Post on 17-Sep-2018
Universität Innsbruck
School of Education, Bereich Didaktik der Sprachen (DiS)
Wintersemester 2012/13
Routineformeln im Fremdsprachenunterricht
AG „Linguistische Kompetenzen:
Wortschatz und Phraseologie“
LV-Leiterinnen: Dr. Christine Konecny, Mag. Erica Autelli
Eingereicht von:
Stefan Unterhuber
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ....................................................................................... 3
2. Routineformeln .............................................................................. 3
3. Ausarbeitung des Stundenplans .................................................... 7
4. Zusätzliche Übungen / Varianten ................................................. 11
5. Schlusswort .................................................................................. 12
6. Bibliografie ................................................................................... 13
7. Anhang ......................................................................................... 14
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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1. Einleitung
Unter dem Begriff „Routineformeln“ kann man sich im ersten Moment vielleicht nicht viel
vorstellen, wenn man ihn vorher noch nie gehört hat. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch
sofort auf, wie wichtig Routineformeln für den Unterricht und für Fremdsprachenlernende
im Allgemeinen sind. Betrachtet man die verschiedenen Arten von Routineformeln, sieht
man, dass sie in jeder Sprache vorkommen und das Fundament für eine erfolgreiche
Kommunikation bilden. In dieser Arbeit versuche ich zuerst kurz, den theoretischen
Hintergrund durch verschiedene Begriffserklärungen zu erläutern. Danach präsentiere ich
meinen (bzw. unseren, von meinem Mitstudenten Johannes Trippolt und mir erarbeiteten)
Stundenplan und gehe auf die wichtigsten Aspekte ein. Zusätzlich habe ich mir noch einige
alternative Übungen zu diesem Thema einfallen lassen. Im Anhang finden sich der gesamte
Stundenplan und diverse Übungen und Handouts.
Anmerkung: Alle Graphiken und/oder Übungen wurden von mir selbst erstellt und von
keiner anderen Quelle kopiert.
2. Routineformeln
Das Thema Routineformeln steht in direktem Zusammenhang mit dem „Überbegriff“
Phraseologie. Diese beschäftigt sich mit den bereits fixen, fertigen Teilen einer Sprache.
Unter Phraseologie versteht man „[…] die Teildisziplin der Linguistik […], die die pragmatisch
heterogenen Phraseologismen […] oder festen Wortgruppen untersucht.“ (Ruusila 2009, S.
9)
Routineformeln hingegen sind „konventionalisierte, pragmatisch feste Phraseologismen, die
selbständige Äußerungseinheiten bilden und die verwendet werden, um bestimmte
Sprechakte zu vollziehen.“ (Ruusila 2009, S. 20) Diese Formeln sind mit dem alltäglichen
Leben verbunden und gehören fest zu jeder Kultur, jedoch werden Routineformeln nicht in
jeder Kultur gleichermaßen verwendet.
Die Semantik von Routineformeln kann in 3 Gruppen eingeteilt werden (siehe Ruusila 2009):
- Vollidiomatisch, d.h. es gibt keinerlei Möglichkeit die Formel direkt zu übersetzen, da
sie keine nachvollziehbare sprachliche Logik in sich trägt: „Du kriegst die Motten“.
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- Teilidiomatisch, d.h. die Formel ist hier eher verständlich und es besteht die
Möglichkeit, dass der Fremdsprachenlernende sie versteht.
- Nicht idiomatisch, d.h. die Formel ist vollständig logisch und hat in jeder Sprache, in
der es sie gibt, dieselbe Grundbedeutung (auch wenn bestimmte Wörter in
verschiedenen Sprachen voneinander abweichen können).
Der Einsatz von Routineformeln beschränkt sich vorwiegend auf Kontaktsituationen. Jede
Kultur hat ihre eigenen Verhaltensmuster und Routinen gehören zu den wichtigsten
Elementen einer Kultur. Der Alltag stützt sich zum größten Teil auf „routinisierte,
situationsbedingte Ausdrücke“ (Zenderowska-Korpus 2011, S. 52) und diese begleiten das
menschliche Verhalten. Diese „verfestigten, wiederholbaren Prozeduren, die den
Handelnden als fertige Problemlösungen zur Verfügung stehen“ (Zenderowska-Korpus 2011,
S. 52) sind Grund dafür, dass sich Kommunikation oft ohne großen Aufwand bewältigen
lässt. Routineformeln sind laut Doris Sava (2010):
Mittel der Erleichterung der Formulierungsarbeit
Mittel der Gesprächssteuerung und Textbildung
Mittel der Handlungsunterstützung und -verstärkung.
