Post on 07-Mar-2016
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SPORTPLATZTIROL
T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 6 / 1 0 | W I N T E R 2 0 1 0 / 2 0 1 1
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3 saison
StiCHWort
„Problematisch ist jener Teil der Infrastruktur, der allein deswegen mitgezogen wird, weil er existiert. Das sind Dinge, die seinerzeit realisiert wurden, die aber heute nicht mehr tragbar sind. Weil sie der Markt einfach nicht mehr braucht. Klassische Beispiele sind Schwimmbäder.“
Dr. Gerhard Föger, Vorstand der
Tourismusabteilung des Landes, über
die heimische sportinfrastruktur
„Auf der Piste nimmt man keine be-sonderen Erlebnisse mit, jede Regi-on hat inzwischen gute Pisten und Geld wurde hauptsächlich in die Aufstiegshilfen investiert. Ein Park hingegen ist etwas ganz anderes, damit kann man sich von anderen unterscheiden und die Besucher nehmen einmalige Erlebnisse mit.“
Thomas Marsh, Gründer von Mellow
Constructions über die Vorzüge von Funparks
Zitiert„Tirol ist nicht nur für einen Sportler, sondern für jeden Menschen attraktiv. Ich bin viel herumgekommen, natür-lich habe ich auch im Ausland viele schöne Plätze gesehen. Aber so schön, wie wir es in den Alpen haben, ist es sonst nirgends.“
Ex-skistar Stephan Eberharter über
den „sportplatz Tirol“
Zahlen, bitte!Laut einer studie der Tirol
Werbung geben 85 Prozent der
Wintergäste und 62 Prozent
der sommergäste an, dass
sportausübung das Hauptmotiv
für ihren Tirol-Urlaub sei.
Sportspezialisten. Eventmanager sind heute in den Tiroler Tourismusverbänden gang und
gäbe. Unter Umständen werden in Zukunft sportmanager ebenso gefragt
sein. Der Tourismusverband Kitzbühel ist hier Vorreiter: Vor drei Jahren
wurde die stelle eines sportmanagers geschaff en. „ich wollte einen
Mitarbeiter, der einen sporthintergrund mitbringt, oder zumindest eine
große affi nität zum spitzensport. Das netzwerk in diesem Bereich ist für
uns äußerst wichtig“, so TVB-Geschäftsführer Peter Marko.
Die Piste als „Spielwiese“in nordamerika erfreuen sich sogenannte Terrain
Parks immer größerer Beliebtheit. Ganze skipisten
werden zu einem einzigen Hindernisparcours
umgebaut und so zu riesigen Parks. in Europa steckt
diese Entwicklung noch in den Kinderschuhen, doch
früher oder später wird diese Form der Parks wohl
auch hier Einzug halten.
Skifahren in drei TagenEine der zentralen Botschaften des interski-Kongresses von 15. bis 22. Jänner 2011 lautet:
Drei Tage reichen aus, um das skifahren zu erlernen. „Die Entwicklung der ausrüstung
ging in den vergangenen Jahren rasant voran und hat das skifahren erheblich vereinfacht“,
erklärt Erich Melmer, Präsident von interski-international. Mit dieser Message sollen
Menschen für den skisport gewonnen werden, die sich bisher noch nicht auf zwei Bretter
wagten. Und natürlich sollen auch junge Gäste an das skifahren herangeführt werden.
4
Intuitives Verkaufen
A lles Leben scheint heute von gren-
zenloser Kommunikation geprägt.
Wir alle sind permanent erreichbar
und folgerichtig auch rund um die
Uhr unter Druck. Reagieren in Echtzeit ist angesagt –
denn die neuen Technologien haben den Puls unserer
Gesellschaft spürbar nach oben geschraubt. Tatsäch-
lich verändern die Kommunikationsmöglichkeiten des
internets alles. Wenn wir etwas wissen wollen, gehen
wir ins netz. Wenn wir uns Meinung bilden wollen,
tauschen wir uns via Facebook & Co mit unseren
Freunden aus. Und wenn wir kaufen, dann können wir
das in sekunden via Mausklick. alles, was uns gerade
in den sinn kommt, lässt sich off enbar erfüllen.
Intuition im Vordergrund. angesicht dieser Mög-
lichkeiten werde intuitives Kaufen und Verkaufen enorm
an Bedeutung gewinnen. Experten wie Hannes Werthner,
Professor für e-commerce der TU Wien, oder der inter-
national agierende Manager Boris nemsic formulierten
dazu beim diesjährigen Tourismusgipfel Hohe Mut zum
Thema „Vertrieb.Macht.Gewinn“ ihre spannenden The-
sen. Früher hätten Kunden noch genau wissen müssen,
wonach man sucht, um dann zu entscheiden, wo man
das Gewünschte möglicherweise bekommen könnte. in
Zukunft stehe die intuition – also der instinkt, das Bauch-
gefühl, die ahnung, der Geistesblitz – im Vordergrund.
aktuelle analysen bestätigen diese Entwicklung gerade
im Bereich der Urlaubsbuchungen. immer kurzfristiger
und mobiler entscheiden die Reisenden. Und immer öfter
fällt erst auf der anreise die Entscheidung für Unterkunft
beziehungsweise Programm. Deutlich wird damit: so-
wohl als informationsmedium – stichwort Bewertungs-
und Preisvergleichsportale – als auch als Vertriebskanal
wird das internet im Tourismus die nummer eins. Und
nicht nur für den Telekommunikationsexperten nemsic
ist klar: Wenn in virtuellen Communities spezielle Urlaube
und Unterkünfte empfohlen werden, dann potenzieren
sich Kunden.
Bereits heute gibt es weltweit etwa zwei Milliar-
den Handys, mit denen man immer problemloser im
internet surfen kann. Permanente Markttransparenz ist
die Folge. Der mobile Kunde von morgen kommuniziert
und vergleicht immer: ideen, Bewertungen, Preise, Ver-
fügbarkeit. Für den touristischen anbieter gilt daher: Es
ist die stunde der Wahrheit. Wenn ein Produkt stimmig
ist, dann folgen Höchstbewertungen, die steigende
Resonanzen in den social Web Communities nach sich
ziehen und Buchungen auslösen. Doch es gibt auch
eine andere Wahrheit, die da lautet: obwohl das internet
zur wichtigsten Verkaufsplattform im Tourismus wird,
nützen viel zu wenige anbieter die neuen virtuellen
Konsumwelten. Über 50 Prozent aller Hotelwebsites
in Österreich bieten keine direkte Buchbarkeit. Und
allzu oft fehlt das Wissen, wie mit neuen Technologien
tatsächlich aktiv neue Vertriebs- und Verkaufsmög-
lichkeiten geschaff en werden und vor allem wie mehr
Rentabilität für den Betrieb entstehen kann.
Einsatz eigener Spezialisten. Die in allen
segmenten professionell agierenden Leitbetriebe
unserer Branche punkten natürlich längst auch im
Bereich internetmarketing durch den Einsatz eigener
spezialisten. Die vielen kleinen anbieter aber, die zwar
mit ihrer nähe zum Gast vor ort begeistern und dafür
auch die maximale arbeitskraft einsetzen, hinken vie-
len E-Commerce-Entwicklungen verständlicherweise
hinterher. Den typischen Betrieben in unserer familiär
strukturierten Branche bleiben neue Verkaufschancen
im internet allzu oft noch unerschlossen. Die Kleinheit
wird angesichts schier explodierender Kommunika-
tionswege zum nachteil. Welcher Vermieter könnte bei
derart wachsenden anforderungen in allen Disziplinen
immer zu den Besten zählen?
Es scheint ein Gebot der stunde: Die Hoteliers
und Vermieter in unseren Tälern brauchen Unterstüt-
zung durch neue Vertriebs- und Verkaufsallianzen. Die-
se neue Generation von regionalen und thematischen
Vermarktungs- und Reservierungszentralen können
das buchbare angebot in einer gemeinsamen Markt-
strategie nicht nur erfassen und emotional darstellen,
sondern auch professionell im internet vermarkten.
Davon profi tieren die Klein- und Mittelbetriebe, die
auch in Zukunft das Rückgrat unserer Tourismuswirt-
schaft bilden, aber auch unsere Gäste, die immer öfter
spontan, emotional und intuitiv buchen wollen. ×
EDiToRiaL
J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G
5 saison
Editorial
„Früher hätten Kunden noch genau wissen müssen, wo-nach man sucht, um dann zu entscheiden, wo man das Gewünschte möglicher-weise bekommen könnte. In Zukunft stehe die Intui-tion – also der Instinkt, das Bauchgefühl, die Ahnung, der Geistesblitz – im Vor-dergrund. Aktuelle Analysen bestätigen diese Entwicklung gerade im Bereich der Urlaubsbuchungen.“
„Der mobile Kunde von morgen kommuniziert und vergleicht immer: Ideen, Bewertungen, Preise, Ver-fügbarkeit. Für den touristi-schen Anbieter gilt daher: Es ist die Stunde der Wahrheit. Wenn ein Produkt stimmig ist, dann folgen Höchstbe-wertungen, die steigende Resonanzen in den Social Web Communities nach sich ziehen und Buchungen auslösen.“
„Die Hoteliers und Vermieter in unseren Tälern brauchen Unterstützung durch neue Vertriebs- und Verkaufs-allianzen. Diese neue Gene-ration von regionalen und thematischen Vermarktungs- und Reservierungszentra-len können das buchbare Angebot in einer gemein-samen Marktstrategie nicht nur erfassen und emotional darstellen, sondern auch professionell im Internet vermarkten.“
IKEA feiert KNUT.
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7 SAISON
INHALT
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THEMA: SPORTPLATZ TIROL
8Virtueller SportplatzDie Internetplattform „Mein Sport-platz“ vereint das gesamte Tiroler Sportangebot unter einem Dach.
10Worauf Tirols Erfolg bautWie viele Tennisplätze, Schwimmbäder und Golfplätze braucht Tirol? Diese Gretchenfrage sorgt für Diskussionen.
16Vom Event- zum SportmanagerWie Tourismusverbände vom Know-how von Sportspezialisten profi tieren
19Authentische BilderDie Videoplattform PLANET TIROL hat sich in der Szene etabliert.
20„Wir Tiroler leben im Paradies“Stephan Eberharter, prominenter „Sportplatzbenützer“, im Interview
22Olympische JugendInnsbruck bereitet sich inten-siv auf die YOG 2012 vor.
24Skifahren im SchnellverfahrenInterski-Kongress 2011: Kann man in drei Tagen das Skifahren erlernen? Ein Selbstversuch.
26Funparks für alleAuch Familien und Anfänger sind mittlerweile in Funparks zu fi nden.
MAGAZIN
30Zu Gast im Tirol BergBei der Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen präsentiert sich Tirol wieder in einem großen Zelt.
32MarkenkleidungSeit 20 Jahren kooperieren die Tirol Werbung und der ÖSV erfolgreich.
34Es geht auch andersImmer mehr Hoteliers setzen auf moderne Architektur und Wohnzimmer-Charakter.
37Trendsport LanglaufenMarkus Graf, Geschäftsführer der Olympiaregion Seefeld, im Interview
38Unternehmer mit Gespür für SchneeSnow Control setzt dort an, wo herkömmliche Lawinenkommis-sionen an ihre Grenzen stoßen.
42Markenpfl egeMarkenbildungsprozesse haben es in sich. Es warten jede Menge Fehlerquellen.
46LückenschließerEin Kulturort macht seit kurzem Platz für Neues: die Bäckerei in der ehema-ligen Großbäckerei Therese Mölk.
49 Kommentare
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WORAUF TIROLS ERFOLG BAUT
ES GEHT AUCH ANDERS
UNTERNEHMER MIT GESPÜR FÜR SCHNEE
OLYMPISCHE JUGEND
MARKENPFLEGE
LÜCKEN-SCHLIESSER
8 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
S kifahren, snowboarden und
langlaufen im Winter; moun-
tainbiken, bergsteigen und
klettern im Sommer: In Tirol
steht Sport an oberster Stelle. Auch die
Touristen kommen wegen der vielfältigen
Sportmöglichkeiten. Laut einer Studie der
Tirol Werbung geben 85 Prozent der Win-
tergäste und 62 Prozent der Sommergäste
an, dass Sportausübung das Hauptmotiv
für ihren Tirol-Urlaub sei. Für jeden
fünften Sommerurlauber sind Wandern
und Bergsteigen ein Thema. Auch in der
allgemeinen Wahrnehmung ist Tirol das
Sportland schlechthin.
Gemeinsame Kommunikation. Die Tirol Werbung macht sich jetzt daran,
diesen Wettbewerbsvorteil verstärkt zu
vermarkten: „Der Ansatz ist die konse-
quente Stärkung der Positionierung Tirols
als Sportland Nummer eins der Alpen
– und zwar über eine standortübergrei-
fende Kommunikationsplattform, die uns
ermöglicht, die Ressourcen synergetisch
einzusetzen“, erklärt Claudia Knab, bei der
Tirol Werbung für Sponsoring und Syner-
giemarketing zuständig. Mit „Plattform“ ist
in diesem Fall eine Internetseite gemeint,
die der Vernetzung und gemeinsamen
Kommunikation von (Sport-)Veranstal-
tern, Touristikern und Sport-Institutionen
dienen soll – Zielgruppe sind Gäste und
einheimische Sport interessierte gleicher-
maßen. Unter dem klingenden Namen
„Mein Sportplatz“ ging die Seite Anfang
November 2010 online.
Bis dato bietet die Plattform einen
Überblick über Sporthighlights in Tirol.
„Der Erfolg der Plattform ist davon ab-
hängig, wie Veranstalter, Institutionen
und Tourismusregionen ihre Kompe-
tenzen und Ressourcen einbringen – sie
haben die Möglichkeit, sich auf dem im
Zentrum stehenden Online-Portal sport.
tirol.at, welches das Sportangebot Tirols
bündelt zu präsentieren, und dieses aktiv
mitzugestalten“, erklärt Knab das Konzept.
Veranstalter haben über die Plattform die
Gelegenheit, ihre Sport-Events kostenlos
anzukündigen – egal, ob es sich um das
Kinderskirennen oder ein Weltcuprennen
handelt. Sportinteressierte Gäste und
Einheimische erfahren über die Web seite,
wo wann welche Sportveranstaltung
stattfi ndet. Die Plattform soll die gesamte
Sportlandschaft Tirols miteinbinden –
Randsportarten fi nden dort ebenso ihren
Platz wie der Breitensport.
Sport für alle. „Sport.tirol.at bietet für
alle Sportarten Tirols eine Präsentations-
plattform. Es wird das gesamte Veranstal-
tungsangebot abgebildet, während die
Highlights kommunikativ im Vordergrund
stehen. Damit bietet die Plattform Raum
für den Spitzensport, aber auch für klei-
nere Sportereignisse aus den Regionen“,
führt Knab aus. Die Internetplattform
soll jedoch mehr sein als nur ein Ver-
anstaltungskalender. Geplant ist, alle
möglichen Sportthemen abzuhandeln,
die Möglichkeiten sind vielfältig: Testi-
monials, sportmedizinische Neuigkeiten,
Veranstaltungsberichte und auch Pro-
duktneuheiten werden mittelfristig auf
der Seite zu fi nden sein.
Das Themenfeld ist weit: In Ti-
rol werden immerhin 47 verschiedene
Sportarten ausgeübt, Nischensportar-
ten eingeschlossen. Damit die Seite auf
einem möglichst hohen Niveau bleibt,
wird sich ein Redaktionsteam um diese
Inhalte kümmern, eingereichte Beiträge
Virtueller Sportplatz Tirol ist Sportland Nummer eins in den Alpen. Mit der Internetplattform sport.tirol.at will die Tirol Werbung diesen Status stärken und das ge-samte Tiroler Sport angebot unter ein Dach bringen.
VON S YLVIA A INE T TER
9
Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:
Die Rechtsberatung für Tourismusunternehmer - kompetent und kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: thomas.geiger@wktirol.at Internet: wko.at/tirol
redigieren und den Veranstaltungskalen-
der auf Aktualität überprüfen. „Es ist uns
sehr wichtig, dass die Beiträge qualitativ
hochwertig sind und die Seite immer ak-
tuell ist. Die Marke Tirol steht für Qualität,
dieses Niveau muss natürlich auch sport.
tirol.at haben“, stellt Knab klar.
Hohe Erwartungen. Die Erwartun-
gen an die neue Plattform sind hoch: Die
Initiative soll die langfristige Positionie-
rung Tirols als Sportland Nummer eins
absichern, zusätzlich dient „Mein Sport-
platz“ der Bündelung des Sportangebots
und der Abbildung aller Sportarten. „Wir
möchten auch für den Tiroler Tourismus
stetig neue Zielgruppen erschließen und
wir glauben, das mit sport.tirol.at errei-
chen zu können“, erklärt Knab, „gleich-
zeitig wollen wir natürlich die Marke Tirol
stärken.“
Damit die Plattform auch im ganzen
Land bekannt wird, sind zahlreiche Wer-
bemaßnahmen geplant: Plakate, Events,
Medienkooperationen und Anzeigen-
kampagnen. Auch die Info-Kanäle im
Internet wie zu Beispiel Facebook sollen
genutzt werden, um vor allem jüngeres
Publikum zu erreichen.
Derzeit sucht die Tirol Werbung für
das Projekt den Schulterschluss mit der
Sportabteilung des Landes Tirol und mit
den Sportverbänden. „Uns ist es wichtig,
uns mit den Trägern des Sports auszu-
tauschen, und wir möchten mittelfristig
auch Partnerschaften beispielsweise mit
der Sportindustrie oder mit sportmedizi-
nischen Einrichtungen eingehen und mit
weiteren interessierten Standortberei-
chen zusammenarbeiten“, sagt Knab. ×
„Wir möchten auch für den Tiroler Tourismus stetig neue Zielgruppen erschließen und wir glauben, das mit sport.tirol.at erreichen zu können. Gleichzeitig wollen wir natürlich die Marke Tirol stärken.“CLAUDIA KNAB, TIROL WERBUNG
10 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
Worauf Tirols Erfolg bautWie viele Tennisplätze, Schwimmbäder, Golfplätze braucht Tirol? Diese Gretchenfrage sorgt für Diskussionen. Während die Tourismusverbände längst regional denken und ihre Angebote aufeinander abstimmen, tut sich die Kommunalpolitik schwerer, auf prestigeträchtige Infrastruktur zu verzichten.
VON S TEFFEN AROR A
V or rund 15 Jahren haben
die Fusionen der Tiroler
Tourismusverbände (TVB)
begonnen. Es war ein gut
gewählter Zeitpunkt, um diesen gewag-
ten und damals umstrittenen, weil neuen
Schritt zu wagen. Die Branche fl orierte,
Aufbruchsstimmung lag in der Luft. Aus
254 einzelkämpfenden Tourismusorten,
die für sich allein am Markt bestehen
mussten, wurden bis zum heutigen Tag
34 Regionen, die im Verbund ihre Stärken
bündeln und dadurch ihre Schwächen
ausgleichen können. Heute steht Tirol
besser da als je zuvor. Die Gäste kommen,
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im Winter wie im Sommer, in Scharen. Das
Tiroler Modell der Destinationen wird
mittlerweile am internationalen Markt als
Erfolgsbringer kopiert. Um die hiesigen
Destinationen aber derart konkurrenz-
fähig zu erhalten, sind gezielte und stra-
tegisch durchdachte Investitionen in die
touristische Infrastruktur von Nöten. Denn
es gilt, die Fehler von früher zu vermeiden.
Modellregion Achensee. Die Regi-
on Achensee gilt als Modellbeispiel, wenn
es um die Nutzung von Synergieeff ekten
und den Aufbau regionaler, statt lokaler
Strukturen geht. Die Gemeinden haben
hier längst erkannt, dass nur ein gemein-
sames Angebot langfristig zielführend
sein kann. Der örtliche TVB kann sich mitt-
lerweile auf die Fahnen schreiben, Tirols
Sommerdestination Nummer eins zu sein,
und auch im Winter zählt der Achensee
zu den Top-Leistungsträgern des Tiroler
Tourismus. Ein Status, der nicht von unge-
fähr kommt, wie der Geschäftsführer des
TVB Achensee, Martin Tschoner, erklärt:
„Unser Erfolgsgeheimnis sind die engen
Verbindungen zwischen dem Verband
und den Gemeinden. Obwohl diese ei-
gentlich, von der Organisation her, nur
im Aufsichtsrat des TVB sitzen, laden wir
Wettrennen. Wer im Tourismus vorne dabei sein will, darf nicht im Gestern stehen bleiben - vor allem,
was die Infrastruktur angeht.
11
Hier gilt es für die Tourismusverbände,
in Zusammenarbeit mit der Landespolitik
Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn die
Bereinigungen am Infrastruktursektor sind
nötig und unausweichlich. Und sie bedeu-
ten nicht zwangsläufi g nur Verluste. Denn
diese Prozesse passieren immer auch in
Verbindung mit dem Schaff en neuer, zeit-
gemäßer Anlagen, die sowohl Gästen wie
auch Einheimischen nutzen.
Als wäre es nicht Aufgabe genug,
diesen Mehrwert für alle zu kommuni-
zieren, wenn es um die Schließung alter
Infrastruktur geht, verschärft die aktu-
elle Wirtschaftslage die Situation. Denn
anders als im Tourismus vor 15 Jahren,
als die Fusionen in Angriff genommen
wurden, stehen die Gemeinden heute
bei weitem nicht so gut da. Die fi nanzielle
Schmerzgrenze der Kommunen ist längst
erreicht. Dass das Nutzen von Synergieef-
fekten hier Entlastung bringen würde, ist
aber nur den wenigsten Bürgermeistern
klar. Im Gegenteil: Die Kommunalpoliti-
ker scheinen das Wort „Fusion“ aus ihrem
Wortschatz gestrichen zu haben. Was in
den Nachbarländern bereits gang und
gäbe ist, bleibt hierzulande undenkbar.
Abgesehen von einigen eher unverbind-
lichen Kooperationen, beharren die Ge-
meinden auf ihrer Unabhängigkeit. Eine
teuer erkaufte Freiheit, so die Kritik von
touristischer Seite. Denn die Kosten zum
Erhalt all dieser kleinstrukturierten Einhei-
ten würden zu Lasten der Allgemeinheit
und letztlich auch des Tourismus gehen.
Die Diskussion fl ammte kurz wäh-
rend der Gemeinderatswahlen 2010 auf,
blieb jedoch ein Strohfeuer unter Poli-
tologen und anderen Kommentatoren.
Passiert ist nichts. Und so prallen heute
auf Gemeindeebene zwei Welten aufein-
ander, wenn es um den Tourismus geht.
Letzterer hat den Sprung auf die nächste
Ebene im Zuge der Verbandsfusion in Ti-
rol bereits genommen. Die Gemeinden,
die zwar oft von und mit dem Tourismus
leben, hinken aber hinterher. Dadurch
gehen nun allzu oft genau die positiven
Impulse verloren, die man sich durch die
Fusionsprozesse erhoff te.
