen ihrer Mitmenschen sehen, sei es im direkten Gegenüber oder in den sozialen Medien?
„Wertschätzung für ihre Arbeit zu erfahren und an interessanten Inhalten zu arbeiten, spielt für Deutsche eine größere Rolle als für Menschen in anderen Ländern.
Abbildung 15 Wertschätzung für ihre Arbeit zu erfahren und an interessanten Inhalten zu arbeiten, spielt für Deutsche eine größere Rolle als für Menschen in anderen Ländern.
https://www.stepstone.de/ueber-stepstone/wp-content/uploads/2018/06/Decoding-Global-Talent-2018_Deutschland-Zweitbeliebtestes-Arbeitsland_June2018.pdf
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Ansonsten stimmen ihre Einstellungen mit den weltweiten Trends auf dem Arbeitsmarkt überein, vor allem was die vorherrschende Ansicht betrifft, „weiche“ Jobfaktoren – wie beispielsweise eine gute Work-Life-Balance – seien wichtiger als die Höhe des Gehalts. Nicht alle deutschen Unternehmen gehen in ausreichendem Maße auf diese Vorstellungen ein; so erscheinen weder eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre noch eine gute Work-Life-Balance unter den wichtigsten zehn Faktoren, in denen deutsche Unternehmen nach Aussage von Personalverantwortlichen, die an der Umfrage teilgenommen haben, gut aufgestellt sind. Diese Erkenntnis kann für deutsche Unternehmen, die zwar florieren, aber nach Ansicht vieler sehr hohe Anforderungen an ihre Mitarbeiter stellen, ein mögliches Handlungsfeld für die Zukunft eröffnen, damit sie auch weiterhin erfolgreich bleiben.“
(DEUTSCHLAND ZWEITBELIEBTESTES ARBEITSLAND WELTWEIT
Von Rainer Strack, Mike Booker, Orsolya Kovacs-Ondrejkovic, Anastasia Hermann und Philipp Löwer. The Boston Consulting Group / StepStone 2018 S. 4)
Abbildung 16 Neue Westfälische BAD OEYNHAUSEN Lesung: Wertschätzung als Wunderwaffe. Druckerei: ZDF-Moderator Tim Niedernolte (rechts) und Journalist Daniel Schneider (links)lasen vor ausverkauftem Haus aus ihrem Buch „Wunderwaffe Wertschätzung“. Musiker Jonnes (Mitte) begleitete sie. © Foto: Nicole Sielermann. Mit freundlicher Genehmigung.
„ […] Es geht um Wertschätzung im Alltag. Um die kleinen Dinge. Um den Blick für andere. Darum, den Alltag des Anderen zu erhellen. „Setzen Sie einen Tag lang die Wertschätzungsbrille auf", forderte Niedernolte die Zuhörer auf. „Schauen Sie, wo sie Ihnen begegnet und wo sie fehlt." Sie beginne oft im Kleinen, ziehe dann Kreise und könne Dinge bewegen. „Respekt, Augenhöhe, Demut", das sei Wertschätzung. Es ist im Grunde kein neues Thema, das die beiden Buchautoren mit nach Bad Oeynhausen brachten. Aber offenbar eines, das die Menschen bewegt. „Wer sich mit dem Thema auseinandersetzt, hinterfragt eher", ist Daniel Schneider überzeugt. Auch wenn die Wertschätzung ein tagtägliches Thema sein sollte: „Wir müssen sie immer wieder neu erzählen und mit authentischen Typen füllen", urteilte er.,,[…]“ (Nicole Sielermann, Neue Westfälische 27.05.2018 | Stand 29.05.2018, 11:48 Uhr).
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Abbildung 17 Aus dem Projekt Identität und Diversität, Diakonische Stiftung Wittekindshof 2019. Eine Aussage zur Wertschätzung und Professionalität sowie „Nächstenliebe“. Sie wurde von allen Teilnehmenden mit 6 Punkten bewertet, also als wichtige Aussage eingeschätzt. © Foto: Michael Postzich
Abbildung 18 Pflegefachkraft bei der Dokumentation. Welche Wertschätzung wird den sozialen und pflegerischen Berufen gesellschaftlich und politisch entgegengebracht? Foto: Creative Commons
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Abbildung 20 Studierende des Oberkursus und des Studienganges in der Rüstzeit 2019 in Dorum, hier auf dem Bild mit Professor Dierk Starnitzke. In der Rüstzeit wurde das Thema aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet und diskutiert und die Ergebnisse finden sich in der Gestaltung dieser Tafel. © Foto: Michael Postzich
Abbildung 19 Ändert das System, nicht das Klima. Die Zukunft gehört den Kindern. Dieses Graffiti spricht uns direkt auf die Wertschätzung für unsere Umwelt an. ©Foto: M. Postzich
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R 5 Resilienz
Abbildung 21 Resilienz Foto: Michael Postzich
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Zu Beginn der Resilienzforschung wurde beobachtet, wie Kinder, obwohl sie in Armut aufwuchsen und ihr Umfeld von Gewalt und Kriminalität gekennzeichnet war, sich dennoch zu erfolgreichen Erwachsenen entwickelten.
Aufgewachsen waren sie mit Armut, Vernachlässigung, Misshandlung oder mit einer schweren Erkrankung der Eltern. Trotz dieser Benachteiligungen und Schicksalsschläge entwickelte sich ein Drittel dieser Kinder gut.
Sie waren schulisch erfolgreich, sozial eingebunden, gründeten Familie, arbeiteten und waren nicht kriminell. Die Forscher schlossen daraus, dass Schicksalsschläge nicht unbedingt das weitere Leben stark beinträchtigen, sondern dass es etwas gibt, das Menschen bewahrt und stärkt: die Resilienz.
Resilienz gilt allgemein als der Prozess der Anpassung an Widrigkeiten, Traumata, Tragödien, Bedrohungen oder bedeutende Stressquellen wie Familien- und Beziehungsprobleme, schwere Gesundheitsprobleme oder Arbeitsplatz- und Finanzstressoren.