Routineformeln sind vor allem für Fremdsprachenlernende ein erster Schritt in die
„sprachliche Unabhängigkeit“. Sobald man in ein fremdes Land kommt, möchte man
natürlich so viel wie möglich Gebrauch von dem Erlernten machen. Dazu bedarf es allerdings
bestimmter Ausdrücke, die durch Routineformeln bereits definiert sind. Besonders die
Begrüßung, Verabschiedung und das Stellen von Fragen sind von großer Bedeutung.
Routineformeln sind also „Sicherheitsinseln in der fremdsprachigen Kommunikation“
(Zenderowska-Korpus 2011, S. 53). Sie tragen nicht nur dazu bei, dass der Sprecher/die
Sprecherin in der Lage ist, mit den Menschen schnell Kontakt aufzunehmen, sondern
nehmen dem/der Lernenden die Angst, überhaupt mit Personen anderer Kulturen zu
sprechen. Mit dieser sogenannten „Schwellenangst“ (Zenderowska-Korpus 2011, S. 53) wird
eigentlich jeder/jede Fremdsprachenlernende irgendwann einmal konfrontiert.
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Die durch Routineformeln erlangte Sicherheit kann die Lernenden zum Sprechen motivieren.
Im Artikel von Zenderowska-Korpus (2011) wird auch auf den richtigen Gebrauch der
Routineformeln hingewiesen. Kennt ein Lernender/eine Lernende bestimmte sprachliche
Normen nicht oder missachtet sie, kann er oder sie von der fremdsprachigen Gemeinschaft
abgelehnt werden, d.h. der Einstieg in die „fremde“ Kultur wird durch Unwissenheit deutlich
erschwert. „Ohne Routinen kann der Lernende also unbeholfen wirken, auch wenn er [oder
sie] sich fehlerfrei ausdrückt.“ (Zenderowska-Korpus 2011, S. 53)
In den beiden folgenden Dialogen ist deutlich zu sehen, wie man sich zwar fehlerfrei
ausdrücken kann, dadurch aber sehr unhöflich wirken kann, bzw. wie man sich auf der
anderen Seite richtig verhalten sollte.
Native: Hello, how are you? Foreigner: Good. And you? Native: I’m fine, thank you. How old are you? Foreigner: 16. You? Native: I’m 18. Where are you from? Foreigner: I come from Italy. Native: I live near Boston. Can I help you with your homework? Foreigner: Yes you can. … Native: See you tomorrow, have a nice day! Foreigner: Ok.
Native: Hello, how are you? Foreigner: Hi, I’m very well, thanks. What about you? Native: I’m fine, thank you. How old are you? Foreigner: I’m 16 years old. And how old are you? Native: I’m 18. Where are you from? Foreigner: I’m from Rome, the capital of Italy. What about you? Are you American? Native: Yes, I am. I live near Boston. Can I help you with your homework? Foreigner: Yes, that would be great, thanks. Native: You are welcome! … Native: See you tomorrow, have a nice day! Foreigner: Thanks, see you. Take care. Have a nice day! Bye!
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In dem blauen Dialog verhält sich der “Fremde” zwar grammatikalisch durchaus korrekt,
wirkt jedoch verhältnismäßig unfreundlich. Dies kürzt nicht nur das Gespräch ab, sondern
verringert auch die Möglichkeit eines weiteren Gesprächs. Im hellroten Dialog hingegen
verhält sich der „Fremde“ genau richtig und setzt die zuvor gelernten Routineformeln gut
und sachgemäß ein (diese sind unterstrichen).