Hallenbad als Zankapfel. Wie
schwer es ist, die Interessen eines Touris-
musverbandes (TVB) und einer Gemeinde
unter einen Hut zu bringen, davon kann
Toni Wurzrainer ein Lied singen. Der Ge-
schäftsführer des TVB Pillerseetal arbeitet
hart daran, die Bedürfnisse „seiner“ fünf
Gemeinden – Fieberbrunn, Hochfi lzen,
alle Bürgermeister zu allen Vorstandssit-
zungen ein. Und sie kommen auch immer.
Dadurch sind immer alle Beteiligten am
selben Wissensstand, wenn es um Infra-
strukturprojekte geht. So kann nie jemand
sagen, er wisse von etwas nichts.“
Zudem, so Tschoner, habe man am
Achensee schon im Fusionsvertrag – der
Zusammenschluss fand hier vor rund zehn
Jahren statt – festgelegt, dass keine Infra-
struktur-Altlasten mitgenommen werden
sollten. Wobei man den großen Vorteil
hatte, dass etwa die maßgeblichen Berg-
bahnen und die für die Region so wichtige
Schiff fahrt nicht vom Verband oder den
Gemeinden getragen werden, sondern
ohnehin andere Eigentümer haben. Der
Regionsgedanke, so Tschoner, sei von
Beginn an gut angenommen worden: „Wir
haben sehr konsequent darauf geachtet,
dass etwa die Ortsmarken nirgends mehr
erscheinen und immer die Region ge-
nannt wird.“ Der Erfolg gab der Region
recht: Waren die einzelnen Orte rund um
Tirols größten See namentlich früher nur
mäßig bekannt, so zählt die Destination
Achensee heute zu den touristischen Aus-
hängeschildern und ist auch international
ein Begriff .
Altlasten. Abgesehen von diesem Posi-
tivbeispiel liegt aber in Sachen Infrastruktur
noch vieles im Argen. Es sind die Altlasten,
die bis heute vielerorts Probleme bereiten.
Seien es die zahllosen Tennisplätze, die
bis in die 1990er Jahre Pilzen gleich aus
dem Boden schossen. Oder seien es die
vielen Frei- und Hallenbäder, die in den
kommunalpolitisch fetteren Jahren zum
Portfolio eines jeden Bürgermeisters
gehörten, der etwas auf sich hielt. Dieser
Wildwuchs blieb über Jahrzehnte unge-
steuert, noch nicht einmal genaue Zahlen,
wie viele Tennisplätze oder Schwimmbä-
der es im Land gibt, sind zu fi nden. Bis
heute stellen diese baulichen Zeitzeugen
eine Belastung dar. Denn meist obliegt die
Erhaltung nicht allein den Kommunen, die
ohnehin an ihren fi nanziellen Grenzen an-
gelangt sind, sondern auch die örtlichen
Tourismusverbände werden in die Pfl icht
genommen. Dass Bäder mit zweifelhaf-
tem 1970er-Jahre-Charme nicht mehr
dazu taugen, Gäste anzuziehen, ist dabei
nebensächlich. Die Gemeinden pochen
auf Einhaltung alter Verträge oder weigern
sich schlichtweg, liebgewonnene aber
unrentable Einrichtungen zu schließen.
„Trendsportarten wie Ice-Cross sind die Zukunft. Die Anlage ist schnell errichtet und dank Sponso-ren kostengünstig. Läuft es, werden wir ausbauen, läuft es nicht, bauen wir einfach wieder ab.“TONI WURZRAINER, GESCHÄFTSFÜHRER TVB PILLERSEETAL
Innovation. Waidring setzt Akzente und prescht mit einer Ice-
Cross-Bahn vor.
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St. Jakob in Haus, St.Ulrich am Pillersee
und Waidring –, die unter einer touristi-
schen Dachmarke vereint sind, mit jenen
des TVB abzustimmen. Aber aktuell spießt
es sich. Es geht um ein Schwimmbad, der
Klassiker in Sachen Infrastrukturaltlasten.
Konkreter Zankapfel ist das 36 Jahre alte
Hallenbad in der Gemeinde St. Ulrich am
Pillersee. Der sanierungsbedürftige Bau
wird von Kommune und TVB finanziell
über Wasser gehalten. Nicht einfach, bei
einem jährlichen Minus von rund 120.000
Euro. Tourismusmann Wurzrainer will den
maroden Kostenpunkt lieber heute als
morgen streichen und das Bad zusperren.
Doch die Bürgermeisterin von St. Ulrich
wehrt sich dagegen. Hat sie doch im
Gemeinderatswahlkampf damit punkten
können, sich für den Erhalt des Bades
auszusprechen. Eine Patt-Situation, die
Wurzrainer ärgert: „Auch wenn das De-
fizit noch so groß ist, der Wahlerfolg ist
Politikern wichtiger.“ Aus kaufmännischer
Sicht ist der Erhalt des Bades ein Irrsinn.
Doch die kommunalpolitischen Uhren
ticken eben anders.
Was die Tiroler Tourismusverbän-
de längst hinter sich haben – den Schritt
von vielen kleinen Einzelkämpfern hin zu
mehreren größeren Regionalverbänden
– ist für die Gemeinden noch immer
undenkbar. Die beiden Einheiten, die
vor zwei Jahrzehnten noch sehr ähnlich
organisiert waren, sind dadurch inkompa-
tibel geworden. Das bestätigt auch Ger-
hard Föger, Leiter der Tourismusabteilung
im Landhaus. Er kennt die Zwickmühle,
in der Toni Wurzrainer steckt, nur zu gut:
„Wir wollen nicht vom grünen Tisch aus
den Praktikern draußen oktroyieren, was
geht und was nicht. So vermessen sind
wir nicht, dazu gibt es ja die einzelnen
Verbände vor Ort, die besser wissen, was
für sie sinnvoll ist und was nicht. Aber wir
versuchen natürlich, den Leuten in der
Praxis die Sinne für gewisse Probleme
zu schärfen, die wir beobachten.“ Dabei
ist Understatement gefragt, denn kein
Bürgermeister sperrt gerne etwas zu.
„Bändchen durchschneiden und eröffnen
kommt beim Wähler besser an“, weiß Fö-
ger. Daher achte man seitens des Landes
sehr genau darauf, auch die Bedürfnisse
der Gemeinden bei den Bereinigungspro-
zessen zu berücksichtigen. Oft ein politi-
scher Spagat, wie Gerhard Föger erklärt:
„Man muss schauen, wie ist die Situation
vor Ort. Habe ich da politisch, unter An-
führungszeichen, klare Verhältnisse oder
ein sehr differenziertes Kräfteverhältnis
im Gemeinderat? Das Reibungspotenzial
vor Ort ist unterschiedlich. Gibt es etwa
Fraktionen, die sagen, das alte Schwimm-
bad wird geschlossen, weil es mit dem
Bus nur fünf Minuten bis zum nächsten
sind? Oder solche, die sofort rufen, oh
nein, auf keinen Fall, was für ein Signal
gegen die Jugend?“
Föger weiß, wie schwierig diese
finanziellen Belastungen durch Altlasten
für die Tourismusverbände in der Praxis
sind: „Werbung ist alles. Das gilt auch
und insbesondere für den Tourismus.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass
gutes Marketing in der Freizeitwirtschaft
den Schlüssel zum Erfolg bedeutet. Die
großen Tourismusverbände, die Jahr für
Jahr mit neuen Rekordzahlen aufwarten
können, machen es vor. Sie alle inves-
tieren den Gutteil ihres Budgetkuchens
in die Werbung. Alle Kosten, die das Ver-
bandbudget schmälern, gehen letztlich
zu Lasten des Marketings.“ Darum ist Fö-
ger kein Fan vom Erhalt alter Anlagen, die
längst keinen ökonomischen Sinn mehr
ergeben. Denn dadurch geraten Tou-
ristiker in die Zwickmühle. Neben dem
Marketing ist es die Infrastruktur, die als
größter Kostenfaktor zu Buche schlägt.
Ohne ansprechende Infrastruktur kein
ansprechendes Angebot für die Gäste.
Was also tun, wenn man als Verband vor
der Entscheidung steht: Investiere ich in
Infrastruktur oder in Marketing?
Infrastrukturanalyse fehlt. Was
in Tirol bis heute fehlt, ist eine profunde
Infrastrukturanalyse mitsamt daraus ab-
geleiteter Strategie auf regionaler Ebene.
Mit diesen Daten, so die Experten, wäre
es deutlich einfacher, Überschüsse und
Defizite im Bereich touristischer Infra-
struktur in den einzelnen Regionen zu
identifizieren. Mit diesem Wissen könnte
auch vor Ort viel einfacher argumen-
tiert werden, wenn etwa die Schließung
einer maroden, überalterten Anlage
ansteht, deren Wegfall in naher Umge-
bung bereits genügend von ähnlichen
Einrichtungen abgedeckt würde. Nicht
zuletzt zeigen auch die Kommunen nur
sehr zurückhaltendes Interesse am Er-
stellen derartiger Pläne. Letztlich, so die
Befürchtung, würden diese nur gegen
ihre Interessen eingesetzt. Ein Trug-
schluss, wie Gerhard Föger entgegnet:
„Von einem modernisierten und regional
abgestimmten Angebot profitieren alle –
Gäste wie Einheimische. Die Mobilität ist
heute anders als vor 30 Jahren. Die Leute
fahren problemlos 30 Kilometer, um im
Supermarkt ihrer Wahl einzukaufen, wa-
rum soll das bei Schwimmbädern nicht
möglich sein?“
Weil die Gemeinden und auch die
Tourismusverbände mit immer knapperen
Mitteln wirtschaften müssen, nimmt die
Möglichkeit einer Beteiligung privater
Sponsoren oder Investoren immer größe-
re Bedeutung an. „Die öffentliche Hand ist
per se kein Unternehmer“, sagt dazu auch
Föger. Er hofft, dass die Drittmittel bei den
Infrastrukturprojekten noch deutlich zu-
nehmen. Weil allein dadurch gewährleis-
tet sei, dass auch wirklich nur ökonomisch
sinnvoll Infrastruktur geschaffen wird. Er
nennt die Seilbahnunternehmer als Bei-
spiel aus der Praxis. Diese würden Jahr
für Jahr unter Beweis stellen, wieso es
zum Führen eines solchen Unternehmens
Profis brauche und nicht einen Verband
oder eine Gemeinde. „Der Unternehmer
handelt nach wirtschaftlichen Gesichts-
punkten und nicht, um möglichst vielen
Leuten zu gefallen“, ist Föger vom Vorteil
des unternehmerischen Know-how über-
zeugt. Einrichtungen, bei denen Funkti-
onäre durch Wahlen bestimmt werden,
seien nur bedingt dafür geeignet, Firmen
zu führen.
Das Land Tirol hat mit den Seilbahn-
grundsätzen klargemacht, auf welche Linie
es in Sache Skipisten setzt: Anstelle einer
Erschließungstaktik, die nur ein Mehr an
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Pisten verfolgt, sind die Unternehmer
dazu angehalten, ein Mehr an Qualität im
Rahmen bestehender Einrichtungen zu
schaffen. Denn es gibt schon unter den
bestehenden Anlagen, abseits der soge-
nannten Gunstlagen, Problemkinder. Es
sind vor allem die kleinen Lifte in weniger
hohen Lagen, die immer mehr zur Heraus-
forderung werden. Denn auch hier stehen
den rein ökonomischen Überlegungen, die
nach Kosten-Nutzen-Prinzip bewerten, ge-
sellschaftliche und kommunale Bedenken
gegenüber. Denn, so die Argumentation
der Kritiker, gerade die kleinen Gemeinde-
lifte sorgen dafür, dass die einheimische Ju-
gend noch die Möglichkeit hat, überhaupt
Skifahren zu lernen. Es ist zwar praktisch
unmöglich, kleine Skigebiete mit meist ver-
alteter Technik wirtschaftlich weiterzufüh-
ren. Dennoch haben sie eine große Lobby,
weil sie emotional von Bedeutung sind. Für
die den Zahlen verpflichteten Touristikern
eine Zwickmühle. Denn natürlich bedeutet
auch für sie ein Tirol mit immer weniger
skifahrenden Tirolern einen Imageverlust.
Es geht um das Gesamtbild. Doch
um welchen Preis? Eine Idee, die in diesem
Zusammenhang immer wieder auftaucht,
ist die Querfinanzierung der Kleinen durch
die Großen. Das hieße in der Praxis: Die so-
genannten Leistungsträger unter den Skige-
bieten zahlen fixe Beträge in einen Topf zum
Altlasten. Das renovierungsbedürf-
tige Hallenbad in St. Ulrich mutiert zum Zankapfel. Die Ge-
meindeführung hält trotz Defizit daran
fest, der TVB will die Schließung.
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Erhalt kleinerer, nicht wettbewerbsfähiger
Gebiete. Mit dem einen Ziel: das Nachwach-
sen der einheimischen Skiklientel zu sichern.
Neue Akzente. In der Region Pillersee
macht TVB-Geschäftsführer Toni Wurzrai-
ner vor, wie man in Sachen Infrastruktur den
Sprung vom Gestern ins Heute bewältigen
kann. Während die Debatte um das alte,
kostspielige Schwimmbad anhält, setzt der
TVB neue Akzente. Wurzrainer ist über-
zeugt, dass die Bürger viel eher Verständnis
dafür haben, dass – wie im konkreten Fall –
ein Bad aus den 1970er Jahren kaum mehr
dazu geeignet ist, Gäste anzulocken. Dafür
hat er in Kooperation mit potenten Spon-
soren – allen voran der Softdrink-Gigant
Red Bull – ein zukunftsweisendes Projekt
auf die Beine gestellt. Derzeit entsteht in
Waidring die erste Ice-Cross-Bahn. Diese
neue Trendsportart wird vom Branchenrie-
sen Red Bull weltweit promotet. Waidring
hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt
und dem Konzern die Möglichkeit gebo-
ten, eine solche Bahn im Gemeindege-
biet zu errichten. „Diese Anlage ist relativ
kostengünstig im Bau und nur temporär.
Das heißt, sollte das Experiment dane-
bengehen, können wir das schnell und
ohne große Folgekosten wieder abbauen“,
erklärt Wurzrainer. Sollte es aber funktio-
nieren und die Ice-Cross-Bahn zum Erfolg
werden, dann plant der TVB bereits einen
Ausbau des Angebotes. „Wir erhalten durch
die Bahn und den Sponsor weltweite PR“,
ist Wurzrainer vom Erfolg überzeugt. Als
Praktiker weiß er: „Der Markt ist heute viel
schnelllebiger. Man muss rasch reagieren
können und dazu ist starre Infrastruktur wie
ein Schwimmbad einfach nicht geeignet.“
Der Bau der Ice-Cross-Bahn zum Beispiel
dauert nur eine Woche.
Doch nicht alle Regionen haben
das Glück oder die Voraussetzungen, auf
Angebotsebene mitzuhalten. Wenn es um
den Ausgleich zwischen begünstigten und
weniger begünstigten Regionen geht, tritt
in erster Linie die Landesverwaltung auf den
Plan. Der Vorstand der Tourismusabteilung,
Gerhard Föger, sieht in diesem Thema
überhaupt eine der Grundsatzfragen: „Ist
Tirol ein Land mit Tourismus oder ist Tirol
ein Tourismusland?“ Viele Touristiker wür-
den mit ersterer Variante, also ein Land mit
Tourismus, d’accord gehen. Denn dies wür-
de bedeuten, dass man von einigen starken
Regionen ausgeht, die man gezielt fördert.
Während man gleichzeitig die schwachen
Regionen aufgibt, zu Gunsten der Starken.
Das würde in der Praxis bedeuten, dass sich
stark industrialisierte oder gewerbliche Ge-
biete, wie etwa die Inntalfurche, endgültig
davon verabschieden, Tourismusgebiet
sein zu wollen. So weit die rein wirtschaft-
liche Betrachtung.
Die Position des Landes lautet hin-
gegen: Ganz Tirol ist ein Tourismusland.
Wobei diese Defi nition die Frage aufwirft:
Wie soll der Ausgleich zwischen den geld-
bringenden Leistungsträgern und den fi -
nanzschwachen Mitläufern funktionieren?
Das Land geht derzeit den Weg, dass es
die Großen, wie etwa Mayrhofen, Kitzbü-
hel oder Ischgl, kaum über das ohnehin
in den Verbänden gegebene Maß hinaus
fördert. Dafür werden aber Regionen wie
der Kaiserwinkel, das Lechtal, das Piller-
seetal oder der Raum Landeck verstärkt
gefördert. „Weil es jene hoff nungsvollen
Regionen sind, die sowieso schon aus
wenig relativ viel machen“, erklärt dazu
Föger. Die Überlegung hinter diesem, aus
rein wirtschaftlicher Sicht vielleicht un-
logischen Vorgehen, ist jene, dass es für
eine funktionierende Tourismusindustrie
wie sie in Tirol existiert, unabdingbar nötig
ist, den Rückhalt der Bevölkerung zu ge-
nießen. Föger zeichnet dazu den Kreislauf
zwischen Land Tirol, der touristischen
Unternehmerschaft und der Bevölkerung
nach: „Der Landeshauptmann muss den
Unternehmern geeignete Rahmenbedin-
gungen bieten können. Zugleich wird er
aber von der Bevölkerung gewählt, die
wiederum von und mit der konkreten
Ausgestaltung des Tourismus leben muss.
Wenn also die Belastungen überhand
nehmen, kriegt der Landeshauptmann
von der Bevölkerung Druck und kann sich
nicht mehr so off ensiv für den Tourismus
einsetzen.“ Daher sei es im ureigensten
Interesse der Politik und auch der Wirt-
schaft, permanent an dieser Akzeptanz
zu arbeiten. Es gelte, alle mit ins Boot zu
holen, und nicht nur jene Stimmen zu be-
rücksichtigen, die in den Topregionen gut
vom Tourismus leben.
Doch genau hier sieht Föger auch
ein Defi zit. Denn noch werde der Mehr-
wert und Nutzen von touristischer In-
frastruktur für die ansässige Bevölkerung
bei der Planung zu wenig mitgedacht.
Und wenn doch, so werde er letztlich
viel zu wenig kommuniziert. Um neue
touristische Infrastruktur der Bevölkerung
schmackhaft zu machen, müsse von Be-
ginn an klar sein, wem diese nutzt. Der
Idealfall wäre ein Projekt, das Gästen wie
auch Einheimischen off en steht und das
zudem noch in einer Art umgesetzt wird,
die allen Beteiligten zusagt. Weil das aber
nur sehr selten der Fall ist, kann Föger auch
mit Bauten leben, die rein nur Gästen zur
Verfügung stünden: „Solange man der Be-
völkerung dann aber auch klar darlegen
kann, welchen Mehrwert diese Einrichtung
für die Region und letztlich ihre Einwoh-
ner generiert. Es geht schließlich auch um
den lokalen Handel und das Gewerbe, die
genauso von einer solchen Einrichtung
profi tieren.“
Als Positivbeispiel führt Föger die
Region Serfaus-Fiss-Ladis an, wo in den
vergangenen Jahren viele große Baupro-
jekte umgesetzt wurden. Aber allesamt
haben sich bis heute als sinnvolle Inves-
titionen bewährt, wodurch innerhalb der
Bevölkerung eine Art „positiver Grundver-
dacht gegenüber den Verantwortlichen“
entstanden sei. Mit dem angenehmen
Nebeneff ekt, dass die Skepsis gegenüber
neuen Projekten mittlerweile sehr klein
geworden ist, da Vertrauen geschaff en
werden konnte. Genau dieses Vertrauen
zwischen Bevölkerung und Touristikern
braucht es, um auch künftig als führende
Urlaubsdestination bestehen zu können. ×
„Bei uns haben alle Orte durch die Fusion der einzelnen TVB zur Region Achensee vor zehn Jah-ren gewonnen. Heute sind wir im Sommer die am besten ausgelaste-te Destination in ganz Tirol.“MARTIN TSCHONER, GESCHÄFTSFÜHRER TVB ACHENSEE
15
Das Problem der Altlasten
Saison: Herr Dr. Föger, Tirol zählt zu den touristisch am intensivs-ten genutzten Regionen welt-
weit. Wird die hiesige Infrastruktur dieser Rolle gerecht? GERHARD FÖGER: Wir
haben sicher nicht zu wenig Infrastruk-
tur, muss man sagen. Die Frage ist nur,
ob wir auch immer die richtige haben. Wir
leisten irrsinnig hohe Aufwendungen, die
zu einem großen Teil in die Infrastruktur
fl ießen. Das reicht von klassischen Objek-
ten bis hin zu Wegen und dergleichen. Die
Tourismusverbände nehmen dafür sehr
viel Geld in die Hand. Übers Jahr gese-
hen sind das mehr als 125 Millionen Euro.
Nun stehen wir aber vor dem Problem,
dass die Aufwendungen von Projekt zu
Projekt stark variieren. Je nachdem, wie
es mit fi nanzkräftigen Partnern aussieht.
Die Area 47 ist so ein Beispiel, wo viele
Sponsoren dabei sind. Da habe ich natür-
lich die Möglichkeit, aufsehenerregende
und zeitgemäße Dinge auf die Füße zu
stellen. Zum anderen gibt es Projekte, die
eine Region als Basisstruktur für nötig hält
und wo die öff entliche Hand sich stärker
einbringt, weil diese so nicht aus der Un-
ternehmerschaft entstehen würden. Aber
auch das macht uns keine Sorgen, solange
das in einem gewissen Rahmen bleibt.
Was bereitet Ihnen dann als zuständige Aufsichtsbehörde solches Kopfzerbre-chen? Problematisch ist jener Teil der
Infrastruktur, der allein deswegen mit-
gezogen wird, weil er existiert. Das sind
Dinge, die seinerzeit realisiert wurden, die
aber heute nicht mehr tragbar sind. Weil
sie der Markt einfach nicht mehr braucht.
Klassische Beispiele sind Schwimmbäder.
Wenn etwa ein TVB zusammen mit der
Gemeinde so ein Bad erhält, obwohl das
so gut wie gar nicht von Gästen genutzt
wird. Oft werden diese Anlagen fast nur
mehr von Schülergruppen und Senioren
frequentiert, die wiederum nur Sozialtarife
bezahlen, wodurch ein wirtschaftlicher
Betrieb unmöglich ist. Da stellt sich die
Frage: Ist das wirklich Aufgabe des Tou-
rismus?
Die Gemeinden nehmen den Tourismus also über die Maßen in die Pfl icht? Nun,
ich verstehe die Gemeinden. Die Post
sperrt zu, statt der Bankfi liale gibt es nur
mehr einen Automaten und dann soll noch
was wegbrechen. Niemand sperrt gerne
zu, das ist klar. Es ist für einen Kommunal-
politiker viel besser, zu gestalten, als der
Bevölkerung die Botschaft überbringen
zu müssen, etwas nicht länger halten zu
können. Hinten und vorne wird das Geld
immer knapper und da kämpfen dann halt
viele, das spüren wir draußen überall. Es
ist eben immer feiner, Bändchen durch-
zuschneiden, als zuzusperren.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
Gerhard Föger, Vorstand der Tourismusabteilung des Landes Tirols, spricht off en über die Probleme, die entstehen, wenn Kommunalpolitik und Tourismus-wirtschaft aufeinanderprallen.