Psychologie und Medizin charakterisieren mit Resilienz eine „seelische Widerstandskraft“. Die am häufigsten mit Schutzfaktoren in Verbindung gebrachten Konzepte sind Lebenszufriedenheit, Optimismus, positive Gefühle, Selbstwirksamkeit, Selbstwert und soziale Unterstützung.
Die Konzepte Achtsamkeit und Mitgefühl können erheblich dazu beitragen, die wesentlichen Wirkfaktoren der Resilienz aufzunehmen und zu trainieren:
· Achtsamkeit stärkt Stresstoleranz,
Konzentrationsfähigkeit
· Mitgefühl und Empathie stärken
Zufriedenheit, Gelassenheit und die
Empfindung, sinnvoll zu arbeiten.
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Abbildung 22 Eine Feder springt immer wieder in ihre Ausgangslage zurück. ©Foto: M. Postzich
Das Wort Resilienz leitet sich ab aus lateinisch „resilire“: zurückspringen. Wenn man eine Feder zusammendrückt, springt sie wieder in ihre alte Form zurück, sobald man sie loslässt. In diesem Sinne bedeutet Resilienz, dass man von schwierigen Erlebnissen wieder zurückkommt in die gesunde und entspannte Ausgangsposition. Der Duden beschreibt Resilienz als „psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“. Resilienz bezeichnet also, so kann man zunächst sagen, die Widerstandsfähigkeit gegen gesundheitsgefährdende Lebensbedingungen. Der Begriff Resilienz wird demnach in der Psychologie und Medizin zur Charakterisierung einer menschlichen „seelischen Widerstandskraft“ verwendet. Dies ist die Fähigkeit, psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten oder wiederzugewinnen während oder nach widrigen Lebensereignissen.
PASTOR
In der neueren Resilienzforschung formulierte der Wissenschaftler Raffael Kalisch die Abkürzung für den wesentlichen Resilienzfaktor, abgekürzt als „Pastor“. Die Buchstaben stehen für die Anfangsbuchstaben von „Positive appraisal style“ – theory of resilience“. Auf Deutsch: Positiver Bewertungsstil – Theorie der Resilienz. Gemeint ist unter dem positiven Bewertungsstil ein Muster des Denkens und Fühlens, dass sich als Optimismus und Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnen lässt, verbunden
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mit der Fähigkeit, sich tatkräftige Unterstützung aus seinen sozialen Netzwerken zu holen.
Abbildung 23 Der Spiegel. Mit freundlicher Genehmigung.
Faktoren der Resilienz
Eine Kombination von Faktoren trägt zur Widerstandsfähigkeit bei. Viele Studien zeigen, dass der Hauptfaktor für die Resilienz die Pflege von unterstützenden Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie ist. Beziehun,gen, die Liebe und Vertrauen schaffen, Vorbilder sind, ermutigen und beruhigen helfen, die Widerstandsfähigkeit einer Person zu stärken.
Zahlreiche weitere Faktoren hängen mit der Widerstandsfähigkeit zusammen, darunter:
die Fähigkeit, realistische Pläne zu erstellen und Schritte zu ihrer Durchführung zu unternehmen. Ein positives Selbstbild und Vertrauen in ihre Stärken und Fähigkeiten. Kommunikationsfähigkeit und Problemlösung. Die Fähigkeit, starke Gefühle und
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Impulse zu handhaben. All dies sind Faktoren, die Menschen in sich entwickeln können.
Strategien für die Widerstandsfähigkeit
Die Entwicklung von Resilienz ist eine persönliche Reise. Menschen reagieren nicht alle gleich auf traumatische und stressige Lebensereignisse. Ein Ansatz zum Aufbau von Resilienz, der für eine Person geeignet ist, kann für eine andere nicht funktionieren. Die Menschen verwenden unterschiedliche Strategien.
Einige Abweichungen können kulturelle Unterschiede widerspiegeln. Die Kultur einer Person kann Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie sie Gefühle kommuniziert und mit Widrigkeiten umgeht - zum Beispiel, ob und wie sich eine Person mit wichtigen anderen Menschen verbindet, einschließlich Familienmitgliedern und Gemeinschaftsressourcen. Mit wachsender kultureller Vielfalt hat die Öffentlichkeit einen besseren Zugang zu einer Reihe unterschiedlicher Ansätze zum Aufbau von Resilienz. Einige oder viele der Möglichkeiten, um auf den folgenden Seiten Resilienz aufzubauen, können bei der Entwicklung der persönlichen Strategie angemessen sein.
Als wesentliche Faktoren und Strategien nennen Helmreich, Kunzler & Lieb (2016):
1 Aktives Coping
Ein gut belegter Resilienzfaktor ist zum Beispiel das aktive Coping. Dies ist eine aktive Bewältigung von Stress sowie kritischen oder traumatischen Lebensereignissen durch problemorientierte Lösungsstrategien. Daran beteiligt können Stressbewältigungsstrategien sein, durch die die psychische und physische Regenerationsfähigkeit verbessert werden.
Körperliche Ansatzpunkte:
1. entweder Stressabbau durch körperliche Aktivität (zum Beispiel Sport)
2. oder durch Entspannung (zum Beispiel Anwendung von Entspannungsverfahren). Auch die Schulung von Achtsamkeit (zum Beispiel „im Hier und Jetzt sein“, „bewertungsfreie Wahrnehmung“) kann dazu beitragen, stressauslösende Faktoren bewusster wahrzunehmen, Überbelastungen frühzeitig zu erkennen und diesen aktiv entgegenzusteuern (zum Beispiel sich die Zeit zu nehmen, eine kurze Pause einzulegen oder ganz bewusst ein Glas Wasser zu trinken).
2 Emotionsregulation
Zusätzlich kann das Erlernen von hilfreichen Emotionsregulationsstrategien, zum Beispiel das ABC-Schema (siehe dazu das Kapitel „Wahrnehmung) und Achtsamkeitsübungen (zum Beispiel „Haltung eines inneren Beobachters einnehmen“) die neurobiologische Stressresistenz und die Akzeptanz widriger Lebensumstände stärken.