Ein weiterer interessanter Aspekt bezüglich Routineformeln findet sich in Zenderowska-
Korpus (2011): Es gibt die Möglichkeit der Modifizierung bestimmter Ausdrücke, d.h. eine
Formel kann durch bestimmte „prosodische“ Elemente wie beispielsweise Akzent,
Intonation oder Sprechtempo verändert werden. Die Folge daraus ist, dass Routineformeln
dadurch eine andere Bedeutung erlangen. Zum Beispiel kann „Guten Tag“ oder „Guten
Morgen“ je nach Intonation oder auch nonverbaler Modifizierung (Gestik, Mimik) als
Begrüßung oder Verabschiedung verstanden werden. Wenn man mit etwas grimmiger
Miene „Guten Tag“ sagt, deutet das eher auf eine „kühle“ Verabschiedung als auf eine
Begrüßung hin.
Routineformeln werden in verschiedene Arten eingeteilt, wobei sich die Experten jedoch
nicht gänzlich auf eine einzige Einteilung geeinigt haben. Die wichtigsten Formeln sind:
- Höflichkeits- und Kontaktformeln: Wie geht’s? Danke! Bitte!
- Beileids- und Genesungsformeln: Mein Beileid! Gute Besserung!
- Grußformeln: Hallo! Guten Abend! Guten Morgen!
- Ess- und Trinkformeln: Guten Appetit! Prost!
- Wunsch- und Anlassformeln: Alles Gute! Frohe Weihnachten!
- Entschuldigungsformeln: Entschuldigung! Tut mir leid!
(Ruusila 2009, S. 24)
Beherrscht man die wichtigsten Routineformeln, die zu diesen grundlegenden Untertypen
gehören, steht einer erfolgreichen Kommunikation nicht mehr viel im Weg. In Bezug auf den
Unterricht sollten oder müssen Routineformeln zwar schrittweise, jedoch gleich ab Beginn
des Fremdsprachenlernens gelehrt werden. Da Routineformeln wichtiger Bestandteil jeder
Kommunikation sind, werden sie idealerweise ab Niveau A1 gelehrt. Der Grund dafür und
das Ziel dabei besteht darin, die bereits erwähnte „Schwellenangst“ zu überwinden und die
SchülerInnen so zum Sprechen zu motivieren. Nach und nach kann dann zu den festen
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Wortverbindungen kreative Sprache hinzugefügt werden, um so das Niveau und die
idiomatische Sprachbeherrschung der SchülerInnen zu verbessern.
Im Folgenden findet sich eine Stufenpyramide mit den möglichen Schritten im Unterricht:
(RF = Routineformeln)
3. Ausarbeitung des Stundenplans
Das Thema der Stunde ist „Routineformeln im Fremdsprachenunterricht“. Anfangs war ich
mir nicht sicher, worum es sich bei Routineformeln genau handelt. Nach genauer Lektüre
und Erstellung des Referats war ich mir jedoch sicher, dass man dieses Thema sehr gut in
den Unterricht einbauen kann. Mein Mitstudent und ich haben uns dazu entschlossen, die
Stunde sprachenübergreifend zu gestalten. Dies hat mehrere Vorteile: Den SchülerInnen
werden nicht nur Routineformeln auf einer Liste präsentiert oder in einer einzigen Sprache,
sondern in mehreren Sprachen. Grundsätzlich kann man mit diversen Sprachen sehr kreativ
und auch zielführend arbeiten. Was noch anzumerken ist: Die Stunde, die wir geplant haben,
ist vermutlich nicht zu 100% genauso durchführbar. Wie man es aus der Schule kennt,
können diverse Faktoren den Unterricht sowohl negativ als auch positiv beeinflussen
(Gruppenanzahl, Motivation, u.Ä.). Aber natürlich darf nicht vom „worst case scenario“
ausgegangen werden.
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Die SchülerInnen befinden sich laut unserem Plan in der 9. Schulstufe und haben bereits
mehrsprachige Erfahrung (Englisch mind. 5. Lernjahr und Französisch 3. Lernjahr). Da die
SchülerInnen im 1. Lernjahr Italienisch sind, ist das Sprachniveau natürlich A1. Wichtig ist
auch, dass die Stunde zu Beginn des 1. Semesters durchzuführen ist, da sich das Thema
optimal für den Einstieg in eine Sprache eignet. Voraussetzung zur Durchführung der Stunde
ist zudem, dass sich zwei Lehrpersonen im Raum befinden. Da die Stunde aber
sprachenübergreifend ist, sollte dies kein Problem darstellen.