DR. GERHARD FÖGER
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16 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
Vom Event- zum Sportmanager Tourismusverbände passen ihre Stellenprofi le dem Markt an. Was vor zehn Jahren die erste Veranstaltungsmanagerin im Ötztal war, ist heute ein Sportmanager, wie jener im TVB Kitzbühel.
VON JULIA BRUGG ER
S port- und zunehmend auch
Kulturevents sind wichtige
Gästemagnete. Dementspre-
chend haben Touristiker schon
früh mit Eventagenturen zusammengear-
beitet, vor zehn Jahren stellte etwa Ötztal
Tourismus für den Radmarathon sogar
eine eigene Veranstaltungsmanagerin ein.
Was zunächst extern bezogen wurde, ist
heute meist eine hauseigene Dienstleis-
tung. Event- oder Veranstaltungsmanager
als Teil der Marketing-Abteilung fi nden
sich vom TVB Achensee über Seefeld bis
ins Zillertal. Neben der Organisation von
Events werden umfangreiche Magazine
erstellt, welche dem Touristen die Tradition
und Innovationskraft der Region vorstellen.
Die zunehmende Serviceorientie-
rung im Tourismus verlange jedoch mehr,
als den potenziellen Gast mit einer „Mög-
lichkeit auf unverspurte Pulverhänge“ auf
der Homepage oder im Hochglanzfolder
ins Land zu locken. „Wichtig ist, dass ich
den Gast konkret und step-by-step an das
Erlebnis heranführe – und zwar auf allen
Ebenen“, erläutert Professor Peter Zell-
mann vom Wiener Institut für Freizeit- und
Tourismusforschung. „Dafür brauche ich
zum einen exakte und informative Beschil-
derungen vor Ort. Zum anderen müssen
vom Hotelier und Bürgermeister über den
Geschäftsführer bis zu den Bewohnern in
der Tourismusregion alle bestens über die
speziellen Angebote Bescheid wissen.“
Zellmann plädiert für einen bottom-up
Prozess in der Tourismusvermarktung.
Der Kitzbüheler Sportmanager. Genau nach diesem Muster arbeitet der
Sportmanager Günther Aigner im Kitz-
büheler Tourismusverband. Im Sommer
2009 ließ er die Asphaltstraße auf das Kitz-
büheler Horn von Profi s zentimetergenau
vermessen. Alle historischen Daten und
Streckenrekorde der Rennradsportler sind
am Beginn der Route auf Tafeln vermerkt,
damit sich der trainierende Einheimische
und Tourist mit den Besten messen kann.
Stück für Stück ist die Strecke bis zum
Alpenhaus beschildert. Bereits am Aus-
gangspunkt weist das Schild „7,1 km“ den
Rennradfahrer auf den vor ihm liegenden
Weg hin. Jede Kehre ist mit Namen, Num-
mer und Seehöhe versehen. An vier der
steilsten Teile informiert eine große Tafel
über die Steigung, die der Sportler gerade
meistert.
„Wir bieten den Touristen wie auch
den Einheimischen dadurch ein intensi-
veres Erlebnis. Zudem wird die Straße in
einen geschichtlichen Zusammenhang
gestellt, was natürlich ihre Attraktivität
erhöht“, erklärt Günther Aigner. Feder-
führend setzte der studierte Sportwis-
senschaftler mit Profi sportlern und dem
„Wir bieten den Touristen wie auch den Einheimischen dadurch ein intensiveres Erlebnis. Zudem wird die Straße in einen geschichtlichen Zusammenhang gestellt, was natürlich ihre Attraktivität erhöht.“GÜNTHER AIGNER, SPORTMANAGER
17
Kitzbüheler Horn. Jede Kehre ist mit Namen, Nummer und
Seehöhe versehen.
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18
Vermessungsamt die Streckenbeschil-
derung durch. Dazu wurde ein eigenes
Heftchen herausgegeben. Im „Kitz Road-
bike“ ist jede erschlossene Rennradrunde
in und um Kitzbühel mit Streckenlänge,
Kilometerangabe und Schwierigkeitsgrad,
aber auch mit einem herausnehmbaren,
gefalteten Detailplan versehen. Damit
wird das um einen Euro erhältliche Heft
des Tourismusverbandes zu einer starken
Konkurrenz für handelsübliche Touren-
bücher, die ausführlich Routen beschrei-
ben. Doch diese Leistung möchte der
TVB nicht mehr den Verlagen überlassen,
sondern für die eigene Region selber in die
Hand nehmen.
Von der Region für die Region. Der regionale Ansatz ist den Kitzbühelern
sehr wichtig. „Wir verfassen alle Texte sel-
ber, recherchieren in Archiven, sprechen
mit Sportlegenden, Einheimischen und
regionalen Wirtschaftstreibenden. Unsere
Produkte müssen aus einem Guss sein“,
erläutert Günther Aigner. Doch für die
zentrale Aufgabe, den Markenbildungs-
prozess, holten sich die Kitzbüheler den-
noch externe Profi s ins Boot. Gemeinsam
mit der Nürnberger Markenagentur „brand
trust“ haben sie ihre Markenidentität ent-
wickelt. Zentrale Schlagwörter, die sich
dabei herauskristallisierten, sind: Sport,
Legende und Mythos. Der Slogan lautet:
„Kitzbühel, die legendärste Sportstadt in
den Alpen“. (Siehe auch Seite 42.)
„Es ist nun wichtig, dass wir die-
sen Slogan mit Inhalt füllen. Dabei spielt
unser Sportmanager eine zentrale Rolle“,
erklärt TVB-Geschäftsführer Peter Mar-
ko. Vor drei Jahren wurde die Stelle des
Sportmanagements gescha© en, das heißt,
sie kristallisierte sich am Ende des Mar-
kenbildungsprozesses als Notwendigkeit
heraus. „Ich wollte einen Mitarbeiter, der
einen Sporthintergrund mitbringt, oder
zumindest eine große Aª nität zum Spit-
zensport. Das Netzwerk in diesem Bereich
ist für uns äußerst wichtig“, so Peter Marko.
Umso besser, dass sein Sportmanager im
Winter Skifahrer und Tourengeher, im
Sommer Triathlet, Bergsteiger, Renn-
radfahrer und Mountainbiker ist und am
Institut für Sportwissenschaften an der
Uni Innsbruck Grundlagenforschung zum
Mountainbiken betrieben hat.
Marko ist ein Profi und weiß genau,
wovon er spricht. Rund zehn Jahre lang
leitete er den TVB Ötztal und initiierte dort
die Stelle einer Veranstaltungsmanagerin.
Darauf baute Oliver Schwarz, sein Nach-
folger, auf und stockte die Marketingabtei-
lung auf insgesamt fünf Eventmanager auf.
„Sie spielen eine zentrale Rolle. Schließlich
positioniert sich das Ötztal und vor allem
Sölden mit Events und Sport“, so der ak-
tuelle Geschäftsführer. Auch im Zillertal
setzt man stark auf die Vermarktung von
Sportevents, Radrouten und Skipisten.
Nach wie vor werden die Marketingstellen
in erster Linie mit Touristikern, Wirtschaft-
lern oder Eventmanagern besetzt.
In Kitzbühel handelte Peter Marko
gegen den Trend, indem er den Sportwis-
senschafter und Wirtschaftspädagogen
Günther Aigner ins Team holte. Damit sind
die Grenzen zum reinen Eventmanagement
eindeutig überschritten, den Gast erwartet
mehr als perfekt inszenierte Shows.
Neue Jobs im Tourismus. Was
2009 vom Kitzbüheler Sportmanagement
für Läufer/Nordic-Walker und 2010 für die
Rennradfahrer sowie ansatzweise für die
Golfer entwickelt wurde, wird es dem-
nächst für den Skisport geben. Vom ersten
Skitouren-Führer von Franz Reisch 1908 bis
zu den 170 – zum Großteil schwarzen –
Pistenkilometern soll das Heft Geschichte
mit Gegenwart, Tradition mit Moderne
verbinden.
Die innovativen Impulse von Seiten
des Tourismus ermöglichen der Region
„Kitzbühel, die legendärste Sport-stadt in den Alpen. Es ist nun wichtig, dass wir diesen Slogan mit Inhalt füllen.“PETER MARKO, TVB-GESCHÄFTSFÜHRER
neue Entwicklungen und, wie man ho© t,
eine höhere Wertschöpfung. „Eines führt
zum anderen. Und so haben wir in Kitzbü-
hel mittlerweile etliche Sportcoaches und
-trainer, die ihre Expertise an Einheimische
und über Hotels an Touristen weiterge-
ben“, erklärt Aigner die Eigendynamik der
Projekte. In Kitzbühel wurde sogar eine
Bikeakademy gegründet. „Die ausgebil-
deten Guides geben Techniktraining und
Videoanalysen. Das ist ein vergleichbares
Angebot zu dem, was Skilehrer im Win-
ter bieten“, so der Sportvermarkter. Die
Zielgruppe sind wiederum Einheimische
gleichermaßen wie Touristen.
Durch die enge Zusammenarbeit
mit Wissenschaftlern und Profi s ist der
Sportmanager noch näher am Puls der
Zeit, kann Produkte passgenauer entwi-
ckeln und Trends rascher erspüren. Im
harten Wettbewerb der Tourismusregio-
nen ist dies ein großer Vorteil. ×
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Authentische BilderDie Zahlen nach knapp einem Jahr sind vielversprechend: Die Videoplattform PLANET TIROL hat sich in der Szene etabliert.
Von M at thia s Kr apf www.planet-tirol.com
Eine coole online-Plattform
für videobegeisterte sportler
zu schaffen, die ihre eigenen
actionclips posten und gleich-
zeitig Videos von anderen Usern ansehen
und bewerten können – das ist PLanET
TiRoL. Knapp ein Jahr nach dem Launch
des Portals liegen Zahlen vor, die sich se-
hen lassen können: PLanET TiRoL konnte
seit Mitte Jänner 2010 fast 90.000 Unique
Visitors verzeichnen, über 600 Videos von
snowboardern, Freeskiern, Bikern, Klette-
rern und skatern wurden in den letzten
Monaten gepostet oder bewertet. insge-
samt wurden 537.722 Video-Views direkt
auf der Videoplattform gezählt. Berechnet
man die Views auf Youtube.com und Vi-
meo.com mit ein, sind es bereits fast 12
Millionen. auch die Facebook-seite hat
mittlerweile über 3400 Fans.
Die Videos „zeigen Tirol mit fantas-
tischen und vor allem authentischen Bil-
dern – das gab’s noch nie“, freut sich Thilo
Bohatsch, Leiter des Tourismusmarketing
der Tirol Werbung. „Wichtig ist neben
dem zahlenmäßigen Erfolg aber auch die
akzeptanz in den vielen szenen. Dieser
Zugang ist uns durchgehend gelungen und
ist Garant für diese schöne symbiose.“
Neues Design. Das Web 2.0 verändert
sich laufend – dementsprechend ent-
wickelt sich auch PLanET TiRoL weiter.
seit kurzem hat die online-Plattform ein
komplett neues Design: Die Grundfunkti-
onen sind dieselben geblieben, insgesamt
wurden der seite aber einige neue Fea-
tures verpasst. so gibt es etwa den neuen
Channel „Usertipps“, in dem jeder ohne
Registrierung oder Login seine Videos
posten kann. außerdem kann man jetzt
ganz genau verfolgen, wie gut ein Clip im
Web ankommt – ab sofort werden nicht
nur die Views auf PLanET TiRoL, sondern
auch jene auf YouTube und Vimeo gezählt.
Vervollständigt wird das breite angebot
auf PLanET TiRoL demnächst von szene-
news, regelmäßigen Gewinnspielen und
Web-TV, mit dem man seine ganz persön-
liche Video-Playlist zusammenstellen kann.
Beste Nachwuchsfahrer. Jüngste
initiative ist der PLanET TiRoL RooKiE
2011. im Rahmen eines Videocontests
werden die beiden nachwuchsfahrer des
Jahres 2011 in den sportarten snowboard
und Freeski gesucht. sie erhalten neben fi-
nanzieller Unterstützung ein Proficoaching
und die Möglichkeit, bei renommierten
Contests mitzufahren. Eine Jury aus der
heimischen sportszene wählt für jede
sportart den PLanET TiRoL RooKiE 2011.
Thilo Bohatsch sieht in PLanET
TiRoL ein entscheidendes instrument zur
ansprache junger Zielgruppen: „Wie vor
15 Jahren, als Tirol die touristische The-
menführerschaft im Bereich snowboarder
übernommen hat, ist PLanET TiRoL heute
ein neues Kommunikationstool, welches
ganz spezifisch auf veränderte Kommuni-
kationswege von bestimmten Zielgruppen
eingeht, jede Wette!“ ×
20 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
SAISON: Herr Eberharter, vor sechs Jahren haben Sie Ihre Skisportkarriere beendet. Was ist seither passiert? STEPHAN
EBERHARTER: Ich hab mir eine Auszeit
genommen, weil ich den Sport sehr
intensiv gelebt habe. Nach meinem Kar-
riereende wollte ich eine Zeitlang mein
Leben ohne Druck führen – das hab ich
auch gemacht. Mir war es wichtig, meine
sozialen Kontakte wieder zu pfl egen. Als
Spitzensportler ist das nicht möglich. Da
besteht das Leben nur aus essen, schlafen
und trainieren – das ist kein Leben, mit
dem normale soziale Kontakte möglich
sind. 2009 kam dann mein Sohn auf die
Welt. Jetzt baue ich ein Haus in Stumm
im Zillertal, das nächstes Jahr fertig wird.
Alles geht jetzt in Richtung Familie und
Eigenheim – damit verwirkliche ich mir
das, was ich mir als aktiver Skifahrer immer
erträumt habe.
Als Profi sportler muss man sehr selbst-diszipliniert sein. Können Sie heute loslassen und mal alle fünf gerade sein lassen? Das ist mir immer sehr gut ge-
lungen. Nach meiner Karriere waren die
Akkus erst einmal leer und ich konnte
auch nicht mehr. Ich habe ja auch nicht
von einem Tag auf den anderen aufgehört
– das war ein Prozess. Der Entschluss ist
langsam gewachsen und somit war ich
darauf vorbereitet, ein normales Leben
zu führen. Das genieße ich jetzt auch sehr.
„Wir Tiroler leben im Paradies“
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Der ehemalige Skirennläufer Stephan Eberharter, Olympia-sieger und mehrfacher Welt-meister, erzählt im Gespräch von seiner Skikarriere, dessen Ende und warum Tirol nicht nur für Sportler attraktiv ist.
DA S INTERVIEW FÜHRTE S YLVIA A INE T TER .
21
Sie haben 29 Weltcuprennen und mehre-re Olympiamedaillen gewonnen, waren zweimal Gesamtweltcup-Sieger und dreimal Weltmeister. Wie bleibt man trotz solcher Erfolge am Boden? Ich bin in
einer normalen Familie aufgewachsen. Ich
musste mir auch immer alles hart erkämp-
fen, im Sport wird einem nix geschenkt.
Jedes Jahr beginnt man von Neuem: Nur
weil ich letztes Jahr Olympiasieger war,
bekomme ich in der darauf folgenden
Saison keine Sekunde geschenkt. Und die-
ses Immer-wieder-von-Neuem-Anfangen
hält einen schon am Boden. Ich habe mir
auf meine Siege nie etwas eingebildet. Ich
habe nur mein Hobby zum Beruf gemacht.
Wenn Sie zurückdenken: An welchem Punkt Ihres Lebens hat Ihre Karriere begonnen? Ich habe mit vier Jahren Ski-
fahren gelernt und bin mit sieben mein
erstes Rennen gefahren. Dann hat mich
der Ehrgeiz gepackt, von zu Hause gab es
keinen Druck, sondern nur Unterstützung.
Anders hätte das auch nicht funktioniert.
Wie wichtig war für Sie die Ausbildung in der Skihauptschule in Neustift und der Skihandelsschule in Stams? Sehr wich-
tig! Und im Nachhinein betrachtet, war
es auch die richtige Entscheidung, diese
Schulen zu besuchen. Das hatte natürlich
viele Facetten: Ich bin früh selbstständig
geworden und habe gelernt im Team zu
agieren. Außerdem lernt man schnell zu
akzeptieren, dass ein anderer auch ein-
mal schneller ist. Akzeptanz und Toleranz
wurden schon sehr früh, nämlich in der
Skihauptschule, geschult. Das war eine
gute Vorbereitung auf Stams – und na-
türlich auf alles, was danach kam.
Wie schätzen Sie die Qualität der Sport-ausbildung in Tirol ein? Gerade im Skisport
ist die Ausbildung ausgezeichnet. Das fängt
an bei den Skiklubs im Heimatort, geht im
Tiroler Skiverband weiter bis zum ÖSV. Die-
ses System hat sich absolut bewährt.
Welche Rolle spielt Sport – und im Spe-ziellen Skisport – heute in Ihrem Leben?Sport spielt eine große Rolle! Heuer hatte
ich viel zu wenig Zeit dafür. Sport ist nicht
nur gut für die Gesundheit und die Fitness,
sondern reinigt auch die Gedanken, man
kann auch für sich alleine sein. So entste-
hen neue Ideen. Sport ist mein Leben und
ohne Sport bin ich nicht glücklich.
ZUR PERSON Stephan Eberharter, geboren 1969 in Brixlegg, zählt zu den erfolgreichsten Skifahrern des ÖSV. Er gewann 29 Weltcuprennen, zweimal den Ge-samtweltcup, war Olympiasieger und dreimal Weltmeister. Im Jahr 2004 beendete Eberharter seine Skisport-Karriere.
Was macht Tirol so attraktiv für Sportler?
Tirol ist nicht nur für einen Sportler, son-
dern für jeden Menschen attraktiv. Ich bin
viel herumgekommen, natürlich habe ich
auch im Ausland viele schöne Plätze ge-
sehen. Aber so schön, wie wir es in den
Alpen haben, ist es sonst nirgends. Die vier
Jahreszeiten und der Kontrast zwischen
den Jahreszeiten bringen viel Abwechs-
lung. Dazu kommt, dass Österreich ein
sicheres Land ist. Aber das Highlight sind
natürlich die Berge! Viele unserer Gäste
sagen ja nicht umsonst, dass wir Tiroler
im Paradies leben. Ich weiß das auch sehr
zu schätzen. Man kann gar nicht oft genug
sagen, wie schön unsere Heimat ist.
Sie spielen gerne Golf, was ist so reizvoll am Golfen in Tirol? Die Berge im Hinter-
grund! Golf wird sonst hauptsächlich in
ebenen Gegenden gespielt. Manchmal
gibt es ein paar Hügel, aber Berge? Die
Golfplätze bei uns sind sehr spektakulär.
Aus diesem Grund kommen auch viele
Gäste, weil sie es genießen zu golfen und
dabei gleichzeitig den wunderbaren Blick
auf die Berge haben. Mein Lieblingsplatz
ist der in Pertisau, das ist ein Traumplatz:
Er liegt auf 1000 Metern Höhe, was zwar
heißt, dass die Golfsaison erst Ende April
beginnt, aber dafür hat man eine wunder-
bare Kulisse.
Und wo gehen Sie am liebsten Ski fah-ren? Ganz klar, die Stephan-Eberharter-
Goldpiste im Skizentrum Hochzillertal ist
meine Lieblingsabfahrt! Sie geht bis runter
ins Tal und dreimal in der Woche kann
man bei Flutlicht auch Nachtskifahren.
Das gesamte Skigebiet ist ein Wahnsinn
und gehört – verbunden mit Hochfügen
– zu den Top-Skiregionen Österreichs.
Die Gastronomie ist ausgezeichnet und
es wurde permanent in die Infrastruktur
investiert! Dort gibt es keinen Lift, der älter
als fünf, sechs Jahre ist. Die Schulz Martha
hat das großartig aufgezogen – der Erfolg
bestätigt das: Das gesamte Gebiet ist stark
frequentiert und sehr beliebt.
Ganz klar ist auch die Arlberg-
Region ein wunderbares Skigebiet – das
weitläufi ge Gebiet ist einzigartig und St.
Anton weltberühmt. Aber generell ist ganz
Tirol ein Paradies für Skifahrer.
Fehlt Ihnen Ihr Profi -Skifahrerleben manchmal? Eigentlich nicht. Den Kick,
eine Abfahrt hinunterfahren zu müssen,
vermisse ich gar nicht. Das war mental
sehr anstrengend und für mich immer ein
hartes Stück Arbeit. Außerdem ist das sehr
gefährlich und dieser Gefahr war ich mir
immer bewusst. Dabei bin ich ein Sicher-
heitsmensch. Jetzt kann ich mir gelassen
das Rennen anschauen und mich mit dem
Sieger freuen.
War der Zeitpunkt zum Aufhören der richtige? Absolut! Alle Umstände haben
gepasst: Ich war erfolgreich, unverletzt
und hatte einfach keine Lust mehr. Ich war
nicht mehr zu 100 Prozent da. Das ist der
beste Zeitpunkt zum Aufhören.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Gerade im Skisport ist die Aus-bildung in Tirol ausgezeichnet. Das fängt an bei den Skiklubs im Heimatort, geht im Tiroler Ski-verband weiter bis zum ÖSV.“STEPHAN EBERHARTER
22 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
Olym pische Jugend Innsbruck bereitet sich intensiv auf die Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 vor. Nicht nur der Sport, auch interkulturelle Begegnungen werden dabei ge-fördert. Tiroler Schüler können aktiv teilnehmen.
VON JULIA BRUGG ER
I m Jahr 2012 steht Innsbruck im
Zeichen der fünf Ringe. Zum
dritten Mal in der Geschichte
und zum ersten Mal für die Ju-
gend. Bereits 1964 und 1976 beehrten die
Olympischen Spiele die Stadt Innsbruck.
Damals wurden intensive bauliche Maß-
nahmen getro� en, sodass sie heute – ab-
gesehen vom Olympischen Dorf 3 – nicht
mehr nötig sind. Somit erfüllt Innsbruck
auch eine Voraussetzung, die dem IOC
wichtig ist. Es sollten keine Sportstät-
ten gebaut werden müssen – ein klarer
Wettbewerbsvorteil für die Alpenstadt, die
2008 den Zuschlag für die Austragung der
Jugendspiele bekam.
Nachdem der Businessplan erstellt
und der strategische Plan entwickelt
wurde, geht das Projekt nun in die ope-
rative Planung über. Das reicht von der
Umsetzung eines exakten Busfahrplanes
während der Winterspiele über die Ein-
satzleitung von Sportärzten bis zum Ca-
tering für die jungen Spitzensportler. Da
die endgültigen Qualifi kationen jedoch
erst Juni 2011 feststehen werden, arbeiten
die Organisatoren derzeit mit geschätz-
ten Zahlen. Fest steht aber: Mit einem
Riesenbudget wie in Singapur, wo heuer
die ersten Sommerspiele der Geschichte
stattfanden, wird man nicht agieren.
„Singapur war aus verschiedenen
Gründen wesentlich teurer. Sie hatten
keine adäquate Infrastruktur und errichte-
ten die größte schwimmende Bühne der
Welt“, erklärt Peter Bayer, Geschäftsführer
des YOG-2012-Organisationskomitees.