3 Sinn im Leben
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Bewusst machen, welche Werte im Leben wichtig sind und ob das Leben auch diesen Werten entsprechend geführt wird, kann an einer adäquaten Ziel- und Lösungs-orientierung gearbeitet werden – als Voraussetzung für ein sinn- erfülltes Leben. Empfehlung zu einer Übung: „Die Rede zum 80. Geburtstag“. Eine andere Möglichkeit ist die Überlegung „Wo ist mein Schatz?“, eine Übun zu dem, was uns berührt, bewegt und wirklich wichtig im Leben ist.
4 Soziale Unterstützung
Soziale Unterstützung (das heißt Zugriff auf ein funktionierendes soziales Netzwerk zu haben) ist ein Schutzschild gegen Belastungen. Dieser Faktor ist mit einer der am besten untersuchten Einflussfaktoren auf die psychische und physische Gesundheit. Fehlt es an sozialer Unterstützung, haben die Betroffenen ein höheres Erkrankungs- und Sterberisiko.
Auch hier lassen sich vielfältige Ansatzpunkte finden, an dem eigenen sozialen Netz zu arbeiten, zum Beispiel mittels eines „Netzwerkchecks“ (Helmreich Literaturangabe 9), bei dem man die Bereiche „Familie“, „Arbeit“, „Nachbarn/Vereinskollegen“ und „Freunde“ unter die Lupe nimmt und sich bewusstmacht, auf wen man in diesen Bereichen zurückgreifen kann, wenn man Hilfe und Unterstützung benötigt.
Um gut für die Widrigkeiten des Lebens aufgestellt zu sein, sollte man mindestens in drei Bereichen Menschen haben, auf die man zählen kann.
Dieser Faktor spielt am Arbeitsplatz ebenfalls eine große Rolle zur Gesunderhaltung. Es ist gut, wenn man dort soziale Unterstützung bei Kolleginnen und Kollegen, aber auch Vorgesetzten, suchen und annehmen kann (Ozbay et al 2007).
5 Selbstwirksamkeitsüberzeugung
Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist das Vertrauen, Anforderungssituationen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Die Selbstwirksamkeit besteht aus zwei Komponenten, der Kompetenz- und der Konsequenzerwartung.
Indem immer wieder eigene Fähigkeiten und Stärken sowie vergangene Erfolge und Leistungen bewusst gemacht werden (zum Beispiel Feedback bei Freunden einholen), kann die Selbstwirksamkeitsüberzeugung verbessert werden und Stressoren als Herausforderungen und nicht als Bedrohung angesehen werden.
6 Realistischer Optimismus und positiver Attributionsstil
Die Grundhaltung realistischer Optimismus bedeutet eine positive Ergebniserwartung. Einem positiven Attributionsstil kommt bei der Resilienzstärkung ebenfalls eine große Bedeutung zu.
Das Konzept des „positiven Attributionsstils“ geht auf Martin Seligman zurück und beschreibt eine Haltung, bei der Optimisten Erfolge als internal, stabil und global beurteilen, das heißt, diese sich selbst und ihren überdauernden Fähigkeiten zuschreiben. Misserfolge hingegen schätzen sie als external und variabel ein. Das heißt, sie beurteilen sie eher als Zufall und unabhängig von ihrer Person.
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Ein positiver Attributionsstil ermöglicht dadurch ein aktives Bewältigungsverhalten, da Misserfolge als veränderbar angesehen werden und bei Rückschlägen nicht sogleich aufgegeben wird.
7 Positive Emotionen
Besonders einfach und zu jeder Zeit lässt sich am Resilienzfaktor „positive Emotionen“ arbeiten. Positive Emotionen (das heißt regelmäßig positive Gefühle und Stimmungen zu erleben) haben sowohl eine förderliche Wirkung auf mich selbst (meinen Körper und meine Psyche) als auch auf andere Menschen.
Sie sind wie eine psychische Auszeit, in der unser – bildlich gesprochen - Akku wieder aufgeladen werden kann. Zusätzlich entfalten sie eine Art „Depotwirkung“, da wir jederzeit auf diese Ressource mittels Wachrufens schöner Erinnerungen zugreifen können.
Beim Training, sich über Alltägliches zu freuen (zum Beispiel ein Lächeln eines Mitmenschen), kann auch das Führen eines sogenannten Glückstagebuchs helfen, um den Blick für die schönen Begegnungen und Begebenheiten des Alltags zu schärfen. Auch das Aufhängen schöner, positiver Bilder im eigenen Büro oder auf der Krankenstation kann dazu beitragen, immer wieder positive Gefühle hervorzurufen.
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R 6 Selbstwirksamkeit
Abbildung 24 Autostadt Wolfsburg © Foto: M. Postzich
Kann ich mit meinen Worten und Taten etwas bewirken? Oder bin ich der Auffassung: Egal was ich tue, es nützt doch alles nichts. Die Frage „Wer lenkt Sie eigentlich?“ stellt dieses Thema in einen größeren Zusammenhang, bei dem allerdings der Aspekt, wie ich mich selber lenke und führe, von einiger Bedeutung ist. In der Wissenschaft des menschlichen Verhaltens, aber gerade auch im Ansatz der Resonanz wird hier von „Selbstwirksamkeit“ gesprochen.
Selbstwirksamkeit wird definiert (Pschyrembel online) als die „Überzeugung einer Person, in einer bestimmten Situation ein Verhalten erfolgreich ausführen zu können (nach dem kanadischen Psychologen A. Bandura).“ Albert Bandura erforschte in zahlreichen Experimenten und Studien, wie das menschliche Verhalten und Denken durch Lernen und selbstbezogene Überzeugung beeinflusst wird (Bandura 1997). Menschen beginnen meistens erst dann zu handeln, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie diese Handlung auch tatsächlich erfolgreich ausführen können.
Spannend ist, wie das Konzept der Selbstwirksamkeit in das Verhältnis zwischen Menschen untereinander oder auch zwischen Menschen und Dingen im Geschehen der Resonanz entfaltet wird. Es geht dabei um dialogische Kommunikation und nicht nur um ein individuelles Merkmal.