Zur Stunde: Die Stunde beginnt mit einem Rollenspiel der Lehrpersonen, indem diese einen
Dialog aus einer Alltagssituation nachspielen und viele Routineformeln verwenden. Die
SchülerInnen werden anschließend gefragt, um welches Thema es gehen könnte. Natürlich
kann nicht mit der Antwort „Routineformeln“ gerechnet werden, sondern eher mit
„Begrüßung“ oder „Dialog“. Dies ist aber durchaus akzeptabel und auch richtig. Der Text des
kurzen Dialogs (transkribiert) lautet:
Lehrperson1: Ciao, come va?
Lehrperson2: Bene, grazie! E tu, come stai?
Lehrperson1: Beh, così così, sai il lavoro….
Lehrperson2: Ah, sì. Anche per me al momento è un po’ difficile. E la famiglia, tutto bene?
Lehrperson1: Sì sì, tutto bene, grazie. E da te come vanno le cose?
Lehrperson2: Non c’è male, grazie.
Sobald das Thema der Stunde geklärt ist, fragen die Lehrpersonen die SchülerInnen, welche
Worte bzw. Routineformeln sie sich merken konnten. Diese Stundeneröffnung hat den
großen Vorteil, dass die Lehrpersonen den Dialog ganz überraschend aufführen und somit
das Interesse der SchülerInnen sicherlich geweckt werden kann. Des Weiteren sind die
SchülerInnen solch spielerische Einstiege nicht unbedingt gewohnt und diese bieten ihnen
deshalb eine Alternative zum oft „öden“ Frontalunterricht. Des Weiteren ist der Dialog sehr
realitätsbezogen und kann die SchülerInnen auch dazu motivieren, Sprachen zu erlernen.
Nach diesem Einstieg wird ein kurzes Brainstorming durchgeführt. Die Fragestellung dieses
Brainstormings ist: Welche Routineformeln kennen die SchülerInnen bereits? Ein wichtiger
Aspekt hierbei ist, dass vor allem in Großstädten die Anzahl der SchülerInnen mit
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Migrationshintergrund meist relativ hoch ist und deshalb sehr viele Sprachen
miteingebunden werden können. Dies kann auch das Verständnis für andere Kulturen positiv
beeinflussen. Wünschenswert wäre, dass sich auf der Tafel nach dem Brainstorming viele
verschiedene Sprachen befinden.
Nach dem Brainstorming wird eine praktische Übung („Kärtchen“) durchgeführt. Durch diese
Übung soll der Wortschatz gefestigt werden und die SchülerInnen sehen die Verbindung der
verschiedenen Sprachen. Da sie bereits Französisch und Englisch kennen, werden die
SchülerInnen sehen, wie sehr sich die verschiedenen Ausdrücke ähnlich sind (vor allem in
den romanischen Sprachen Italienisch und Französisch). Die SchülerInnen bilden Paare oder
Gruppen (bis zu 4 SchülerInnen) und erhalten einen kleinen Stapel mit Kärtchen (die
Kärtchen sind in mind. 3-4 Sprachen verfasst). Auf jedem Kärtchen befindet sich eine
Routineformel. Die Aufgabe der SchülerInnen ist es, die zusammengehörenden Formeln (der
verschiedenen Sprachen) nebeneinander zu legen. Beispiel:
Dies wäre eine richtige Reihe der Routineformeln (Englisch, Italienisch, Deutsch,
Französisch). Sollte die Klasse viele SchülerInnen mit Migrationshintergrund enthalten, kann
die Übung um einige andere Sprachen erweitert werden.
Das folgende Bild zeigt die ersten 3 Aktivitäten der Stunde:
Die Zeit kann nicht immer genau
vorhergesagt werden und kann durch
diverse Faktoren beeinflusst werden.
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Nachdem alle Routineformeln korrekt nebeneinander liegen, wird die Übung durch das
Austeilen eines Handouts abgerundet (siehe Anhang). Auf dem Handout befinden sich alle
Routineformeln mit den zugehörigen korrespondierenden Formeln in der jeweils anderen
Sprache. Je nach Zeitplanung folgt nun der zweite Teil der Stunde: Die SchülerInnen
bekommen eine Übung, in der sie einen Dialog komplettieren müssen. Hier ein Auszug aus
der Übung:
Die SchülerInnen müssen die richtigen Routineformeln aus der Box in die Lücken einfügen.