„Singapur war früher für Geschäftstouris-
ten interessant und man wollte das Land
mit dieser gigantischen Show – ähnlich wie
mit dem Formel-1-Nachtrennen – auf die
touristische Weltkarte bringen. Und das,
obwohl Sport in Singapur für die jungen
Menschen selber bisher nicht von Interesse
war. In Innsbruck sieht das glücklicherwei-
se alles anders aus.“
YOG 2012 im Web 2.0. Ganz an die
junge Zielgruppe angepasst, präsentieren
sich die YOG 2012 neben klassischen Me-
dien auch stark in den neuen Medien. So
kann man Freund auf Facebook werden,
Neuigkeiten via Twitter gezwitschert be-
kommen oder sich durch Kurzfi lme auf
Youtube vom Olympischen Geist ins-
pirieren lassen. Lediglich ein RSS-Feed
fehlt noch. Die Vorarbeiten für die dritten
Olympischen Spiele in Innsbruck laufen
auf Hochtouren und in Wien lassen die
Kreativen der Agentur „super-fi “ dafür ihre
Köpfe rauchen. Schließlich rückt die Lan-
deshauptstadt ins Blickfeld von rund 114
Wintersport a© nen Nationen weltweit.
„Unsere Top-Sponsoren wie Coca
Cola, Mc Donalds oder GE haben uns
bereits gutes Feedback gegeben. Das ist
für unsere Arbeit sehr wichtig“, so YOG-
2012- Geschäftsführer Peter Bayer. Weite-
re Werbeauftritte sind für die kommenden
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„Wir wollen die Schüler nicht nur als Zuschauer erreichen, sondern auch aktiv einbinden. Das ist für die jungen Leute viel interessanter.“PETER BAYER, GESCHÄFTSFÜHRER DES YOG 2012-ORGANISATIONSKOMITEES
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YOG 2012
Die Youth Olympic Games (YOG) fi nden von 13.–22. Jänner 2012 in Innsbruck und Seefeld statt. Die 1058 jungen AthletInnen im Alter von 14 bis 18 Jahren und aus über 70 Nationen sol-len durch ihre Teilnahme an den Spielen in ihrer Entwicklung als junge SportlerInnen und Men-schen gefördert und für die Olympischen Werte begeistert werden. Neben dem Sport- wird es auch ein umfangreiches Kultur- und Bildungs-programm geben.
Die Olympischen Disziplinen der YOG 2012Biathlon, Bob, Curling, Eishockey, Eiskunst-lauf, Eisschnelllauf, Freestyle Ski, Langlauf, Nordische Kombination, Rodeln, Short Track Eisschnelllauf, Skeleton, Ski Alpin, Skisprung, Snowboard.
Olympische Werte„ Das Streben nach Exzellenz in allem, was wir tun.“
„In Frieden und Freundschaft leben.“„ Respektiere dich selber, die Anderen und die Regeln.“
YOG-Schulsport ChallengeTeilnahmeberechtigt sind alle Tiroler Schulklassen von der 3. bis zur 12. Schulstufe.Die Teilnahme sollte im Klassenverband statt-fi nden. Eine Organisation des Projekts durch den Klassenvorstand oder den Sportlehrer wärevon Vorteil.
Die Olympischen Disziplinen für SchülerCurling, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf & Short Track, Langlauf & Biathlon, Naturbahn-rodeln, Kunstbahnrodeln, Nordische Kombina-tion, Skeleton, Ski Alpin, Skispringen.
www.innsbruck2012.com
SAISON: Herr Schnedl, wie haben Ihre Schüler reagiert, als Sie ih-nen von der Schulsport Challen-
ge erzählt haben? MATTHIAS SCHNEDL:
Die Schüler waren ganz begeistert. Sie
nehmen beim Skeletonbewerb teil. Das
ist für sie natürlich ein attraktives Zusatz-
angebot zum Regelschulsport.
Die 3. Klasse der HTL-Trenkwalderstraße nimmt an der Schulsport Challenge teil. Sportlehrer Matthias Schnedl erlebt bei den Schülern einen großen Motivationsschub.
Rumpfgymnastik für Olympia
Was erwarten Sie sich davon für die Schüler? Was ich mir erwarte, ist bereits
eingetreten. Die Schüler führen rumpf-
stärkende Gymnastik mit viel Einsatz-
bereitschaft durch. Sie wissen nun, dass
sie sich damit gezielt auf den Skeleton-
Wettbewerb vorbereiten. Und das ist eine
starke Motivation.
Wie viele Schüler machen mit? Insgesamt
zwei 3. Klassen an der HTL. Ich habe 29
Schüler und letztendlich werden vier im
Wettbewerb antreten. Die Klasse wird
selber entscheiden, wer das sein soll. Der
Rest wird anfeuern.
Sie werden selber von Skeletontrainern ausgebildet. Was nehmen Sie persön-lich mit? Zum einen erlebe ich, wie o� en
Verbände gegenüber Schulprojekten sind.
Zum anderen lerne ich nun endlich selber
die Bobbahn kennen. Man weiß, dass die
in Igls ist, aber wie sie aussieht oder wie
es sich gar drinnen rodelt, das weiß ich
erst seit kurzem.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
WMs und EMs der Olympischen Disziplinen
geplant und auch mit der Tirol Werbung
möchte das Organisationskomitee Syner-
gien nutzen, wie beispielsweise über das
Online-Magazin für Extrem- und Funsport
PLANET TIROL. Zudem werden demnächst
Top-Athleten aus Tirol zu o© ziellen Bot-
schaftern der Jugendspiele ernannt.
YOG Schulsport Challenge. Der
olympische Geist soll nicht nur durch
Innsbruck wehen, er soll neben Tiroler
gleich auch österreichische Kinder und
Jugendliche erfassen. Von Herbst 2010
bis Dezember 2011 werden Schüler of-
fi zielle Olympische Disziplinen erlernen
können. Während der Jugendspiele 2012
treten sie in Sportwettbewerben gegen-
einander an. „Bob und Skeleton sind be-
reits ausgebucht“, freut sich Peter Bayer.
„Die anderen Disziplinen stehen für wei-
tere Anmeldungen noch o� en.“ Aus dem
Klassenverband heraus bilden sich einzel-
ne Teams aus vier Personen, während die
restlichen Schüler die Fangruppe bilden.
„Wir wollen die Schüler nicht nur als
Zuschauer erreichen, sondern auch aktiv
einbinden. Das ist für die jungen Leute viel
interessanter“, erläutert der Geschäftsführer
die Motivation für die Schülerspiele. „Für die
Jugendspiele ist der Breitensportgedanke
sehr wichtig!“ Sportverbände trainieren die
Lehrer, die wiederum ihre Schüler trainie-
ren. Interessierte Tiroler Schulen melden
sich einfach über die o© zielle Homepage
an und ab Februar können sich auch öster-
reichweit Schulen bewerben.
YOG World Mile. Die Faszination für
die interkulturellen Spiele soll weit über
die Grenzen des Landes hinausgetragen
werden. Von der Premiere in Singapur
inspiriert, bauen Schulklassen digitale
Bekanntschaften mit Schulen anderer
Nationen auf. Fächerübergreifend be-
leuchten sie den jeweiligen Kulturraum
aus geschichtlicher, geografi scher, künst-
lerischer oder sportlicher Perspektive. Sie
erarbeiten eine Ausstellung, die 2012 im
Congress Innsbruck präsentiert und den
Athletinnen und Athleten ein herzliches
Willkommen bereiten soll.
„Als ich in Singapur im Österreich-
pavillon stand, sah ich alte Bauernhäuser,
Kühe, eine Milka-Schokolade und eine
Figur, die Hermann Maier darstellte. Die
Jugendlichen fragten mich neugierig und
voller Stolz, ob sie denn die richtigen Sym-
bole ausgewählt hätten. Die haben sich
wirklich einen Kopf gemacht. Ich fand das
berührend“, erzählt Peter Bayer. Ganz im
Sinne der globalisierten Welt sollen die
Jugendspiele einen kulturellen Austausch
ermöglichen und zu einem weltweiten
Verständnis und zu gegenseitiger Inspi-
ration anregen. „Die Spiele sind eine Le-
bensschule. Es warten nicht nur Medaillen,
es warten auch Zufriedenheit, Freunde
und neues Wissen über Zusammenhänge
wie in der korrekten Ernährung, in Kultur
oder Nachhaltigkeit.“ Das entspricht den
ureigensten Zielen der Olympischen Spie-
le: der Völkerverständigung und des sich
sportlich Messens. Damit kann wohl nicht
früh genug begonnen werden. ×
24
Jungfernfahrt. Am Gipfel des An-
fängerhügels gibt Caroline letzte Anwei-
sungen vor der Jungfernfahrt. Nebenan
donnern einige über die rote Piste herun-
ter, für mich noch unvorstellbar, wie das
funktionieren soll. Ich setze Helm und
Skibrille auf und tappe mich zaghaft ein
paar Meter vorwärts, bleibe stehen und
bin überrascht, noch nicht hingefallen zu
sein. Langsam versuche ich, eine Kurve zu
fahren und tatsächlich: Es geht ganz ein-
fach. Die taillierten Ski übernehmen den
Großteil der Anstrengung. Ich fahre weiter
und die Angst weicht der Euphorie darü-
SAISON
SPORTPLATZ TIROL
S tell dich gerade hin, beug die
Knie ein wenig und verlagere
das Gewicht leicht nach vor-
ne“, sagt Caroline Melmer. Ich
tue wie geheißen und rutsche langsam
vorwärts. Seit 17 Jahren bin ich nicht mehr
auf Ski gestanden und heute soll mich die
Skilehrerin am Pitztaler Gletscher wieder
pistentauglich machen. Doch Skifahren
ist nicht wie Radfahren. Das Gefühl für
den Schnee habe ich längst verloren, nur
dunkel erinnere ich mich daran, wie ein
Schneepfl ug funktioniert. Nach nur drei
Tagen Unterricht sollen Menschen, die
noch nie auf Ski gestanden sind, sicher
eine leichte Piste herunterkommen. Da
ich bereits einmal Skifahren konnte, muss
ein Tag genügen.
Es ist ein Wintertag wie aus dem
Bilderbuch. Am Vormittag fi elen dicke
Flocken vom Himmel und bedeckten
das ganze Tal mit einer Schneedecke. Das
strahlende Weiß der Piste blendet. Die
Erinnerungen an meine Skifahrerlebnisse
sind dafür eher düster: Schulskikurse, die
geprägt waren von stundenlangem „Trep-
pelen“ und tagelangem Schneepfl ugfah-
ren im Gänsemarsch hinter einem Lehrer,
„Die Entwicklung der Ausrüstung ging in den vergangenen Jahren rasant voran und hat das Ski-fahren erheblich vereinfacht.“
ERICH MELMER, PRÄSIDENT VON INTERSKI-INTERNATIONAL
Skifahren im SchnellverfahrenDrei Tage reichen aus, um das Skifahren zu erlernen, so lautet eine der zentralen Botschaften des Interski-Kongres-ses im Jänner 2011. Selbst für unsportliche Menschen soll das dank neuer Technologie und Lehrmethoden möglich sein. Ein Selbstversuch.
VON FLORIAN G A SSER
der meist selbst nicht viel mehr als das
beherrschte. Die Carvingski, die man mir
ausleiht, sehen so ganz anders aus als das,
was ich damals an den Füßen hatte. Schon
nach ein paar Minuten im Flachen, jagt
mich Caroline zum Tellerlift, zum ersten
Versuch auf einer richtigen Piste. „Das
wird schon“, sagt sie. „Einfach die Spitzen
zusammen, die Enden auseinander und
die inneren Kanten nach unten drücken.“
Die gute Frau weiß, wovon sie redet. In
Kanada nahm die 29-Jährige mehrfach
an den Tiefschneeweltmeisterschaften
teil und hat sogar einmal gewonnen. In
ihrer Freizeit fährt sie Berge hinunter und
springt über Felskanten, die mir schon
beim bloßen Anblick panische Angst
einjagen. „Früher waren Skikurse oft ein
richtiger Drill, es ging darum, die Technik
möglichst gut zu beherrschen. Der Spaß
und das Fahren auf der Piste kamen erst
ganz zum Schluss“, sagt sie. Das habe
schon viele davon abgeschreckt, über-
haupt auf Skipisten zu gehen. Heute sei
das anders. Nach ein paar Grundlagen
sollen möglichst schnell Erfolgserlebnis-
se erzielt werden. Die Carvingski tragen
ihren Teil dazu bei.
25
DER INTERSKI-KONGRESS IN ST. ANTON
1951 in Zürs gegründet, setzte sich Interski zum Ziel, Informationen und Meinungen über Ski-technik und neue Lehrmethoden unter den Al-penländern und darüber hinaus auszutauschen. Alle vier Jahre fi ndet immer in einem anderen Land der Interski-Kongress statt. Der Kongress 2011 in St. Anton gliedert sich in mehrere Gene-ralthemen: Pädagogische Aspekte und Entwick-lungen im Wintersport sowie die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen. Welche An-gebote wünschen sich etwa ältere Menschen, oder wie kann der Nachwuchs gesichert wer-den? Die letzten Kongresse fanden in Japan (1995), Norwegen (1999), der Schweiz (2003) und in Korea (2007) statt.
„Früher waren Skikurse oft ein richtiger Drill, es ging darum, die Technik möglichst gut zu beherr-schen. Der Spaß und das Fahren auf der Piste kamen erst ganz zum Schluss.“CAROLINE MELMER
ber, dass ich keine halbe Stunde, nachdem
ich mir die Ski angeschnallt habe, bereits
meine ersten Schwünge fahre.
„Viele Leute glauben, es sei sehr
schwierig das Skifahren zu lernen und
versuchen es deshalb gar nicht erst“,
sagt Erich Melmer, Präsident von In-
terski-International. Doch es sei keine
Geheimwissenschaft und jahrelanges
Training sei auch nicht notwendig, um
Freude daran zu haben. „Die Entwicklung
der Ausrüstung ging in den vergangenen
Jahren rasant voran und hat das Skifah-
ren erheblich vereinfacht.“ Doch auch die
Lehrtechniken haben sich geändert. „Frü-
her hat man lange einzelne Schwünge
geübt, sich auf die Technik konzentriert.
Es musste alles genau stimmen. Heute
geht man ganzheitlich vor, nicht mehr
Schwung für Schwung, sondern man übt
gleich zusammenhängende Bewegun-
gen“, sagt Melmer. „Die Technik steht
nicht mehr so im Vordergrund. Es geht um
den Spaß.“ Mit dieser Botschaft möchte
der im Jänner in St. Anton stattfi ndende
Interski-Kongress neue Zielgruppen an-
sprechen, Menschen, die es bisher noch
nicht wagten, sich mit zwei Brettern eine
Piste hinunterzustürzen. Und natürlich
sollen auch junge Gäste an das Skifah-
ren herangeführt werden. „Man muss es
nicht dauernd üben und jedes Jahr auf
Skiurlaub fahren. Auch wer einige Jahre
pausiert hat, fi ndet problemlos wieder
den Anschluss.“
Keine Gnade. Nach zwei Abfahrten
vom Anfängerhügel, wird es ernst. Ca-
roline kennt keine Gnade und befi ehlt
nun, eine blaue Piste auszuprobieren.
Während der langen Schleppliftfahrt gibt
sie mir Instruktionen, erklärt mir, wie ich
die langgezogenen Kurven am besten
bewältige und wie ich mich im Fall des
Falles nach einem Sturz wieder aufrichte.
Oben angekommen, schlottern die Knie.
Der Neuschnee liegt noch auf der Piste.
Langsam fährt Caroline los, ich hinterher.
„Vor einer Kurve machst du eine Hochbe-
wegung und der Talski ist der Chef, den
musst du belasten!“, ruft sie mir noch zu.
Und wieder funktioniert es viel besser als
erwartet. Nach einem halben Tag ist die
erste blaue Piste gemeistert. Zufrieden
mit mir selbst, übersteigt der Ehrgeiz die
Furcht und so schnell wie möglich geht
es wieder hinauf.
Diesmal geht es um die Technik.
Ich neige dazu, das Gewicht nach hinten
zu verlagern und die Skistöcke lässig mit-
zuschleifen, anstatt sie vor mir zu halten.
Nun muss ich sie beide in der Mitte in die
Hände nehmen, horizontal vor mir halten,
langsam einige Schwünge fahren und die
Stöcke dabei immer in die entsprechende
Richtung neigen. Ich komme mir zwar
seltsam dabei vor, aber die Übung zeigt
Wirkung: Automatisch lehne ich mich
nach vorne, die Kurven sind tatsächlich
mit weniger Anstrengung zu bewältigen
und ich hebe den Bergski nicht mehr
jedesmal in die Luft. Die Schwünge, die
Caroline vor mir fährt, werden immer kür-
zer, die Geschwindigkeit immer höher. Ich
erinnere mich wieder, dass Skifahren auch
Spaß gemacht hat – trotz Schulskikurs.
Die Oberschenkel beginnen zwar lang-
sam zu brennen, doch zwei Herausfor-
derungen stehen noch an: Fahren ohne
Stöcke und mit verschränkten Armen
sowie einige Meter auf der roten Piste,
die mir am Vormittag noch Angst und
Schrecken eingejagt hat.
Bei der Abschlussbesprechung gibt
mir Caroline noch Tipps für das nächste
Mal, wenn ich mich bald alleine auf die
Piste wage. „Am besten fährst du zuerst
einmal mit dem Tellerlift, um dich auf-
zuwärmen. Und dann kannst du gleich
wieder eine blaue Piste versuchen“, sagt
sie. „Wenn du in ein Skigebiet kommst, in
dem du dich nicht auskennst, dann orga-
nisier dir eine Karte von den Pisten und
frag am besten nach, wie die Bedingun-
gen sind. Dann funktioniert das – ganz
sicher.“ Nach ein paar Tagen würde sie
auch empfehlen, wieder einen Skilehrer
für einige Stunden zu buchen, um an der
Technik zu feilen, damit auch schwierige-
re Abfahrten bewältigt werden können.
Das persönliche Fazit: Es funktio-
niert. Selbst eher unsportliche Menschen
können problemlos in kurzer Zeit Spaß am
Skifahren haben. ×
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26 SAISON
SPORTPLATZ TIROL
L ange Zeit fristeten sie ein
Nischendasein am Rande der
Pisten, inzwischen gehören
sie zum fi xen Bestandteil
und keine Skiregion, die etwas auf sich
hält, kommt ohne sie aus: Funparks. „Mit
reinem alpinen Skifahren kann man kein
Kind mehr hinter dem Ofen hervorlocken“,
sagt Michael Gstrein von den Mayrhofner
Bergbahnen. Seit dem Jahr 2000 steht
im Zillertal der Vans Penken Park, einer
der größten Europas. „Auf einen Park zu
verzichten, kann sich eigentlich niemand
leisten“, sagt er. Waren es ursprünglich fast
ausschließlich Snowboarder, so sind es in
den letzten Jahren auch immer mehr Ski-
fahrer, die sich in den Parks über die Kicker
(zur Erklärung der Begri� e siehe Infobox)
stürzen und durch die Halfpipes donnern.
„Die Qualität der Parks war noch vor
wenigen Jahren richtig katastrophal“, sagt
Thomas Marsh. In den 1990er Jahren war
der heute 36-jährige ehemalige Snow-
boardprofi entsetzt über die schlechten
Trainingsmöglichkeiten. Nachdem er seine
sportliche Karriere an den Nagel gehängt
hatte, gründete er die Firma Mellow
Constructions, die Funparks konzipiert
und baut. An die 100 Parks in Österreich,
der Schweiz und China hat Marsh bereits
hochgezogen. „Erst seit ein paar Jahren
kapieren es die Skigebiete, dass es ohne
Park einfach nicht mehr geht“, sagt er. „Auf
der Piste nimmt man keine besonderen
Erlebnisse mit, jede Region hat inzwischen
gute Pisten und Geld wurde hauptsächlich
in die Aufstiegshilfen investiert. Ein Park
hingegen ist etwas ganz anderes, damit
kann man sich von anderen unterschei-
den und die Besucher nehmen einmalige
Erlebnisse mit.“
Breites Angebot. Fast abschreckend
wirkten Funparks lange Zeit auf Nichtpro-
fi s. Steile Walls, riesige Kicker und Rails,
die die Kanten zum Glühen brachten,
reihten sich aneinander. Für Anfänger war
es schwierig, Zugang zu fi nden und den
Mut aufzutreiben, sich an den Obstacles
zu versuchen. Doch die neuen Konzep-
te, die auch für Anfänger überwindbare
Hindernisse einbauten, führten dazu,
dass sich inzwischen jeder in einem Park
wohlfühlen kann. Aus der Domäne der
Snowboarder wurde ein breites Angebot.
Mit fast jedem Gerät können die Parks be-
nützt werden: vom Zipfelbob über Twin
Tips bis zu herkömmlichen Ski. Rund die
Funparks für alleUrsprünglich eine Domäne der Snowboarder, heute unverzicht-barer Bestandteil in jedem Skigebiet: der Funpark. Eine schöne Piste und ein guter Lift reichen nicht mehr aus, um die Jugend für den Wintersport zu begeistern. Wo früher Boarder-Asse um die Wette sprangen, tummeln sich inzwischen auch Familien und Anfänger.
VON FLORIAN G A SSER
Hälfte aller Besucher eines Skigebiets sind
potenziell an einem Funpark interessiert,
schätzt Thomas Marsh. Das deckt sich
auch mit den Erfahrungen von Michael
Gstrein. „Von dieser Hälfte geht wiederum
ein Drittel regelmäßig in den Park“, sagt er.
„Ein guter Park wird idealerweise
täglich präpariert und hat mehrere Be-
reiche für verschiedene Könnergruppen“,
sagt Thomas Marsh. „Und wer ganz top
sein möchte, der baut auch eine Su-
perpipe.“ Superpipes sind größere Half-
pipes, die den Wettkampfregeln der FIS
und des IOC entsprechen. Weltweit gibt
es nur wenige ö� entlich zugängliche,
die ständig in Betrieb sind – die meisten
davon in den USA und in Kanada. In Tirol
verfügt nur ein Park über eine Superpipe:
der Nitro Skylinepark auf der Innsbrucker
Seegrube, der seit acht Jahren existiert.
Die 120 Meter lange Pipe ist das Aushän-
geschild des Parks, der bis vergangenen
Winter nur etwas für echte Könner war.
„Wir hatten lange Zeit ein Platzproblem
und die Nordkette ist traditionell immer
eher ein Gebiet für gute Skifahrer und
Snowboarder gewesen“, sagt Lorenz Sei-
wald, Parkdesigner des Nitro Skylineparks.
Vergangenen Winter baute Seiwald
mit seinen Kollegen schließlich auch eine
„Erst seit ein paar Jahren kapieren es die Skigebiete, dass es ohne Park einfach nicht mehr geht.“THOMAS MARSH
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FUNPARK-ABC
Kicker: Ein Kicker ist eine aus Schnee geformte Schanze, durch die der Fahrer in die Luft „gekickt“ wird. Durch die lange Flugzeit ist es möglich, verschiedene Tricks durchzuführen. Je steiler der Absprung, desto steiler muss auch die Landefl äche des Kickers angelegt sein. Die Länge des Kickers variiert von sechs bis zu 35 Metern.