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Abbildung 25 Selbstwirksamkeit im Konzept der Resonanz entfaltet sich wechselseitig im Sinne eines „Antwortverhältnisses“. Studierende der Diakonenausbildungen setzen das Geschehen einer biblischen Episode in Szene. © Foto: M. Postzich
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„Für eine Resonanzbeziehung genügt es jedoch nicht, von etwas berührt zu sein. Resonanz impliziert als zweites Element, dass darauf eine Antwort erfolgt. Der oder die Berührte antworten mit einer Emotion, was so viel bedeutet wie nach außen bewegen, antworten, entgegengehen. Dies kann sowohl ein gedankliches als auch ein leibliches Entgegengehen sein. Resonanz impliziert also als zweites Moment, dass das berührte Subjekt sich als selbstwirksam erfährt nicht im Sinne einer Kontrolle oder Dominanz über das Berührende, sondern im Sinne eines wechselseitigen Erreichens und Verbundenseins; im Sinne eines Antwortverhältnisses. Das Ergebnis dieses Wechselprozesses aus Erreichen und Erreichtwerden ist Selbstwirksamkeit im Sinne der Fähigkeit und Erfahrung, ein anderes zu berühren oder zu erreichen, ohne über dieses zu verfügen oder es zu beherrschen“ (Rosa 2018).
Die Erwartung, mit den eigenen Handlungen etwas bewirken zu können ist von großer Bedeutung für die psychische Gesundheit und ein wesentlicher Faktor im Konzept der Resilienz. Solche Erwartungen gehören in den Bereich der Kontrollüberzeugungen.
Bei der Beschreibung setzt die Theorie der Resonanz in dem Prozess des Entstehens und Wirksamwerdens mit einem besonderen Akzent an. Selbstwirksamkeit wird hier als Teil eines emotionalen Prozesses verstanden, in dem die Verbindung zwischen einer von außen kommenden Berührung zu einem entstehenden inneren Gefühl dargestellt wird. Es sind solche Momente gemeint, in denen etwas unsere Aufmerksamkeit weckt oder unser Interesse erregt. Allerdings legt Rosa hier Wert auf den Aspekt, dass man sich in diese Beziehung hineinbegibt. Man denkt also nicht an den unmittelbaren Nutzen oder die Verwertungsmöglichkeiten. So kann der Ton der Orgel in einem Gottesdienst als Aufforderung erlebt werden, mit einzustimmen und zu singen. Der Mensch erlebt diese Reaktion des Singens als Selbstwirksamkeit, ähnlich, um beim Beispiel der Musik zu bleiben, wenn er Musik hört und tanzen möchte und dies auch tut. Aber es gibt hier zahlreiche Beispiele aus den Bereichen der Religion, Kultur, der Kunst und des Sports.
Abbildung 26 Sport bietet eine von zahlreichen Möglichkeiten, sich als selbstwirksam zu erleben. © Foto: M. Postzich
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Möglicherweise ist die Selbstwirksamkeit auch mit stabilen Persönlichkeitsmerkmalen verbunden. „Zu den am besten belegten gehören: die Persönlichkeitseigenschaft des Optimismus; die Überzeugung, dass ich mit meinen Handlungen besonders in den mir wichtigen Lebensbereichen etwas bewirken oder verändern kann, von den Psychologen als »Selbstwirksamkeitserwartung« bezeichnet… “ (Raffael Kalisch 2017). Das könnte erklären, warum manche Menschen sehr positiv, interessiert und aufgeschlossen auf Menschen und Dinge ihres Umfeldes reagieren, andere aber nicht.
„…Resonanz hat viel damit zu tun, ob sich Menschen als selbstwirksam erleben. Beispiel Politik. Immer mehr Menschen haben das Gefühl: Es ist egal, wen ich wähle, das macht ohnehin keinen Unterschied. Denn auch Demokratie bedeutet Resonanzversprechen. Sie beruht darauf, dass eine Wechselwirkung zwischen Bürger und Politiker stattfindet, dass uns die öffentlichen Institutionen gleichsam antworten: Wir erreichen sie und sie uns. Aber diese Erwartung geht zunehmend verloren. Deshalb kommt es so häufig zu Protesten von Bürgern gegen politische Entscheidungen.“ (Hartmut Rosa, Hier kann ich ganz sein wie ich bin. Interview Ulrich Schnabel. Zeit Online 28. August 2014)
Abbildung 27 Optimismus: Das berühmte „halbvolle“ Glas. Oder ist es halbleer? © Foto: M. Postzich
Natürlich gibt es in der resonanten Art und Weise nicht nur positive und angenehme Anknüpfungen. Ebenso kann es sich bei dem, was Menschen berührt, um Leidvolles,
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Trauriges und angstauslösendes Handeln. Dennoch ist es auch hier wichtig, sich als selbstwirksam zu erfahren. Dies ist z.B. bekannt aus der Trauerbegleitung, wenn Trauernde nach der ersten Schockphase in die kontrollierte Phase gehen und z.B. alles für die Beerdigung vorbereiten wollen. Helfende wollen dann sagen: Lass es doch, das können wir doch alles tun. Aber gerade angesichts dessen, dass man gerade die Erfahrung gemacht hat, angesichts des Todes nichts mehr tun zu können, ist wohl die Erfahrung er eigenen Selbstwirksamkeit sehr wichtig. Genau dieselbe Erkenntnis gibt es in Erstmaßnahmen der Rettung bei Unfällen oder Katastrophen. Helfende wie z.B. Notfallseelsorger wissen, dass eine der wichtigen Dinge ist, dass geschockte Beteiligte nach Möglichkeit irgendeine Kleinigkeit zu tun bekommen, um sich als weiterhin selbstwirksam zu erleben.
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Ein biblischer Aspekt der Selbstwirksamkeit
Der Apostel Paulus schreibt im Brief an die Philipper:
Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden; 13 ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Philipper 4,12+13
Das Motiv der Selbstwirksamkeit - entfaltet als dialogische Beziehung- ist ein interessanter Aspekt in der Art und Weise, wie in der Bibel und im christlichen Glauben die Beziehung zwischen Gott und Mensch gedacht und gefühlt wird und wie sie dann lebendig werden kann. Selbst wenn sie als „schlechthinnige Abhängigkeit“ konzipiert ist, bleibt sie im Bereich des wechselseitigen Erreichtwerdens und wird vom Betroffenen überhaupt nicht als Machtlosigkeit erlebt, sondern als eine mögliche Form, aktiv zu werden und damit sich selbst zu lenken.