Hier wird wieder weiter der Wortschatz gefestigt und die SchülerInnen sehen den Einsatz
von Routineformeln im Kontext, was einen Bezug zur Realität herstellt. Diese Übung ist eine
Einzelarbeit und wird im Plenum verbessert.
In diesem Dialog befinden sich noch zusätzlich einige Höflichkeitsformen des Italienischen.
Aufgabe der SchülerInnen ist es, diese zu finden (dauert ca. 2 min):
Nach dieser Übung sind die SchülerInnen angehalten, selbst einen Dialog zu verfassen
(paarweise). Sie können den Kontext selbst wählen und schreiben, was sie möchten, jedoch
sollten sich so viele Routineformeln als möglich darin befinden (Dialog natürlich auf
Italienisch!). Die Lehrpersonen sollen dabei die SchülerInnen bestmöglich unterstützen, da
sie noch im 1. Lernjahr sind. Der Inhalt des Dialogs ist dabei nicht ausschlaggebend, nur die
korrekte Verwendung der Routineformeln. Diese Übung fördert die Autonomie der
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Lerners/der Lernerin, da er/sie eine gewisse Freiheit hat. Jedoch ist zu erwähnen, dass diese
Übung, je nach Zeit, auch auf die folgende Stunde verschoben werden kann.
Die anschließende Übung beinhaltet das szenische Darstellen der zuvor gemachten
Übung(en). Entweder präsentieren die SchülerInnen den Dialog der ersten Übung (Lücken
füllen) oder ihren eigenen. Dies kann spontan entschieden werden, aber kein Schüler wird
gezwungen vor die Klasse zu treten. Da sich die SchülerInnen jedoch bereits in der 9.
Schulstufe (AHS Oberstufe) befinden, dürften sie nicht mehr allzu schüchtern sein. Die
szenische Darstellung kann nach Möglichkeit auch von den anderen SchülerInnen oder einer
Art „Jury“ bewertet werden (Kriterien wie Witz, Echtheit, u.Ä.).
Das Ziel dieser Stunde ist, Routineformeln bestmöglich zu vermitteln und das Wissen zu
festigen. Weiters wird viel Wert auf die verschiedenen Methoden gelegt, d.h. es gibt
Übungen aus verschiedenen Bereichen: Hören, Sprechen, Schreiben und Lesen.
4. Zusätzliche Übungen / Varianten
Zum Thema „Routineformeln“ habe ich im Folgenden noch einige Übungen erstellt.
- Jeder Schüler/Jede Schülerin erhält ein Kärtchen mit einer Routineformel in einer der
4 Sprachen (Eng, Deu, Ita, Fra). Er/Sie liest die Routineformel vor und die anderen
SchülerInnen müssen die Formel in jeder anderen Sprache erraten, d.h. wenn ein
Schüler/eine Schülerin eine italienische Formel vorliest, müssen die anderen
SchülerInnen die jeweilige Routineformel in Englisch, Deutsch und Französisch
erraten.
Variante: Gruppen bilden und eine Art „Wettkampf“ daraus machen, d.h. die
Lehrperson liest eine Formel vor und die Gruppen müssen die Übersetzung in den
jeweiligen anderen Sprachen machen, dafür gibt es Punkte. Dieser Variante ist
sicherlich besser dann geeignet, wenn die SchülerInnen nicht alle Sprachen gut
beherrschen, da es sonst zu einfach sein könnte.
- Die Lehrperson bereitet ein Video vor, in dem sich 2 Personen unterhalten. Das Video
wird abgespielt und nach jedem Satz gestoppt. Dann müssen die SchülerInnen
erraten, was die Person jetzt wohl sagen oder antworten könnte. Das Video muss
jedoch sorgfältig ausgewählt werden, dem jeweiligen Sprachniveau der SchülerInnen
entsprechen und natürlich Routineformeln enthalten.
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- Ein Kreuzworträtsel, das die SchülerInnen entweder selbst erstellen können oder von
der Lehrperson ausgehändigt wird. Das Thema sind Routineformeln (Begrüßung u.Ä.).
In dieser Form würde das Rätsel zur Festigung des Wortschatzes dienen.