Obstacle: Als Obstacles werden alle Hindernis-se bezeichnet, die beim Fahren überwunden werden müssen – auch in anderen Sportarten, etwa Einradfahren oder Wakeboarden.
Rail: Skateboarder haben Handläufe und Gelän-der als Obstacles entdeckt. Auch beim Snow-boarden sind Rails Schienen oder Geländer, an denen mit dem Snowboard entlanggerutscht wird = sliden.
Halfpipe/Superpipe: Eine Halfpipe ist eine hal-be Röhre aus Schnee, in der Tricks und Sprünge gefahren werden. Geschnitten werden sie von speziellen Fräsen, die an Pistenraupen montiert sind. Eine Superpipe unterscheidet sich von der Halfpipe in ihrer Dimension. Ihre „Wall“ muss mindestens eine Höhe von sechs Metern auf-weisen.
Rookieline, mit der vor allem Kinder, Fami-
lien und Anfänger angesprochen werden
sollen. Die Entwicklung, dass Skifahrer
vermehrt in die Funparks drängen, sei
bereits absehbar gewesen. „Heute sind es
fast schon mehr Skifahrer als Snowboar-
der, die den Park benützen.“ Auch er ist
der Überzeugung, dass eine schöne Piste
und ein guter Lift nicht mehr ausreichen,
um die Jugend für den Wintersport zu
begeistern. „Diese Zielgruppe rückt immer
mehr in den Vordergrund. Und um sie bei
Laune zu halten, braucht es einen Park –
in jedem Skigebiet. Auch wenn es nur ein
kleiner ist.“
Großer Aufwand. Ob Ischgl, Serfaus,
Hintertux oder andere: Funparks schossen
in den vergangenen Jahren wie Pilze aus
dem Boden. Fast kein Skigebiet möchte
mehr darauf verzichten, auch wenn der
Aufwand groß ist. Allein im Vans Penken
Park arbeitet eine eigene Mannschaft nur
im Park, zehn Leute, die die ganze Saison
damit beschäftigt sind. „Der Gast muss am
Nachmittag die gleichen Bedingungen
vorfi nden wie in der Früh. Zweimal täg-
lich gibt es deshalb ein Reshaping“, sagt
Gstrein. Doch der Aufwand rentiere sich,
ist er überzeugt. Der Park sei mittlerweile
weltweit bekannt und Anfragen kämen
inzwischen von rund um den Globus.
Doch die Entwicklung des Funparks
bleibt nicht stehen. In Nordamerika erfreuen
sich sogenannte Terrain Parks immer größe-
rer Beliebtheit. Ganze Skipisten werden zu ei-
nem einzigen Hindernisparcours umgebaut
und so zu riesigen Parks. In Europa steckt die-
se Entwicklung noch in den Kinderschuhen,
doch früher oder später wird diese Form der
Parks auch hier Einzug halten, davon sind alle
überzeugt. Wintersport ist eben schon lange
mehr, als nur eine Piste hinunterwedeln. ×
„Heute sind es fast schon mehr Skifahrer als Snow-boarder, die den Park benützen.“
LORENZ SEIWALD, PARKDESIGNER
28 MAGAZIN
„Auf dem richtigen Weg“Online-Buchungen sind laut Statistik Austria im letzten Jahr um 20 Prozent gestiegen. Das Portal www.tiscover.com konn-te im Zeitraum Jänner bis Ok-tober 2010 sogar um 68 Prozent bei den Buchungen zulegen.
E rmöglicht wurde dieses starke Wachs-
tum durch neue Services, die es dem
User einfacher machen, Unterkünfte zu
fi nden und zu buchen. Zuletzt wurde
mit dem gratis Stornoschutz ein großer
Wunsch vieler Urlaubsgäste erfüllt. Bei
jeder Buchung auf www.tiscover.com ist
jetzt eine Reiserücktrittsversicherung kos-
tenlos mit dabei. „Das gesamte Team hat
in den letzten Monaten intensiv am Portal
weitergearbeitet, um unseren Kunden
optimales Service zu bieten. Das erreichte
Wachstum zeigt uns, dass wir auf dem
richtigen Weg sind, und wir werden weitere
Verbesserungen bringen“, erklärt Tiscover-
Geschäftsführer Matthias Grundböck. ×
W irtschafts- und Branchengrößen
wie ÖW-Chefi n Petra Stolba, der
internationale Spitzenmanager Boris
Nemsic, ÖHV-Präsident Sepp Schellhorn,
Markus Kienberger (Industry Head der
GOOGLE Austria GmbH), der Ötztaler
Erfolgshotelier Lukas Scheiber (Hotel Edel-
weiss & Gurgl) sowie die Universitätspro-
fessoren Hannes Werthner (Uni Wien) und
Christian Lässer (Uni St. Gallen) lieferten
sich beim Tourismusgipfel Hohe Mut einen
spannenden Schlagabtausch über „Ver-
trieb.Macht.Gewinn“ und neue Verkaufs-
und Kommunikationskanäle direkt zu den
Kunden. „Das Internet wird zum Vertriebs-
kanal Nr. 1 im Tourismus, heute werden
bereits 28 Prozent aller Unterkünfte online
gebucht, 2015 werden es voraussichtlich
ca. 48 Prozent sein“, zitierte Schellhorn aus
einer aktuellen ÖHV-Studie.
Oliver Schwarz, Geschäftsführer
von Ötztal Tourismus, freute sich über
den gelungenen Winterstart: „Sowohl
die Resonanz auf den Tourismusgipfel als
auch die Winterbilder, die über aktuelle
TV-Wetterberichte im gesamten deutsch-
sprachigen Raum unsere Kernzielgruppe
erreicht haben, waren gewaltig.“ ×
Tourismusgipfel Hohe Mut
Diskutierten beim Tourismusgipfel: Lukas Scheiber, Boris Nemsic, Petra Stolba und Sepp Schellhorn (von links).
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Buchtipp
Bernd Ritschel und Susanne Scha-
ber suchen neue Wege. „Tirol.
Land in den Bergen“ setzt sich dem
Wesen Tirols auf die Spur, jenseits der
festgefahrenen Bilder. Einzigartige
Landschaftsfotos folgen den Felsen,
Gipfeln und Bergen, dem Wasser und
den Flüssen, den Wiesen und den Wäl-
dern, dem Schnee und dem Eis: Die Ka-
mera zeigt das Land, wo es elementar
ist – großartig in Szene gesetzt. Die
Texte begegnen den Menschen, ihren
Lebenslinien und damit ihrer Kultur
und Geschichte. Eine unverbrauchte
Sprache erö© net zeitgemäße Zugänge
jenseits von Folklore und Kitsch. Tirol
lässt seine vielen Gesichter sehen: die
imposanten und doch auch fragilen
Landstriche, den Alltag und die Pers-
pektiven seiner Bewohner. ×
29
KULISSENSCHIEBER„Die Welt als Kulisse“ stellen österreichische Künst ler und Künstlerinnen – im Bild ein Videostill von Sonja Leimer – in Innsbruck vor. Zentrale Themen der Schau sind die Inszenierung der Welt, die Zeichenhaftigkeit der umgebenden Realität. 11.12.2010 bis 6.2.2011, Galerie im Taxispalais
FEINKOSTABTEILUNGEinen Querschnitt durch die Programme der ver-gangenen Jahre serviert die Musikbanda Franui in Osttirol. „Gemischte Ware“ ist gewohnt unterhalt-sam, eint Volksmusik und Klassik und spart auch nicht an literarischen Feinheiten.26.12.2010, Gemeindesaal, Innervillgraten
FEINRIPP-ENGELDas Feinripp Ensemble fi el zuletzt mit Shakes-peares sämtlichen Werken in Kurzfassung auf. Jetzt machen sie das Alte und Neue Testament kurz und klein: „Die Bibel – leicht gekürzt“ ist der Winterspaß im Kellertheater.bis 11.1.2011, Innsbrucker Kellertheater, Innsbruck
WEITERE VERANSTALTUNGEN50 Jahre Innsbrucker Zeitungsarchiv 14.12.2010, 20 h, Literaturhaus am Innwww.uibk.ac.at/literaturhausOtto Lechner & Bethlehem All Stars: Still 17.12.2010, 20 h, Stadtsaal Imst www.artclubimst.atWiener Sängerknaben: Galtürer Bergweihnacht19.12.2010, 20 h, Sport- und Kulturzentrum,Galtür, www.galtuer.comJeunesse-Kinderkonzert: Im luftigen Himmelreich 14.1.2011, 15 h, Kath. Bildungsanstalt für Kinder-gartenpädagogik, Innsbruck, www.jeunesse.at
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz (l.) und der designierte CIFFT-Präsident Lee Gluckman (r.) gratulierten, Anita Heubacher von der Tirol Werbung und die Jungen Römer Vienna freuten sich über den Erfolg.
Am Ende des spannenden Festivaljahres
wird traditionell der weltweit beste
Tourismusfi lm mit dem Grand Prix CIFFT
ausgezeichnet. In diesem Jahr durfte sich
auch die Tirol Werbung über einen großen
Erfolg freuen: Der Imagefi lm zum Tiroler
Adlerweg wurde mit einer Anerkennung
– einer sogenannten Mention – geehrt.
Ehrung für „Eaglewalk“„Eaglewalk“ bzw. „Adlerweg“ ist der ausge-
zeichnete Imagefi lm der Jungen Römer Vi-
enna im Auftrag der Tirol Werbung GmbH,
der von der Kunst des Wanderns erzählt,
vom Weg, der das Ziel ist, vom eigenen
Rhythmus, der sich in der wunderschönen
Natur Tirols entdecken und erleben lässt.
Der Gesamtsieg ging in die Steiermark. ×
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Bernd Ritschel (Bilder), Susanne Schaber (Texte): „Tirol“, Tyrolia Verlag, 300 Seiten, 49,00 Euro.
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30 saison
magazin
Zu Gast im TirolBergBei der Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen präsentiert sich Tirol seinen Gästen wieder in einem 550 Quadratmeter großen Zelt. Der TirolBerg wird Tirol als Wintersportkulturland bewerben und 330 Leuten Platz, Wärme und Tiroler Gemütlichkeit bieten.
Von nina Heizer
D as Land der Berge hat bald
einen Gipfel mehr. Der ist
zwar nur zwölf Meter hoch
und steht auf Grund und
Boden unserer deutschen nachbarn, aber
für die Dauer der ski-Weltmeisterschaft in
Garmisch-Partenkirchen im kommenden
Jahr gehört er zu Großglockner, Zugspitze
und Co. Die Tirol Werbung lädt im Winter
2011 wieder in den TirolBerg. seit der WM
in st. anton im Jahr 2001 gehört er zum
Veranstaltungskonzept der verschiedenen
organisationskomitees wie das siegerpo-
dest und das starthäusl.
Bei der WM in Garmisch-Partenkir-
chen will die Tirol Werbung neue Maß-
stäbe setzen und gemeinsam mit ihren
Partnern ins Zelt der superlative einladen.
auf 550 Quadratmetern werden rund 300
Leute in der aufwändigen Konstruktion di-
rekt im Kurpark, wo die siegerehrungen
stattfinden, Platz haben. Die prominente
Location ist für die Verantwortlichen ein
ausdruck, wie gut die Zusammenarbeit
mit dem organisationskomitee ist und
welcher klare Bestandteil jeder WM der
Berg made in Tirol inzwischen ist.
„Wir verteidigen bei der WM in Bay-
ern unseren Ruf als sportland nummer
eins der alpen“, sagt Claudia Knab von der
Tirol Werbung, „wir wollen unsere Gast-
geberrolle über alle Erwartungen erfüllen
und in Garmisch-Partenkirchen massiv
auftreten.“ sie werden sich im Hauptmarkt
Deutschland nicht verstecken und einer
imposanten Konstruktion von sich reden
machen. nach außen wird der TirolBerg
modern wirken, innen aber die Tiroler
Gemütlichkeit widerspiegeln. Er ist als
Rückzugszone und Treffpunkt gedacht,
mit einem offenen Kamin zum aufwärmen,
speisen und Getränken aus den Regionen
und einem Medienbereich. sogar einer der
Bäume des denkmalgeschützten Kurparks
musste in das zwölf Meter hohe Groß-
kunstwerk integriert werden.
Kultur im Berg. Die Kultur ist diesmal
das übergeordnete Thema im Berg. Tirol
lebt seit über 200 Jahren gut von der Win-
tersportkultur. Die Tiroler Künstlerschaft
TirolBerG 2011auf 550 Quadratmetern bietet der TirolBerg rund 300 Leuten Platz. Die zwölf Meter hohe Zelt-konstruktion steht zentral im Kur-park, neben aUDi und Fernsehstudi-os. Verschiedene Partner helfen, das Gesamtbudget von rund 650.000 Euro zu tragen. Die Tirol Werbung will mit die-sem auftritt seinen Ruf als sportland num-mer eins der alpen und seine Gastgeberrolle im Hauptmarkt Deutschland verteidigen.
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www.waterkotte.de
seit 1969
Die Wärmepumpen-SystemlösungDie Heizung mit Erdwärme:
sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von
Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt
hat im auftrag der Tirol Werbung alle
Künstler des Landes angeschrieben und
eingeladen, ein sujet für das Werbedesign
des TirolBergs zu entwerfen. Mit insge-
samt 30 Einreichungen wurde das zwei-
stufi ge Verfahren eröff net. in die zweite
Runde gelangten noch fünf Entwürfe.
Gewonnen hat schließlich Kyra Vögele-
Müller mit ihrer Version eines skifahrers,
der zwar geradlinig ist, aber auch eckig
und kantig den Berg runter wedelt. „Der
passt gut zu uns, zu unserem auftritt und
zu Tirol. Wir ecken auch manchmal an.
Das Modell ist vielfach einsetzbar“, sagt
Knab. alte Plakatwerbungen hängen an
den Wänden und auch die Partner, die
den Berg mitfi nanzieren, präsentieren
sich nostalgisch und setzen das Thema
Gesamtkunstwerk Tirol selbst um.
650.000 Euro Budget. „Der Berg
wird immer von touristischen Partnern
getragen. Der TirolBerg ist sozusagen der
Dachverband, unter dem sich verschiede-
ne Regionen sammeln“, erklärt Knab. Kitz-
bühel, ischgl, st. anton am arlberg, sölden
im Ötztal und die Zugspitz arena zahlen
jeweils einen gewissen Betrag. Der oRF
unterstützt mit Equipment und DJ alex, der
in der Zone vor dem Berg für stimmung
sorgen wird. Das Gesamtprojektbudget
beträgt rund 650.000 Euro. „Dieses inves-
titionsvolumen ist nur mit starken Partnern
zu tragen“, erklärt Claudia Knab. auch ex-
terne Partner aus der Wirtschaft werden
eingebunden. sie nützen den TirolBerg
als Plattform, um sich und ihre Produkte
wirkungsvoll einem breiten Publikum zu
präsentieren. Jeder Partner hat ein eigenes
Programm und hilft damit, ein buntes und
abwechslungsreiches Rahmenprogramm
zu gestalten. Ein isPo-sportabend ist
zum Beispiel geplant, mit Milka wird wahr-
scheinlich wieder ein Valentinstag versüßt.
schon fast jeder abend ist ausgebucht. Für
das leibliche Wohl sorgen Zillertal Bier und
die sennerei Zillertal, silberquelle Wasser
und Rauch Fruchtsäfte, Handl Tyrol, Jacobs
Kaff ee und Langenlois Wein.
Platz für alle. Das abendprogramm
hat nur mehr wenige Lücken. Denn die
Partner laden wiederum ihre Partner ein
und sorgen für einen gefüllten Berg. Da-
mit sich niemand ausgeschlossen fühlt
von der Tiroler Gastfreundschaft wurde
der TirolBerg in Garmisch-Partenkirchen
zum ersten Mal ausgeweitet. Vor dem
Zelt gibt es einen eigenen Bereich mit
schmankerln aus Tirol und oRF-DJ alex.
„Die WM fi ndet praktisch vor den Toren
Tirols statt, da werden sicher auch viele
Tiroler vor ort sein. auch die sollen bei
ihrem Berg Platz fi nden“, sagt Knab.
München will die ski-WM als Be-
werbungsmappe für olympia 2018 nüt-
zen. Die Entscheidung fällt im Juli 2011,
wenige Monate nach der WM. Wenn bei
der WM alles glatt läuft, sollte das olym-
pische Komitee überzeugt sein, dass
Deutschland der perfekte Platz für die
großen spiele ist, hoff en viele. Der Tirol-
Berg unterstützt den Großevent jedenfalls
professionell. ×
Gewinnersujet. Kyra Vögele-Müller,
Gestalterin des Siegerentwurfs, und
Josef Margreiter, Geschäftsführer der
Tirol Werbung
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32 SAISON
MAGAZIN
D ie Knie der Skispringer
leuchten rot, wenn sie sich
waghalsig über die Schan-
zen der Welt werfen. Das
Tirol-Logo leuchtet ihnen wie Scheinwer-
fer den Weg. Die Krägen der Rennläufer,
Rodler und Langläufer sind ebenfalls mit
dem viereckigen Markenzeichen verziert.
Seit 20 Jahren kooperiert die Tirol Wer-
bung mit dem ÖSV. Zur gegenseitigen
Freude. Die Tirol Werbung sponsert, der
ÖSV gewinnt und trägt die Werbung in
alle Welt und Fernsehstationen. Dabei ist
immer wichtig, dass die Sportart auch zu
Tirol passt. Niemals würde ein Boxver-
band oder der Motorsport unterstützt
werden. Eine weitere Prämisse ist, dass
nicht über Einzelstars das Füllhorn aus-
geschüttet wird, sondern nur der ganze
Verband gesponsert wird. Also nicht nur
Benni Raich oder die Linger Brüder, son-
dern immer die ganze Gruppe an Sportlern
soll unterstützt werden. „Die Stärke des
ÖSV-Sponsorings Tirols liegt sicherlich
darin, dass es sich um ein Mannschafts-
sponsoring handelt und hier nicht nur ein
Einzelsportler im Blickpunkt steht, was
weitaus riskanter für eine Marke ist, weil
der Erfolg immer von den Leistungen einer
Person abhängt“, erklärt Claudia Knab von
der Tirol Werbung. „Sportstars fungieren
als Idole für ganze Generationen. Durch
dieses Sponsoring-Engagement soll das
Image und die Beliebtheit der Marke Tirol
als Wintersportland Nummer eins in den
Alpen zusätzlich zum sonstigen Engage-
ment der Tirol Werbung verstärkt werden.“
Der ÖSV hat sich vor langer Zeit entschlos-
sen, Tirol als Partner und das Logo auf den
Dressen seiner Sportler zu akzeptieren.
Damit wird das Tirol Schild nach außen
getragen und stellt eine TV-Präsenz und
Glaubwürdigkeit für Tirol sicher, die durch
alternative Werbeformen nur sehr schwer
erreichbar wären.
Auch der Output wird gemessen und
erfolgt durch die Werbewertermittlung der
Logopräsenz in den Kommunikationska-
nälen in den Kernmärkten. Das evaluierte
Ergebnis ist schon seit Jahren um ein Vielfa-
ches höher als die fi nanzielle Investition der
Tirol Werbung. Im Vergleich zu alternativen
Werbeformen, wie klassische Werbung,
wäre ein derartig gutes Preis-Leistungs-
Verhältnis sicherlich nicht zu erzielen. „Die
eingeführte Logopräsenz auf den Rollis der
ÖSV-Stars und auf dem Kniebereich des
Austria Ski-Team Sprunglauf ist nun schon
über Jahre hinweg eine gewachsene und
gelernte Kooperation und äußerst positiv
besetzt – sozusagen ein ‚sympathisches’
Sponsoring“, sagt Knab.
20 Ehejahre. Ein „absolut positives“
Resümee zieht die Tirol Werbung nach
20 Jahren Zusammenarbeit mit dem ÖSV.
Tirol sei nicht nur stolzer Partner, sondern
auch stolz darauf, dass die Marke Tirol
den Kragen der Athleten ziere und bei
allen Erfolgen der gesamten Mannschaft
im Bild sei, heißt es. „Die Marke Tirol be-
gleitet als Special Presenting Sponsor die
Nationalmannschaften des ÖSV weltweit
bei jedem Training und Wettkampf“, freut
sich Knab. Neben dem Alpinen Ski-Team
sind das die Teams Sprunglauf, Nordische
Kombination, Langlauf, Freestyle und
Snowboard. Bei allen Spitzenveranstal-
MarkenkleidungSeit 20 Jahren kooperieren die Tirol Werbung und der ÖSV erfolgreich. Das Tirol-Logo ziert die Krägen der Sportgrößen und zeigt der Welt, dass Tirol das Skisportland der Alpen ist.
VON NINA HEIZER
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Im Bild. Beim Weltcup in Sölden ist
das Tirol-Logo am Athleten und entlang
der Strecke präsent.
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tungen in Tirol, also den Bewerben der
FIS Weltcup-Serien, wird das Tirol-Logo
zusätzlich in Verbindung mit dem jeweili-
gen Ortsnamen in der Regionalwerbeleiste
platziert und über die dafür vorgesehenen
Werbeträger präsentiert. Zum Beispiel bei
den Weltcupevents in Sölden, Kitzbühel,
Innsbruck, Hochfi lzen, Seefeld und Lienz.
„Bei diesen Anlässen können wir bei un-
seren defi nierten Kunden und Zielgruppen
unsere Vorzüge als Top Wintersportland
zeigen“, sagt Knab, „das ist Werbung, die
kaum ein alternatives Kommunikationstool
so e£ ektiv leisten kann.“
Für den Markenberater Roger Aerni,
selbst lange Jahre bei der Tirol Werbung
tätig, ist die Zusammenarbeit zwischen
Tirol Werbung und ÖSV ein „Idealfall des
Sponsorings“. Für den Profi ist Sponsoring
ein „knallhartes Geschäft“, bei dem Leis-
tung gegen Leistung ausgetauscht wird.
„Das muss sich die Waage halten“, erklärt
er, „ganz allgemein will man damit einen
Imagetransfer erreichen, die eigene Marke
soll mit Attributen aufgeladen werden, die
sie vielleicht selbst nicht hat.“ Bei dem Zu-
sammenspiel zwischen Tirol Werbung und
ÖSV ist das anders, da „der Gesponserte
das tut, was das eigene Produkt ist“. Win-
tersport wird von dem Gesponserten eins
zu eins übersetzt. Aerni spricht von einer
„Imagekongruenz zwischen Sponsor und
Gesponserten. Also ho£ en die Werber auf
einen Fortbestand der „überaus erfreuli-
chen Kooperation“. Durch das ÖSV-Spon-
soring werde die Verbindung zwischen den
bekannten ÖSV-Persönlichkeiten mit der
Marke Tirol enger verknüpft und dadurch
für das TV-Publikum und die Fans vor Ort
greifbarer. Das soll Lust auf einen Urlaub in
Tirol machen und Wintersportkompetenz
glaubhaft vermitteln. „Ziel des Sportspon-
soringansatzes ist es, dass man, wenn man
an den ÖSV und seine Erfolge denkt, sofort
auch eine Assoziation mit der Marke Tirol
herstellt“, sagt Knab.