Dierk Starnitzke (2004) hat dargelegt, dass Paulus in Römer 15,18 einen wesentlichen Grundsatz für sein eigenes Tun und Handeln angibt: "Ich werde nicht irgend etwas zu sagen wagen, was nicht Christus durch mich bewirkt hat". Starnitzke zeigt auf, dass die Kommunikation des Paulus aufgrund dieses Prinzips eine doppelte Struktur hat. Sie ist zum einen persönliche Rede des Paulus, zum anderen ist "durch" ihn zugleich Christus wirksam. Paulus hält sich für das Wirken Christi durch ihn offen. Damit ist sein Selbstbewusstsein, sein "Ich", nicht aufgehoben, sondern gerade in neuer Weise begründet. Dasselbe lässt sich sicher auch für die Auffassung von Paulus sagen, die er als Grundmuster in seinem Denken im Blick auf die eigene Wirksamkeit hat.
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Ausblick: Entwicklung eines Programmes „Mentales Training“
„Über ihre eigenen Arbeitsfelder hinaus tritt die Diakonie für eine Kultur des Mitgefühls, der Barmherzigkeit und der Hilfsbereitschaft ein. Diakonische Einrichtungen und Dienste sind sowohl in ihrer öffentlichen Kommunikation als auch mit ihrer Beispielwirkung gefragt.“ (Klaus Dieter Kottnik, Vorwort in „Charakteristika einer diakonischen Kultur“ 2008)
Das „Wittekindshofer Programm zur Prävention und Erhaltung von Gesundheit“ ist ein
Programm für mentales Training und psychische Gesundheit. Es wurde in den
Diakonenausbildungen und der Diakonischen Gemeinschaft (Diakonische Brüder-
und Schwesternschaft Wittekindshof – DBSW) entwickelt und erprobt.
Diakonisches Profil bedeutet hier, dass „Mitgefühl“ Kernelement dieses Programms
ist. Mitgefühl gilt als charakteristisch für diakonische Kultur („Charakteristika einer
diakonischen Kultur“ 2008). „Mitgefühl“ als zutiefst menschliches, soziales mentales
Muster besteht nach dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Forschung aus
Wahrnehmung, Emotion und Handlungsinitiative (Strauss et al 2016; Bornemann &
Singer 2013). Genau diese Elemente finden sich schon in der biblischen Erzählung
„Der barmherzige Samariter“ (Lukas 10) wie auch in den wesentlichen Konzepten des
Mitgefühls in der geschichtlichen Entwicklung des Christentums und des
diakonischen Engagements (Rombach & Seiler 2009).
Das besondere Profil dieses Programms besteht auch darin, dass es darauf angelegt
ist, mit Elementen christlicher Spiritualität und Seelsorge kompatibel und
kombinierbar zu sein. Gleichwohl lassen sich die Elemente auch in weltanschaulich
oder religiös neutralen Umfeldern nutzen. Das Konzept versteht sich als ein Beitrag
zur öffentlichen gesundheitlichen Prävention.
Diakonisches Profil
„Diakonisches Profil“ ist sicherlich kein einfacher Begriff. Manche empfinden den Teil
„diakonisch“ als unscharf (z.B. Sigrist & Rüegger 2011), andere bevorzugen „Kultur“
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anstatt „Profil“ (z.B. Moos 2017). Wie dem auch sei, so meint der Begriff wohl, dass
die Arbeit in einen übergreifenden sinnstiftenden Bedeutungskontext eingebettet
wird. Daher beschränkt sich die praktische Wirksamkeit der Diakonie nicht auf eine
fachlich angemessene sozialwirtschaftliche Produktivität und formale
Rechtsträgerschaft. Vielmehr stellt die Trägerebene einen übergreifenden
Bedeutungshorizont bereit, der in seinen handlungsleitenden Prinzipien bis in die
Tiefenstrukturen alltäglichen Handelns der Organisation und damit auch in die
professionelle Identität der Mitarbeiterschaft hinein wirksam wird (Schäffter 2015).
Wie gelingt es in solchen Organisationen, die „Beziehung zu Gott bewusst in den
Unternehmensalltag zu integrieren?“ (Einig 2014 S. 10). Die Orientierungsangebote
und Formen der Spiritualität sind dabei nicht nur zeitgemäß zu gestalten, sondern
müssen auch Konzepte bilden, die nicht an eine formale Kirchenmitgliedschaft
gebunden sind (Haas & Starnitzke 2018).
Das Verständnis von „Diakonia“ im Neuen Testament
Nun ist inzwischen ebenfalls deutlich geworden, dass die Texte der Bibel, und hier vor
allem des Neuen Testaments, den heute noch verwendeten Begriff der Diakonie bei
weitem nicht nur im Sinne einer einfachen zwischenmenschlichen Dienstleistung
verstehen. Diakonia gehört vielmehr zu einer Logik von Kommunikation, Bindung und
Beziehung, dessen Hintergrund eher von der Wahrnehmung von Verantwortung und
Übernahme eines Auftrages gekennzeichnet ist, als von Machtstrukturen. Die in den
lateinischen Bibelausgaben übliche Übersetzung für Diakonia war Ministerium.
Darauf beruhen natürlich die uns heute geläufigen Begriffe für politische Institutionen
der Ministerien und Personen wie Ministerinnen und Minister.
„In der derzeitigen Fachdiskussion über die Wortgruppe diakon- zeichnet sich dabei
eine deutliche Akzentverschiebung ab. Herrscht in den meisten deutschen
Bibelübersetzungen noch das Verständnis von diakonia als ,,Dienst“ oder „Amt“ vor,
so heben neuere Untersuchungen eine andere Bedeutung hervor, die sich mehr auf
den Aspekt der Vermittlung zwischen verschiedenen Gruppierungen oder Bereichen
konzentriert. Das Verständnis des biblischen Diakoniebegriffes verändert sich damit
von einer eher karitativen Tätigkeit zu einer auf Kommunikation, Netzwerkbildung und
Mobilität angelegten Arbeit. Diese Verschiebung ist natürlich für die Gestaltung
aktueller diakonischer Arbeit im hohen Maße interessant. Sie ermöglicht es, dass
neben den klassischen Arbeitsfeldern der Diakonie im Betreuungs- und
Pflegebereich, die aus der Tradition des karitativen Dienstes stammen, nun auch
neuere Arbeitsfelder wie Gemeinwesenarbeit und Quartiersentwicklung in den Blick
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genommen und mit den Texten aus der biblischen Tradition in Verbindung gebracht
werden können“ (Starnitzke 2011 S. 11f).