- Wörtersuche: Die SchülerInnen erstellen selbst eine Wörtersuche (Buchstabensalat),
in der sich verschiedene Routineformeln in verschiedenen Sprachen befinden. Dies
kann in Einzel-, Paar- oder Gruppenarbeiten geschehen. Jeder Schüler/Jede Schülerin
oder jede Gruppe bereitet für die MitschülerInnen etwas vor. Bestenfalls werden die
Aufgaben in diversen Sprachen verteilt, damit nicht dieselben Rätsel entstehen. Diese
Übung ist wiederum auch abhängig von der Klassengröße.
- Memory: Die Lehrperson bereitet auf Kärtchen Routineformeln vor. Für das Memory
werden nur 2 Sprachen verwendet, sonst geht das Spiel nicht auf. Die
zusammengehörenden Formeln müssen dabei gefunden werden. Es handelt sich
dabei um ein Merk- und Denkspiel in einem.
Lehrwerke
Die von mir begutachteten Lehrwerke hatten ein und dasselbe Muster: Bei allen waren
logischerweise die Begrüßungs- Abschieds und Kontaktformeln zu Beginn zu finden. Sie
waren in Dialoge mit Bildern „verpackt“ um den SchülerInnen eine authentische Situation
vor Augen zu führen. Die Lehrwerke waren größtenteils auf dem Niveau A1 angesiedelt,
jedoch habe ich auch solche gefunden, die bis zum Sprachniveau A2 reichten.
5. Schlusswort
Diese Arbeit hat gezeigt, wie wichtig Routineformeln im Alltag und im Unterricht sind. Die
verschiedenen Arten von Routineformeln tragen nicht nur dazu bei, dem Lernenden die
Angst vor einer Sprache zu nehmen, sondern motivieren die SchülerInnen gegebenenfalls
sogar. Kommt man in ein „fremdes“ Land, sind Routineformeln eine Art „Sicherheitsinsel“,
auf die man sich stets berufen kann, da ihre Form nicht (oder gegebenenfalls nur
geringfügig) modifiziert werden kann. Durch das Hinzufügen prosodischer und nonverbaler
Elemente kann eine Routineformel jedoch eine andere Bedeutung erlangen. Der
Stundenplan ist mir und meinem Mitstudenten Johannes meiner Meinung nach gut
gelungen, da wir alle wichtigen Aspekte des Themas eingebaut und auch auf
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Methodenvielfalt in unserer Stunde geachtet haben. Zu erwähnen ist außerdem, dass es
weiterer Stunden bedarf um den „Stoff“ zu festigen und die SchülerInnen für den Alltag in
einem fremdsprachigen Land vorzubereiten. Einen weiteren positiven Nebeneffekt bringt
das Thema mit sich: Da sich Routineformeln sehr gut sprachenübergreifend unterrichten
lassen, können SchülerInnen für fremde Kulturen sensibilisiert werden, was in unserer
Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt.
6. Bibliografie
Hahn, Marion (2006): „Kommunikative Routineformeln in lexikografischer Hinsicht.“ In: Breuer, Ulrich; Hyvärinen, Irma (Hg.): Wörter – Verbindungen. Festschrift für Jarmo Korhonen zum 60. Geburtstag. Frankfurt a. Main [u.a.]: Lang, 153-164.
Ruusila Anna (2009): Wie sollten pragmatische Phraseologismen lexikografisch dargestellt werden? Magisterarbeit, Universität Helsinki, 1-113
Sava, Doris (2010): „Hoch soll er leben! Routineformeln als Forschungsaufgabe der phraseologischen Kontrastivik.“ In: Germanistische Beiträge 27, 197-209.
Westheide, Henning (1991): „Dialogstrukturierende Routineformeln.“ In: Hundsnurscher, Franz; Weigand, Edda (Hg.): Referate der 3. Arbeitstagung zur Dialoganalyse in Bologna, 1990, Teil 2. Tübingen: Niemeyer, 325-338.
Zenderowska-Korpus, Grazyna (2011): „Zur Vermittlung von Routineformeln im Unterricht Deutsch als Fremdsprache.“ In: Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung 50, 51-65.