Mehr alternative Werbeformen. Allerdings würden viele Unternehmen
den Wert eines derartigen Sponsorings
zu nutzen wissen und wenn man an viele
Stars und auch Events denke, dann seien
diese mittlerweile oft vom Helm bis zu
den Skischuhen mit Logos gefüllt. „Daher
reicht ein reines Logoplacement alleine oft
auch nicht mehr aus und es werden En-
gagements mit alternativen Werbeformen
wie Social Media oder TV-Spots im Ide-
alfall kreativ vernetzt, um die Verbindung
noch besser herauszustreichen und noch
stärker bei den defi nierten Zielgruppen
wahrgenommen zu werden“, sagt Knab,
„dies muss uns für die Zukunft sicher noch
besser gelingen.“
Aerni rät ebenfalls, sich nicht nur
auf Logoplacement zu beschränken.
„Das hat vielleicht früher gereicht, aber
heute steht das Produkt immer mehr im
Vordergrund“, meint er, „heute muss man
den Bogen zwischen Imagewerbung auf
der einen und Vertrieb auf der anderen
Seite schließen. Das heißt, die Werbung
darf nicht aufhören, wenn man die Marke
sympathisch verkauft hat, man muss auch
den Sack zumachen und am besten gleich
noch eine Urlaubsreise verkaufen.“
Die Tirol Werbung ist jedenfalls
überzeugt davon, dass die heimischen
Sportstars und -idole auch weiterhin medial
präsent sein und potenzielle Gäste auf das
Land der Berge aufmerksam machen wer-
den. Immerhin sieht erfolgreiche Skistars in
Österreich nicht nur ein Millionenpublikum
bei den Rennen, sie werden sogar teilwei-
se auch in den Hauptnachrichten gezeigt
und damit fl ackern auch die Sponsoren zur
besten Sendezeit über den Bildschirm. „Tirol
versteht sich hier vor allem als eine interna-
tionale Marke, die über diese Engagements
bei den Teams und der Weltcuppräsenz
genau die defi nierten Zielmärkte, wie zum
Beispiel Deutschland, Österreich, Schweiz,
erreicht, um bei unseren potenziellen Kun-
den ein authentisches Vorstellungsbild von
einem Tirol-Urlaub zu vermitteln“, so Knab.
Herausforderungen. Der über Jah-
re hinweg erarbeitete Stellenwert muss
nun verteidigt werden. „Vor allem gegen
fi nanzkräftigere ‚Mitbewerber’ und solche,
die auch in bereits erfolgreich mit der Mar-
ke Tirol besetzte Engagements investieren
wollen“, sagt Claudia Knab. Aber auch die
sportlichen Leistungen der Stars machen
das Engagement spannend. Dieser Winter
verspricht dafür besonders interessant zu
werden, weil mit der Alpinen Ski-WM in
Garmisch im Februar 2011 die gesamte
Wintersportelite auf Deutschland, dem
wichtigsten touristischen Herkunftsmarkt,
fokussiert ist.
ÖSV-Sportler auf der Piste oder
Schanze ist ja schön und gut, am Podest
wäre es aber noch besser. Nicht nur für
die Marke Tirol. ×
„Heute muss man den Bogen zwischen Imagewerbung auf der einen und Vertrieb auf der anderen Seite schließen. Das heißt, die Wer-bung darf nicht aufhören, wenn man die Marke sympathisch verkauft hat.“ROGER AERNI, EDELBRAND MARKENKOMMUNIKATION
ÖSV-Adler. Die Skispringer fl iegen mit dem Tirol-Logo durch die Lüfte.
34 SAISON
MAGAZIN
Es geht auch andersImmer mehr Hoteliers setzen auf moderne Architektur und Wohnzimmer-Charakter. Selbst in den Tourismushoch-burgen des Landes werden die Fenster größer und die geschnitzten Holzbalkone weniger. Mit großem Erfolg.
VON NINA HEIZER
Die Mitarbeiter werden bei
ihren Spitznamen gerufen,
die Hotels haben meist einen
englischen Namen, der Bar-
bereich heißt „Lounge“, die Zimmer sind
individuell mit Pop-Art Bildern gestaltet.
Immer mehr Hoteliers wagen den Schritt
in die Neuzeit und gestalten ihre Häuser
o� en, modern, mit viel Glas und teilweise
knalligen Farben. Weg vom alpenländi-
schen Lederhosencharme mit karierter
Bettwäsche und geschnitztem Andreas
Hofer im Eingangsbereich. Die Welle ist bis
in die Tourismushochburgen Zillertal oder
Obergurgl geschwappt. Ihre Mitbewerber
machten es den Pionieren nicht immer
leicht, doch der Erfolg gibt ihnen recht.
Tom ist Geschäftsführer des einzi-
gen Hotels mit einem pinken Balkon und
einem giftgrünen Dachstuhl. Ursprünglich
kommt er aus dem Fünf-Sterne-Bereich,
wo ihn aber die „Steifheit genervt hat“. Als
vor drei Jahren die „Pension Christoph“ in
der Ramsau im Zillertal renoviert und in
das Mountain&Soul-Hotel umgemodelt
wurde, setzte ihn der Besitzer Stefan Eder
als Chef des Hauses ein. Bei ihm auf der
Kristallhütte im Skigebiet hatte Tom zwei
Winter gearbeitet und in dem Schritt ins Tal
seine Chance erkannt.
„Die Pension war total heruntergekom-
men und es musste viel Geld hineinge-
steckt werden“, erinnert sich der 27-Jäh-
rige. Es gibt immer noch was zu tun, aber
die 16 Doppelzimmer sind schon alle mit
farbigen Wänden, au� allenden Wandtat-
toos und passenden Lampen individuell
gestaltet. Teilweise stehen Mottos wie
„Waidmannsheil“ oder „Lustschlösschen“
über dem Bett. Für Freundinnen steht das
„Barbie-Zimmer“ samt Himmelbett bereit.
In allen Zimmern hängen Hängesessel
oder -matten auf den bunten Balkonen.
Der Bar- und Restaurantbereich ist o� en
und gemütlich, die Terrasse mit bun-
ten Stühlen und Sofas bestückt und am
„Beach“ können die Gäste während ihres
Drinks die Füße in den Sand stecken.
Lounge gegen Abfertigungshalle. „Im Zillertal ist meist überall der gleiche
Einheitsbrei. Die Zimmer sind total aus-
tauschbar, die Speisesäle sind oft Abfer-
tigungshallen. Alles ist aus Zirbenholz und
jeder Kopfpolster in rot-weiße Bettwäsche
gehüllt“, sagt Tom. Das Team um Stefan
Eder wollte sich abheben, was Neues bie-
ten, einen moderneren Zugang zu Gast
und Architektur versuchen und tunkte
die Pinsel in grün, rot und pink. „Der
Gemeinderat ist anfangs aus allen Wol-
ken gefallen: ein pinker Balkon, und das
noch direkt hinter der Kirche“, sagt Tom.
Gerüchte seien durchs ganze Zillertal kur-
siert. „Manche erzählten, dass wir einen
Swinger-Club in der ehemaligen Früh-
stückspension errichten“, erinnert er sich,
„werbetechnisch war das sehr gut. Alle
haben über unser Projekt gesprochen.“
Inzwischen weiß man auch im Zil-
lertal, dass selbst unter bunten Dächern
alles mit rechten Dingen zugehen kann.
Das Restaurant ist besonders am Abend
auch bei den Einheimischen sehr beliebt.
„Inzwischen haben alle gecheckt, dass
wir eine super Küche haben. Wir sind mit
den 70 Plätzen das ganze Jahr über gut
gebucht“, freut sich der Geschäftsführer.
Er wundert sich über Mitanbieter, die zum
Beispiel in Mayrhofen Vollpension für 30
Euro anbieten. Denn: „Was soll da noch
übrigbleiben?“ Sein Team will sich nicht
unter dem Wert verkaufen. Durchschnitt-
lich 55 Euro inklusive Frühstück kostet eine
Nacht. Voll- oder Halbpension werden
nicht angeboten. Selbst die Hausgäste
müssen im Restaurant vorreservieren.
„Manchmal ist einem nach Pizza, dann
reicht mal wieder eine Kleinigkeit. Ihre
Art des Abendessens können sich unsere
Mountain & Soul.
Josl Mountain Lounging.
35
Leute ganz individuell aussuchen. Sie
müssen nicht bei uns essen.“
Alles soll fl exibel sein. Der Gast soll
sich seine spärliche Freizeit so einrichten,
wie er es will. „Wir versuchen, sie möglichst
schnell von ihrer Alltagswelt in den Urlaub
zu holen. Die Urlaubszeit wird immer kür-
zer und dadurch wertvoller“, sagt Tom.
Daher soll der Umgang mit den Gästen
locker und persönlich sein. „Wir sind kein
Designhotel. Wir wollen, dass es gemütlich
bei uns ist. Gschmeidig soll’s sein.“
Acht Mitarbeiter unterstützen ihn
dabei. Sie sind im Durchschnitt 27 Jahre
alt und machen ihren Job fast schon irritie-
rend gern. Viele kommen aus der Kristall-
hütten-Schule von Stefan Eder und kennen
einander schon lange. Auch Stammgäste
beginnt das junge Hotel schon zu sam-
meln. Hauptmarkt ist Deutschland, vor
allem der Münchner Raum.
No kids. Die Gesellschafterin vom Josl
Mountain Lounging in Obergurgl, Anne-
liese Gstrein, hat das Haus ihres Schwie-
gervaters modern renoviert und einiges
von ihrem Umfeld zu hören bekommen.
„2006 standen wir vor der Entscheidung,
dass das alte traditionelle Landhaushotel
Josl zwar gut geführt war, wir damit aber
auf der Stelle traten“, sagt Gstrein. Durch
einen Umbau wollten sie sich vom Nor-
malen abheben und entschieden sich da-
her für die moderne Variante. „Wir mögen
das Tirolerische sehr gern, aber man muss
irgendwann auch einmal neue Schritte
setzen. Man muss den Mut haben, das
Neue durchzustehen“, sagt Gstrein, „man
baut für die Zukunft und nicht für die Ver-
gangenheit.“ Die MPreis-Filialen, Kliniken,
alles werde inzwischen modern gebaut.
Tradition müsse man weitertragen, das
hieße aber nicht, dass alles so bleiben
muss, wie es immer war. Also wurden
das Josl Mountain Lounging und seine
42 Zimmer leichter, luftiger, mit großen
Fenstern und o� enem Kamin.
Zuerst seien sie sehr belächelt wor-
den. Vor allem von ihren Mitbewerbern.
Denen sei schon allein der Name ein Dorn
im Auge gewesen. „Niemand konnte ihn
richtig aussprechen“, sagt sie. Dann sei-
en bitterböse E-Mails gekommen und
schließlich wurde die Familie auch verbal
angegri� en. Erschwerend hinzu kam, dass
sie sich zu „no kids“ bekannten, was die
Anfeindungen noch steigerte. „Wir sind
ein Erwachsenenhotel, haben es auch
bewusst so gebaut. Nicht, weil wir Kinder
nicht mögen. Aber es gibt Leute, die gerne
einen ruhigen Urlaub verbringen und in
Tirol gibt es wirklich schon viele Kinder-
hotels“, sagt Anneliese Gstrein.
No kids, ein englischer Name, kein
geschnitzter Balkon und dann stellen sie
auch noch einen „Vitalcoach“ ein. „Was wir
da zu hören bekamen, war schon extrem,
aber wir waren stark genug, um weiter
hinter unserer Philosophie zu stehen.“
Anneliese Gstrein würde sich wünschen,
dass weder das eine noch das andere
belächelt und kritisiert würde. „Aber das
ist in Tirol schwierig.“
Jetzt würden alle „eher neidvoll
auf uns“ schauen, denn „der Erfolg gibt
uns recht“. Im ersten Winter ist das Haus
mit 95 Prozent Auslastung gestartet,
derzeit steht man bei 93 Prozent und im
Sommer bei über 50 Prozent Auslastung.
„Wir liegen im hochpreisigen Segment.
Unsere Gäste kommen nicht zum Wan-
dern, sondern zum Wellnessen, gut Essen
und Ausspannen“, sagt die Chefi n. Allein
durch das Design des Hotels werde eine
bestimmte Gästeschicht angesprochen.
Das Moderne spreche Menschen an, die
vom Lederhosen-Stil weg wollen. „Holz
fällt ihnen auf den Kopf. Unsere Besucher
kommen genau deswegen, weil wir an-
ders sind. Und sie zahlen den Preis gerne,
LINKSMountain & Soulwww.mountainandsoul.atJosl Mountain Loungingwww.josl.atBasic Hotel Innsbruckwww.basic-hotel.atLux Alpinaewww.luxalpinae.at
Josl Mountain Lounging.
Lux Alpinae.
Lux Alpinae.Mountain & Soul.
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weil sie bei uns das bekommen, was ihnen
auf der Website versprochen wurde.“
Weniger ist mehr. Die Gäste von
Andreas Perger bekommen wenig. Das
Nötigste, keinen Schnickschnack. Perger
hat im Mai das Basic Hotel Innsbruck am
Innrain erö� net. Im Eingangsbereich steht
ein Automat mit Cola, Mannerschnitten
und Mars, es gibt kein Solarium, wenig
Service und die Einrichtung der Zimmer
ist zweckmäßig. Gefrühstückt wird im an-
grenzenden, vermieteten Bistro. Und es ist
ausreichend! Die Buchungen bestätigen
das Konzept vom „… clever sleeping“ und
übertre� en seinen Businessplan um ein
Vielfaches. Anfragen aus weiteren Metro-
polen werden gerade geprüft.
„Ich hätte nie gedacht, dass es
sich so entwickelt“, wirkt Perger selbst
überrascht, wie beliebt das Basic Hotel in
der Innsbrucker Innenstadt in kurzer Zeit
geworden ist. Mit wie wenig Komfort der
Gast komplett zufrieden sei, wie wenig er
eigentlich brauche. „Wir kommunizieren
ganz o� en, dass wir wenig bieten. Und das
akzeptiert der Gast“, sagt Perger. Parallel
führt er ein Vier-Sterne-Haus in Innsbruck
und zieht immer wieder Vergleiche. „In
höheren Kategorien beschweren sich die
Gäste, zum Beispiel, weil sie fünf Minuten
auf ihren Zitronentee beim Frühstück war-
ten mussten. Im Basic-Hotel gibt es nichts,
dann kann der Gast auch nichts bemän-
geln“, lacht er. Viele Geschäftsreisende
hätten sein Hotel inzwischen entdeckt
und schätzen gelernt. „Die Universität, die
Klinik und auch das Finanzamt schicken
uns viele Gäste.“
Die Einrichtung der Zimmer ist sty-
lisch und hochwertig, die Preise richten
sich nach Belegung. Bis zu vier Personen
haben Platz. Dann kostet eine Nacht 30
Euro pro Person. Ohne Frühstück. Dafür
muss der Gast durch eine Innentür in
das angrenzende Café. „Was braucht ein
Städte tourist mehr?“, fragt Perger. Aber
nicht nur in der urbanen Umgebung fi n-
det der Gedanke vom Minimalismus Fans.
Selbst aus dem tiefsten Ötztal habe er An-
fragen von Kollegen bekommen. Deren
Hotel ist manchmal abgewohnt und kein
Nachfolger in Sichtweite. Manche ten-
dieren schon zum Basic-Gedanken und
wären nicht abgeneigt, die Servicequalität
runterzuschrauben.
Rund eine Million Euro ging in die
Renovierung des alten, heruntergekom-
menen „Cine Royal“-Gebäudes vor der
Markthalle. Lange habe er auf so eine
Option gewartet. In zweieinhalb Mona-
ten wurden aus 19 Zimmern 23 gemacht
und Bäder integriert. Für ihn selbst hat das
Drei-Stern-Haus inzwischen vor allem
in den Zimmern Vier-Stern-Charakter.
„Gerade Linien, Fernseher, Schreibtisch,
Bad mit Milchglasschiebetür. Es fehlt an
nichts“, meint Perger. Und die Internet-
portale bestätigen das: In den wichtigsten
ist das Basic-Hotel jeweils das beste Haus
und mit „fabelhaft“ ausgezeichnet.
Halber Berg weggekratzt. Auch das
Lux Alpinae in St. Anton am Arlberg wird
im Internet hoch gelobt. „Auf Facebook
oder anderen Seiten schreiben manche
Gäste ganze Romane, wie gut es ihnen
bei uns gefallen hat“, freut sich der Chef
Alexander Kertess. Er hat gemeinsam mit
seiner Frau vor sieben Jahren einen hal-
ben Berg wegkratzen lassen, um ein Hotel
mit Sichtbeton und fehlender Rückseite
zu bauen. Dort befi ndet sich immer noch
der Fels und wird von Kletterern genützt.
Das Hotel sei so gebaut und werde so ge-
führt, wie sie eben seien: o� en und frei.
Sie setzen auf Spaß. Service und Qualität.
Wohlfühlen sei ihnen besonders wichtig.
„Wir und unsere Mitarbeiter verstellen uns
gegenüber unseren Gästen nicht. Wir
machen den Job gerne, und das merken
und schätzen die Leute“, sagt der Chef.
Kritik bezüglich der modernen Architektur
seines Hotels versteht er nicht. „Wir sind
mehr Tirol als so mancher andere Tiroler
Betrieb“, sagt er, „wir haben einheimische
Mitarbeiter, einheimische Produkte. Set-
zen auch auf Bodenständiges mit Tiroler
Spezialitäten. Das Haus ist die Hardware
aber wir sind die Software, die dem Ge-
bäude Leben gibt.“
Über Unverständnis kann das Ehe-
paar Kertess außerdem drüberstehen. Ihr
Hotel ist sehr beliebt, der Stammgästean-
teil sehr hoch. Ihr Konzept geht auf. Bei
vielen kommt die Architektur auch gut an.
Nicht nur Gästen, auch Einheimischen ge-
fällt der neue Zugang. Wer sagt außerdem,
dass nur Geschnitztes und Volkstümliches
tirolerisch ist? ×
Basic Hotel Innsbruck.
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37 SAISON
MAGAZIN
„ Seefeld ist jetzt Komplettanbieter“Markus Graf, Geschäftsführer der Olympiaregion Seefeld, über den Publikumsmagneten Biathlon, den Langlaufboom und die Vorteile eines Bauchladens.
DA S INTERVIEW FÜHRTE M AT THIA S KR APF.
SAISON: Herr Graf, kürzlich wurde in Seefeld das Nordische Kompetenzzentrum erö� net. Welche Ziele verfolgen Sie mit
dieser Einrichtung? MARKUS GRAF: Unser
Ziel ist es, im nordischen Bereich führen-
de Destination Mitteleuropas zu werden.
Und mir fällt nichts ein, was wir dazu noch
bräuchten. Seefeld ist jetzt Komplett-
anbieter. Den Skilanglauf haben wir schon
bei Olympia bedient, in der Nordischen
Kombination zählt die Veranstaltung in
Seefeld zu den besten im Weltcupzirkus.
Mit dem Biathlonstadion und zwei neuen
Sprungschanzen wurde ein weiterer Mei-
lenstein gesetzt.
Warum setzt Seefeld jetzt auch auf Biath-lon? Es stimmt: Wer hätte vor zehn Jahren
an ein Biathlonstadion in Seefeld gedacht?
Doch dieser Sport bewegt die Massen. In
Deutschland ist Biathlon medial gesehen
die wichtigste Wintersportart. Und Seefeld
hat meiner Meinung nach einen entschei-
denden Wettbewerbsvorteil: Es gibt derzeit
keine andere Biathlon-Location, die über
eine direkte Ortsanbindung verfügt. Des-
halb erwarten wir uns sehr viel, wobei es uns
nicht nur um den nächtigenden Gast geht,
sondern auch um den Imagetransfer, den
wir über kurz oder lang mit einem großen
Biathlon-Event erreichen können.
Wie sehen Sie die Chancen, den Biathlon-Weltcup nach Seefeld zu holen? Sehr gut.
Als vor einiger Zeit in Tschechien ein Ter-
min ausgefallen ist, ist Hochfi lzen einge-
sprungen und hat an zwei Wochenenden
hintereinander einen Weltcup ausgetra-
gen. Hätten wir damals schon ein Stadion
gehabt, wären die Chancen sicherlich gut
gestanden, eine dieser Veranstaltungen
nach Seefeld zu ziehen. Jetzt werden wir
uns jedenfalls mit kleineren Veranstaltu-
gen hinaufarbeiten, wie das bei FIS und
ÖSV üblich ist. Wahrscheinlich schon
kommenden Sommer wird es einen Som-
merbiathlon geben.
Zum Breitensport: Langlaufen erlebt seit einiger Zeit einen Boom. Gibt es eigent-lich noch den klassischen Langlaufgast?
Der Trend beim Gast geht aktuell eher zu
einer Multioptionalität. Das heißt, er fährt
im Urlaub nicht mehr nur Ski oder geht
langlaufen. Der Bauchladen, der lan-
ge Zeit als Laster gegolten hat, weil die
klare Positionierung der Region fehlte,
ist inzwischen ein Vorteil. Hinzu kommt
das Thema Gesundheit, das heute einen
ganz anderen Stellenwert genießt. Aus
meiner Sicht werden vermehrt Angebote
punkten, die mit einem guten Regenera-
tionspaket verbunden sind.
Gibt es, was die Ansprüche betri� t, Un-terschiede zwischen dem Skifahrer und dem Langläufer? Es ist ein Mentalitätsun-
terschied, zumindest während der Sport-
ausübung. Ein Langläufer wird nie auf die
Idee kommen, Après Ski zu machen. Der ist
verschwitzt und fertig, muss seinen Körper
wieder auftanken. Und auch am Abend wird
er es tendenziell etwas ruhiger angehen.
Wie viel Inszenierung braucht das Langlaufen? In der Leutasch haben wir
vergangenes Jahr mit einer Erlebnisloipe
begonnen, wo wir Ruheoasen, Bänke
zum Verweilen, Bilderstrecken bis hin
zu Kunstwerken aufgestellt haben. Natur
alleine ist sehr gut und viele Gäste suchen
auch dieses Erlebnis. Hie und da ein paar
Akzente zu setzen und das Aha-Erlebnis
zu fördern, ist aus unserer Sicht aber si-
cher nicht falsch.
Wie lässt sich die Langlaufi nfrastruktur fi nanzieren? Die Olympiaregion Seefeld
verfügt mittlerweile über 279 Loipenkilo-
meter, die täglich mit acht Ratracs präpariert
werden. Der Betrieb kostet uns über eine
halbe Millionen Euro im Jahr. Wenn heute
diskutiert wird, ob eine Jahreskarte um 50
Euro im Vorverkauf für die Loipen und un-
sere Skirollerstrecke im Sommer oder eine
Tageskarte um sechs Euro zu teuer sind, ist
das fast schon lächerlich. Was kostet eine
Skikarte? Nächste Saison werden auch
unsere Nächtigungsgäste etwas bezahlen
müssen: Drei Euro pro Tag und neun Euro
ab drei Tagen, damit sind wir im Vergleich
mit den Top-Destinationen sehr günstig. Mit
den Einnahmen sind wir froh, wenn wir das
Angebot kostendeckend hinbringen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Es gibt keine andere Biathlon- Location, die über eine direkte Ortsanbindung verfügt. Deshalb erwarten wir uns sehr viel, wobei es uns nicht nur um den nächti-genden Gast geht, sondern auch um den Imagetransfer.“MARKUS GRAF
ZUR PERSONMag. Markus Graf ist seit 2005 Geschäftsführer der Olympiaregion Seefeld und unter anderem für die Bereiche Loipen und Events verantwortlich.