Gerade auf diesem Hintergrund gewinnt das „diakonische Profil“ die Bedeutung von
Vermittlung zwischen Bereichen mit unterschiedlichen Strukturierungsansätzen und
Logiken.
Zentrale Elemente: Aufmerksamkeit und Mitgefühl
Eines der wesentlichen Dokumente zur Beschreibung der Elemente eines
diakonischen Profils bzw. diakonischer Kultur ist das von dem Diakonischen Werk
der Evangelischen Kirche in Deutschland entwickelte und herausgegebene Papier
„Charakteristika einer diakonischen Kultur“ (2008). Schon bei den einleitenden
Fragestellungen werden zwei herausragende Elemente genannt, nämlich
„Aufmerksamkeit“ und „Mitgefühl“.
„Was ist diakonische Kultur? Wie kann diakonische Kultur entwickelt und gepflegt
werden? Ist diakonische Kultur eine besondere Unternehmenskultur? In dieser
Dokumentation wird auf diese Fragen eine Antwort gegeben. Dabei bilden
Aufmerksamkeit und ein
sensibles Mitgefühl für den Nächsten die zentralen Ausgangspunkte“
(Charakteristika 2008 S. 5).
Mitgefühl
Die der Diakonie zugrundeliegenden Konzepte entstammen einem System der
Zuwendung und Beziehung, das einen ganz besonderen Stellenwert im menschlichen
Zusammenleben hat, und das möglicherweise auch seine eigene Logik hat.
Beschreibt man dieses System in den klassischen Begriffen deutscher
Bibelübersetzungen, so heißen diese Begriffe Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit,
Güte, Gnade, Zuwendung, Geschwisterlichkeit usw. Dieses System ist keineswegs
durch biblische Autoren erfunden worden, aber weite Teile der biblischen
Erzählungen beschäftigen sich mit der Frage, welche Verbindungen und Normierung
es zwischen Mensch und Gott einerseits und den Menschen untereinander
andererseits innerhalb dieses Systems gibt.
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Das sind zunächst einmal genuin theologische Fragestellungen, wobei das im Begriff
Theologie mitschwingende Expertenwissen hier gar nicht im Vordergrund steht. Es
lässt sich relativ einfach zeigen, dass die Richtung der biblischen Texte auf mehr
menschliche Gemeinschaft, Solidarität und Kooperation in Diversität und Vielfalt
angelegt ist und weniger auf Abgrenzung, Absonderung und Exklusion.
Wenn man ein stimmiges Konzept sucht, dessen Bestandteile einen Ordnungsansatz
oder eine Logik für diakonisches Profil oder auch eine diakonische Kultur entwickeln
lassen, ist man hier sicherlich an einer richtigen Stelle. Hier wird nun vorgeschlagen,
das Konzept des Mitgefühls in das Zentrum eines allgemein menschlichen
Regulationssystems von Zuwendung und Beziehung zu stellen. Im klassischen
religiösen Sprachgebrauch wurde in Deutschland dafür fast immer der Begriff
„Barmherzigkeit“ gebraucht. Da aber dieser Begriff ähnlich wie das Wort Mitleid
inzwischen Konnotation hat, wie „herablassend“, von „oben herab“ oder sogar mit
„Verachtung“ in Verbindung gebracht wird, erfüllt er nicht mehr den Zweck, das
eigentlich zu Grunde liegende Konzept zu beschreiben: Mitmenschliche Hilfe und
Zuwendung mit Verstand, Gefühl und Handlung.
Aufmerksamkeit
In der Diakonie werden auch professionalisierte und fachlich qualifizierte Hilfe als
spirituelle
Äußerung verstanden, als eine Form der „Kommunikation des Evangeliums“. Die
Logik der wesentlichen biblisch fundierten christlichen Konzepte wie Nächstenliebe
oder Mitgefühl verbindet die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst mit
Aufmerksamkeit, mit der eigenen Sensibilität und mit der Hilfsbereitschaft zur
Unterstützung derer, die Hilfe brauchen. Es geht – wie im Begriff der Nächstenliebe –
um eine wahrnehmend-tätige Gegenseitigkeit und eine Aufmerksamkeit dem
Anderen gegenüber.
„In der Bibel werden das Verhältnis zu Christus und die Aufmerksamkeit und
Achtsamkeit für den Nächsten direkt aufeinander bezogen. Die Unterstützung der
Benachteiligten und Leidenden ist christliches Zeugnis.“ (Charakteristika einer
diakonischen Kultur. Stärkung des Diakonischen Profils“ (2008). 10).
Die Diakonische Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof (DBSW)
50
Die DBSW ist eine diakonische Gemeinschaft von ca. 1500 Mitgliedern, von denen
etwa 1200 in sozialen und pflegerischen Arbeitsfeldern arbeiten, davon nahezu 200
in Führungs- und Leitungspositionen. Fast 90 sind in grundständigen
praxisintegrierten oder berufsbegleitenden Ausbildungen, durchschnittlich weitere 20
in längerfristigen beruflichen Weiterbildungen. Die etwa dreihundert Mitglieder im
Ruhestand sind innerhalb der Gemeinschaft mit ihren Interessen vertreten.
Mitglieder diakonischer Gemeinschaften arbeiten in pflegenden und sozialen
Berufen, oft auch in leitender Position, die durch schnell wechselnde Anforderungen
gekennzeichnet sind. Soziale und pflegerische Dienstleistungen werden in
turbulenten Umwelten erbracht, in denen Beschleunigung und Verdichtung in den
Entwicklungen der vergangenen Jahre mit dafür verantwortlich sind, dass
Belastungen und Stressniveau anwachsen. Administrative Anforderungen an
Dokumentation, Qualitätsnachweis und eine zunehmende Juridisierung gehören zu
den vielfältigen Belastungsfaktoren, aber auch der fordernde Umgang mit
aggressiven und depressiven Klienten.