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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7. Anhang
STUNDENBILD: ROUTINEFORMELN
Schule/Schulstufe: AHS Oberstufe / 9. Schulstufe Fremdsprachen: Englisch, ca. 5. Lernjahr Französisch, 3. Lernjahr Italienisch, 1. Lernjahr
Fach: Italienisch Ungefähre Gruppengröße: 12 Thema: Routineformeln (Begrüßung, Wohlbefinden, usw.) Sprachniveau der SchülerInnen: A1
GEPLANTER ABLAUF
DAUER THEMA / INHALT ANLIEGEN / ZIELE METHODE / MATERIALIEN
~ 5 min. Einstieg in das Thema durch Aufführung
eines Rollenspiels seitens der Lehrpersonen
Stunde spielerisch eröffnen (Interesse der SchülerInnen wecken)
In das Thema der Stunde einführen
Die Lehrpersonen führen auf Italienisch ein kurzes Rollenspiel auf, in dem der Beginn eines Alltagsgesprächs nachgespielt wird.
~ 10 min. Brainstorming: Welche Routineformeln
kennen die SchülerInnen bereits? In welchen Sprachen?
Aktuellen Wissensstand überprüfen/SchülerInnen dort abholen
Die SchülerInnen anregen, mehrsprachlich zu denken und Wissen zu verknüpfen
Neue Ausdrücke lernen
Die Lehrpersonen fragen die SchülerInnen, welche Ausdrücke sie sich vom Rollenspiel gemerkt haben und welche sie sonst noch, auch in anderen Sprachen (Englisch, Französisch,…) kennen. Die Lehrpersonen schreiben sie auf die Tafel, die SchülerInnen notieren sie im Heft.
~ 10 min. Übung – „Kärtchen“
Festigung des Wortschatzes Verbindung zwischen den einzelnen
Sprachen klarmachen Spielerisch lernen
Die SchülerInnen bilden Paare oder Gruppen von 2-4 Personen (je nach Klassengröße) und bekommen Kärtchen mit einigen Routineformeln in verschiedenen Sprachen (jede Gruppe bekommt dieselben). Dabei müssen die zusammengehörenden Formeln nebeneinander gelegt werden. Nach einer gewissen Zeit wird die Übung aufgelöst.
Die SchülerInnen erhalten ein Handout mit allen Routineformeln der vorherigen Übung (eine Art Kontrollblatt).
Diese ersten 3 und die letzte Übung (alle in gelb) haben wir fest eingeplant, bei den folgenden 2 Übungen (in grün) wird mindestens eine durchgeführt (je nach Zeitplan).
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Wir haben versucht so viel wie möglich an verschiedenen Übungsarten abzudecken: Hören (Rollenspiel), Schreiben (Dialoge), Lesen (Übung „Lückentext“) und auch szenisches Darstellen, also Sich-Präsentieren. Des Weiteren ist in diesem Stundenplan Einzelarbeit und Partnerarbeit/Gruppenarbeit vorhanden.
(erstellt von Johannes Trippolt & Stefan Unterhuber)
~ 5-10 min.
Übung - Dialog komplettieren (Lücken füllen)
Weiteres Festigen des Wortschatzes im Kontext
Durch den gegebenen Kontext erfahren die SchülerInnen, wie wichtig Routineformeln sind bzw. wie oft diese im realen Alltagsleben benötigt werden
Die Lehrpersonen teilen einen geschriebenen Dialog aus, bei dem bestimmte Wörter fehlen. Die SchülerInnen suchen (in Einzelarbeit) in der Wörterbox das richtige Wort und setzen es ein. Anschließend Korrektur im Plenum. Zuerst sollen die SchülerInnen, ohne das zuvor ausgeteilte Handout zu verwenden, die Übung zu bewältigen versuchen. Bei eventuellen Schwierigkeiten kann das Handout verwendet werden.
~10-15 min.
Übung - Erstellen eines Dialogs mit selbst gewähltem Kontext
Eigenständige Verwendung der gelernten Formeln
SchülerInnen haben die Freiheit, den Kontext des Dialogs selbst zu wählen Autonomie der Lernenden fördern
Die SchülerInnen schreiben paarweise einen Dialog, in dem sie die gelernten Formeln einbringen. Dabei können sie einen beliebigen Kontext wählen (z.B. im Restaurant, Unterhaltung mit einem Freund, usw.). Die Lehrperson gibt hierbei auf jeden Fall Hilfestellung, da sich die SchülerInnen noch im 1. Lernjahr befinden.