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38 SAISON
MAGAZIN
www.snow-control.at
Unternehmer mit Gespür für SchneeDas junge Tiroler Start-up-Unternehmen Snow Control setzt dort an, wo herkömmliche Lawinenkommissionen an ihre Grenzen stoßen. Die fünf Experten für winterliche Naturgefahren sehen vor allem im Tourismus viel Potenzial für ihre Idee.
VON S TEFFEN AROR A
Markus Lorenz beim „Schneeschaufeln“. Die Wetterstation sendet permanent aktuelle Daten
ins Tal und ist das wichtigste Arbeitsgerät der Lawinenexperten.
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M it lautem Geknatter
senkt sich der Hub-
schrauber in den fri-
schen Pulverschnee,
wo er eine gewaltige Staubwolke aufwir-
belt. Schützend verbergen die wartenden
Arbeiter die Gesichter in ihren Jackenkrä-
gen. Im Fünf-Minuten-Takt starten und
landen die Helikopter im Weiler Greit nahe
Pfunds, um Mannschaft und Gerät auf
rund 2600 Meter Seehöhe ins Platzertal zu
fl iegen. Dort werden Probebohrungen für
ein geplantes Bauprojekt durchgeführt.
Weil eine Baustelle in derart exponierter
Lage den Naturgefahren ungeschützt
ausgeliefert ist, sind Erwin Hellweger,
Robert Thaler und Markus Lorenz von der
Firma Snow Control vor Ort. Ihr Auftrag
lautet: Die Arbeiter vor Lawinen schützen.
Es ist zugleich der erste Auftrag des jungen
Start-up-Unternehmens, das erst im April
2010 gegründet wurde. Erwin Hellweger
ist einer von fünf Gesellschaftern, die alles
auf eine Karte gesetzt haben, um mit ihrer
Idee einer privaten Lawinenkommission
durchzustarten. Der 48-Jährige kann auf
profunde Erfahrung im Umgang mit der
weißen Gefahr verweisen. Als Betriebs-
leiter von Skigebieten am Arlberg hat er
jahrelang die dortige Lawinenkommission
geleitet. Derzeit gehört er der Lawinen-
kommission in Pettneu an.
Exponierte Baustellen. Die Idee
hinter Snow Control erklärt Hellwegers
Kompagnon Peter Dirninger: „Wir setzen
dort an, wo herkömmliche Lawinenkom-
missionen an ihre Grenzen stoßen. Denn
wie komme ich dazu, wenn ich praktisch
ehrenamtlich in der gemeindeeigenen
Kommission sitze, dass ich für alles meinen
Kopf hinhalte?“ Der 29-jährige Dirninger,
BOKU-Diplomingenieur und Experte in
Sachen Naturgefahrenmanagement, ver-
weist in erster Linie auf exponierte Baustel-
len, wie etwa beim Liftanlagenbau. „Aber
die Einsatzgebiete reichen viel weiter: von
der Sicherung des touristisch genutzten
freien Skiraums bis hin zu ausgesetzten
Wegen, die beispielsweise zu kommerzi-
ell genutzten Hütten führen.“ Das Service,
das Snow Control anbietet, umfasst alles
– von der Beurteilung der Lage, wie es
eine herkömmliche Lawinenkommission
tut, bis hin zur Entschärfung der Gefahr
und der letztlichen Freigabe. Eine riskante
Tätigkeit mit viel Verantwortung. Doch
die fünf haben vorgesorgt, wie Dirninger
betont: „Wir haben lange suchen müssen,
aber nun ist auch eine Versicherung mit an
Bord, das heißt, wir übernehmen die volle
Verantwortung.“
In der Praxis sieht die Arbeit von
Snow Control spektakulär aus, wie der
Lokalaugenschein in Greit beweist. „So
Mander, fertigmachen, gleich sind wir
dran“, ruft Hellweger seinem Kollegen
Robert Thaler, einem staatlich geprüften
Bergführer, zu. Zusammen mit Markus
Lorenz, einem erfahrenen Skiführer, wird
Thaler sich nun vom Helikopter hinau§ ie-
gen lassen. Die beiden arbeiten als freie
Mitarbeiter für Snow Control. Sie werden
ein Schneeprofi l erstellen und die Wet-
terstation warten. Kaum ist die nächste
Maschine gelandet, springen die beiden an
Bord. Zeit ist Geld, eine Flugminute kostet
rund 30 Euro. Sanft schweben sie die frisch
verschneiten Hänge entlang. „Viel hat‘s
nicht herlassen“, attestiert Thaler, „aber das
reicht dort oben schon, um eine Gefahr
darzustellen.“ Jenseits der Baumgrenze
sind die Bauarbeiter, die entlang steiler
Hänge ihre Bohrlöcher in den Berg trei-
ben, schutzlos. Um das zu verdeutlichen,
zieht der Helikopter eine Schleife. „Schau
dort drüben“, sagt Thaler und zeigt mit der
Hand in Richtung Berg, „da haben wir heute
Früh gesprengt.“ Eine bräunliche Schneise
zeugt von einem kleinen Schneebrett, das
hier ausgelöst wurde. Direkt darunter wird
nun eifrig gebohrt.
Lawinenprophylaxe. Kurze Zeit
später setzt der Helikopter zum Landen
an. Inmitten eines weitläufi gen Hanges
springen Thaler und Lorenz von Bord.
„Wir müssen unsere Wetterstation war-
ten“, erklären sie. Der meterhohe Turm
ist mit Antennen und Messgeräten ge-
spickt. Er stellt zugleich das wichtigste
Arbeitsgerät für die Lawinenprophylaxe
dar. „Die Station schickt alle Daten über
GSMR ins Tal. Dadurch sind wir in der
Lage, ständig die genauen Wetterbe-
dingungen vor Ort auf unseren Laptops
zu Hause abzurufen“, erklärt Lorenz. Er
klettert auf das fi ligrane Konstrukt, um
den Schnee der vergangenen Nacht von
den Antennen zu putzen. Ein paar Meter
weiter gräbt Thaler indes ein Loch in den
weißen Hang. „Ich schau mir die einzel-
nen Schichten an.“ Fachmännisch erklärt
er, wie stabil oder instabil die einzelnen
Schneeschichten aufeinander liegen. Die
oberste Neuschneeschicht ist deutlich
lockerer als der Untergrund, schon bei
kleiner Belastung rutscht sie weg, wie
Thaler anhand eines freigeschaufelten
Blockes demonstriert. „Darum haben wir
heute Morgen gesprengt“, erklärt er. Tha-
ler und Lorenz kennen sich in der Region
bestens aus. „Das ist ein weiterer wichtiger
Aspekt unserer Arbeit, denn lokales Wis-
sen ist nicht zu ersetzen“, führt Peter Dir-
ninger dazu aus. Snow Control setzt auf
das Know-how einheimischer Experten.
Daher werden bei Projekten immer zuerst
kundige Partner aus der Region gesucht.
„Ehrenamtlich nicht machbar“. Snow Control versteht sich nicht als
Konkurrenz zu althergebrachten Lawi-
nenkommissionen. Im Gegenteil, wie Ge-
sellschafter Dirninger betont: „Wir wollen
örtliche Lawinenkommissionen vielmehr
unterstützend begleiten und ihnen den
Druck von den Schultern nehmen.“ Anders
als nebenberufl iche Lawinenkommissare
können die Männer von Snow Control sich
voll und ganz auf einen Einsatz konzentrie-
ren. So wie im Falle der Baustelle in Greit
etwa, wo sie praktisch rund um die Uhr
überwachen und notfalls sofort eingreifen.
„Das ist für Ehrenamtliche nicht machbar“,
weiß Dirninger. Zudem zielt das Service von
Snow Control auf andere Bereiche ab: „Was
wir machen, ist im Siedlungsraum noch
nicht relevant. Dort sind in Österreich per-
manente Lawinenverbauungen seit Jahr-
zehnten Mittel der Wahl. Unser Angebot
konzentriert sich hingegen auf temporäre
Lorenz und Thaler genießen die Flüge durch die Tiroler Bergwelt. Meistens: „Bei Föhnwetter-lage ist das weniger lustig. Dann kommst du dir vor wie im Cocktailshaker.“
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Anlagen. In der Schweiz werden diese auch
schon zum Schutz von Siedlungsraum
eingesetzt, weil sie nachhaltiger sind und
keinen solch massiven Eingri® ins alpine
Ökosystem darstellen.“
Aktiv, wenn nötig. Im Gegensatz zur
permanenten Schutzvorrichtung werden
die privaten Anbieter von Snow Control
erst dann aktiv, wenn es nötig ist: „Wir be-
obachten die Lage sehr genau und greifen
dann ein, wenn es sein muss.“ Dadurch ent-
stehe den Kunden enormes Sparpotenzial.
Verbauungen sind sehr teuer. Sie werden
technisch auf 150-jährige Lawinenereignis-
se angelegt und ein Laufmeter kostet rund
1200 Euro. Zudem obliegt die Erhaltung der
Verbauungen, die einen groben Eingri® in
die alpine Natur darstellen, den Gemein-
den, was über die Jahre mit enormen
Kosten für die Kommunen verbunden ist.
Daher setzt Snow Control auf tem-
poräre Systeme – etwa Gazex-Anlagen,
die einfach im Gelände montiert werden
können und lediglich einen praktisch un-
sichtbaren Eingri® darstellen. „Die Kosten
für ein solches Rohr belaufen sich auf rund
70.000 Euro. Wie viele man braucht, hängt
vom Gelände ab“, erklärt Dirninger. Der Vor-
teil: „Man kann sie mittels Knopfdruck im Tal
auslösen.“ Gazex-Anlagen oder Sprengseil-
bahnen sind in großen Skigebieten längst
Usus, Snow Control will diese und andere
temporäre Techniken noch umfassender
einsetzen. „Warum nicht auch Rodelbahnen
oder Straßen auf diese Weise schützen?“,
stellt Dirninger in den Raum. Er ist über-
zeugt, dass die althergebrachte Technik der
Verbauungen ausgedient hat, wenn es nicht
um gefährdeten Siedlungsraum geht. „Wäh-
rend sich die Tourismuswirtschaft in Tirol
rasant entwickelt, ist der Lawinenschutz vor
Jahrzehnten stehen geblieben.“
Das Angebot von Snow Control, also
eine private, kommerzielle Lawinenkom-
mission, ist am Tiroler Markt ein Novum.
Die Auftragsbücher füllen sich aber, wie
die Gesellschafter erfreut anmerken, und
sie sind fest davon überzeugt, dass sie mit
ihrer Firma durchstarten werden. Noch gilt
es aber, einige Geburtswehen zu überste-
hen. So führt etwa die Google-Suche nach
Snow Control zuerst zu einem gleichnami-
gen Schweizer Kokainentzugsprogramm.
Dirninger und Hellweger sehen es aber
mit Humor: „Die sind nicht unbedingt
Konkurrenz für uns. Wir kümmern uns um
den richtigen Schnee.“ ×
Schneegespür. Bergführer Robert Thaler beim Erstellen eines Schneeprofi ls. Neben der Temperatur ist die
Bescha� enheit der Kristalle ein wichtiges Kriterium.
Und hopp. Per Helikopter gelangen Lorenz und Thaler an ihren exponierten Arbeitsplatz. Landen ist im Hang
nicht möglich, daher heißt es an Bord springen.
Geballte Ladung. Solche Sprengsto� -stangen werfen die Experten aus dem
Hubschrauber, um damit potenziell
gefährliche Lawi-nen kontrolliert
auszulösen.
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INSERAT FAHRPLANWECHSEL 2010.SAISON GANZE SEITE.qxp 02.12.2010 14:15 Seite 1
42 saison
magazin
Fehlerquelle 1: Der Glaube, Tourismusdestinationen benö-tigen keine speziellen Prozesse.
Beim Markenaufbau eines Unterneh-
mens sind die Dinge noch vergleichs-
weise einfach: Es gibt wenig divergierende
interessen. Bei einem Tourismusort oder
einer -region dagegen sind die Dinge viel
komplizierter. auch in gut funktionie-
renden Regionen gibt es durchaus auch
erfolgreiche Leistungsträger, die eben
nicht zur Kernposition des orts passen.
Was dem einen recht ist, passt dem an-
deren nicht.
Die divergierenden interessen unter
einen Hut zu bringen, ist die Kunst des
Markenaufbaus im Tourismus. „Es muss
gelingen, ein ganz spitzes Profil der Mar-
ke mitzuteilen, wofür der ort steht“, sagt
Markus Webhofer vom institute of Brand
Logic, innsbruck, das unter anderem den
Markenaufbau von ischgl, serfaus und
innsbruck begleitet. Das Problem bei
Tourismusdestinationen: Es gibt keine
Einrichtung, die Destinationen als Gesam-
tes managt. Tourismusverbände können
das nicht leisten, sie sind immer auf den
guten Willen der akteure angewiesen.
Doch eine zugespitzte Markenfüh-
rung ist wichtig in Zeiten, in denen die
Gäste in der angebotsvielfalt orientierung
suchen. austauschbare angebote haben
da wenige Chancen. Eine gut profilierte
Marke steht für ein ganz bestimmtes Ver-
sprechen, das durch konkrete Leistungen
auch eingehalten wird. Daher braucht es
im aufbau einer Tourismusmarke ganz
spezielle Prozesse, die aus vielen interes-
sen eine klare Position machen.
Fehlerquelle 2: Große Dialoggruppen meiden – aus Angst, dass sich diese zu entscheidungsunfähigen Debattierclubs entwickeln.
Das hat schon der britische satiriker
northcote Parkinson betont: Gre-
MarkenpflegeEinem großen Teil der Tourismusregionen und -orte in den Alpen droht ein gefährliches Schicksal. Wer sich jetzt nicht rasch mit einer klaren Marke und unverwechselbarem Profil positioniert, wird untergehen, warnen Experten. Doch Markenbildungsprozesse haben es in sich. Es warten jede Menge Fehlerquellen.
Von Michael RiedleR
43
mien mit mehr als 20 oder 30 Leuten
tendieren zur Entscheidungsunfähigkeit.
„Falsch“, kontern die Markenexperten von
heute. Je komplexer die Eigentümer und
Ressourcenstruktur, desto wichtiger ist
der Dialog im netzwerk der Leistungs-
träger. Es ist ganz wichtig, den Dialog
zu führen, dafür zu sorgen, dass alle den
gleichen informationsstand haben und
alle einbezogen werden: vom skilehrer
über den seilbahner und den Tourismus-
verband bis zu den Vertretern von Hotel-
lerie und Gastronomie. „Was man in der
Größe der Dialoggruppe einspart, bereut
man danach bitter“, berichtet Webhofer.
Wichtig ist aber, für eine Dialog-
kultur zu sorgen, die negativbotschaften
(„Das geht so sicher nicht“, „Das kann nicht
funktionieren“ etc.) in den Hintergrund
treten lässt. in innsbruck wurde der Mar-
kenbildungsprozess mit 80 Leuten gestar-
tet, zuletzt waren sogar 150 Vertreter aus
vielen Bereichen dabei. auch in Kitzbühel
etwa gab es arbeitsgruppen mit Perso-
nen aus unterschiedlichsten Bereichen,
mit Vertretern der stadt, den Vereinen,
den Touristikern. Parallel dazu wurden
zahlreiche Gäste und Einheimische be-
fragt. „Wenn man ein klares Zukunftsbild
entwickeln will, muss man die Leute auf
breiter Front mitnehmen“, sagt Markus
Webhofer.
Fehlerquelle 3: Die Beteiligten nicht in die Pfl icht nehmen.
H inter dieser großen Dialoggruppe
steht idealerweise ein Gruppen-
Kern von allseits akzeptierten drei bis fünf
Leuten, die einen gewissen Einfl uss auf die
Leistungsträger (Beherberger, seilbahner,
Kulturinitiativen, Gemeinde etc.) haben
und großes Vertrauen genießen. Das ist
wichtig, um zu verhindern, dass nur gere-
det, nicht jedoch gehandelt wird.
Dazu ist auch entscheidend, alle im
Diskussionsprozess auch in die Plicht zu
nehmen. niemand darf nur Zuhörer sein,
jeder muss dazu verpfl ichtet werden, sich
Gedanken zu machen und diese in der
Gruppe auch zu präsentieren. Jeder soll
auch klar die Problemfelder ansprechen.
„in der Gruppe muss eine Dialogkultur
entstehen, wo jeder gehört wird, aber
auch in die Pfl icht genommen wird“, sagt
Webhofer.
Wenn dann die bisherigen Des-
tinationserfolge, aber auch -defi zite
eruiert werden, kann auf Basis der
Gruppendiskussionen die Zukunft an-
gegangen werden. „Wir machen dann
Zukunftsworkshops mit der Großgruppe,
die sehr gut ankommen“, berichtet Web-
hofer. Wenn jeder seine Zukunftsideen
einbringen kann, führe das teilweise zu
einer Euphorisierung der Leute. aus den
Erfolgsrezepten der Vergangenheit plus
den Zukunftsideen entwickelt sich dann
das strategische Zukunftsbild einer Des-
tination. „Das war wirklich beeindruckend,
wie da alle mitgetan haben“, berichtet
auch Kitzbühels TVB-Chef Marko von der
stimmung in der arbeitsgruppe.
Fehlerquelle 4: Kern-aussagen entwickeln, die nicht markenfähig sind.
W ichtig ist dann, Themen zu schaf-
fen, die auch wirklich „markenfä-
hig“ sind. Das bedeutet, ein klares Leis-
tungsversprechen zu geben, das auch
einhaltbar ist. in serfaus war es etwa das
Thema „Familie“: „Das ist ein absoluter
Wahnsinn, wenn man als Marke in dieses
assoziationsfeld hineingehen kann. Da
hat man eine Riesenresonanz. aber man
muss dann auch ‚Familie’ verstehen, muss
wissen, was Eltern wichtig ist für ihre Kin-
der, von deren motorischer Entwicklung
bis zur sicherheit auf den Pisten. in der
Kinderschneealm in serfaus sind heute
Leute tätig, die nicht nur skilehrer sind,
sondern in erster Linie Kinderpädagogen“,
berichtet Markus Webhofer.
„Markenfähig“ ist auch die Positi-
onierung von ischgl: Hier ist das große
Thema die ausgelassenheit. Da geht es
darum, eine Konsumkultur auszuleben,
einmal zu feiern und spaß zu haben. Vor
„In der Gruppe muss eine Dialog-kultur entstehen, wo jeder gehört wird, aber auch in die Pfl icht genommen wird.“MaRKUs WEBHoFER, insTiTUTE oF BRanD LoGiC
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einigen Jahren war das noch eher mit ei-
nem Ballermann-image verbunden. Jetzt
aber steht ischgl für einen gepfl egten He-
donismus. Die Gäste in ischgl gehören ei-
ner relativ hohen Einkommensschicht an,
sind bereit, relativ viel Geld auszugeben.
Kitzbühel hat sich für die Positionie-
rung als „legendärste sportstadt der alpen“
entschieden, in anspielung auf viele sport-
legenden, die hier aufgetreten sind. „Das
ist von Gästen wie Einheimischen immer
wieder genannt worden“, berichtet Peter
Marko. „Ein schwieriger Weg“, kommen-
tiert Webhofer, weil mit den Kitzbüheler
sportlegenden Leistungen versprochen
würden, die für die Gäste nicht so leicht
erlebbar gemacht werden können.
Fehler 5: Die Marke steht für etwas Beliebiges.
W ichtig ist aber jedenfalls, mit der
Destinationsmarke eine möglichst
klare alleinstellung aufzubauen. Regio-
nen, die damit werben, dass sie „für jeden
etwas bieten“, heben sich nicht wirklich
ab im internationalen Wettbewerb. „Zu
den größten Markensünden gehören
inkonsequenz in der Führung der Marke,
die ‚Überdehnung’ der Marke (wenn sie
für zu viele aspekte steht), eine falsche
Preispolitik, unzureichende innovationen,
ineffi ziente Marketingkommunikation mit
austauschbaren Bildern und Botschaften
sowie beliebige Öff entlichkeitsarbeit“,
sagt Claudia Knab, Leiterin des Marken-
managements in der Tirol Werbung.
Es kann nicht konkret genug zuge-
hen. Da werden besonders viele Fehler
gemacht. „Feel the inspiration“ haben sich
etwa stadt und Land salzburg im Jahr
2006 selbst als slogan verpasst. „Das ist gar
nichts“, wundert sich Markus Webhofer über
die austauschbarkeit des Claims, wiewohl
die salzburger das ganz anders sehen: Es
handle sich um eine „sehr salzburg-spezi-
fi sche Positionierung, die alle stärken und
Vorzüge salzburgs auf einen nenner bringt“.
Die Entwicklung der nächsten Jah-
re wird zeigen, wie schlecht oder gut der
slogan ist. „Eine Destination muss eine
richtige Führungsrolle bei ihrem Thema
einnehmen“, so wie etwa serfaus als die
Familiendestination der alpen, fordert
Webhofer. Es geht um Einzigartigkeit, um
Diff erenzierung, ja sogar um eine oppo-
sitionsstellung zum sonst Üblichen. ischgl
wirbt mit „Relax if you can“, also: „versuch
dich zu erholen, auch wenn du das nicht
wirklich schaff en wirst angesichts der
tollen Unterhaltungsprogramme im ort“.
Die stadt innsbruck will künftig mit ihrer
einzigartigen Kombination aus alpinem
Umfeld und Großstadt werben. „Bürger
und Gäste mit alpin-urbanen Erlebnissen
und Eindrücken zu faszinieren, das hat
schon eine große Kraft. Dieser Kontrast
ist weltweit selten“, meint Webhofer. Ein
Baustein ist auch die alpine Ästhetik, die
sich etwa in den Bauten von Zaha Hadid
(sprungschanze, nordkettenbahn) aus-
drückt. Diese alpine Ästhetik hätte man
auch in der Gestaltung des Kaufhaus
Tyrol mitberücksichtigen können, trauert
Webhofer einer vertanen Chance nach.
Fehler 6: keine klaren, transparenten Regeln für die Umsetzung.
A lle Prozesse müssen ganz transparent
sein, auch in der Umsetzung der
Markenstrategie. Da gibt es in innsbruck
arbeitsgruppen, die sich thematisch um
die Umsetzung bemühen (etwa um die
Belebung des stadtteils st. nikolaus).
Transparenz ist dabei oberstes Gebot:
Regelmäßig kommen alle zusammen und
diskutieren ihre Fortschritte, jeder hat den
vollen Wissensstand.