Umso wichtiger wird es für Mitarbeitende, auf sich selbst zu achten, verständnisvoll
und unterstützend mit sich selbst und anderen umzugehen und Beziehungen
aufzunehmen und so zu gestalten, dass sie als sinnvoll und gelungen erlebt werden.
Gemeinschaften geben Raum für Seelsorge und Spiritualität
Gemeinschaften haben eine lange Tradition von Spiritualität und Seelsorge. In den
Abläufen der sozialen und pflegerischen Arbeit gibt es Zeiten der Aufmerksamkeit
und Stille, um Kraft zu sammeln. Ebenso sind Zugewandtheit und gegenseitige
Unterstützung wesentliche Werte, die an vielen Stellen entlastend wirken können. Seit
langer Zeit ist bekannt, dass Gemeinschaften, seien sie privat oder beruflich
verbunden, eine wesentliche Funktion in der Gesunderhaltung haben (Caplan 1982).
Essentiell sind dabei kognitive Anleitung und emotionale Unterstützung, die dem
Individuum helfen, Stressanfälligkeit zu reduzieren, damit eigene Problemlösungen
(Coping) wirksam werden und Herausforderungen angegangen werden können. Dies
bestätigen aktuelle Befunde zur Resilienz.
Die Diakonische Brüder- und Schwesternschaft Wittekindshof will in ihre soziale und
pflegerische Arbeit neuere Konzepte einbringen, die systematisch anleiten können,
aufmerksam und mitfühlend mit sich selbst und anderen umzugehen.
Dies ist sicherlich ein spezieller Ansatz, den man pragmatisch als „diakonisches
Profil“ bezeichnen kann, weil er oben genannte Merkmale des Bedeutungs-, Werte-
51
und Sinnhorizontes in eine Beziehung setzt zu medizinisch, psychologisch und
soziologisch geprägten Konzepten psychischer Gesundheit und mentalen Trainings.
Eine selbstverständliche Vertrautheit mit den christlichen Wurzeln diakonischer
Einrichtungen und mit gelebter christlicher Spiritualität kann noch in diakonischen
Gemeinschaften, aber nicht mehr unter allen Mitarbeitenden vorausgesetzt werden.
Umso dringlicher stellt sich die bleibende Frage nach Spiritualität und ihrer Resilienz
stärkenden Wirkung (Hofmann 2012).
Grundlagen und Materialien zum Programm
Das Wittekindshofer Programm wird abgekürzt „WIMARE“ genannt: Wittekindshof
Mitgefühl, Achtsamkeit, Resonanz und Empathie. Damit sind die Kernelemente
genannt. Um dabei einen Ansatz psychischer Gesundheit und mentalen Trainings zu
entwickeln, sind wissenschaftliche Reflektionen des Verständnisses von Gesundheit,
Stress und Resilienz wichtig. Reflektiertes und vielleicht auch verändertes Verhalten
bezieht Emotionalität und Denkmuster ein. Darin sind sich alle relevanten Ansätze
einig.
Die Besonderheit im Ansatz „Diakonisches Profil“ ist die Verbindung zwischen
Formen zeitgemäßer Spiritualität und aktuellen Konzepten von psychischer
Gesundheit in den Lebenswelten der Menschen. Zu dieser Fundierung gehört es, den
Bezug der Spiritualität zu Grundlagen und Merkmalen christlicher Religion zu finden
und zu untersuchen, wie anschlussfähig die einzelnen Elemente untereinander sind.
Das Wittekindshofer Programm
Das Modell folgt einem Ansatz zum Aufbau mentaler Kompetenzen und Ressourcen.
Die Elemente sind durch wissenschaftliche Studien validiert. Es lässt sich daher
ebenfalls einsetzen zur gesundheitlichen Prävention.
Dazu werden gezielte Online-Angebote eingerichtet. Vorteile der Online-Trainings:
hohe Flexibilität, Unabhängigkeit von Ort und Zeit, individuell, schneller Zugang,
einfache Nutzbarkeit und effektiv.
Das Programm enthält Informationen, Übungen und ausführliche edukative
Materialien und Medien zu
1. Gesundheit, Stress und Resilienz
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2. Denken, Denkmuster und Emotionen
3. Achtsamkeit, Mitgefühl und Resonanz
4. Methoden mentales Training und Intervention
5. Depression und Burn-Out
6. Angst, Traurigkeit und Ärger
7. Wege zu positiven Emotionen, wie z.B. Freude, Dankbarkeit und
Wertschätzung
8. Spiritualität
9. Lebenswelten: Frühe Kindheit, Schule, Studium und Ausbildung, Arbeit
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Bildverzeichnis
Abbildung 1 Pieter Bruegel Caritas (1559). CC ................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 2 Die Werke der Barmherzigkeit im Wittekindshof. Bild: Uwe Jauch ........ Fehler! Textmarke
nicht definiert.