Anschließend können die verfassten Dialoge, je nach Zeitplanung, entweder mündlich vorgelesen oder auch szenisch dargestellt werden (siehe folgende Übung).
~ 10 min. Szenisches Darstellen der Dialoge
(Rollenspiel)
Üben der Routineformeln Anwendung der Sprache und „Sich-
Präsentieren“
Die SchülerInnen führen die Dialoge szenisch vor der Klasse bestmöglich auf. Das Publikum gibt mittels Applausbarometer Feedback (Kriterien wie Echtheit, Witz, Kreativität etc.). Da sich die Schüler im 1. Lernjahr befinden, sollte der Inhalt des Dialogs nicht überbewertet werden.
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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Übung – „Kärtchen“: 12 Routineformeln (Begrüßung, Gemütszustand) in den Sprachen: Italienisch, Englisch, Deutsch, Französisch
buongiorno
buonasera
ciao
Come va?
Come stai?
(sto) bene
così così
(sto) male
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grazie (e tu?)
buonanotte
arrivederci
tanti auguri
How do you do?
not too bad
thanks (and you?)
(I’m) well
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not so well
good evening
hello
goodbye
How are you?
good night
good morning
congratulations
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19
Guten Tag
Guten Abend
Gute Nacht
Wie geht’s?
hallo
gut
es geht so
schlecht
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20
danke (und dir?)
Auf Wiedersehen!
Alles Gute!
Wie läuft’s?
bonjour
bonsoir
bonne nuit
Ça va?
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(je vais) bien
comme ci, comme ça
mal
salut
merci (et toi?)
au revoir
Bonne continuation!
Comment vas-tu?
(erstellt von Johannes Trippolt & Stefan Unterhuber)
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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Handout – Übersicht Routineformeln
Italiano English Français Deutsch
Buongiorno Good morning Bonjour Guten Tag / Guten Morgen
Ciao Hello Salut Hallo
Buonanotte Good night Bonne nuit Gute Nacht
Buonasera Good evening Bonsoir Guten Abend
Come stai? How are you? Comment vas-tu? Wie läuft’s?
Come va? How do you do? Ça va? Wie geht‘s?
Così così Not too bad Comme ci, comme ça Es geht so
(Sto) male Not so well Mal (Mir geht‘s) schlecht
(Sto) bene (I’m) well (je vais) bien (Mir geht’s) gut
Grazie (e tu?) Thanks (and you?) Merci (et toi?) Danke (und du?)
Arrivederci Goodbye Au revoir Auf Wiedersehen
Tanti auguri Congratulations Bonne continuation Alles Gute
(erstellt von Johannes Trippolt & Stefan Unterhuber)
Unterhuber, Stefan (2013): Routineformeln im Fremdsprachenunterricht. Innsbruck: Universität Innsbruck (fachdidaktische Hausarbeit).
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Maria: _______ Paolo!
Paolo: _______ Maria!
Maria: _______ va?
Paolo: Molto bene, grazie. E come _______ tu?
Maria: Anch’io sto _______, _______. Oggi è il tuo compleanno, vero?
Paolo: Sì, adesso ho 18 anni e faccio subito la patente di guida.
Maria: Tanti _________ e _____________ al lupo per la patente!
Paolo: _______ il lupo!
Barista: __________ , volete qualcosa?
Maria: _______ , per me un’acqua minerale, per piacere.
Paolo: Io vorrei un caffè macchiato e una brioche, per favore.
Il dialogo continua per 20 minuti, poi Paolo e Maria vanno a casa.
Maria: __________ Paolo, ci vediamo!
Paolo: Ci vediamo, ciao!
b.) Nel dialogo si trovano anche delle forme di cortesia. Le trovi?
(erstellt von Johannes Trippolt & Stefan Unterhuber)
a.) Maria e Paolo s’incontrano al bar. Nel box sotto ci sono delle
espressioni che si trovano spesso in un dialogo. Inserisci le
parole adatte nelle lacune (Lücken).
in bocca ciao crepi ciao come auguri
stai buongiorno grazie bene buongiorno arrivederci