Transparenz war bei der Entwick-
lung des neuen innsbrucker Logos nach
Meinung vieler nicht angesagt. nach
monatelangen Vorbereitungen wurden
acht agenturen eingeladen, innerhalb
von nur wenigen Tagen einen Entwurf zu
präsentieren. Keiner davon stieß dann auf
volle Zustimmung, ein zweiter ausschrei-
bungsdurchgang wurde gestartet, den die
innsbrucker agentur headquarter, die auch
im ersten Durchgang anbot, schließlich für
sich entschied. seither gießt sich durch
diverse internet-Foren (von tt.com über
orf.tirol.at bis zu designtagebuch.de) viel
Hohn und spott über die unorthodoxe
zweistufi ge Vorgangsweise und die Kos-
ten (35.000 Euro). auch die Gestaltung des
neuen Logos erregte die Kritik vieler, die mit
dem apostroph im Logo wenig anfangen
können. „Dabei wird die Bedeutung eines
Logos stark überschätzt“, sagt Webhofer,
der glaubt, dass das innsbrucker sujet
funktionieren wird.
Fehler 6: Sich Zeit lassen.
Markenbildungsprozesse sind sichtlich
nicht einfach, aber sie sind unersetz-
lich: Ein großer Teil der alpendestinationen
wird zu den Verlierern gehören, wenn sie
diesbezüglich nicht rasch in die Gänge
kommen, meint Webhofer. Die teilweise
extreme austauschbarkeit, auch bei „ge-
standenen“ Tourismusorten, belastet zu-
nehmend. „Der Mut zur Profi lierung, zur ab-
grenzung muss rasch aufgebracht werden,
meint Webhofer: „ohne Panik verbreiten zu
wollen: Es ist allerhöchste Eisenbahn.“
„Unsere Vision und unser Ziel ist es, den konkreten Nutzen der bisher so erfolgreichen Tourismus-marke Tirol für das gesamte Land hervorzuheben.“CLaUDia KnaB, TiRoL WERBUnG
„Die Markenbildung und -führung ist ein langwieriger Prozess, der nicht in erster Linie mit dem Logo oder dem optischen Erscheinungs-bild zu tun hat.“PETER MaRKo, ToURisMUsVERBanD KiTZBÜHEL
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Fehler 7: Den Markenprozess erfolgreich abschließen und zu den Akten legen.
Der Markenbildungsprozess ist nie zu Ende. im
Gegenteil. Mit der Festlegung auf eine strategie
fängt die arbeit eigentlich erst an, und sie muss täg-
lich erbracht werden. „Wenn der erste Prozess abge-
schlossen ist, dann erst geht es ans Eingemachte“, sagt
Peter Marko: „Wir haben 100 Markenkontaktpunkte
abfotografiert, und dort, wo es nicht stimmig bezie-
hungsweise möglich war, Änderungen umgesetzt.“
Zudem wurden in Kitzbühel mehr als 50
Vertreter aus verschiedensten Berufen zu „Mar-
kenbotschaftern“ ernannt: Da sind Vereinsobleute
ebenso dabei wie der stadtpolizist, wie Touristiker
und Landwirte. Und die Hahnenkammstädter veran-
stalten jeden Monat einen Markenstammtisch. Und
viele Unternehmen im ort entwickeln eigene mar-
kenkonforme angebote. Marko: „Die Markenbildung
und -führung ist ein langwieriger Prozess, der nicht
in erster Linie mit dem Logo oder dem optischen
Erscheinungsbild zu tun hat.“
Kooperation mit der Marke Tirol.
Wo sind die Positivbeispiele in der touristischen
Markenbildung? Webhofer nennt unter an-
derem Wien und Barcelona. andere Destinationen,
wie viele alpine Wintersportorte etwa in Frankreich,
in der schweiz, aber auch in Tirol, würden aber zu-
nehmend alt aussehen.
Können kleinere orte überhaupt diesen Weg
gehen? Ja, meint Webhofer. Es braucht keine be-
stimmte Mindestgröße. Kleinere Tourismusorte tun
sich oft sogar viel leichter, weil da nicht so viele
divergierende interessen unter einen Hut zu brin-
gen sind. Und die Kosten? in innsbruck kommt der
gesamte Prozess immerhin auf 250.000 Euro: „Die
Kosten sind normalerweise Peanuts im Vergleich zu
dem, was an Zusatzwertschöpfung entstehen kann“,
sagt Webhofer. Es gelte: Wer sich jetzt nicht stark
aufstellt, wird verlieren.
Und noch etwas, das für das ganze Land
wichtig ist: Die einzelnen Tiroler Destinationsmar-
ken sollten gemeinsam unter dem Dach „Tirol“ auf-
treten. so wird ein wechselseitiger positiver image-
transfer bewirkt, sagt TW-Markenmanagerin Knab.
Dabei ist es wichtig, dass die Destinationsmarken
ihre individuelle identität behalten, gleichzeitig aber
auch ein gemeinsames Verständnis von Marke und
für Markenführung entwickeln. Knab: „Die Marke
Tirol ist der wichtigste Vermögensgegenstand der
Tirol Werbung und muss deshalb geschützt und
gepflegt werden. Unsere Vision und unser Ziel ist es,
den konkreten nutzen der bisher so erfolgreichen
Tourismusmarke für das gesamte Land hervorzu-
heben.“ ×
46 SAISON
MAGAZIN
Ursprünglich wollte sich die
Grafi kerin Christina Mölk
in dem seit einigen Jahren
leer stehenden Gebäude in
der Innsbrucker Dreiheiligenstraße nur
ein Büro einrichten. Doch der Raum bot
wesentlich mehr Möglichkeiten, und so
entwickelte sie gemeinsam mit Klaus
Schennach und Christoph Grud das
Konzept für einen Kulturort, wie es ihn
in Innsbruck bisher nicht gegeben hat:
Theater, Diskurs und Diskussion sollten
hier stattfi nden, Ausstellungen erarbeitet
werden können, eine temporäre Nutzung
als Atelier möglich sein – ein O� space und
o� ener Raum für Kulturscha� ende, in dem
sie arbeiten und sich vernetzen können
und der auch Ausgangspunkt für weitere
Zusammenarbeit ist. Der Umbau erfolgte
im vergangenen Sommer und Herbst, mit
viel Hilfe von Freiwilligen. Die Finanzierung
wurde mit einem Kredit gesichert, das Ge-
bäude den Betreibern der Bäckerei von den
Besitzern, Mitgliedern der Familie Mölk,
mietfrei überlassen, Kosten für Heizung,
Strom, Versicherung usw. müssen – zu-
mindest derzeit noch – von den Nutzern
der Räumlichkeiten aufgebracht werden.
Materialien. Dem entspricht auch das
Konzept zur Adaptierung als Kulturraum.
Fliesen, nackte Wände, Estrich, Meter um
Meter Stromleitungen, Heizung, OSB-
Platten, abgeblätterte Farbe: Alles Wesent-
liche wurde bedacht, alles Unnötige weg-
gelassen. Die Elektroinstallationen und das
Abwassersystem sind neu, im vorderen
Bereich wurde eine Fußbodenheizung in-
stalliert, im hinteren großen Ausstellungs-
raum unterschiedliche Bodenniveaus
durch die Verlegung eines neuen Estrichs
angeglichen. Notwendige Einrichtungen
wurden von verschiedenen Architekten-
gruppen geplant und gebaut, so etwa die
Toiletten, die außen hellblau verfl iest sind,
innen ihre Konstruktion aus OSB-Platten
freigeben und mit Lichtfl ächen und einer
(geplanten) Kommunikationswand aus-
gestattet sind. Bar und Bühnenelemente
sind fl exibel im vorderen Raum, dem Café,
installierbar, eine rote Besenkammer, von
der Architektengruppe Tortenwerkstatt
als Fachwerkbau im Raum entwickelt, gibt
aufgeklappt noch einen Arbeitstisch frei.
Ein Prinzip des Umbaus ist die
Ausstattung mit Fundstücken vom
Flohmarkt, vom Sperrmüll und aus dem
Gebrauchtmöbelmarkt Ho & Ruck. Die
große Schiebetür zwischen vorderem
und hinterem Bereich stammt aus einem
Hotel, die Fenster sind von einem Wohn-
hausumbau übrig geblieben und wurden
wie Mondrian-Gemälde auf die richtige
Größe zusammengebastelt, die Lampen
beleuchteten früher MPreis-Märkte. Ein
Gutteil der Möbel wurde aus dem Ho
LückenschließerSeit langem fehlen in Innsbruck Räume für künstlerische Experimente, für Austausch, für die Entwick-lung von Ideen. Ein neuer Kulturort macht seit kurzem Platz für vieles, das im Innsbrucker Kulturbetrieb bisher nur sehr eingeschränkt möglich war: die Bäckerei in der ehemaligen Großbäckerei Therese Mölk.
VON ES THER PIRCHNER
Unperfekt. Die Bäckerei will o� en sein für Dinge, die sich
entwickeln können.
47
& Ruck herangescha� t und kann in der
Bäckerei auch erworben werden.
Freiraum. Im Gegensatz zur Einrichtung
und guten technischen Ausrüstung wurde
aber dort an Material und Arbeit gespart, wo
ein besonderer Aufwand nicht unbedingt
notwendig war: Die Wände sehen aus wie
bei der Übernahme, es gibt gefl ieste und
rauchgeschwärzte Bereiche, Flächen mit
und ohne Farbe. Das Unperfekte hat hier sei-
nen guten Grund: Der Raum passt dazu, dass
hier künstlerische Experimente möglich sein
sollen, dass alles im Werden sein soll und
Veränderungen erwünscht sind. „Wenn man
hereinkommt, hat man nicht das Gefühl,
perfekt sein zu müssen“, sagt Christina Mölk,
und umreißt damit ein zentrales Anliegen der
Bäckerei, die O� enheit gegenüber Dingen,
die sich entwickeln können.
Das Prinzip der Gleichzeitigkeit. Wer hier Projekte verwirklichen möchte,
sollte zwar eine Vorstellung von der Um-
setzung seiner Ideen haben, die eigent-
liche Arbeit sollte aber im Austausch mit
anderen durchgeführt werden. Die Über-
schneidung von Veranstaltungen, Vorträ-
gen und sonstigen Kulturereignissen, die
in der Bäckerei stattfi nden, ist beabsich-
tigt. Im Oktober war beispielsweise die
INDUSTRIERÄUME, LAGER UND WERKSTÄTTEN mit anderer Nutzung andernorts• Landschaftspark Duisburg: Veranstaltungsräu-
me, Tauchbecken, Kletterwände im StahlwerkZeche Zollverein in Essen: Ruhrmuseum, De-signmuseum, Veranstaltungen in Schacht-anlagen und der Kokerei. Beide sind neben Industriehallen in Bochum und Gladbeck Austragungsorte des Festivals Ruhrtriennale.
• Bullerei Hamburg: Tim Mälzers Restaurant in einer Viehhalle des Hamburger Schlachthofs
• Ex Alumix Bozen: Ausstellungen, Clubbings u. a. im Aluminiumwerk
RÄUMLICHKEITEN IN DER BÄCKEREI• Veranstaltungsraum Café: Kommunikations-
ort und Schnittstelle, 100 m2
• Seminarraum: Raum für temporäre künstlerische Arbeit und diskursive Veranstaltungen, 42 m2
• O� space: Raum für Ausstellungen, Installati-onen, Theater, Performances usw., 370 m2
• Büros: Die beiden Büros werden von den Be-treibern der Bäckerei und den TKI genützt.
KONTAKTDie Bäckerei – KulturbackstubeDreiheiligenstraße 21a, 6020 InnsbruckTel. 0680/2472260, kultur@diebaeckerei.atwww.diebaeckerei.at
belgische Designer- und Grafi kergruppe
„Butane“ im Seminarraum der Bäckerei zu
Gast und erarbeitete anhand von traditi-
onellen grafi schen Codes aus Tirol und
dem Elsass das Projekt „The New Stube“.
Interessierte konnten den Arbeiten jeder-
zeit zusehen und waren auch eingeladen
mitzuarbeiten. Gleichzeitig bespielte das
Künstlerkollektiv Laserkatz Artspace den
O� space mit einer Ausstellung von Fotos,
Malereien und Installationen; an einem
Nachmittag nutzte die Bikerei, eine o� ene
Radwerkstatt, das Café für Radreparatu-
ren mit professioneller Unterstützung; an
einem Tag richteten die Tiroler Kulturini-
tiativen (TKI) die Jurysitzung zu TKI open
dort aus.
Vernetzte Kultur. Es versteht sich von
selbst, dass bei so vielen Aktivitäten zur
selben Zeit Querverbindungen entstehen.
Der Netzwerkgedanke, den die Betreiber
der Bäckerei als ein zentrales Ziel formu-
liert haben, entwickelt sich fast von selbst.
Ab dem nächsten Jahr, wenn die Organi-
sation der Bäckerei etwas mehr Routine
geworden ist, wollen Christina Mölk, Klaus
Schennach und Christoph Grud auch
selbst Projekte in den Räumlichkeiten
initiieren, beispielsweise städteplanerisch
relevante Kunstkonzepte von außerhalb
nach Innsbruck einladen und sie im Rah-
men von künstlerischen Workspaces hier
weiterentwickeln. Dem regen Interesse
nach zu schließen, das die Bäckerei schon
bisher bei Kulturscha� enden und Besu-
chern aus ganz unterschiedlichen Sparten
und Gruppen geweckt hat, werden auch
diese Projekte zum lebendigen kulturellen
Austausch in Innsbruck beitragen. ×
„Die Grundidee ist, möglichst o� en zu sein, einen niederschwelligen Zugang zu scha� en, eine Experimentierfl äche zu haben und trotzdem einen gewissen Anspruch erfüllen zu können.“KLAUS SCHENNACH
„Es sollte ein Raum sein, der leistbar ist, in den man eingreifen kann, wo man sich ausspinnen kann.“CHRISTINA MÖLK
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Planänderung. Ursprünglich hatte Christina Mölk nur an ein Büro gedacht, nun ist es mit Klaus Schennach doch ein
Kulturprojekt geworden.
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BUCHTOURISMUS–�ab 525,- Euro
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49 SAISON
KOMMENTARE
Wenn das Schneehuhn über die Piste spaziert VON ALOIS SCHÖPF
Z’haus VON ERNS T MOLDEN
VON ALOIS SCHÖPF
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Heuer wurde sein Sing-spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.
A uch Österreichs Renommierzeitung „Der Stan-
dard“ widmete sich der Auseinandersetzung um
den Liftbau auf den Piz Val Gronda in Ischgl. Wie
ho nungslos verfahren die Debattenlage dabei ist,
zeigt paradigmatisch der Artikel vom 10. November 2010. So heißt
es in der Bildunterschrift zum herrlich verschneiten Bergpanora-
ma aus den Beständen des österreichischen Alpenvereins: „Die
Ischgler Touristiker wollen die einzigartige Flora und Fauna des
Piz Val Gronda zwei weiteren Pistenkilometern opfern.“
Wie aus dem folgenden Text hervor geht, liegt das geopferte
Gebiet in einer Höhe von 2000 bis 2800 Metern. Dort wachsen
bekanntlich außer Gräsern und Rispen nur noch ein paar Blumerln,
von denen wohl niemand im Ernst behauptet, dass sie, selbst wenn
sie nur an dieser Stelle wüchsen, durch einen Lift, der bekanntlich
in der Luft schwebt, und durch Skifahrer, die nur im Winter fah-
ren, in ihrer Existenz gefährdet wären. Endgültig abstrus wird die
Argumentation, wenn das Thema auf das europaweit geschützte
Schneehuhn kommt, dessen Sichtung noch vor Monaten als Fak-
tum, inzwischen nur noch als Gerücht gehandelt wird. Denn selbst
wenn es das Schneehuhn gäbe und es nur dort existierte, wo die
E s gibt ja einige Sänger und Dichter unter meinen
Bekannten, die man dem fahrenden Volk zurechnen
muss. Die also am glücklichsten sind, wenn sie un-
terwegs sind, in Europa, in Übersee, konzertierend,
vorlesend, schreibend, komponierend, und dabei unablässig von
der vorbeiziehenden Fremde inspiriert.
Bis vor zehn, fünfzehn Jahren war ich eh auch so einer – ein
Jahr am Balkan, viele Monate in Mittelamerika und Nordafrika, ein
durchwegs glücklicher Reisender. Aber nachdem meine Liebste und
ich unsere drei Kinder gekriegt hatten,
ließ die Reiserei nach, wurden die Ra-
dien kleiner, ging das lange Fortsein
immer mehr in ein viel kürzeres
Ferienmachen über. Prinzi-
piell sind wir jetzt überwiegend z‘haus, wie man in
Wien sagt, also daheim. Das hat mit den verschärften
Bedingungen der Reiserei mit Kindern zu tun, sicher,
aber da ist auch noch was anderes, viel Banaleres: Wir
sind gern z‘haus.
Ich schätze meine Stadt so hoch, dass ich
ihr bis weit ins Fade hinein treu bleibe. Ja, ein Meer geht
uns hier ab. Aber das geben wir uns einmal im Jahr drei
Wochen lang, es ist ein europäisches Meer. Und sonst?
Nicht einmal mehr das Touren mit der Band, wofür
ich früher Geld bezahlt hätte, so gern tat
ich‘s, ist mir noch sonderlich wichtig.
Am liebsten trete ich hier in Wien auf.
bösen Ischgler ihren Lift hinbauen wollen, bleibt die Frage,
ob es dadurch dem Untergang geweiht wäre. Vielleicht
träte sogar das Gegenteil ein und das arme Tierlein könnte
durch die Mannerschnitten der Touristen den Winter
besser überleben als bisher.
Allerdings übertreiben nicht nur die Na-
turschützer, wenn sie sich wie Pfauen als die
Erretter der Welt aufspielen. Auch die Ischgler
Unternehmerschaft, die durchaus anfällig
für den Ehrgeiz ist, nicht nur dem
Nachbarn zu beweisen, wer das
größere Hotel hat, sondern der ganzen Welt,
wer das Skigeschäft am besten versteht, ist kaum dazu
befähigt, die Vernunft im Ausgleich zwischen Natur und
Wirtschaft obsiegen zu lassen. Denn weshalb zu den be-
reits bestehenden 235 Liftkilometern auch noch die zwei auf den Piz
Val Gronda wirklich notwendig sind, dürfte so schwer auszumachen
sein wie das Schneehuhn, wenn es über die Piste spaziert.
In immer mehr Fällen sind die Bastionen jener, die die Welt
durch den Schutz einer technologiefeindlichen Idylle retten wol-
len, mit jenen, die meinen, dass es so weiter gehen müsse wie bis-
her, absolut unvereinbar: eine nicht nur hierzulande frustrierende
Situation, aus der, vom jeweils konkreten Problem abgesehen,
dringend ein methodischer Ausweg gefunden werden muss. ×
Die Stadt hat viele Vorteile. Der schlagende für mich ist
ihre Verwachsenheit mit der umliegenden Natur, die so tief und
ungehindert ins Stadtfl eisch eindringen darf, in den Ausläufern
des Wienerwaldes etwa und in den Dschungeln der Lobau. Die
Kinder und wir nehmen eine knappe halbe Stunde irgendwelche
Ö¦ s und sind in der Wildnis.
Ich glaube, es waren eher glückliche Zufälle als prophe-
tische Adern, die die Wiener Grüngürtel rechtzeitig, also vor oft
weit mehr als einem Jahrhundert, geschützt haben. Der Kaiser
Josef II., der das Habsburgische Jagdrevier im Prater als unan-
tastbares Grünjuwel seinem Volk geschenkt hat, oder der beliebte
Bürgermeister Karl Lueger, der zwar in mehrfacher Hinsicht ein
Ungustl war, aber immerhin den Wienerwald unter Schutz stellen
ließ. Erst heute, wenn Wien auf mehreren Listen als die lebens-
qualitativste Stadt der Welt gilt, lässt sich die Bedeutung solcher
Entscheidungen bewerten.
Und an die neue rot-grüne Stadtregierung, der durchaus
meine Sympathien gehören, richtet sich eine höchstpersönliche
Wunschliste meinerseits. Ganz oben steht: Keinerlei Privatisie-
rung des ö entlichen Wiener Grüns. Und kein Tunnel unter der
Lobau. Noch mal auf Wienerisch: Glaubts ma’s, wäu i’s waass. ×
„Endgültig abstrus wird die Argumentation, wenn das Thema auf das europaweit geschützte Schneehuhn kommt, dessen Sichtung noch vor Monaten als Faktum, inzwischen nur noch als Gerücht gehandelt wird.“
„Ich glaube, es waren eher glückliche Zufälle als prophetische Adern, die die Wiener Grüngürtel rechtzeitig, also vor oft weit mehr
als einem Jahrhundert, geschützt haben.“dien kleiner, ging das lange Fortsein
immer mehr in ein viel kürzeres
Ferienmachen über. Prinzi-
piell sind wir jetzt überwiegend z‘haus, wie man in
Wien sagt, also daheim. Das hat mit den verschärften
Bedingungen der Reiserei mit Kindern zu tun, sicher,
aber da ist auch noch was anderes, viel Banaleres: Wir
sind gern z‘haus.
Ich schätze meine Stadt so hoch, dass ich
ihr bis weit ins Fade hinein treu bleibe. Ja, ein Meer geht
uns hier ab. Aber das geben wir uns einmal im Jahr drei
Wochen lang, es ist ein europäisches Meer. Und sonst?
Nicht einmal mehr das Touren mit der Band, wofür
ich früher Geld bezahlt hätte, so gern tat
ich‘s, ist mir noch sonderlich wichtig.
Am liebsten trete ich hier in Wien auf.
50 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Toskana, Sylt, British Columbia
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Fleiß und Ideen, längerfristiges Denken, O� enheit = über den
Zaun denken, Herzblut!
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Ignoranz und Sturheit, kurzfristiges Denken, Überheblichkeit
DREI WORTE ZU BODE MILLER: Freigeist, Lifestyle, unglaubliches Bewegungstalent, super Sportler
EINE BEEINDRUCKENDE SEILBAHN (AUSSERHALB DES ÖTZTALS): Valuga, St. Anton
DIE BILANZ NACH EINEM HALBEN JAHR AREA 47: In den meisten Bereichen zufrieden. Die Eventlocation
braucht noch etwas Zeit.
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Komfort, Modernität, Tradition, Wurzeln, Fleiß und Ausdauer
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Kleinteiligheit, Kleinkariertheit, Preis-Leistungs-Verhältnis
MUSS EINE SEILBAHN HEUTE TOLL AUSSEHEN? Ist ein Wettbewerbsvorteil.
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Big3, eine kaufmännische Verhandlung
LETZTER URLAUB: Sylt und Berlin
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DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Viel Geld verdienen, um die notwendigen Investitionen zu fi nanzieren.
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Jack Falkner
Jack Falkner ist Geschäfts führer der Bergbahnen Sölden und Aufsichtsratsvorsitzender von Ötztal Tourismus.
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„Mein Traum wäre eine olympische Medaille 2012 auf meiner Heimbahn!“
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TEIL SEIN IST ALLES. Nina Prock, Tochter von Rodellegende Markus Prock, ist ein großes Nachwuchstalent im österreichischen Rodelsport. Schon heute trainiert sie hart, um bei den 1. Olympischen Jugend-Winterspielen 2012 vor heimischem Publikum eine Medaille zu holen. Mit ihrem Ehrgeiz und ihrem Einsatz trägt sie einen wichtigen Teil zum Gelingen der Veranstaltung bei.
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