Abbildung 3 Uwe Jauch bei der Arbeit im Kunstatelier Wittekindshof Foto ..... Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abbildung 4 Ferdinand Hodler: Der barmherzige Samariter, um 1881. Kunsthaus Zürich, Leihgabe der
Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern, 1920. Mit freundlicher Erlaubnis des
Kunsthauses Zürich. ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 5 Mitgefühl © Nicole Schnepel ......................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 6 Für viele Geflüchtete ist Lampedusa der „sichere Hafen“, von dem aus der Weg weiter
führt in ein europäisches Land. Sie hoffen auf das Mitgefühl der Menschen, die dort leben. Der Hafen
von Lampedusa, Sizilien, Italien. © Author: Hans Bickel (Bickel at de.wikipedia). GNU free
documentation license. Unverändert. ............................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 7 Seit einigen Jahren beschäftigen sich die sogenannten „Neurowissenschaften“ mit
Mitgefühl als „sozialer Emotion“. Mitgefühl wird dabei im Aufbau und der Funktion der
Nervensysteme des Gehirns untersucht. © Foto: M. Postzich .......... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 8Albert Schweitzer »In keiner Weise dürfen wir uns dazu bewegen lassen, die Stimme der
Menschlichkeit in uns zum Schweigen bringen zu wollen. Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es,
was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht.« (Albert Schweitzer) Quelle: Das Buch der
Albert Schweitzer Zitate, München: Verlag C.H. Beck, 2013 , S. 229, aus: Vorträge, Vorlesungen,
Aufsätze, S. 93, ISBN: 340664516X. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-D0116-0041-019 / Unknown / CC-
BY-SA 3.0 ............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 9 Ölbild von Mutter Teresa. Gemalt von einem Obdachlosen für das "Haus Betlehem" der
Schwestern von Mutter Teresa in Hamburg 2011. © CC Foto Martin-loewenstein Ölbild von Żaba,
Hamburg 2010.................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 10 Heinrich Bedford-Strohm. Presseabteilung der Evang.-Luth. Kirche in Bayern. Freies
Pressebild ........................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 11 Der Spiegel 12 / 16.3.2019 "Tierisch wütend". Mit freundlicher Genehmigung Der
Spiegel. ............................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 12 „Jede und jeder kann das täglich erleben und manchmal auch erleiden: die Kluft
zwischen Menschen, die sich gegenüber anderen respektvoll, freundlich, mitfühlend und in der
Mehrheit auch solidarisch verhalten – und denen, die saugrob, ruppig, gefühllos, aggressiv
auftreten.“ Das schreibt der Journalist Peter von Becker (2017) in einem Kommentar in „Der
Tagesspiegel“. Dies zeigt sich natürlich am augenfälligsten im Straßenverkehr. © Foto M. Postzich
............................................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 13 In den sozialen Netzwerken werden Rührung, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und
Sympathie geteilt und kommuniziert. Auf der anderen Seite offenbart sich hier eine enorme
Ruppigkeit, Gefühllosigkeit, Feindlichkeit und Aggression, die offenbar immer mehr zunimmt. . Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abbildung 14 Ferdinand Hodler: Der barmherzige Samariter, um 1881. Kunsthaus Zürich, Leihgabe
der Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern, 1920. Mit freundlicher Erlaubnis des
Kunsthauses Zürich. ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
file:///C:/Users/DSWLAN01/Documents/Studienbriefe/Seelsorge_Studienbrief/Ausstellung/Katalog/Ausstellung_Katalog_Beta09_1_Druck_Probe.docx%23_Toc23264633
54
Abbildung 15 Sieger Köder: Jesu Mahl mit den Sündern und Zöllnern. ............. Fehler! Textmarke nicht
definiert.
Abbildung 16 Das griechische (Eleos) und hebräische Wort (Chesed) in der Bibel für "Mitgefühl".
............................................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 17 Paulus Mosaik Ravenna. CC Joachim Schäfer. Gemeinfrei. Quelle: Ökumenisches
Heiligenlexikon. .................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 18 Jona. CC ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 19 Pieter Bruegel Caritas (1559). CC ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 20 Sigmar Gabriel auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund © Foto Anke Marholdt ..... Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abbildung 21 Bild: Official White House Photo by Shealah Craighead 2017 Public Domain ......... Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abbildung 22 Bildkorrektur: Eine Gruppe bekannter deutscher Zeichner hat sich zusammen getan,
um die Top15 der Besorgten-Bürger-Ängste zu illustrieren - und mit Fakten zu entkräften...
https://bildkorrektur.tumblr.com/post/136607396023 .................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 23Dennis Snower © creative commons ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 24 Charles Darwin (1809-1882) ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 25 E Mitgefühl gehört zu einem wichtigen emotionalen Regulationssystem des Menschen.
Dieses System ist auf Bindung und Beziehung gerichtet. Es fördert die Zuwendung, Kooperation und
Hilfsbereitschaft, nicht nur in der Fürsorge für die Kinder. Emotionale Regulationssysteme. Grafik: In
Anlehnung an Diedrich, Alice (2016): Mitgefühlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie. 1.
Auflage. Göttingen: Hogrefe. S. 143. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlages.
............................................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 26 Tania Singer, Max - Planck- Institut Leipzig. Mit freundlicher Genehmigung ......... Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Abbildung 27 Mitgefühl in Alltag und Forschung - das Buch ist frei im Internet erhältlich. Mit
freundlicher Genehmigung von Tania Singer. .................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 28 Empathie © Foto M. Postzich ...................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 29 Theodor Lipps (1851-1914). Der deutsche Philosoph und Psychologe gilt als erster
Forscher, der eine psychologische Theorie der „Einfühlung“ entwarf. Bild: cc Wikipedia. Lizenz
Gemeinfrei .......................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 30 Werden Computerprogramme bald die Gefühle von Menschen sicher erkennen
können? © Foto M. Postzich Ausstellung "Gehirn" LWL Museum Münster 2018 ..... Fehler! Textmarke
nicht definiert.
Abbildung 31 Mikroskopische Aufnahme eines Pyramiden-Neurons der Maus. Lee, Wei-Chung Allen;
Huang, Hayden; Feng, Guoping; Sanes, Joshua R.; Brown, Emery N.; So, Peter T.; Nedivi, Elly (2006):
Dynamic remodeling of dendritic arbors in GABAergic interneurons of adult visual cortex. In: PLoS
biology 4 (2), e29. File:PLoSBiol4.e126.Fig6fNeuron.jpg Lizenz: Creative Commons. Fehler! Textmarke
nicht definiert.
Abbildung 32 Zu den wesentlichen Faktoren des Mitgefühls gehört auch Empathie. Grafik:
Entnommen aus: Diedrich, Alice (2016): Mitgefühlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie.
1. Auflage. Göttingen: Hogrefe. S. 146. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Hogrefe
Verlages. ............................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Abbildung 33 Jesus und die Gelehrten. Foto:
Early_life_of_Christ_in_the_Bowyer_Bible_print_13_of_21.
file:///C:/Users/DSWLAN01/Documents/Studienbriefe/Seelsorge_Studienbrief/Ausstellung/Katalog/Ausstellung_Katalog_Beta09_1_Druck_Probe.docx%23_Toc23264645file:///